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ID1105302200

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    Plenarprotokoll 11/53 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 53. Sitzung Bonn, Freitag, den 15. Januar 1988 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 3709 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Aktuelle Stunde betr. Erhöhung der Neuverschuldung im Bundeshaushalt 1988 — Realistische Darstellung der Lage der Bundesfinanzen Wieczorek (Duisburg) SPD 3709 B Dr. Dregger CDU/CSU 3710B Frau Vennegerts GRÜNE 3711B, 3716 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 3712B Dr. Spöri SPD 3713 B Spilker CDU/CSU 3714 B Gattermann FDP 3715 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3716D Dr. Apel SPD 3718D Carstens (Emstek) CDU/CSU 3719C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 3720 C Esters SPD 3722 A Dr. Rose CDU/CSU 3722 D Schulhoff CDU/CSU 3723 D Zusatztagesordnungspunkt 7: Aussprache über die Vorfälle bei der Firma Nukem Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 3725 A Dr. Wallmann, Ministerpräsident des Landes Hessen 3726 D Dr. Hauff SPD 3729 D Baum FDP 3731B Schily GRÜNE 3733 B Dr. Laufs CDU/CSU 3735 B Tagesordnungspunkt 23: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Arbeitszeitgesetzes (Drucksache 11/360) b) Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Arbeitszeitgesetzes (Drucksache 11/1188) c) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Arbeitszeitgesetzes (Drucksache 11/1617) Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3736 D Dreßler SPD 3739 A Louven CDU/CSU 3741 D Hoss GRÜNE 3744 B Heinrich FDP 3746 B Schreiner SPD 3748 A Müller (Wesseling) CDU/CSU 3750 B Frau Steinhauer SPD 3751 C Tagesordnungspunkt 24: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Schnellbahnverbindung Köln—Paris (Drucksache 11/387 [neu]) Weiss (München) GRÜNE 3752 C Bauer CDU/CSU 3753 B Haar SPD 3754 A Kohn FDP 3754 D Nächste Sitzung 3755 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3756* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 3756* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Januar 1988 3709 53. Sitzung Bonn, den 15. Januar 1988 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein ** 15. 1. Dr. Ahrens * 15. 1. Frau Beck-Oberdorf 15. 1. Frau Brahmst-Rock 15. 1. Dr. von Bülow 15. 1. Buschfort 15. 1. Carstensen (Nordstrand) 15. 1. Cronenberg (Arnsberg) 15. 1. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 1. Egert 15. 1. Dr. Ehrenberg 15. 1. Frau Eid 15. 1. Engelsberger 15. 1. Eylmann 15. 1. Dr. Geißler 15. 1. Gerstein 15. 1. Grünbeck 15. 1. Grüner 15. 1. Grunenberg 15. 1. Dr. Haussmann 15. 1. Freiherr Heereman v. Zuydtwyck 15. 1. Frau Dr. Hellwig 15. 1. Frau Hoffmann (Soltau) 15. 1. Dr. Hüsch 15. 1. Ibrügger 15. 1. Dr. Köhler (Wolfsburg) 15. 1. Kreuzeder 15. 1. Dr. Kunz (Weiden) 15. 1. Lenzer * 15. 1. Lowack 15. 1. Dr. Mahlo 15. 1. Menzel 15. 1. Meyer 15. 1. Nelle 15. 1. Frau Pack * 15. 1. Petersen 15. 1. Reuschenbach 15. 1. Roth 15. 1. Frau Rust 15. 1. Schartz (Trier) 15. 1. Dr. Scheer * 15. 1. Frau Schilling 15. 1. Frau Schmidt-Bott 15. 1. Schmitz (Baesweiler) 15. 1. von Schmude 15. 1. Schröer (Mülheim) 15. 1. Schulze (Berlin) 15. 1. Stahl (Kempen) 15. 1. Stobbe 15. 1. Dr. Vondran 15. 1. Dr. Warnke 15. 1. Frau Dr. Wisniewski 15. 1. Wissmann 15. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 18. Dezember 1987 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1988 (Haushaltsgesetz 1988) Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern Gesetz zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Ladenschluß Gesetz zur finanziellen Sicherung der Künstlersozialversicherung Gesetz zur Verlängerung der Amtszeit der Jugendvertretungen in den Betrieben Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz - BArchG) Gesetz über die zentrale Archivierung von Unterlagen aus dem Bereich des Kriegsfolgenrechts Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Benzinbleigesetzes Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1988 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1988) Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 2. Oktober 1986 zum Abkommen vom 7. Januar 1976 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika über Soziale Sicherheit und zu der Zusatzvereinbarung vom 2. Oktober 1986 zur Vereinbarung vom 21. Juni 1978 zur Durchführung des Abkommens Gesetz zu dem Abkommen vom 14. November 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada über Soziale Sicherheit und der Vereinbarung zur Durchführung des Abkommens sowie zu der Vereinbarung vom 14. Mai 1987 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Quebec über Soziale Sicherheit und der Durchführungsvereinbarung hierzu Gesetz zu dem Abkommen vom 4. November 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über den Verzicht auf die Beglaubigung und über den Austausch von Personenstandsurkunden/Zivilstandsurkunden sowie über die Beschaffung von Ehefähigkeitszeugnissen Gesetz zu dem Abkommen vom 18. September 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Argentinien über die Wehrpflicht von Doppelstaatern Gesetz zu dem Abkommen vom 10. Oktober 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Dänemark über die Wehrpflicht deutsch-dänischer Doppelstaater Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/253 Nr. 1.2 Drucksache 11/561 Nr. 1.1, 1.2, 1.3 Drucksache 11/1107 Nr. 1.1 Drucksachen 11/552, 11/637 Finanzausschuß Drucksache 11/1107 Nr. 1.2 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/1107 Nr. 1.7 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Innenausschuß Drucksache 10/5362 Nr. 18 Drucksache 11/929 Nr. 2.1 Haushaltsausschuß Drucksache 11/1450 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/253 Nr. 2.4 Drucksache 11/561 Nr. 2.4 Drucksache 11/779 Nr. 2,21 Drucksache 11/1365 Nr. 3.1, 3.2 Drucksache 11/1450 Nr. 2.3, 2.4, 2.5, 2.6 Drucksache 11/1107 Nr. 2.2, 2.3, 2.4, 2.5, 2.6, 2.7 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/973 Nr. 2.7 bis 2.11 Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/1107 Nr. 2.10 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/883 Nr. 138
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe ge-



