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ID1104304800

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    Plenarprotokoll 11/43 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 43. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1987 Inhalt: Wahl der Abg. Frau Dempwolf zur Schriftführerin als Nachfolgerin der Abg. Frau Hoffmann (Soltau) 2923 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1988 (Haushaltsgesetz 1988) (Drucksachen 11/700, 11/969) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 11/1061, 11/1081) Sieler (Amberg) SPD 2923 C Strube CDU/CSU 2926 B Hoss GRÜNE 2930 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 2931D Dreßler SPD 2934 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA 2937 B Frau Unruh GRÜNE 2942 A Egert SPD 2943 A Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (Drucksachen 11/1065, 11/1081) Waltemathe SPD 2945 D Rossmanith CDU/CSU . . 2948 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 2951 C Zywietz FDP 2954 A Jaunich SPD 2956 D Link (Diepholz) CDU/CSU 2958 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 2960 B Eimer (Fürth) FDP 2962 C Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 2963 B Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 11/1066, 11/1081) Waltemathe SPD 2967 A Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2970 A Dr. Knabe GRÜNE 2973 D Baum FDP 2975 C Dr. Hauff SPD 2976 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2979 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 2980D, 2985 B Schäfer (Offenburg) SPD 2984 A Frau Vennegerts GRÜNE 2985 D Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 11/1057, 11/1081) II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1987 in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 11/1067, 11/1081) Bachmaier SPD 2986 C Marschewski CDU/CSU 2988 B Häfner GRÜNE 2992 A Kleinert (Hannover) FDP 2993 C Wiefelspütz SPD 2994 D Engelhard, Bundesminister BMJ 2996 B Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 11/1070, 11/1081) Nehm SPD 2998 A Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU . . . 2999 D Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 3001D Grünbeck FDP 3003 A Scherrer SPD 3005 A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau . . 3006 B Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 31 GO) 3008 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 11/1062, 11/1081) Purps SPD 3009 C Windelen CDU/CSU 3013 A Weiss (München) GRÜNE 3015B Zywietz FDP 3017 A Dr. Warnke, Bundesminister BMV . . . 3019B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 11/1063) Börnsen (Ritterhude) SPD 3021 A Deres CDU/CSU 3025 B Dr. Briefs GRÜNE 3026 C Funke FDP 3028 C Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 3030 C Haushaltsgesetz 1988 (Drucksachen 11/1079, 11/1080) Kühbacher SPD 3032 C Frau Vennegerts GRÜNE 3032 D Carstens (Emstek) CDU/CSU 3033 A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 3033 B Tagesordnungspunkt II: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1987 bis 1991 (Drucksachen 11/701, 11/970, 11/1183) Nächste Sitzung 3033 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3034* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1987 2923 43. Sitzung Bonn, den 26. November 1987 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 27. 11. Frau Beck-Oberdorf 27. 11. Dr. Biedenkopf 26. 11. Böhm (Melsungen) * 27. 11. Büchner (Speyer) * 27. 11. Bühler (Bruchsal) * 26. 11. Dr. Dollinger 27. 11. Duve 27. 11. Ehrbar 27. 11. Dr. Feldmann * 27. 11. Frau Fuchs (Verl) 27. 11. Dr. Geißler 27. 11. Dr. Glotz 26. 11. Dr. Haack 27. 11. Frau Dr. Hartenstein 26. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 27. 11. Frau Dr. Hellwig 27. 11. Heyenn 27. 11. Hiller (Lübeck) 27. 11. Hörster 26. 11. Frau Kelly 26. 11. Kiechle 26. 11. Dr. Klejdzinski * 26. 11. Klose 27. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Knabe 26. 11. Kreuzeder 27. 11. Lemmrich * 26. 11. Lenzer * 27. 11. Frau Luuk * 27. 11. Mischnick 27. 11. Dr. Möller 27. 11. Dr. Müller * 27. 11. Dr. Neuling 27. 11. Niegel 26. 11. Frau Pack 27. 11. Paintner 27. 11. Petersen 27. 11. Pfeifer 27. 11. Reddemann * 26. 11. Schäfer (Mainz) 26. 11. Schmidbauer 26. 11. Schmidt (München) * 27. 11. von Schmude 27. 11. Dr. Spöri 26. 11. Spranger 26. 11. Dr. Todenhöfer 27. 11. Frau Dr. Vollmer 26. 11. Dr. Waigel 27. 11. Graf von Waldburg-Zeil 27. 11. Wieczorek (Duisburg) 27. 11. Wischnewski 27. 11. Würtz 27. 11. Zierer * 26. 11. Dr. Zimmermann 26. 11.
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    Rede von Walter Link


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich wäre heute morgen gerne, Frau Wilms-Kegel oder Herr Jaunich, auf Ihre Reden eingegangen. Ich hatte mich an sich darauf vorbereitet.

