Rede:
ID1103315500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Bindig.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/33 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 33. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2157 A Tagesordnungspunkt 2: a) Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland und b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Materialien zum Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland 1987 (Drucksache 11/11) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation (Drucksache 11/943) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beziehungen zwischen dem Deutschen Bundestag und der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Drucksache 11/950) Dr. Kohl, Bundeskanzler 2158B Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (zur GO) . 2166A Seiters CDU/CSU (zur GO) 2166B Frau Vennegerts GRÜNE (zur GO) . . . 2166C Dr. Vogel SPD 2166D Lintner CDU/CSU 2172 C Frau Hensel GRÜNE 2175A Hoppe FDP 2178 B Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 2180 B Dr. Schmude SPD 2182D Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 2185 C Dr. Mitzscherling SPD 2188 D Dr. Czaja CDU/CSU 2190 B Dr. Knabe GRÜNE 2191 D Genscher, Bundesminister AA 2193 A Büchler (Hof) SPD 2194 A Namentliche Abstimmungen 2197 B Ergebnisse 2201C, 2203A, 2204 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 25. März 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und St. Vincent und den Grenadinen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/358, 11/854) 2206B Tagesordnungspunkt 4: Zweite Beratung und Schlußabstimmmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. April 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Bulgarien über die gegenseitige Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/359, 11/855) . . 2206 B Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. März 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 11/886) 2206 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 4. bis 8. Mai 1987 in Straßburg (Drucksache 11/478) 2206 D Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über die Sondersitzung der Versammlung der Westeuropäischen Union am 27. und 28. April 1987 in Luxemburg (Drucksache 11/552) 2206 D Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die 77. Interparlamentarische Konferenz vom 27. April bis 2. Mai 1987 in Managua/Nicaragua (Drucksache 11/607) 2206 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Plenarsitzung der Nordatlantischen Versammlung am 25. Mai 1987 in Quebec/Kanada (Drucksache 11/637) 2207 A Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 1987 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung (einschließlich der Bemerkungen zur Jahresrechnung des Bundes 1985) (Drucksache 11/872) 2207 A Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den Beitrag der Genossenschaften zur Regionalentwicklung (Drucksache 11/705) . . . . 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Amtszeit der Jugendvertretungen in den Betrieben (Drucksache 11/948) 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausweitung der Rechte der Jugendvertretungen und zur Weiterentwicklung in Jugend- und Auszubildendenvertretungen (Drucksache 11/955) 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Strategie des Europäischen Parlaments im Hinblick auf die Gründung der Europäischen Union (Drucksache 11/594) 2207 B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 70/156/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die Betriebserlaubnis für Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhanger (Drucksachen 11/138 Nr. 3.149, 11/495) 2207 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfte Richtlinie des Rates zur Anpassung des Anhangs III der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über kosmetische Mittel an den technischen Fortschritt — KOM (87) 156 endg. — (Drucksachen 11/339 Nr. 2.7, 11/959) 2207 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/907) 2207 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/926) 2208 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Sammelübersicht 9 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/242) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Sammelübersicht 12 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/325) Frau Seuster SPD 2208 B Haungs CDU/CSU 2209 A Frau Nickels GRÜNE 2209 D Frau Dr. Segall FDP 2210B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstau, den 15. Oktober 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Sammelübersicht 23 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache. 11/810) 2211A Zusatztagesordnungspunkt 12: Aktuelle Stunde betr. Auswirkungen der Beschlüsse der Koalition auf Steuergerechtigkeit, Staatsfinanzen und den Arbeitsmarkt sowie Äußerungen der SPD über die Steuerreform im Vergleich zu den getroffenen Finanzierungsentscheidungen Dr. Spöri SPD 2211B Dr. Solms FDP 2212A Kleinert (Marburg) GRÜNE 2213 A Glos CDU/CSU 2214B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 2215B Dr. Apel SPD 2217 A Gattermann FDP 2218A Sellin GRÜNE 2219B Frau Will-Feld CDU/CSU 2219D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 2220 C Dr. Jens SPD 2222 B Scharrenbroich CDU/CSU 2223 A Huonker SPD 2224 B Uldall CDU/CSU 2225 B Dr. Neuling CDU/CSU 2226 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Haushaltspolitische Konsequenzen für den Bundeshaushalt 1987 — Ergänzung des Haushaltsentwurfs 1988 — Überarbeitung der Finanzplanung bis 1991 — (Drucksache 11/783) Frau Simonis SPD 2227 C Carstens (Emstek) CDU/CSU 2229 B Frau Vennegerts GRÜNE 2232A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 2234 B Esters SPD 2235 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 2236 D Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauchler, Bindig, Bernrath, Brück, Großmann, Dr. Holtz, Frau Luuk, Frau