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    Plenarprotokoll 11/10 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 10. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Inhalt: Absetzung der Punkte 4 b und c von der Tagesordnung 523 A Erweiterung der Tagesordnung 523 B Begrüßung des Präsidenten des Nationalkongresses der Republik Honduras und seiner Delegation 539 D Eidesleistung des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Präsident Dr. Jenninger 523 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 524 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Bericht über den Stand der Abrüstungsgespräche in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beseitigung nuklearer Mittelstreckenwaffen größerer und kürzerer Reichweite in Europa (Drucksache 11/225) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Schoppe, Dr. Mechtersheimer, Schily und der Fraktion DIE GRÜNEN: Abrüstung nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa (Drucksache 11/230) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einhaltung des ABM-Vertrages (Drucksache 11/15) Dr. Kohl, Bundeskanzler 524 C Dr. Vogel SPD 529 C Dr. Dregger CDU/CSU 536A Schily GRÜNE 539 D Mischnick FDP 542A Bahr SPD 545 D Rühe CDU/CSU 550 C Genscher, Bundesminister AA 554 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 558 B Biehle CDU/CSU 560 B Dr. Scheer SPD 562 D Mischnick FDP (Erklärung nach § 31 GO) 564 C Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 565 A Namentliche Abstimmungen 565 B Ergebnisse 586B, 587D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. April 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ungarischen Volksrepublik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache 11/26) in Verbindung mit Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1985 — Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Bundes (Jahresrechnung 1985) — (Drucksache 10/6753) in Verbindung mit Beratung des Antrags des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1985 — (Drucksache 10/6784) in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Unrecht" (Drucksache 11/223) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Verbesserung der Situation der Sinti und Roma (Drucksache 11/224) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gesetzentwurf zur Regelung einer angemessenen Versorgung für alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in der Zeit von 1933 bis 1945 (Drucksache 11/141) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Schily, Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Entschädigung für Zwangsarbeit während der Nazi-Zeit (Drucksache 11/142) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer, Frau Nickels und der Fraktion DIE GRÜNEN: Nichtigkeitserklärung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 und der nach diesem Gesetz ergangenen Entscheidungen (Drucksache 11/143) Frau Dr. Vollmer GRÜNE 566 C Seiters CDU/CSU 567 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 567 D Jahn (Marburg) SPD 568 A Aktuelle Stunde betr. KriegswaffenexportPolitik der Bundesregierung in Länder des Nahen und Mittleren Ostens, insbesondere nach Saudi-Arabien Frau Renger SPD 589 C Kittelmann CDU/CSU 590B Frau Eid GRÜNE 591A Beckmann FDP 591 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 592D Gansel SPD 594 B Lamers CDU/CSU 595 B Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 596A Dr. Hirsch FDP 596 D Koschnick SPD 597 B Kraus CDU/CSU 598B Schäfer, Staatsminister AA 599 A Stobbe SPD 600 C Lowack CDU/CSU 601 B Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Volkszählungsgesetzes 1987 (Drucksache 11/170 [neu]) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Durchführung der Volkszählung am 25. Mai 1987 (Drucksache 11/226) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Volkszählung 1987 (Drucksache 11/231) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 602 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 604 C Conradi SPD 606 C Dr. Hirsch FDP 608B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 610 B Wüppesahl GRÜNE 612B Fellner CDU/CSU 615 C Wartenberg (Berlin) SPD 617 B Kleinert (Hannover) FDP 619 A Engelhard, Bundesminister BMJ 621 C Vizepräsident Frau Renger . . 604B, 606B, 615 B Fragestunde — Drucksache 11/207 vom 30. April 1987 — Berücksichtigung von erwarteten Ausgabenbelastungen in der Neuverschuldung des Bundes 1988 und 1990; Entlastungen für den Bundeshaushalt durch Übertragung von Bundesausgaben auf die Bundesanstalt für Arbeit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 III MdlAnfr 13, 14 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Struck SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 568 D ZusFr Dr. Struck SPD 568 D ZusFr Poß SPD 569 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 569 B Finanzierung des Steuerpakets 1990 durch Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Streckung des Subventionsabbaus; Auswirkungen der Erhöhung auf die finanzielle Situation der Länder und Gemeinden MdlAnfr 15, 16 30.04.87 Drs 11/207 Poß SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 570 D ZusFr Poß SPD 570 D ZusFr Dr. Struck SPD 571B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 571B ZusFr Schreiner SPD 571 C ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 572 A Zukunftschancen der deutschen Blei- und Zinkproduktion; Hilfe für die NE-Metallindustrie MdlAnfr 21, 22 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Sprung CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Wartenberg BMWi . 573B ZusFr Dr. Sprung CDU/CSU 573 C Förderung eines Denkmals in Bremen-Vegesack mit der Aufschrift „Dem unbekannten Deserteur — Reservisten verweigern sich" MdlAnfr 25 30.04.87 Drs 11/207 Neumann (Bremen) CDU/CSU Antw PStSekr Würzbach BMVg 574 D ZusFr Neumann (Bremen) CDU/CSU . . 575A ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 575C ZusFr Frau Weyel SPD 575 D ZusFr Dr. Emmerlich SPD 576 A Einberufung junger Deutscher mit Wohnsitz im Ausland zum Wehrdienst; Änderung des Wehrpflichtgesetzes MdlAnfr 26 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Emmerlich SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 576 B ZusFr Dr. Emmerlich SPD 576 C Kriterien für die Errichtung eines NATOPOMSS-Depots auf dem bundeseigenen Gelände in Sachsenheim; Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung und Ausschluß der Lagerung von Waffen und Munition MdlAnfr 28, 29 30.04.87 Drs 11/207 Huonker SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 577 A ZusFr Huonker SPD 577 B Entwicklung geräuschärmerer Triebwerke für Militärflugzeuge MdlAnfr 30 30.04.87 Drs 11/207 Schreiner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 578A ZusFr Schreiner SPD 578B Notwendigkeit von mit Fluglärm verbundenen Tiefflügen angesichts neuer technischer Entwicklungen MdlAnfr 31 30.04.87 Drs 11/207 Schreiner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 578 C ZusFr Schreiner SPD 578D ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 579B ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 579C ZusFr Frau Dr. Götte SPD 579D ZusFr Schily GRÜNE 580 A . Langzeitmessungen über die Entwicklung des Fluglärms; Zahl und Kosten von Skyguard-Meßstationen; Einsatz preiswerterer Geräte MdlAnfr 32, 33 30.04.87 Drs 11/207 Frau Dr. Götte SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 580B ZusFr Frau Dr. Götte SPD 580 B ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 580 D ZusFr Schreiner SPD 581 C Entschädigung für durch Tieffluglärm geschädigte Fremdenverkehrsgebiete, insbesondere für die Südpfalz MdlAnfr 34 30.04.87 Drs 11/207 Müller (Pleisweiler) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 581 D ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 582 A ZusFr Frau Steinhauer SPD 582 B ZusFr Frau Dr. Götte SPD 582 C ZusFr Brück SPD 582 D Verlegung von Tiefflugübungen der Alliierten in ihre eigenen Länder angesichts der Zahl der Flugstunden der Verbündeten innerhalb und der Bundeswehr außerhalb der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 35 30.04.87 Drs 11/207 Müller (Pleisweiler) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 583 A ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 583 B Reduzierung der Tiefflugübungen zur Entlastung der Bevölkerung vom Fluglärm MdlAnfr 36 30.04.87 Drs 11/207 Reimann SPD IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Antw PStSekr Würzbach BMVg 583 D ZusFr Reimann SPD 583 D ZusFr Diller SPD 584 B ZusFr Brück SPD 584 D ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 584 D ZusFr Gerster (Worms) SPD 584 A Gefährdungen von Bevölkerung und Piloten im Übungsbereich der elektronischen Kampfsimulationsanlagen AEWTF in Rheinland-Pfalz MdlAnfr 37 30.04.87 Drs 11/207 Diller SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 585 B ZusFr Diller SPD 585 C Wirtschaftliche Schäden durch Fluglärm für das rheinland-pfälzische Fremdenverkehrsgewerbe MdlAnfr 38 30.04.87 Drs 11/207 Diller SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 585 D ZusFr Diller SPD 585 D Nächste Sitzung 623 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 625* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 625* B Anlage 3 Abdeckung der auf Grund konjunktureller Entwicklungen zu erwartenden Steuerausfälle im Rahmen der Neuverschuldung des Bundes ab 1988; Umfang der Steuerausfälle für Länder und Gemeinden MdlAnfr 17, 18 30.04.87 Drs 11/207 Börnsen (Ritterhude) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 625* C Anlage 4 Unterrichtung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages über Waffenlieferungen an im Krieg mit Israel befindliche arabische Staaten, insbesondere an Saudi-Arabien; Kriterien für die Genehmigung oder Ablehnung von Waffenlieferungen MdlAnfr 19, 20 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Hirsch FDP SchrAntw PStSekr Dr. von Wartenberg BMWi 625* D Anlage 5 Bemühungen der Bundesregierung zur Erhaltung des Stahlstandortes SulzbachRosenberg-Maxhütte durch eine Auffanggesellschaft MdlAnfr 23, 24 30.04.87 Drs 11/207 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Wartenberg BMWi 626* B Anlage 6 Zulassung von Frauen für ein Stipendium zum Medizinstudium bei langjähriger Verpflichtung als Sanitätsoffizier MdlAnfr 27 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 626* D Anlage 7 Verbot von Luftkampfübungen über bewohntem Gebiet; Minderung des militärischen Fluglärms durch Heraufsetzung der Mindestflughöhe MdlAnfr 39, 40 30.04.87 Drs 11/207 Gerster (Worms) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 626* D Anlage 8 Einstellung der finanziellen Förderungen des Gesamtdeutschen Studentenverbandes wegen rechtsextremistischer Verbindungen MdlAnfr 41, 42 30.04.87 Drs 11/207 Gilges SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 627* B Anlage 9 Übernahme der Federführung zum Thema Fluglärm durch das Bundesgesundheitsministerium MdlAnfr 43 30.04.87 Drs 11/207 Reimann SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 627* B Anlage 10 Widerruf der Anerkennung von Einrichtungen als Beschäftigungsstellen des Zivildienstes infolge der Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Selbstorganisation der Zivildienstleistenden MdlAnfr 44, 45 30.04.87 Drs 11/207 Frau Ganseforth SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 627* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 V Anlage 11 Widerruf der Anerkennung von Einrichtungen als Beschäftigungsstellen des Zivildienstes infolge der Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Selbstorganisation der Zivildienstleistenden MdlAnfr 46, 47 30.04.87 Drs 11/207 Frau Bulmahn SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 628* B Anlage 12 Studie des Humangenetischen Instituts der FU Berlin über Chromosomen-Anomalien, insbesondere in Süddeutschland, im Zusammenhang mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl MdlAnfr 48 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 628* D Anlage 13 Neueinstellungen im Zugbegleitdienst der Bundesbahn angesichts der sich häufenden Überstunden; Angabe der bei der Bundesbahn insgesamt geleisteten Überstunden MdlAnfr 49, 50 30.04.87 Drs 11/207 Toetemeyer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 629* A Anlage 14 Vernachlässigung des Bundesbahn-Betriebswerkes Siegen bei der Besetzung der Ausbildungsplätze zum Lokführer sowie bei der Vergabe von Zugfahrleistungen; Gefährdung von Arbeitsplätzen MdlAnfr 51, 52 30.04.87 Drs 11/207 Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 629* C Anlage 15 Transport hochtoxischer Stoffe aus der Bundesrepublik Deutschland mit dem Fährschiff „Herald of Free Enterprise" sowie Giftmülltransport auf deutschen Personenfähren MdlAnfr 53, 54 30.04.87 Drs 11/207 Frau Garbe GRÜNE SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 629* D Anlage 16 Voraussichtliche Strahlenbelastung beim Bruch der Frischdampf- oder Speisewasserleitung im Atomkraftwerk Stade; Nachrüstung mit Sicherheits-Schnellschlußarmaturen MdlAnfr 55 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE SchrAntw PStSekr Grüner BMU 630* B Anlage 17 Ersatz von Blei im Benzin durch Natrium- oder Kaliumverbindungen nach einem Verfahren der Mineralölindustrie; Verbot bleihaltigen Benzins MdlAnfr 56, 57 30.04.87 Drs 11/207 Dr. de With SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMU 630* D Anlage 18 Zuverlässigkeit der Aufsicht für die Aufbewahrung von Kernbrennstoffen angesichts der Annahme von Bestechungsgeldern; Nichtbeanstandung falscher Belege durch Rechnungsprüfer der Firma Nukem MdlAnfr 58, 59 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE SchrAntw PStSekr Grüner BMU 631* B Anlage 19 Änderung des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenvertrag zwecks Etablierung weiterer amerikanischer Banken in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 60 30.04.87 Drs 11/207 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU SchrAntw StMin Schäfer AA 631* D Anlage 20 Verhinderung der Stationierung von US- Neutronenwaffen in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 61, 62 30.04.87 Drs 11/207 Dr. Klejdzinski SPD SchrAntw StMin Schäfer AA 631* D Anlage 21 Beantwortung der Kleinen Anfrage „Genfer Konferenz über das Verbot biologischer Waffen" durch die Bundesregierung MdlAnfr 63 30.04.87 Drs 11/207 Frau Beer GRÜNE SchrAntw StMin Schäfer AA 632* A Anlage 22 Finanzielle Unterstützung des „Holocaust Memorial Council" sowie eines Museumsbaus in Washington durch die Bundesregierung MdlAnfr 64, 65 30.04.87 Drs 11/207 Frau Dr. Vollmer GRÜNE SchrAntw StMin Schäfer AA 632* B VI Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Anlage 23 Anerkennung der Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann im öffentlichen Dienst; Unterschiede bei der Eingruppierung der im Fremdenverkehr Tätigen in den Bundesländern MdlAnfr 66, 67 30.04.87 Drs 11/207 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . . 632* C Anlage 24 Kriterien für Entscheidungen gemäß § 29 Abs. 3 Satz 2 des Bundesbesoldungsgesetzes; Gleichstellung einer Tätigkeit bei einem Bundestagsabgeordneten mit einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst MdlAnfr 68, 69 30.04.87 Drs 11/207 Pauli SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . . 633* A Deutscher Bundestag 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 523 10. Sitzung Bonn, den 7. Mai 1987 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 5. Antretter * 8. 5. Dr. Briefs 8. 5. Bühler (Bruchsal) * 8. 5. Buschbom 8. 5. Dr. Glotz 8. 5. Höpfinger 7. 5. Frau Hoffmann (Soltau) 8. 5. Ibrügger 8. 5. Jung (Düsseldorf) 8. 5. Kiehm 8. 5. Dr.-Ing. Laermann 8. 5. Lemmrich * 8. 5. Magin 8. 5. Dr. Müller * 8. 5. Müller (Düsseldorf) 7. 5. Frau Pack * 8. 5. Reuschenbach 8. 5. Frau Schilling 8. 5. Schluckebier 7. 5. von Schmude 8. 5. Seehofer 8. 5. Dr. Soell * 8. 5. Steiner * 8. 5. Dr. Stoltenberg 8. 5. Dr. Unland * 8. 5. Dr. Warnke 8. 5. Dr. Weng (Gerlingen) 8. 5. Wieczorek (Duisburg) 7. 5. Frau Wollny 8. 5. Zierer 8. 5. Frau Zutt 8. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung hat in seiner konstituierenden Sitzung in Immunitätsangelegenheiten am 1. April 1987 gemäß § 107 Abs. 2 der Geschäftsordnung die Übernahme der „Grundsätze in Immunitätsangelegenheiten und in Fällen der Genehmigung gemäß § 50 Abs. 3 StPO und § 383 ZPO sowie bei Ermächtigungen gemäß § 90 b Abs. 2, § 194 Abs. 4 StGB" in der Fassung der Bekanntmachung vom 2. Juli 1980 (BGBl. I S. 1261-1263), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 18. Dezember 1986 (BGBl. 1987 I S. 147) für die 11. Wahlperiode beschlossen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Fragen des Abgeordneten Börnsen (Ritterhude) (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 17 und 18): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß mit der Erhöhung der Neuverschuldung des Bundes 1988 auf 28 Milliarden DM und 1990 auf 33 Milliarden DM neben der vorgezogenen Steuerentlastung 1988 und der Steuerentlastung 1990 auch die zu erwartenden Steuerausfälle auf Grund der konjunkturellen Entwicklung in diesen Jahren abgedeckt sind? Welche Steuerausfälle sind für Länder und Gemeinden auf Grund der konjunkturellen Entwicklung 1988 und 1990 zu erwarten, die der Bund in seinen Eckdaten zur Neuverschuldung dieser Jahre schon berücksichtigt hat? Zu Frage 17: Wie ich wiederholt betont habe, kann ich diese Frage nicht bestätigen, weil die Meinungsbildung der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen ist. Zu Frage 18: Eine Quantifizierung möglicher Steuerausfälle erfolgt erst bei der Sitzung des Arbeitskreises Steuerschätzung vom 18. bis 20. Mai 1987. Im Finanzplanungsrat wurde zwischen Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden vereinbart, daß die Sitzung des Arbeitskreises Steuerschätzung, bei der die Steuerschätzungen für die Jahre 1988 bis 1990 zu überprüfen sind, turnusmäßig im Mai 1987 stattfindet. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Wartenberg auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hirsch (FDP) (Drucksache 11/207 Fragen 19 und 20): Ist die Bundesregierung angesichts der außergewöhnlichen politischen Bedeutung bereit, öffentlich oder wenigstens im Auswärtigen Ausschuß ausführlich darüber zu berichten, welche Waffenlieferungen in den letzten Jahren an Saudi-Arabien und andere arabische Staaten genehmigt wurden, die sich im Kriegszustand mit Israel befinden? Hält die Bundesregierung Waffenlieferungen an kriegführende Länder angesichts des klaren Wortlautes des Kriegswaffenkontrollgesetzes für rechtlich zulässig, und an welchen Grundsätzen orientiert sich die Bundesregierung bei Genehmigung oder Ablehnung von Waffenlieferungen an Saudi-Arabien? Zu Frage 19: Die Bundesregierung ist grundsätzlich bereit, in vertraulichen Sitzungen des Auswärtigen Ausschusses über Einzelfälle des Kriegswaffenexports zu berichten, soweit bestehende Rechtsvorschriften dies zulassen. In diesem Rahmen kann der Ausschuß auch über Vorgänge unterrichtet werden, die die NahostRegion betreffen. Zu Frage 20: Das Kriegswaffenkontrollgesetz verbietet im § 6 Abs. 3 Nr. 1 die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung dann, „wenn die Gefahr besteht, daß die Kriegs- 626* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 waffen bei einer friedensstörenden Handlung, insbesondere bei einem Angriffskrieg, verwendet werden." Diese rechtliche Schranke gilt auch für Kriegswaffenexporte nach Saudi-Arabien. Sie ist von den Bundesregierungen beachtet worden und wird auch von dieser Bundesregierung strikt eingehalten. Bei Genehmigungen oder Ablehnungen von Anträgen nach dem KWKG auf Lieferung von Kriegswaffen an Saudi-Arabien orientiert sich die Bundesregierung an den Politischen Grundsätzen für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern vom 28. April 1982. Bei der Entscheidung wird jeweils auf den Einzelfall abgestellt unter Würdigung aller politischen Umstände. Dabei wird u. a. berücksichtigt, daß — jedes Land nach der Charta der Vereinten Nationen ein Recht auf Selbstverteidigung hat — Saudi-Arabien innerhalb einer sensiblen Region ein stabilisierender Faktor ist — ein vitales Interesse des gesamten Westens an einer ausreichenden Verteidigungskraft dieses Landes besteht. Beschäftigungspolitische Wirkungen von Exportaufträgen spielen für eine Genehmigungserteilung keine ausschlaggebende Rolle, werden jedoch im Rahmen der „Grundsätze" berücksichtigt. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Wartenberg auf die Fragen des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 23 und 24): Was hat die Bundesregierung bisher unternommen bzw. was wird sie noch unternehmen, um die Bemühungen der Bayerischen Staatsregierung und des Konkursverwalters der Maxhütte zu unterstützen, mit einer Auffanggesellschaft den Stahlstandort Sulzbach—Rosenberg—Maxhütte zu erhalten? Wird die Bundesregierung insbesondere die Kreditanstalt für Wiederaufbau veranlassen, sich an der Auffanggesellschaft zu beteiligen bzw. sich bei der Finanzierung eines neuen Strukturkonzeptes zu engagieren? Zu Frage 23: Von den derzeitigen Anpassungsproblemen ist die gesamte deutsche Stahlindustrie betroffen; nach den Ankündigungen der Stahlunternehmen ist nicht nur in Sulzbach—Rosenberg—Maxhütte, sondern auch an einer Reihe von anderen Stahlstandorten mit dem Verlust einer großen Zahl von Arbeitsplätzen zu rechnen. Die Bundesregierung bemüht sich deshalb weiterhin, die Bedingungen zur Anpassung aller Standorte zu erleichtern. Davon profitieren auch die Arbeitnehmer der Maxhütte bzw. die einer Auffanggesellschaft. Dabei kommt der Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen besonderes Gewicht zu. Die Bundesregierung wird sich im Planungsausschuß für regionale Wirtschaftsstruktur für eine Verlängerung des Stahlstandorteprogramms bis Ende 1989 einzusetzen. Speziell dem Standort der Maxhütte kommt zugute, daß dort aufgrund dieses Programms die Fördersätze des Zonenrandgebietes von 25 % angewandt werden. Außerdem wird die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen, daß der unvermeidliche Abbau von Arbeitsplätzen so sozialverträglich wie möglich gestaltet wird. Dazu hat sie beschlossen, die Sozialleistungen im Rahmen von Art. 56 EGKS-Vertrag, die die Bundesregierung überwiegend trägt, bei der Bezugsdauer für das Wartegeld, bei den Umschulungsbeihilfen und bei den Übergangsbeihilfen zu verbessern. Der sozialen Flankierung dient auch die Verlängerung der Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld für Stahlarbeiter auf drei Jahre und die verlängerte Zahlung des Arbeitslosengeldes. Zu Frage 24: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) will im Rahmen ihres bestehenden Engagements konstruktiv an einer Lösung der Probleme der Maxhütte mitwirken. Dazu bedarf es jedoch eines tragfähigen Sanierungskonzepts. In diesem Sinne hat die KfW an den Gesprächen der bayerischen Staatsregierung mit den Banken mitgewirkt. Grundsätzlich nimmt die Bundesregierung keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik der KfW. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 11/207 Frage 27): Hält die Bundesregierung für weiterhin vertretbar, daß im Zusammenhang mit langjähriger Verpflichtung als Sanitätsoffizier nur Männer das Stipendium zum Studium der Heilberufe erhalten? Stipendien zum Studium der Heilberufe werden seit 1982 nicht mehr gewährt. Sanitätsoffizieranwärter sind — im Gegensatz zu den Stipendiaten — Soldaten und erhalten Ausbildungsgeld. Da die militärische Vorausbildung der Sanitätsoffizieranwärter auch die Ausbildung zum Dienst an der Waffe enthält, können Frauen (Art. 12 a GG) nicht als Sanitätsoffizieranwärter eingestellt werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Worms) (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 39 und 40): Ist die Bundesregierung bereit, auf ein Verbot jeglicher Luftkampfübungen von Flugzeugen der Bundesluftwaffe und der alliierten Luftstreitkräfte über bewohntem Gebiet hinzuwirken? Hat die Bundesregierung erwogen, durch eine generelle Heraufsetzung der Mindestflughöhe für den militärischen Flugbetrieb außerhalb von Übungen auf dreihundert Meter die Lärm- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 627* Belästigung durch militärischen Tiefflug für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen der Bundesrepublik Deutschland herabzusetzen? Zu Frage 39: Das Üben von Abfangeinsätzen ist unerläßlich zur Erfüllung des Einsatzauftrages und Erhaltung der Einsatzfähigkeit der Luftstreitkräfte. In diese Übungen müssen die in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Verbände des Radarführungsdienstes einbezogen werden. Bedingt durch die Geschwindigkeit und Kurvenradien der Luftfahrzeuge werden für die Abfangübungen großflächige Lufträume benötigt. Es gibt in der gesamten Bundesrepublik Deutschland kein so dünn besiedeltes Gebiet, daß durch derartige Übungsflüge eine Belastung von Wohngebieten ausgeschlossen werden könnte. Zu Frage 40: Von Tiefflug betroffen ist nahezu die gesamte Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme grenznaher Räume, einigen Sperrgebieten und Flugplatzkontrollzonen. Bei genereller Heraufsetzung der Mindestflughöhe auf 300 m würde das Ausbildungsziel, Beherrschung des Tieffluges zum Unterfliegen der gegnerischen Luftabwehrsysteme, nicht mehr erreicht werden. Die derzeit geltende Mindestflughöhe von 150 m stellt bereits einen Kompromiß zwischen der gebotenen Rücksicht auf die Bevölkerung und Ausbildungserfordernissen dar. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Fragen des Abgeordneten Gilges (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 41 und 42) : Wie beurteilt die Bundesregierung, daß der aus Mitteln des Bundesjugendplans geförderte Studentenverband der Vertriebenenverbände, „Gesamtdeutscher Studentenverband" (GDS), im letzten Jahr zu einem Seminar den englischen Rechtsextremisten Michael Walker als Referenten einlud, der nach dem Bericht der Sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments über „Faschismus und Rassismus in Europa" eng liiert ist mit dem wegen versuchten Mordes gesuchten italienischen Rechtsterroristen Roberto Fiore? Ist die Bundesregierung angesichts solcher Verbindungen und der ihr bekannten Verwendung der Bundesjugendplangelder durch den Gesamtdeutschen Studentenverband für dessen Seminare bereit, die finanzielle Förderung dieses Verbandes einzustellen? Der Gesamtdeutsche Studentenverband (GDS) hat vom 24.-27. April 1986 in Aachen ein Seminar zum Thema „Volksgruppen in Westeuropa" veranstaltet, auf dem der britische Journalist Michael Walker am 26. April 1986 zum Thema „Keltische Volksgruppen in Großbritannien" referiert hat. Der Gesamtdeutsche Studentenverband hat mit Schreiben vom 22. April 1987, eingegangen am 23. April 1987, beim Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit beantragt, das o. g. Seminar im Rahmen seiner Gesamtzuwendung von DM 10 000 für 1986 mit DM 1 250 abrechnen zu dürfen. Der Verwendungsnachweis konnte noch nicht geprüft werden. Ein Bericht der Sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments über „Faschismus und Rassismus in Europa" liegt der Bundesregierung nicht vor. Ich vermute, daß Sie sich in Ihrer Anfrage auf den Bericht des Untersuchungsausschusses des Europäischen Parlaments über „Wiederaufleben des Faschismus und Rassismus in Europa" (Dezember 1985) beziehen, dem ich allerdings keine Informationen über Herrn Walker entnehme. Die Bundesregierung geht Ihren Hinweisen, Herr Abgeordneter, nach. Wenn sich die der Anfrage zugrunde liegenden Annahmen als zutreffend erweisen, ist die Förderungswürdigkeit des Verbandes in Frage gestellt. Bis zur Klärung der Sachverhalte wird die Förderung des Gesamtdeutschen Studentenverbandes (GDS) ausgesetzt. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Reimann (SPD) (Drucksache 11/207 Frage 43): Warum beansprucht Frau Bundesministerin Dr. Süssmuth nicht die Federführung für das Thema Fluglärm, das nach aller Erfahrung der Bevölkerung kein militärisches, sondern ein gesundheitliches Problem darstellt? Da sich die Hauptursachen des Fluglärms aus dem militärischen Bereich bei Übungsflügen ergeben, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, daß das zuständige Ressort auch für die Minimierung des Fluglärms federführend verantwortlich ist. Im übrigen bringt das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit die gesundheitspolitischen Gesichtspunkte im Wege der Beteiligung bei den vom Bundesminister der Verteidigung getroffenen Maßnahmen zur Geltung. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Fragen der Abgeordneten Frau Ganseforth (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 44 und 45): Trifft es zu, daß bei Einrichtungen, die langjährige anerkannte Beschäftigungsstellen des Zivildienstes sind, die Anerkennung als Zivildienststelle aberkannt oder vorübergehend gesperrt wird, weil dort Treffen von Zivildienstleistenden bzw. deren Selbstorganisationen stattfinden? Wie viele Einrichtungen sind mit dieser oder einer ähnlichen Begründung von solchen Maßnahmen betroffen? 628* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Zu Frage 44: Das Bundesamt für den Zivildienst entzieht selbstverständlich keiner Beschäftigungsstelle des Zivildienstes ihre Anerkennung allein deshalb, weil sich dort Zivildienstleistende treffen. Es kann jedoch nicht zulassen, daß Zivildienstleistende in einem sogenannten Kommunikationszentrum dafür eingesetzt werden, Versammlungsräume zu pflegen, instandzuhalten und den Benutzern zu übergeben, in denen u. a. eine organisierte Gruppe von Zivildienstleistenden gemeinsame Dienstverweigerungen — sogenannte Streiks — verabredet, vorbereitet und durchführt. In einem solchen Falle muß das Bundesamt für den Zivildienst die Beschäftigungsstelle vor die Wahl stellen, entweder die betreffende Nutzergruppe in Zukunft nicht mehr zuzulassen oder auf die Weiterbeschäftigung von Zivildienstleistenden zu verzichten. Zu Frage 45: Das Bundesamt für den Zivildienst hat den bezeichneten Sachverhalt nur bei der Beschäftigungsstelle festgestellt, auf die sich Ihre Fragen und die folgenden Fragen der Frau Kollegin Bulmahn beziehen und die Sie in Ihren weiteren schriftlich zu beantwortenden Fragen namentlich ansprechen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Fragen der Abgeordneten Frau Bulmahn (SPD) (Drucksache 11/ 207 Fragen 46 und 47): Beabsichtigt die Bundesregierung, die Anerkennung von Einrichtungen als Beschäftigungsstellen des Zivildienstes zu widerrufen, wenn diese Einrichtungen im Rahmen ihrer Aufgaben als Kommunikationszentrum auch der „Selbstorganisation der Zivildienstleistenden" Räume zur Verfügung stellen, die dort beschäftigten Zivildienstleistenden aber weder an der inhaltlichen noch an der organisatorischen Vorbereitung beteiligt sind? Kann die Bundesregierung mitteilen, auf Grund welcher Rechtsgrundlage das Bundesamt für den Zivildienst anerkannte Beschäftigungsstellen des Zivildienstes mit einer Zuweisungssperre belegt? Zu Frage 46: Das Bundesamt für den Zivildienst kann es auch dann nicht zulassen, daß Zivildienstleistende mit ihren sogenannten „Veranstaltungsdiensten" Versammlungen von Zivildienstleistenden ermöglichen, die eine rechtswidrige Dienstverweigerung, einen sogenannten Streik, vorbereiten oder gerade den Dienst verweigern, auch wenn sie mit diesen Versammlungen selbst im übrigen nichts zu tun haben. In der von Ihnen gemeinten Beschäftigungsstelle finden wöchentliche Versammlungen der sogenannten „Selbstorganisation der Zivildienstleistenden" statt. Auf diesen ist in der Vergangenheit wiederholt zu rechtswidrigen Dienstverweigerungen aufgerufen worden. Auch der sogenannte „Streik- und Aktionstag 17. 