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    Plenarprotokoll 11/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 Inhalt: Tageszusatzordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Auswirkungen der Lage der Weltwirtschaft auf unseren Arbeitsmarkt Roth SPD 2343 C Wissmann CDU/CSU 2344 B Sellin GRÜNE 2345 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 2345 D Dr. Mitzscherling SPD 2347 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 2347 D Kraus CDU/CSU 2349 D Stratmann GRÜNE 2350 D Dr. Biedenkopf CDU/CSU 2351 B Dreßler SPD 2352 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 2353 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 2353 D Kittelmann CDU/CSU 2354 D Dr. Apel SPD 2355 C Dr. Lammert CDU/CSU 2356 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/1033 vom 30. Oktober 1987 — Dauer der Bearbeitung von Anträgen auf Arzneimittelzulassung im Bundesgesundheitsamt MdlAnfr 4, 5 30.10.87 Drs 11/1033 Dr. Abelein CDU/CSU Antw StSekr Chory BMJFFG . . 2325B, 2326 A ZusFr Dr. Abelein CDU/CSU . . 2325D, 2326 B Einstellung des Eisenbahngüterverkehrs auf der Strecke Rheine—Wettringen und Überlastung des Straßenverkehrs MdlAnfr 6, 7 30.10.87 Drs 11/1033 Dr. Klejdzinski SPD Antw StSekr Dr. Knittel BMV . . 2326D, 2327 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD . . . 2326D, 2327 B Auslieferung der in Frankreich inhaftierten deutschen Staatsbürgerin Katharina de Fries MdlAnfr 9, 10 30.10.87 Drs 11/1033 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw StSekr Dr. Kinkel BMJ . . 2327D, 2328 D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . 2328A, 2328D Besteuerung der von DDR-Arbeitern in der Bundesrepublik Deutschland erzielten Einkünfte MdlAnfr 23 30.10.87 Drs 11/1033 von Schmude CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 2329 C ZusFr von Schmude CDU/CSU 2329 C Steuermehreinnahmen 1990 bei Festlegung einer einheitlichen Arbeitnehmerpauschale und Abschaffung des Weihnachts- und Arbeitnehmerfreibetrages sowie Steuerausfälle bei Erhöhung der Kilometerpauschale auf 0,50 DM; Problematik zunehmender Beantragungen des Lohnsteuerjahresausgleichs MdlAnfr 25, 26 30.10.87 Drs 11/1033 Huonker SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 2330A, 2331A ZusFr Huonker SPD 2330B, 2331 A ZusFr Stiegler SPD 2330 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 Anhebung der Mineralölsteuer und Ausgleichsregelung für die Fernpendler MdlAnfr 29 30.10.87 Drs 11/1033 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 2331 C ZusFr Stiegler SPD 2331 C ZusFr von Schmude CDU/CSU 2331 D ZusFr Huonker SPD 2332 A Streichung der Bundeszuschüsse für den Eschweiler Bergwerks-Verein MdlAnfr 32, 33 30.10.87 Drs 11/1033 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi . 2332B, 2333 D ZusFr Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2332D, 2334 A ZusFr Großmann SPD 2333A, 2334 D ZusFr Vosen SPD 2333B, 2335 A ZusFr Singer SPD 2333C, 2335 C ZusFr Frau Unruh GRÜNE 2335 B Anerkennung von Architekten- und Ingenieur-Diplomen in EG-Richtlinien; NichtDiskriminierung der deutschen Fachhochschulausbildung MdlAnfr 34, 35 30.10.87 Drs 11/1033 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi . 2335D, 2336 D ZusFr Kuhlwein SPD 2336A, 2337 B ZusFr Frau Ganseforth SPD . . 2336C, 2337 D ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD 2336D, 2337 C ZusFr Frau Odendahl SPD 2337 D Auswirkungen der Streichung des Investitionszulagengesetzes und der Aufstockung der Gemeinschaftsaufgabenmittel auf die Zonenrandförderung, insbesondere auf die Arbeitsplätze im Grenzgebiet MdlAnfr 37 30.10.87 Drs 11/1033 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 2338 A ZusFr Stiegler SPD 2338 C Reparatur eines Kernkraftwerks durch nicht qualifizierte Firmen im Zusammenhang mit einer „Schmiergeldaffäre" bei PreussenElektra und dem Kernkraftwerk Esenshamm MdlAnfr 42, 43 30.10.87 Drs 11/1033 Frau Terborg SPD Antw PStSekr Grüner BMU . . . 2339A, 2339 D ZusFr Frau Terborg SPD . . . . 2339B, 2340 A ZusFr Lutz SPD 2339 C ZusFr Frau Unruh GRÜNE 2340 B Entsorgung und Rückgewinnung von Zink aus zinkhaltigen Materialien; geeignete Verfahren (z. B. das New-Jersey-Verfahren) und finanzielle Förderung des Zinkrecyclings MdlAnfr 46, 47 30.10.87 Drs 11/1033 Dr. Sprung CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMU . . . 2340D, 2341A ZusFr Dr. Sprung CDU/CSU 2340 D Belastung des Trink- und Grundwassers durch Atrazin und Nitrat in EG-Ländern mit besonders intensiver Veredelungswirtschaft, z. B. Holland und Belgien MdlAnfr 48, 49 30.10.87 Drs 11/1033 Sauter (Epfendorf) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMU . . . 2341B, 2341D ZusFr Sauter (Epfendorf) CDU/CSU . . . 2341 C Ausbildungskapazitäten und Arbeitsplatzangebote bei der Bundespost MdlAnfr 52, 53 30.10.87 Drs 11/1033 Pfeffermann CDU/CSU Antw PStSekr Rawe BMP 2342 A ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 2342 C ZusFr Frau Faße SPD 2343 B ZusFr Frau Odendahl SPD 2343 B Nächste Sitzung 2357 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2359* A Anlage 2 Planung und Bau von Munitionsdepots, z. B. Weiterbau des Depots in Saerbeck, angesichts der Abrüstungsbemühungen; weitere Verwendung nicht mehr benötigter Depots MdlAnfr 2, 3 30.10.87 Drs 11/1033 Becker (Nienberge) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 2359* B Anlage 3 Durchschnittliche Werbungskosten der Arbeitnehmer im Jahr 1990 MdlAnfr 24 30.10.87 Drs 11/1033 Dr. Spöri SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 2359* C Anlage 4 Bau des iranischen Atomkraftwerkes Busher durch die Kraftwerk Union AG unter Berücksichtigung des irakisch-iranischen Krieges MdlAnfr 36 30.10.87 Drs 11/1033 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Dr. Riedl BMWi . . . . 