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    Plenarprotokoll 11/25 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 25. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. September 1987 Inhalt: Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1988 (Haushaltsgesetz 1988) (Drucksache 11/700) in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1987 bis 1991 (Drucksache 11/701) Dreßler SPD 1667 B Fuchtel CDU/CSU 1671 C Frau Unruh GRÜNE 1673 B Mischnick FDP 1675 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 1678 D Jaunich SPD 1685 A Dr. Hoffacker CDU/CSU 1687 D Frau Krieger GRÜNE 1690D Frau Dr. Niehuis SPD 1693 A Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 1695 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 1699 C Dr. Spöri SPD 1700D Frau Vennegerts GRÜNE 1702 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 1704 B Frau Simonis SPD 1708 C Nächste Sitzung 1712 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1713* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 1713* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 25. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. September 1987 1667 25. Sitzung Bonn, den 11. September 1987 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter * 11. 9. Bahr 11. 9. Bamberg 11. 9. Frau Beck-Oberdorf 11. 9. Dr. Biedenkopf 11. 9. Böhm (Melsungen) ** 11. 9. Brandt 11. 9. Büchner (Speyer) ' 11. 9. Dr. von Bülow 11. 9. Catenhusen 11. 9. Duve 11. 9. Eigen 11. 9. Erler 11. 9. Dr. Feldmann * 11. 9. Gattermann 11. 9. Frau Dr. Götte 11. 9. Dr. Götz 11. 9. Großmann 11. 9. Dr. Hauchler 11. 9. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 11. 9. Frau Dr. Hellwig 11. 9. Hiller (Lübeck) 11. 9. Hoppe 11. 9. Hoss 11. 9. Irmer 11. 9. Jansen 11. 9. Jung (Lörrach) 11. 9. Kiechle 11. 9. Kirschner 11. 9. Kroll-Schlüter 11. 9. Dr. Kunz (Weiden) 11. 9. Lohmann (Witten) 11. 9. Frau Luuk * 11. 9. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 9. Meyer 11. 9. Mitzscherling 11. 9. Müller (Düsseldorf) 11. 9. Müller (Wesseling) 11. 9. Niegel * 11. 9. Niggemeier 11. 9. Oostergetelo 11. 9. Rawe 11. 9. Reddemann ** 11. 9. Frau Renger 11. 9. Repnik 11. 9. Reuschenbach 11. 9. Rixe 11. 9. Schäfer (Mainz) 11. 9. Dr. Scheer * 11. 9. Frau Schilling 11. 9. Schluckebier 11. 9. Schmidt (München) ** 11. 9. Frau Schmidt (Nürnberg) 11. 9. von Schmude ** 11. 9. Schröer (Mülheim) 11. 9. Dr. Sperling 11. 9. Tietjen 11. 9. Volmer 11. 9. Vosen 11. 9. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Warrikoff 11. 9. Dr. Wieczorek 11. 9. Wieczorek (Duisburg) 11. 9. Frau Wieczorek-Zeul 11. 9. Wissmann 11. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat m seiner 578. Sitzung am 26. Juni 1987 gemäß Artikel 94 Abs. 1 des Grundgesetzes in Verbindung mit §§ 5 und 7 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht zum Richter des Bundesverfassungsgerichts Herr Professor Dr. Dieter Grimm, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Bielefeld, als Nachfolger für den Richter des Bundesverfassungsgerichts Professor Dr. Konrad Hesse in den Ersten Senat gewählt. Der Bundesrat hat in seiner 578. Sitzung am 26. Juni 1987 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz über die sechzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Sechzehntes Anpassungsgesetz-KOV - 16. AnpG-KOV) Gesetz zur Verlängerung des Versicherungsschutzes bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat begrüßt die Verlängerung der Bezugsfrist für Kurzarbeitergeld in der Stahlindustrie. Er bedauert jedoch, daß der Bundestag der Forderung des Bundesrates in seiner Stellungnahme vom 3. April 1987 zur Einbeziehung der Schiffbauindustrie nicht gefolgt ist. Die Lage in der Schiffbauindustrie gleicht der in der Stahlindustrie. Mit Sorge beobachtet der Bundesrat, daß die mangelhafte Absatzlage sowie wettbewerbsverzerrende Subventionen in anderen Staaten Tausende von Arbeitsplätzen in der Schiffbauindustrie gefährden. Er bittet die Bundesregierung, darauf hinzuwirken, daß der Geltungsbereich der Ausnahmeregelung über einen verlängerten Bezug von Kurzarbeitergeld auf die Betriebe der Schiffbauindustrie im Sinne der Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaft über Beihilfen für den Schiffbau im 8. Gesetz zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes ausgeweitet wird. Die Einbeziehung ist weiterhin erforderlich, um den strukturellen Anpassungsprozeß im Schiffbau mit den Mitteln des Arbeitsförderungsgesetzes sozialpolitisch wirksam unterstützen zu können. Die Dringlichkeit derartiger Anpassungshilfen für die Schiffbauindustrie wie für die Stahlindustrie ist auch durch das Gesetz über die Finanzhilfen des Bundes nach Art. 104a Abs. 4 des Grundgesetzes an die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Freie Hansestadt Bremen und Freie und Hansestadt Hamburg zum Ausdruck gebracht worden. Der Bundesrat hat in seiner 579. Sitzung vom 10. Juli 1987 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: 1714* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 25. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. September 1987 Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Neuorganisation der Marktordnungsstellen Gesetz über Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung für Kindererziehung an Mütter der Geburtsjahrgänge vor 1921 (Kindererziehungsleistungs-Gesetz — KLG) Gesetz zur Verlängerung von Auslaufzeiten in der Montan-Mitbestimmung Gesetz zur dauerhaften sozialen Verbesserung der Wohnungssituation im Land Berlin Achtes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und sechstes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1987 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1987 — BBVAnpG 87) Achtes Gesetz zur Änderung des Soldatenversorgungsgesetzes Gesetz zu dem Vertrag vom 30. April 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ungarischen Volksrepublik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Übereinkommen vom 11. Oktober 1985 zur Errichtung der Multilateralen Investitions-Garantie-Agentur (MIGA-Übereinkommen) Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Steuersenkungs-Erweiterungsgesetz 1988 — StSenkErwG 1988) Gesetz zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes Zu den beiden letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: a) Zum Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Steuersenkungs-Erweiterungsgesetz 1988 — StSenkErwG 1988) Der Bundesrat bedauert, daß die Bundesregierung die Ergänzungsvorschläge des Bundesrates im Rahmen dieses Gesetzesvorhabens nicht aufgegriffen hat. Der Bundesrat hatte bereits im Zusammenhang mit dem Steuersenkungsgesetz 1986/88 den Wunsch geäußert, die Lebensaltersgrenze für die Berücksichtigung von Kindern von 16 auf 18 Jahre anzuheben. Der Bundesrat ist deshalb der Auffassung, daß zumindest dieser Vorschlag hätte realisiert werden können, ohne die notwendigen steuersystematischen und haushaltspolitischen Gesichtspunkte zu vernachlässigen. Der Bundesrat erwartet, daß die Bundesregierung die angekündigte Prüfung nunmehr unverzüglich vorantreibt und von sich aus eine entsprechende gesetzliche Regelung vorlegt. b) Zum Gesetz zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes Der Bundesrat billigt die in dem Gesetz vorgesehene Erhöhung des Kreditrahmens für den Ausgleichsfonds, um in Verbindung mit der zum 1. Juni 1987 vorgenommenen Erhöhung der Ausgleichsabgabe 1987 auf 7,5 % die Erfüllung bestehender Rechtsansprüche an den Fonds zu gewährleisten. Der Bundesrat hält allerdings die Entwicklung des Mittelbedarfs des Fonds, wie sie sich aufgrund der derzeitigen Zuschußregelung des Dritten Verstromungsgesetzes seit 1986 als Folge des Ölpreisverfalls ergeben hat, und die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Mehrbelastungen für die Stromverbraucher sachlich für nicht vertretbar. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, bei der Neuregelung der Strukturelemente des Kohlepfennigs einschließlich seiner Berechnungsmethode zu gewährleisten, daß einerseits die Hilfen in wirtschaftlich vertretbaren Grenzen gehalten werden, zum anderen zugleich regional einseitige Belastungen abgebaut werden. Er sieht dabei einen unverzichtbaren Zusammenhang mit einer Anschlußregelung für den Jahrhundertvertrag ab 1995. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die entsprechenden Verhandlungen mit den Betroffenen so zu führen, daß die Neuregelung ab 1988 in Kraft treten kann. Der Bundesrat weist außerdem darauf hin, daß die längerfristige Sicherung des Einsatzes deutscher Steinkohle nur bei Wiederherstellung des länderübergreifenden energiepolitischen Grundkonsenses über die gleichzeitige Nutzung von Kohle und Kernenergie möglich ist. Die hohen Kosten für die Erhaltung des deutschen Steinkohlebergbaus sind volkswirtschaftlich nur tragbar, wenn zum Ausgleich die Kostenvorteile der Kernenergie genutzt werden können. Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 30. Juli 1987 mitgeteilt, daß sie den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung eines Umwelt-Grundrechts, Drucksache 11/604, zurückzieht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über den zweiten Teil der 32. ordentlichen Sitzungsperiode der Westeuropäischen Union vom 1. bis 4. Dezember 1986 in Pans (Drucksachen 10/6756, 11/138 Nr. 1.12) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Plenarsitzungen der Nordatlantischen Versammlung am 17. und 18. November 1986 in Istanbul (Türkei) (Drucksache 10/6758, 11/138 Nr. 1.13) Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung nachstehender Vorlage abgesehen hat: Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) Nr. 300/76 zur Festlegung der Gruppen der Empfänger, der Bedingungen für die Gewährung und der Sätze der Vergütungen, die den im Schichtdienst arbeitenden Beamten gewährt werden können (Drucksache 11/138 Nr. 3.4) Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung nachstehender EG-Vorlagen, die ihm mit Sammeldrucksache 11/138 überwiesen wurden, abgesehen hat: Drucksache 11/138 Nummern 3.132, 3.133, 3.134, 3.135
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident, man hat sich an dieses Dazwischenreden so gewöhnt, daß es einem nichts mehr ausmacht. Umgekehrt zeigt es ja auch nur, daß es hier im Parlament nicht so zugeht wie in einer Schulklasse. Wenn man lange genug hier war, stört einen das nicht so.
    Lassen Sie mich zum Abschluß nur noch folgende Feststellung treffen.

    (Zander [SPD]: Sagen Sie mal was zu den Gesundbetern auf der Regierungsbank!)

    Es ist von der SPD davon gesprochen worden, daß sie zur Zusammenarbeit bereit sei. Ich begrüße dies. Zusammenarbeit kann für mich aber nur dann sinnvoll sein, wenn man sich entschließt, den richtigen, zukunftsweisenden Weg zu finden,

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Wie die GRÜNEN!)

    wenn man nicht an Dingen festhält, die gestern und vorgestern richtig gewesen sein mögen.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Wie die GRÜNEN!)

    Zu dieser Zusammenarbeit sind wir bereit. Aber wir sind nicht bereit, einfach Pflästerchen dort auf zulegen, wo entscheidende Veränderungen vorgenommen werden müssen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Sozialstaat ist nie fertig. Es geht immer weiter; es gibt neue Probleme, alte verlieren an Bedeutung. Für Besserwisser oder gar ideologische Fanatiker ist die Sozialpolitik ein denkbar ungeeignetes Gelände. Die



    Bundesminister Dr. Blüm
    Menschen und ihre Sorgen und ihre Wünsche passen nie fugenlos in ein System. Das Leben kennt mindestens immer einen Fall mehr, als der Gesetzgeber sich einfallen läßt.
    Deshalb warne ich vor einer Überschätzung der staatlichen Sozialpolitik. Der Staat kann nicht alles. Paragraphen wärmen nicht, Bürokratien schaffen keine Geborgenheit.

