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ID1101918800

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    Plenarprotokoll 11/19 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 19. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. Erwägungen des Bundesministers des Innern, den mit der Todesstrafe bedrohten chilenischen Staatsbürgern die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland zu verweigern Duve SPD 1188 C Fellner CDU/CSU 1189 C Frau Olms GRÜNE 1190 C Dr. Hirsch FDP 1191B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 1192A Wartenberg (Berlin) SPD 1193A Dr. Kappes CDU/CSU 1194 A Volmer GRÜNE 1195 C Schäfer, Staatsminister AA 1195 D Dr. Blens CDU/CSU 1196D Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/502 vom 19. Juni 1987 — Einbeziehung von Frauen in die Sportförderung der Bundeswehr MdlAnfr 60, 61 19.06.87 Drs 11/502 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1171B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1171B, 1171D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1171D Verzicht auf weiterentwickelte Hubschrauber bei der Panzerabwehr MdlAnfr 62 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Weng (Gerlingen) FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 A ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1172A Ausstattung der Luftwaffe mit konventionell bestückten Raketen vom Typ Pershing für Angriffsoperationen, z. B. gegen Flugplätze MdlAnfr 63 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 B ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1172B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1172 C Unterlassung der Vorlage des Technologie-und Experimentalprogramms TECHNEX vor dem Verteidigungsausschuß des Bundestages MdlAnfr 64 19.06.87 Drs 11/502 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1172 D ZusFr Horn SPD 1173 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1173 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1173 C Ausweisung der in der Rüstungsplanung enthaltenen Programme der Bundesregierung im Wert von 50 Millionen US-Dollar MdlAnfr 65 19.06.87 Drs 11/502 Steiner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1173 D ZusFr Steiner SPD 1174 A Verwendung der zur Stärkung der Luftverteidigung eingestellten Mittel für Untersuchungen über Angriffswaffen MdlAnfr 66 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Antw PStSekr Würzbach BMVg 1174 B ZusFr Erler SPD 1174 B ZusFr Horn SPD 1174 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1175A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1175 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1175 C ZusFr Dr. von Bülow SPD 1175 D Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 67 19.06.87 Drs 11/502 Erler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1176A ZusFr Erler SPD 1176 A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1176 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1176 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1176D ZusFr Steiner SPD 1177 A ZusFr Horn SPD 1177 A Nachfolge der Pershing-I a-Systeme MdlAnfr 68 19.06.87 Drs 11/502 Zumkley SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1177 B ZusFr Zumkley SPD 1177 B ZusFr Heistermann SPD 1177 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1177 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE . . 1178A ZusFr Erler SPD 1178 A ZusFr Steiner SPD 1178 B ZusFr Gerster (Worms) SPD 1178 C Flugkörpersysteme zur Bekämpfung von stationären und mobilen Zielen aus der Luft MdlAnfr 69 19.06.87 Drs 11/502 Frau Fuchs (Verl) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1178 D ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 1178 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 A ZusFr Erler SPD 1179 B Voraussichtliche Kosten des Waffensystems Pershing I a nach 1991 MdlAnfr 71 19.06.87 Drs 11/502 Gerster (Worms) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1179 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1179 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1179 