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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 Inhalt: Nachruf auf das verstorbene Mitglied des Deutschen Bundestages Dr. h. c. Peter Lorenz 3399 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 3399C, 3440 D Absetzung des Punktes 20a von der Tagesordnung 3400 A Tagesordnungspunkt 16: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Die Reform der Strukturfonds (Drucksachen 11/929 Nr. 2.3, 11/1209) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Mitteilung der Kommission über die Haushaltsdisziplin (Drucksachen 11/929 Nr. 2.2, 11/1211) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Zweite Änderung des Vorschlags für eine Verordnung (EGKS — EWG — EURATOM) des Rates zur Änderung der Haushaltsordnung vom 21. Dezember 1977 für den Haushaltsplan der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 11/929 Nr. 2.5, 11/1212) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sitzung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 1987 in Brüssel (Drucksachen 11/523, 11/1293) Dr. Kohl, Bundeskanzler 3400 C Dr. Vogel SPD 3406 D Rühe CDU/CSU 3412D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3418D Mischnick FDP 3421 B Frau Wieczorek-Zeul SPD 3424 B Frau Geiger CDU/CSU 3427 A Frau Beer GRÜNE 3429 C Genscher, Bundesminister AA 3432 B Dr. Spöri SPD 3435 D Bohl CDU/CSU 3438 C Erler SPD 3441A Lintner CDU/CSU 3442 C Frau Flinner GRÜNE 3444 B Frau Würfel FDP 3445 D Dr. Gautier SPD 3447 B Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3449 C Brück SPD 3451A Becker (Nienberge) SPD (zur GO) 3452 B Seiters CDU/CSU (zur GO) 3452 C Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) 3452 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10, Dezember 1987 Namentliche Abstimmung 3454 A Ergebnis 3482 D Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kohlevorrangpolitik (Drucksache 11/958) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Prozentsatz der Ausgleichsabgabe nach dem Dritten Verstromungsgesetz für das Jahr 1988 (Drucksachen 11/1350, 11/1446) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle (Drucksache 11/1476) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerstein, Wissmann, Dr. Lammert, Müller (Wadern) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Baum, Beckmann, Dr. Graf Lambsdorff, Dr. Hirsch, Dr. Hoyer, Dr.-Ing. Laermann, Möllemann, Frau Würfel und der Fraktion der FDP: Förderung der deutschen Steinkohle (Drucksache 11/1485) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Solidarität mit dem Widerstand der Bergleute und Stahlarbeiter gegen Arbeitsplatz- und Standortvernichtung (Drucksache 11/1511) Meyer SPD 3455 B Gerstein CDU/CSU 3458 C Stratmann GRÜNE 3460 C Beckmann FDP 3463 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 3464 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 3468A, 3478 C Schreiber CDU/CSU 3472 A Jung (Düsseldorf) SPD 3473 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3475A, 3478 D Hinsken CDU/CSU 3476 B Dr. Lammert CDU/CSU 3479 A Namentliche Abstimmungen 3479D, 3480A Ergebnisse 3484B, 3485 D Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung empfängnisverhütender Mittel durch die Krankenkassen (Drucksache 11/597) Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 3480 D Frau Verhülsdonk CDU/CSU 3488 A Kirschner CDU/CSU 3489 B