    (Zuruf der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    — Nein, die lassen sich auch nicht kaufen, Frau Unruh.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Doch, doch!)

    Geborgenheit läßt sich nicht kaufen. Ohne Barmherzigkeit und Nächstenliebe

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Geht das schon wieder los!)

    ist die Gerechtigkeit kalt wie ein Kühlschrank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dabei ist Nächstenliebe, spontane Nächstenliebe nicht nur Lückenbüßer des Gesetzgebers, sondern notwendige Ergänzung der Gerechtigkeit.
    Deshalb verlaßt euch nicht in allem auf den Staat, denkt an den Nachbarn, an den Behinderten, an den Kollegen! Kein Staat kann dieses Nachdenken, die nachbarschaftliche Mithilfe ersetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist kein Aufruf zur Abdankung der Sozialpolitik, sondern ein Eingeständnis — —

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Ein Armutszeugnis!)

    — Kein Armutszeugnis. (Frau Unruh [GRÜNE]: Doch!)

    Es könnte sehr arm in einer Gesellschaft werden, in der die Bürokraten alles regeln. Da wird es sehr arm und kalt in unserer Gesellschaft. Der Staat darf gar nicht alles, und wir wollen gar nicht alles.

    (Kolb [CDU/CSU]: Er kann es auch nicht!)

    Aber das, was notwendig ist, müssen wir leisten, unsere Aufgabe müssen wir erfüllen. 88,4 Milliarden DM stehen im kommenden Jahr im Haushalt für soziale Sicherheit zur Verfügung, 88,4 Milliarden! Fast jede dritte Mark wird für soziale Sicherheit ausgegeben. Der Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung steigt erstmals über 80 Milliarden DM und ist weiterhin mit großem Abstand der größte Einzelplan.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Das besagt nichts!)

    Das ist das Gegenteil von Kahlschlag, sozialer Demontage und ähnlichem. Wer im übrigen diese Anstrengung — 88 Milliarden — als Kahlschlag bezeichnet, der beleidigt die Steuerzahler, die Arbeitnehmer, die mit ihren Steuern- und Beitragsgroschen diese 80 Mil-harden überhaupt erst aufbringen. Er mißachtet das Opfer der Fleißigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei den GRÜNEN)

    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie können doch hier nicht beide Klagen vortragen: erstens, die Leistungen des Sozialstaates seien zu gering, und zweitens, die Steuern seien zu hoch. Entweder oder! Wenn wir das getan hätten, was die SPD in den letzten Jahren vorgeschlagen hat, müßten wir allein im Sozialbereich 40 Milliarden DM mehr ausgeben und auch mehr einnehmen. Dann läge die Lohnsteuer und Abgabenquote über 50 %. Da kann ich nur sagen: Dann wären wir an dem Punkt angekommen, an dem es für den Arbeitnehmer besser ist, sich die Steuer und die Beiträge auszahlen zu lassen und dem Staat sein Geld zu geben; dabei käme er dann besser weg. Das wäre völlig unsinnig.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Anderes System!)

    — Auch ein anderes System muß bezahlt werden. Die Kuh gibt es nicht, die im Himmel gefüttert wird und auf Erden gemolken wird.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Doch, die Beamtenkuh!)

