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ID1101920000

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    Plenarprotokoll 11/19 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 19. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. Erwägungen des Bundesministers des Innern, den mit der Todesstrafe bedrohten chilenischen Staatsbürgern die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland zu verweigern Duve SPD 1188 C Fellner CDU/CSU 1189 C Frau Olms GRÜNE 1190 C Dr. Hirsch FDP 1191B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 1192A Wartenberg (Berlin) SPD 1193A Dr. Kappes CDU/CSU 1194 A Volmer GRÜNE 1195 C Schäfer, Staatsminister AA 1195 D Dr. Blens CDU/CSU 1196D Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/502 vom 19. Juni 1987 — Einbeziehung von Frauen in die Sportförderung der Bundeswehr MdlAnfr 60, 61 19.06.87 Drs 11/502 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1171B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1171B, 1171D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1171D Verzicht auf weiterentwickelte Hubschrauber bei der Panzerabwehr MdlAnfr 62 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Weng (Gerlingen) FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 A ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1172A Ausstattung der Luftwaffe mit konventionell bestückten Raketen vom Typ Pershing für Angriffsoperationen, z. B. gegen Flugplätze MdlAnfr 63 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 B ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1172B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1172 C Unterlassung der Vorlage des Technologie-und Experimentalprogramms TECHNEX vor dem Verteidigungsausschuß des Bundestages MdlAnfr 64 19.06.87 Drs 11/502 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 D ZusFr Horn SPD 1173 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1173 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1173 C Ausweisung der in der Rüstungsplanung enthaltenen Programme der Bundesregierung im Wert von 50 Millionen US-Dollar MdlAnfr 65 19.06.87 Drs 11/502 Steiner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1173 D ZusFr Steiner SPD 1174 A Verwendung der zur Stärkung der Luftverteidigung eingestellten Mittel für Untersuchungen über Angriffswaffen MdlAnfr 66 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Antw PStSekr Würzbach BMVg 1174 B ZusFr Erler SPD 1174 B ZusFr Horn SPD 1174 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1175A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1175 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1175 C ZusFr Dr. von Bülow SPD 1175 D Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 67 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1176A ZusFr Erler SPD 1176 A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1176 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1176 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1176D ZusFr Steiner SPD 1177 A ZusFr Horn SPD 1177 A Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 68 19.06.87 Drs 11/502 Zumkley SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1177 B ZusFr Zumkley SPD 1177 B ZusFr Heistermann SPD 1177 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1177 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1178A ZusFr Erler SPD 1178 A ZusFr Steiner SPD 1178 B ZusFr Gerster (Worms) SPD 1178 C Flugkörpersysteme zur Bekämpfung von stationären und mobilen Zielen aus der Luft MdlAnfr 69 19.06.87 Drs 11/502 Frau Fuchs (Verl) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1178 D ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1178 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 A ZusFr Erler SPD 1179 B Voraussichtliche Kosten des Waffensystems Pershing I a nach 1991 MdlAnfr 71 19.06.87 Drs 11/502 Gerster (Worms) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1179 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1179 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 D Lärmbelästigung im Tieffluggebiet Nr. 1 (Landkreise Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück, Emsland, Ammerland) MdlAnfr 72 19.06.87 Drs 11/502 Graf SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1180 A ZusFr Graf SPD 1180A ZusFr Grünbeck FDP 1180 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1180 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1180D Übertragung der Aufgaben des Hauptprüfungsamtes der Deutschen Bundesbahn auf den Bundesrechnungshof MdlAnfr 1 19.06.87 Drs 11/502 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181A ZusFr Kohn FDP 1181B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1181 C Veröffentlichung des Gutachtens über die Streckenführung der Hochleistungsstrecke München—Nürnberg MdlAnfr 2 19.06.87 Drs 11/502 Grünbeck FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181C ZusFr Grünbeck FDP 1181D ZusFr Amling SPD 1182 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182A Strafverfolgung der Ärzte, die gegen die vorgeschriebene Meldepflicht von Schwangerschaftsabbrüchen verstoßen haben MdlAnfr 9 19.06.87 Drs 11/502 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 1182 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182C