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ID1105002200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/50 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 50. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987 Inhalt: Eintritt des Abg. Dr. Mahlo in den Deutschen Bundestag 3545 C Erweiterung der Tagesordnung 3545 C Begrüßung einer Delegation aus der Volksrepublik Angola 3572 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Aktuelle Stunde betr. Einhaltung des Beschlusses des Deutschen Bundestages für den Betrieb des Kraftwerks Buschhaus Reuter SPD 3531 B Dr. Laufs CDU/CSU 3532 C Brauer GRÜNE 3533C, 3539 B Baum FDP 3534 C Dr. Remmers, Minister des Landes Nieder- sachsen 3535 D Seidenthal SPD 3537 B Schmidbauer CDU/CSU 3538 B Harries CDU/CSU 3540 A Stahl (Kempen) SPD 3540 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 3541D Schäfer (Offenburg) SPD 3543 B Lattmann CDU/CSU 3544 B Tagesordnungspunkt 21: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Lage der deutschen Stahlindustrie zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Krise in der Eisen- und Stahlindustrie zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Sicherung der Stahlstandorte und der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie und in den Stahlregionen (Drucksachen 11/402, 11/123, 11/398, 11/1305) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sicherung der Stahlstandorte und der Stahl-Arbeitsplätze: Umbau der Stahlindustrie und der Stahlregionen (Drucksache 11/1477) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Krise in der Eisen- und Stahlindustrie (Drucksache 11/1504) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkte: Antrag der Abgeordneten Frau Hillerich und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sicherung des Stahlstandortes Duisburg-Rheinhausen (Drucksache 11/1522) Antrag der Fraktion der SPD: Solidarität mit den Beschäftigten in Duisburg-Rheinhausen (Drucksache 11/1524) Roth SPD 3546 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 3548 C Frau Hillerich GRÜNE 3552D, 3569 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987 Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3554 A Einert, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 3554 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 3558 A Stratmann GRÜNE 3560C, 3569 C Dr. Vondran CDU/CSU 3562 B Schreiner SPD 3564 B Müller (Wadern) CDU/CSU 3566 A Kraus CDU/CSU 3567 C Dr. Lammert CDU/CSU 3569 A Tagesordnungspunkt 23: Aussprache zu Afghanistan in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: 8 Jahre Krieg in Afghanistan (Drucksache 11/1500) Dr. Todenhöfer CDU/CSU 3570 B Bindig SPD 3571A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 3572 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 3574 B Schäfer, Staatsminister AA 3575 C Dr. Holtz SPD 3577 A Nächste Sitzung 3578 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3579* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 3579* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987 3531 50. Sitzung Bonn, den 11. Dezember 1987 Beginn: 8.31 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 11. 12. Dr. Ahrens * 11. 12. Andres 11. 12. Antretter 11. 12. Bahr 11, 12. Frau Becker-Inglau 11. 12. Frau Beck-Oberdorf 11. 12. Bernrath 11. 12. Bindig 11. 12. Frau Blunck * 11. 12. Böhm (Melsungen) * 11. 12. Frau Brahmst-Rock 11. 12. Dr. Briefs 11. 12. Büchner (Speyer) * 11. 12. Dr. von Bülow 11. 12. Catenhusen 11. 12. Doss 11. 12. Ebermann 11. 12. Frau Fischer * 11. 12. Dr. Friedrich 11. 12. Frau Ganseforth 11. 12. Dr. Geißler 11. 12. Glos 11. 12. Dr. Glotz 11. 12. Grünbeck 11. 12. Dr. Grünewald 11. 12. Haack (Extertal) 11. 12. Dr. Hauchler 11. 12. Dr. Haussmann 11. 12. Frau Dr. Hellwig 11. 12. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 12. Frau Hürland-Büning 11. 12. Kalb 11. 12. Kastning 11. 12. Frau Kelly 11. 12. Kiechle 11. 12. Kittelmann * 11. 12. Kolb 11. 12. Koschnick 11. 12. Kreuzeder 11. 12. Lemmrich * 11. 12. Lowack 11. 12. Frau Luuk * 11. 12. Dr. Mahlo 11. 12. Marschewski 11. 12. Frau Matthäus-Maier 11. 12. Dr. Mechtersheimer 11. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 12. Dr. Möller 11. 12. Dr. Müller * 11. 12. Dr. Neuling 11. 12. Frau Oesterle-Schwerin 11. 12. Oswald 11. 12. Petersen 11. 12. Rappe (Hildesheim) 11. 12. Rauen 11. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Reuschenbach 11. 12. Roth 11. 12. Scharrenbroich 11. 12. Frau Schmidt (Nürnberg) 11. 12. von Schmude 11. 12. Schröer (Mülheim) 11. 12. Schütz 11. 12. Schulze (Berlin) 11. 12. Frau Seuster 11. 12. Dr. Spöri 11. 12. Dr, Struck 11. 12. Tietjen 11. 12. Tillmann 11. 12. Frau Dr. Timm * 11. 12. Frau Trenz 11. 12. Uldall 11. 12. Vahlberg 11. 12. Frau Vennegerts 11. 12. Dr. Warnke 11. 12. Wieczorek (Duisburg) 11. 12. Frau Wieczorek-Zeul 11. 12. Wissmann 11. 12. Würtz 11. 12. Dr. Zimmermann 11. 12. Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mitgeteilt, daß sie ihren Gesetzentwurf - Änderung strafrechtlicher und strafprozessualer Regelungen bei Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen - Drucksache 11/1040 - und ihren Antrag - Nahrungsmittelhilfe an Äthiopien - Drucksache 11/1155 - zurückgezogen hat. Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 11/138 Nr. 1.3, 1.7 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/1107 Nr. 2.2, 2.3, 2.4, 2.5, 2.6, 2.7 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/138 lfd. Nr. 3.52 bis 3.131 Drucksache 11/779 lfd. Nr. 2.24 bis 2.51 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 11/253 Nr. 2.27 Drucksache 11/439 Nr. 2.9 Drucksache 11/561 Nr. 2.14, 2.15 Drucksache 11/779 Nr. 2.52 Drucksache 11/883 Nr. 103 Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/883 Nr. 112 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/138 Nr. 3.157
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    Rede von Erwin Stahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist interessant, verehrte Kollegen von der CDU/CSU, wie Sie das Thema heute behandeln, Herr Schmidbauer. Ich erinnere nur an die beiden Diskussionen und die Aktuelle Stunde der FDP zu Ibbenbüren und daran, was Sie im Plenum des Bundestages alles an Unverschämtheiten zu diesen Fall vorgetragen haben.

