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ID1105116400

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    Plenarprotokoll 11/51 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 51. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Brandt und Gerstein . . . . 3597 C Erweiterung der Tagesordnung . 3597C, 3618 A Nachträgliche Überweisung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN — Bewerbung der Bundesrepublik Deutschland für das Europäische Markenamt mit Standort MünchenHaidhausen — Drucksache 11/1011 — an den Auswärtigen Ausschuß 3597 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Die Behandlung schwach- und mittelaktiver Abfallstoffe aus Kernkraftwerken im Zusammenhang mit den Ereignissen um die Firma Transnuklear GmbH in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (Drucksache 11/1566 [neu]) Dr. Töpfer BMU 3598A, 3615D Dr. Hauff SPD 3601 C Dr. Laufs CDU/CSU 3603 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 3606 B Seiters CDU/CSU (zur GO) 3606 D Becker (Nienberge) SPD (zur GO) . . . 3607 A Frau Wollny GRÜNE 3607 B Baum FDP 3609 A Reuter SPD 3611A Fellner CDU/CSU 3612 B Schäfer (Offenburg) SPD 3613 C Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 3617B Namentliche Abstimmung 3618A Ergebnis 3618B Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksachen 11/1619 vom 8. Januar 1988 und 11/1627 vom 12. Januar 1988 — Einstellung des Ermittlungsverfahrens der OFD Kiel gegen die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und das Ingenieurkontor Lübeck wegen des illegalen Exports von U-Boot-Blaupausen nach Südafrika; Einflußnahme des Bundesministers Dr. Stoltenberg auf diese Entscheidung DringlAnfr 1, 2 12.01.88 Drs 11/1627 Frau Eid GRÜNE Antw PStSekr Dr. Voss BMF 3581 B ZusFr Frau Eid GRÜNE 3581B, 3583 D ZusFr Bohl CDU/CSU 3581D, 3585 C ZusFr Frau Beer GRÜNE . . . 3582A, 3585 D ZusFr Eigen CDU/CSU 3582 B ZusFr Frau Hensel GRÜNE . . . 3582C, 3584 D ZusFr Volmer GRÜNE 3582D, 3585 B ZusFr Sellin GRÜNE 3582D, 3585 C ZusFr Dr. Struck SPD 3583A, 3584 C ZusFr Gansel SPD 3583B, 3585 A ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3583C, 3586 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . . 3583D, 3586 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 Wettbewerbsverzerrungen für die deutschen Kalb- und Schweinefleischerzeuger durch die Subventionen in Frankreich MdlAnfr 1, 2 08.01.88 Drs 11/1619 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 3586, 3587 B ZusFr Eigen CDU/CSU 3587 A, 3587 C Unterbindung des „Verkaufs" von Frauen, insbesondere aus Asien, durch Vermittlungsagenturen MdlAnfr 3, 4 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Dr. Dobberthien SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 3588A, 3588 D ZusFr Frau Dr. Dobberthien SPD 3588B, 3589 A ZusFr Börnsen (Ritterhude) SPD 3588 C Widerspruch gegen den Wegfall der Zonenrandrichtlinien bei der Koordinierung der EG-Richtlinie über die Vergabe öffentlicher Aufträge MdlAnfr 10, 11 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 3589 D ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 3590 A Verquickung von Staats- und Familieninteressen bei der Reise des Bundeswirtschaftsministers nach Ägypten MdlAnfr 12 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 3590 D ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 3591 A Ermächtigung der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Kiel zur Verfolgung von Straftätern im Zusammenhang mit dem Verkauf von U-Boot-Konstruktionsunterlagen an Südafrika MdlAnfr 14, 15 08.01.88 Drs 11/1619 Gansel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 3591D, 3592 A ZusFr Gansel SPD 3591D, 3592 B ZusFr Bohl CDU/CSU 3592 A Schadenersatzregelung bei Beschädigung von Gebäuden durch Tiefflüge von Militärmaschinen MdlAnfr 13 08.01.88 Drs 11/1619 Börnsen (Ritterhude) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 3592 C ZusFr Börnsen (Ritterhude) SPD 3592 D Mindestflughöhe für Militärmaschinen über Naturparks MdlAnfr 17 08.01.88 Drs 11/1619 Müller (Pleisweiler) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 3593 B ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 3593 C ZusFr Büchner (Speyer) SPD 3593 D Beseitigung der Unpünktlichkeiten im Intercity-Verkehr und der Überbelastung des Zugpersonals MdlAnfr 18, 19 08.01.88 Drs 11/1619 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 3594B, 3594 C ZusFr Toetemeyer SPD 3594 B, 3594 D Aufgaben, Organisationsform und Standort der Nationalen Agentur im Rahmen der Weltraumaktivitäten MdlAnfr 25, 26 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Ganseforth SPD Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . 3595B, 3595 D ZusFr Frau Ganseforth SPD . . . 3595C, 3596A Bau einer Magnetschwebebahn zwischen Essen und Mannheim MdlAnfr 27, 28 08.01.88 Drs 11/1619 Urbaniak SPD Antw PStSekr Dr. Probst BMFT 3596 B ZusFr Urbaniak SPD 3596 C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . . 3597 B Nächste Sitzung 3619D Berichtigungen 3620 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3621* A Anlage 2 Schreiben des Abg. Dr. Jens (SPD) vom 10. 12. 1987 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages 3621* B Anlage 3 Unterstützung einer friedlichen Entwicklung in Angola durch Rückzug der ausländischen Truppen und Wiederbelebung des AlvorAbkommens MdlAnfr 7 08.01.88 Drs 11/1619 Lowack CDU/CSU SchrAntw StMin Schäfer AA 3621* C Anlage 4 Verhinderung der Einsparung von Arbeitsplätzen für deutsche Zivilbeschäftigte bei den US-Streitkräften, z. B. durch Abbau von Überstunden und Nachtarbeit MdlAnfr 8 08.01.88 Drs 11/1619 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 3621* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 III Anlage 5 Veränderung der Wirtschaftsdaten seit der Haushaltsverabschiedung im Dezember 1987 MdlAnfr 9 08.01.88 Drs 11/1619 Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 3622* A Anlage 6 Benachteiligung der Ferienfluggesellschaften bei der Vergabe von Start- und Landezeiten im Luftverkehr MdlAnfr 16 08.01.88 Drs 11/1619 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 3622* B Anlage 7 Konsequenzen aus der Battelle-Studie „Schwachstellen der Risikoeinschätzung beim Transport radioaktiver Materialien" MdlAnfr 20 08.01.88 Drs 11/1619 Vahlberg SPD SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3622* C Anlage 8 Höchstwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln MdlAnfr 22, 23 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Wollny GRÜNE SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3622* D Anlage 9 Durchführung des Transports abgebrannter Brennelemente am 12./13. Januar 1988 von Kahl nach Lübeck nach Entzug der Transportgenehmigung für die Transnuklear MdlAnfr 24 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3623* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 3581 51. Sitzung Bonn, den 13. Januar 1988 Beginn: 13.01 Uhr