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    stern — wie immer etwa zum selben Zeitpunkt des Jahres — den Haushaltsabschluß des vergangenen Jahres 1987 vor der Bundespressekonferenz erläutert, und ich begrüße die Gelegenheit, auch einige Sätze heute hier vor dem Hohen Haus sagen zu können.
    Dieser Haushaltsabschluß zeigt, daß wir im fünften Jahr, seitdem diese Koalition Verantwortung trägt, die Ausgaben unterhalb der vom Finanzplanungsrat festgelegten Linie von 3 % halten konnten. Es waren im vergangenen Jahr 2,9 %. Wir liegen damit erneut erheblich unter der Ausgabensteigerung der Bundesländer und auch der Gesamtheit der Kommunen, und wir haben mit einer geringen Abweichung von 500 Millionen DM das Haushaltssoll fast eingehalten.
    Diese Abweichung von 500 Millionen DM, meine Damen und Herren, kann man mit einem einzigen Gesetz erklären. Das von diesem Hohen Haus, wenn ich mich richtig erinnere, mit überparteilicher Mehrheit verabschiedete Gesetz zur Einführung des Erziehungsgeldes ist nicht, wie man vermutet hatte, von rund 80 % der Frauen, die Kinder bekamen, in Anspruch genommen worden, sondern von weit über 90 %, und daraus ergeben sich Mehrausgaben von fast 700 Millionen DM. Das ist familienpolitisch zu begrüßen, aber ergibt eben eine geringfügige Überschreitung. Alle anderen Mehrausgaben und Minderausgaben haben sich im letzten Jahr also saldiert, und insofern hat die Opposition mit ihrer Behauptung, wir würden die Ausgaben 1987 um Milliarden überschreiten, unrecht gehabt.

    (Dr. Apel [SPD]: Sie haben doch EG-Ausgaben verschoben, Herr Stoltenberg!)

    — Herr Kollege Apel, lassen Sie mich jetzt einmal zur Sache reden! Ich glaube, das ist gut und nach allem, was wir von Ihnen in den letzten Tagen gehört haben, auch dringend nötig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das heißt, unsere Probleme — darauf weise ich in dieser Debatte nicht zum erstenmal hin, sondern schon seit Jahren — liegen in der Tat auf der Einnahmeseite.

    (Dr. Spöri [SPD]: Zu hohe Wachstumsannahmen!)