Dr. Niehuis, Schluckebier, Schanz, Toetemeyer, Frau Matthäus-Maier, Dr. Mitzscherling, Oostergetelo, Dr. Wieczorek, Koschnick, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Zukunftsprogramm Dritte Welt (Drucksache 11/828) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Zukunftsprogramm Eine Welt (Drucksache 11/941) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU und der FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksache 11/946) Dr. Hauchler SPD 2240 D Dr. Pinger CDU/CSU 2242 C Frau Eid GRÜNE 2243 D Frau Folz-Steinacker FDP 2245 D Bindig SPD 2248 A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 2249 C Dr. Wieczorek SPD 2252 D Schreiber CDU/CSU 2254 D Toetemeyer SPD 2256 A Repnik CDU/CSU 2257 C Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stückgutfracht 88 (Drucksache 11/785) und b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Beabsichtigte Auflösung von Tarifpunkten im Wagenladungsverkehr der Deutschen Bundesbahn (Drucksache 11/857) Weiss (München) GRÜNE 2260 A Dr. Jobst CDU/CSU 2261 A Haar SPD 2261 D Kohn FDP 2262 C Dr. Warnke, Bundesminister BMV . . . 2263 C Tagesordnungspunkt 18: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Drucksache 11/917) und b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Drucksache 11/923) Dr. Warnke, Bundesminister BMV . . . 2265 A Kretkowski SPD 2266 B Rauen CDU/CSU 2267 B Frau Brahmst-Rock GRÜNE 2268 B Richter FDP 2269 B IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Menschenrechtsverletzungen in Tibet (Drucksache 11/953) Zur Geschäftsordnung: Bohl CDU/CSU 2270A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 2270 B Frau Vennegerts GRÜNE 2270 C Becker (Nienberge) SPD 2270 C Fragestunde — Drucksache 11/933 vom 9. Oktober 1987 — Wertung des „Spiegel"-Berichts über den ehemaligen Ministerpräsidenten Dr. Barschel MdlAnfr 1, 2 09.10.87 Drs 11/933 Schily GRÜNE Antw StMin Dr. Stavenhagen BK . 2197D, 2198 D ZusFr Schily GRÜNE 2198A, 2198D ZusFr Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU 2198B, 2199B ZusFr Gansel SPD 2198B, 2199B ZusFr Heyenn SPD 2198 C ZusFr Kuhlwein SPD 2199 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 2199 C Überschreitung der Zahlungsziele bei Bauaufträgen an deutsche Firmen für die USStreitkräfte MdlAnfr 9, 10 09.10.87 Drs 11/933 Dr. de With SPD Antw StSekr von Loewenich BMBau . . . 2199D ZusFr Dr. de With SPD 2200 B Schily GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 2201 B Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 2201 C Nächste Sitzung 2270 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2271* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 2157 33. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1987 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 16. 10. Bahr 15. 10. Frau Beck-Oberdorf 16. 10. Bohlsen 16. 10. Brandt 16. 10. Brück 15. 10. Büchner (Speyer) * 16. 10. Dr. Dregger 15. 10. Echternach 16. 10. Dr. Ehmke (Bonn) 16. 10. Frau Fischer** 16. 10. Grüner 16. 10. Grunenberg 16. 10. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 15. 10. Heistermann 16. 10. Hillerich 16. 10. Frau Hoffmann (Soltau) 16. 10. Dr. Holtz ** 16. 10. Irmer** 16. 10. Jansen 16. 10. Jaunich 16. 10. Jung (Düsseldorf) 15. 10. Kittelmann * 16. 10. Koschnick 16. 10. *für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union **für die Teilnahme an der 78. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Krieger 16. 10. Lammert 16. 10. Frau Luuck 16. 10. Frau Dr. Martiny 16. 10. Frau Matthäus-Maier 16. 10. Dr. Müller ** 16. 10. Frau Olms** 16. 10. Paintner 16. 10. Paterna 16. 10. Petersen 16. 10. Reddemann * 16. 10. Reuschenbach 16. 10. Freiherr von Schorlemer ** 16. 10. Schröer (Mülheim) 16. 10. Frau Dr. Segall 16. 10. Dr. Soell ** 16. 10. Dr. Stercken** 16. 10. Stobbe 16. 10. Straßmeir 16. 10. Tietjen 16. 10. Frau Dr. Timm ** 16. 10. Dr. Unland 15. 10. Verheugen 16. 10. Dr. Warnke 15. 10. Dr. Warrikoff 15. 10. Weirich 16. 10. Wetzel 15. 10. Wischnewski 16. 10. Wüppesahl 16. 10. Frau Würfel 15. 10. Zywietz 16. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sigrid Folz-Steinacker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die FDP hat immer wieder auf das krasse Mißverhältnis zwischen den ungeheuren Rüstungsausgaben und den erheblichen Entwicklungsdefiziten in weiten Teilen der Welt hingewiesen. Niemand bezweifelt, daß die ständig steigenden Rüstungsausgaben viel sinnvoller für produktive und dem Wohlergehen der Menschheit dienende Zweck verwendet werden könnten, und zwar
    insbesondere zur Bekämpfung von Armut und Unteremährung in den armen Ländern der Dritten Welt.
    2246 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn. Donnerstau. den 15. Oktober 1987
    Frau Folz-Steinacker
    Hierzu hat Bundesminister Genscher bereits vor der 39. Generalversammlung der Vereinten Nationen 1984 erklärt, daß in der ganzen Welt für Waffen enorme Ressourcen ausgegeben werden, die uns und den Entwicklungsländern helfen könnten, gemeinsam eine bessere Zukunft zu sichern.
    Die am 11. September 1987 zu Ende gegangene Konferenz der Vereinten Nationen über Abrüstung und Entwicklung in New York hat sich eingehend mit den Zusammenhängen von Rüstung und Entwicklung befaßt. Sie hat jedoch darauf verzichtet, in ihrem Ab-schlußdokument einen Aufruf zur Schaffung eines Entwicklungsfonds aufzunehmen, der durch einen Verzicht auf Rüstungsaufgaben finanziert wird.
    Mit ihrem Antrag „Zukunftsprogramm Dritte Welt" greift die SPD dieses Thema auf. Auf den ersten Blick scheint dieser Antrag einen entscheidenden Beitrag zur Lösung der Entwicklungsprobleme in der Dritten Welt leisten zu können. Aber nur auf den ersten Blick. Bei ganz genauer Betrachtung sieht man, daß in dem Antrag schon lange bekannte Positionen wiederholt werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Feilcke [CDU/CSU]: Die SPD hat ihre Zukunft hinter sich! — Zurufe von der SPD)