    (Jaunich [SPD]: Machen Sie es doch!)

    Da Sie aber so sehr schmalspurig gesprochen haben und die Palette unseres Ministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit kaum getroffen haben und ich das, was Sie gesagt haben, als dünne Wassersuppe bezeichnen würde, lohnt sich das heute morgen nicht.
    Wir beraten den Haushalt 1988 des Ministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Ich denke, das kann nicht geschehen, ohne der Bundesregierung für die solide Finanz- und Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre ganz herzlich zu danken;

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Verbeugung!)

    denn diese Finanz- und Wirtschaftspolitik hat erst den Freiraum dafür geschaffen, daß wir heute

    (Waltemathe [SPD]: Weiter so! — Zuruf von der SPD: Kotau!)

    — ich werde es weiter so machen, Herr Waltemathe — einen Spielraum für Sozialpolitik, für Jugendpolitik, für Familienpolitik haben.

    (Zuruf von der SPD: Wo ist er denn?)

    Ich hätte sehr gerne die Vorstellungen der Opposition darüber gehört, aber ich kann nur sagen: null. Ich denke, wenn man der Bundesregierung dankt, muß man ein besonderes Dankeschön unserem Finanzminister Gerhard Stoltenberg sagen, der hieran einen hervorragenden Anteil hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir beraten heute einen ausgewogenen Einzelplan 15 — Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — mit einem guten Steigerungsvolumen, der fast 20 Milliarden DM umfaßt.
    In der Jugendpolitik von CDU und CSU haben die freien und die ehrenamtlichen Aktivitäten unserer Jugendverbände einen sehr hohen Stellenwert.

    (Zuruf von der SPD: Die protestieren!)

    Es ist einfach unerträglich, wenn über wenige jugendliche Krawallmacher in Funk und Fernsehen wochenlang berichtet wird, ehrenamtlich geleistete Arbeit Jugendlicher aber totgeschwiegen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich stelle hier fest: Die übergroße Mehrheit der jungen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland ist für unseren demokratischen Rechtsstaat. Viele engagieren sich in den Jugendverbänden für Gleichaltrige oder ältere Mitbürger.

    (Frau Dr. Götte [SPD]: Und warum kürzen Sie die Mittel?)




    Link (Diepholz)

    Deshalb stimmen wir der Erhöhung der Mittel für den Bundesjugendplan um über 2 Millionen DM auf 134 Millionen DM im Jahre 1988 zu.

    (Frau Dr. Götte [SPD]: Und was ist mit 1987? — Weiterer Zuruf von der SPD: Sagen Sie einmal, daß das die SPD beantragt hat!)

    Der Bundesjugendplan gewährleistet den freien Trägern, insbesondere den Jugendverbänden, ein hohes Maß an Selbständigkeit. CDU und CSU bekennen sich nachdrücklich zu dieser Unabhängigkeit unserer Jugendverbände in der Bundesrepublik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Da immer mehr junge Menschen aus der DDR und aus Ost-Europa in unser Land kommen, sind die im Haushalt vorgesehenen 16 Millionen DM auch notwendig und gut angelegt.
    Meine Fraktion wendet ' sich mit Entschiedenheit gegen die Kritik von verschiedenen Seiten, die Arbeit unserer Jugendverbände sei verkrustet und sie hätten keinen Anspruch mehr, für den Großteil der Jugend in der Bundesrepublik Deutschland zu sprechen.

    (Jaunich [SPD]: Wer kritisiert das denn so?)