4. 1986" wurde auf einer solchen Versammlung vorbereitet. An diesem Tage selbst haben sich etwa 150 Zivildienstleistende in der Beschäftigungsstelle versammelt. Die Selbstorganisation hat die Räumlichkeiten des Kommunikationszentrums damit auch für ihre demonstrative, sich an die Öffentlichkeit wendende Veranstaltung während der rechtswidrigen Dienstverweigerung benutzen dürfen. Unter diesen Umständen blieb dem Bundesamt für den Zivildienst nichts anderes übrig, als diese Beschäftigungsstelle vor die Alternative zu stellen, die ich in meiner Antwort auf die Fragen der Frau Kollegin Ganseforth genannt habe. Zu Frage 47: Eine Beschäftigungsstelle kann nur anerkannt werden, wenn sie die Gewähr dafür bietet, daß bei ihr die Beschäftigung der Zivildienstleistenden dem Wesen des Zivildienstes entspricht. Die Anerkennung ist zu widerrufen, wenn sich die Beschäftigungsstelle an diese Vorgabe nicht hält. Das ist in § 4 des Zivildienstgesetzes ausdrücklich vorgeschrieben. Die Leistung von Veranstaltungsdiensten für Versammlungen einer Organisation von Zivildienstleistenden, die von Zeit zu Zeit zu demonstrativen Dienstverweigerungen aufruft und diese auf ihren Versammlungen vorbereitet, stellt eine mindestens mittelbare Förderung von Aktivitäten dar, die sich gegen den Zivildienst selbst richten. Eine solche Beschäftigung von Zivildienstleistenden kann selbstverständlich nicht als dem Wesen des Zivildienstes entsprechend angesehen werden. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/207 Frage 48): Wie beurteilt die Bundesregierung die Studie des Humangenetischen Instituts der FU Berlin, in der dieses in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt auf der Grundlage der vorgeburtlichen Trisomie 21-Untersuchungen aus allen 40 humangenetischen Instituten und Beratungsstellen der Bundesrepublik Deutschland zu dem Ergebnis kam, daß „relativ viele Chromosomenanomalien bei Untersuchungen im August, vier Monate nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, auftraten, und die genaue Analyse zusätzlich ergab, daß bei einigen der Zeitpunkt der Befruchtung recht genau mit der stärksten Strahlenbelastung zusammenfällt; sie fanden sich zudem gehäuft im süddeutschen Raum, der auch besonders strahlenexponiert war"? Die Bundesregierung schließt sich der Stellungnahme der Strahlenschutzkommission an, wonach es keinerlei Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der durch den Reaktorunfall in Tschernobyl in der Bundesrepublik Deutschland verursachten Strahlenexposition und den aufgetretenen Mongolismusfällen gibt. Die Strahlenschutzkommission hat die Daten der vom Institut für Humangenetik der Freien Universität Berlin veranlaßten Gemeinschaftsstudie mit dem Leiter des Berliner Instituts und anderen Experten diskutiert. Dabei war auch der Leiter des Berliner Instituts der Meinung, daß die von ihm berichtete Erhöhung in Berlin nicht auf die Strahlung zurückgeführt werden könne. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 629* Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Toetemeyer (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 49 und 50): Ist der Bundesregierung bekannt, daß Beamte im Zugbegleitdienst der Deutschen Bundesbahn (DB) im vergangenen Jahr bis zu 155 Überstunden leisten mußten, ohne dafür die Möglichkeit zum Freizeitausgleich zu erhalten, und wird sie ihren Einfluß auf den Vorstand der DB geltend machen, um durch Neueinstellungen diesem Übelstand zu begegnen? Kann die Bundesregierung die gesamten bei der Deutschen Bundesbahn (DB) geleisteten Überstunden — aufgeschlüsselt nach Tätigkeitsbereichen — beziffern, und welche Konsequenzen sollte ihrer Meinung nach die DB hieraus ziehen? Zu Frage 49: Die Deutsche Bundesbahn hat im Zugbegleitdienst eine deutliche Personalaufstockung vorgenommen, die dem Fahrgast in Gestalt verbesserter Betreuung und Auskunft während der Fahrt zugute kommt. 1986 wurden 185 neue Mitarbeiter eingestellt; im Jahr 1987 wurden bisher 89 weitere Einstellungen genehmigt. 180 Dienstposten können jedoch nach neuesten Festellungen des Prüfungsdienstes der Deutschen Bundesbahn im IC-Zugbegleitdienst eingespart werden. Im übrigen wird der Ergänzungsbedarf vorrangig aus dem ca. 7 000 Mitarbeiter umfassenden Personalmehrbestand und den übergangsweise eingerichteten Dienstposten gedeckt. Trotz dieser Personalaufstockungen wurden im Zugbegleitdienst der Deutschen Bundesbahn 1986 von jedem Mitarbeiter durchschnittlich 90 Mehrleistungsstunden erbracht. Rd. 82 To dieser Mehrleistungen wurden aber im gleichen Jahr durch Freizeitgewährung wieder ausgeglichen. „Überstundenkonten" einzelner Mitarbeiter der Deutschen Bundesbahn sind dem Vorstand der Deutschen Bundesbahn nicht bekannt; deswegen kann sie die Zahl von 155 Mehrleistungsstunden nicht bestätigen. Die Bundesregierung unterstützt grundsätzlich alle Bemühungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Bundesbahn, ohne daß sie jedoch im Einzelfall in die unternehmerische Planung und Entscheidung des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn eingreift. Sie wird diese Steuerungsmaßnahmen des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn sorgfältig beobachten, um die Entwicklung der Mehrleistungen im Zugbegleitdienst der Deutschen Bundesbahn wieder zu normalisieren. Zu Frage 50: Von den im Jahr 1986 angefallenen Mehrleistungen konnten lediglich ca. 2 To nicht im gleichen Jahr durch Freizeitgewährung bzw. in Ausnahmefällen durch Bezahlung ausgeglichen werden. Die Deutsche Bundesbahn wird durch geeignete Maßnahmen, wie z. B. gezielte Personalergänzungen, Umsetzungen von Mitarbeitern und Leistungsverlagerungen, dafür sorgen, daß der derzeit in einzelnen Dienstzweigen und einzelnen Dienstorten hohe Mehrleistungsstand gezielt abgebaut wird. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 51 und 52): Wie bewertet die Bundesregierung die Tatsache, daß Nachwuchskräfte zur Lokführerlaufbahn, die in Siegen und der näheren Umgebung wohnen, ihre Lokführerausbildung beim Betriebswerk Hagen absolvieren müssen, obwohl diese Ausbildung ohne zusätzliche Kosten für die Verwaltung wieder beim Betriebswerk Siegen durchgeführt werden könnte, und unterstützt die Bundesregierung die Bemühungen um eine ortsnahe Ausbildung als Beitrag zur Auslastung der vorhandenen regionalen Ausbildungsplätze? Wie bewertet die Bundesregierung die vielfach kritisierte Vernachlässigung des Betriebswerkes Siegen bei der Vergabe von Zugfahrleistungen mit der Folge, daß Lokführer von Siegen zur Abwicklung der Zugfahrleistungen nach Hagen, Dortmund, Köln usw. abgeordnet werden, und teilt die Bundesregierung die Befürchtung, daß bei dieser Vorgehensweise Arbeitsplätze beim Betriebswerk Siegen gefährdet werden? Zu Frage 51: Ausbildungen zum Lokführer bedürfen einer ausreichenden Gruppenstärke von 25 bis 30 Anwärtern, um die Ausbildung sachgerecht und wirtschaftlich durchführen zu können. Mit den z. Z. fünf aus dem Bereich Siegen stammenden Anwärtern läßt sich eine solche Gruppenstärke beim Betriebswerk Siegen nicht realisieren. Zu Frage 52: Nach Mitteilung der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn trifft es nicht zu, daß das Betriebswerk Siegen in den vergangenen Jahren bei der Zuteilung von Zugfahrleistungen gegenüber anderen Dienststellen benachteiligt worden ist. Mit Rücksicht auf die vorhandenen Mitarbeiter im Lokomotivfahrdienst werden vom Betriebswerk Siegen Zugleistungen erbracht, die an sich wirtschaftlicher von anderen Betriebsstellen gefahren werden könnten. Derzeit hat die Deutsche Bundesbahn auch keine Lokomotivführer vom Betriebswerk Siegen zu Nachbardienststellen abgeordnet. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Frau Garbe (GRÜNE) (Drucksache 11/207 Fragen 53 und 54): Welchen Grund gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung dafür, daß auf dem am 6. März 1987 gekenterten Fährschiff „Herald of Free Enterprise" sich neben den Passagieren u. a. auch fünf Lastkraftwagen aus der Bundesrepublik Deutschland befanden, beladen mit hochtoxischen Stoffen, wie z. B. weißer und roter Phosphor, technische Lösungsmittel, verschiedene Chloramine, Toluol? Ist der Bundesregierung bekannt, welche Mengen Giftmüll über welche deutschen Personenfähren transportiert werden? Zu Frage 53: Auf dem Fährschiff „Herald of Free Enterprise" waren nach Angaben des zuständigen belgischen Ministeriums Lastkraftwagen mit folgenden gefährlichen Gütern geladen: 630* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 1. 50 Fässer Harzlösungen, 5 000 kg 2. 5 Fässer Farben, 50 kg 3. 50 Fässer Toluylendiisocyanat, 5 450 kg 4. 797 Säcke Bleiverbindungen, 20 520 kg 5. 61 Fässer Cyanidlösungen, 11 170 kg Gründe für die Verladung der gefährlichen Güter sind der Bundesregierung nicht bekannt. Zu Frage 54: Aus den für die Bundesrepublik Deutschland von Fährschiffshäfen geführten Ausschreibungen der letzten Jahre ergibt sich, daß kein Giftmüll auf Fährschiffen bei Anwesenheit von Passagieren befördert worden ist. Für den in Häfen der Bundesrepublik Deutschland seinen Ausgang nehmenden Fährschiffsverkehr richtet sich die Verladung gefährlicher Güter nach den Bestimmungen der Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter mit Seeschiffen. Unter der Voraussetzung, daß Giftmüll als gefährliches Gut zu behandeln ist, gilt für Seeschiffe und damit auch für Fährschiffe, daß die gleichzeitige Beförderung gefährlicher Güter bei Anwesenheit von Passagieren grundsätzlich nicht zulässig ist. Nur dann, wenn es sich um Güter mit weniger großen Gefahreneigenschaften handelt, kann bei Einhaltung bestimmter Bedingungen (z. B. besondere Sicherheitsanforderungen an den Laderaum, Stauvorschriften) im Einzelfall die Beförderung gefährlicher Güter auf Seeschiffen zugelassen werden. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/207 Frage 55): Wie hoch ist ungünstigstenfalls das radioaktive Inventar einer Wolke, die dem Atomkraftwerk Stade entweichen würde im Falle des Störfalls „Bruch der Frischdampf- oder Speisewasserleitung in Verbindung mit einem Leck im Dampferzeuger", ein Störfall, gegen den andere Reaktoren mit Sicherheits-Schnellschlußarmaturen ausgerüstet bzw. nachgerüstet worden sind, und wird die Bundesregierung in Ausübung der atomrechtlichen Aufsicht der niedersächsischen Genehmigungsbehörde die Anweisung erteilen, Stade so lange zu stoppen, bis es in diesem für die Existenz Hamburgs zentralen Punkte auf den Stand der Technik nachgerüstet ist? Brüche der Frischdampf- und Speisewasserleitung bis zum vollständigen Abriß werden vom Kernkraftwerk Stade beherrscht. Bezüglich eines Speisewasserleitungsbruches besteht kein wesentlicher Unterschied zu neueren Druckwasserreaktoren. Unterstellt man zusätzlich zum Bruch einer Frischdampfleitung Leckagen in dem betroffenen Dampferzeuger, wie sie betrieblich auftreten können, werden bei diesem Störfall die nach § 28 Abs. 3 der Strahlenschutzverordnung maximal zulässigen Dosisbelastungswerte bei weitem nicht erreicht. Die Überlagerung dieser beiden Störfälle war zum Zeitpunkt der Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerkes Stade nicht Auslegungsgrundlage, wie dies bei neueren Druckwasserreaktoren der Fall ist. Qualitative Abschätzungen der Radioaktivitätsfreisetzung für diesen Störfall liegen jedoch vor. Selbst bei einem vollständigen Bruch einer Frischdampfleitung und unterstelltem vollständigen Abriß eines Dampferzeuger-Heizrohres würden unter Berücksichtigung der tatsächlichen technischen Gegebenheiten und der Fahrweise der Anlage sich dann für den ungünstigsten Fall für die direkte Umgebung des Kernkraftwerkes Dosisbelastungswerte in der Größenordnung der Störfallplanungswerte des § 28 Abs. 3 der Strahlenschutzverordnung ergeben. Für den Hamburger Bereich sind diese Werte wesentlich niedriger. Die für die Existenz Hamburgs unterstellte Gefahr kann schon wegen der hierbei begrenzten möglichen radioaktiven Freisetzung überhaupt nicht auftreten. Die Anlage Stade unterscheidet sich mit ihren Rohrbruchventilen und Absperrschiebern im Frischdampf-system konzeptionell von anderen Druckwasserreaktoren. Zur Gewährleistung einer hohen Qualität der Frischdampfleitungen und der Integrität der Dampferzeuger-Heizrohre wird ein umfassendes Sonderprüfprogramm in diesem Kernkraftwerk durchgeführt. Dieses Programm beinhaltet u. a. jährlich weit über das normale Maß hinausgehende wiederkehrende Prüfungen. Zusätzlich sind an den Dampferzeuger-Heizrohren auch Berst- und Kollaps-Versuche zur Absicherung der Versagensgrenze durchgeführt worden. Für das gesamte Frischdampfleitungssystem wurde eine besondere Werkstoffbelastungsanalyse vorgenommen und darin die vorhandene ausreichend hohe Widerstandskraft der Rohre gegen Störfallbeanspruchungen nachgewiesen. Die Störfallkombination „Abriß einer Frischdampfleitung mit Abriß eines Dampferzeuger-Heizrohres" kann nach diesen Untersuchungsergebnissen für das Kernkraftwerk Stade praktisch ausgeschlossen werden. Beim Kernkraftwerk Stade sind wie bei allen anderen deutschen Kernkraftwerken die nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik notwendigen Maßnahmen gegen Schäden mit Freisetzung radioaktiver Stoffe getroffen worden. Es besteht daher kein Anlaß für bundesaufsichtliche Maßnahmen zur Abschaltung von KKS. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. de With (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 56 und 57): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Mineralölindustrie ein Verfahren gefunden hat, mit dem das Blei im Benzin durch Natrium- oder Kaliverbindungen, die absolut ungiftig sein sollen, ersetzt werden kann? Wenn ja, hat die Bundesregierung bereits Überlegungen mit dem Ziel angestellt, das Benzinbleigesetz insoweit zu ändern, daß der Bleigehalt im Benzin verboten wird, bzw. ist die Bundesregierung bereit, umgehend in einem Versuch die Verträglichkeit dieses Benzingemisches — vor allem auf ältere Motoren — prüfen zu lassen? Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 631* Zu Frage 56: Das Bleiantiklopfmittel wird dem Benzin zur Erhöhung der Oktanzahl zugesetzt. Zusätzlich ist es in der Lage, nicht gehärtete Ventilsitze zu schützen, mit denen ältere bleifrei unverträgliche Autos ausgestattet sind. Der Bundesregierung ist bekannt, daß es Alkalimetallverbindungen gibt, die in der Lage sind, das Blei in seiner ventilschützenden Funktion zu ersetzen. Zu Frage 57: Einem Zusatz dieser Verbindung zum Ottokraftstoff steht das Benzinbleigesetz entgegen, das auch andere metallhaltige Zusätze zum Benzin verbietet. Andere Metallverbindungen müssen danach durch Rechtsverordnung ausdrücklich zugelassen werden. Der Verband der Automobilindustrie hat in einer Stellungnahme zu einem entsprechenden Verordnungsentwurf vorgetragen, daß durch diese Additive möglicherweise die technische Funktionsfähigkeit bestimmter, auch abgasrelevanter Teile von Motoren beeinträchtigt werden könnte. Das Umweltbundesamt hat empfohlen, die Klärung des Sachverhalts abzuwarten, bevor der Entwurf der Verordnung weiter behandelt wird. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) (GRÜNE) (Drucksache 11/207 Fragen 58 und 59): Hält die Bundesregierung auf Grund der Vorschrift des § 6 Atomgesetz, daß die Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen zu erteilen ist, wenn u. a. „keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit ... der für die Leitung und Beaufsichtigung der Aufbewahrung verantwortlichen Personen ergeben", bei einer Annahme von Bestechungsgeldern durch diesen Personenkreis deren Zuverlässigkeit für gegeben, und was unternimmt die Bundesregierung, um Verdachtsmomente in der aktuellen Situation gegen diesen Personenkreis auszuräumen? Wie erklärt sich die Bundesregierung vor dem Hintergrund von § 6 Atomgesetz den Einsatz von Bestechungsgeldern durch eine Firma, die mehr als 90 v. H. des Marktes besitzt und somit konkurrenzlos ist und daß Rechnungsprüfern von NUKEM falsche Belege von mehreren Millionen DM nicht auffallen? Zu Frage 58: Die Bundesregierung klärt im Rahmen ihrer atomrechtlichen Zuständigkeit den Sachverhalt auf. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit den hessischen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden sowie durch Amtshilfe seitens der hessischen Justizbehörden. Erst nach Aufklärung des zugrundeliegenden Sachverhalts können die zuständigen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden der Länder entscheiden, ob aufsichtsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen sind. Aufgrund der bisher unvollständigen Sachverhaltskenntnis sind jedoch — und hier befindet sich der BMU in Übereinstimmung mit den hessischen atomrechtlichen Aufsichtsbehörden — keine Gefährdung der Sicherheit anzunehmen oder Tatsachen zu erkennen, aus denen sich Bedenken gegen die atomrechtliche Zuverlässigkeit ergeben. Selbstverständlich werden die atomrechtlichen Aufsichtsbehörden der Länder unter Beteiligung der Bundesaufsicht Maßnahmen ergreifen, wenn sich das als notwendig erweisen sollte. Zu Frage 59: Die Bundesregierung hat die hessischen Justizbehörden um Mitteilung des bisherigen Ermittlungsergebnisses gebeten, das noch nicht vorliegt. Insofern kann die Bundesregierung auch keine Auskunft über die den angeblichen Straftaten zugrundeliegenden Motive der Beschuldigten erteilen, sondern müßte sich in Spekulationen ergehen. Nach Kenntnis der Bundesregierung kann jedoch nicht davon gesprochen werden, daß die in Rede stehende Firma eine „monopolartige Position" einnimmt und damit auf dem Markt „praktisch konkurrenzlos" ist. Die Bundesregierung hat keinen Einblick in die Buchhaltung und Rechnungsprüfung durch die Firma NUKEM, die insoweit für diese Firma tätig wird und den Sachverhalt jetzt aufgedeckt und zur Anzeige gebracht hat. Anlage 19 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Weiß (Kaiserslautern) (CDU/CSU) (Drucksache 11/207 Frage 60): Sind der Bundesregierung Bestrebungen des US-Verteidigungsministeriums und der US-Botschaft in Bonn bekannt, eine Änderung des Artikels 72 Abs. 1 Buchstabe a (1) des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenvertrag zu erreichen, um an Stelle der beiden autorisierten, nämlich der „American Express International Banking Corporation" und der „Chase Manhattan Bank", andere amerikanische Banken zu etablieren? Der Bundesregierung sind keine Bestrebungen des US-Verteidigungsministeriums oder der US-Botschaft bekannt, für andere als die im Unterzeichnungsprotokoll zu Artikel 72 Zusatzabkommen aufgeführten Banken Befreiungen und Vergünstigungen im Sinne des Artikels 72 zu beantragen. Anlage 20 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Klejdzinski (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 61 und 62): Ist der Bundesregierung bekannt, daß in den USA erneut darüber nachgedacht wird, Neutronenwaffen in der Bundesrepublik Deutschland zu stationieren? Ist die Bundesregierung bereit, alles Erdenkliche zu tun, um die Stationierung von Neutronenwaffen in der Bundesrepublik Deutschland auch in militärischen Einrichtungen der Stationierungsstreitkräfte zu verhindern? 632* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 Zu Frage 61: Nein, der Bundesregierung ist hierüber nichts bekannt. Zu Frage 62: Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß es keine Pläne gibt, Neutronenwaffen in Europa oder in der Bundesrepublik Deutschland zu stationieren. Sie sieht daher keine Notwendigkeit für hypothetische Überlegungen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schäfer auf die Frage der Abgeordneten Frau Beer (GRÜNE) (Drucksache 11/ 207 Frage 63): Warum hat die Bundesregierung die Kleine Anfrage 11/22 „Genfer Konferenz über das Verbot biologischer Waffen" vom 24. Februar 1987 bis heute nicht beantwortet, obwohl die Beantwortung der praktisch wortgleichen Anfrage 10/6744 vom 11. Dezember 1986 bereits für Ende Januar 1987 angekündigt und die Antwort auf die Anfrage 11/22 für Ende April 1987 zugesagt war? Zu Frage 63: 1. Das Auswärtige Amt — ebenso wie alle anderen Ressorts — ist bemüht, alle Kleinen Anfragen innerhalb der von der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages vorgesehenen Frist von 14 Tagen zu beantworten. Wegen des Umfangs und der Komplexität vieler Kleiner Anfragen, des häufig erforderlichen Abstimmungsprozesses zwischen verschiedenen Ressorts und einer Beteiligung von Auslandsvertretungen ist die Einhaltung der Frist nicht immer möglich. Die Anfrage in der Bundestags-Drucksache 11/22 enthält insgesamt 29 Einzelfragen. Die Feststellung der für die Beantwortung erforderlichen Einzeltatsachen, die Abstimmung und die abschließende Billigung der Antworten erfordern einen erheblichen zeitlichen Aufwand, der sich im voraus nur schwer abschätzen läßt. 2. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf verweisen, daß allein das Auswärtige Amt während der vergangenen Legislaturperiode 20 Große und 83 Kleine Anfragen zu beantworten hatte, davon 12 bzw. 70 von der Fraktion DIE GRÜNEN. Die seit Beginn dieser Legislaturperiode dem Auswärtigen Amt zugewiesenen Kleinen Anfragen stammen sämtlich von der Fraktion DIE GRÜNEN. 3. Ich darf Ihnen versichern, daß das Auswärtige Amt bemüht bleibt, die Kleine Anfrage in Kürze zu beantworten. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schäfer auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer (GRÜNE) (Drucksache 11/207 Fragen 64 und 65): Unterstützt die Bundesregierung den Bau des Museums des „Holocaust Memorial Council" in Washington, und wenn ja, in welcher Höhe liegt diese Unterstützung? Unterstützt die Bundesregierung den „Holocaust Memorial Council" selbst, und wenn ja, in welcher Höhe liegt diese Unterstützung? Zu Frage 64: Der Bau des „Holocaust Memorial Museum" in Washington wird von der Bundesregierung nicht finanziell unterstützt. Zu Frage 65: Der „Holocaust Memorial Council" wird von der Bundesregierung nicht finanziell unterstützt. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 11/ 207 Fragen 66 und 67): Wird im öffentlichen Dienst die Ausbildung zum/zur Reiseverkehrskaufmann/-kauffrau genauso wie die Verwaltungslehrgänge 1 und 2 akzeptiert, oder ist es für einen im Fremdenverkehr Tätigen Bedingung, im Falle einer Beförderung in höhere Tarifgruppen als BAT VII die Verwaltungslehrgänge zwingend nachzuholen? Bestehen Unterschiede bei der Eingruppierung vergleichbarer Tätigkeiten in den einzelnen Bundesländern (z. B. Verkehrsamtsleitung eines Ortes mit ca. 100 000 Übernachtungen, Geschäftsführer regionaler Fremdenverkehrsverbände, Leiter städtischer Fremdenverkehrsämter oder Kurverwaltungen), und wie kann gegebenenfalls eine gerechtere Eingruppierung der im Fremdenverkehr Tätigen erreicht werden? Zu Frage 66: Ich muß Sie um Verständnis dafür bitten, daß es der Bundesregierung leider nicht möglich ist, Ihnen die gewünschte Aufklärung selbst zu vermitteln. Der Bund hat eine Zuständigkeit nur für die Eingruppierungen derjenigen Angestellten des öffentlichen Dienstes, die im Bundesdienst stehen. Die in Ihrer Frage angesprochenen Angestellten sind aber weit überwiegend im kommunalen Sektor — jedenfalls nicht im Bundesdienst — beschäftigt. So gilt die von Ihnen erwähnte tarifliche Regelung über die Verwaltungslehrgänge 1 und 2 spezifisch nur für den kommunalen Bereich. Im Hinblick auf die autonome Zuständigkeit der Kommunen bei der Regelung der Arbeitsbedingungen und damit auch der Eingruppierung Ihrer Angestellten, auf die im übrigen bereits in der Antwort der Bundesregierung auf die große SPD- Anfrage zum Fremdenverkehr in Drucksache 10/5454 hingewiesen wurde, verfügt die Bundesregierung über keine Erkenntnisse, ob und in welcher Weise im kommunalen Bereich eine Gleichstellung der Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann bzw. zur Reiseverkehrskauffrau und den Verwaltungslehrgängen 1 und 2 erfolgt ist. Wenn Sie es wünschen, bin ich aber gerne bereit, von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände entsprechend Aufklärung zu erbitten. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Mai 1987 633* Zu Frage 67: Wie zu der vorhergehenden Frage ist es der Bundesregierung leider nicht möglich, Ihnen die gewünschte Aufklärung selbst zu vermitteln, da sie für Fragen der Eingruppierung von Angestellten des öffentlichen Dienstes, die im kommunalen Sektor beschäftigt sind, nicht zuständig ist. Die Bundesregierung verfügt dementsprechend über keine Erkenntnisse über einzelne Eingruppierungen bei Fremdenverkehrsämtern oder Kurverwaltungen. Wenn Sie es wünschen, bin ich aber auch zu dieser Frage gern bereit, von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände Aufklärung zu erbitten. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Pauli (SPD) (Drucksache 11/207 Fragen 68 und 69) : Hat die Bundesregierung — wie in der Fragestunde vom 16. Januar 1987 angekündigt — mittlerweile entscheidungsrelevante Kriterien festgelegt, nach denen Anträge des § 29 Abs. 3 Satz 2 des Bundesbesoldungsgesetzes erledigt werden können? Hält die Bundesregierung die Tatsache, daß eine Bundesverwaltung bei der Zuerkennung der Befähigung in Laufbahnen besonderer Fachrichtungen gemäß § 36 der Bundeslaufbahnverordnung vom 15, November 1978, z. B. bei der Fachrichtung Wirtschaftsverwaltungsdienst, mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Bundestagsabgeordneten anerkannt hat, als ein entscheidungsrelevantes Kriterium, wonach nach § 29 Abs. 3 Satz 2 Bundesbesoldungsgesetz die Tätigkeit im Dienste von Abgeordneten des Deutschen Bundestages einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst gleichgestellt werden kann, wenn sie für die Einstellung ursächlich oder mitbestimmend war? Zu Frage 68: Beim Bundesministerium des Innern sind zu § 29 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 des Bundesbesoldungsgesetzes insgesamt sieben Anträge auf Erteilung des Einvernehmens gem. § 29 Abs. 3 Satz 2 zur Gleichstellung von Vortätigkeiten als MdB-Mitarbeiter gestellt worden. Bei der Frage, ob die Vortätigkeit für die Einstellung ursächlich oder mitbestimmend im Sinne des § 29 Abs. 3 Satz 1 BBesG war, ist — wie auch von der höchstrichterlichen Rechtsprechung bestätigt — nicht auf die Einstellung in den öffentlichen Dienst schlechthin, sondern auf den Zeitpunkt der Ernennung zum Beamten abzustellen. Aus dieser zeitlichen Sicht muß festgestellt werden, ob und inwieweit diese Vortätigkeit im Verhältnis zu eventuell anderen Vorverwendungen unter zeitlichen wie auch funktionalen Aspekten mitbestimmende Bedeutung für die Beamtenernennung hatte. Die vom Bundesministerium des Innern zwischenzeitlich und auch überwiegend positiv getroffenen Entscheidungen zu § 29 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BBesG richten sich maßgeblich nach diesen Gesichtspunkten aus. Zu Frage 69: Eine Vortätigkeit als MdB-Mitarbeiter, die nach § 35 der Bundeslaufbahnverordnung für die Zuerkennung der Befähigung in einer Laufbahn besonderer Fachrichtung anerkannt worden ist, ist besoldungsrechtlich stets nach § 28 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BBesG von Amts wegen auf das Besoldungsdienstalter anzurechnen. Die Frage der Anrechnung einer solchen Zeit im Wege einer Ermessensentscheidung nach § 29 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BBesG stellt sich daher nicht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung begrüßt die heutige Aussprache über den Stand der Genfer Abrüstungsgespräche. Sie gibt ihr die Gelegenheit, einen Zwischenbericht zu geben, nicht nur über die laufenden Verhandlungen der beiden Weltmächte, sondern auch über die intensiven Konsultationen zwischen den europäischen Partnern und den Mitgliedern der Nordatlantischen Allianz.
    Lassen Sie mich einleitend noch einmal kurz die Ziele der Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland zusammenfassen. Oberstes Ziel der Sicherheitspolitik der Bundesregierung ist und bleibt, den Frieden in Freiheit zu bewahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Sicherheitspolitik der Bundesregierung und ihrer Verbündeten ist deshalb darauf gerichtet, den Frieden zu festigen und jede Art von Krieg zu verhindern, sowohl den nuklearen wie den konventionellen. Ein Krieg mit modernen konventionellen Waffen würde unser Volk und die europäische Zivilisation genauso gefährden wie ein Nuklearkrieg. Militärische Konflikte zwischen Ost und West sind in den vergangenen 42 Jahren verhindert worden. Dies danken wir vor allem auch der Tatsache, daß wir als Deutsche und Europäer nicht allein stehen, sondern mit den freien Demokratien des Westens, insbesondere mit den Vereinigten Staaten von Amerika, verbunden sind.
    Ich habe aus gutem Grund in meiner Regierungserklärung im März vor dem Hohen Haus diese Tatsache mit der Formulierung gewürdigt, daß die Zusammenarbeit, die Partnerschaft und das Bündnis mit den USA für unser Land von „existentieller Bedeutung" sind. Wir verdanken unseren Frieden und unsere Freiheit der Tatsache, daß dieses Verteidigungsbündnis eine erfolgreiche Politik betrieben hat, und es wird sie auch in Zukunft betreiben.
    Auf der Grundlage gesicherter Verteidigungsfähigkeit wollen wir mit der Sowjetunion und ihren Verbündeten umfassend zusammenarbeiten, insbesondere auch im Felde der Abrüstung und der Rüstungskontrolle. Darin sehen wir den einzigen Weg, unsere Sicherheit stärker auf ein Miteinander als auf ein Gegeneinander zu gründen.
    Wir haben gerade in den zurückliegenden Monaten wichtige Fortschritte erzielt. Anläßlich der Sitzung der gemischten deutsch-sowjetischen Wirtschaftskommission ist vereinbart worden, die wirtschaftlichen Beziehungen weiter auszubauen und neue Wege zu beschreiten. Wir haben in den letzten Wochen drei Ressortabkommen unterzeichnet, die die Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion in den Bereichen Agrarforschung, Gesundheit und Nuklearforschung weiter intensivieren werden. Damit kann das vereinbarte Rahmenabkommen über technologisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit in Kraft treten. Wie Sie wissen, wurden weitere gegenseitige Vereinbarungen und Besuche verabredet.
    Ich begrüße es heute auch ganz besonders, daß der bulgarische Staatspräsident Todor Schiwkoff meine Einladung angenommen hat und schon sehr bald — am 2. Juni — zu einem offiziellen Besuch in die Bundesrepublik Deutschland kommen wird. Auch die