    Ich schätze auch — mit der Marge an Unsicherheit, die im Januar immer für den Ablauf eines Haushalts vorhanden ist — , daß dies auch im Jahr 1988 so sein wird. Ich kann nur widersprechen, wenn hier global gesagt wird, daß im Januar der Haushalt Makulatur sei. Ich nehme an, obwohl es sicher einzelne Risiken gibt — ich habe immer wieder auf das Risiko hingewiesen, das wir aus Bürgschaften und Gewährleistungen haben, die wir nicht kalkulieren können — , daß wir eine sehr gute Chance haben, wie in den vergangenen fünf Jahren auch in diesem Jahr den Kurs der sparsamen Ausgabenführung zu verwirklichen, deutlich unter 3 % und insofern in der Kontinuität der Politik zu bleiben, was nötig ist. Insofern widerspreche ich hier einer polemischen Feststellung, der Haushalt sei Makulatur.
    Die in den Haushaltsberatungen angesprochenen, aber in zwei entscheidenden Punkten nicht quantifizierbaren Risiken auf der Einnahmenseite haben zu der Verschlechterung geführt, über die wir heute diskutieren. Das muß, glaube ich, in einer ernsthaften Diskussion auseinandergehalten werden.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Ernsthaft?)

    Dieser Kurs sparsamer Ausgabengestaltung ist — das gilt auch für die Zukunft — die Voraussetzung dafür, daß wir die Linie, die Konzeption der Politik der Steuerentlastungen und Steuerreform fortsetzen können; denn zur Bilanz der letzten Jahre gehört auch, daß wir die Steuern — bereits seit 1985 — um fast 30 Milliarden DM, d. h. mit der Steuererleichterung, die jetzt zum 1. Januar in Kraft getreten ist, gesenkt haben,

    (Dr. Apel [SPD]: Aber für wen denn? — Vermögensteuer, Gewerbesteuer! Mehrwertsteuer?)

    — Herr Kollege Apel, das ist ja ein grundlegender Unterschied zwischen uns: Wir sind der Überzeugung, daß diese Politik der Steuersenkungen und Steuerreform gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten nicht nur der Angebotsseite unserer Wirtschaft, sondern auch der Nachfrageseite dient und daß sie von daher konjunkturpolitisch begründet ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Das Thema Einnahmeseite ist intensiv und offen diskutiert worden. Niemanden wird es überraschen, wenn ich Ihnen sage, daß ich der Koalition zu Beginn dieser Wahlperiode empfohlen habe — das ist in der Koalitionsvereinbarung vom Februar ja niedergelegt, d. h. der Öffentlichkeit bekannt und in der Öffentlichkeit auch diskutiert worden —,

    (Dr. Vogel [SPD]: Was sagt denn Herr Strauß dazu? Sagen Sie dem das einmal!)

    Konsequenzen für die Einnahmeseite zu ziehen. Dort steht eben der Satz, daß im Hinblick auf weitere Abführungen an die Europäische Gemeinschaft der Bund einen Ausgleich braucht. Und dort steht der Satz: „Erforderlich ist dafür ein begrenzter Spielraum bei spezifischen Verbrauchsteuern." Insofern knüpft der Kabinettsbeschluß vom vergangenen Donnerstag in dem öffentlich diskutierten Punkt voll an die Vereinbarung der Koalitionsparteien und -fraktionen an.
    Er bleibt notwendig, auch wenn wir uns aus konjunkturpolitischen Gründen entschieden haben — das ist zu Recht gesagt worden — , diesen Beschluß nicht 1988, sondern zum 1. Januar 1989 zu verwirklichen.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Wir haben Massenarbeitslosigkeit!)

    Das ist notwendig, wenn wir den Kurs der Steuersenkungen und der Steuerreform absichern wollen. Wir wollen diesen Kurs verwirklichen.
    Ich bin den Kollegen dankbar, die die unsachlichen Attacken des Herrn Kollegen Vogel gegen mich zurückgewiesen haben. Ich kann allen, die daran interessiert sind, nur empfehlen — Herr Kollege Vogel, Sie wissen das ja; wir haben Ihnen die Texte zugeleitet —, die Protokolle des Deutschen Bundestages noch einmal nachzulesen. Ich habe in der ersten Lesung des



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Haushalts am 9. September 1987 das Thema EG und die daraus erwachsenden Risiken klar und ausführlich angesprochen. Es ist nicht zu bestreiten: In jeder Debatte bis Ende November war das ein Thema. Ich habe dazu Stellung genommen und gesagt, daß wir den erkennbaren zusätzlichen Bedarf in diesem Jahr noch nicht quantifizieren können, daß wir aber handeln werden, wenn er vereinbart oder wenn er genauer erkennbar ist.
    Ich habe auch in den Schlußberatungen des Haushaltes — in der zweiten und dritten Lesung — mehrfach gesagt — ich zitiere — , „daß wir Risiken durch die internationale Währungsentwicklung der letzten Wochen, die jüngsten Turbulenzen auf den Devisen- und Aktienmärkten auf der Einnahmenseite haben werden". Ich habe in der letzten Rede während der Haushaltsberatung im November gesagt:
    Auf welchem Niveau sich die Aktien- und Devisenmärkte letztlich einpendeln werden, darüber zerbrechen sich die Experten weltweit die Köpfe. Das können Sie ebensowenig vorhersagen wie den Dollarkurs zum Bilanzstichtag am 31. dieses Jahres, auf dem der Bundesbankgewinn beruht.