2360* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 III Anlage 5 Verstoß gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen aus Art. 19 der ILO-Verfassung wegen nicht fristgerechter Zuleitung der ILO-Übereinkommen an den Bundestag MdlAnfr 38, 39 30.10.87 Drs 11/1033 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 2360* B Anlage 6 Rechtsgestaltende Prinzipien im Familien-, Scheidungs- und Rentenrecht; Anerkennung generativer Leistungen in neuer Rentenformel MdlAnfr 40, 41 30.10.87 Drs 11/1033 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Vogt BMA 2360* D Anlage 7 Überprüfung der nach dem Atomgesetz geforderten Zuverlässigkeit von AKW-Betreibern angesichts bekanntgewordener Korruptionsfälle MdlAnfr 44, 45 30.10.87 Drs 11/1033 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE SchrAntw PStSekr Grüner BMU 2361* C Anlage 8 Einsatz der Grenzbediensteten nach Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes MdlAnfr 79 30.10.87 Drs 11/1033 Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 2362* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 2325 35. Sitzung Bonn, den 4. November 1987 Beginn: 13.01 Uhr
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    Berichtigung 34. Sitzung, Index und Seite 2273 A: Der Antrag der Fraktion der SPD: Stahlpolitik der Bundesregierung (Drucksache 11/947) wurde nachträglich in einen Entschließungsantrag umgewandelt, so daß er als Zusatztagesordnungspunkt 16 entfällt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 6. 11. Frau Beck-Oberdorf 6. 11. Frau Blunck 6. 11. Böhm (Melsungen) * 6. 11. Brauer 6. 11. Frau Brahmst-Rock 6. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 11. Dr. Dollinger 6. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 6. 11. Ewen 6. 11. Gröbl 4. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 5. 11. Frau Dr. Hellwig 6. 11. Dr. Jobst 6. 11. Dr. Klejdzinski * 6. 11. Kretkowski 6. 11. Lenzer * 6. 11. Louven 4. 11. Frau Dr. Martiny 6. 11. Dr. Möller 6. 11. Dr. Müller * 5. 11. Frau Pack * 6. 11. Paintner 6. 11. Pfeifer 6. 11. Reddemann * 5. 11. Frau Schilling 6. 11. Schmidt (München) * 6. 11. Dr. Schmude 6. 11. Dr. Sperling 6. 11. Voigt (Frankfurt) 4. 11. Wieczorek (Duisburg) 6. 11. Wischnewski 6. 11. Zierer 6. 11. Zywietz * 5. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Becker (Nienberge) (SPD) (Drucksache 11/1033 Fragen 2 und 3): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die Planung und der Bau weiterer Munitionsdepots fortgesetzt werden müssen, nachdem im Ablauf des letzten Jahres neue Abrüstungsschritte erkennbar geworden sind, und ist unter diesen Gesichtspunkten der Weiterbau des Munitionsdepots in Saerbeck erforderlich? Hat die Bundesregierung konkrete Vorstellungen über die weitere Verwendung nicht mehr benötigter Munitionsdepots? Zu Frage 2: Planung und Bau von Munitionsdepots richten sich nach der Höhe des Bevorratungssolls für die einzelnen Munitionsarten. Das Bevorratungssoll entspricht im wesentlichen den NATO-Kriterien. Zur Verwirklichung des Konzeptes der Vorneverteidigung noch er- Anlagen zum Stenographischen Bericht forderlicher Bau bzw. Zubau von Depotraum ist zeitlich mit dem Munitionszulauf koordiniert. Es haben sich bis heute in den Abrüstungsgesprächen keine Ergebnisse oder Hinweise ergeben, die zu einer Änderung der bestehenden - der konventionellen Verteidigung dienenden - Depotplanung führen könnten. Das Munitionsdepot Saerbeck ist seit 1984 im Bau und steht kurz vor der Fertigstellung. Über die vorgenannten triftigen Gründe hinaus ist auch deshalb ein Baustopp ausgeschlossen. Zu Frage 3: Zur Zeit stellt sich diese Frage nicht, da immer noch nicht genügend Depotraum verfügbar ist. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) (Drucksache 11/1033 Frage 24): Wie hoch schätzt die Bundesregierung unter Berücksichtigung der Tatsache, daß laut Steuerbelastungsbericht (Drucksache 10/5266) bereits im Jahr 1980 je Lohnsteuerpflichtigem durchschnittliche Werbungskosten von 1 437 DM geltend gemacht wurden, die im Jahr 1990 nach heutigem Recht. durchschnittlich geltend zu machenden Werbungskosten der Arbeitnehmer? Die im Steuerbelastungsbericht genannten Durchschnittsbeträge für Werbungskosten in Höhe von 1 437 DM je Lohnsteuerpflichtigen - hierbei gelten Ehegatten mit beiderseitigem Bruttolohn als ein Lohnsteuerpflichtiger - und in Höhe von 1 177 DM je Arbeitnehmer im Jahre 1980 überzeichnen die tatsächlichen durchschnittlichen Werbungskosten. Wenn zum Beispiel ein Arbeitnehmer keine oder nur geringe Werbungskosten hat, werden in diesen Fällen Werbungskosten pauschal mit 564 DM in diesen Durchschnittsbeträgen berücksichtigt. Nach den Lohnsteuerstatistiken 1980 und 1983 kamen rund 50 vom Hundert der Arbeitnehmer mit dem