    — Seien Sie doch nett zu mir, meine Herren; ich bin es ja auch zu Ihnen. —

    (Heiterkeit — Feilcke [CDU/CSU]: Nicht zu nett! — Dr. Hauchler [SPD]: Das wird sich herausstellen!)

    — Ich meinte natürlich auch die Damen! Man sieht, daß in dem Antrag wichtige Sachverhalte außer acht gelassen und realitätsfremde Lösungsvorschläge unterbreitet werden.
    Die im Antrag vorgeschlagenen entwicklungspolitischen Maßnahmen wie die Sicherung der Grundbedürfnisse durch Vorhaben zur Stärkung der Binnenmärkte im Sinne einer integrierten ländlichen Entwicklung, die Förderung einer eigenständigen Entwicklung angepaßter Technologien, der eigenen Produktion von Gütern des Massenbedarfs, der selbständigen Erschließung und Nutzung heimischer Ressourcen sowie Ernährungssicherung aus eigener Kraft, die Unterstützung von Maßnahmen zur Stärkung der Exporte und zur Förderung regionaler Handels- und Wirtschaftsbeziehungen entsprechen auch unseren entwicklungspolitischen Zielvorstellungen und sind Bestandteil der Entwicklungspolitik der Bundesregierung.
    Hinsichtlich der im Antrag ebenfalls vorgeschlagenen Maßnahmen zur Schuldendiensterleichterung muß man allerdings differenzieren. Das Thema wurde in der Debatte der vergangenen Woche bereits ganz ausführlich behandelt.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Genau!)