Unfall im geplanten Atommüll-Endlager Gorleben MdlAnfr 10, 11 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Grüner BMU 1183 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 1183C, 1184B ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 1183D, 1185A ZusFr Menzel SPD 1184A, 1184D ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1185 C Modellvorhaben zur Gewinnung von Öl aus Klärschlamm MdlAnfr 12 19.06.87 Drs 11/502 Stiegler SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1185 D ZusFr Stiegler SPD 1186A ZusFr Grünbeck FDP 1186 B ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1186 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 III Beseitigung von LOST-Rückständen und Kampfstoffen in Bayern MdlAnfr 13, 14 19.06.87 Drs 11/502 Vahlberg SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1186D ZusFr Vahlberg SPD 1187A, 1187C ZusFr Amling SPD 1187B, 1188B Nächste Sitzung 1197 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1199* A Anlage 2 Honorarregelung für DDR-Autoren und Wissenschaftler, die Bezüge aus dem Westen beziehen MdlAnfr 3, 4 19.06.87 Drs 11/502 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . 1199* B Anlage 3 Beschuß des bundesdeutschen Tenders „Neckar" durch ein polnisches Kriegsschiff in der Ostsee MdlAnfr 73 19.06.87 Drs 11/502 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 1199* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 1171 19. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1987 Beginn: 13.00 Uhr
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    1198 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Berichtigung 17. Sitzung, Seite I rechte Spalte, vierte Zeile von unten: Statt „Frau Götte FDP" ist „Frau Dr. Götte SPD" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24. 6. Frau Beck-Oberdorf 26. 6. Frau Beer 26. 6. Büchner (Speyer) * 24. 6. Bühler (Bruchsal) * 24. 6. Francke (Hamburg) ** 24. 6. Frau Hensel 26. 6. Hiller (Lübeck) 26. 6. Hoppe 26. 6. Frau Kelly 26. 6. Klose 26. 6. Kolbow 26. 6. Kroll-Schlüter 26. 6. Kuhlwein 26. 6. Dr. Müller * 26. 6. Frau Pack * 26. 6. Dr. Penner 26. 6. Reuschenbach 26. 6. Sauer (Salzgitter) 26. 6. Frau Verhülsdonk 26. 6. Dr. Warnke 25. 6. Würtz ** 24. 6. Frau Zutt 26. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 11/502 Fragen 3 und 4): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß nach einem Ministerialbeschluß bei DDR-Autoren und Wissenschaftlern, die im Westen Honorare beziehen, nur über 50 v. H. dieser Bezüge persönlich verfügen dürfen und die übrigen 50 v. H. - früher jedoch nur 30 bis 40 v. H. - bei der DDR-Staatsbank in Ostmark umtauschen müssen? Falls ja, welche Maßnahmen hat die Bundesregierung dagegen unternommen? Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesregierung ist ein Beschluß, nach dem deutsche Autoren und Wissenschaftler aus der DDR 50 Prozent der im Westen in DM bezogenen Honorare in Mark der DDR umtauschen müssen, nicht bekannt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß es Umtauschregelungen gibt. Nach dem Devisengesetz der DDR vom 19. 12. 1973 § 16 Abs. 3 und 4 (vgl. Anlage) kann eine sogenannte Anbietungspflicht für Devisen angeordnet werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/502 Frage 73): Wie hat sich der Vorfall in der Ostsee, bei dem der Tender „Neckar" der Bundesmarine bei der Beobachtung eines Ühungsschießens von Granaten eines polnischen Kriegsschiffes getroffen wurde, nach den Erkenntnissen der Bundesregierung zugetragen, und welche Konsequenzen hat die Bundesregierung daraus gezogen? Am 15. Juni 1987 beobachtete der Tender „Neckar" vor Brüsterort in internationalen Gewässern ein Flugkörperschießen der WP-Marinen. Dabei stand „Nekkar" ca. 0,5 sm südlich eines aus 4 FK-Schnellbooten und 2 FK-Korvetten bestehenden polnischen Verbandes in der Annahme, diese Einheiten wollten auf ein ca. 18 sm nördlich stehendes Ziel schießen. Tatsächlich aber eröffneten die Einheiten um 0701Z das Feuer auf eine aus Süden anfliegende Zieldrohne - Styx-Flugkörper ohne Gefechtskopf. Dabei wurde der Tender, der nunmehr in der Schußrichtung stand, mehrfach getroffen. Die Feuereröffnung bedeutet eine eklatante Mißachtung allgemeiner internationaler Sicherheitsbestimmungen. Die Bundesregierung hat am 16. Juni 1987 in unmißverständlicher Weise gegen dieses Verhalten protestiert und Aufklärung sowie Entschuldigung verlangt. Sie behält sich vor, Ansprüche geltend zu machen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die rechtmäßige Beobachtung der Ausbildungstätigkeit des WP in internationalen Gewässern einzuschränken.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit der Machtergreifung von General Pinochet vor 14 Jahren wird das Leben in Chile von zunehmender politischer Polarisierung und einem hohem Maß gewaltsamer politischer Auseinandersetzung geprägt. Die vom Militärregime ausgehende regierungsamtliche Repression erzeugt auf den entgegengesetzten Flügeln der politischen Skala harte und blutige Gegengewalt.
    Zwischen beiden Extremen bemühen sich die Parteien des demokratischen Spektrums, sich zu organisieren und zu formieren, um sich für den Tag vorzubereiten, an dem an die Stelle des militärisch verfaßten Staates wieder ein demokratisches Gemeinwesen treten kann.