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    3620 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 Berichtigungen 47. Sitzung, Seite 3301 D: Im endgültigen Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Achten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern (Drucksachen 11/789, 11/1404, 11/1405) sind bei den abgegebenen Stimmen die Zahl 345 durch die Zahl 348 und bei den Nein-Stimmen die Zahl 124 durch die Zahl 127 zu ersetzen. Seite 3302 C: In der rechten Spalte der Nein-Stimmen ist vor dem Namen „Erler" der Name „Dr. Ehrenberg" einzufügen. Seite 3304 A: Im endgültigen Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 11/1425 sind bei den abgegebenen Stimmen die Zahl 360 durch die Zahl 362 und bei den Ja-Stimmen die Zahl 149 durch die Zahl 151 zu ersetzen. Ferner ist bei den Ja-Stimmen vor dem Namen „Dr. Emmerlich" der Name „Dr. Ehrenberg" einzufügen. (Siehe hierzu auch die Berichtigungen im Stenographischen Bericht über die 48. Sitzung Seite 3390) 48. Sitzung, Seite 3335 A, 9. Zeile: Statt „eine" ist „keine" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein ** 15.1. Dr. Ahrens * 15.1. Antretter * 13.1. Dr. Bötsch 13. 1. Büchner (Speyer) * 14. 1. Bühler (Bruchsal) * 13.1. Dr. Ehrenberg 15. 1. Dr. Feldmann * 13.1. Frau Fischer * 13. 1. Dr. Götz 14. 1. Grünbeck 15. 1. Grüner 15.1. Freiherr Heeremann v. Zuydtwyck 13. 1. Heimann 14. 1. Frau Dr. Hellwig 15. 1. Frau Hoffmann (Soltau) 15.1. Kastning 13.1. Kreuzeder 15.1. Lemmrich * 15.1. Dr. Mahlo 15.1. Menzel 15.1. Dr. Mertens (Bottrop) 13.1. Dr. Müller * 13.1. Nelle 15.1. Dr. Neuling 13. 1. Niegel * 14. 1. Petersen 15. 1. Reddemann * 14.1. Schmidt (München) * 13.1. Frau Schmidt-Bott 15.1. Seehofer 13.1. Dr. Soell * 13. 1. Stahl (Kempen) 15.1. Stiegler 14. 1. Stobbe 15. 1. Dr. Todenhöfer 13.1. Dr. Uelhoff 13.1. Frau Vennegerts 13.1. Dr. Vondran 15.1. Dr. Waigel 13.1. Zierer * 15.1. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Schreiben des Abg. Dr. Jens (SPD) vom 10. Dezember 1987 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages Betr.: Namentliche Abstimmung zu Tagesordnungspunkt 24 am 4. Dezember in der 47. Sitzung Sehr geehrter Herr Präsident, hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich irrtümlich in der Abstimmung am 4. Dezember 1987 zum Thema Anlagen zum Stenographischen Bericht „Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern" mit Ja gestimmt habe. Ich wollte - wie meine gesamte Fraktion - selbstverständlich die Finanzreform ablehnen. Ich bitte um Kenntnisnahme. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 11/1619 Frage 7): Ist die Bundesregierung bereit, eine friedliche Entwicklung in Angola dadurch zu unterstützen, daß sie auf dem Rückzug aller ausländischer Truppen und einer Wiederbelebung des AlvorAbkommens besteht, soweit es Verhandlungen zwischen der MPLA und der Unita betrifft? In Angola sind ausländische Truppen mit und ohne Einwilligung der dortigen Regierung stationiert. Südafrikanische Streitkräfte sind im Oktober 1987 unter Verletzung des Völkerrechts und bilateraler vertraglicher Abmachung in Angola einmarschiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in dem die Bundesrepublik Deutschland vertreten ist, hat mit Resolution 602 vom 25. November 1987 den unverzüglichen Rückzug aller südafrikanischen Soldaten von angolanischem Territorium gefordert. In gleicher Weise haben sich die Außenminister der Zwölf am 23. November 1987 mit einer Erklärung geäußert. Darüber hinaus ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Stabilität in der Region den Abzug raumfremder Streitkräfte voraussetzt. Aus dieser Erwägung und im Interesse einer baldigen Unabhängigkeit Namibias wünscht sie einen Erfolg der amerikanischangolanischen Gespräche und fördert sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Unbeschadet ihrer Grundüberzeugung, daß politische Konflikte nicht mit Waffengewalt sondern friedlich beigelegt werden müssen, sieht sich die Bundesregierung nicht in der Lage, Verhandlungen zu fordern, die die Beteiligung bestimmter politischer Gruppierungen an einer Regierung zum Ziel haben, mit der die Bundesregierung politische Beziehungen unterhält. Sie würde sich sonst dem Vorwurf einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates aussetzen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 8): Wie beurteilt die Bundesregierung nach Verabschiedung des US-Haushalts die Chancen, den beabsichtigten Abbau von Arbeitsplätzen für deutsche Zivilbeschäftigte bei den US-Streitkräften zu verhindern und statt dessen zum Beispiel Überstunden und Nachtarbeit abzubauen? 3622* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 Diese Chancen beurteilt die Bundesregierung als gering. Die US-Streitkräfte haben bereits im vergangenen Jahr in einigen Bereichen untersuchen lassen, inwieweit Personalkosten durch Überstunden, Nachtarbeit sowie durch Arbeitszeiten an Sonn- und Feiertagen entstehen. Dabei hat sich gezeigt, daß der Umfang dieser Arbeiten verhältnismäßig gering ist. Das Hauptquartier der US-Armee hat die örtlichen Kommandeure inzwischen angewiesen, Mehrarbeit sowie Nachtarbeit und Arbeit an Sonn- und Feiertagen nur in dem unbedingt erforderlichen Umfang anzuordnen. Die hierdurch möglichen Einsparungen dürften aber — auch im Hinblick auf den militärischen Auftrag der Streitkräfte — so gering sein, daß sie angesichts der jetzt nach dem Haushaltsgesetz bei den Personalmitteln festgelegten Einsparungen kaum ins Gewicht fallen werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 9): Welche der bei der Haushaltsverabschiedung im Dezember 1987 zugrunde gelegten Wirtschaftsdaten gelten nach den neuesten Erkenntnissen der Bundesregierung jetzt, also rund vier Wochen später, nicht mehr, und wie haben sie sich verändert? In den letzten Wochen des vergangenen Jahres haben sich für den Bundeshaushalt 1988 durch die kurzfristig eingetretene starke Abwertung der amerikanischen Währung Verschlechterungen auf der Einnahmeseite ergeben. Durch die notwendige Neubewertung der bei der Deutschen Bundesbank gehaltenen Dollarbestände tendiert die im Bundeshaushalt 1988 mit 6 Milliarden DM eingeplante Bundesbankablieferung gegen Null. Demgegenüber zeichnet sich aus heutiger Sicht auf der Ausgabenseite des Bundeshaushalts kein erhebliches Risiko ab. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 16): Trifft es zu, daß die zunehmenden Verspätungen im Luftverkehr den Reiseveranstaltern erhebliche Kosten verursachen, und was wird die Bundesregierung unternehmen, uni sicherzustellen, daß die Start- und Landezeiten auch an Ferienfluggesellschaften so vergeben werden, daß sie ihre vertraglichen Pflichten erfüllen können? Der Bundesregierung ist das Ausmaß der Kosten, die den deutschen Reiseveranstaltern durch Verspätungen im Luftverkehr entstanden sind, nicht bekannt. Auch in einer Besprechung im Bundesministerium für Verkehr am 17. Dezember 1987, in der Maßnahmen zur Beseitigung der Verspätungen an den Flughäfen Frankfurt und München mit allen Beteiligten erörtert wurden, hat der Deutsche Reisebüro-Verband e. V. keine Zahlen vorgetragen. Start- und Landezeiten werden vom Flugplankoordinator der Bundesrepublik Deutschland nach international abgestimmten Prioritätenregeln vergeben. Dabei werden Linien- und planmäßiger Charterflugverkehr grundsätzlich gleich behandelt. Die Luftverkehrsgesellschaften sind so in der Lage, ihre Planungen auf die zugeteilten Zeiten abzustellen und ggf. auch auf weniger belastete Flughäfen auszuweichen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Vahlberg (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 20) : Welche Konsequenzen hat die Bundesregierung aus der Battelle-Studie Nr. SR 58 von 1978 über „Schwachstellen der Risikoeinschätzung beim Transport radioaktiver Materialien" gezogen, die im Auftrag des Bundesministers des Innern erstellt wurde, und aus welchen Gründen wurde diese Studie nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Der Bundesminister des Innern hatte 1980 die Battelle-Studie ausgewählten Fachberatern zur Kommentierung überlassen. Nach Meinung der Fachleute enthält die oben genannte Studie eine Reihe von Fehlern und unzutreffenden Annahmen und ist daher für die fachliche Diskussion der Sicherheit der Transporte radioaktiver Stoffe ungeeignet. Aus diesem Grund hatte der BMI von einer Veröffentlichung der Studie Abstand genommen. Im Rahmen des Projektes „Sicherheitsstudien der Entsorgung (PSE)" wurden für die Verkehrsträger Schiene und Straße Sicherheitsanalysen für Transporte von radioaktiven Materialien erstellt und 1985 abschließend veröffentlicht, die auf dem heutigen Stand der Sicherheitstechnik basieren. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Fragen der Abgeordneten Frau Wollny (GRÜNE) (Drucksache 11/1619 Fragen 22 und 23): Welche Grenzwerte fur Radioaktivität gelten zur Zeit für Nahrungsmittel, fur Wildfleisch etc., welches in der Bundesrepublik Deutschland produziert und vermarktet wird? Gilt die Regelung der EG über radioaktive Grenzwerte vom Dezember 1987 nur für Produkte aus Drittländern, und hat die Verordnung vorn Oktober 1987 nach Strahlenschutzvorsorgegesetze über Höchstwerte von Radioaktivität in Lebensmitteln heute Gültigkeit, oder ist sie mit der Einigung der EG vom Dezember 1987 außer Kraft getreten? Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 3623* Zu Frage 22: Es gibt zur Zeit keine rechtsverbindliche Regelung für Strahlengrenzwerte für Nahrungsmittel, für Wildbret etc., die in der Bundesrepublik Deutschland produziert und vermarktet werden. Zu Frage 23: Die Verordnung (EWG) Nr. 3955/87 des Rates vom 22. Dezember 1987 über die Einfuhrbedingungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse mit Ursprung in Drittländern nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl gilt ab ihrem Inkrafttreten am 30. Dezember 1987 für zwei Jahre. Ihr Regelungsgehalt ist identisch mit der zum 31. Oktober 1987 ausgelaufenen EG-Ratsverordnung Nr. 1707/86. Dies bedeutet, daß landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Drittländern, die eine höhere Cäsium-Kontamination als 370 Bq/l bzw. kg bei Milch und Milchprodukten (wobei der Wert bei konzentrierten und Trockenerzeugnissen für das rekonstituierte Produkt zu ermitteln ist) bzw. als 600 Bq/kg bei sonstigen Erzeugnissen aufweisen, nicht in die EG importiert werden dürfen. Die Einhaltung des Verbots wird wie unter der Geltung der Ratsverordnung Nr. 1707/86 durch die Zollstellen und die zuständigen Überwachungsbehörden der Länder überwacht. Mit Inkrafttreten dieser EG-Verordnung am 30. Dezember 1987 ist die nationale Anschlußregelung vom 30. Oktober 1987 gemäß ihrem § 4 Abs. 2 außer Kraft getreten. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/1619 Frage 24): Wer ist, nachdem der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der Firma Transnuklear die Transportgenehmigung entzogen hat, mit dem für die Nacht vom 12. auf 13. Januar 1988 anstehenden Transport von abgebrannten Brennelementen von Kahl nach Lübeck — zur Verschiffung nach Oskarshamn — beauftragt worden, oder wurde der Transport jetzt abgesagt? Nach Auskunft der zuständigen Genehmigungsbehörde ist bisher keine andere Beförderungsgenehmigung für den Transport von Kahl nach Lübeck erteilt worden. Dementsprechend findet der beabsichtigte Transport nicht statt.
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    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die skandalösen Ereignisse um die Firma Transnuklear haben das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Verläßlichkeit, in die Zuverlässigkeit der Menschen erschüttert, die mit Kernenergie umgehen.