Werbungskosten-Pauschbetrag von 564 DM aus. Nach der Lohnsteuerstatistik 1983 betrugen die durchschnittlich steuerlich berücksichtigten Werbungskosten - 1 542 DM je Lohnsteuerpflichtigen und - 1 280 DM je Arbeitnehmer. Die weitere Entwicklung der steuerlich wirksamen durchschnittlichen Werbungskosten bis 1990 läßt sich kaum zuverlässig schätzen. Es ist nur schwer abzusehen, in welchem Umfang Arbeitnehmer, die bisher mit dem Werbungskosten-Pauschbetrag ausgekommen sind, künftig erhöhte Werbungskosten geltend machen werden. Voraussichtlich werden die Werbungskosten nach 1983 auf der Grundlage des geltenden Rechts nur in geringem Umfang weiter ansteigen. Ein erheblicher 2360* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 Teil der Werbungskosten wird durch die nach geltendem Recht unveränderte Kilometer-Pauschale bestimmt, wobei diese ja ab 1990 auf 50 Pfennig je Kilometer angehoben werden soll. Außerdem dürften sich die eingetretenen Fortschritte bei der Preisstabilisierung auch entsprechend auf die Höhe der übrigen Werbungskosten auswirken. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Riedl auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/1033 Frage 36): Wie weit ist der Vertrag zwischen der Kraftwerksunion und der iranischen Regierung über den Bau des Atomkraftwerkes Bushehr erfüllt, und wie beurteilt die Bundesregierung weitere Leistungen des Unternehmens und Zulieferungen anderer Unternehmen unter Berücksichtigung des irakisch-iranischen Krieges? Der ursprüngliche Vertrag zwischen KWU und Iran über die Errichtung von zwei Kernkraftwerksblöcken in Bushehr wurde bereits 1979 durch KWU aufgekündigt und 1982 durch einen Vergleich vor dem internationalen Schiedsgericht in Genf abgelöst. Die Bauarbeiten am Kernkraftwerk Bushehr wurden von KWU im Jahr 1979 eingestellt und sind seitdem nicht wieder aufgenommen worden. Der Vergleich verpflichtet KWU, die bereits fertiggestellten, außerhalb des Iran lagernden Komponenten dem Iran auszuhändigen, der diese bereits bezahlt hat. Soweit es sich dabei um ausfuhrgenehmigungspflichtige Komponenten im Sinne der Ausfuhrliste Teil I B der Außenwirtschaftsverordnung handelt, hat KWU Anträge auf Erteilung einer Ausfuhrgenehmigung gestellt. Die Bundesregierung hat eine Genehmigung der Ausfuhr im Bewußtsein der inzwischen bestehenden besonderen Gefahrensituation im Krisengebiet am Golf und speziell in Bushehr jedoch abgelehnt. Sie wird diese ablehnende Haltung während der Dauer des irakisch-iranischen Konflikts beibehalten. Ohne die Lieferung der erwähnten Komponenten kann das Kernkraftwerk Bushehr nicht fertiggestellt werden. Die Bundesregierung hat KWU außerdem auf die besondere Gefahrenlage im Krisengebiet und die damit verbundenen Gefahren bei der Entsendung von Personal auf die Baustelle hingewiesen. KWU selbst hat dazu erklärt, daß sie während der Dauer des Krieges zwischen Iran und Irak kein Personal auf die Baustelle entsenden wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 11/1033 Fragen 38 und 39): Ist es zutreffend, daß im letzten Bericht des Sachverständigenausschusses für die Durchführung der Übereinkommen und Empfehlungen (1987) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) festgehalten ist, daß die Bundesregierung die seit der 65. Tagung (teilweise und vollständig seit der 68. Tagung) der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) verabschiedeten Übereinkommen und Empfehlungen nicht oder nicht fristgerecht den zuständigen nationalen gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt hat? Ist es zutreffend, daß die Bundesregierung damit gegen die sich aus Artikel 19 der ILO-Verfassung ergehenden völkerrechtlichen Verpflichtungen verstößt, und was gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls zu tun, um ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen aus der ILO-Verfassung rechtzeitig und umfassend nachzukommen? Der Bericht des Sachverständigenausschusses für die Durchführung der Übereinkommen und Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation von 1987 enthält, wie auch in früheren Jahren, einen statistischen Anhang, in dem diejenigen Mitgliedstaaten aufgeführt sind, die verschiedene von der allgemeinen Konferenz der IAO angenommene Übereinkommen und Empfehlungen noch nicht den zuständigen gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt haben. Dieser Anhang benennt über 100 Mitgliedstaaten, u. a. auch die Bundesrepublik Deutschland. Sie ist in diesem Jahr im übrigen nicht zum ersten Mal genannt. Eine Aufführung in diesen Anhang gab es z. B. auch in den 70er Jahren. Eine spezielle Aussage darüber, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht fristgerecht vorgelegt habe und dadurch die IAO-Verfassung verletzt habe, ist in dieser Zusammenstellung nicht enthalten. Die Bundesregierung nimmt ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen im Rahmen der Internationalen Arbeitsorganisation sehr ernst. Sie ist mit dem Sachverständigenausschuß der IAO der Meinung, daß der Sinn der Vorlage von IAO-Normen an das Parlament nicht nur eine schnelle sondern auch eine verantwortliche Entscheidung eines jeden Mitgliedslandes über die Übereinkommen und Empfehlungen ermöglichen soll. So hat der Sachverständigenausschuß gegenüber anderen