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Beziehungen zu den übrigen Warschauer-Pakt-Staaten entwickeln sich konstruktiv und dynamisch. Wir befinden uns, wie jeder erkennen kann, auf einem guten Weg.
    Dies alles muß sich aber auf der Grundlage gesicherter Verteidigungsfähigkeit vollziehen. Was heißt das, meine Damen und Herren? Die Rückschau in die europäische und in die deutsche Geschichte und ein nüchterner Blick auf jene Weltgegenden, in denen heute Krieg geführt wird, zeigen: Nicht einmal zahlenmäßige Gleichheit möglicher Gegner reicht aus, Kriege zu verhindern, wenn nicht der politische Wille vorherrscht, Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln in jedem Falle auszuschließen.
    Ziel der Strategie der abgestuften Antwort und der Abschreckung ist es, Krieg zu verhindern. Das ist möglich, wenn ein Angreifer mit einer Antwort rechnen muß, die ihm das Risiko eines Waffengangs zur Verfolgung seiner politischen Ziele von vornherein als untragbar erscheinen läßt. Aus diesen Erwägungen heraus hat unser Bündnis seine bewährte Strategie der flexiblen Antwort entwickelt. Für diese Strategie gibt es in absehbarer Zeit keine Alternative. Für ihre Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit bedarf es weiterhin ausgewogener nuklearer und konventioneller Streitkräfte. Deshalb kann unser Bündnis auf absehbare Zeit auf Nuklearwaffen nicht völlig verzichten.
    Unverzichtbarer Bestandteil der Sicherheitspolitik der Bundesregierung bleibt ein nachdrückliches und konsequentes Eintreten für Abrüstung und Rüstungskontrolle. Es bleibt dabei: Wir wollen Frieden schaffen mit weniger Waffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD — Oh-Rufe von den GRÜNEN)