    Man darf hier nicht nur die Mitgliederzahlen der einzelnen Verbände sehen, sondern man muß den Multiplikatorenfaktor bei ihrer Arbeit mitbewerten. Wenn uns z. B. die AGJ, das ist die Arbeitsgemeinschaft der Jugend in der Bundesrepublik Deutschland,

    (Jaunich [SPD]: Der Jugendhilfe!)

    sagt, daß sie bereit ist, die historisch gewachsenen Strukturen, Aufgaben und Inhalte kritisch zu reflektieren und dort, wo notwendig, inhaltliche Veränderungen vorzunehmen und Förderungsschwerpunkte weiterzuentwickeln, so ist dies der Ansatz für eine gute Zusammenarbeit mit Regierung und Parlament.
    Den drittgrößten Anteil am Haushalt des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit nehmen die Mittel für den Zivildienst ein. Wir erhöhen sie 1988 um 136 Millionen DM auf 1,1 Milliarden DM.
    Ich möchte bei dieser Gelegenheit den vielen tausend jungen Männern, die in der praktischen sozialen Arbeit des Zivildienstes ihren Mann stehen, ganz herzlich danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Sie haben unsere Anerkennung und Achtung ebenso verdient wie die jungen Männer, die in der Bundeswehr als aktive Mitglieder der größten Friedensinitiative der Bundesrepublik Deutschland ihren Dienst tun.
    Für CDU und CSU sage ich bei dieser Gelegenheit auch dem Bundesbeauftragten für den Zivildienst, Herrn Pastor Peter Hintze, ein Wort der Anerkennung und des Dankes für seine erfolgreiche Arbeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Hintze, ich war lange Jahre, bis zu meiner Wahl in den Landtag vor zehn Jahren, in den von Bodelschwinghschen Anstalten tätig und weiß, wie schwierig diese Arbeit ist. Wenn wir heute mit 87 413 zur
    Verfügung stehenden und 75 742 besetzten Plätzen einen Höchststand in der Nachkriegsgeschichte haben, dann haben Sie daran durch die Qualität Ihrer Arbeit einen hervorragenden Anteil.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lassen Sie mich zur Jugendpolitik abschließend sagen, daß es eine unserer nächsten Aufgaben sein wird, das Jugendwohlfahrtsgesetz zu novellieren und zu einem modernen Gesetz über die Jugendhilfe zu machen. Hier ist dann ganz besonders die gute Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und den Jugendverbänden gefragt.
    Bundeskanzler Helmut Kohl und die CDU/CSU sind 1982 angetreten, die systematische Schlechterstellung und Benachteiligung der Familien mit Kindern durch die Sozialdemokratie zu beenden. Auf dem Weg zu diesem Ziel sind wir ein ganz großes Stück weitergekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der vorliegende Haushaltsentwurf zeigt dies. Allein 13,7 Milliarden DM stehen 1988 für das Kindergeld zur Verfügung. Hierzu kommen fast 3 Milliarden DM Erziehungsgeld.
    Mit der Einführung des Erziehungsgeldes hat die Koalition aus CDU, CSU und FDP einen zentralen familienpolitischen Durchbruch erzielt. Diese finanziellen Leistungen und die gleichzeitige Sicherung des Arbeitsplatzes haben die Bedingungen für junge Familien und ihre Kinder in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend verbessert. Vom 1. Januar 1988 an verlängern wir die Zahlung des Erziehungsgeldes und den Erziehungsurlaub von zehn Monaten auf ein volles Jahr.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie haben heute morgen kein Wort dazu gesagt. Hier hätte es Ihnen gut angestanden, der Bundesministerin einmal zu danken. Von daher ist Ihre ganze Kritik hohles Gerede.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unsere älteren Mitbürger erhalten mit einem Stufenplan die Anerkennung der Erziehungszeiten in den nächsten vier Jahren. Bis 1990 sind alle einbezogen.
    Die CDU/CSU-Fraktion ist stolz darauf, daß es uns gelungen ist, die Mittel für die Stiftung „Mutter und Kind" von 80 Millionen DM in diesem Jahr auf 110 Millionen DM im nächsten Jahr zu erhöhen.
    Zu unserer Familienpolitik gehört auch die Vorsorge für unsere älteren Mitbürger, insbesondere für die pflege- und schwerstpflegebedürftigen, und die Pflegenden. Im Rahmen des Strukturgesetzes im Gesundheitswesen werden wir zusätzliche Fürsorge für unsere älteren Mitbürger schaffen.

    (Zuruf von der SPD: In welcher Form?)

