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ID1101919400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/19 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 19. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. Erwägungen des Bundesministers des Innern, den mit der Todesstrafe bedrohten chilenischen Staatsbürgern die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland zu verweigern Duve SPD 1188 C Fellner CDU/CSU 1189 C Frau Olms GRÜNE 1190 C Dr. Hirsch FDP 1191B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 1192A Wartenberg (Berlin) SPD 1193A Dr. Kappes CDU/CSU 1194 A Volmer GRÜNE 1195 C Schäfer, Staatsminister AA 1195 D Dr. Blens CDU/CSU 1196D Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/502 vom 19. Juni 1987 — Einbeziehung von Frauen in die Sportförderung der Bundeswehr MdlAnfr 60, 61 19.06.87 Drs 11/502 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1171B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1171B, 1171D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1171D Verzicht auf weiterentwickelte Hubschrauber bei der Panzerabwehr MdlAnfr 62 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Weng (Gerlingen) FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 A ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1172A Ausstattung der Luftwaffe mit konventionell bestückten Raketen vom Typ Pershing für Angriffsoperationen, z. B. gegen Flugplätze MdlAnfr 63 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 B ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1172B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1172 C Unterlassung der Vorlage des Technologie-und Experimentalprogramms TECHNEX vor dem Verteidigungsausschuß des Bundestages MdlAnfr 64 19.06.87 Drs 11/502 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 D ZusFr Horn SPD 1173 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1173 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1173 C Ausweisung der in der Rüstungsplanung enthaltenen Programme der Bundesregierung im Wert von 50 Millionen US-Dollar MdlAnfr 65 19.06.87 Drs 11/502 Steiner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1173 D ZusFr Steiner SPD 1174 A Verwendung der zur Stärkung der Luftverteidigung eingestellten Mittel für Untersuchungen über Angriffswaffen MdlAnfr 66 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Antw PStSekr Würzbach BMVg 1174 B ZusFr Erler SPD 1174 B ZusFr Horn SPD 1174 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1175A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1175 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1175 C ZusFr Dr. von Bülow SPD 1175 D Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 67 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1176A ZusFr Erler SPD 1176 A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1176 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1176 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1176D ZusFr Steiner SPD 1177 A ZusFr Horn SPD 1177 A Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 68 19.06.87 Drs 11/502 Zumkley SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1177 B ZusFr Zumkley SPD 1177 B ZusFr Heistermann SPD 1177 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1177 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1178A ZusFr Erler SPD 1178 A ZusFr Steiner SPD 1178 B ZusFr Gerster (Worms) SPD 1178 C Flugkörpersysteme zur Bekämpfung von stationären und mobilen Zielen aus der Luft MdlAnfr 69 19.06.87 Drs 11/502 Frau Fuchs (Verl) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1178 D ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1178 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 A ZusFr Erler SPD 1179 B Voraussichtliche Kosten des Waffensystems Pershing I a nach 1991 MdlAnfr 71 19.06.87 Drs 11/502 Gerster (Worms) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1179 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1179 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 D Lärmbelästigung im Tieffluggebiet Nr. 1 (Landkreise Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück, Emsland, Ammerland) MdlAnfr 72 19.06.87 Drs 11/502 Graf SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1180 A ZusFr Graf SPD 1180A ZusFr Grünbeck FDP 1180 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1180 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1180D Übertragung der Aufgaben des Hauptprüfungsamtes der Deutschen Bundesbahn auf den Bundesrechnungshof MdlAnfr 1 19.06.87 Drs 11/502 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181A ZusFr Kohn FDP 1181B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1181 C Veröffentlichung des Gutachtens über die Streckenführung der Hochleistungsstrecke München—Nürnberg MdlAnfr 2 19.06.87 Drs 11/502 Grünbeck FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181C ZusFr Grünbeck FDP 1181D ZusFr Amling SPD 1182 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182A Strafverfolgung der Ärzte, die gegen die vorgeschriebene Meldepflicht von Schwangerschaftsabbrüchen verstoßen haben MdlAnfr 9 19.06.87 Drs 11/502 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 1182 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182C Unfall im geplanten Atommüll-Endlager Gorleben MdlAnfr 10, 11 