Frau Würfel FDP 3490 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 3491 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1986 (Drucksachen 11/42, 11/1131) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 3492 A Heistermann SPD 3494 B Breuer CDU/CSU 3498 A Frau Schilling GRÜNE 3501 B Nolting FDP 3503 C Leidinger SPD 3505 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg 3509 B Leidinger SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3512B Vizepräsident Cronenberg 3510D, 3512 C Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1988 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1988) (Drucksachen 11/1000, 11/1431) Niegel CDU/CSU 3512D, 3520A Müller (Pleisweiler) SPD 3514 B Funke FDP 3516B Sellin GRÜNE 3517 B Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 3518 C Pfuhl SPD 3519 B Tagesordnungspunkt 20 b: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksachen 11/946, 11/1501) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ernährungssituation in Äthiopien (Drucksache 11/1482) Höffkes CDU/CSU 3520 C Frau Eid GRÜNE 3521 D Frau Folz-Steinacker FDP 3523 D Großmann SPD 3525 C Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 3527 A Nächste Sitzung 3528 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 3529* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3399 49. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1987 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 48. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Statt „ZusFr Frau Bulmahn GRÜNE" ist „ZusFr Frau Bulmahn SPD" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 11. 12. Dr. Ahrens * 11. 12. Andres 11. 12. Bahr 11. 12. Frau Becker-Inglau 11. 12. Frau Beck-Oberdorf 11. 12. Frau Blunck * 11. 12. Böhm (Melsungen) * 11. 12. Frau Brahmst-Rock 11. 12. Brandt 10. 12. Dr. Briefs 11. 12. Büchner (Speyer) * 11. 12. Dr. von Bülow 11. 12. Frau Fischer * 11. 12. Dr. Friedrich 11. 12. Frau Ganseforth 11. 12. Dr. von Geldern 10. 12. Glos 11. 12. Dr. Glotz 11. 12. Grünbeck 11. 12. Haack (Extertal) 11. 12. Frau Dr. Hellwig 11. 12. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hürland-Büning 11. 12. Jaunich 10. 12. Frau Kelly 11. 12. Kittelmann * 11. 12. Kolb 11. 12. Kreuzeder 11. 12. Lemmrich * 11. 12. Frau Luuk * 11. 12. Dr. Mahlo 11. 12. Marschewski 11. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 12. Dr. Möller 11. 12. Dr. Müller * 11. 12. Dr. Neuling 11. 12. Frau Oesterle-Schwerin 11. 12. Frau Olms 11. 12. Oswald 11. 12. Petersen 11. 12. Poß 10. 12. Rauen 11. 12. Dr. Schmude 10. 12. von Schmude 11. 12. Schröer (Mülheim) 10. 12. Schulze (Berlin) 11. 12. Frau Seuster 11. 12. Frau Dr. Timm * 11. 12. Frau Trenz 11. 12. Frau Vennegerts 11. 12. Dr. Warnke 11. 12. Wieczorek (Duisburg) 11. 12. Würtz 11. 12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Voigt, ich bin Ihnen dankbar für diese Frage, weil sie mir die Möglichkeit gibt, darauf hinzuweisen, daß Anträge von Kollegen aus diesem Hause auf Erteilung von Visa bedauerlicherweise abgelehnt worden sind und daß in einem Falle noch offen ist, ob ein solches Visum erteilt wird. Ich kann nur sagen: Dies bedaure ich, und dies steht nicht im Einklang mit den Bemühungen um eine Entspannungspolitik, die eben die Menschenrechte nicht außen vor läßt, sondern das Bemühen um Verwirklichung der Menschenrechte mit einschließt.