    Da meine Zeit knapp bemessen ist, will ich nur noch einige wenige Bemerkungen zur Frauenpolitik machen. Uns ist sehr bewußt, Frau Kollegin Unruh, daß viele Frauen und Kinder in der Bundesrepublik Deutschland — ich will nicht sagen: in den Familien, aber von den Männern — mißhandelt werden. Von



    Link (Diepholz)

    daher sind wir froh, daß wir — auch mit Unterstützung von seiten der Bundesregierung — nunmehr langsam dahinkommen, ein flächendeckendes Netz von Frauenhäusern und Kinderschutzstellen zu schaffen.

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Wie lange hat das gedauert?)

    Es ist mir ein besonderes Anliegen, hier den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Frauenhäuser einmal ganz herzlich für ihre schwierige Arbeit zu danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich danke an dieser Stelle auch dem Deutschen Kinderschutzbund, der es in den vergangenen Jahren verstanden hat, hervorragende Hilfe zu leisten und in einer guten Zusammenarbeit mit der Bundesregierung seine Aufgaben zu erfüllen.
    Weil das alles so ist und weil wir eine Bundesministerin haben, die — das wissen Sie ganz genau — gerade bei den jüngeren Menschen im Alter von 18 bis 40 Jahren die höchste Glaubwürdigkeit aller Politiker in der Bundesrepublik Deutschland hat, sind wir darauf ganz stolz. Wir können Ihnen doch nur sagen, daß es wenig Zweck hat, zu versuchen, wie Sie es heute morgen in Ihren Reden getan haben, die Bundesministerin abzuqualifizieren.
    Darum möchte ich an dieser Stelle einmal, zu Ihnen gewandt, Frau Süssmuth, folgendes sagen: Frau Bundesministerin Rita Süssmuth ist zum Symbol für engagierte Frauenpolitik, gerechte Familienpolitik, zukunftsoffene Jugendpolitik und verantwortungsvolle Behandlung schwieriger gesundheitlicher Probleme geworden. Dieses Engagement der Ministerin und der kraftvolle Einsatz ihres Amtsvorgängers Heiner Geißler

    (Zurufe von der SPD)

    zur Verbesserung des Familienlastenausgleiches prägen den Haushalt des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit 1988, dem die CDU/CSU-Fraktion gerne zustimmt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Jaunich [SPD]: Hurra! Hurra! Hurra!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat die Frau Abgeordnete Schmidt (Nürnberg).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Eines, glaube ich, müssen wir offen zugeben: So leicht es uns die Ministerin als Gesundheitsministerin und Jugendministerin macht, so schwer tun wir uns mit ihr als Frauenministerin. Was will frau auch dagegen sagen, wenn Sie eine Qualifizierungsoffensive, vor allem auch für Frauen, ankündigen? Was wollen wir dagegenhaben, wenn Sie die Benachteiligungen teilzeitbeschäftigter Frauen aufheben wollen? Sollen wir Ihrer mehrfach geäußerten Skepsis gegenüber dem Beschäftigungsförderungsgesetz entgegentreten oder Ihren mutigen Äußerungen, zuletzt im schleswig-holsteinischen Wahlkampf, die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse abschaffen zu wollen? Sie haben ja recht: Es ist ein Skandal, wenn inzwischen 1,5 Millionen
    Frauen ohne jegliche sozialversicherungsrechtliche Absicherung arbeiten. Gibt es ein Argument dagegen, die Alleinzuständigkeit der Frauen für Kinder, für Pflegebedürftige, für den Haushalt verringern zu wollen, eine Alleinzuständigkeit, die Frauen daran hindert, ihre Lebensvorstellungen zu verwirklichen? Oder gibt es Argumente dagegen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer fördern zu wollen? Daß dazu über das Bestehende und über Modellvorhaben hinaus unabdingbar gehört, Frauen nach Zeiten der Arbeit für die Familie Rückkehrmöglichkeiten in den Beruf zu verschaffen, scheint sowohl für Sie als auch für uns eine Selbstverständlichkeit zu sein. Was wollen wir Ihnen eigentlich entgegenhalten außer „Sehr richtig, Frau Ministerin" , wenn Sie sagen: „Eine stärkere Frauenförderung im öffentlichen Dienst soll dazu beitragen, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Bereichen und Ebenen des wirtschaftlichen Lebens durchzusetzen und einen sinnvollen Einsatz menschlicher Begabungen und Fähigkeiten zu gewährleisten"? — Gegen alle diese Forderungen gibt es keine Argumente. Sie werden von Ihnen, sie werden von uns, sie werden von den meisten Frauen erhoben.
    Frauen wollen erwerbstätig sein. Sie wollen Kinder haben. Und sie wollen nicht mehr allein für Kinder und Haushalt zuständig sein.
    Die Tatsache, daß wir das Land mit der niedrigsten Geburtenrate der Welt sind, hat entgegen konservativen männlichen Vermutungen, wie wir sie auch heute wieder gehört haben, nicht die Ursache zunehmender Erwerbstätigkeit von Frauen, sondern die Ursache, daß es gerade bei uns wegen mangelnder gesetzlicher Möglichkeiten und fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten, von der Kinderkrippe über Kindergärten bis zu Ganztagsschulen, die übrigens nicht im gesamten Europa, auch nicht in konservativ regierten Ländern, wie bei uns so ausschließlich unter ideologischen Gesichtspunkten dieskutiert werden,