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Grüner BMU 1183 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 1183C, 1184B ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 1183D, 1185A ZusFr Menzel SPD 1184A, 1184D ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1185 C Modellvorhaben zur Gewinnung von Öl aus Klärschlamm MdlAnfr 12 19.06.87 Drs 11/502 Stiegler SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1185 D ZusFr Stiegler SPD 1186A ZusFr Grünbeck FDP 1186 B ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1186 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 III Beseitigung von LOST-Rückständen und Kampfstoffen in Bayern MdlAnfr 13, 14 19.06.87 Drs 11/502 Vahlberg SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1186D ZusFr Vahlberg SPD 1187A, 1187C ZusFr Amling SPD 1187B, 1188B Nächste Sitzung 1197 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1199* A Anlage 2 Honorarregelung für DDR-Autoren und Wissenschaftler, die Bezüge aus dem Westen beziehen MdlAnfr 3, 4 19.06.87 Drs 11/502 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . 1199* B Anlage 3 Beschuß des bundesdeutschen Tenders „Neckar" durch ein polnisches Kriegsschiff in der Ostsee MdlAnfr 73 19.06.87 Drs 11/502 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 1199* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 1171 19. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1987 Beginn: 13.00 Uhr
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    1198 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Berichtigung 17. Sitzung, Seite I rechte Spalte, vierte Zeile von unten: Statt „Frau Götte FDP" ist „Frau Dr. Götte SPD" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24. 6. Frau Beck-Oberdorf 26. 6. Frau Beer 26. 6. Büchner (Speyer) * 24. 6. Bühler (Bruchsal) * 24. 6. Francke (Hamburg) ** 24. 6. Frau Hensel 26. 6. Hiller (Lübeck) 26. 6. Hoppe 26. 6. Frau Kelly 26. 6. Klose 26. 6. Kolbow 26. 6. Kroll-Schlüter 26. 6. Kuhlwein 26. 6. Dr. Müller * 26. 6. Frau Pack * 26. 6. Dr. Penner 26. 6. Reuschenbach 26. 6. Sauer (Salzgitter) 26. 6. Frau Verhülsdonk 26. 6. Dr. Warnke 25. 6. Würtz ** 24. 6. Frau Zutt 26. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 11/502 Fragen 3 und 4): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß nach einem Ministerialbeschluß bei DDR-Autoren und Wissenschaftlern, die im Westen Honorare beziehen, nur über 50 v. H. dieser Bezüge persönlich verfügen dürfen und die übrigen 50 v. H. - früher jedoch nur 30 bis 40 v. H. - bei der DDR-Staatsbank in Ostmark umtauschen müssen? Falls ja, welche Maßnahmen hat die Bundesregierung dagegen unternommen? Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesregierung ist ein Beschluß, nach dem deutsche Autoren und Wissenschaftler aus der DDR 50 Prozent der im Westen in DM bezogenen Honorare in Mark der DDR umtauschen müssen, nicht bekannt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß es Umtauschregelungen gibt. Nach dem Devisengesetz der DDR vom 19. 12. 1973 § 16 Abs. 3 und 4 (vgl. Anlage) kann eine sogenannte Anbietungspflicht für Devisen angeordnet werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/502 Frage 73): Wie hat sich der Vorfall in der Ostsee, bei dem der Tender „Neckar" der Bundesmarine bei der Beobachtung eines Ühungsschießens von Granaten eines polnischen Kriegsschiffes getroffen wurde, nach den Erkenntnissen der Bundesregierung zugetragen, und welche Konsequenzen hat die Bundesregierung daraus gezogen? Am 15. Juni 1987 beobachtete der Tender „Neckar" vor Brüsterort in internationalen Gewässern ein Flugkörperschießen der WP-Marinen. Dabei stand „Nekkar" ca. 0,5 sm südlich eines aus 4 FK-Schnellbooten und 2 FK-Korvetten bestehenden polnischen Verbandes in der Annahme, diese Einheiten wollten auf ein ca. 18 sm nördlich stehendes Ziel schießen. Tatsächlich aber eröffneten die Einheiten um 0701Z das Feuer auf eine aus Süden anfliegende Zieldrohne - Styx-Flugkörper ohne Gefechtskopf. Dabei wurde der Tender, der nunmehr in der Schußrichtung stand, mehrfach getroffen. Die Feuereröffnung bedeutet eine eklatante Mißachtung allgemeiner internationaler Sicherheitsbestimmungen. Die Bundesregierung hat am 16. Juni 1987 in unmißverständlicher Weise gegen dieses Verhalten protestiert und Aufklärung sowie Entschuldigung verlangt. Sie behält sich vor, Ansprüche geltend zu machen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die rechtmäßige Beobachtung der Ausbildungstätigkeit des WP in internationalen Gewässern einzuschränken.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerd Wartenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Hirsch, ich stimme Ihnen zu, daß solche schwierigen Menschenrechtsfälle möglichst aus einer häßlichen innenpolitischen Kontroverse herausgehalten werden sollen. Bloß — das ist ein negatives Markenzeichen der innenpolitischen Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland — , im Augenblick spricht leider nichts dafür.
    Mit den Äußerungen, die Bundesinnenminister Zimmermann am Montag vor einer Woche gemacht hat, hat die Bundesrepublik Deutschland gerade bei dieser komplizierten Menschenrechtsfrage ein Klima der Unerbittlichkeit und der Verhärtung in der innenpolitischen Diskussion erreicht. Das ist die Schwierigkeit bei allen schwierigen Menschenrechtsfragen:

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Erst einmal wird das Klima verdorben, und dann werden diejenigen, die sich für diese 14 vom Tode bedrohten Menschen einsetzen, gleich in die Nähe von Menschen gerückt, die Terroristen unterstützen. Das heißt: Erst einmal wird alles vorgetragen, was negativ ist, was gegen Hilfeleistungen spricht. Hier besteht übrigens ein eklatanter Unterschied zu anderen europäischen Ländern. Ich werde gleich noch einmal darauf eingehen.
    Ich meine, es muß unter Demokraten ein guter Grundsatz sein, daß Menschen, wenn sie von der Todesstrafe bedroht sind, bei uns auch dann Asyl bekommen, wenn man die Ziele, die diese Menschen gegen ein diktatorisches Regime verfolgen, nicht voll teilt.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich glaube, das ist der Grundsatz, der immer wieder in die Diskussion gebracht werden muß, wenn man das Asylrecht gegenüber vom Tode Bedrohten ausschöpfen will.
    Wir Sozialdemokraten teilen nicht die Ziele der MIR. Das ist eine Organisation, die fraglos im Kampf gegen das Pinochet-Regime auch Gewalt bejaht. Trotzdem sind die Anschuldigungen, die die Anklagebehörden in Chile den Inhaftierten vorwerfen, mit aller Vorsicht zu bewerten. Wir wissen, daß es für die
    Angeklagten in Chile kein faires Verfahren gibt, wir wissen, daß Geständnisse erpreßt werden.
    Wir müssen auch in diesem Zusammenhang — Sie haben es wieder in negativem Zusammenhang erwähnt — die Praxis der Bundesrepublik Deutschland bei der Aufnahme von Angehörigen von MIR untersuchen. Der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium Jürgen Schmude hat darauf hingewiesen, daß in der Zeit von 1974 bis 1976 Angehörige der MIR von der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen worden sind. Das Interessante ist, daß von all denen, die damals aufgenommen worden sind, keiner in der Bundesrepublik Deutschland in irgendeiner Weise auffällig geworden ist. Weil es auch damals schon Widerstände gab, diese aufzunehmen, ist das nachgeprüft worden.
    Das heißt, solche Menschen agieren innerhalb einer Diktatur anders als innerhalb des Rahmens eines freiheitlichen Rechtsstaates. Da gibt es offensichtlich sehr große Unterschiede. Ich glaube, das muß man in die Überlegungen mit einbeziehen. Diese Erfahrungen, die in den 70er Jahren auch mit MIR-Angehörigen, die hier Asyl bekommen haben, gemacht worden sind, sollten uns eigentlich erst einmal dazu verleiten, solchen schwierigen Menschenrechtsfragen positiv gegenüberzustehen und nicht von vornherein erst einmal ein Klima zu schaffen, das eigentlich davon ausgeht, man könne gar nicht helfen, es sei letzten Endes unmöglich.
    Ein weiterer Punkt ist wichtig. Die Bundesrepublik Deutschland unterschreibt in vielen Resolutionen auf der Ebene der internationalen Politik, daß sie die Todesstrafe ächtet und daß sie für die Abschaffung der Todesstrafe in der Welt ist. Aber die Haltung der Bundesrepublik Deutschland kann sich nicht nur daran messen lassen, ob man Resolutionen unterschreibt, sondern muß sich daran messen lassen, ob man in Todesgefahr Befindlichen dann auch hilft und bereit ist, ihnen auch unter schwierigen Umständen Asyl zu gewähren. Erst danach wird sich die Bewertung der Politik eines Landes richten.
    Inzwischen haben sich viele Bundesländer — nicht nur Nordrhein-Westfalen und das Saarland, die anderen drei sind genannt worden — bereit erklärt, die Aufnahme nach einer Sicherheitsüberprüfung zu akzeptieren. Aber sie haben erstmal positiv gesagt, sie seien bereit aufzunehmen — das ist das entscheidende — , und nicht von vornherein abgewehrt.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist auch etwas beschämend, wenn Länder wie Belgien, Frankreich und die Niederlande von vornherein positiv sagen, sie seien bereit, diese Leute aufzunehmen, während die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch diesen Innenminister, immer erst einmal abwehrend ist.
    Ich will auf einen anderen konkreten Fall hinweisen. Als in der Bundesrepublik im Fall Altun noch über seine Auslieferung gestritten wurde, bevor er dann zu Tode kam, war Frankreich schon durch ein Angebot des französischen Ministerpräsidenten bereit, unbesehen der Vorwürfe, die die Türkei Altun gegenüber erhoben hatten, ihm Asyl zu gewähren. Ich