Mitgliedstaaten verschiedentlich gerügt, daß die Vorlagen an die Parlamente nicht von Vorschlägen zur Umsetzung der Normen begleitet waren. Der Bundesrepublik ist dieser Vorwurf noch nie gemacht worden, weil die Vorlagen nach ernsthafter Prüfung im Interesse des Parlamentes auch Vorschläge zu der Frage erhielten, ob und ggf. wie die Bundesregierung die von der Internationalen Arbeitskonferenz verabschiedeten Texte in die Rechtswirklichkeit umsetzt. Die Bundesregierung wird auch künftig so schnell wie möglich, aber nach sorgfältiger Prüfung, in die alle betroffenen Ressorts, staatlichen Stellen, Länder und Verbände einbezogen sind, Vorlagen dem Parlament zuleiten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 11/1033 Fragen 40 und 4 1) : Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 2361* Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß im Familien- und Scheidungsrecht das Prinzip der Partnerschaftsehe und im heutigen Rentenrecht das Prinzip der Hausfrauenehe rechtsgestaltend ist? Plant die Bundesregierung, im Zuge der anstehenden Rentenreform eine mathematische Rentenformel zu entwickeln, in der die generativen Leistungen von Familien und Alleinerziehenden in geldliche Ansprüche umgewandelt werden? Es ist nicht zutreffend, daß dem Familien- und Scheidungsrecht bzw. dem Rentenrecht als Leitbild unterschiedliche Ehevorstellungen zugrunde liegen. Vielmehr ging der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung beider Rechtsgebiete von der Vielfalt der bestehenden unterschiedlichen Ehesituationen aus, berücksichtigte aber, daß bei vorzeitiger Auflösung der Ehe durch Scheidung andere Regelungsnotwendigkeiten bestehen als während einer bestehenden Ehe oder beim Tod eines Ehepartners. Während einer bestehenden Ehe gilt nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts als gesetzlicher Güterstand die Zugewinngemeinschaft. Diese führt nicht zu einer automatischen Zuordnung bzw. Aufteilung des erworbenen Vermögens bereits während der Ehe auf beide Ehepartner; vielmehr bewirkt sie, daß auch während der Ehe das vor oder nach der Eheschließung erworbene Vermögen jedes Ehepartners in seinem Eigentum verbleibt. Dem entspricht es auch, daß im Rentenrecht die durch die Beitragszahlung erworbenen Rentenanwartschaften nur dem Beitragszahler, nicht aber etwa im Wege eines laufenden Splittings der Rentenanwartschaften beiden Ehepartnern zugeordnet werden. Bei Auflösung der Ehe durch Scheidung wird nach den Vorschriften des Familienrechts ein Zugewinnausgleich vorgenommen, d. h. das ehezeitlich erworbene Vermögen wird gleichmäßig auf beide Ehepartner aufgeteilt. Dem entspricht die Regelung des Versorgungsausgleichs, der bei Scheidung eine gleichmäßige Aufteilung der ehezeitlich erworbenen Versorgungsanwartschaften bereits zu Lebzeiten der Ehepartner zum Ziele hat. Im Todesfall wird der überlebende Ehegatte nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts in pauschalierter Form als Erbe am Vermögen des Verstorbenen beteiligt. Dabei ist es im Gegensatz zum Zugewinnausgleich bei Scheidung unerheblich, ob der verstorbene Ehepartner das Vermögen vor oder in der Ehe erworben hatte. Dem entspricht die im Rentenrecht geltende Regelung der Hinterbliebenenrente mit Freibetrag, wonach dem überlebenden Ehegatten als abgeleiteter Rentenanspruch eine Hinterbliebenenrente dem Grunde nach in Höhe von 60 % der vollen Rente des Verstorbenen, also auch der vor der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften, zusteht. Die Hinterbliebenenrente tritt an die Stelle des entfallenden Unterhalts; sie hat insoweit Unterhaltsersatzfunktion. In einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Koalitionsparteien werden zur Zeit Einzelfragen der Strukturreform in der Rentenversicherung besprochen. Hierzu gehört auch die von Ihnen angesprochene Frage, in welcher Form die Kindererziehung in der Rentenversicherung berücksichtigt werden soll. Entscheidungen zu Einzelfragen sind noch nicht gefallen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/1033 Fragen 44 und 45): Gegenüber welchen AKW-Betreibern sind — nach Aufdekkung der Schmiergeld-Praxis der Firma Transnuklear — von seiten der zuständigen Landesministerien Verfahren zur Überprüfung der nach Atomgesetz verlangten Zuverlässigkeit des Betreibers in Gang gesetzt worden? Will die Bundesregierung angesichts des in der PanoramaSendung vom 20. Oktober 1987 aufgedeckten neuen Korruptionsfalles beim AKW Unterweser und der dort vom Geschäftsführer der Hagenah erläuterten Praxis, daß die AKW-Betreiber es generell vorziehen, mit kleineren Reparaturfirmen zusammenzuarbeiten, welche wirtschaftlich in Abhängigkeit von ihnen geraten und dann veranlaßt werden können, Reparaturen auch im sicherheitsrelevanten Bereich auszuführen, mit denen notwendige Genehmigungsverfahren umgangen werden, weiterhin von der gesetzlich erforderlichen Zuverlässigkeit der AKW-Betreiber ausgehen, und falls ja, wie begründet die Bundesregierung das? Zu Frage 44: Die nach der Fragestellung für Zuverlässigkeitsüberprüfungen einschlägige atomrechtliche Vorschrift des § 7 Abs. 2 Nr. 1 des Atomgesetzes bestimmt, daß die Genehmigung für Errichtung und Betrieb eines Kernkraftwerkes nur erteilt werden darf, wenn „keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit des Antragstellers und der für die Errichtung, Leitung und Beaufsichtigung des Betriebs der Anlage verantwortlichen Personen ergeben". In der Regelung wird zwischen der Zuverlässigkeit des Antragstellers und sonstiger verantwortlicher Personen unterschieden. Mit der in der Frage angesprochenen „Überprüfung der nach dem Atomgesetz verlangten Zuverlässigkeit des Betreibers" ist wohl die Zuverlässigkeit des Antragstellers gemeint. Insoweit gab es im Zusammenhang mit den bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten bei der Firma Transnuklear keine Anhaltspunkte dafür, daß Tatsachen vorliegen könnten, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der Antragsteller, d. h. der Kernkraftwerksfirmen, ergeben könnten. Unabhängig davon hat die zuständige atomrechtliche Behörde des Landes Nordrhein-Westfalen gemäß § 19 des Atomgesetzes mit atomrechtlicher Anordnung vom 14. August 1987 eine unverzügliche Sicherheitsüberprüfung von drei betroffenen leitenden Mitarbeitern des Kernkraftwerkes Würgassen angeordnet. Diese Sicherheitsüberprüfungen sind zur Zeit noch im Gange. Soweit darüber hinaus bei Kernkraftwerken in Einzelfällen Mitarbeiter von den Unregelmäßigkeiten bei der Firma Transnuklear betroffen waren, sind vor einem aufsichtlichen Einschreiten von den Firmen selbst ausreichende Abhilfemaßnahmen getroffen worden. 2362* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. November 1987 Zu Frage 45: Für die Annahme, es gäbe eine solche Praxis, wie sie in der Frage unterstellt wird, gibt es bisher im konkreten Fall des Kernkraftwerkes Unterweser und auch allgemein keine Anhaltspunkte. Insbesondere ist keinerlei Hinweis erkennbar, daß Manipulationen der hier offensichtlich vorgekommenen Art über den Zweck der privaten Bereicherung hinaus etwa der Umgehung notwendiger Genehmigungsverfahren dienen sollten. In Anbetracht der strengen Vorschriften hinsichtlich Qualitätsanforderungen und Betriebsdokumentation sowie der regelmäßigen Kontrollen durch die atomrechtlichen Behörden wäre dies praktisch nicht möglich und wäre im übrigen kaum plausibel nachzuvollziehen. Die Frage der Zuverlässigkeit von Kernkraftwerksbetreibern ist deshalb durch die hier in Rede stehenden Unregelmäßigkeiten nicht aufgeworfen. Unabhängig davon hat auf Initiative meines Hauses der Länderausschuß für Atomkernenergie bereits im Mai d. J. die Unregelmäßigkeiten bei der Firma Transnuklear zum Anlaß genommen, eine Ad-hocArbeitsgruppe zu bilden, die sich mit dem Problemfeld der Zuverlässigkeitsanforderungen an die für die Leitung und den Betrieb von Kernkraftwerken verantwortlichen Personen befaßt. Lassen Sie mich an dieser Stelle sagen; daß die Bundesregierung solche Handlungen und jegliche Einflußnahmen schärfstens verurteilt, die auch nur den geringsten Anlaß zu Zweifeln am sicherheitsgerichteten Handeln dieses Personenkreises geben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 11/1033 Frage 79): Hat die Bundesregierung ein Konzept für die Verwendung der Beschäftigten an unseren Grenzen, wenn der europäische Binnenmarkt verwirklicht worden ist? Nach den bestehenden internationalen Abkommen und nach den Vorstellungen aller EG-Staaten kann auf Personenkontrollen nur verzichtet werden, wenn zur Verringerung der dann erhöhten Sicherheitsrisiken zuvor enstsprechende Ausgleichsmaßnahmen verwirklicht werden. Wann die hiernach bestehenden Voraussetzungen für den Abbau der Personenkontrollen geschaffen werden können, läßt sich nach dem derzeitigen Verhandlungsstand nicht voraussagen. Der geplante Abbau von Warenkontrollen im Rahmen der Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes wirft noch viele Fragen auf. Die Hauptschwierigkeit liegt bei der Harmonisierung der Steuern, für die Einstimmigkeit erzielt werden muß. Außerdem ist noch offen, ob und welche Maßnahmen später im grenzüberschreitenden innergemeinschaftlichen Handel aus umsatzsteuerlichen und statistischen Gründen von der Zollverwaltung wahrzunehmen sein werden. Bei dieser noch nicht überschaubaren Entwicklung läßt sich im gegenwärtigen Zeitpunkt ein genauer Plan über die Verwendung von eventuell an den Binnengrenzen nach Abbau der Personenkontrollen und Verwirklichung des Binnenmarktes überzähligen Zoll- und Grenzschutzbeamten noch nicht entwerfen. Die betroffenen Zoll- und Grenzschutzverwaltungen werden im Benehmen mit den zuständigen Personalvertretungen und Berufsverbänden Anpassungsvorstellungen entwickeln, sobald sich klarere Planungsgrundlagen abzeichnen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Minister Bangemann, ich bin doch einigermaßen erstaunt darüber, daß anscheinend im Bundesministerium für Wirtschaft keine Zeitungen gelesen werden. Wenn Sie in diesen Tagen die internationale Presse lesen, stellen Sie fest: Es wird überall gesagt, die Wirtschafts- und Finanzpolitik in Tokio, in Washington, aber auch in Bonn habe versagt, und das sei die zentrale Ursache für die bruchhafte Entwicklung auf den Devisenmärkten, aber auch auf den Währungsmärkten.
    Ein zweites, Kollege Bangemann: Waren Sie denn nicht selbst bei den beiden großen Weltwirtschaftsgipfeln in Tokio und dann in Venedig? Waren Sie nicht dabei? Sind wir nicht auch als Bundesrepublik Deutschland auf diesen Gipfeln