    (Zustimmung der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Meine Damen und Herren, wer nur die Debatten des gestrigen Tages zu den Ereignissen um die Zionskirche in Ost-Berlin, zu Südafrika und Rumänien einmal sorgfältig analysiert, wird leicht feststellen können, daß wir noch nicht in jedem Falle eine Politik entwickelt haben, die überall in der Welt Menschenrechtsverletzungen mit der gleichen Elle mißt, aber auch überall mit der gleichen peinlichen Sorgfalt den Weg auskundschaftet, der zu einer wirklichen Verbesserung der Lage der Menschen in den jeweiligen Ländern führen kann.
    Ich habe die gestrige Debatte über die Versorgungslage in Rumänien erwähnt, und ich möchte auch hier die bedauerliche Tatsache mitteilen, daß die rumänische Botschaft die Erteilung eines Einreisevisums für die beiden Kollegen verweigert hat, die wir gebeten haben, nach Rumänien zu fahren, um an Ort und Stelle festzustellen, ob und in welcher Weise wir helfen können, die Versorgungslage in Rumänien zu verbessern. Ich möchte an die rumänische Regierung hier nur den Appell richten, daß sie diese Haltung noch einmal überprüft, auch im Interesse der Menschen, die in Rumänien leben.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Meine Damen und Herren, richtig ist, daß Menschenrechtsverletzungen klar beim Namen genannt werden müssen. Da darf es wirklich kein Schielen nach rechts oder nach links geben. Wer aber — das möchte ich hinzufügen — Menschenrechtsverletzungen beim Namen nennt, muß sich immer auch seiner Verantwortung dafür bewußt bleiben, daß von ihm mehr als Rhetorik, nämlich ein Beitrag zur realen Verbesserung der Lage geleistet werden muß. Es gibt keine Patentrezepte dafür, worin dieser Beitrag jeweils bestehen kann. Sicher ist für mich nur, daß weder Aggressivität auf der einen noch Leisetreterei auf der anderen Seite die probatesten Mittel sind. Meistens geht es um das Herausfinden der rechten Mischung zwischen — wie die Angelsachsen es nennen — „quiet diplomacy" und „open diplomacy", also zwischen stiller Diplomatie und öffentlicher Geltendmachung. Nur das zählt wirklich, was die Menschenrechte für die Menschen alltagswirksam macht. Darauf müssen wir auch bei der Arbeit des Unterausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe achten, den der Deutsche Bundestag in dieser Legislaturperiode erstmals eingesetzt hat. Allerdings wollen wir diesen Unterausschuß auch zielbewußt als ein zusätzliches Instrument unserer Menschenrechtspolitik einsetzen.
    Meine Kolleginnen und Kollegen, immer wieder werden wir uns bei unserer Menschenrechtspolitik dem Vorwurf der betroffenen Staaten ausgesetzt sehen, wir mischten uns in unzulässiger Weise in ihre inneren Angelegenheiten ein. Diese Staaten haben noch nicht mitbekommen oder wollen nicht mitbekommen, welche Veränderungen im Völkerrecht seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingetreten sind. Inzwischen ist ein so dichtes menschenrechtliches Normengeflecht im Völkerrecht entwickelt worden, daß heute kein Staat der Erde mehr mit Fug und Recht die Einforderung der Einhaltung dieser Normen mit dem Vorwurf der Einmischung in innere Angelegenheiten abwehren kann. Dem gilt es, wie ich meine, mit geduldiger Beharrlichkeit Geltung zu verschaffen, und ich möchte auch und vor allem das Auswärtige Amt ermutigen, daran mit seinen Möglichkeiten stetig mitzuwirken.
    Ein völkerrechtlicher Anknüpfungspunkt für Demarchen bei fremden Regierungen ist nicht nur dann gegeben, wenn Deutsche von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Wohl bin ich der Auffassung, daß deutsche Landsleute vor allen anderen unseren Einsatz erfordern, ganz gleich, ob es sich um unsere Landsleute in der DDR, um deutsche Minderheiten in anderen Staaten des Warschauer Paktes oder um die Deutschen in der „Colonia Dignidad" in Chile handelt. Ein zureichender völkerrechtlicher Anknüpfungspunkt liegt nach meiner Überzeugung jedenfalls auch überall dort vor, wo Menschenrechtsverletzungen von Regierungen zu verantworten sind.
    Meine Damen und Herren, ich bin froh darüber, daß wir die heutige Debatte auch dazu genutzt haben, des Tages der Menschenrechte, der in jedem Jahr am 10. Dezember begangen wird, zu gedenken. Aber lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, daß wir auch an den übrigen 364 Tagen des Jahres an die Verwirklichung der Menschenrechte denken und uns überall dort zu Wort melden, wo Menschenrechte verletzt werden.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Brück. — Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesem letzten Redner vor der Abstimmung auch noch in Ruhe zuhören könnten.
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3451