    Staatsminister Schäfer
    Diese Parteien haben in den vergangenen Jahren machmal am politischen Abgrund gestanden. Noch im vergangenen Jahr, nach Verhängung des Kriegsrechts, drohte ihnen das Schicksal, zwischen Rechts und Links zerrieben zu werden.
    Wir Deutschen sind dem chilenischen Volk in alter Freundschaft verbunden. Zwischen beiden Völkern gibt es alte, historisch gewachsene Verbindungen. Gerade weil wir uns Chile so verbunden fühlen, können wir nicht zu dem schweigen, was heute Chiles politische Realität ist. Dies verbietet uns auch unsere eigene Werteordnung, wie sie das Grundgesetz verkörpert.
    Wir können deshalb auch nicht schweigen zur Anwendung von Gewalt und zur Unterdrückung politisch Andersdenkender. Wir haben uns daher immer wieder allein und mit unseren europäischen Partnern zu Wort gemeldet, wo es darum ging, demokratischen Strukturen und Menschenrechten den Weg zu bahnen.
    Wir haben dies getan gegenüber Vertretern der Regierung selbst, aber auch im Dialog mit den politischen Kräften, die für einen demokratischen Prozeß und für die Rückkehr zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie eintreten, und werden dies auch weiterhin tun.
    Dieses Engagement zeigte sich auch in unserem Eintreten für solche Inhaftierte, denen von der chilenischen Anklagebehörde schwere Verbrechen wie Mord und Raub zur Last gelegt werden, die sie in Verfolgung ihrer politischen Ziele, nämlich dem gewaltsamen Sturz der Militärdiktatur, begangen haben sollen. Zu diesem Personenkreis gehören auch die 14 Männer und Frauen, die im Mittelpunkt der heutigen Debatte stehen. Gegen vier von ihnen haben bereits erstinstanzliche Verfahren vor dem Militärgerichtshof stattgefunden, die mit einem Todesurteil abgeschlossen worden sind. Gegen dieses Urteil läuft Berufung. Das Gerichtssystem ist dreistufig.
    Bei den anderen zehn befinden sich die Verfahren seit vier bis sieben Jahren im Ermittlungszustand.
    Die deutsche Botschaft in Santiago de Chile steht auf ausdrückliche Weisung des Bundesaußenministers wegen der 14 seit geraumer Zeit mit chilenischen Menschenrechtsorganisationen und der Delegation des Internationalen Roten Kreuzes in Santiago und den Anwälten und Familienangehörigen der Inhaftierten in Verbindung.
    Auf der Basis von Angeboten der Bundesländer Hessen und Hamburg hat schon im Dezember 1986 unsere Botschaft die chilenischen Behörden über die Aufnahmebereitschaft dieser Bundesländer in Kenntnis gesetzt. Dies geschah, um durch die Bekundung des Interesses eines fremden Staates am Schicksal der Inhaftierten eine Schutzwirkung gegen die mögliche Verhängung der Todesstrafe zu erzeugen.
    Die Angebote der Bundesländer, zu denen in den vergangenen Tagen auch noch Bremen und das Saarland getreten sind, stützen sich innerstaatlich auf das sogenannte Chile-Kontingent, gegenüber Chile auf die Bestimmungen des Dekrets Nr. 504, das die Ausreise Verurteilter auf Grund präsidentieller Entscheidungen ermöglicht, wenn rechtskräftige Urteile vorliegen. Das ist in keinem Fall gegeben. Für eine abschließende Entscheidung besteht derzeit keine Notwendigkeit.
    Die Bundesregierung — dies sei ergänzend vermerkt — hat sich auch im Rahmen der Europäischen Politischen Zusammenarbeit durch gemeinsame Demarchen der Zwölf in Santiago um die Inhaftierten bemüht, als dreien von ihnen ein Standgerichtsverfahren mit summarischer Verhandlung und schnellem Urteilsvollzug drohte. Das Ergebnis der Demarche war eine Abwendung der drohenden Schnellverfahren mit der Gefahr umgehender Strafvollstreckung.
    Die politischen Strafprozesse in Chile, meine Damen und Herren, finden vor Militärgerichten statt. Verfahren dieser Art vor den Zivilgerichten gehen in letzter Zeit zahlenmäßig zurück, vor dem Militärgerichten nehmen sie zu. Kritisiert wurden die Anwendung von Folter bei den Ermittlungen, fehlende Unabhängigkeit der Militärrichter und die eingeschränkte Öffentlichkeit.
    Auch die Verfahren gegen die 14 Inhaftierten sind Militärgerichtsverfahren. Die Beschuldigten bestreiten weitgehend die ihnen zur Last gelegten Taten. Im Raum steht außerdem der Vorwurf der Häftlinge, von Anwälten und Familienangehörigen, daß gefoltert worden sei und daß Aussagen unter dem Einfluß der Folter erzwungen worden seien. Der Vorwurf der Folter muß angesichts der bekannten Folterpraxis chilenischer Sicherheitsorgane sehr ernst genommen werden. Dies relativiert zumindest die Aussagekraft der gegen die Beschuldigten erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe.
    Visazusagen für alle oder einzelne der Betroffenen liegen bisher aus Österreich, Frankreich, Belgien und Peru vor. Die Bundesrepublik Deutschland wird sich bei den nach Vorliegen rechtskräftiger Urteile zu treffenden Entscheidungen für die einzelnen Fälle von den Wertvorstellungen des Grundgesetzes und von dem in unserer Verfassung ausgesprochenen Verbot der Todesstrafe leiten lassen.
    Das ist der Hintergrund, vor dem das Kabinett seine heutige Entscheidung getroffen hat. Die Bundesregierung wird weiter prüfen, inwieweit eine Inaussichtstellung der Aufnahme sinnvoll ist bzw. ob sie die Chilenen nach dem Ergehen solcher rechtskräftigen Urteile aus humanitären Gründen aufnehmen kann.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Unruh [GRÜNE]: Ihr prüft so lange, bis sie alle aufgehängt sind!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Blens.