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Frauen bei uns besonders schwer gemacht wird, Kinder und Erwerbstätigkeit miteinander zu verbinden. Und Männer nehmen diese Aufgabe überhaupt nicht erst auf sich.
    Daß es auch anders geht, zeigen uns unsere europäischen Nachbarn. Dort sind mehr Frauen erwerbstätig, und es werden mehr Kinder geboren. In Schweden, wo mehr als 80 % aller Frauen erwerbstätig sind, ist die Geburtenrate mit 12,1 % ebenso deutlich höher als bei uns wie in Frankreich, wo ca. 60 % aller Frauen arbeiten.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Und die Alkoholikerrate unter den Jugendlichen ist viermal so hoch wie bei uns!)

    — Sehen Sie, Herr Rossmanith, das ist der Punkt: das Bewußtsein der Männer.
    Wir sind uns also in vielen Analysen einig, wir sind uns bei vielen Forderungen einig. Dann bleibt uns nur noch die Frage: Woran liegt es denn, daß immer noch um Millimeter gekämpft werden muß, wenn es darum geht, die Wünsche und Forderungen der Frauen in reale Politik umzusetzen? Woran liegt es, daß Frauen



    Frau Schmidt (Nürnberg)

    von Arbeitslosigkeit stärker betroffen sind und die Zunahme der Frauenarbeitslosigkeit von Jahr zu Jahr höher ist als die der Männer? Woran liegt es, daß die Qualifizierungsoffensive zum Stillstand kommt und Arbeitsämter Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vor allem zu Lasten der Frauen kürzen? Woran liegt es, daß Frauenförderung auch in Bundesministerien nur halbherzig betrieben wird und der Frauenanteil im höheren Dienst des Bundes nicht einmal dem Anteil der Bewerberinnen entspricht,

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Immer an den Männern! )

    geschweige denn dem Anteil der Beschäftigten? Woran liegt es, daß die Anzahl der Frauen, die ohne jeden Versicherungsschutz zu arbeiten gezwungen sind, inzwischen bei anderthalb Millionen liegt und die Anzahl der Frauen, die nach dem Beschäftigungsförderungsgesetz nur befristet beschäftigt sind und damit z. B. ihren Anspruch und ihre Arbeitsplatzgarantie nach dem Mutterschutz- und Elternurlaubsgesetz verlieren, dramatisch zunehmen? Woran liegt es, daß das arbeitsrechtliche EG-Anpassungsgesetz trotz Ihrer Ankündigungen seit der letzten Legislaturperiode immer noch ein zahnloser Papiertiger ist?
    Diese Aufzählung ließe sich fortführen, z.B. damit: Woran liegt es, daß ausgerechnet Steuererleichterungen für die Ausbildung im Haushalt gestrichen werden sollen, obwohl Sie Hausarbeit besonders anerkennen wollen?

    (Dreßler [SPD]: Das liegt an Herrn Kohl!)

    Aber ich will mich mit diesen wenigen Punkten begnügen und zwei voneinander unabhängige Gründe nennen.
    Erstens. Es liegt am Bewußtsein der Männer in der Regierung und eines Großteils der Männer in diesem Parlament

    (Dreßler [SPD]: Nur eines Großteils!)