    — Meine Damen und Herren auf der Linken des Hauses, angesichts des totalen Scheiterns Ihrer Politik auf diesem Felde würde ich nicht einmal einen Zwischenruf wagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es bleibt dabei: Wir wollen Frieden schaffen mit weniger Waffen. Es war die Allianz, die seit 1981 einseitig 2 400 nukleare Sprengköpfe in Europa abgebaut hat. Dem steht bisher kein vergleichbarer Schritt der Sowjetunion gegenüber. Wir erstreben Rüstungskontrollvereinbarungen, die erhöhte Sicherheit aller Beteiligten auf einem möglichst niedrigen, ausgewogenen Streitkräfteniveau gewährleisten. Dies setzt voraus, daß die berechtigten Sicherheitsinteressen aller, der großen wie der mittleren wie der kleineren Staaten, berücksichtigt werden. Grundlage unseres Bündnisses ist: Die Sicherheit des einen ist die Sicherheit des anderen. Es darf auf gar keinen Fall eine Zone minderer Sicherheit geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aus dieser Sicht handeln wir bei den Fragen von Abrüstung und Rüstungskontrolle. Wir respektieren die legitimen Sicherheitsinteressen unserer östlichen Gesprächspartner. Wir fordern sélbstverständlich das gleiche für uns. Die Sowjetunion hat in den siebziger Jahren unter der Losung von Gleichheit und gleicher Sicherheit ihre Sicherheitspolitik einseitig auf die Vereinigten Staaten ausgerichtet, gleichzeitig aber Westeuropa konventionell und mit neuen Mittelstreckenwaffen bedroht. Dies war eine verhängnisvolle Fehleinschätzung. Das sieht man heute auch in Moskau.
    Jetzt ist neues Denken und tatsächlich neues Handeln erforderlich. Generalsekretär Gorbatschow hat am 17. Februar dieses Jahres festgestellt: „Die Sowjetunion beansprucht nicht ein Gran mehr Sicherheit, als sie z. B. die USA hat." Wir, meine Damen und Herren, erwarten, daß dies auch gegenüber Westeuropa und gegenüber der Bundesrepublik Deutschland gilt.
    Lassen Sie mich an dieser Stelle betonen — ich wiederhole das, was ich im März gesagt habe — : Wir verfolgen die Diskussion und die politische Linie, die Generalsekretär Gorbatschow in seinem Land jetzt vorzeichnet und die auch Ankündigungen für die Außenpolitik der Sowjetunion enthält, mit Interesse und Sympathie, und wir hoffen, daß den Worten die notwendigen Taten folgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Wenn sein Kurs Chancen birgt zu mehr Sicherheit, zu mehr Zusammenarbeit und vor allem zu konkreten Ergebnissen bei Abrüstung und Rüstungskontrolle, werden wir sie aufgreifen.
    Lassen Sie mich dazu an einen wichtigen und bewährten Grundsatz der Rüstungskontrollpolitik erinnern. Entscheidend für Abrüstung und Rüstungskontrolle sind nicht politische Willenserklärungen von heute, welchem Ziel und welchem Zweck Waffen dienen sollen. Entscheidend sind nicht Analysen, ob akute Kriegsgefahr besteht oder nicht. Dies alles kann sich sehr schnell ändern. Entscheidend für unsere Beurteilung sind vorhandene Waffensysteme und die daraus objektiv ableitbare Bedrohung.
    Wir müssen deshalb feststellen, daß die Sowjetunion und ihre Verbündeten militärische Potentiale in Europa aufgebaut haben, die zahlenmäßig denen der USA und des Bündnisses weit überlegen sind und schlechthin nicht durch eigene Verteidigungserfordernisse gerechtfertigt werden können. Die Zahlen sprechen für sich.
    Wenn wir die Realitäten so sehen, wie sie sind, so müssen wir die Gegebenheiten berücksichtigen: Die geographischen und geostrategischen Vorteile sind eindeutig auf seiten des Warschauer Pakts; dies zeigt ein Blick auf jede Landkarte. Militärstrategie, Gliederung und Ausrüstung der Streitkräfte des Warschauer Pakts sind auf raumgreifende, offensive Operation ausgelegt. Die Militärdoktrin der Sowjetunion geht davon aus, daß eine militärische Auseinandersetzung nicht auf sowjetischem Boden, sondern auf dem Territorium des Gegners auszutragen wäre.
    Aus all dem, meine Damen und Herren, ergibt sich objektiv eine Invasionsfähigkeit des Warschauer Pakts gegenüber Westeuropa, während unsere Streitkräfte nach Auftrag, Umfang und Struktur zu raumgreifenden Offensiven und Operationen nicht geeignet sind.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das glauben Sie doch selber nicht!)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Dieses Gesamtbild müssen wir bei Abrüstung und Rüstungskontrolle vor Augen haben, insbesondere auf dem so wichtigen Gebiet der nuklearen Mittelstreckenflugkörper.
    Die Sicherheit aller Beteiligten, meine Damen und Herren — ich sage: aller Beteiligten — , darf durch Abrüstung nicht geringer sein als vorher. Gerade deshalb haben wir zusammen mit unseren Partnern in der WEU im November des vergangenen Jahres festgestellt — ich zitiere —
    In der Perspektive von Fortschritten bei der nuklearen Abrüstung kommt der Herstellung konventioneller Stabilität eine noch größere Bedeutung und Dringlichkeit zu. Gleichzeitig wird die weltweite völlige Beseitigung der chemischen Waffen noch dringender.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Ich habe in meiner Regierungserklärung im März gesagt:
    Gemeinsam mit unseren westlichen Verbündeten wollen wir den Prozeß der Abrüstung und Rüstungskontrolle in allen Verhandlungsforen dynamisch fortsetzen.
    Wir wollen — ich will es deutlich unterstreichen — gleichgerichtete Anstrengungen und Fortschritte in allen Bereichen. Ein weltweites Abkommen über das Verbot chemischer Waffen ist nach übereinstimmender Einschätzung erreichbar. Wie notwendig es ist, meine Damen und Herren, zeigt der Einsatz chemischer Kampfmittel in Konflikten der Dritten Welt in jüngster Zeit.
    Im konventionellen Bereich haben wir zusammen . mit unseren französischen Freunden vor einem Jahr beim NATO-Rat in Halifax die Initiative zu Verhandlungen „vom Atlantik bis zum Ural" ergriffen, und wir setzen sie bei den Gesprächen in Wien mit Energie fort. Daß der Prozeß der Rüstungskontrolle bald auch im konventionellen Bereich spürbare Erfolge zeitigen soll, liegt im allgemeinen und natürlich erst recht in unserem nationalen Interesse.
    In der Geschichte der Rüstungskontrollverhandlungen ist noch nie an so vielen Plätzen und in so vielen Foren über so umfassende Abrüstungsvorschläge verhandelt worden wie heute, und — das will ich betonen — noch nie waren die Chancen der Einigung in wichtigen Kernbereichen so gut wie jetzt. Daß dies erreicht wurde, verdanken wir der konsequenten und kontinuierlichen Politik unseres Bündnisses, die wir, die Bundesregierung, maßgeblich miterarbeitet und mitgetragen haben.
    Die sowjetische Bedrohung durch Mittelstreckenwaffen größerer Reichweite hat unser Bündnis 1979 rüstungskontrollpolitisch mit dem Doppelbeschluß beantwortet. Gemäß seinem Verhandlungsteil haben die Vereinigten Staaten seit 1981 in Genf auf Grund abgestimmter Bündnispositionen verhandelt. Diese Positionen enthielten von Anfang an die Forderung nach vollständiger Beseitigung der beiderseitigen Bestände an Mittelstreckenflugkörpern größerer Reichweite — die Null-Lösung — und begleitende Beschränkungen für Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite.
    Der Doppelbeschluß ist von der von meinem Vorgänger Helmut Schmidt geführten Bundesregierung entwickelt und von der jetzigen Bundesregierung durchgesetzt worden. Ich kann durchaus verstehen, meine Damen und Herren, wenn der Kollege Schmidt in diesen Tagen zu Recht darauf hinweist, daß er für diese Politik noch einmal eine nachträgliche Bestätigung und einen Triumph erlebt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Schwacher Beifall links!)