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    Rede von Dr. Heribert Blens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich die Position meiner Fraktion noch einmal kurz zusammenfassen.
    Als erstes: Es gibt keinen Grund, über die Aufnahme der 14 Chilenen sofort und pauschal zu entscheiden.

    (Schily [GRÜNE]: Warum haben die Österreicher das denn gemacht?)




    Dr. Blens
    Es gibt noch keine rechtskräftigen Urteile. Das Dekret 504, das die Ausreise verurteilter Chilenen unter Umständen ermöglicht, setzt eine rechtskräftige Verurteilung voraus. Es kann zur Zeit überhaupt noch nicht zum Zuge kommen.
    Zweitens. Über alle Fälle muß einzeln nach gründlicher, sorgfältiger Prüfung entschieden werden. Dabei ist von den Grundsätzen auszugehen, die von der Regierung der sozialliberalen Koalition 1975 formuliert worden sind, wonach Kriminelle und politische Gewalttäter grundsätzlich nicht aufgenommen werden sollen. Dieser Grundsatz muß jedenfalls dann gelten, wenn, wie es den 14 Chilenen zum Teil vorgeworfen wird, Unbeteiligte und für das System nicht verantwortliche Leute wie Fahrer, Wachleute von Banken, Parkwächter, Wachsoldaten an einem Ehrenmal und andere ermordet werden.
    Dabei ist für mich nicht einmal der Gesichtspunkt der Sicherheit der Bundesrepublik, sondern etwas ganz anderes maßgebend: Wenn wir Leute aufnehmen, die in anderen Ländern aus politischen Motiven Unbeteiligte ermorden, dann wird Mord als Mittel politischer Auseinandersetzung zum risikolosen Geschäft. Und wer politisch motivierten Mord an unbeteiligten Dritten zum risikolosen Geschäft macht, der leistet dem wahllosen Mord als Mittel der Politik Vorschub. Auch dieser Verantwortung, meine Damen und Herren, müssen wir uns bei der Entscheidung bewußt sein.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Deshalb muß in jedem einzelnen der 14 Fälle geprüft werden, ob es sich tatsächlich um Gewalttäter handelt. Dabei ist meines Erachtens einerseits sowohl die Tatsache, daß die MIR eine Organisation ist, die Terror bewußt einsetzt und die bereits seit 1967 Terror anwendet, als Chile noch eine rechtsstaatliche Demokratie war, als auch die Tatsache zu berücksichtigen, daß die beiden großen Menschenrechtsorganisationen in Chile es abgelehnt haben, sich in den 14 Fällen zu engagieren.