D Lärmbelästigung im Tieffluggebiet Nr. 1 (Landkreise Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück, Emsland, Ammerland) MdlAnfr 72 19.06.87 Drs 11/502 Graf SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 1180 A ZusFr Graf SPD 1180A ZusFr Grünbeck FDP 1180 C ZusFr Gerster (Worms) SPD 1180 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 1180D Übertragung der Aufgaben des Hauptprüfungsamtes der Deutschen Bundesbahn auf den Bundesrechnungshof MdlAnfr 1 19.06.87 Drs 11/502 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181A ZusFr Kohn FDP 1181B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 1181 C Veröffentlichung des Gutachtens über die Streckenführung der Hochleistungsstrecke München—Nürnberg MdlAnfr 2 19.06.87 Drs 11/502 Grünbeck FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 1181C ZusFr Grünbeck FDP 1181D ZusFr Amling SPD 1182 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182A Strafverfolgung der Ärzte, die gegen die vorgeschriebene Meldepflicht von Schwangerschaftsabbrüchen verstoßen haben MdlAnfr 9 19.06.87 Drs 11/502 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 1182 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1182C Unfall im geplanten Atommüll-Endlager Gorleben MdlAnfr 10, 11 19.06.87 Drs 11/502 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Grüner BMU 1183 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 1183C, 1184B ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 1183D, 1185A ZusFr Menzel SPD 1184A, 1184D ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1185 C Modellvorhaben zur Gewinnung von Öl aus Klärschlamm MdlAnfr 12 19.06.87 Drs 11/502 Stiegler SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1185 D ZusFr Stiegler SPD 1186A ZusFr Grünbeck FDP 1186 B ZusFr Frau Garbe GRÜNE 1186 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 III Beseitigung von LOST-Rückständen und Kampfstoffen in Bayern MdlAnfr 13, 14 19.06.87 Drs 11/502 Vahlberg SPD Antw PStSekr Grüner BMU 1186D ZusFr Vahlberg SPD 1187A, 1187C ZusFr Amling SPD 1187B, 1188B Nächste Sitzung 1197 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1199* A Anlage 2 Honorarregelung für DDR-Autoren und Wissenschaftler, die Bezüge aus dem Westen beziehen MdlAnfr 3, 4 19.06.87 Drs 11/502 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . 1199* B Anlage 3 Beschuß des bundesdeutschen Tenders „Neckar" durch ein polnisches Kriegsschiff in der Ostsee MdlAnfr 73 19.06.87 Drs 11/502 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 1199* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 1171 19. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1987 Beginn: 13.00 Uhr
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    1198 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 Berichtigung 17. Sitzung, Seite I rechte Spalte, vierte Zeile von unten: Statt „Frau Götte FDP" ist „Frau Dr. Götte SPD" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24. 6. Frau Beck-Oberdorf 26. 6. Frau Beer 26. 6. Büchner (Speyer) * 24. 6. Bühler (Bruchsal) * 24. 6. Francke (Hamburg) ** 24. 6. Frau Hensel 26. 6. Hiller (Lübeck) 26. 6. Hoppe 26. 6. Frau Kelly 26. 6. Klose 26. 6. Kolbow 26. 6. Kroll-Schlüter 26. 6. Kuhlwein 26. 6. Dr. Müller * 26. 6. Frau Pack * 26. 6. Dr. Penner 26. 6. Reuschenbach 26. 6. Sauer (Salzgitter) 26. 6. Frau Verhülsdonk 26. 6. Dr. Warnke 25. 6. Würtz ** 24. 6. Frau Zutt 26. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 11/502 Fragen 3 und 4): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß nach einem Ministerialbeschluß bei DDR-Autoren und Wissenschaftlern, die im Westen Honorare beziehen, nur über 50 v. H. dieser Bezüge persönlich verfügen dürfen und die übrigen 50 v. H. - früher jedoch nur 30 bis 40 v. H. - bei der DDR-Staatsbank in Ostmark umtauschen müssen? Falls ja, welche Maßnahmen hat die Bundesregierung dagegen unternommen? Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesregierung ist ein Beschluß, nach dem deutsche Autoren und Wissenschaftler aus der DDR 50 Prozent der im Westen in DM bezogenen Honorare in Mark der DDR umtauschen müssen, nicht bekannt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß es Umtauschregelungen gibt. Nach dem Devisengesetz der DDR vom 19. 