    (Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Eine präzise Formulierung!)

    Ich will Ihnen einmal sagen, daß eine Woche nach Abschluß der Beratungen im Haushaltsausschuß — hier haben wir ja über die Vorlage des Haushaltsausschusses diskutiert und entschieden — der Dollarkurs bei 1,7159 DM lag. Nach dem Stand vom 16. November 1987 hätten wir 400 Millionen DM Abschreibungsbedarf bei der Bundesbank gehabt. Jetzt sind es '7 Milliarden DM. Herr Vogel, wer das wie Sie ja immer schon alles im voraus wußte, der hätte Mitte November Anlageberater werden sollen. Das empfehle ich Ihnen hinsichtlich Ihrer weiteren beruflichen Überlegungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Das müssen ausgerechnet Sie sagen!)

    Der wäre ein reicher Mann geworden; vielleicht ist das noch Ihr Lebensziel.
    Ich sage Ihnen, daß niemand zum Zeitpunkt der Schlußberatung des Haushaltsausschusses — wo wir eine sehr vernünftige Debatte gehabt haben, aus der ich wegen der Vertraulichkeit leider nicht zitieren kann — , aber auch während der Schlußberatungen im Deutschen Bundestag in der letzten Novemberwoche erkennen konnte, wie hoch dieser Abschreibungsbedarf ist. Der Punkt ist angesprochen worden.

    (Widerspruch bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wenn wir auf Grund des erkennbaren Themas EG
    und des nicht erkennbaren Themas Abschreibungsbedarf von 7 Milliarden DM auf der Einnahmenseite

    (Dr. Vogel [SPD]: Die gesamten Bundesbankgewinne einzustellen, ist unsolide!)

    eine drastisch veränderte Lage haben, dann stellen wir uns dieser Diskussion. Aber ich empfehle Ihnen, diese Diskussion auch fair und sachlich zu führen.
    Meine Damen und Herren, wir brauchen eine Kombination jener Schritte, die im Kabinettsbeschluß beschrieben sind: konsequente Ausgabendisziplin, Abbau von Subventionen und in der Tat den Ausgleich für den Bund wegen der neuen Abführungen an die Europäische Gemeinschaft. Wir nehmen vorübergehend eine Neuverschuldung in Kauf, die höher ist, als jeder Finanzminister es sich wünschen kann. Wir folgen damit den dramatischen Appellen aus dem In-und Ausland, die Finanzpolitik stärker für die Konjunkturpolitik einzusetzen, auch Anträgen und Forderungen aus den Reihen der Sozialdemokratischen Partei.

    (Dr. Vogel [SPD]: Ach so! Ihr folgt uns?)

    Aber wir machen zugleich klar, daß das nur vorübergehend möglich ist, daß wir die Nettokreditaufnahme im nächsten Jahr deutlich zurückführen, weil wir auf die Dauer mit einem solchen Defizit nicht vernünftig leben können, nicht nur wegen der Zinsbelastungen, die daraus erwachsen, sondern wegen der negativen Zinserwartungen, die die konjunkturelle Entwicklung erschweren können.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Beseitigen Sie die Armut!)

    Dies ist eine Wanderung auf einem schmalen Grat; aber nicht durch Polemik und Widersprüche der Opposition, sondern nur durch eine sachbezogene Diskussion können wir den richtigen Kurs bestimmen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Apel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Beginnen wir mit der Frage: Wie war es nun wirklich? Herr Kollege Stoltenberg, ich habe Ihnen am 25. November bei der zweiten Lesung des Bundeshaushalts — das war vor knapp acht Wochen — genauestens vorgerechnet, wie es um die Bundesfinanzen bestellt ist. Sie haben daraufhin ausweislich des Protokolls festgestellt, dies sei eines der neuen Horrorgemälde des Herrn Apel.

    (Dr. Vogel [SPD]: So ist es!)

    Und heute behaupten Sie allen Ernstes, Sie hätten damals die Wahrheit gesagt.

    (Zustimmung bei der SPD — Zuruf von der SPD: Das war Verleumdung!)