    (Bohl [CDU/CSU]: Aber lieber Herr Stahl, so sind Sie doch sonst gar nicht!)

    — Das muß man Ihnen doch einmal vorhalten. „Doppelzüngigkeit" war noch eines der freundlichsten Worte. Heute geht es in der Aktuellen Stunde — lassen Sie mich das sagen; Herr Baum, auf Sie möchte ich besonders eingehen — , nicht um die Informationspolitik des Unternehmens. Das Unternehmen hat informiert. Lesen Sie einmal das Protokoll des Landtags.
    Herr Remmers, ich wundere mich auch, daß Sie den Mut haben, viele der falschen Meldungen, die Sie ver-
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987 3541
    Stahl (Kempen)

    breitet haben, hier vor dem Deutschen Bundestag noch einmal aufzunehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Aber Herr Kollege Stahl!)

    Denn unbestritten ist doch wohl, daß Ihnen schon vor September mitgeteilt wurde, daß es dort mit der Technologie nicht richtig klappt. Die Briefe an die Gewerbeaufsicht, die Briefe an den Regierungspräsidenten, die dann gebündelt Ihrem Ministerium zugeleitet wurden,

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Ibbenbüren!)

    sind doch schon Ende September bei Ihnen angekommen.
    Dann stellt sich nicht die Frage nach der schlechten Informationspolitik der Hersteller und Betreiber, sondern es stellt sich einfach die Frage nach der Schlamperei im Ministerium für Umwelt der niedersächsischen Landesregierung.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung! — Brauer [GRÜNE]: Albrecht entscheidet das doch!)

