Rede:
ID1104912100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 46
    1. Sie: 2
    2. daß: 2
    3. und: 2
    4. Verehrter: 1
    5. Herr: 1
    6. Ministerpräsident,: 1
    7. haben: 1
    8. Verständnis: 1
    9. dafür,: 1
    10. ich: 1
    11. die: 1
    12. frühere: 1
    13. Bundesregierung: 1
    14. gegen: 1
    15. diese: 1
    16. unqualifizierten: 1
    17. unsachlichen: 1
    18. Angriffe: 1
    19. in: 1
    20. Schutz: 1
    21. nehme: 1
    22. darauf: 1
    23. aufmerksam: 1
    24. mache,: 1
    25. wir: 1
    26. vom: 1
    27. zweiten: 1
    28. Energieprogramm: 1
    29. an: 1
    30. niemals: 1
    31. eine: 1
    32. regierungsamtliche: 1
    33. Prognose: 1
    34. veröffentlicht,: 1
    35. sondern: 1
    36. immer: 1
    37. nur: 1
    38. als: 1
    39. Anhang: 1
    40. statistisches: 1
    41. Material: 1
    42. aus: 1
    43. energiewissenschaftlichen: 1
    44. Instituten: 1
    45. beigefügt: 1
    46. haben?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 Inhalt: Nachruf auf das verstorbene Mitglied des Deutschen Bundestages Dr. h. c. Peter Lorenz 3399 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 3399C, 3440 D Absetzung des Punktes 20a von der Tagesordnung 3400 A Tagesordnungspunkt 16: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Die Reform der Strukturfonds (Drucksachen 11/929 Nr. 2.3, 11/1209) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Mitteilung der Kommission über die Haushaltsdisziplin (Drucksachen 11/929 Nr. 2.2, 11/1211) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Zweite Änderung des Vorschlags für eine Verordnung (EGKS — EWG — EURATOM) des Rates zur Änderung der Haushaltsordnung vom 21. Dezember 1977 für den Haushaltsplan der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 11/929 Nr. 2.5, 11/1212) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sitzung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 1987 in Brüssel (Drucksachen 11/523, 11/1293) Dr. Kohl, Bundeskanzler 3400 C Dr. Vogel SPD 3406 D Rühe CDU/CSU 3412D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3418D Mischnick FDP 3421 B Frau Wieczorek-Zeul SPD 3424 B Frau Geiger CDU/CSU 3427 A Frau Beer GRÜNE 3429 C Genscher, Bundesminister AA 3432 B Dr. Spöri SPD 3435 D Bohl CDU/CSU 3438 C Erler SPD 3441A Lintner CDU/CSU 3442 C Frau Flinner GRÜNE 3444 B Frau Würfel FDP 3445 D Dr. Gautier SPD 3447 B Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3449 C Brück SPD 3451A Becker (Nienberge) SPD (zur GO) 3452 B Seiters CDU/CSU (zur GO) 3452 C Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) 3452 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10, Dezember 1987 Namentliche Abstimmung 3454 A Ergebnis 3482 D Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kohlevorrangpolitik (Drucksache 11/958) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Prozentsatz der Ausgleichsabgabe nach dem Dritten Verstromungsgesetz für das Jahr 1988 (Drucksachen 11/1350, 11/1446) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle (Drucksache 11/1476) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerstein, Wissmann, Dr. Lammert, Müller (Wadern) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Baum, Beckmann, Dr. Graf Lambsdorff, Dr. Hirsch, Dr. Hoyer, Dr.-Ing. Laermann, Möllemann, Frau Würfel und der Fraktion der FDP: Förderung der deutschen Steinkohle (Drucksache 11/1485) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Solidarität mit dem Widerstand der Bergleute und Stahlarbeiter gegen Arbeitsplatz- und Standortvernichtung (Drucksache 11/1511) Meyer SPD 3455 B Gerstein CDU/CSU 3458 C Stratmann GRÜNE 3460 C Beckmann FDP 3463 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 3464 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 3468A, 3478 C Schreiber CDU/CSU 3472 A Jung (Düsseldorf) SPD 3473 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3475A, 3478 D Hinsken CDU/CSU 3476 B Dr. Lammert CDU/CSU 3479 A Namentliche Abstimmungen 3479D, 3480A Ergebnisse 3484B, 3485 D Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung empfängnisverhütender Mittel durch die Krankenkassen (Drucksache 11/597) Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 3480 D Frau Verhülsdonk CDU/CSU 3488 A Kirschner CDU/CSU 3489 B Frau Würfel FDP 3490 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 3491 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1986 (Drucksachen 11/42, 11/1131) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 3492 A Heistermann SPD 3494 B Breuer CDU/CSU 3498 A Frau Schilling GRÜNE 3501 B Nolting FDP 3503 C Leidinger SPD 3505 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg 3509 B Leidinger SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3512B Vizepräsident Cronenberg 3510D, 3512 C Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1988 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1988) (Drucksachen 11/1000, 11/1431) Niegel CDU/CSU 3512D, 3520A Müller (Pleisweiler) SPD 3514 B Funke FDP 3516B Sellin GRÜNE 3517 B Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 3518 C Pfuhl SPD 3519 B Tagesordnungspunkt 20 b: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksachen 11/946, 11/1501) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ernährungssituation in Äthiopien (Drucksache 11/1482) Höffkes CDU/CSU 3520 C Frau Eid GRÜNE 3521 D Frau Folz-Steinacker FDP 3523 D Großmann SPD 3525 C Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 3527 A Nächste Sitzung 3528 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 3529* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3399 49. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1987 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 48. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Statt „ZusFr Frau Bulmahn GRÜNE" ist „ZusFr Frau Bulmahn SPD" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 11. 12. Dr. Ahrens * 11. 12. Andres 11. 12. Bahr 11. 12. Frau Becker-Inglau 11. 12. Frau Beck-Oberdorf 11. 12. Frau Blunck * 11. 12. Böhm (Melsungen) * 11. 12. Frau Brahmst-Rock 11. 12. Brandt 10. 12. Dr. Briefs 11. 12. Büchner (Speyer) * 11. 12. Dr. von Bülow 11. 12. Frau Fischer * 11. 12. Dr. Friedrich 11. 12. Frau Ganseforth 11. 12. Dr. von Geldern 10. 12. Glos 11. 12. Dr. Glotz 11. 12. Grünbeck 11. 12. Haack (Extertal) 11. 12. Frau Dr. Hellwig 11. 12. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hürland-Büning 11. 12. Jaunich 10. 12. Frau Kelly 11. 12. Kittelmann * 11. 12. Kolb 11. 12. Kreuzeder 11. 12. Lemmrich * 11. 12. Frau Luuk * 11. 12. Dr. Mahlo 11. 12. Marschewski 11. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 12. Dr. Möller 11. 12. Dr. Müller * 11. 12. Dr. Neuling 11. 12. Frau Oesterle-Schwerin 11. 12. Frau Olms 11. 12. Oswald 11. 12. Petersen 11. 12. Poß 10. 12. Rauen 11. 12. Dr. Schmude 10. 12. von Schmude 11. 12. Schröer (Mülheim) 10. 12. Schulze (Berlin) 11. 12. Frau Seuster 11. 12. Frau Dr. Timm * 11. 12. Frau Trenz 11. 12. Frau Vennegerts 11. 12. Dr. Warnke 11. 12. Wieczorek (Duisburg) 11. 12. Würtz 11. 12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Annemarie Renger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sie gestatten also eine Zwischenfrage des Abgeordneten Graf Lambsdorff.


Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Verehrter Herr Ministerpräsident, haben Sie Verständnis dafür, daß ich die frühere Bundesregierung gegen diese unqualifizierten und unsachlichen Angriffe in Schutz nehme und Sie darauf aufmerksam mache, daß wir vom zweiten Energieprogramm an niemals eine regierungsamtliche Prognose veröffentlicht, sondern immer nur als Anhang statistisches Material aus energiewissenschaftlichen Instituten beigefügt haben?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Man kann sich natürlich mit dem Hinweis auf Anhangmaterial herausreden. Aber, Graf Lambsdorff, wenn Sie hier ernsthaft behaupten wollen, daß die Bundesregierung in den 70er Jahren keine Energiebedarfsprognosen veröffentlicht hat,

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: So ist es!)

    und wenn Sie ernsthaft behaupten wollen, daß diese Energiebedarfsprognosen nicht falsch gewesen seien, dann haben wir die Debatte der letzten zehn Jahre offensichtlich umsonst geführt.

    (Beckmann [FDP]: Das hat er ja gar nicht gesagt! Sie drehen das Wort herum! — Gerstein [CDU/CSU]: Sie brauchen wirklich einen Koch bei Ihrer dünnen Suppe!)

    Die Bewältigung dieser Aufgabe erfordere — so hieß es im Energieprogramm 1973; auf Lesen können wir uns noch verständigen; ich zitiere jetzt, Graf Lambsdorff — , daß „nahezu 100 neue Großkraftwerke ge-
    3470 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987
    Ministerpräsident Lafontaine (Saarland)

    baut werden müßten". Vor allem auf der Grundlage dieser Prognose, die in den Fortschreibungen des Energieprogramms im wesentlichen wiederholt wurde, sind in den Folgejahren Investitionsentscheidungen für die meisten der heute in Betrieb oder im Bau befindlichen Kraftwerke gefallen.
    In der ersten Fortschreibung des Energieprogramms von 1974, formuliert unmittelbar nach der ersten Ölkrise, sollten Lehren aus der Krise gezogen werden — jetzt zitiere ich wörtlich —, nämlich
    eine Beschleunigung der Nutzung der Kernenergie und eine neue Position für die Steinkohle.
    Die Bundesregierung sorgte sich damals, ob genügend Bergleute vorhanden seien und ob die Bergbauunternehmen die notwendigen Investitionen aufbrächten, um eine Steigerung der Förderkapazität der Kohle vorzunehmen. Das war die Situation von 1974. Neue Anschlußbergwerke wurden in Angriff genommen. Als Ziel für die Kernenergie wurden bis 1985 50 000 Megawatt vorgegeben. Tatsächlich erreicht waren 1985 16 900 Megawatt. Hintergrund dieser Expansionspolitik waren wieder völlig überzogene Energieverbrauchsprognosen. Der Primärenergieverbrauch wurde für 1985 auf 555 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten vorausgesagt.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Sprechen Sie doch mal über die Zukunft!)