12. 1973 § 16 Abs. 3 und 4 (vgl. Anlage) kann eine sogenannte Anbietungspflicht für Devisen angeordnet werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/502 Frage 73): Wie hat sich der Vorfall in der Ostsee, bei dem der Tender „Neckar" der Bundesmarine bei der Beobachtung eines Ühungsschießens von Granaten eines polnischen Kriegsschiffes getroffen wurde, nach den Erkenntnissen der Bundesregierung zugetragen, und welche Konsequenzen hat die Bundesregierung daraus gezogen? Am 15. Juni 1987 beobachtete der Tender „Neckar" vor Brüsterort in internationalen Gewässern ein Flugkörperschießen der WP-Marinen. Dabei stand „Nekkar" ca. 0,5 sm südlich eines aus 4 FK-Schnellbooten und 2 FK-Korvetten bestehenden polnischen Verbandes in der Annahme, diese Einheiten wollten auf ein ca. 18 sm nördlich stehendes Ziel schießen. Tatsächlich aber eröffneten die Einheiten um 0701Z das Feuer auf eine aus Süden anfliegende Zieldrohne - Styx-Flugkörper ohne Gefechtskopf. Dabei wurde der Tender, der nunmehr in der Schußrichtung stand, mehrfach getroffen. Die Feuereröffnung bedeutet eine eklatante Mißachtung allgemeiner internationaler Sicherheitsbestimmungen. Die Bundesregierung hat am 16. Juni 1987 in unmißverständlicher Weise gegen dieses Verhalten protestiert und Aufklärung sowie Entschuldigung verlangt. Sie behält sich vor, Ansprüche geltend zu machen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die rechtmäßige Beobachtung der Ausbildungstätigkeit des WP in internationalen Gewässern einzuschränken.
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    Rede von Ellen Olms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Sehr geehrte Damen und Herren! Ich will meinen Beitrag mit einer Frage beginnen — gerade auch im Hinblick auf die heutige Kabinettsentscheidung —: Kann in einem Unrechtsregime Recht gesprochen werden? Diese Frage läßt sich gerade auch aus dem historischen Kontext heraus eindeutig mit Nein beantworten.
    Das Nein muß aber um so klarer formuliert werden, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie die zwölf Männer und zwei Frauen durch die Folterung zu Geständnissen gezwungen wurden und daß sie jahrelang unter grausamen Haftbedingungen auf ihr schon vorgezeichnetes Todesurteil warten.
    Uns liegen Briefe vor, die ganz eindeutig beweisen, daß gefoltert wird und wie unmenschlich die Haftbedingungen sind.
    Für Innenminister Zimmermann sind die 14 Chilenen Terroristen und Mörder, die die Sicherheitslage der Bundesrepublik beeinträchtigen könnten. Zynisch und menschenverachtend wollen das Bundesministerium des Innern und auch Außenminister Genscher das Ende der juristischen Verfahren in Chile abwarten, obwohl wir genau wissen, wie schnell in Chile Todesurteile vollstreckt werden können, obwohl auch hinlänglich bekannt ist, daß in Chile politische Gefangene, wie z. B. Victor Sunica, im Gefängnis kaltblütig umgebracht wurden. Aber nicht nur in den Gefängnissen ist es so. Wie die Berichte vom 17. Juni zeigen, wurden zwölf Personen, die als Mitglieder der Patriotischen Front bezeichnet werden, vom Geheimdienst und von Militärs in einem Vorort von Santiago erschossen.
    Hat Dr. Geißler in seiner Rede vom 2. April hier in diesem Hause nicht die besondere Situation des Widerstands gekennzeichnet, indem er ausführte, daß sich der gewaltsame Widerstand z. B. in Nazi-Deutschland, in der Sowjetunion und in Chile aus der Unmöglichkeit einer friedlichen und rechtsstaatlichen Veränderung der Verhältnisse legitimiere? Wenn das so ist, gibt die Bundesregierung mit ihrer Einreiseverweigerung im nachhinein Freisler recht und verurteilt von Stauffenberg zum zweitenmal. Ertrinkenden wird hier der Rettungsring verweigert! Dies haben das EG-Parlament mit seiner Aufforderung an die Mitgliedstaaten, den 14 Chilenen ein Visum zu erteilen, sowie die Bundesländer Bremen, Hessen und Hamburg mit ihrer Aufnahmebereitschaft bekundet.