    (Dreßler [SPD]: Er war physisch dort!)

    feierliche Verpflichtungen eingegangen, dann zu handeln, wenn die Weltwirtschaft in Schwierigkeiten kommt?

    (Roth [SPD]: Eben!)

    War es nicht so, daß diese Bundestagsfraktion, die Sozialdemokraten, hier nach jedem Gipfel bei Ihnen Handeln eingeklagt hat?

    (Dreßler [SPD]: Genauso ist es!)

    Und war es nicht so, daß Sie uns ununterbrochen mit Worthülsen und mit Optimismus geantwortet haben?

    (Beifall bei der SPD)

    Und ist es nicht so, daß angesichts der wirklich dramatischen Entwicklung — Graf Lambsdorff, sie wird natürlich auf die Gütermärkte übergreifen; es ist ein tiefgreifener Pessimismus, der natürlich zu Konsumenthaltung führen wird, mindestens in den USA — jetzt der Moment gekommen ist, wo Sie diese Schwüre einlösen müssen, wo Sie handeln müssen?
    Es hat doch keinen Zweck, daß Sie ununterbrochen — das war ja der Tenor der Koalition — die Vorwürfe nach drüben schicken — natürlich haben die USA ihre Hausaufgaben zu machen — und die USA postwendend Ihre Antwort an uns zurückgeben. Ich sage Ihnen: So geht es nicht weiter. Wenn dieses Pingpong-Spiel, das mit Politik weiß Gott nichts zu tun hat, sich



    Dr. Apel
    fortsetzt, dann wird die Weltwirtschaft darunter leiden und wird die Massenarbeitslosigkeit nicht nur in der Bundesrepublik zunehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Graf Lambsdorff, das einzig Konkrete, was ich in dieser Debatte wirklich gehört habe — sonst war es ja die übliche Rhetorik, die immer immer abgespult wird, wenn Sie nicht mehr weiter wissen — , war Ihr Vorschlag zum freien Fall des Dollars. Ich halte das — ich stimme insofern auch jenen zu, die dazu aus der Union etwas gesagt haben — für eine lebensgefährliche Bemerkung. Schließlich sind Sie nicht irgend jemand.
    Nun will ich Ihnen sagen, was wir erwarten. Wir erwarten erstens, daß Sie ihre Steuerpolitik so umbauen, daß in der Tat Kaufkraft in die Taschen der Bürger kommt, die ab 1. Januar 1988 Nachfrage entwickeln könnten.