    Dies ist eine Feststellung. An Hand des Protokolls, verehrter Herr Remmers, werden Sie das feststellen. Herr Albrecht hat doch nicht grundlos vor dem Landtag gesagt, er müsse alles allein tun;

    (Brauer [GRÜNE]: Albrecht!)

    er könne sich — das sage ich jetzt mit meinen Worten — auf seinen Minister nicht verlassen. Das ist ja unbestritten. Lesen Sie es nach. Im Protokoll steht es.
    Interessant ist z. B., Herr Remmers, daß — jetzt müssen Sie das einmal sagen — am 3. Dezember bei Ihnen im Haus ja noch eine Presseerklärung abgegeben wurde, in der gesagt wurde: Wenn zum Vorschein kommt, daß vom Unternehmen Fehler gemacht wurden und Sie hintergangen wurden, dann unternehmen Sie juristische Schritte. — Sagen Sie doch einmal hier vor dem Plenum des Bundestages, wo denn nun wirklich die Schlamperei bei Ihnen im Hause aufgetreten ist.

    (Lennartz [SPD]: Und warum!)

    Wenn Sie von Anfang September bis Anfang Dezember noch nicht einmal die Briefe, die Stellungnahmen und die gutachtlichen Stellungnahmen der Gewerbeaufsicht im Zusammenhang mit der Durchführung des technologischen Prozesses auf den Tisch bekommen haben, dann frage ich mich allen Ernstes, verehrte Kollegen von der CDU/CSU und verehrter Herr Umweltminister — Sie sind ja auch an der Geschichte beteiligt; dazu komme ich gleich — , wie Sie Ihre Verantwortung als Landesregierung gegenüber den Menschen und gegenüber den Arbeitnehmern dort wahrgenommen haben.
    Sie benutzen den juristischen Streit bezüglich des Genehmigungsverfahrens und der Auslegung, den
    Sie bewußt angezettelt haben, um draußen öffentlich darzustellen, daß Sie sozusagen der weiße Rabe sind und das Unternehmen drüben der schwarze Rabe ist.
    Unbestritten ist ja wohl, Herr Remmers, daß in der Genehmigung von einem Probebetrieb die Rede ist. Diesen haben Sie als Landesregierung doch genehmigt. Dieser Probebetrieb ist zeitlich nicht festgelegt, sondern dort heißt es „nach Maßgabe und Notwendigkeit". Das ist doch wohl unbestritten. Sie versuchen jetzt, der BKB und den Leuten dort den Schwarzen Peter zuzuschieben.
    Ich will Ihnen sagen: Ich finde, das ist nicht in Ordnung. Interessant ist, wie Sie Ihre Veranwortung wahrnehmen. Laut Protokoll sprachen Sie im Landtag davon, der Bau einer derartig komplizierten Anlage sei vergleichbar mit dem Bau eines Hauses und daß der Architekt dabei kleine Fehler anmeldet. Herr Remmers, so steht es wortwörtlich im Protokoll des Landtages.

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)

    Ich finde es eigentlich beschämend, fast unverschämt, wenn ein Landesminister im Zusammenhang mit einem der größten und kompliziertesten technologischen Vorhaben, die er im Lande zu betreuen hat, davon so spricht: Da wird ein Einfamilienhaus gebaut, und im Vorbeigehen sagt mir der Architekt: Da gibt es gewisse Schwierigkeiten, aber dies ist ja allgemein so. —
    Dies ist der Punkt. Herr Remmers, wir fordern Sie als Sozialdemokraten auf, dort einen Stufenplan zu erstellen und den Menschen zu helfen. Vor allen Dingen, Herr Remmers, fordern wir Sie auf, die Schlamperei in Ihrem Hause endlich zu beseitigen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Respekt vor diesem Hohen Hause sollte es uns gebieten, daß wir die Diskussion des Niedersächsischen Landtags hier nicht wiederholen. Wir sollten zunächst einmal nur festhalten — das hat die Anwesenheit meines Kollegen Remmers noch einmal unterstrichen —,

    (Stratmann [GRÜNE]: Der haut ja gerade ab!)

    daß sich Herr Remmers aus dieser Verantwortung in gar keiner Weise herausstehlen will, sondern daß er Fehler, die passiert sind, als solche gekennzeichnet hat.
    Ich meine, wenn wir der Politik einen Tort antun wollen, wird das hinterher immer als Beleg für eigene Schwäche genutzt. Ich meine allerdings: Derjenige, der politisch stark ist, kann auch sagen, daß er einen
    3542 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987
    Bundesminister Dr. Töpfer
    Fehler gemacht hat. Ich finde es sehr gut, daß Herr Remmers das getan hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung des Abg. Schäfer [Offenburg] [SPD])