    Oder will Innenminister Zimmermann die chilenische Militärjunta nicht brüskieren, wo sich doch unlängst zwei Generäle, der oberste Polizist Rudolfo Stange und der Chef der Luftwaffe Fernando Mattei, in der Bundesrepublik aufgehalten haben und sich, wie bekannt wurde, nach der Lieferung von gepan-
    Deutscher Bundestag — 11 Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Juni 1987 1191
    Frau Olms
    zerten Polizeihubschraubern und nach Ausbildungsmöglichkeiten für chilenische Polizisten erkundigt haben?
    Bedenkenswert ist auch in diesem Zusammenhang, daß sich die Bundesrepublik gerade auf Betreiben des CSU-regierten Bundeslandes Bayern lange Zeit gesperrt hat, die Anti-Folter-Konvention mit zu unterzeichnen. Und noch etwas: Mit der Haltung des Bundesministeriums des Innern wird der Schutzgedanke des Asylrechts ad absurdum geführt, denn wenn Verfolgte — z. B. bedingt durch Visumsverweigerung — in einem Aufnahmeland nicht Zuflucht finden können, erübrigt sich das Grundrecht auf Asyl.
    Wenn sich das Bundesministerium die Argumentation der Verfolger, daß es sich um einen kriminellen Charakter der Tatvorwürfe handelt, zu eigen macht, so sieht Zimmermann keinen Unterschied mehr zwischen Demokratie und Diktatur — so wenig wie zwischen Militärherrschaft und Widerstandsrecht. Damit stellt sich Zimmermann in eine Reihe mit Pinochet und zeigt, daß er bereit ist, über Leichen zu gehen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Das bedeutet weiter, daß dieser Bundeskanzler und sein Kabinett im Ernstfall den Interessen einer faschistischen Diktatur näherstehen als den Menschenrechten.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Hirsch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, daß die Ausfälle, die wir eben gehört haben, eine Zurückweisung verdienen, die nicht weiter begründet zu werden braucht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir führen diese Debatte in einer unbefriedigenden Lage. Die Kürze der Redezeit macht es nicht möglich, auch nur andeutungsweise die politischen oder sachlichen Wertungen darzustellen, die diese 14 Chilenen den einen als Freiheitskämpfer und den anderen als Kriminelle oder Terroristen erscheinen lassen. Der Ernst des Gegenstandes verbietet jeden rhetorischen Schnörkel. Wir wollen das Schicksal dieser 14 Menschen — unabhängig davon, ob sie schuldig sind oder nicht — nicht zum Werkzeug einer innenpolitischen Auseinandersetzung machen.
    Jeder sollte sorgfältig prüfen, welche Wirkung seine Erklärungen auf die in Chile anhängigen Strafverfahren haben. Es wird ja immer wieder leichtfertigerweise fälschlich behauptet, eine Übernahmeerklärung würde ausreichen, um diese Menschen freizubekommen. In Wirklichkeit ist dieses Dekret, von dem wir reden, auf Menschen gemünzt, die zu einer Freiheitsstrafe verurteilt sind oder sich in Haft befinden. Es ist vor vier Jahren einmal und bisher zum letztenmal angewendet worden. Jeder, der diese Menschen freibekommen will, muß zunächst einmal — wenn sie zum Tode verurteilt werden sollten — erreichen, daß das Regime sie begnadigt und die Strafe in eine Freiheitsstrafe umwandelt. Ich frage mich also, welche Bemerkungen hier es erleichtern, daß die Machthaber in Chile im Falle einer Verurteilung einer solchen Umwandlung zustimmen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die Innenminister von Bund und Ländern haben bestimmte Kriterien aufgestellt. Sie haben 1975 übereinstimmend gesagt, daß keine kriminellen oder politischen Gewalttäter aufgenommen werden sollen. Diese Abgrenzung schließt pauschale Wertungen aus und erfordert die Prüfung der Einzelfälle. Das ist früher auch geschehen. Es sind einzelne Personen in der Bundesrepublik aufgenommen worden. Sicherheitsprobleme für die Bundesrepublik haben sich daraus nicht ergeben.