    Es ist wichtig, das heute wieder zu erwähnen, weil wir ja im Jahre 1982/83 nach der Regierungsübernahme durch die jetzige Bundesregierung erlebt haben, daß damals innerhalb der Sozialdemokratie die Mär aufgekommen ist, aus ganz anderen Gründen sei Helmut Schmidt gescheitert. Seine eigene Partei, die SPD, hat ihn wegen dieser richtigen Entscheidung in der Rüstungskontrollpolitik gestürzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Ach Gott!)

    Wir haben damals erlebt, meine Damen und Herren, daß nach der Entscheidung über den NATO-Doppelbeschluß die Sowjetunion den Genfer Verhandlungstisch verlassen hat, aber nach zwei Jahren zurückkehrte. Die Gipfeltreffen von Genf und Reykjavik habe eine nachhaltige Wende zum Besseren im Verhältnis der Großmächte eingeleitet und rüstungskontrollpolitische Annäherungen gebracht, die viele optimistische Erwartungen noch übertrafen. Der klare und der konsequente Kurs dieser Bundesregierung und ihrer Verbündeten wurde von Ihnen, meine Damen und Herren, von Anfang an mit heftiger Propaganda und mit finstersten Voraussagen begleitet. Sie haben alles, was möglich war, irrational mobilisiert. Sie haben diese Politik mit Forderungen nach Bündnisbruch und mit antiamerikanischer Mobilisierung emotional angefeindet. Es wird an diesem Tag und angesichts der greifbaren Erfolge, die jetzt vor uns stehen, doch erlaubt sein zu sagen, in welch einem Umfang Sie ein sicherheitspolitisches Risiko in diesen drei Jahren waren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Ach, wissen Sie, wenn man für die Zeit nach der Stationierung einen Raketenzaun prophezeit hat, wenn man eine neue Eiszeit prophezeit hat, wenn man nach Reykjavik von einem schwarzen Tag, von einem Desaster gesprochen hat, hat man jede Kompetenz für das Mitsprechen in dieser Frage verloren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Waigel [CDU/CSU]: In der SPD ist eine Dummzeit angebrochen!)