    Sie haben sich dann, hochverehrter Herr Kollege Stoltenberg, am 18. Dezember im Bundesrat einen Haushalt mit einer Nettokreditaufnahme von 29,5 Milliarden DM beschließen lassen. Aber dort wurde Ihre Strategie dann sichtbar. Sie haben ausweislich des Protokolls gesagt, in vier bis sechs Monaten wisse man, wie es laufe. Da war klar, was geplant war: Sie wollten die Bürgerinnen und Bürger vor zwei wichtigen Landtagswahlen erneut täuschen. Sie wollten die Wahrheit schrittweise, stückchenweise herauslassen, in diesem Fall zur Mitte des Jahres. Nur, Ihre eigenen Fraktionskollegen, der Herr Carstens (Emsteck) und andere — augenscheinlich vorge-



    Dr. Apel
    schickt von Dritten — , haben Ihnen dann diese Tour vermasselt.

    (Zuruf von der SPD: Er war beauftragt! — Weitere Zurufe von der SPD — Widerspruch von der CDU/CSU)

    Sie mußten dann Anfang Januar hier auftreten und die Wahrheit sagen. Da kann ich nur sagen: Diejenigen — auch mein Fraktionsvorsitzender — , die sich über diese Art von perfider Strategie empört zeigen, haben recht, wenn sie sagen, das Parlament sei getäuscht worden.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber auch jetzt gibt es die Wahrheit nur auf Raten. Da sagen Sie, die Sozialdemokraten hätten Ihnen in diesen Tagen alles Mögliche vorgerechnet. Dann nehmen Sie doch einmal Stellung zu diesen Zahlen,

    (Dr. Spöri [SPD]: Genau!)

    zu diesen konservativen Rechnungen — die wir hier angestellt haben — , die keine Horrorzahlen sind. Dann nehmen Sie doch einmal Stellung und sagen Sie, wie es wirklich ist!

    (Dr. Spöri [SPD]: Der kann doch gar nicht!)

    Sagen Sie zumindest eines — wie Ihnen ja auch der Kollege Rose aus der eigenen Fraktion bereits gesagt hat — : daß 40 Milliarden DM schon wieder die Unwahrheit sind. 43 Milliarden DM hat der Herr Rose prognostiziert, und er hat doch recht.

    (Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Rose kommt gleich noch!)

    Der Bundesfinanzminister sagt auf der einen Seite, es gebe eine rückläufige ökonomische Entwicklung, auf der anderen Seite ist er nicht bereit, die Steuerausfälle dagegenzurechnen.
    Meine Damen und Herren, wir können uns diese Art von Finanzpolitik nicht leisten. Dieses Land braucht angesichts der prekären konjunkturellen Situation endlich klare wirtschafts- und finanzpolitische Vorgaben. Das Hickhack in der Steuerpolitik und die anhaltende Mogelei in der Bonner Haushaltspolitik müssen beendet werden.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Vennegerts [GRÜNE])

    Meine Damen und Herren, diese Koalition und auch der Bundesminister der Finanzen müssen ja wirklich von allen guten Geistern verlassen sein, wenn sie in dieser wackeligen Konjunkturlage auch noch von Verbrauchsteuererhöhungen reden, sie beschließen und hier erneut von Herrn Bundesfinanzminister Stoltenberg auch noch begründen lassen. Sie sagen, Herr Dregger, das Defizit sei Ihr internationaler Beitrag. Mit Konjunkturpolitik hat das nichts zu tun. Aber vielleicht haben der Herr Bundesfinanzminister und auch Herr Dregger gelesen, was der amerikanische Botschafter Burt Ihnen dazu gesagt hat. Er hat Ihnen gesagt, daß diese Verbrauchsteuererhöhungen Gift sind; und sie sind Gift.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Er ist der richtige Schuldenberater!)

    Eines will ich allerdings hinzufügen: Der amerikanische Botschafter ist nicht der Protektor und der Gouverneur des 51. amerikanischen Staates. Er möge sich gefälligst aus den innerdeutschen Debatten heraushalten.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Wir fordern Sie auf, die geplanten Verbrauchsteuererhöhungen zurückzunehmen, das Steuerpaket auf eine machbare Größenordnung zu reduzieren, es auf kleine und mittlere Einkommen zu konzentrieren und endlich eine Beschäftigungs- und Investitionsoffensive zu starten, sonst werden wir alle dank Ihrer Politik in einer Rezession enden. Die kann niemand wollen. Im Gegensatz zu Ihnen gibt es bei uns keine Sonthofener Strategie. Deswegen bieten wir Ihnen Zusammenarbeit an.
    Danke schön.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD)