Rede:
ID1100517300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 76
    1. ich: 4
    2. Frau: 3
    3. Sie: 3
    4. wenn: 2
    5. auch: 2
    6. der: 2
    7. nicht: 2
    8. Ministerin,: 1
    9. kann: 1
    10. ja: 1
    11. Ihre: 1
    12. Absicht: 1
    13. verstehen,: 1
    14. sagen:: 1
    15. Ich: 1
    16. will: 1
    17. die: 1
    18. Beratungsmöglichkeiten: 1
    19. verbessern.: 1
    20. Die: 1
    21. sind: 1
    22. verbesserungswürdig.: 1
    23. Wir: 1
    24. brauchen: 1
    25. viel: 1
    26. mehr: 1
    27. Beratungsstellen.: 1
    28. Aber: 1
    29. alles,: 1
    30. was: 1
    31. sagen,: 1
    32. hat: 1
    33. einen: 1
    34. entscheidenden: 1
    35. Fehler:: 1
    36. Dem: 1
    37. haftet: 1
    38. Geruch: 1
    39. von: 1
    40. Zwang: 1
    41. an\n: 1
    42. \n: 1
    43. Nickels—: 1
    44. ja,: 1
    45. frage: 1
    46. jetzt: 1
    47. —: 1
    48. und: 1
    49. Geruch,: 1
    50. daß: 1
    51. eine: 1
    52. imstande: 1
    53. ist,: 1
    54. selber: 1
    55. zu: 1
    56. entscheiden,: 1
    57. sie: 1
    58. ein: 1
    59. Angebot: 1
    60. hat.: 1
    61. Das: 1
    62. verstehe: 1
    63. nicht.: 1
    64. Da: 1
    65. möchte: 1
    66. gerne: 1
    67. wissen,: 1
    68. ob: 1
    69. andere: 1
    70. Möglichkeiten: 1
    71. auf: 1
    72. freiwilliger: 1
    73. Ebene: 1
    74. dem: 1
    75. vorziehen: 1
    76. würden?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/5 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. März 1987 Inhalt: Wahl der Schriftführer — Drucksache 11/58 (neu) — 137 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Dr. Apel SPD 137 B Carstens (Emstek) CDU/CSU 144 D Frau Vennegerts GRÜNE 148 C Dr. Solms FDP 150D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 155A Dr. Spöri SPD 164A Krollmann, Staatsminister des Landes Hessen 166C Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . . . 171 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 177 B Mischnick FDP 178 C Dr. Hauff SPD 180D Dr. Laufs CDU/CSU 184 B Frau Garbe GRÜNE 186D Baum FDP 188D Frau Rust GRÜNE 191 A Weiermann SPD 193A Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 195A, 221 B Frau Unruh GRÜNE 206 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 207 A Frau Fuchs (Köln) SPD 210B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 216B Floss GRÜNE 219C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 222 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG . 225 C Frau Wilms-Kegel GRÜNE 231B Dr. Hirsch FDP 232 C, 246 D Frau Verhülsdonk CDU/CSU 233 D Dr. Penner SPD 236 A Dr. Miltner CDU/CSU 241 A Wüppesahl GRÜNE 244 C Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 249B Namentliche Abstimmungen 192D Ergebnisse 203 A, 204 C Präsident Dr. Jenninger 149 B Vizepräsident Cronenberg 244 B Vizepräsident Frau Renger 219B, 246C Nächste Sitzung 251 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 252 * A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1987 137 5. Sitzung Bonn, den 19. März 1987 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amling 20. 3. Egert 19. 3. Frau Eid 20. 3. Dr. Götz 20. 3. Grünbeck 20. 3. Grüner 19. 3. Grunenberg 20. 3. Haack (Extertal) 19. 3. Klein (München) 20. 3. Kolb 20. 3. Lenzer * 20. 3. Frau Dr. Martiny-Glotz 20. 3. Dr. Mertens (Bottrop) 19. 3. Reuschenbach 20. 3. Dr. Rumpf ' 20. 3. Seehofer 20. 3. Frau Simonis 19. 3. Strauß 20. 3. Frau Trenz 20. 3. Dr. Wieczorek 20. 3. Frau Dr. Wilms 19. 3. Frau Zutt 20. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