    Ich möchte in der Kürze dieser Aktuellen Stunde vier Punkte nennen, die für die Bundesregierung in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind.
    Erstens. Ich glaube, wir müssen alles tun, um zu vermeiden, daß aus diesem Ereignis heraus die Glaubwürdigkeit unserer Luftreinhaltepolitik in Frage gestellt wird. Das setzt voraus, daß mit aller Deutlichkeit und Klarheit aufgedeckt und nachvollzogen wird, was hier abgelaufen ist, und daß wir auch deutlich machen, daß die damit verbundene Zielsetzung, nämlich eine drastische Minderung der SO2Emissionen in diesem Raum, bis zur Stunde nicht verletzt worden ist; denn bis zur Stunde sind vom 1. Juli 1987 an 26 000 t SO2 emittiert worden;

    (Brauer [GRÜNE]: Die Meßgeräte waren teilweise ausgeschaltet!)

    35 000 t sind in dem Beschluß enthalten. Es wird dann, wie ich meine, eine wichtige Aufgabe sein, zu entscheiden, was zu tun ist, wenn diese 35 000 t etwa im März erreicht sind, unter Berücksichtigung der möglichen Rückführung in der Kapazität. Dabei ist hier allen bekannt, daß eine Untergrenze für die Kapazität durch die Wärmeversorgung des Werkes in Reinsdorf bestimmt wird.
    Der zweite Punkt, der für uns bedeutsam ist: Es ist mit allem Nachdruck und mit allem Ernst darauf hinzuweisen, daß Umweltpolitik den Einsatz von High-Tech, von hoher Technologie, erforderlich macht.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Sehr richtig, Herr Töpfer, aber daß man damit auch sensibel umgeht!)

    — Herr Abgeordneter Stahl, ich weiß, daß Sie in dieser Richtung genauso mitdenken; ich habe mich über Ihre Rede durchaus gefreut. — Wir sollten über alle Parteigrenzen hinweg bei einer solchen Diskussion sehr viel mehr Bescheidenheit an den Tag legen. Wir sollten klarmachen, daß eine solche Großtechnologie in der Einführungsphase ihre Schwierigkeiten haben kann, ja, wahrscheinlich haben wird und daß wir von daher gesehen auch bis zu dieser Stunde — ich sage Ihnen das schon an dieser Stelle — in der Prognose über die Einsatzfähigkeit dieser Anlage in Buschhaus mit großer Vorsicht reden sollten — mit großer Vorsicht!

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Richtig, Zustimmung, Herr Töpfer!)

    Denn wir wissen bis zur Stunde überhaupt noch nicht, wie diese Anlage reagiert, wenn wirklich Salzbraunkohle verfeuert wird.
    Deswegen möchte ich an dieser Stelle noch einmal mit sehr, sehr großer Zurückhaltung sagen: Ich nehme mir nicht den Mund so voll, zu sagen, dann und dann läuft das; denn mit dem besten politischen Willen können wir keine technischen Probleme wegdiskutieren, sondern wir werden sie weiterhin untersuchen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang eines ganz deutlich sagen: Wir sollten nicht mit dem Hinweis auf größere Probleme bei der Nutzung von Salzbraunkohle einige Kohlereviere gegeneinander ausspielen. Das ist für meine Begriffe der ganz falsche Weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn wir der Überzeugung sind, daß wir diese Kohle nutzen sollen — ich komme darauf zurück; warten Sie ab, bevor Sie den Kopf schütteln; Sie werden ihn hinterher nicht mehr schütteln — , dann sind wir als ein Land mit hoher Technologie und viel Geld, das wir dafür einsetzen können, verpflichtet, eine solche verfahrensmäßig bekannte Anlage wie das WellmanLord-Verfahren an dieser Stelle wirklich zu nutzen und zu überprüfen, damit sie möglicherweise von anderen, die ebenfalls solche Braunkohle haben, hinterher genutzt werden kann.
    Wir werden in wenigen Tagen eine Expertendelegation der DDR in Buschhaus haben, damit sie sich das Verfahren vor Ort ansehen können.