    Ich verweise hier auf die Positionen aus dem gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktionen zur Überwindung der Verschuldungskrise der Entwicklungsländer.
    Die im SPD-Antrag enthaltene Idee, Rüstungsausgaben einzuschränken und die dadurch frei werdenden Mittel im Rahmen eines Sonderfonds einzusetzen, ist allerdings völlig unrealistisch.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Bestechend!)

    Erstens. Abrüstung und Entwicklung sind schon für sich genommen große und komplexe Bereiche. Beide Fragen können nur dann sinnvoll erörtert werden, wenn sie in ihrem spezifischen Kontext gesehen werden. Wer über Abrüstung reden will, muß die damit untrennbar verbundenen Sicherheitsbelange berücksichtigen. Die Diskussion über die Entwicklungsproblematik kann nicht losgelöst von ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bezügen geführt werden.

    (Sehr wahr! bei der FDP)

    Zweitens. Die Freisetzung von Ressourcen darf nicht das maßgebliche Motiv für Abrüstungsbemühungen bilden. Vorrangiges Ziel muß es vielmehr sein, einen stabilen Frieden auf möglichst niedrigem Rüstungsniveau zu erreichen. Aber auch Entwicklung darf nicht auf das Problem von Ressourcen und Ressourcentransfers reduziert werden. Diese können die Kraft der Entwicklungsländer zur Selbsthilfe unterstützen. Sie können sie aber auf keinen Fall ersetzen.
    Im übrigen ist Entwicklung nicht als ein auf Entwicklungshilfe begrenzter Bereich der Politik zu verstehen, sondern muß umfassend alle Wachstumsfaktoren des Entwicklungsprozesses in der Dritten Welt einbeziehen. Hierzu zählen vor allem die Außenhandels- und Finanzierungsströme im Rahmen des multilateralen Welthandelssystems, die binnenwirtschaftliche Strukturpolitik jedes Landes sowie die Bildung und die Ausbildung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Drittens. Es ist ungeheuer schwierig, den Umfang von Rüstungsausgaben zu bewerten. Jeder Staat hat das Recht auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung. Was für die Wahrnehmung dieses Rechts erforderlich ist, ist legitimer Rüstungsaufwand. Erst der darüber hinausgehende Aufwand stellt eine Überrüstung dar.
    Viertens. Dieser Gesichtspunkt hat aber noch eine weitere Dimension. Entwicklung stärkt die demokratischen Institutionen eines Landes und dient damit auch der eigenen Sicherheit. Aber sie ist langfristig ohne Sicherheit nach außen nicht möglich. Kriegerische Auseinandersetzungen führen in der Regel zur Zerstörung der Grundlagen wirtschaftlicher, politischer, sozialer und kultureller Entwicklung. Verteidigungsausgaben zum Zwecke der Kriegsverhütung dienen daher auch der Entwicklung.
    Fünftens. Das Wettrüsten findet nicht nur zwischen den beiden Großmächten und ihren Verbündeten statt, sondern hat auch die Entwicklungsländer erfaßt. Rüstungsimporte und Waffenproduktion der Entwicklungsländer sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Einige Entwicklungsländer treten inzwischen als Exporteure von Rüstungsgütern auf.
    Die Ursachen und Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Hierzu würde ich vor allem den Einsatz des Militärs als innenpolitisches Machtinstrument zählen — angesichts bestehender sozialer, eth-