    Wartenberg (Berlin)

    finde, wir sollten in der Bundesrepublik alles daransetzen, daß auch in Deutschland eine Haltung bei Menschenrechtsfragen eingehalten und überhaupt erst einmal erkämpft wird, die sich mit Frankreich und anderen Staaten vergleichen läßt.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Kappes.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz-Hermann Kappes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als ich dem Herrn Kollegen Duve vorhin zuhörte, habe ich mich gefragt, ob ich gestern in der richtigen Innenausschußsitzung war. Als ich Frau Olms hörte, fragte ich mich, ob man das, was da gesagt wurde, überhaupt ernst nehmen kann. Der Innenminister selbst nimmt es anscheinend nicht ernst; er ist auch gar nicht weiter darauf eingegangen. Dem Herrn Wartenberg möchte ich zumindest vorhalten: Sein Anliegen, in Menschenrechtsfragen einen anderen Umgang zu pflegen, ist gut, aber ich weiß nicht, ob Sie selber, Herr Kollege Wartenberg, einen guten Beitrag dazu geleistet haben.

    (Duve [SPD]: Nun warten wir mal auf Ihren Beitrag!)

    Wir weisen zurück, daß Sie hier zum Teil versuchen
    — Frau Olms vor allen Dingen — , den Innenminister so in die Gegend der Diktatur des Herrn Pinochet zu rücken.

    (Zuruf von der SPD: Da gehört er hin!)

    — Da gehört er eben nicht hin! Dagegen verwahren wir uns hier.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Ich nehme deshalb die Gelegenheit wahr, hier noch einmal für die CDU/CSU-Fraktion ausdrücklich zu erklären: Wir wissen sehr wohl, daß es seit dem blutigen Militärputsch 1973 in Chile keine unabhängigen Gerichte gibt, daß Grundrechte dort außer Kraft gesetzt sind, daß es dort Folter und willkürliche Verhaftungen gibt, und daß sich die Junta schwerer Verletzungen der Menschenrechte schuldig macht. Und wir sind auch diejenigen, die oft genug erklärt haben, daß wir an der Seite unserer eigenen politischen Freunde und all derjenigen stehen, die sich dort darum bemühen, mit friedlichen Mitteln für die Wiederherstellung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten einzutreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, auch in Diktaturen gibt es Straftaten verschiedener Art. Der Herr Kollege Hirsch hat mit Recht darauf hingewiesen, daß es erstens nicht ausreicht, einfach zu sagen: „Und das habe ich aus politischen Motiven gemacht. " Das muß dann im Einzelfall geprüft werden.
    Zweitens steht fest, daß politische Begründungen nicht ausreichen, Gewalt gegen Menschen oder gar Morde zu rechtfertigen. Das kann nicht so sein! Ich bin der Auffassung: Solche Taten müssen bestraft werden.

    (Duve [SPD]: Auch in Nicaragua!)

    Es geht nur darum, wie das geschieht, ob ein rechtsstaatliches Verfahren angewandt worden ist, ob das Verfahren unseren Anforderungen entsprechen kann. Sie können nicht einfach ganz pauschal sagen, daß das selbstverständlich nicht der Fall sei,

    (Duve [SPD]: Nicht pauschal!)

    sondern das muß man im Einzelfall mit den zuständigen Organisationen, mit der Staatsanwaltschaft und mit den Anwälten prüfen. Man kann nicht in Übereile, wie sie hier stattgefunden hat und stattfindet, fordern: Laßt die 14 Leute einfach rein. Man muß sich doch ganz konkret fragen, was da geschehen ist: Da sind ein Parkwächter, Bankangestellte, Polizisten ermordet worden.

    (Duve [SPD]: Behauptet das Militär!)

    Denken Sie auch an die Familien! Sie können doch nicht einfach ohne nähere Prüfung sagen: Die 14 nehmen wir selbstverständlich hier herein, und die können dann frei bei uns herumlaufen.
    Und ich will Ihnen als einer, der ein Gegner der Todesstrafe ist, sagen: Auch soweit wir dazu kommen, daß eine Verurteilung zum Tode in einem rechtsstaatlich akzeptablen Verfahren erfolgt ist, werden wir vielleicht doch zu anderen Ergebnissen kommen. Das wird man dann im Einzelfall prüfen.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Dann sind sie schon aufgehängt!)