    — ich schaue mich im gesamten Plenum um —,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    die sich — das ist kein Vorwurf an Sie, meine sehr verehrten Kollegen — auf Grund ihrer Lebensumstände eine partnerschaftlich gleichberechtigte Aufteilung von Familie und Berufsarbeit überhaupt nicht vorstellen können. Mir ist das am Dienstag und auch heute besonders klar geworden, als Herr Seiters und viele andere einmal mehr von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur für die Frauen gesprochen haben. Diese Männer haben den — wie es Elisabeth Beck-Gernsheim formuliert hat — „den Eineinhalbpersonenberuf in ihrem Lebensplan verinnerlicht ebenso wie die Männer in den Führungsetagen der Unternehmen. Aber nicht nur dort setzt die Organisation der Arbeitswelt eine weitere halbe Person voraus, die den Erwerbstätigen von Alltagsarbeit freistellt, Alltagsarbeit, die die Frau leistet und die dem Mann eine reibungslos funktionierende Basis bereitstellt, wo er sich nach der Härte der Tagesarbeit zurückziehen und von woher er erfrischt und emotional gestärkt wieder von dannen ziehen kann. "

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Die gute Mutter!)

    Weil das Bewußtsein der Männer ein solches ist, weil sie, die Männer, die Arbeitswelt so organisiert haben, daß die arbeitsplatzgerechte Familie und nicht die familiengerechten Arbeitsplätze den Vorrang haben, und weil die meisten Frauenförderung als Luxus für gute wirtschaftliche Zeiten betrachten und Frauenerwerbslosigkeit als ein zweitrangiges Problem ansehen, deshalb müssen Sie sich, Frau Ministerin — zweitens —, auf Freiwilligkeit, auf Appelle, auf den guten Willen Ihrer Kabinettskollegen beschränken. Deshalb dürfen Sie das Wort „Quote" nicht verwenden, sondern müssen von „numerischen Richtvorgaben" sprechen.

    (Heiterkeit bei der SPD und den GRÜNEN)

    Deshalb beschränken Sie sich auf Modellversuche, Anhörungen und Forschungsvorhaben als in meinen Augen auch richtiges, aber unzureichendes Mittel von Regierungspolitik. Deshalb vermeiden Sie selbst Initiativen zu kostenneutralen Gesetzen und reagieren nicht mit solchen, z. B. auf das Benda-Gutachten, das Ihre unverbindliche Frauenförderrichtlinien als nicht verfassungsgemäß bezeichnet hat. Deshalb bleibt es bei sympathischen Reden — und bei den Taten bei Fehlanzeigen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Deshalb enthalten weder Ihr Haushalt noch die Haushalte der anderen Ressorts Mittel, die die von Ihnen hervorragend beschriebene Politik ermöglichen würden. Sie wissen doch, daß die Steuermindereinnahmen und die Steuergeschenke für Großverdiener zu Lasten der Familien gehen werden. Wie wollen sie denn Ihr richtiges Programm zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie verwirklichen und finanzieren? Da müssen doch schon heute die Weichen gestellt werden. Für die Erweiterung des Elternurlaubs und mit einem Erziehungsgeld mit Lohnersatzfunktion, das es endlich auch mehr Männern erlauben würde, diesen Urlaub wahrzunehmen,

    (Dreßler [SPD]: Sehr richtig!) fehlt doch schon heute jegliches Geld.


    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wo war Ihr Widerstand bei den Regierungsplänen, das Benachteiligtenprogramm durch die Bundesanstalt für Arbeit finanzieren zu lassen und die Qualifizierungsoffensive nicht auszuweiten? Sie haben vor einem Jahr hier im Bundestag gesagt: „Wir werden das Benachteiligtenprogramm noch eine Reihe von Jahren brauchen. " Sie müssen doch wissen, daß durch die von der Regierung beschlossene Aufgabenverlagerung gerade Frauen und Mädchen, die Leidtragenden sein werden, daß schon heute Fortbildungsmaßnahmen für teilzeitbeschäftigte Frauen gestrichen werden. Ist das Ihre Teilzeitoffensive?
    Sie müssen doch wissen, wie sehr die Steuerreform die Finanzen der Länder und Kommunen belastet. Wie sollen diese dann die dringend benötigten Kindergärten mit längeren Öffnungszeiten, Kinderkrippen und Ganztagsschulen schaffen?
    Wo ist Ihr Einsatz für die Wiederherstellung des Schüler-BAföG? Zahlen aus Ihrem Haus belegen: Familien mit geringem Einkommen können sich das Abitur für ihre Kinder nicht mehr leisten. Haben Sie sich



    Frau Schmidt (Nürnberg)

    eingemischt, haben Sie Ihre Kompetenzen für die Frauen genutzt? Nein, im Gegenteil, Sie versuchen, die Steuerreform als Erfolg für die Familien zu feiern. Das wird Ihnen nicht gelingen.