    Frau Folz-Steinacker
    nischer, kultureller und religiöser Spannungen —, Nationalismus und Chauvinismus, tatsächliche oder vermeintliche Bedrohung sowie regionales bzw. überregionales Vormachtstreben, die Einflußnahme der Supermächte und die Übertragung von Konflikten auf die Dritte Welt sowie die offensive Waffenexportpolitik einzelner Industrieländer.
    Die tatsächlichen wirtschaftlichen Belastungen der Entwicklungsländer durch ihre Rüstungsausgaben kann man kaum exakt erfassen. In der Regel gehen sie jedoch zu Lasten der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder. Dieser für die Beurteilung der Zusammenhänge zwischen Rüstung und Entwicklung wichtige Sachverhalt findet erstaunlicherweise in dem Antrag der SPD-Fraktion keine Berücksichtigung.
    Sechstens. Skeptisch muß man auch die Möglichkeit einschätzen, daß durch Abrüstungsschritte tatsächlich umfangreiche Mittel für Maßnahmen der Entwicklungshilfe frei werden. Abgesehen von den bisher bei Abrüstungsverhandlungen immer wieder aufgetretenen Schwierigkeiten hinsichtlich der Vergleichbarkeit militärischer Potentiale und der Überwachung durchzuführender Abrüstungsmaßnahmen können auch im Falle einer Realisierung solcher Maßnahmen erhebliche zusätzliche Kosten entstehen.
    Siebtens. Die sich aus dem Antrag ergebende Alternative von Rüstung und Entwicklungshilfe führt zwangsläufig zu einem verfehlten Lösungsansatz, nämlich zu der Illusion, daß die Überwindung der Probleme der Entwicklungsländer vor allem in einer Erhöhung konzessionärer Finanzierungsmittel für Entwicklungsprojekte gesehen wird. Mit Geld allein ist es aber auf keinen Fall getan. Auf die wesentlich größere Bedeutung von Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer, einer an die Bedürfnisse des jeweiligen Landes angepaßten Entwicklungsstrategie und der Schaffung entwicklungsfördernder Rahmenbedingungen weise ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich hin.
    Achtens. Zur Einrichtung eines von den Industrie-und Entwicklungsländern gemeinsam verwalteten Sonderfonds bei bestehenden Sonderorganisationen im Rahmen der Vereinten Nationen muß festgestellt werden, daß dies bei dem vorgesehenen Finanzierungsvolumen ohne Schaffung zusätzlicher personeller Kapazitäten bzw. neuer Institutionen nicht möglich sein dürfte. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß die bestehenden Organisationen nicht in der Lage sind, die Zahl der Entwicklungsprogramme und -projekte wesentlich zu erhöhen. Die Schaffung einer neuen kostenträchtigen Bürokratie, die Sie ja gerade nicht wollen, wäre damit nicht zu vermeiden.
    Neuntens. Auch die im Antrag der SPD-Fraktion vorgeschlagene Einsparung von 1 Milliarde DM im Verteidigungshaushalt der Bundesrepublik Deutschland, deren Einbringung in einen nationalen Fonds und Bereitstellung zugunsten der Internationalen Entwicklungsorganisation ist kein vernünftiger Vorschlag. Die Höhe der Rüstungsausgaben der Bundesrepublik Deutschland orientiert sich angesichts der massiven militärischen Bedrohung, der sie seit vielen Jahren ausgesetzt ist, an ihrem Sicherheitsbedürfnis.
    Das Angriffspotential des Warschauer Pakts ist tatsächlich so groß, daß die Bundesrepublik allein nicht in der Lage ist, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen.

    (Repnik [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Sie bedarf hierzu der Hilfe ihrer NATO-Partner.

    (Repnik [CDU/CSU]: Das bedarf der Wiederholung nach links!)

    Innerhalb des NATO-Bündnisses, meine Damen und Herren, muß jedes Mitglied — und zwar wirklich jedes Mitglied — seinen Anteil an der gemeinsamen Verteidigung im Rahmen seiner Möglichkeiten leisten. Die Höhe der Verteidigungslast der Bundesrepublik Deutschland bestimmt sich also auch nach dem uns obliegenden Anteil an dieser gemeinsamen Verteidigung.
    Von den hierfür erforderlichen Mitteln kann die Bundesregierung nicht einen Betrag von 1 Milliarde DM für andere Zwecke abzweigen, ohne die eigene Sicherheit und den Anteil an den gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen zu vernachlässigen.