    Sie haben sich — das muß klar gesagt werden — in dieser Kernfrage der Rüstungskontrollverhandlungen aufs schwerste geirrt, nämlich mit der völligen Fehleinschätzung der Interessen und der Fähigkeit zur Flexibilität der sowjetischen Führer. Wo ständen wir denn heute, wenn wir Ihren Ratschlägen gefolgt wären?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Einseitige Vorleistungen — dies ist eine Erfahrung in der Geschichte, die sich immer bestätigt hat — werden selbstverständlich immer ohne Gegenleistungen eingestrichen. Beharrlichkeit, Offenheit und auch Konsequenz am Verhandlungstisch in der Vertretung eigener Interessen zahlen sich immer wieder aus.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, der Gipfel von Reykjavik hat für die Genfer INF-Verhandlungen einen entscheidenden Durchbruch bewirkt. Beide Seiten haben sich grundsätzlich darauf verständigt, für Mittelstreckenflugkörper größerer Reichweite die Null-Lösung in Europa vorzusehen bei gleichzeitiger Verringerung dieser Systeme auf jeweils 100 Gefechtsköpfe, die im asiatischen Teil der Sowjetunion und in den USA zu stationieren sind. Wenn ein solches Abkommen zustande kommt — und ich habe die Hoffnung, daß wir allen Grund zum Optimismus haben — , ist das ein großartiges Ergebnis, das ich namens der Bundesregierung nur nachdrücklich begrüßen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist nicht zuletzt auch das Verdienst unseres konsequenten Beitrags zu dieser Politik.
    Bedauerlicherweise hatte die Sowjetunion in Reykjavik ein INF-Abkommen noch mit anderen Genfer Verhandlungsmaterien verknüpft. Dies war in der Tat ein Rückschritt. Ende Februar dieses Jahres hat Generalsekretär Gorbatschow dieses selbstgeschaffene Hindernis vom Verhandlungstisch genommen. Anfang März haben die USA ihren im Bündnis abgestimmten Vertragsentwurf in Genf eingeführt, der die Annäherung von Reykjavik widerspiegelt. Kurz darauf folgte der Entwurf einer mit den Stationierungsländern in allen Einzelheiten besprochenen Überprüfungsregelung.
    Während des Moskau-Besuchs des amerikanischen Außenministers Shultz Mitte April hat die sowjetische Führung die Reykjavik-Formel erneut bestätigt, und letzte Woche hat sie einen eigenen Vertragsentwurf in Genf eingeführt. Dieser geht jedoch, wie Sie wissen, auf Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite nicht ein.
    Lassen sie mich an dieser Stelle deutlich sagen: Mögen Vertragsentwürfe noch so viele vorher erzielte Einigungen widerspiegeln, sie sind stets und ständig Ausgangspunkt für Verhandlungen und nicht ihr Ergebnis.