Rede von Christa Nickels
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frau Ministerin, ich kann ja Ihre Absicht verstehen, wenn Sie sagen: Ich will die Beratungsmöglichkeiten verbessern. Die sind auch verbesserungswürdig. Wir brauchen viel mehr Beratungsstellen. Aber alles, was Sie sagen, hat einen entscheidenden Fehler: Dem haftet der Geruch von Zwang an

(Zurufe von der CDU/CSU: Fragen!)




Frau Nickels
— ja, ich frage jetzt — und auch der Geruch, daß eine Frau nicht imstande ist, selber zu entscheiden, wenn sie ein Angebot hat. Das verstehe ich nicht. Da möchte ich gerne wissen, ob Sie nicht andere Möglichkeiten auf freiwilliger Ebene dem vorziehen würden?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rita Süssmuth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich denke, in einer so wichtigen Angelegenheit — und hier passiert nichts anderes, aber Wichtiges, was Verfassungsgerichtsurteil und Gesetz festlegen — , wenn es um die Entscheidung über Leben und Tod geht, dann kann ich nicht sagen: Ich entscheide freiwillig über Leben und Tod;

    (Gerstein [CDU/CSU]: Richtig!)

    sondern dann geht es darum, daß diese Entscheidung sehr sorgfältig abgewogen wird und daß daran mehrere beteiligt sind. So sehen es Gesetz und Verfassungsgerichtsurteil vor.

    (Frau Schoppe [GRÜNE]: Sie unterstellen den Beratungsstellen eine grundgesetzdefizitäre Beratungsmentalität!)

    — Also, ich unterstelle gar nichts, und ich unterstelle keiner Beratungseinrichtung, die auf der Grundlage von Gesetz und Verfassungsgerichtsurteil berät, irgendein Defizit gegenüber den bestehenden rechtlichen Tatbeständen. Das möchte ich noch einmal ausdrücklich festhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Sagen Sie das mal Herrn Kroll-Schlüter!)

    Sie haben eben davon gesprochen: Es gibt eine Meinungsvielfalt in Ihrer Partei, und es gibt eine Meinungsvielfalt in unserer Partei. Es gehört aber auch zugleich dazu zu sagen, daß es in der Frage des Umgangs mit dem § 218 auch Mißbrauchstatbestände gibt.

    (Frau Schoppe [GRÜNE]: Woher wissen Sie das, Frau Süssmuth?)

    Wenn alles dies nicht mehr zur Sprache kommen darf, dann leben wir mit unterschiedlichen Auffassungen. Diese müssen dann zur Sprache gebracht werden.
    Ich denke, daß es hier weniger um die Frage geht, daß die Beratung verbessert wird.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Die Zwangsberatung!)

    — Ja, eben, Sie möchten, daß die Beratung beim Schwangerschaftskonflikt ganz entfällt, und das ist außergesetzlich.

    (Widerspruch bei den GRÜNEN — Gegenrufe von der CDU/CSU — Frau Unruh [GRÜNE]: Ihr Männer, seid doch ruhig!)

    — Erstens ist keine Frau gezwungen, es steht den Frauen völlig frei, ob sie zur Diakonie, Caritas oder zu Pro Familia gehen.

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Noch!)

    Zweitens steht ihnen sogar in den meisten Fällen ein Angebot an unterschiedlichen Beraterinnen, Ärzten und Ärztinnen frei.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Vielleicht täte es die Freundin ja auch!)