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alwin Brück


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lange Zeit verlief die heutige Debatte so, wie es meine Kollegin Heidi Wieczorek-Zeul vermutet hatte: Die Abgeordneten der Koalitionsparteien sprachen vor allem vom Washingtoner Gipfel, weil das ein Erfolg war, obwohl die Bundesregierung dort nicht vertreten war; sie sprachen kaum vom Kopenhagener Gipfel, obwohl die Bundesregierung dort vertreten war, weil das eben ein Mißerfolg war. Aber dann kam ja noch der Kollege Bohl. Und er hat über diesen Kopenhagener Gipfel gesprochen und versucht, nun, Herr Präsident, weiß ich nicht, ob das Wort, das ich auf den Lippen habe, parlamentarisch genug ist: aber er hat versucht, daraus eben Gold zu machen. Und das ist ihm nicht gelungen.
    Aber ich muß auch fragen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ob wir immer in diesen klischeehaften Bahnen diskutieren müssen - lieber Friedrich Bohl, die Frage geht an Sie — , daß die Abgeordneten der Opposition alles schlecht finden, was die Regierung macht, und die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen eben alles gut finden, was die Regierung macht. Wäre es nicht besser gewesen, wir hätten uns einmal auf das geeinigt, was alle Zeitungen geschrieben haben, was wir im Fernsehen gesehen und gehört haben, daß nämlich der Kopenhagener Gipfel gescheitert ist?

    (Beifall bei der SPD)

    Dann hätten wir darüber reden können, wer denn daran schuld sei.
    Sie haben das heute morgen schon gehört: Der Fraktionsvorsitzende der SPD hat die Schuld nicht der Bundesregierung allein gegeben. Wir denken nicht daran, hier einseitige Schuldzuweisungen zu verteilen.
    Lassen Sie mich am Schluß dieser Debatte auch fragen, ob wir uns nicht in die eigene Tasche lügen würden, wenn wir uns damit begnügten, in einer solchen Debatte nur Schuldzuweisungen zu machen; denn eines ist ja deutlich geworden, jetzt in Kopenhagen wieder: Wir sind in Europa an die Grenzen dessen gestoßen, was im Rahmen der institutionellen Verfassung, wie wir sie jetzt haben, möglich ist. Trotz aller Bekenntnisse zu Europa haben sich der Rat und der Europäische Rat bisher nicht als Lenkungsgremien erwiesen, die die Einigung energisch und zum Wohl der Gemeinschaft vorantreiben könnten. Kopenhagen hat gezeigt, daß beide nicht einmal mehr zum Krisenmanagement fähig sind. Die Gemeinschaft, so meine ich, braucht politische Gestaltung, wenn sie nicht zu einer Freihandelszone verkümmern soll.
    Am Anfang der europäischen Einigung stand das Bewußtsein, daß die europäischen Nationalstaaten nicht mehr die Macht haben, sich allein in der Weltpolitik zu behaupten. Jetzt müssen wir die Erfahrung gemeinschaftlicher Ohnmacht machen. Die Regierungen der zwölf europäischen Mitgliedstaaten streiten sich wie einst deutsche Duodezfürsten um die kleinliche Wahrung ihrer Eigeninteressen.
    Natürlich, die Einigungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft werden immer schwieriger, je enger die Gemeinschaft auf den einzelnen Politikgebieten zusammenwächst. Das ist nur zu natürlich. Da gibt es nationale Interessen. Wer möchte sie bestreiten? Und immer wieder finden in irgendeinem Mitgliedstaat Wahlen statt.
    Konflikte sind in der Europäischen Gemeinschaft unausweichlich, weil es unterschiedliche Interessen gibt. Wir werden diese Konflikte nur auflösen können, wenn wir auch in der Europäischen Gemeinschaft die Grundregel demokratischer Staaten einführen, nämlich: Bei unterschiedlichen Auffassungen wird mit Mehrheit darüber entschieden, was zu geschehen hat,

    (Beifall bei der SPD)