    (Dr. Dregger Mit Sicherheit enthalten sie den harten Kern eigener Verhandlungspositionen, mit Sicherheit aber auch immer Verhandlungsmasse, um zu einem Abschluß kommen zu können. Wie schwer die Unterscheidung ist, wie sehr Personen und Parteien, die nicht am Verhandlungstisch sitzen, Gefahr laufen, sich zu irren und sich zu verschätzen, habe ich ja gerade angedeutet. Diese Gefahren — ich will das offen aussprechen — werden noch durch Versuche gesteigert, eigene Vorschläge propagandistisch zu begleiten, um den Verhandlungspartner über die jeweilige Öffentlichkeit und öffentliche Meinung unter Druck zu setzen. Für alle wohlmeinenden und am Erfolg interessierten Beobachter, aber selbstverständlich vor allem auch für eine verantwortliche Regierung gilt: Wir dürfen weder den eigenen Verbündeten in den Rücken fallen, indem die eigene Verhandlungsposition zerredet wird, noch dürfen wir Chancen für weitere Fortschritte, die in den Vertragsentwürfen angelegt sind, verschütten, noch dürfen wir voreilige Hypothesen über einen Verhandlungsverlauf aufstellen, die Einigungen am Ende erschweren. Die Bundesregierung handelt genau nach diesen Grundsätzen. Zusammen mit unseren Freunden und Verbündeten und auf Grund einer sehr detaillierten Unterrichtung durch beide Parteien sind wir dabei, sehr intensiv die Vorschläge zu prüfen und zu bewerten. Wir sind der festen Überzeugung, daß die noch offenen Fragen in angemessener Frist gelöst werden können. „Angemessene Frist" heißt für mich, daß wir jetzt nicht in irgendeiner Hektik entscheiden, aber die Dinge auch nicht vertagen, sondern in einer sehr nahen Zukunft zu einer Entscheidung kommen mit der Zielsetzung, daß in diesem Jahr nach Möglichkeit das Treffen Reagan-Gorbatschow stattfinden und ein Vertrag unterschrieben werden kann. Wir wissen, daß ein solches Vertragswerk nach den amerikanischen parlamentarischen Gebräuchen wenigstens ein Jahr zur Ratifikation braucht. Unser Ziel muß sein, mit dazu beizutragen, daß während der jetzigen Administration und in der Amtszeit des jetzigen Parlaments in den USA eine Verabschiedung möglich ist und die dann geplanten Abläufe in Gang kommen können. Wir sind der festen Überzeugung, daß die noch offenen Fragen jetzt, in der eben genannten Frist, gelöst werden können. Der Abschluß eines INF-Abkommens mit der Beseitigung von Mittelstreckenflugkörpern größerer Reichweite aus Europa ist nach meiner Einschätzung in dem eben genannten Zeitraum möglich. Wir unterstützen deshalb mit allen unseren Verbündeten die Haltung der Vereinigten Staaten von Amerika, eine globale Null-Lösung für Mittelstreckenflugkörper größerer Reichweite anzustreben. Die globale Null-Lösung würde eine ganze Waffenkategorie beseitigen. Lassen Sie mich zu der noch offenen Verifikationsfrage auf einen wichtigen Zusammenhang hinweisen, den niemand bestreitet. Eine Null-Lösung, die nur für Europa und nicht weltweit gelten soll, erschwert die Überprüfung; Produktionen könnten weiterlaufen; solche Systeme können ziemlich rasch von einem Landesteil in einen anderen, auch in den europäischen Teil, transportiert werden, und die Testgelände würden nicht geschlossen. Im Fall der Sowjetunion, das wissen Sie, liegen sowohl die Produktionsstätten wie die Testgelände im europäischen Landesteil. Das zeigt die ganz besondere Bedeutung dieses Problems. Herr Präsident, meine Damen und Herren, was die Mittelstreckenwaffen kürzerer Reichweite angeht, so habe ich in meiner Regierungserklärung im März vor Bundeskanzler Dr. Kohl dem Hohen Hause hier festgestellt: „Als Sorge bleibt die drückende sowjetische Überlegenheit bei den Mittelstreckenwaffen kürzerer Reichweite. Die Bundesregierung erwartet deshalb, daß sich die beiden Weltmächte konkret und verbindlich verpflichten, sofortige Folgeverhandlungen über die Mittelstrekkensysteme kürzerer Reichweite aufzunehmen. Ziel dieser Verhandlungen muß es sein, alle diese Systeme auf ein niedriges Niveau mit gleichen Obergrenzen zu reduzieren. " Lassen Sie mich betonen: Unsere Sorge bezieht sich auf die sowjetische Überlegenheit im militärischen Kräfteverhältnis. Die USA haben in ihrem am 2. März vorgelegten Entwurf eines Abkommens über Mittelstreckenflugkörper größerer Reichweite wie schon 1981/82 als Bündnisposition das Konzept gleicher Obergrenzen im Reichweitenband 500 bis 1 000 Kilometer eingebracht. Die westlichen Besorgnisse über die sowjetische Überlegenheit im Bereich der Mittelstreckenraketen kürzerer Reichweite und das westliche Beharren auf begleitenden Beschränkungen auch für diese Waffensysteme haben Moskau zu einer Antwort bewogen. Generalsekretär Gorbatschow hat in seiner Prager Rede am 13. April dieses Jahres vorgeschlagen, die Erörterung der Frage über eine Verringerung und anschließende Beseitigung der auf dem europäischen Kontinent aufgestellten Raketen mit einer Reichweite von 500 bis 1 000 Kilometer zu beginnen, ohne hiermit den Verlauf und den Ausgang der Beratungen zu dem Problem der Mittelstreckenraketen größerer Reichweite zu verknüpfen. In seinen Gesprächen mit dem amerikanischen Außenminister hat Generalsekretär Gorbatschow wenige Tage später für das Reichweitenband von 500 bis 1 000 Kilometer eine globale Obergrenze von Null als möglich und erreichbar bezeichnet. Nach Unterrichtung über die Ergebnisse der Moskau-Reise von Außenminister Shultz hat die Bundesregierung unverzüglich mit einer eigenen eingehenden Prüfung der sowjetischen Vorschläge begonnen. Am 27. April hat unter meiner Leitung eine Ministerrunde eine erste Bilanz gezogen. Dabei wurde entgegen dem Rat mancher voreiliger Beobachter natürlich keine endgültige Wertung abgegeben. (Lachen und Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)


    (Zuruf von den GRÜNEN: Welcher Vorgänge?)





    (Zuruf von den GRÜNEN: Null!)

    — Ich verstehe wirklich nicht, wie man angesichts der Entwicklung der letzten 14 Tage darüber lachen kann. Sie haben sich in dieser Sache doch blamiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wie richtig diese Linie war, zeigte sich unmittelbar darauf in Genf. Am 27. April führte der sowjetische Delegationsleiter bei Vorlage seines Vertragsentwurfs mündlich aus, über Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite könne entweder im Rahmen eines INF-Abkommens oder auch gesondert verhandelt und beschlossen werden. Dazu schlug er im Reichweitenband von 500 bis 1 000 Kilometer eine auf Europa beschränkte Null-Lösung vor, während er global das Konzept gleicher Obergrenzen vertrat. Er forderte ferner die Einbeziehung der Sprengköpfe auf den Mittelstreckenraketen der Bundeswehr vom Typ Pershing I a, die, wie Sie wissen, im strikten amerikanischen Gewahrsam stehen.
    Die amerikanische Delegation in Genf hat diese mündlichen Darlegungen mit Entschiedenheit zurückgewiesen. Diese Ablehnung wird ausweislich des Beschlusses unseres Bündnisses und insbesondere auch der jüngsten Tagung der Außen- und Verteidigungsminister der Westeuropäischen Union voll und ganz von allen unterstützt. Es ist offenkundig, daß sich zwischen den sowjetischen Erklärungen von Moskau und Genf und den Erläuterungen, die die Bundesregierung und übrigens viele andere gestern in Bonn erhalten konnten, deutliche Unterschiede auftun. Das zeigt doch, meine Damen und Herren, wie berechtigt unsere Erwartung ist, daß die Sowjetunion ihre Position auch zu diesem Bereich schriftlich einbringt.
    Der Genfer Vorschlag überschreitet den Verhandlungsrahmen; denn es geht bei diesem INF-Abkommen ausschließlich um amerikanische und sowjetische Träger- und Abschußvorrichtungen, nicht um Systeme Dritter. Es geht hier um eine ganz prinzipielle Haltung des Westens zu Drittstaatensystemen.
    Die Bundesregierung und ihre Verbündeten werden alle Aspekte der Genfer INF-Verhandlungen und insonderheit der mit einer Null-Lösung in einem Teilbereich der Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite verbundenen Fragen sorgfältig prüfen.
    Meine Damen und Herren, es geht um zu ernste Fragen, als daß wir einfach Propaganda oder unziemlicher Hektik das Feld überlassen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Ich habe betont, mit welcher Behutsamkeit und mit welcher Verantwortung wir den vorgelegten Vertragsentwurf der Sowjetunion zu bewerten haben. Um so mehr gilt: Wir können auf Grund bloßer mündlicher Erläuterungen, deren letzter Sinn nicht präzise feststeht, keine rüstungspolitischen Grundsatzentscheidungen treffen. Wir können nicht auf Grund von Agenturmeldungen im Zentralbereich unserer Sicherheit Weichen stellen.
    Wesentliche Kriterien unserer Entscheidungsfindung sind: Ich habe in meiner Regierungserklärung im März unterstrichen, daß ein baldiger Abschluß eines INF-Abkommens ein sichtbares Zeichen wäre für Ernst und Glaubwürdigkeit der Rüstungskontrollverhandlungen und daß ein wichtiger Impuls von solchen Verhandlungsergebnissen auch auf alle anderen politischen Bereiche ausgehen würde. Wir müssen in Rechnung stellen, daß auch nach Beseitigung der Mittelstreckenwaffen größerer Reichweite in den Bereichen von Nuklearwaffen kürzerer Reichweite sowie der chemischen und der konventionellen Waffen gefährliche Waffenpotentiale verbleiben. Sie bedrohen unser Land, unser Volk und die bei uns stationierten verbündeten Streitkräfte in besonderem Maße.
    Unser Bündnis, meine Damen und Herren, lebt davon und war in Jahrzehnten dadurch erfolgreich, daß Risiken und Lasten bisher immer gemeinsam



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    getragen wurden. Wir sind zutiefst überzeugt, daß es auf der jetzigen entscheidenden Wegstrecke der Rüstungskontrollpolitik darauf ankommt, daß wir fähig sind, in Europa unsere Interessen zu bündeln und mit einer Stimme zu sprechen.
    Wir schätzen gerade in diesen Tagen besonders das großartige Ergebnis der Politik aller Bundesregierungen in diesen Jahrzehnten, die zu unserer engen Freundschaft und Partnerschaft mit Frankreich beigetragen hat. Wir schätzen unser besonders enges Verhältnis zu unseren britischen Freunden und zu unseren Verbündeten und Partnern in der NATO und in der Westeuropäischen Union. Und wir handeln im Bewußtsein der existentiellen Bedeutung unserer Partnerschaft zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Wir handeln in der Verantwortung, die uns unsere Geschichte, unser Gewicht im Bündnis und unsere Lage in der Mitte Europas als geteiltes Land an der Trennlinie der beiden politisch-ideologischen Systeme und militärischen Bündnisse aufgeben.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich verstehe Sie wirklich nicht. Das sind doch eigentlich Sätze, die von jedermann hier geteilt werden müßten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wie weit sind wir eigentlich in der Parlamentsdebatte heruntergekommen, daß Sie nicht einmal mehr solche klaren Selbstverständlichkeiten — gerade für einen Mann wie Helmut Schmidt waren es Selbstverständlichkeiten — ruhig anhören können!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gemäß dem Autrag des Grundgesetzes haben wir das Schicksal aller Deutschen im Auge, und wir sind uns deshalb der besonderen Bedeutung bewußt, die unserem Votum, dem Votum der Bundesrepublik Deutschland, und unserer Haltung zu den in Genf anstehenden Fragen in unserem Bündnis und darüber hinaus zukommt. Deshalb wird die Bundesregierung ihren Entscheidungsprozeß in einer dichten Abfolge von Konsultationen und in wichtigen begleitenden Treffen auf hoher und höchster Ebene voranbringen.
    Ich darf an meine kürzliche Begegnung mit Frau Thatcher vor ihrer Moskau-Reise erinnern, an mein Treffen mit Staatspräsident Mitterrand Ende März, an mein Treffen mit ihm am kommenden Montag in Berlin, an die Konsultationen mit dem französischen Premierminister Jacques Chirac am vergangenen Sonntag, mit dem belgischen Ministerpräsidenten Wilfried Martens gestern und mit dem italienischen Ministerpräsidenten Fanfani in der kommenden Woche. Am Montag wird Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher nach Washington reisen, um mit der amerikanischen Regierung zu konsultieren.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich finde es sehr gut, daß Sie sich so darstellen, wie Sie heute geworden sind.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Weitere Konsultationen, vor allem in den zuständigen Bündnisgremien, stehen an. Sie werden uns die
    Möglichkeit geben, die notwendigen Entscheidungen unseres Bündnisses mitzugestalten, sie zeitgerecht, d. h. in einer nahen Zukunft, zu treffen und damit unserer Verantwortung gerecht zu werden.
    Meine Damen und Herren, in Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle müssen wir schrittweise vorangehen und darauf achten, daß die Dynamik des Prozesses erhalten bleibt, daß der Prozeß fortgeführt werden kann. Es geht darum, alle schwerwiegenden Ungleichgewichte der Rüstungen zu beseitigen, die Stabilität weltweit zu erhöhen und den Frieden für alle sicherer zu machen. Das entspricht unserer Verantwortung, und wir werden uns dieser Verantwortung stellen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit Ende des letzten Weltkrieges sind auf unserem Planeten über 50 000 atomare Sprengköpfe angehäuft worden. Allein in Europa lagern gegenwärtig über 10 000 dieser teuflischen Waffen, mehr als 7 000 davon in den beiden deutschen Staaten. Diese Waffen bedrohen europäische, vor allem aber deutsche Ziele in beiden deutschen Staaten mit einer Zerstörungskraft, die 140 000 Bomben des Typs entsprechen, der vor 42 Jahren Hiroshima vernichtet und über eine Viertel Million Menschen getötet hat. Das ist ein Vieltausendfaches dessen, was genügt, um Europa, in jedem Fall aber Mitteleuropa in eine unbewohnbare Wüste zu verwandeln. Seit Tschernobyl dämmert uns zumindest, was das in der Realität bedeuten würde.
    Einer der ersten, der in dieser Hinsicht einen weltweiten Lernprozeß in Gang gesetzt hat, ist der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara. Ich freue mich, daß er gerade heute auf der Ehrentribüne diese Debatte verfolgt, und entbiete ihm einen herzlichen Gruß.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Lange galt diese Entwicklung als zwangsläufig, ja, als unumkehrbar. Jetzt besteht erstmals seit 1945 die konkrete Chance, diesen Wahnwitz zu stoppen. Mehr noch: Es besteht erstmals die Chance, atomare Waffen nicht weiter anzuhäufen, sondern abzubauen, zu verschrotten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir verdanken diese Chance der Bereitschaft der beiden Weltmächte, für ihre Mittelstreckenraketen in Europa Null-Lösungen zu vereinbaren. Generalsekretär Gorbatschow hat im Zuge dieser Bereitschaft das ursprünglich von ihm proklamierte Junktim zwischen diesen Null-Lösungen und einem amerikanischen Verzicht auf das SDI-Projekt aufgegeben und einen westlichen Vorschlag aufgegriffen, den Helmut Schmidt und Willy Brandt schon zu Beginn der 80er Jahre artikuliert haben. Präsident Reagan hat erfreulicherweise auf diese sowjetische Initiative, auf diese sowjetische Wende positiv reagiert.