    (Toetemeyer [SPD]: Das bestreiten wir!)

    Eine Verminderung der Verteidigungsausgaben wäre erst möglich, wenn das Bedrohungspotential in einem solchen Umfang abgebaut worden wäre, daß auch unsere eigenen Verteidigungsanstrengungen entsprechend reduziert werden könnten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! — Toetemeyer [SPD] : Da ist Genscher ganz anderer Meinung! — Weiterer Zuruf von der SPD: Wir machen doch gerade die Null-Lösung!)

    — Hören Sie fein zu, es geht noch weiter. — Da die Bundesrepublik aber auf ABC-Waffen verzichtet hat und sich dementsprechend auf die konventionelle Rüstung beschränkt, andererseits aber gerade auf diesem Gebiet bisher alle Abrüstungsbemühungen erfolglos geblieben sind, ist eine Kürzung im Verteidigungshaushalt zugunsten des vorgeschlagenen Entwicklungsfonds auf keinen Fall vertretbar.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Frau Hensel [GRÜNE]: Hoi, hoi!)

    Auf die Tatsache, daß sich Sicherheit und Entwicklung gegenseitig bedingen, darf ich an dieser Stelle noch einmal hinweisen.
    Der vorliegende Antrag der SPD-Fraktion ist nicht geeignet, einen Beitrag zur Lösung der Entwicklungsprobleme in der Dritten Welt zu leisten. Er bezieht die Zusammenhänge von Rüstung und Entwicklung ausschließlich auf die Industrienationen des Westens und des Ostens und trägt damit den tatsächlichen Problemen einer die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung hemmenden weltweiten Rüstung — einschließlich der Entwicklungsländer — nicht Rechnung.
    Die Vorstellungen der SPD-Fraktion zu den Möglichkeiten der Einrichtung und Finanzierung eines Abrüstungsfonds sind unrealistisch. Nachdem die gerade zu Ende gegangene VN-Konferenz über Abrüstung und Entwicklung auf die Schaffung eines Entwicklungsfonds aus eingesparten Rüstungsausgaben verzichtet hat, erscheint es wenig sinnvoll, jetzt die Bundesregierung damit zu beauftragen, die Idee ei-
    2248 Deutscher Bundestau — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987
    Frau Folz-Steinacker
    nes Fonds — zunächst mit ihren EG-Partnern und dann im weiteren Rahmen — erneut aufzugreifen.
    Die FDP-Fraktion lehnt daher den vorliegenden Antrag ab.
    Danke.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Bindig.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Bindig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt wenig politische Leitideen,

    (Feilcke [CDU/CSU]: Von der SPD!)

    die junge Menschen so aufzurütteln, so zu faszinieren vermögen wie die Formeln „Schwerter zu Pflugscharen", „Kasernen zu Schulen" und „Abrüstung für Entwicklung".

    (Frau Hensel [GRÜNE]: Richtig!)

    Lassen sich solche Formeln als Schwärmerei abtun, oder können sie zu praktischem politischen Handeln anleiten? Sicherlich sind Rüstungsgeschehen und Unterentwicklung komplexe Erscheinungen, doch rükken die schlichten Formeln das Problem, wie ich meine, auf den eigentlichen politischen Punkt, auf den Widerspruch, daß sich viele scheinbar rationale Teilüberlegungen der Verteidigungspolitik zu einem irrationalen Gesamtsystem addieren. Die Welt wendet gigantische Mittel für Rüstungsausgaben auf, während es vielen Millionen Menschen am Elementaren zum Überleben mangelt.

    (Toetemeyer [SPD]: Das ist der Punkt!)