    (Zuruf von der SPD: Laden Sie die lieber noch einmal aus! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Denn die DDR hat Wellman-Lord-Verfahren gekauft und ist dabei, sie in Rummelsburg einzusetzen; sie arbeiten daran. Dann ist es gut und richtig, daß wir die DDR nach Buschhaus holen, um ihnen vor Ort vorzustellen, wie eine solche Anlage läuft, wo die Probleme sind, damit nicht andere noch einmal die Erfahrungen machen müssen, die wir bereits gemacht haben. Verantwortungsvolle Umweltpolitik besteht nicht darin, wegzutauchen, weil die Kohle problematisch ist, und zu sagen, dann machen wir das nicht, sondern sie besteht darin, mit bester, teurer Technik das durchzusetzen und zu zeigen, daß es geht, wie es geht und wie andere damit arbeiten können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Und was machen wir mit den Zuschüssen?)

    Ich glaube, wir haben ein Drittes aus diesem Vorgang zu lernen: Wir haben darauf aufmerksam zu machen, daß jede Maßnahme, die in diesem Hohen Hause beschlossen wird, immer in genauer Konsequenz im Vollzug mitbedacht werden muß. Ich bitte Sie ganz herzlich, sich daran zu erinnern, was wir an anderer Stelle im Zusammenhang mit Chemieunfällen gesagt haben: Es ist eine Sache, hier Verordnungen und Gesetze zu beschließen, eine zweite ist es, sie wirklich im Vollzug durchzubringen. Deswegen ist es sinnvoll und richtig, daß wir uns hier Gedanken darüber gemacht haben, ob wir externe Sachverständige in die Überprüfung mit einbinden wollen, ob wir nicht dazu kommen müssen, daß Verwaltungsvollzug auch von uns schon vorher mitbedacht wird und entsprechend erleichtert wird.
    Ein Viertes ist natürlich festzuhalten, meine Damen und Herren: Es geht um erheblich viel Geld. Es geht um Geld, das aus Bundeskassen bewilligt worden ist. Ich will nur in Erinnerung rufen: Es sind insgesamt 140 Millionen DM für die Rauchgasentschwefelungsanlage bewilligt worden, 80 Millionen DM über das Bundesfinanzministerium und 60 Millionen DM über
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1987 3543
    Bundesminister Dr. Töpfer
    das Bundesumweltministerium auf dem Weg über das Umweltbundesamt. Ferner sind 120 Millionen DM mit zwei unterschiedlichen Begründungen für die Trokkenadditivmethode bewilligt worden. Es ist völlig klar und absolut notwendig, daß in Kenntnis der jetzt zuwachsenden Informationen überprüft wird, ob das, was in dem Vertrag angegeben ist, auch eingehalten worden ist oder nicht.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Sie haben vorher den Mund voll genommen!)

    — Nein, sehen Sie, Herr Stahl, auch darüber sind wir uns doch wieder einig. Ich habe gesagt: Es ist zu überprüfen, ob diese Förderungsbedingung eingehalten worden ist oder nicht. Ich habe nirgends gesagt: Das Geld ist zurückzufordern. Ich habe vielmehr gesagt: Es ist dann zurückzufordern, wenn Förderungsbedingungen nicht eingehalten worden sind. Ich habe das gleiche bei Herrn Ministerpräsidenten Albrecht gelesen, und ich habe das gleiche gelesen bei meinem Kollegen Werner Remmers. Wir überprüfen das in der gebotenen Ernsthaftigkeit. Bundesfinanzministerium und Umweltbundesamt sind an die BKB herangetreten und haben um Aufklärung gebeten. Wir werden nach Kenntnis dieser Dinge darüber zu entscheiden haben.
    Nur, meine Damen und Herren, eines sollte ganz klar sein: Nur deshalb, weil die Bundesregierung mit Mitteln in dieser gewaltigen Höhe dort gefördert hat, ist es möglich und wird es nach meiner Überzeugung möglich bleiben, auch den Menschen in diesem Raum Arbeitsplätze zu gewährleisten, ohne daß die Umwelt über Gebühr in Anspruch genommen wird.
    Ich danke Ihnen sehr herzlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)