    Das können Sie auf dieser Erde nicht verwirklichen, wie auch immer der Sozialstaat organisiert ist. Selbst wenn ihn die GRÜNEN organisieren würden, müßte er immer aus den Abgaben derjenigen bezahlt werden, die arbeiten. Alles andere sind Stellwerksübungen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unseren Sozialstaat erhalten, ihn vor Erstarrung bewahren, seine Chancen mehren, seine Risiken mindern, empfindlich bleiben für neue Fragen! Ich stehe doch gar nicht selbstzufrieden vor Ihnen. Empfindlich bleiben für neue Fragen, das ist die Aufgabe der Sozialpolitik.
    Aber eine Bemerkung zu Herrn Dreßler. Er spricht immer so, als würde Lenin gerade die Revolution ausrufen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Er hat ihn gut gelesen!)

    Ich bin immer ganz erschreckt, wenn er sagt: Endlich Leistung, fangen Sie an zu arbeiten, Herr Blüm! — Dann bin ich ganz verschüchtert. — Von den neun Gesetzen dieser Legislaturperiode stammen vier aus dem Sozialbereich. Herr Dreßler, wenn Sie sagen, das sei heiße Luft, nun gut, dann bin ich eine Dampfmaschine, und das ist ein Kraftwerk.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    „Endlich Leistung, endlich arbeiten! " Man denkt, man sei in der Schule. — Der ganze Sozialpolitische Ausschuß beschwert sich doch, daß er mit Arbeit überlastet ist. 42 Gesetze allein in der letzten Legislaturperiode! Wissen Sie, wieviel Sie vorgelegt haben, Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dreßler? Zehn!

    (Zuruf von der CDU/CSU: „a. D."!)

    — Gott sei Dank „a. D." und nie wiederkommend. — Zehn Gesetze in drei Jahren. Sie können ja kritisieren, Herr Dreßler — das ist ja Aufgabe der Opposition —, Gesetze seien falsch. Aber wenn Sie sich hier hinstellen und sagen, wir würden nichts machen, ist Adam



    Bundesminister Dr. Blüm
    Riese auf meiner Seite. Die Zahlen sprechen für sich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Deswegen ein kurzer Rückblick. Ich wollte eigentlich mehr über den Ausblick reden.
    Die Rentenversicherung hat wieder sicheren Boden unter den Füßen. Ist das keine Leistung?

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Stimmt doch nicht!)

    Wären Sie an der Regierung geblieben, wäre die Rentenversicherung im Sommer 1983 bankrott gewesen. Was Sie jetzt machen, ist so, als ob ein Bankrotteur sich als Anlageberater anbietet.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU — Widerspruch bei den GRÜNEN)

    An der Reform der Hinterbliebenenrente haben Sie sieben Jahre herumgewurstelt, aber nichts gemacht. Wir haben sie verwirklicht. Das ist Leistung!
    Über Kindererziehungszeiten wurde 13 Jahre geredet, wir haben sie eingeführt. Das ist Leistung!

    (Zurufe von der SPD)

    Die Zahl der Beschäftigten wächst wieder in der gleichen Größe, in der sie in den letzten zwei Jahren Ihrer Regierung abgenommen hat. Die Zahlen, die Sie nennen, stimmen. Aber Sie verwechseln wieder einmal schwarz mit rot.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Sie hatten die rote Zahl. Wir haben die schwarze Zahl. Und merke dir: Schwarz ist besser, auch auf dem Arbeitsmarkt. Denn es heißt: Es geht wieder aufwärts.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Qualifizierungsmaßnahmen haben eine einsame Höhe erreicht. Da redet Herr Dreßler, wir würden nichts machen: 600 000 — zum Mitschreiben: 600 000, ganz langsam: 600 000 — öffentlich geförderte Weiterbildungsmaßnahmen in diesem Jahr. Wissen Sie, wie viele es im letzten Jahr der Regierung Schmidt waren? — 260 000. Deshalb die Preisfrage, Herr Dreßler: Wo ist mehr Leistung: Bei 600 000 Weiterbildungsmaßnahmen oder bei 260 000?
    In Ihrem letzten Jahr gab es 29 200 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, bei uns 110 000, fast viermal soviel. Wer eine Parterrewohnung nicht zustandebringt, soll mir nicht vorwerfen, daß ich auf den dritten Stock keinen vierten Stock setze.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)