    Dr. Vogel
    Wird diese Chance genutzt, dann verschwinden in absehbarer Zeit fast 1 000 Raketen und mehr als 1 500 Sprengköpfe, die auf unser Territorium zielen oder von unserem Territorium auf Ziele in den Ländern des Warschauer Paktes gerichtet sind. Unser Volk, ja, ganz Europa und die Welt könnten aufatmen, wenn das, worauf sich die Weltmächte bereits im Grunde geeinigt haben, geschähe und Wirklichkeit würde.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Das biblische Wort von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden, die Verheißung des Propheten, die die Friedensbewegung zu ihrer Losung gewählt hat, würde wenigstens in einem Teilbereich endlich Wirklichkeit werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Was aber tun Sie, Herr Bundeskanzler, in dieser Situation? Wie reagieren die Sprecher Ihrer eigenen Bundestagsfraktion, allen voran die Herren Dregger und Todenhöfer? Und wie reagiert mit Ihrer Duldung der Herr Bundesverteidigungsminister? Freuen sich die Herren darüber, daß die Null-Lösungen, als deren Haupturheber Sie sich doch immer und auch heute wieder bezeichnet haben, nun Wirklichkeit werden können? Unterstützen Sie mit dem Gewicht der Bundesrepublik das rasche Zustandekommen der Vereinbarungen? Danken Sie Präsident Reagan und Generalsekretär Gorbatschow für deren Verständigungswillen? Das alles hätte man doch von einer Fraktion und insbesondere von einem Bundeskanzler als selbstverständlich erwarten können, die seit Jahren davon reden, sie wollten angeblich Frieden schaffen mit immer weniger Waffen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das tun wir auch!)

    Jetzt ist die Probe auf dieses Wort abzulegen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Aber, Herr Bundeskanzler, Sie reden eben nur davon.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Na also!)

    Sie veranstalten eine Vielzahl von Besprechungen und Koalitionskonferenzen, die alle nur mit Vertagungen, nichtssagenden Floskeln oder der Feststellung enden, Sie wüßten noch gar nicht, worüber Sie eigentlich zu reden hätten, weil weder die Amerikaner noch die Russen Ihnen das bisher genau genug gesagt hätten. Und anschließend reden doch wieder alle, die an diesen Konferenzen teilgenommen haben, über das, was sie angeblich gar nicht kennen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre heutige Erklärung, Herr Bundeskanzler, hat diesen niederdrückenden Eindruck, den Eindruck des Gegeneinander und der Ratlosigkeit nicht korrigiert, sondern erhärtet und unterstrichen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ja, wir haben einen Bundeskanzler erlebt, der von
    diesem Podium aus auch noch stolz darauf ist, daß bei
    all diesen Besprechungen nur Vertagungen und keine Ergebnisse herauskommen.

    (Lachen und Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Jetzt, wo es darauf ankäme, unterstützen Sie die Null-Lösungen nicht, sondern bereiten ihnen immer neue Hindernisse, und Sie stellen immer neue Bedingungen, von denen vorher überhaupt keine Rede war, auch nicht in Ihrer Regierungserklärung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber Sie kommen noch auf Null!)

    Herr Wörner, Herr Dregger, Herr Todenhöfer und Herr Strauß haben gegen die Null-Lösung für die Mittelstreckenraketen größerer Reichweite mit Ihrer Duldung, Herr Bundeskanzler, seit Monaten polemisiert und intrigiert. Und diese Herren werden das selbstverständlich auch nach Ihrer heutigen nichtssagenden Erklärung tun; dafür kennen wir die Herren gut genug.

    (Beifall bei der SPD — Rühe [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn, was Sie da sagen! Völliger Unsinn!)

    Gegen die Null-Lösung für die Raketen kürzerer Reichweite agitieren nicht nur diese Herren, sondern auch Herr Rühe, der sich bisher den Anschein eines Befürworters konkreter Abrüstungs- und Entspannungsschritte gegeben hat. Ja, Herr Wörner hat schon die Beschaffung neuer Raketen dieser Reichweite auf die Tagesordnung gesetzt und träumt davon, daß er die Pershing II wenigstens in Pershing I umwandeln und dann im Lande behalten kann.

    (Rühe [CDU/CSU]: Sie reden nur Unsinn, Herr Vogel, nur Unsinn!)

    Auch Sie selbst, Herr Bundeskanzler, haben die Null-Lösung für die Raketen kürzerer Reichweite heute doch keineswegs befürwortet, sondern in Ihrer Erklärung, soweit Sie nicht überhaupt nur Nebel verbreitet haben, mit einer Vielzahl von Bedenken und Vorbehalten in Frage gestellt.

    (Rühe [CDU/CSU]: Das haben Sie ausnahmsweise richtig verstanden!)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben sich doch in der Vergangenheit bis zum Überdruß, ja, bis an die Grenze der Peinlichkeit Ihrer Freundschaft mit dem amerikanischen Präsidenten gerühmt. Wo bleibt denn jetzt diese Freundschaft? Jetzt fallen Sie dem Präsidenten doch geradezu in den Arm, ja, Sie entsenden Herrn Rühe in die Vereinigten Staaten, damit er dort gegen die Politik des Präsidenten, Ihres Freundes, argumentiert und Stimmung macht.

    (Bahr [SPD]: Sehr wahr! — Seiters [CDU/ CSU] : Irreal! — Lachen und weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Und Sie versuchen, Herr Bundeskanzler, wenn auch bislang erfolglos, eine europäische Fronde gegen den Präsidenten zu formieren. Herr Dregger, lautstark unterstützt von einer Gruppe, die Herr Klein, bevor er Minister wurde, Stahlhelm-Gruppe genannt hat, geht noch einen Schritt weiter und fordert ausgerechnet jetzt die Stationierung zusätzlicher Raketen auf dem Boden der Bundesrepublik, zumindest aber



    Dr. Vogel
    die Öffnung einer Option für solche zusätzlichen Stationierungen, einer Option, die der amerikanische Außenminister erst vor wenigen Tagen zutreffend als ein leeres, inhaltsloses Recht bezeichnet hat.

    (Zuruf der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Was Sie heute über die Obergrenzen gesagt haben, Herr Bundeskanzler, geht doch in die gleiche Richtung. Die Obergrenze, die wir unterstützen, ist null, Null-Lösung auch für diesen Bereich.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Herr Bundeskanzler, gerade nach der Rede, die Sie hier soeben gehalten haben, müssen Sie sich ein paar Fragen gefallen lassen. Was wollen Sie jetzt eigentlich? Wollen Sie sowjetische Abrüstung? Oder wollen Sie westliche Aufrüstung? Wollen Sie mehr, oder wollen Sie weniger Waffen? Wie ernst sind eigentlich Ihre eigenen Abrüstungsvorschläge gemeint?

    (Rühe [CDU/CSU]: Wollen Sie Demagogie, oder wollen Sie wirklich zur Sache sprechen?)

    Noch in Ihrer Regierungserklärung am 18. März haben Sie festgestellt — das darf man Ihnen ja wohl vorlesen — : „Als Sorge bleibt die drückende sowjetische Überlegenheit bei den Mittelstreckenwaffen kürzerer Reichweite. "

    (Rühe [CDU/CSU]: Das hat er selber vorgelesen!)

    Inzwischen will Generalsekretär Gorbatschow diese Waffen und damit die sowjetische Überlegenheit mit diesen Waffen auf Null bringen. Aber statt das zu begrüßen und zu akzeptieren, bringen Sie neue Einwendungen, zögern und lavieren Sie.
    Herr Bundeskanzler, haben Sie Ihre bisherigen Vorschläge eigentlich in der stillen Hoffnung gemacht, die sowjetische Seite werde sie nicht annehmen, sondern immerzu ablehnen? Die Frage drängt sich doch auf.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Oder, gelten eigentlich Ihre Vorschläge immer nur so lange, bis sie von der anderen Seite angenommen sind, und dann werden sie vergessen?
    Allmählich verstärkt sich der Eindruck, Sie und viele in Ihrer Fraktion zitterten insgeheim davor, daß Generalsekretär Gorbatschow auch noch weitere westliche Vorschläge annimmt und sich zu eigen macht. Das ist ein schlimmes Bild. Das zerstört internationale Glaubwürdigkeit in schlimmer Weise. Und — Sie müssen sich darüber im klaren sein — : Ihr Verhalten in den letzten Wochen, insbesondere zur Frage der Null-Lösung bei Raketen kürzerer Reichweite, fordert doch Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Abrüstungswillens geradezu heraus.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Herr Bundeskanzler, Sie setzen sich zugleich immer mehr dem Verdacht aus, daß es Ihnen beim Doppelbeschluß nur um den ersten Teil des Beschlusses ging. Denn in der Logik dieses Beschlusses liegt es doch, die westlichen Raketen wegzunehmen, wenn die östliche Seite ihre Mittelstreckenraketen und das, was sie nachträglich dazugestellt hat, entfernt. Und das will sie doch jetzt. Wer sich dieser Logik widersetzt, gibt zu erkennen, daß der Doppelbeschluß für ihn eben kein Abrüstungsbeschluß, sondern in Wahrheit ein Aufrüstungsbeschluß war.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Sie berufen sich doch sonst ständig auf Helmut Schmidt und weinen Krokodilstränen darüber, daß er nicht mehr im Amt ist; heute wieder; das Bedauern war Ihnen ja direkt anzuspüren. Sie berufen sich dauernd auf ihn. Sie berufen sich — das ist Ihr gutes Recht — auf die Meinungsverschiedenheiten, die in unseren Reihen über den Doppelbeschluß bestanden; etwa darüber, ob es nicht schon im Herbst 1983 die Alternative gegeben hat, für die wir uns damals mit Mehrheit ausgesprochen haben. Warum eigentlich berufen Sie sich heute in der Frage der Null-Lösungen nicht auf Helmut Schmidt?

    (Beifall bei der SPD)

    Die Antwort ist sehr einfach: Weil Helmut Schmidt — in Logik war er Ihnen schon immer überlegen — in der Logik des Doppelbeschlusses bleibt und die NullLösungen, und zwar beide Null-Lösungen ebenso befürwortet, wie es übrigens Georg Leber tut, auf den Sie sich doch auch sonst ständig berufen.

    (Rühe [CDU/CSU]: Das steht nicht im Doppelbeschluß!)

    Sie tun das Gegenteil. Sie geben diese Logik preis und lavieren, statt den zweiten Teil des Beschlusses zu vollziehen, wenn Sie schon auf dieser Grundlage argumentieren und operieren.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was bringen Sie und Ihre Freunde nun eigentlich zur Rechtfertigung dieser widersprüchlichen Haltung, zur Rechtfertigung einer Politik vor, die geeignet ist, uns in Gegensatz zu beiden Weltmächten zu bringen, die unser Land im äußersten Fall mit dem Odium belädt, eine historische Chance nicht genutzt zu haben? Sie sagen, die Null-Lösungen stärkten die Sowjetunion auf dem atomaren Feld. Abgesehen davon, daß Ihnen dies reichlich spät einfällt — denn Sie haben vorher die Null-Lösungen ja selber befürwortet und gefordert — , ist das schlicht und einfach falsch. Die Sowjetunion hätte als Folge der NullLösung deutlich mehr Raketen und Sprengköpfe zu beseitigen als der Westen. Sie wäre also in Zukunft in diesem Bereich eben gerade nicht mehr überlegen. Das sagen Ihnen doch nicht nur Sozialdemokraten, das sagen Ihnen doch die amerikanischen Sachverständigen, die Ihnen inzwischen wie einem störrischen Kind zureden, um Sie auf den Pfad der Vernunft zu bringen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Sie sagen, die Null-Lösungen würden Europa vom amerikanischen Schutz abkoppeln. Aber auch damit



    Dr. Vogel
    widersprechen Sie diametral den Erklärungen der amerikanischen Administration,

    (Rühe [CDU/CSU]: Wer hat denn das gesagt?)

    insbesondere den Äußerungen von Außenminister Shultz und Staatssekretär Perle. Sie widersprechen auch der Erklärung, die Präsident Reagan selber am 29. April abgegeben hat.
    Sind Ihnen denn die Tausende von amerikanischen Nuklearwaffen, darunter luft- und seegestützte Marschflugkörper, atombombenfähige Flugzeuge, atomare Gefechtsfeldwaffen, die auch nach der NullLösung noch in Europa wären, nicht genug?
    Wir Sozialdemokraten sind im Gegenteil der Meinung, daß auch insoweit auf beiden Seiten ein weiterer Abbau möglich und notwendig ist.

    (Beifall bei der SPD und der Abgeordneten Frau Unruh [GRÜNE])

    Aber zur wechselseitigen Totalvernichtung reichen diese Waffen selbst dann noch allzumal, wenn sie drastisch reduziert werden. Also ist dieser Einwand doch selbst für diejenigen abwegig, die anders als wir meinen, der Friede hänge auf Dauer von der glaubwürdigen Fähigkeit zur wechselseitigen Totalvernichtung ab.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das glauben Sie doch selber nicht!)