    (Schily [GRÜNE]: Das war schon vorher!)

    Finanzielle Manipulation in Millionenhöhe, Vorwürfe der Bestechung und der Bestechlichkeit selbst von Strahlenschutzbeauftragten in Kernkraftwerken sowie Mißachtung von Rechtsvorschriften sind sichtbar geworden.
    Es ist daher verständlich, daß viele Mitbürger immer drängender fragen, ob diese Erkenntnisse, die von Staatsanwaltschaft und Behörden durchaus unter aktiver Mithilfe von betroffenen Unternehmen der Kernenergie zutage gefördert wurden, nicht bloß die Spitze eines Eisberges darstellen. Sie fragen, ob bei aller Gewährleistung von Sicherheit in der Technik die Kernenergie nicht doch die Grenze ihrer Verantwortbarkeit in der Fehlerhaftigkeit des Menschen gefunden hat. Besondere Zuverlässigkeit, zu Recht als Anforderung an die mit Kernenergie beschäftigten Menschen im Atomgesetz gefordert, erweist sich in diesem Fall als brüchig, bei einer Technik, die verheerende Folgen haben kann, wenn sie nicht sicher beherrscht wird. Fraglich geworden ist wiederum die Fähigkeit des Menschen zur Verantwortung im Umgang mit unseren wachsenden Erkenntnissen über die Bausteine des Lebens, die sich im technologischen Fortschritt niederschlagen. Bestechlichkeit von Menschen ist geradezu die Konkretisierung der Besorgnis, die ethische und moralische Kraft der Menschen reiche nicht mehr aus, um die zuwachsenden technischen Möglichkeiten zu verantworten.
    Diese Besorgnisse und Befürchtungen, ja diese Ängste in der Bevölkerung nimmt die Bundesregierung außerordentlich ernst. Es muß daher tief geschnitten werden, wenn Vertrauen wiedergewonnen werden soll. Und dennoch: Gerade in Kenntnis dieser Besorgnisse in der Öffentlichkeit ist mit Sachverstand und Nüchternheit, also in rationaler Bewertung der Fakten und der daraus abzuleitenden Konsequenzen zu handeln. Dies hat die Bundesregierung in den letzten vier Wochen getan.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Natürlich war abzusehen, daß auch als Antwort auf die skandalösen Vorgänge um Transnuklear verstärkt die Forderung erhoben würde, die einzige angemessene und sachgerechte Antwort auf die neu erkannten — diesmal menschlichen — Risiken im Umgang mit dieser Energietechnik sei der Ausstieg. Die Bundesregierung hat demgegenüber stets die Auffassung vertreten und danach gehandelt, daß die Konsequenz aus erkannten Risiken technischen Fortschritts nicht der Ausstieg sein kann. Für eine Bewältigung der vor uns liegenden Probleme in unserem Lande und weltweit ist vielmehr die höhere Sicherheit bei der Nutzung der Technik die einzig vertretbare Konsequenz.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Das stimmt nicht!)

    Dies gilt auch dann, wenn — wie in diesem Fall —
    nicht Technik versagt hat, sondern der Mensch in seiner Unzulänglichkeit Ausgangspunkt des Skandals gewesen ist.
    Die Bundesrepublik Deutschland hat zudem diese Verpflichtung nicht nur für sich selbst zu tragen. Sie muß vielmehr auch einen entscheidenden Beitrag für die internationale Sicherheitspartnerschaft beim Umgang mit dieser Technik leisten.