    (Beifall bei der SPD — Scharrenbroich [CDU/ CSU]: Das wollen Sie doch gerade verhindern!)

    — Also, hören Sie einmal auf. Verhindern — das ist ja geradezu lächerlich, wenn Sie eine Steuerpolitik verteidigen, die dem Durchschnittsverdiener mit 3 300 DM Monatsgehalt 8 DM Steuersenkung gibt. Das hat weder etwas mit Gerechtigkeit zu tun noch mit Konjunktur.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Nach mir redet der Kollege Lammert. Als Vertreter der CDA möge er doch einmal erklären, ob es falsch ist, wenn wir zweitens sagen: Anhebung der öffentlichen Investitionen, Stärkung der Finanzen und damit der Investitionskraft von Ländern und Gemeinden. Ist das nicht auch Ihr Weg? Dann bekennen Sie sich aber nicht nur draußen auf Kongressen dazu, sondern bitte auch im Deutschen Bundestag.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens. Ist es nicht endlich an der Zeit — reden Sie doch nicht immer über Telekommunikation — , in Brüssel die EG-Überschußagrarpolitik — die ja bisher nicht beendet werden konnte, weil das am deutschen Veto scheiterte — zu ändern, damit wir aufhören, die Weltmärkte zu verstopf en?
    Viertens. Wie wäre es denn, wenn Sie morgen zusammen mit der Bundesbank — ich will gar keine bezifferten Empfehlungen geben — weltweit eine konzertierte Zinssenkungspolitik einleiten?

    (Zustimmung bei der SPD)

    Schließlich fünftens. Wie wäre es denn, Herr Kollege Bangemann, wenn Sie endlich — Herr Herrhausen hat hier ja eine Einleitung gemacht — zusammen mit unseren Partnern darangingen, die schlimme Schuldenkrise einzugrenzen und wenigstens schrittweise einer Lösung zuzuführen? Sie liefern uns Rhetorik. Sie tun nicht Ihre Pflicht. Das ist eine schlimme Hypothek für die weitere Entwicklung auf den Weltwährungsmärkten, auf den Devisenmärkten und damit auch für unsere nationale Konjunktur.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Lammert.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Roth hat gleich zu Beginn dieser Debatte — offensichtlich auch als deren eigentliches Motiv — den Börsensturz als eine Mißtrauenserklärung der Finanzmärkte gegen die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzpolitik und gegen die dafür verantwortlichen Regierungen bezeichnet. Er hat damit die Vorstellung suggeriert, daß der einzig durchgreifende Weg aus dieser Krise ein Wechsel dieser Politik und am besten eben auch der Regierungen sei, die dafür verantwortlich sind.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Seit dieser Zeit beschäftigt mich der Gedanke, welche Signalwirkung für die Finanzmärkte es wohl hätte, wenn diese Wunschvorstellung aufginge

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    und ab morgen die Zuständigkeit für die Wirtschafts- und Finanzpolitik beim Kollegen Wolfgang Roth läge. Herr Kollege Graf Lambsdorff, ich fürchte, daß wir dann unsere Überlegungen zum Abbau der Börsenumsatzsteuer zumindest eine Weile zurückstellen könnten; denn es würde Börsenumsätze — wenn auch in der falschen Richtung — in einem dramatischen Umfang geben, die die der letzten Wochen noch in den Schatten stellen würden.

    (Roth [SPD]: Sie haben es nötig! — Weiterer Zuruf von der SPD: Das, was Sie hier machen, ist unverfroren!)

    Deswegen empfehle ich sehr, daß wir die Themen so ernst nehmen, wie sie es verdienen,

    (Dr. Apel [SPD]: Wie ist es mit öffentlichen Investitionen? Was wollen Sie da tun?)

    daß wir hier sehr ernsthaft über Indizien diskutieren, daß wir sie aber eben nicht — wie es versucht worden ist — zum Gegenstand einer sehr vordergründigen und billigen, polemischen Veranstaltung machen.

    (Stratmann [GRÜNE]: Kommen Sie mal von der Rhetorik zur Politik!)

    — Ich bin ja immer ganz gerührt, wenn diese Forderung ausgerechnet dann vorgebracht wird, wenn ich hier oben stehe. Vorhin gab es jede Menge Gelegenheit, die gleiche Forderung vorzutragen, Herr Kollege Stratmann, vor allem bei Ihrem eigenen Beitrag.

    (Stratmann [GRÜNE]: Machen Sie es trotzdem!)