    Dabei betrug er letztes Jahr 419 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten, also weniger als 1973. Das ist doch die tatsächliche Entwicklung. Ich verstehe nicht, wieso man nicht einmal bereit ist, Zahlen zur Kenntnis zu nehmen.
    In der zweiten Fortschreibung des Energieprogramms von 1977 wurde dann der Konsens — nun hören Sie einmal genau zu — von Kohle und Kernenergie erstmals definiert, und zwar wie folgt — ich zitiere — :
    Die deutsche Stein- und Braunkohle ist vorrangig zu nutzen. Nur diese beiden Energieträger stehen aus eigener Förderung in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Kernenergie ist in dem zur Sicherung der Stromversorgung unerläßlichen Ausmaß unter Beachtung des Vorrangs der Sicherheit der Bevölkerung auszubauen.
    Das war der Konsens von 1977. Es hieß nicht „Vorrang für die Kernenergie", sondern es hieß „Vorrang für die Kohle".

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie einmal in der Lage wären, Zahlen zur Kenntnis zu nehmen, dann wüßten Sie, daß mittlerweile bei der Stromherstellung die Kernenergie den Vorrang hat. Genau das ist die Kündigung des damaligen Energiekonsenses.

    (Beifall bei der SPD)

    Die zweite Fortschreibung ist voll von ähnlichen Formulierungen. So heißt es z. B.:
    Auch nach vorrangiger Nutzung anderer Möglichkeiten sowie der Nutzung anderer Energieträger, vor allem der deutschen Stein- und Braunkohle, hält die Bundesregierung zur Deckung des
    Kapazitätsbedarfs den Ausbau weiterer Kraftwerke in einem so begrenzten Ausmaß für unerläßlich. Diesen begrenzten Ausbau der Kernenergie hält die Bundesregierung für vertretbar, wenn die Entsorgung hinreichend gesichert ist.
    Beflügelt wiederum von falschen Prognosen über das Wachstum des Stromverbrauchs zwischen 5 und 6 % pro Jahr wurde mit dem Bau neuer Kernkraftwerke begonnen. 5 bis 6 % pro Jahr wurden vorausgeschätzt. Im Schnitt hatten wir 2,6 % in den letzten zehn Jahren. Der Aufschluß neuer Kohlefelder wird in der dritten Fortschreibung angemahnt.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Ist es so falsch, Energie zu sparen?)

    Im Energiebericht der Bundesregierung vom 24. September — wenige Monate nach Tschernobyl — kommt das Wort Kohlevorrang nicht mehr vor. Das ist die entscheidende Veränderung der Weichenstellung in der Energiepolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesem Bericht ist zwar vom Festhalten an der Kernenergie die Rede. Für die Steinkohle werden Kapazitätsabbau und Konzentration auf die kostengünstigen Zechen angesagt. Herr Kollege Bangemann, Sie haben vorhin von Wahrhaftigkeit gesprochen.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Das hat mit der Stromerzeugung nichts zu tun!)

    Ich habe in meiner Regierungserklärung vom 24. Oktober 1986 vor dem saarländischen Landtag gesagt, daß der Energiebericht des Bundes und die darin zum Ausdruck kommende Energiepolitik eine Ankündigung von Zechenschließungen und die Rücknahme der Kohleförderung in der Bundespublik sei. Der Bundeswirtschaftsminister hat öffentlich darauf geantwortet, ich hätte den Energiebericht entweder nicht gelesen oder bewußt falsch interpretiert.
    Sie, Herr Bundesarbeitsminister, waren bei uns an der Saar zu Gast und haben mir eine Politik mit der Angst der Kumpel vorgeworfen.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Das haben Sie doch gerade auch gemacht! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich werfe Ihnen heute vor: Vor einem Jahr haben Sie die Kumpel belogen, indem Sie so getan haben, als würden Zechen aufrechterhalten, die heute geschlossen werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, heute ist die Lage eingetreten, die ich 1986 vor der Bundestagswahl vorausgesagt habe und die Sie landauf, landab bestritten haben. Ich bitte Sie, meine heutige Voraussage zu berücksichtigen, wenn der Bundeswirtschaftsminister von Ihnen verlangt, ihm bei der scheinbar harmlosen Entscheidung zu folgen, den Kohlepfennig zu reduzieren. Sie machen sich sonst mitschuldig am Niedergang unserer nationalen Energiebasis.

    (Abg. Dr. Blüm [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3471