    (Stratmann [GRÜNE]: Vor allem mit Belgien!)

    Um nicht mißverstanden zu werden: Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland haben natürlich auch ihren Beitrag zu leisten für das Einsparen von Energien und für die Entwicklung neuer Energietechniken. Nachhaltige Kraftanstrengungen zur Verbesserung des Sicherheitsstandards, aber auch der Vorkehrung gegen menschlichen Irrtum oder gegen bewußtes Fehlverhalten — aus welchen Gründen auch immer — waren und sind daher Maßstab für unsere Verantwortung bei der Nutzung der Kernenergie und sicherlich auch gegenüber anderen neuen und zu entwickelnden Technologien.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Abschalten!)

    Notwendig ist, den Menschen als Unsicherheitsfaktor bei der verantwortlichen Nutzung moderner Technologien zu akzeptieren. Wir können und wollen auch bei Kernenergie, aber auch bei Gentechnologie und anderen modernen Technologien den Menschen nicht das Grundrecht auf Irrtum absprechen, ebensowenig wie wir den moralisch neuen Menschen dafür unterstellen.
    Sichergestellt werden muß vielmehr durch Organisation und Kontrolle, daß der immer wieder fehlerhafte Mensch durch sein Handeln keine Gefahren für Mensch und Umwelt auslösen kann. Um es ganz konkret zu sagen: Menschliches Fehlverhalten — wie immer begründet — muß in der Redundanz und Diversität, muß also im Vier-Augen-Prinzip, in der staatlichen Kontrolle aufgefangen werden. Der Ruf nach dem Ausstieg allein — bezogen auf die Kernenergie — wird dieser grundsätzlichen Anforderung an das Verhältnis von Individuum, Staat und Gesellschaft im Umgang mit modernen Techniken nicht gerecht werden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sicherlich sind diese rationalen Überlegungen in einer zu Recht hochsensibilisierten Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem Bestechungsskandal um die Firma Transnuklear schwerer zu verdeutlichen als das Aufgreifen einer emotionalen Grundstimmung.
    Nach wie vor muß die Eigenverantwortung der in der Kernenergie Tätigen immer wieder eingefordert werden. Und so ist es ganz selbstverständlich, daß auch in diesem Zusammenhang vor Pauschalverurteilungen — so skandalös und schwierig sie auch sind — dringend zu warnen ist. Tausende und Abertausende arbeiten seit vielen Jahren mit hohem Verantwortungsbewußtsein und hoher fachlicher Qualität in der deutschen Kernenergie. Diese Menschen sind in der Vergangenheit durch die Vorgänge um Transnuklear in besonderer Weise betroffen; sie sind unberechtigt in einen Strudel genereller Verunglimpfungen, Ver-



    Bundesminister Dr. Töpfer
    dächtigungen und moralischer Fragwürdigkeit hineingezogen worden.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Mit Recht!)

    Die Bundesregierung stellt sich vor diese Mitarbeiter in der Kernenergie. Sie dankt ihnen für ihre verantwortungsbewußt erbrachte Leistung in der Vergangenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Unruh [GRÜNE]: Ablenkung!)

    Neues Vertrauen in der Bevölkerung ist nur durch entschlossenes, notfalls auch hartes Handeln wiederherzustellen. Aber, meine Damen und Herren, wer dies gegenüber denen, die gefehlt haben, mit aller Klarheit tut, ist auch verpflichtet, bei denen, bei denen das nicht der Fall ist, zu sagen: Wir stellen uns für sie auf die Barrikaden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Vertrauen wird nur erwartet werden können, wenn nichts verheimlicht und bagatellisiert, sondern wenn offen informiert und bewertet wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Information und schnelles, konsequentes Handeln waren und sind daher auch die Anforderungen an die Bewältigung des Transnuklear-Skandals.
    Für die Bundesregierung gab es nach der Erkenntnis, daß bei Transnuklear auch nuklearspezifische Verstöße vorgekommen sind, deswegen drei Handlungsaufgaben: erstens kurzfristige Ermittlung, ob mit diesen Vorgängen eine akute Gefährdung für Mensch und Umwelt verbunden ist, sowie Aufklärung und Information über Ablauf und Ausmaß der Vorgänge, zweitens direkte Konsequenzen für die Behandlung schwach- und mittelradioaktiver Abfallstoffe aus Kernkraftwerken und deren staatliche Kontrolle und drittens mögliche Konsequenzen für die Bewältigung der Entsorgungsaufgabe in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt.
    Die Bundesregierung hat auf allen drei Ebenen unmittelbar gehandelt.
    Zum ersten: Überprüfung möglicher Auswirkungen. Folgende Maßnahmen sind ergriffen worden:
    Erstens. Unmittelbar nach Bekanntwerden hat der Bundesumweltminister die Länder beauftragt, Außenmessungen in den Faßlagern und insbesondere bei den aus Belgien zurückgelieferten Fässern vorzunehmen. Alle betroffenen Bundesländer haben gemeldet, daß die Außenstrahlung im Rahmen der Genehmigungswerte verbleibt, so daß insofern eine Gefährdung von Mitarbeitern oder Umgebung ausscheidet. Das heißt nicht bagatellisieren, sondern nach Fakten informieren, meine Damen und Herren.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Lassen Sie die Fakten weg! — Gegenruf des Abg. Gerstein [CDU/ CSU]: Ja, das hättet ihr gerne! — Gegenruf der Abg. Frau Unruh [GRÜNE]: Auf diese Fakten können wir verzichten!)

    — Ich muß ganz ehrlich sagen, ich halte diese Aufgabe und das, was damit verbunden ist, wirklich für so
    ernst, daß man an dieser Stelle tatsächlich einmal den
    Ablauf einer Rede abwarten sollte, bevor man durch Zwischenrufe Meinungen und Wertungen abgibt.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Es lockert doch auf!)