    Die weltweiten Militärausgaben übertreffen die weltweiten Entwicklungshilfeleistungen um mehr als das Zwanzigfache. Bei allseitiger verbaler Anerkenntnis des Nebeneinander von Überrüstung und Unterentwicklung fehlt es am politischen Druck, diesen Widerspruch zu beseitigen.
    Für uns Sozialdemokraten sind die eingangs genannten Formeln keine unverbindlichen Allerweltsformeln, sondern eine große, ja, eine der größten Herausforderungen der Menschheit:

    (Beifall bei der SPD)

    Rüstung reduzieren, Entwicklung forcieren, einen Entwicklungsfonds einsetzen, der mit Abrüstungsersparnissen gespeist wird! Politik braucht solche Leitideen.
    Wenn wir als Politiker nicht mehr den Willen haben, konkrete Utopien auf dem Gebiet der Abrüstung zu entwerfen und sie in politisches Handeln umzusetzen, erfüllen wir unsere Aufgabe nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gilt den Zustand der Welt nicht nur zu bejammern, sondern gestaltend Einfluß zu nehmen. Ich wende mich gegen den Fatalismus gegenüber dem Rüstungsmoloch.
    Die Idee, Rüstungsausgaben einzusparen und damit Entwicklungsprozesse zu unterstützen, ist durchaus nicht neu. Es hat mehrere Anläufe gegeben. Impulse kamen aus Frankreich. Die Brandt-Kommission hat den Vorschlag behandelt. Der Ostblock fordert seit langem eine Verringerung der Rüstungsausgaben und den Einsatz der Mittel für die Entwicklungspolitik.
    Auch die UN-Konferenz „Abrüstung und Entwicklung" wollte der Weltöffentlichkeit die Problematik näherbringen. Mit Bedauern haben wir gesehen, wie sich die westlichen Industrienationen dort aufgeführt haben. Statt diese Idee zu stärken und auszubauen, haben sie sich ihr entgegengestellt, besonders die USA, die den Zusammenhang zwischen Rüstung und Entwicklung sogar negiert haben. Die westlichen Industrienationen haben keine hochrangigen Delegationen dorthin geschickt. Sie haben diese Sitzung einfach technisch abgearbeitet. Während die Einladung zur Konferenz „Abrüstung und Entwicklung" die Diskussion des Fonds noch vorsah, war die Idee des Fonds im Schlußdokument nicht mehr enthalten. Die Idee sollte ein für allemal begraben werden.
    Ich finde es schade, daß sich die Sprecher auch hier heute abend letztlich gegen diese Idee wenden.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Das ist eine Schande!)

    Da gibt es eine merkwürdige Parallelität zwischen
    den Aussagen der Konservativen und der GRÜNEN.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Richtig!)

    Die Konservativen können von ihrem militärisch überfrachteten Sicherheitsdenken nicht lassen, und die GRÜNEN können vor lauter Problembewußtsein auf diesem Sektor nicht mehr handeln und sind deshalb nicht bereit, konkrete Vorschläge, die vorgelegt worden sind, zu unterstützen.

    (Schily [GRÜNE]: Aber das ist doch unter Ihrem Niveau! — Zuruf von der CDU/CSU: Aber Bindig!)

    In dem Bemühen, der Weltöffentlichkeit die Zusammenhänge näherzubringen, halte ich auch Vergleiche für sinnvoll, was alles mit den Rüstungsausgaben gemacht werden könnte. Mit weniger als einem Prozent der Rüstungsausgaben könnte genügend landwirtschaftliche Aufbauhilfe geleistet werden, um die gegenwärtig unter Nahrungsmitteldefizit leidenden Länder zu Selbstversorgern zu machen. Die Militäraufwendungen von anderthalb Tagen — vier Milliarden Dollar — würden ausreichen, innerhalb von zehn Jahren allen Menschen sauberes Trinkwasser zu beschaffen.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Jede Minute werden auf Weltmaßstab zwei Millionen Dollar für das Wettrüsten verpulvert. Seit ich hier rede, sind es zehn Millionen DM, die für Rüstung ausgegeben wurden. Demgegenüber leben eine Milliarde Personen unterhalb der Armutsgrenze, erhalten 780 Millionen keine ausreichende Nahrung, sind 850 Millionen Analphabeten, haben 1,5 Milliarden keinen Zugang zu ärztlicher Pflege und besitzen eine Milliarde keine menschenwürdige Behausung.
    Solche Vergleiche und Beispiele können dazu dienen, all den Abwieglern, all den Beschönigern, all den Ignoranten, den Fatalisten und denen, die immer sagen, das sei ja nur Bürokratie, das Gehirn richtig durchzupusten. Das Argument, da könnte es auch Bürokratieprobleme geben, überzeugt mich nicht