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Es kommt immer wieder die Frage hoch, was Sie in den 70er Jahren gemacht haben! — Null!)

    — Ich komme gleich dazu.
    Ich zitiere den Deutschen Familienverband und seinen Präsidenten Albrecht Hasinger, bis 1980 Kollege der CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Er sagt: „1. Die geplante Steuerreform ist familienfeindlich, 2. die Steuerreform 1990 verschlechtert die Situation der Familien mit Kindern gegenüber Alleinstehenden und Ehepaaren ohne Kinder, 3. der Kinderfreibetrag wird in den meisten Fällen durch die Steuerreform in seiner Wirkung gemindert, 4. die Steuerreform ist ohne Korrektur zugunsten der Familien mit Kindern verfassungswidrig".

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Weil ich die immer wieder, auch von Ihnen, Herr Link, gebetsmühlenhaft wiederholten Behauptungen nicht mehr hören kann, Sozialdemokraten hätten in ihrer Regierungszeit nichts für Familien getan, lassen Sie mich die Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, sozialistischer Umtriebe wahrhaftig unverdächtig, zum Familienausgleich erwähnen.

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Den arbeitslosen Jugendlichen haben Sie das Kindergeld weggenommen! Das war Ihre Leistung!)

    Nach dieser Untersuchung kann nicht mehr bestritten werden, daß es zwischen 1975 und 1981 einen Anstieg um 70 % des Aufwandes für Transferleistungen und steuerliche Entlastungen trotz sinkender Kinderzahlen gegeben hat,

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Jedes Mal haben Sie die Mehrwertsteuer dabei erhöht, Verbrauchsteuern!)

    daß dieser Aufwand zwischen 1982 und 1985 um 20 gesunken ist, wobei hier die gestrichenen Leistungen für das Schüler-BAföG noch nicht einmal enthalten sind, und daß dann ein erneuter Anstieg von 35 % im Jahr 1986 erfolgt ist.

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Und wie war das mit dem Kindergeld für arbeitslose Jugendliche?)

    Das heißt, insgesamt haben, wie es auch alle großen Familienverbände behaupten, Herr Link, die Familienleistungen noch nicht wieder den Stand des Jahres 1981 erreicht.
    Mit all dem werden Sie, Frau Ministerin, dem Titel einer Broschüre Ihres Hauses leider nicht gerecht. Dieser Titel heißt: „Reden ist silber, Handeln ist gold". Mit Versprechungen und Vorstößen in Bereiche, wo sie nur die Mitfederführung hat, will sie über ihren Mangel an Veto- und Entscheidungsrechten hinwegtäuschen. Sie hat weder das von ihr verlangte Vetorecht noch die grundsätzliche Federführung für Frauenfragen betreffende Gesetze bei Helmut Kohl durchsetzen können.
    So bleibt mir nur, den „Spiegel" vom 26. Oktober dieses Jahres zu zitieren. Danach Kohl — Zitat — :
    Die soll mit ihren Stöckelschuhen auf dem Boden der Realitäten bleiben.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Ich möchte Ihnen versichern, mir tut nicht nur diese diskriminierende Äußerung des Bundeskanzlers, die schlaglichtartig die Bewußtseinslage dieser Regierung in ihrem männlichen Teil beleuchtet, leid, sondern vor allem die Tatsache, daß so für die Frauen nichts erreicht wird. Unserer Unterstützung, Frau Ministerin, dürfen Sie sicher sein, wenn endlich Ihren Ankündigungen auch Taten folgen.
    Der Haushalt Ihres Ressorts läßt in dieser Hinsicht nichts erkennen; wir werden ihn deshalb ablehnen.

    (Beifall bei der SPD)