    Bei den nun vorliegenden 14 Fällen handelt es sich um Mitglieder einer revolutionären Organisation, denen in der Tat schwerste Straftaten vorgeworfen werden, die uns, wenn sie belegt werden sollten, nicht nur an die Täter, sondern auch an die Opfer denken lassen müssen. Zweifellos gibt es auch in Diktaturen kriminelles Unrecht, das nicht durch politische Verbrämung weggewischt werden kann. Aber keiner der hier in Rede stehenden Angeklagten ist bisher rechtskräftig verurteilt worden. Für sie gilt die Unschuldsvermutung, erst recht, wenn sie in einer Diktatur vor Gericht stehen

    (Beifall bei der FDP, der SPD, den GRÜNEN und Abgeordneten der CDU/CSU)

    und wenn die Vorwürfe oder Verurteilungen in einem
    Verfahren zustande kommen sollten, das in krassem
    Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen steht.
    Da wird der Vorwurf erhoben, daß die Angeklagten gefoltert worden sein sollen. Der Außenminister hat mit Recht darauf hingewiesen, daß der Vorwurf der Folterung in Chile ernst zu nehmen sei. Wenn die Angeklagten gefoltert worden sein sollten, kann ernsthaft von einem hinreichenden Tatverdacht nicht gesprochen werden.
    Es fällt weiter auf, daß sich die Angeklagten zwischen vier und sieben Jahren in Untersuchungshaft befinden. Das spricht nicht gerade dafür, daß den chilenischen Strafverfolgungsbehörden oder Gerichten bisher eindeutige Beweise für die Beteiligung an den vorgeworfenen Straftaten vorliegen. Ich frage mich also, wie irgend jemand hier in diesem Hause oder in der Bundesregierung schneller als selbst die chilenischen Gerichte zu der Überzeugung kommen kann, daß es sich wirklich um Straftäter handelt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Es kann so sein, aber wir wissen es nicht.

    Das Europäische Parlament hat zu einer Aktion aufgerufen. Es haben sich eine Reihe von Mitgliedstaaten, jedenfalls in sechs Fällen, bereit erklärt, Chilenen aufzunehmen. Man muß fragen: Auf Grund welcher Erkenntnisse sind die Einzelfallprüfungen zu diesem Ergebnis gekommen? Man muß die Bundesregierung auffordern, das festzustellen und nach Möglichkeit eine gemeinsame internationale Haltung herbeizuführen.



    Dr. Hirsch
    Wir haben den Eindruck, daß die Lage dieser vierzehn Menschen durch die hektische politische Diskussion in der Bundesrepublik nicht erleichtert worden ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Der Außenminister hat zweifellos recht, wenn er mahnt, die schwierige Menschenrechtslage in Chile mit großer Sorgfalt zu würdigen und dabei an die Kampagne der Bundesrepublik zur Abschaffung der Todesstrafe anzuknüpfen. Wir halten eine Einzelfallprüfung für unerläßlich. Wir appellieren an alle Beteiligten, den innenpolitischen Streit zu beenden, und wir bitten die Bundesregierung in ihrer Gesamtheit, in Abstimmung mit den anderen europäischen Staaten alles zu tun, diesen Menschen zu helfen, wenn und soweit das rechtlich und politisch irgend zu verantworten ist.

    (Beifall bei allen Fraktionen)