    nicht darüber, was auf alle Fälle richtig ist. Denn auch das wissen wir: Die Mehrheit hat nicht immer recht.
    Ich will ein Beispiel aus unserer Arbeit nennen. Wir haben in der vergangenen Woche mit Mehrheit den Länderfinanzausgleich in der Bundesrepublik Deutschland neu geregelt. Jeder von uns weiß, wie groß die Interessenunterschiede natürlicherweise zwischen den einzelnen Bundesländern waren und sind. Wir haben eine Regelung getroffen, die nicht meine Zustimmung fand. Aber wir haben eine getroffen. Ich habe dieses Beispiel bewußt gewählt, weil meine Partei bei dieser Entscheidung in der Minderheit war, bei der auch gegen die Interessen meines Bundeslandes entschieden worden ist. Ich habe es auch deshalb gewählt, weil die Interessengegensätze in der Europäischen Gemeinschaft mindestens so groß sind wie in diesem Fall zwischen den deutschen Bundesländern. Nur mit Mehrheitsentscheidungen werden wir sie auflösen können.
    Deshalb wird es immer mehr deutlich, wie wenig wir eigentlich mit der Einheitlichen Europäischen Akte Europa nach vorn gebracht haben. Ihr Hauptfehler: Das Europäische Parlament hat durch sie nicht die Rechte erhalten, die es haben muß, wenn wir die Probleme lösen wollen. Vielleicht nutzt die Bundesregierung jetzt in der Zeit ihrer Präsidentschaft im Ministerrat wenigstens die Gelegenheit, um ein bißchen mehr Einfluß für das Europäische Parlament zu schaffen, die ihr auch durch die Einheitliche Europäische Akte gegeben wird.
    Mein Fraktionskollege Bernd Reuter hat dieser Tage Sprüche des Berliner Satirikers Adolf Glaßbrenner verschickt, der von 1810 bis 1876 lebte. Einer dieser Sprüche lautete:
    Setze dem Überfluß Grenzen und lasse die Grenzen überflüssig werden.
    Er war ein weiser Mann, dieser Adolf Glaßbrenner vor mehr als hundert Jahren. Wenn es uns nicht gelingt, dem Überfluß in unserer Agrarproduktion Grenzen zu setzen, werden wir die Grenzen in Europa nicht überflüssig machen können.
    Kopenhagen hat gezeigt: Der europäische Zug ist wieder einmal auf ein Abstellgleis gefahren. Auch ein neuer Lokomotivführer aus der Bundesrepublik Deutschland wird den Zug nur schwer von diesem Abstellgleis heruntermanövrieren können.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre gut, wenn wir endlich erkennen würden, daß in Europa die Weichen anders gestellt werden müssen. Wenn wir das nicht tun, wird der europäische
    3452 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987
    Brück
    Zug immer wieder auf ein Abstellgleis fahren. Die Weichen in Europa richtig stellen heißt die demokratischen Institutionen stärken, dem Europäischen Parlament mehr Rechte geben, die gewählten Vertreter mit Mehrheit darüber entscheiden lassen, was in Zukunft in Europa zu geschehen hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Weichen neu stellen, das heißt, der Gemeinschaft — das ist meine Auffassung — eine eigene Steuer zu geben, über die sie verfügt, die die Abgeordneten des Europäischen Parlaments aber auch gegenüber den Wählern selbst verantworten müssen.
    Weichen richtig stellen, das heißt auch weise Selbstbeschränkung der Kommission.

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht alles und jedes muß in Europa zentralistisch geregelt werden. Manchmal hat man den Eindruck, in Brüssel denke man ununterbrochen darüber nach, was alles noch zentral geregelt werden könne, obwohl es dezentral gar nicht so schlecht geregelt ist. Das heißt auch für das Europäische Parlament, sich zu beschränken, sich um die wesentlichen Dinge zu kümmern, nicht zu allem und jedem in der Welt eine Resolution zu verfassen.
    Nun weiß ich auch — ich bin ja nicht von einem anderen Stern — , daß in den nächsten Jahren unser Hauptaugenmerk wohl der Schaffung des Binnenmarktes gelten muß. Dazu sind die Regierungen aufgerufen. Ich bin skeptisch, ob sie es bis 1992 schaffen werden.
    Aber wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, dürfen uns nicht darauf beschränken. Wir müssen weiter drängen, daß die politischen Institutionen in Europa geändert werden. Wir müssen dem Europäischen Parlament helfen. Wir müssen den Vertragsentwurf für die Europäische Union noch einmal zur Debatte stellen; denn wir brauchen diese Europäische Union. Wir müssen unseren Beitrag dazu leisten, daß die Weichen in Europa anders gestellt werden, sonst läuft der Zug immer öfter in ein Abstellgleis hinein.

    (Beifall bei der SPD)