    — Hier sind wir unterschiedlicher Auffassung. Auf Grund der gesetzlichen Grundlagen ist es eine Beratung in einer anerkannten Beratungsstelle. So sieht es das Gesetz vor.
    Ich möchte jedenfalls hoffen, daß an Stelle von Unterstellungen, es handele sich hier um Zwangsmaßnahmen gegen Frauen, der Gedanke Platz greift, daß es um die Verbesserung von Beratung, um mehr Chancen für das geborene und ungeborene Leben geht und daß Frauen und ungeborene Kinder unteilbare Einheiten sind.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Dann hätten wir nichts dagegen, wenn es so wäre; aber es ist nicht so!)

    — Woher Sie diese Behauptung nehmen, möchte ich zunächst erst einmal wissen. Jedenfalls ist das die Beratungsintention und die Intention zur Verbesserung der Beratung.
    Ich möchte abschließend noch auf einen Punkt kommen, der mir sehr wichtig zu sein scheint und wo offenbar die Übereinkunft größer ist als in anderen Punkten. Ich meine die bedrohliche Krankheit AIDS. Wir haben in den Koalitionsvereinbarungen festgelegt, daß alle Möglichkeiten der Aufklärung, der Beratung, der stationären medizinischen Hilfen und der Verbesserung der ambulanten Hilfen durch ein Sofortprogramm des Bundes, wodurch Länder und Kommunen entlastet werden, umfänglich vorgesehen und umgesetzt werden.
    Ich möchte an alle Frauen und Männer hier im Parlament appellieren, daß wir bei der weiteren Bekämpfung der Krankheit — es geht darum: AIDS muß niemand bekommen, wenn ich von den Fällen absehe, die sich durch Blutpräparate in den Jahren zuvor infiziert haben — sehen, es geht entscheidend darum, daß wir diese Krankheit vermeiden und die Infektionskette durchbrechen. Hier kommt kein Staat ohne Eigenverantwortlichkeit der Bürger aus. Es kommt aber auch kein Staat ohne das bewußte Zusammenleben von Kranken und Nichtkranken, Gesunden und Infizierten aus. Deswegen ist ganz entscheidend, daß
    — neben den Maßnahmen der Hilfe für die Kranken und des Schutzes der Gesunden — unsere Gesellschaft hier die Nagelprobe besteht, daß wir nicht ausgrenzen, sondern lernen, als Kranke und als Gesunde zusammen zu leben.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Ich fürchte, daß wir hier eine Menge an Bewährungsproben zu bestehen haben, und hoffe, daß wir den gemeinschaftlich festgelegten Weg — auch mit Maßnahmen zur besseren Erfassung und zur Anwendung des Seuchengesetzes dort, wo es notwendig ist
    — beschreiten können. Ich unterstreiche dabei noch einmal: Es kann nicht angehen, daß wir in Fällen, in denen rücksichtslos und verantwortungslos gehandelt wird, die Augen zumachen und die Weiterverbreitung



    Bundesminister Frau Dr. Süssmuth
    der tödlichen Krankheit in Kauf nehmen. Dies kann nicht angehen, aber entscheidend ist, daß wir es schaffen, auf dem Wege der Aufklärung Eigenverantwortlichkeit zu praktizieren und denen, die betoffen sind, zu helfen.

    (Zuruf von der SPD: Sagen Sie das einmal Herrn Waigel und Herrn Gauweiler!)

    — Ich brauche Herrn Waigel hier überhaupt nicht anzuschauen; er weiß, was vernünftig und notwendig ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich möchte meine Ausführungen mit der Aussage beschließen: Politik braucht Zukunftsvisionen aber ich glaube, daß wir in der Familien- und Frauenpolitik keine neuen Visionen brauchen. Was wir brauchen, sind konsequente Schritte zur Umsetzung der von uns als notwendig erkannten Maßnahmen.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Ich glaube, daß wir in den Koalitionsvereinbarungen dazu bereits einen entscheidenden Beitrag geleistet haben,

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Wir werden es sehen!)

    und wir werden dies auch in die Tat umsetzen. Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)