    Ich verstehe dieses Haus auch darin, daß man dies durch Diskussionen in geordneter Form weiterführt. Ich bin dazu gerne bereit.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Ein bißchen Parlamentarismus! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Zweitens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar gehandelt und die bestehenden Beförderungsgenehmigungen der Firma Transnuklear suspendiert sowie die Vergabe neuer Genehmigungen untersagt.
    Drittens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, Transnuklear zu untersuchen, insbesondere bezüglich der Organisationsabläufe, der internen Kontrolle und der Buchführung. Als erste Aufgabe wurde dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen die Überprüfung der unternehmerischen Verflechtungen, insbesondere bezüglich der Tochtergesellschaft Nukleare Transportleistung, aufgetragen. Die Ergebnisse dieser Überprüfung sind meinem Ministerium vor zwei Tagen mitgeteilt worden. Sie ergeben keine Grundlage für die Entziehung der bestehenden Transporterlaubnis für NTL. Ich habe jedoch sichergestellt, daß Umgehungsgeschäfte von TN über NTL nicht vorgenommen werden können.

    (Baum [FDP]: Sehr gut!)

    Ich habe darüber hinaus sichergestellt, daß diese Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in unserem Auftrag diese Untersuchung auch auf die Firma NUKEM ausdehnt.

    (Zuruf von der SPD: Schon vernünftig!)

    Viertens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar Kontakt zur belgischen Regierung aufgenommen mit dem Ziel, die dort verfügbaren Informationen direkt in die Bewältigung dieses Vorgangs in Deutschland einzubeziehen. Eine belgisch-deutsche Expertengruppe arbeitet an dieser Aufgabe und wird den in Belgien bereits erstellten Zwischenbericht weiter konkretisieren.
    Fünftens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar in Wahrnehmung der Bundesaufsicht die Bundesländer auf politischer Ebene und auf Fachebene bei der Erarbeitung der notwendigen Maßnahmen herangezogen und deren Umsetzung veranlaßt.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich an dieser Stelle ein Wort zur Bundesaufsicht sagen. Diejenigen, die auch nur die vage Möglichkeit einer bundesaufsichtlichen Weisung etwa zu Kalkar als eine — ich zitiere — „Kriegserklärung an den Föderalismus" bewerten, sollten in diesem Falle nicht mit faszinierender Unbekümmertheit den Verzicht auf eine präventive Weisung bei schwach- und mittelradiokativen Abfallstoffen beklagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)




    Bundesminister Dr. Töpfer
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich auch das hinzufügen: Wenn die SPD einen Untersuchungsausschuß hier im Bundestag mit beantragt, so muß sie sich sicher fragen lassen, warum sie das gleiche Instrument im Bundesland Hessen ablehnt,

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und den GRÜNEN — Zurufe von der SPD)

    in dem Bundesland, das über Jahre hinweg verantwortliche Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für Transnuklear gewesen ist,

    (Beckmann [FDP]: Hört! Hört!)

    gerade auch in den Jahren, in denen diese Bestechungen und Manipulationen erfolgten.
    Sechstens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar über die Länder die in deutschen Zwischenlagern vorhandenen Fässer aus Belgien ermitteln lassen. Die dabei aufgetretenen Unstimmigkeiten bei den Zahlen der Fässer waren zum Teil — ich betone extra: zum Teil — von der Sache her begründet, da etwa auch Abfälle, die in Mol nicht konditioniert werden können, zur entsprechenden Bearbeitung z. B. an das Kernforschungszentrum in Karlsruhe geliefert wurden und dort konditioniert wurden. Von diesen Fässern, die in Karlsruhe konditioniert wurden, gibt es rund 600 in den Zwischenlagern.
    Siebtens. Der Bundesumweltminister hält in Abstimmung mit der Hessischen Landesregierung engen Kontakt zur ermittelnden Staatsanwaltschaft.
    Achtens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar veranlaßt, daß die aus Belgien zurückgelieferten Fässer überprüft werden, sowohl bezüglich der Begleitpapiere als auch durch zerstörungsfreie und zerstörende Untersuchung dieser Fässer.
    Neuntens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar eine allgemeine umfassende Bestandserfassung der in Zwischenlagern der Bundesrepublik Deutschland liegenden Abfallstoffe veranlaßt.
    Zehntens. Der Bundesumweltminister hat unmittelbar gehandelt, auch dort, wo Gerüchte zu verfolgen waren. Er hat alle Störfallmeldungen und Revisionsberichte aus dem Zeitraum Anfang bis Mitte der 80er Jahre dahin gehend überprüfen lassen, ob Hinweise auf die Freisetzung von spaltbarem Material vorliegen, das möglicherweise unter Einsatz von Bestechungsgeldern nach Belgien verbracht wurde. Nach wie vor wird dieses von der belgischen Regierung ebenso wie von den Bundesländern nicht bestätigt.
    Zweiter Teilbereich: Die Maßnahmen, die bisher ergriffen wurden, beschränkten sich jedoch nicht auf die Aufdeckung dieses Skandals in der Firma Transnuklear. Weitere Konsequenzen für die Kontrolle der Abfallstoffe sind vorgenommen worden, und zwar folgende: Erstens. Pflicht zur Anzeige jedes derartigen Transports spätestens 48 Stunden vor Absendung. Zweitens. Klare Meßprotokolle für Gamma- und Alphastrahlung vor Absendung der Abfälle und Dokumentationspflicht. Drittens. Entnahme von Proben und deren Aufbewahrung zur jederzeitigen Überprüfung. Viertens. Intensivierte Stichproben. Fünftens. Dokumentation der Transportvorgänge.
    Über diese Konsequenzen für die Kontrollen hinaus wurde über die Entsorgungsstruktur selbst wie folgt
    entschieden: Erstens. Behandlung der Abfallstoffe soweit wie möglich beim Verursacher, also im Kernkraftwerk. Zweitens. Dadurch Minimierung der Transportvorgänge und somit Minimierung der Manipulierbarkeit. Drittens. Schaffung von zentralen Behandlungseinrichtungen für schwach- und mittelradioaktive Abfallstoffe in der Bundesrepublik Deutschland selbst, vornehmlich von Verbrennungsanlagen. Viertens. Verstärkte Anstrengungen zur Verminderung kontaminierter Abfälle. Fünftens. Konditionierung für die Zwischenlagerung von vornherein unter den Bedingungen der Endlagerfähigkeit.
    Ich betone nachdrücklich, daß diese neue Kontrollstruktur und diese technischen Anforderungen generell und nicht nur für die von der Firma Transnuklear beförderten Abfälle gelten. Die Kraftwerksbetreiber haben die technische Umsetzung zu unserer Überprüfung vorzulegen. Wir wollen die Betreiber von Kernkraftwerken nicht aus ihrer Verantwortung für die Behandlung der Abfallstoffe vor dem Endlager entlassen. Der Staat kann nicht zum wohlfeilen Ausfallbürgen bei privaten Mißständen werden.
    Die Überprüfung, die der Bundesumweltminister eingeleitet hat, bezieht sich keineswegs nur auf die Fragen der Radioaktivität. Mit gleichem Nachdruck habe ich die Überprüfung der Gasbildung in Fässern der Zwischenlager in die Wege geleitet. Nach unserer gegenwärtigen Kenntnis ist diese Gasbildung auf das Vorhandensein von organischen Substanzen, dabei auch auf chlorierte Verbindungen, wie sie für Lösemittel kennzeichend sind, zurückzuführen. Ich halte dies für eine sehr gravierende Erkenntnis und habe deswegen direkte Maßnahmen veranlaßt:
    In Ergänzung der Maßnahmen von Landesaufsichtsbehörden werden weitere Überprüfungen in der Kernforschungsanlage Jülich in meinem Auftrag durchgeführt. Ich habe eine Spurenanalyse der sich bildenden Gase veranlaßt. Bereits jetzt stelle ich jedoch unmißverständlich fest, daß Fässer mit derartigen Inhaltsstoffen nicht den Anforderungen an die Endlagerung entsprechen.