    (Duve [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit, Herr Blens! Sie haben es nicht abgelehnt, sondern sie können es gar nicht! Sprechen Sie einmal mit Bischof Tapia! Es gibt einen Grund dafür, eine Ablehnung jedenfalls ist das nicht! Wir waren in der Diskussion schon weiter! Es ist unglaublich, was Sie jetzt hier machen! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    — Auf der anderen Seite muß auch die Tatsache berücksichtigt werden, daß ein Teil der Angeklagten, Herr Duve, behauptet, durch Folter zu belastenden Aussagen gepreßt worden zu sein. Diese Behauptung kann angesichts der Praktiken der chilenischen Diktatur nicht einfach als unglaubwürdig vom Tisch gewischt werden. Sie muß ernstgenommen werden und muß bei der Entscheidung angemessen berücksichtigt werden.
    Demgegenüber — da bin ich anderer Meinung als Sie, Herr Wartenberg — kann die Tatsache, daß die
    Todesstrafe droht, für sich allein — ich sage noch einmal: für sich allein — kein Grund für eine Aufnahme bei uns sein. Sowenig erträglich es ist, daß Menschen, aus welchen Gründen auch immer, mit dem Tod bestraft werden — jedenfalls ist es für mich unerträglich —, so unerträglich ist der Gedanke, daß Leute, die in Chile unbeteiligte kleine Leute ermordet und den Opfern und deren Angehörigen Leid und Schmerz zugefügt haben, bei uns als freie Leute herumlaufen; denn das wäre die Konsequenz.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Mein Gott! Das will ein Spitzenpolitiker sein!)

    Auch in der Diktatur — da unterstreiche ich das, was der Herr Hirsch wiederholt gesagt hat — bleibt der Mord an Unbeteiligten Mord, auch in der Diktatur bleibt kriminelles Unrecht kriminelles Unrecht. Daran gibt es nichts zu ändern.
    Das Ziel unserer Politik — um das als letztes zu sagen — gegenüber Chile ist die Beseitigung der Diktatur durch die Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Wer wie die MIR in Chile wahllos Terror ausübt, der gibt dem diktatorischen System den willkommenen Anlaß, die Diktatur unter dem Vorwand aufrechtzuerhalten, sie sei zum Schutz des Volkes vor Terroristen erforderlich.

    (Bindig [SPD]: Das sind die Opfer der Diktatur!)

    Der revolutionäre Terror der MIR ist der Feind aller Demokraten in Chile, die den Übergang zur Demokratie, zur Rechtsstaatlichkeit mit friedlichen Mitteln evolutionär erreichen wollen.

    (Duve [SPD]: Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen!)

    — Herr Duve, ich weiß, was ich da sage.

    (Schily [GRÜNE]: Um so schlimmer!)

    Ich weiß aus Chile und von Leuten, die in Chile versuchen und dafür mit friedlichen Mitteln kämpfen, daß dort die Demokratie wiederhergestellt wird, daß sie derselben Meinung sind. — Auch dieser Verantwortung für die Demokraten in Chile müssen wir uns bewußt sein, wenn wir hier entscheiden.
    Ich sage noch einmal: Die Entscheidung kann nur eine Entscheidung in jedem Einzelfall sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)