    Ich nehme die Entwicklung an den Börsen ernst, empfehle allerdings sehr, sie auch nicht zu dramatisieren, übrigens gerade auch wegen der Folgewirkungen der Börsenentwicklung, die hier für die wirtschaftliche Entwicklung im allgemeinen und den Arbeitsmarkt im besonderen dargestellt worden sind. Ich sage im übrigen auch einmal dazu: Viele Arbeitnehmer, die von den ganz unübersehbaren Ungleichgewichten sowohl auf den Binnenmärkten wie auf



    Dr. Lammert
    den Außenmärkten in den letzten Jahren wesentlich dramatischer und existentieller betroffen worden sind als die allermeisten Anteilseigner von Aktiengesellschaften, empfinden das — wenn auch vielleicht ein Stückchen vordergründig — irgendwo auch als ein Stück ausgleichender Gerechtigkeit, was die Verteilung von Wirkungen unterschiedlicher Entwicklungstendenzen in einer Wirtschaftsordnung betrifft.
    Ich füge gerne hinzu: Es gibt — auch wenn man Entwicklungen nicht dramatisieren will — Grund zur Kritik. Es gibt Grund zum Nachdenken, und zwar sowohl bei uns als auch bei anderen. Wenn mich etwas wirklich bedenklich stimmt, dann ist es der Umstand, daß sich — vor allen Dingen auch in der internationalen Diskussion über dieses Thema — gegenwärtig niemand selbst in vollem Umfang für zuständig erklären will und daß jeder — wenn auch beachtliche — Gründe dafür vorträgt, wo an anderer Stelle Zuständigkeiten liegen und auch wahrgenommen werden müßten. Dies, lieber Kollege Graf Lambsdorff, wird eben nicht dadurch besser, daß wir es nun seit Jahren so beobachten können.
    Deswegen empfehle ich in der Tat, wir sollten uns mit dem Teil der Zuständigkeiten befassen, die wir selber haben.

    (Dr. Apel [SPD]: Das ist sehr gut!)

    lch will das auf der Basis des Gutachtens, das wir vor ein Paar Tagen vorgelegt bekommen haben, tun. Im Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute wird der allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklung bei uns ja keine ungünstige Prognose gestellt, aber es gibt einen Punkt, der mich schon sehr nachdenklich stimmt. Dieses Herbstgutachten geht von einer Wachstumsprognose aus, die ich nicht für pessimistisch halten kann, sondern die ich eher für eine optimistische Annahme der künftigen Entwicklung halte.

    (Dr. Mitzscherling [SPD]: Das ist sie ja auch!)

    Gleichzeitig kommt dieses Gutachten zu dem Ergebnis, daß unter der Annahme einer solchen Wachstumsentwicklung die Arbeitslosenzahl — wenn auch leicht — steigen wird.

    (Dreßler [SPD]: Das interessiert aber den Wirtschaftsminister nicht!)

    Dies ist der Punkt, an dem wir gemeinsam darüber nachdenken müssen: Wer kann und muß an welcher Stelle auch gegenüber bisher stattfindenden Politiken und darüber hinaus Schlußfolgerungen für Veränderungen herleiten, die das gemeinsame Ziel einer durchgreifenden Besserung auf dem Arbeitsmarkt erreichen?

    (Dreßler [SPD]: Sehr gut, Herr Lammert! Sie haben recht!)

    Wir wollen hier natürlich nicht nur die Maßnahmen feiern, die wir im Bereich der Arbeitsmarktpolitik treffen. Wir wissen, daß Meßlatte die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen ist.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Hier bitte ich nun alle, insbesondere auch die Kollegen der Opposition, neben der Dokumentierung des Anliegens durch das Beantragen einer solchen Aktuellen Stunde auch mitzuwirken, wenn es um die Beseitigung von Barrieren geht, die einer durchgreifenden Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt im Wege stehen.

    (Sellin [GRÜNE]: Setzen Sie sich mal in der CDU durch!)

    Ich will nur zwei Dinge nennen; mehr läßt die Zeit nicht zu. Wir müssen uns in der Tat darüber unterhalten, wie wir zu einer Veränderung der Investitionsquote in den öffentlichen Haushalten kommen können, allerdings, meine verehrten Kollegen, nicht an Stelle einer Haushaltskonsolidierung, sondern als Folge konsolidierte Haushalte, weil wir sonst gleichzeitig die Probleme mit schaffen würden, die wir an einer anderen Stelle lösen wollen.
    Zweitens: Wir müssen die Entwicklung sowohl der Löhne als vor allen Dingen auch der Lohnnebenkosten in einem viel konsequenteren Maße zum Gegenstand unserer Strategien machen, als wir alle uns das in den vergangenen Jahren zugetraut haben. Hier gibt es Zuständigkeiten für die Tarifpartner, aber hier gibt es auch Zuständigkeiten für den Gesetzgeber, etwa was die Entwicklung der gesetzlichen Systeme sozialer Sicherung angeht. Ich hoffe sehr, daß bei der konkreten Aufarbeitung dieser Sachverhalte die Leidenschaft der Opposition für das Thema ähnlich eindrucksvoll zum Ausdruck kommt wie bei der Rhetorik in der Aktuellen Stunde heute mittag.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)