    Aber da belastet und beunruhigt mich auch, daß wir unsere eigenen Täter hier vielleicht lebenslänglich oder 15 Jahre hinter Gittern sitzen haben und andere, die woanders zum Tode verurteilt worden sind, hier frei herumlaufen. Darüber muß man, finde ich, auch einmal nachdenken.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ablenken!)

    Als Letztes: Die Eile, die Sie an den Tag legen, ist mir unverständlich. Wenn Sie wirklich eine Prüfung der Fälle wollen, können Sie doch nicht einfach sagen: Laßt die erst mal herein.

    (Duve [SPD]: Wir sind doch seit fast einem Jahr daran! Die Eile kommt durch die Erklärung des Innenministers!)

    Sie nutzen damit Ihrem eigentlichen Anliegen überhaupt nicht, sondern Sie schaden ihm.

    (Bindig [SPD]: Kaltherziges Bürokratengerede!)

    — Was ist „Bürokratengerede " ? Das, was Sie gerade gefragt haben?

    (Bindig [SPD]: Kaltherziges Gerede, was Sie bringen!)

    — Nein. Sind Sie der Meinung, daß man einfach ungeprüft, ohne daß man die näheren Einzelheiten kennt, auf die Schnelle Mörder

    (Duve [SPD]: Das läuft seit fast einem Jahr! Reden Sie doch nicht von schnell! — Zuruf von den GRÜNEN: Wie können Sie behaupten, es seien Mörder, wenn Sie es nicht wissen?)




    Dr. Kappes
    — nein: Menschen, denen man vorwirft, Morde begangen zu haben — Sie haben Recht, daß Sie mich in dem Fall korrigieren — aufnehmen sollte?
    Ich will nur darauf hinweisen: Es besteht hier eigentlich keine Eilbedürftigkeit. Ich verstehe nicht, warum Sie so auf Eile drängen.

    (Duve [SPD]: Es geht um die Erklärung des Innenministers von letzter Woche!)

    — Nein.
    Es wurde mit Recht hier auch darauf hingewiesen, daß nach dem chilenischen Recht zunächst einmal eine rechtskräftige Verurteilung notwendig ist. Und dann sollten wir uns wirklich die Fälle im einzelnen ansehen und im Einzelfall zu der einen oder anderen Entscheidung kommen.

    (Volmer [GRÜNE]: Innerhalb von fünf Tagen muß nach chilenischem Recht die Exekution erfolgen! Innerhalb von fünf Tagen werden die dann umgebracht!)

    — Das wurde auch vorhin behauptet. Nach meiner Kenntnis wurden seit 1982 — das ist schlimm genug; ich will jetzt nicht die Zahl nennen; die ist sehr niedrig — nur wenige Hinrichtungen in Chile nach Todesurteilen durchgeführt. Eine ist schon zuviel. Aber es ist eben nicht so, daß das so drängend wäre, daß das heute entschieden werden müßte.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Diktatur!)

    Ich habe den Verdacht, daß Sie sich wenig um die Einzelheiten kümmern wollen, sondern daß Sie ganz pauschal, ohne näher hinzusehen und ohne Notwendigkeit zur Eile, einfach verlangen, daß wir 14 Leute reinlassen, die unter schwerstem Verdacht stehen, die zum Teil auch selber Mitwirkungen zugegeben haben.

    (Duve [SPD]: Wem gegenüber?)

    — In den eigenen Aussagen. Es steht ja in den Papieren drin, daß sie zum Teil sagen: wir haben nur Schmiere gestanden. — Das wäre bei uns mindestens eine Beteiligung.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Bei uns gibt es sogar die Celler Bombe!)

    — Frau Kollegin, die Celler Bome haben Sie jetzt oft genug gebracht.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Das ist genau dasselbe! Die bringe ich so lange, wie es mir paßt!)

    Das sind bei uns Beihilfe- oder Mittätersachverhalte. Ich sage ja nicht, daß wir mit der Prüfung schon fertig seien.
    Die Bundesregierung hat jedenfalls — und damit komme ich zum Schluß — , wie ich finde, heute einen vernünftigen Beschluß gefaßt. Sie prüft das unter Einbeziehung der Menschenrechtsorganisationen, der Anwälte und auch der Vorwürfe, die dort erhoben worden sind, näher. Wir werden dann in Ruhe sicher auch zu vernünftigen Ergebnissen kommen. Nur, so wie Sie das hier machen, ist es nicht gut!

    (Beifall bei der CDU/CSU)