    Bindig
    mehr. Es muß endlich einmal eine Antwort gegeben werden, wie der Widerspruch zu beseitigen ist, den es zwischen dem Rüstungswahnsinn und Not und Elend auf der Welt gibt.
    Der vorliegende Antrag erhebt nicht den Anspruch, mit dieser Maßnahme den Weltrüstungstiger wirklich packen zu können.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Das wäre zu hoch gegriffen!)

    Dafür hat das Problem zu viele Aspekte. Seit Jahren geht die Schere zwischen Rüstungsausgaben und Entwicklungsleistungen auseinander. Trotzdem stellt unser Vorschlag eine Maßnahme dar, eine greifbare Einrichtung. Es ist doch interessant, daß schon dieser Vorschlag eine provozierende Wirkung hat: eine provozierende Wirkung, wenn man ihn zum Gegenstand einer Debatte hier macht, und eine provozierende Wirkung, wenn die Vereinten Nationen zusammenkommen, um über diese Fragen zu reden — dann versucht man, diese Zusammenhänge zu negieren — .
    Wir haben gar keinen Anlaß, uns dagegen zu sträuben, die Kategorien Rüstung und Entwicklung um die Dimension Sicherheit zu erweitern. Aber wir sollten uns auf jeden Fall gegen die konservative Formel wenden, Rüstung bedeute Sicherheit.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wenn die Großmächte, die Industrienationen Sicherheit nicht errüsten können, können es die Entwicklungsländer erst recht nicht; dort ist es von vornherein absurd.
    Ein Großteil der Rüstungsausgaben wird in Industrienationen des Ostens und des Westens getätigt. Außerdem sehen wir mit Sorgen, daß die Rüstungsausgaben auch in der Dritten Welt zunehmen. Militärausgaben sind ein Instrument der Unterdrückung des eigenen Volkes zur Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheit.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Wo haben Sie das gelesen?)

    Wir sehen auch, daß der Anteil der Dritten Welt an den Rüstungsausgaben und am Waffenhandel steigt. Die Länder der Dritten Welt sind inzwischen der fünftgrößte Lieferant von Waffen geworden.
    Trotzdem sollten wir jetzt nicht nur auf diese Prozesse in der Dritten Welt zeigen, sondern sehen, welche Rückwirkungen es auf die Industrieländer gibt. Die Industrieländer tätigen weltweit drei Viertel der Militärausgaben. Die Industrieländer sind mit ihren Denkmustern die geistigen Wegbereiter für das Rüstungsgeschehen. Sie betreiben den Waffenexport und Waffenhandel, und mit dem Kolonialismus haben sie die Spannungen den Entwicklungsländern hinterlassen, die heute viele militärische Konfliktpotentiale beinhalten.
    Natürlich ist die Bereitstellung von Mitteln aus Abrüstung für Entwicklung eine Leitidee, die die Industrieländer ebenso angeht — dafür gibt es den Antrag hier und auch den Vorschlag der SPD und KPdSU — wie auch Aufgabe der Entwicklungsländer. Peru bemüht sich, Ausgaben umzuschichten, um die Entwicklung zu fördern. China verringerte die Rüstungsausgaben, um Mittel für seinen Modernisierungsprozeß freizusetzen, und tat dies mit außergewöhnlichem Erfolg.
    Die makabere Gleichzeitigkeit hoher Rüstungsausgaben und zugleich Not und Elend auf der Welt muß beseitigt werden. Wir müssen die Bereitschaft zur Abrüstung in Bewegung bringen. Der von uns vorgelegte Vorschlag ist ein kleiner Vorschlag, aber er ist wenigstens ein konkreter. Ich halte ihn für einen wichtigen, wenn auch kleinen Schritt in die richtige Richtung.

    (Beifall bei der SPD)