    (Baum [FDP]: Sehr gut!)

    Ich schließe bewußt nicht aus, daß über diese bereits in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen hinaus weitere grundsätzliche Änderungen vorgenommen werden müssen.

    (Dr. Hauff [SPD]: Die kommen zur Molke!)

    Deutlich geworden ist für mich bei der Bearbeitung dieses Skandals um Transnuklear, daß die Bundesaufsicht ihren Verpflichtungen nur gerecht werden kann, wenn sie dafür personell entsprechend ausgerüstet ist. Es geht nicht um eine Veränderung der Zuständigkeitsverteilung zwischen Bund und Ländern; bei gegebener Zuständigkeit kann aber die Bundesaufsicht nur wirksam eingesetzt werden, wenn sie über kontinuierliche aktuelle Informationen verfügt. Ich habe daher Verständnis für die Forderung nach einem Bundesamt für Strahlenschutz. Das Bundeskabinett hat heute morgen diese meine Meinung bestätigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Drittens und abschließend:


    (Frau Unruh [GRÜNE]: Abschalten!)




    Bundesminister Dr. Töpfer
    Die Bundesregierung ist sich bewußt, daß mit dem Skandal um Transnuklear, mit den erkannten Lücken und Schwächen bei der Behandlung schwach- und mittelradioaktiver Abfallstoffe das Entsorgungskonzept insgesamt in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt ist. Dies ist nicht nur verständlich, sondern auch durchaus zu begrüßen; denn es gibt keinen Zweifel daran, daß noch umfangreiche und durchaus schwierige Arbeiten bewältigt werden müssen, bis das integrierte Entsorgungskonzept verwirklicht ist.
    Dies gilt für das Planfeststellungsverfahren zum Schacht Konrad ebenso wie für die Erkundung und den dann möglichen Ausbau des Salzstocks in Gorleben. Dies gilt für die Nutzung der Zwischenlagerkapazität bei abgebrannten Brennelementen. Auch bei dieser schweren Aufgabe sucht und nutzt die Bundesregierung die Zusammenarbeit im internationalen Rahmen.
    Die Tatsache aber, daß sich Menschen als bestechlich erwiesen haben, stellt die technische Verwirklichung der einzelnen Bausteine des Entsorgungskonzepts, das 1979 vom Bundeskanzler und allen Ministerpräsidenten einvernehmlich beschlossen worden ist, nicht in Frage. Es geht nicht um ein „Weiter so", es geht um eine rationale Bewältigung der Entsorgungsaufgabe,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Die nicht möglich ist!)

    die in der Bundesrepublik Deutschland unabhängig von jeglicher parteipolitischer Zugehörigkeit bewältigt werden muß,

    (Sehr richtig! bei der FDP — Frau Unruh [GRÜNE]: Aber wie?)

    weil wir gemeinsam bereits seit 30 Jahren Kernenergie nutzen und dabei Abfallstoffe entstanden sind.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das Vorhandene ja!)

    Die früheren Prognosen für den Ausbau der Kernenergie sind nicht eingetreten. Wir haben daher für die Umsetzung des integrierten Entsorgungskonzeptes mehr Zeit gewonnen. Wir stehen also nicht, wie von Kritikern immer wieder unterstellt, unter einem Zeitdruck,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Natürlich! — Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Jetzt müssen wir ständig noch mehr Müll produzieren!)

    der eine Zurückstellung von Sicherheitsbedenken aus einem Entsorgungsnotstand heraus besorgen ließe. Die Bundesregierung sucht, wo immer möglich, meine Damen und Herren, eine breite Gemeinsamkeit bei der technischen und rechtlichen, aber auch bei der sozial verträglichen Verwirklichung eines nationalen Entsorgungskonzeptes.

    (Frau Trenz [GRÜNE]: Wann werden Sie fündig?)

    Es ist für mich nicht verantwortbar, über dem Ruf nach Ausstieg die unumgängliche Notwendigkeit einer Entsorgung zu vergessen, die für diese und viele
    kommende Generationen keine Gefährdungen für Mensch und Umwelt befürchten läßt.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Dann rufen Sie doch wenigstens mal nach dem Ausstieg! Über das Zweite können wir dann reden!)

    Dies, meine Damen und Herren, ist und bleibt unsere Verpflichtung.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Abschalten!)

    Die Bundesregierung ist entschlossen, dieser Verpflichtung in Verantwortung gerecht zu werden.
    Ich danke Ihnen sehr herzlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Hauff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volker Hauff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister Töpfer, was ich an Ihrer Regierungserklärung kritisiere, hat wenig mit dem zu tun, was Sie gesagt haben, aber viel mit dem, was Sie verschwiegen haben. Diese Regierungserklärung verschweigt erheblich mehr, als sie ausspricht.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Das erste: Sie verschweigen, daß nicht nur Transnuklear, sondern eine ganze Industriebranche mit erheblicher krimineller Energie das Atomgesetz und bestehende Sicherheitsvorschriften verletzt haben.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Schily [GRÜNE])

    Dies ist, meine Damen und Herren, der größte Vertrauensskandal einer Industriebranche in der Geschichte der Bundesrepublik.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das ist leider wahr!)

    Wer meint, das auf Transnuklear beschränken zu können, der verharmlost und verdrängt das Problem. Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu: Die Verantwortung dafür liegt in erster Linie bei den Vorständen und den Aufsichtsräten, nicht bei den dort Beschäftigten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Zweitens. Sie verschweigen, daß bis zur Stunde völlig unklar ist, wohin und wofür die 21 Millionen DM Schmiergelder gezahlt wurden. Ganz offensichtlich stehen da noch einige Überraschungen ins Haus.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das will aber keiner wissen!)

    Warum haben Sie hier kein Wort dazu gesagt, was in Mol tatsächlich passiert ist? Oder wollen Sie das möglicherweise gar nicht wissen, was dort passiert ist?

    (Zurufe von der FDP: Sagen Sie es uns doch mal!)

    Was bis jetzt bekannt ist, ist — ich bin sicher — die Spitze des Eisbergs.
    Dritten. Sie verschweigen in Ihrer Regierungserklärung, daß das Atomgesetz mindestens in zweifacher Hinsicht verletzt wurde. Es verlangt von allen, die mit



    Dr. Hauff
    radioaktivem Material umgehen, nicht nur in kerntechnischen Anlagen, daß „keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit ergeben" . Soweit das Atomgesetz. Diese Zuverlässigkeit, die gesetzlich gefordert ist und die keinen Ermessensspielraum zuläßt, ist ganz offensichtlich weder bei Transnuklear noch bei Nukem, noch bei den Kernkraftwerken gegeben, die die besonderen Dienste von Transnuklear in Anspruch genommen haben, es sei denn, diese Einrichtungen weisen zweifelsfrei nach, daß sie mit den Machenschaften von Transnuklear nichts zu tun hatten.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Beweislastumkehr!)

    — Ja, das ist eine Bringschuld nach dem Gesetz, in der Tat, Herr Laufs. Das ist eine Bringschuld der Betreiber.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Dann müßte die nordrhein-westfälische Landesregierung Würgassen stillegen!)

    Das zweite. Der Betrieb von Kernkraftwerken ist nach dem Atomgesetz nur zulässig, wenn die radioaktiven Abfälle geordnet beseitigt werden. Um das zu konkretisieren — Sie haben es ausgesprochen —, wurden 1979/80 die Entsorgungsgrundsätze beschlossen. Diese Grundsätze aber, Herr Minister, knüpfen Betriebsgenehmigungen an „Fortschritte bei der Verwirklichung des Entsorgungskonzepts", so wörtlich. Wir stellen heute fest, daß diese Fortschritte so, wie man 1979/80 gehofft hat, nicht eingetreten sind. Das Zwischenlager in Ahaus ist nicht gebaut. Das Zwischenlager in Gorleben hat bis zur Stunde keine rechtlich bestandskräftige Genehmigung. Das Lager Asse ist gerichtlich gestoppt. Die Schachtanlage Konrad ist bei der Genehmigungsbehörde auf erhebliche Bedenken gestoßen. Das Endlager Gorleben ist in seiner Eignung, zumal nach dem letzten Unfall, ungesichert. Alternative Standorte zu Gorleben zu untersuchen, wie wir das immer gefordert haben, weigert sich nach wie vor die Niedersächsische Landesregierung; es weigern sich auch andere Regierungen. Für den aus dem Ausland 1992 zurückkommenden radioaktiven Atommüll gibt es nach den Entsorgungsgrundsätzen und dem Atomgesetz verlangte Endlager nicht. Das sind Fakten.
    Sie fordern in Ihrer Regierungserklärung Nüchternheit. Richtig, hier bei diesen Fakten wäre in der Tat Nüchternheit angebracht gewesen. Wer angesichts dieser Sachlage behauptet, die Entsorgung in der Bundesrepublik sei gesichert, der täuscht die Öffentlichkeit und der gaukelt etwas vor, was in Wahrheit nicht vorhanden ist.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] — Abg. Stratmann [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)