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    Plenarprotokoll 10/254 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 254. Sitzung Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 19788 D Aktuelle Stunde betr. Einsatz des Bundesgrenzschutzes bei der verbotenen AntiAtomkraftwerk-Konferenz am 29./30. November 1986 in Regensburg Ströbele GRÜNE 19777 B Fellner CDU/CSU 19778 B Stiegler SPD 19779 C Dr. Hirsch FDP 19780 C Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 19781 B Reuter SPD 19782 C Broll CDU/CSU 19783 D Catenhusen SPD 19784 D Dr. Olderog CDU/CSU 19785 D Schäfer (Offenburg) SPD 19787 B Weirich CDU/CSU 19788 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung des Terrorismus — Drucksache 10/6286 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/6635 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zu den Grenzkontrollen zur Bekämpfung des Terrorismus — Drucksache 10/6276 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung der von den Abgeordneten Dr. Miltner, Dr. Laufs, Broll, Fellner, Dr. Blank, Dr. Blens, Clemens, Gerlach (Obernau), Dr. Göhner, Kalisch, Krey, Dr. Warrikoff, Dr. Olderog, Regenspurger, Schmidbauer, Weirich, Weiß und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Hirsch, Baum, Kleinert (Hannover), Beckmann, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP und der Bundesregierung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes, des Verwaltungsverfahrensgesetzes, des Bundesverfassungsschutzgesetzes und des Straßenverkehrsgesetzes — aus Drucksachen 10/4737, 10/5343 — Erste Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/6613 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/6636 — Eylmann CDU/CSU 19789 C Dr. de With SPD 19792 B Kleinert (Hannover) FDP 19794 B Mann GRÜNE 19796 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 19798 C Wartenberg (Berlin) SPD 19799 C Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 19802 A Dr. Hirsch FDP 19803 B II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 Engelhard, Bundesminister BMJ . . . . 19804 B Dr. Emmerlich SPD 19805 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes — Drucksache 10/5533 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (21. Ausschuß) — Drucksache 10/6656 — Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . 19808 C Kiehm SPD 19809 A Baum FDP 19810 D Frau Hönes GRÜNE 19812A Dr. Göhner CDU/CSU 19814C Namentliche Abstimmung 19816 D Nächste Sitzung 19818 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 19819*A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Punkt 20 der Tagesordnung (Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes) (Bernrath [SPD]) 19819* D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 19820* A Anlage 4 Innerdeutsche Gespräche über die Bekämpfung des internationalen Terrorismus, insbesondere syrischer Aktivitäten MdlAnfr 5 28.11.86 Drs 10/6593 Voigt (Frankfurt) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . 19821* B Anlage 5 Besuch des Regierenden Bürgermeisters Diepgen in Ostberlin angesichts des jüngsten Mords an der Berliner Mauer MdlAnfr 6 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Abelein CDU/CSU SchrAntw StSekr Rehlinger BMB . . 19821*C Anlage 6 Anhebung des Kohlepfennigs in der laufenden Wahlperiode; Vorbehalt der Bundesregierung bei der Vereinbarung mit der Ruhrkohle AG und den Saarbergwerken AG über die Kokskohlenexporte MdlAnfr 32, 33 28.11.86 Drs 10/6593 ReuschenbachSPD SchrAntw PStSekr Dr. Sprung BMWi . 19821* D Anlage 7 Transport amerikanischer Kriegswaffen durch die Lufthansa in den Iran MdlAnfr 34 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Simonis SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sprung BMWi . 19822*A Anlage 8 Agrarimporte 1985 und 1986 aus Polen; Anteil an den Importen aus den RGW-Mitgliedstaaten MdlAnfr 37, 38 28.11.86 Drs 10/6593 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . 19822* B Anlage 9 Erhaltung der Miesmuschelfischerei an der Nordseeküste MdlAnfr 41, 42 28.11.86 Drs 10/6593 Tietjen SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . 19823*A Anlage 10 Behandlung von dem Wehrdienst fernbleibenden, nicht anerkannten Kriegsdienstverweigerern; Mehrfachbestrafung von Kriegsdienstverweigerern MdlAnfr 43 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 19823* B Anlage 11 Überprüfung alternativer Standorte für die Erweiterung des Flugplatzes Söllingen; Bau einer Versuchsanlage für die C-Abwehr MdlAnfr 44, 45 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 19823* D Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 III Anlage 12 Weiterführung und Finanzierung des 1986 auslaufenden Bundesmodells „Aufsuchende Sozialarbeit für betäubungsmittelabhängige Straftäter (ASS)" MdlAnfr 46, 47 28.11.86 Drs 10/6593 Antretter SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 19824* B Anlage 13 Zusatz von Traubenmostkonzentrat bei der Herstellung von Wein; Einführung einer Mengenbeschränkung MdlAnfr 48 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 19824* D Anlage 14 Stellenvermehrung im Bundesamt für den Zivildienst MdlAnfr 49 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 19825* B Anlage 15 Durchführung des HIV-Antikörpertests bei ausländischen Bürgern, insbesondere aus Zentralafrika, ohne deren Wissen MdlAnfr 51 28.11.86 Drs 10/6593 Rusche GRÜNE SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 19825* C Anlage 16 Gründe für das Festhalten an den Untersuchungen von Schlachtgeflügel beim Erzeuger; Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten deutscher Erzeuger MdlAnfr 54 28.11.86 Drs 10/6593 Immer (Altenkirchen) SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 19825* D Anlage 17 Einrichtung von Parkplätzen für Fahrgemeinschaften an Autobahnauffahrten MdlAnfr 55 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19826* B Anlage 18 Einrichtung weiterer Haltepunkte auf den Schienenstrecken der Bundesbahn, insbesondere in Westfalen und Lippe MdlAnfr 56, 57 28.11.86 Drs 10/6593 Becker (Nienberge) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19826* B Anlage 19 Mangel an qualifizierten Lokomotivführern; Abbau des hohen Überstundenbestandes bei dieser Berufssparte MdlAnfr 58, 59 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19826* D Anlage 20 Verzicht auf die Zahlung des Intercity-Zuschlags bei Besuchern aus der DDR MdlAnfr 60, 61 28.11.86 Drs 10/6593 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19827*A Anlage 21 Belastung der deutschen Transportunternehmen durch die beabsichtigte Erhöhung der Maut-Gebühren für die Autobahnbenutzung in Österreich MdlAnfr 62, 63 28.11.86 Drs 10/6593 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19827* B Anlage 22 Gewalttätigkeiten gegen deutsche LkwFahrer beim mehrtägigen Streik des italienischen Transportgewerbes MdlAnfr 64, 65 28.11.86 Drs 10/6593 Zierer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19827* D Anlage 23 Beauftragung der Lufthansa mit der Beförderung von Kriegswaffen durch die USA im Rahmen des geheimen Waffengeschäfts mit dem Iran; Antrag nach § 4 des Kriegswaffenkontrollgesetzes MdlAnfr 66, 67 28.11.86 Drs 10/6593 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19828*A IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 Anlage 24 Genehmigung von Kriegswaffen- bzw. Rüstungsgüterlieferungen nach Iran und Irak MdlAnfr 68 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Simonis SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19828* B Anlage 25 Anforderungen an das Crash-Verhalten von in der Bundesrepublik Deutschland hergestellten Personenkraftwagen; Einführung als Kriterium für die Zulassung zum Straßenverkehr MdlAnfr 69, 70 28.11.86 Drs 10/6593 Heistermann SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 19828* C Anlage 26 Kosten der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke und Investitionskosten pro Kilowatt installierter Leistung bei Flußkraftwerken MdlAnfr 76 28.11.86 Drs 10/6593 Engelsberger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . 19828* D Anlage 27 Schaffung neuer Forschungseinrichtungen; Berücksichtigung des Saarlandes bei der Standortentscheidung MdlAnfr 79, 80 28.11.86 Drs 10/6593 Brück SPD SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . 19829* A Anlage 28 Versendung von Publikationen der Bundestagsparteien an die deutschen diplomatischen Vertretungen MdlAnfr 81 28.11.86 Drs 10/6593 Rusche GRÜNE SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 19829* B Anlage 29 Angabe des Datums der „Auswanderung" aus der VR Polen bei Visaanträgen von Deutschen, die in die Volksrepublik Polen reisen wollen; Verwendung der deutschen Bezeichnung der Geburtsorte bei vor 1945 geborenen Antragstellern in ihrem Antrag auf Entlassung aus der polnischen Staatsangehörigkeit MdlAnfr 82, 83 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 19829* C Anlage 30 Initiativen der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Ermordung von Oberstleutnant Dick an der tschechischen Grenze MdlAnfr 84 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Abelein CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 19829* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19777 254. Sitzung Bonn, den 5. Dezember 1986 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 5. 12. Amling 5. 12. Antretter * 5. 12. Austermann 5. 12. Bahr 5. 12. Dr. Barzel 5. 12. Berger * 5. 12. Böhm (Melsungen) " 5. 12. Büchner (Speyer) * 5. 12. Bueb 5. 12. Buschfort 5. 12. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 12. Dr. Dollinger 5. 12. Dr. Ehrenberg 5. 12. Eickmeyer 5. 12. Dr. Enders * 5. 12. Engelsberger 5. 12. Ertl 5. 12. Frau Fischer * 5. 12. Francke (Hamburg) 5. 12. Gansel 5. 12. Gerstl (Passau) * 5. 12. Grunenberg 5. 12. Haase (Fürth) * 5. 12. Haar 5. 12. von Hammerstein 5. 12. Haungs 5. 12. Dr. Haussmann 5. 12. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 5. 12. Heyenn 5. 12. Dr. Hornhues 5. 12. Ibrügger 5. 12. Jäger (Wangen) 5. 12. Jansen 5. 12. Jaunich 5. 12. Jungmann 5. 12. Kittelmann * 5. 12. Dr. Klejdzinski * 5. 12. Klose 5. 12. Dr. Köhler (Wolfsburg) 5. 12. Kohn 5. 12. Kroll-Schlüter 5. 12. Kuhlwein 5. 12. Lemmrich * 5. 12. Lenzer * 5. 12. Frau Dr. Lepsius 5. 12. Frau Dr. Martiny-Glotz 5. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 5. 12. Dr. Müller * 5. 12. Nagel 5. 12. Neumann (Bramsche) 5. 12. Frau Pack * 5. 12. Paintner 5. 12. Reddemann * 5. 12. Reschke 5. 12. Reuschenbach 5. 12. Frau Roitzsch (Quickborn) 5. 12. Dr. Rumpf * 5. 12. Dr. Scheer * 5. 12. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schlaga 5. 12. Schlatter 5. 12. Frau Schmedt (Lengerich) 5. 12. Dr. Schmidt (Gellersen) 5. 12. Schmidt (Hamburg) 5. 12. Schmidt (Hamburg-Neustadt) 5. 12. Schmidt (München) * 5. 12. Frau Schmidt (Nürnberg) 5. 12. Schulte (Menden) 5. 12. Schulte (Unna) * 5. 12. Frau Dr. Segall 5. 12. Frau Simonis 5. 12. Dr. Soell * 5. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 5. 12. Dr. Spöri 5. 12. Stobbe 5. 12. Dr. Stoltenberg 5. 12. Tischer 5. 12. Voigt (Frankfurt) 5. 12. Voigt (Sonthofen) 5. 12. Vosen 5. 12. Dr. Wieczorek 5. 12. Wieczorek (Duisburg) 5. 12. Wimmer 5. 12. Wissmann 5. 12. Dr. Wulff * 5. 12. Zierer * 5. 12. Zutt * 5. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Punkt 20 der Tagesordnung (Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes) *) Bernrath (SPD): Bei dem Entwurf geht es in erster Linie um die Zuordnung des Amtes für Hochschullehrer usw. Außerdem sind notwendige Regelungen zum Beamtenversorgungsgesetz usw. angefügt worden. Die SPD-Fraktion stimmt diesen Regelungen zu. Sie verweist aber auch darauf, daß sie im Innenausschuß eine Reihe notwendiger weiterer Verbesserungen beantragt hat. Alle Anträge sind von den Koalitionsfraktionen abgelehnt worden. Dieses Vorgehen der Koalition fügt sich nahtlos in die Reihe zahlreicher Täuschungen der Öffentlichkeit durch die Koalition ein. Beispielsweise sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß die Koalitionsabgeordneten sozusagen bis zur letzten Stunde Entlastungen zu § 55 in Aussicht gestellt haben. Tatsächlich aber wurden unsere diesbezüglichen Anträge abgelehnt. Geradezu skandalös erscheint die Weigerung der Bundesregierung, die von allen Fraktionen *) Vgl. 253. Sitzung, Seite 19768 C 19820* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 gewünschte Darstellung der weiteren dienstrechtlichen Entwicklung zum öffentlichen Dienst vorzulegen. Es gibt keine Zweifel daran, daß Versprechungen vielfältiger Art nicht eingelöst, die Beamten getäuscht und hingehalten worden sind. Wir stellen damit fest, daß außer leeren Worten für den öffentlichen Dienst nichts getan worden ist. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. November 1986 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für institutionelle Anleger Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen Gesetz über die Verlängerung einer vorläufigen Ausbildungsregelung bei den Berufen des Masseurs, des Masseurs und medizinischen Bademeisters und des Krankengymnasten Erstes Gesetz zur Änderung des Berufsbildungsförderungsgesetzes Gesetz zur Änderung von Kostengesetzen Gesetz über weitere Maßnahmen auf dem Gebiet des Versorgungsausgleichs Erstes Gesetz zur Verbesserung der Stellung des Verletzten im Strafverfahren (Opferschutzgesetz) Zweites Gesetz zur Änderung des Fahrpersonalgesetzes Gesetz zu dem Übereinkommen vom 1. Juni 1972 zur Erhaltung der antarktischen Robben Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 2. November 1984 zum Abkommen vom 30. April 1964 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei über Soziale Sicherheit und zu der Vereinbarung vom 2. November 1984 zur Durchführung des Abkommens Gesetz zu dem Vertrag vom 14. November 1983 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien über die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Vergleichen sowie vollstreckbaren öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen Gesetz zu dem Vertrag vom 2. November 1983 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Panama über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 16. März 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und St. Lucia über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz über das Baugesetzbuch Zweites Rechtsbereinigungsgesetz Gesetz zur Einführung eines neuen Marktabschnitts an den Wertpapierbörsen und zur Durchführung der Richtlinien des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 5. März 1979, vom 17. März 1980 und vom 15. Februar 1982 zur Koordinierung börsenrechtlicher Vorschriften (Börsenzulassungs-Gesetz) Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG) Erstes Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes Zu den fünf letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: Zum Gesetz über das Baugesetzbuch Der Bundesrat erwartet, daß sich die Bundesregierung bis zum Inkrafttreten des Gesetzes über das Baugesetzbuch zu einer angemessenen Regelung über den Ausgleich der entfallenen Bundesmittel für den Städtebau bereit erklärt. Der Bundesrat nimmt dazu Bezug auf Nummer 4 seines Beschlusses zum Finanzplan des Bundes 1986 bis 1990 vom 26. September 1986 (Drucksache 351/86 [Beschluß]) und auf den Beschluß der Ministerpräsidentenkonferenz vom 1. bis 3. Oktober 1986 zu Punkt 2 a der Tagesordnung und erwartet eine ständige Ausgleichsleistung des Bundes an die Länder, die eine bedarfsgerechte Städtebauförderung durch die Länder mindestens im bisherigen Umfang gewährleistet. 17. Zum Zweiten Rechtsbereinigungsgesetz Der Bundesrat stellt fest, daß eine Anhebung des auf die Länder entfallenden Rahmens für Kassenkredite der Länder dringend geboten ist. Er verweist hierzu auf seine Stellungnahme vom 18. April 1986 zum Entwurf eines Zweiten Rechtsbereinigungsgesetzes (Ziff. 10). Der Bundesrat bedauert, daß der Deutsche Bundestag dem Vorschlag des Bundesrates zu einer Erhöhung des Kassenkreditplafonds nicht gefolgt ist. Er verzichtet jedoch auf eine Anrufung des Vermittlungsausschusses, nachdem der Bundesminister der Finanzen weitere Gespräche zwischen ihm, dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank und den Finanzministern der Länder für das erste Halbjahr 1987 mit dem Ziel einer befriedigenden Lösung vorgeschlagen hat. Der Bundesrat bittet den Bundesminister der Finanzen, rechtzeitig zu diesen Gesprächen einzuladen. 18. Zum Gesetz zur Einführung eines neuen Marktabschnitts an den Wertpapierbörsen und zur Durchführung der Richtlinien des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 5. März 1979, vom 17. März 1980 und vom 15. Februar 1982 zur Koordinierung börsenrechtlicher Vorschriften (Börsenzulassungs-Gesetz) Der Bundesrat weist darauf hin, daß auch nach der Verabschiedung des Börsenzulassungs-Gesetzes der Ordnungsrahmen für das deutsche Börsenwesen dringend überarbeitungsbedürftig ist. Er bittet daher die Bundesregierung um Prüfung, welche zusätzlichen Änderungen des Börsenrechts erforderlich sind, um das deutsche Börsenwesen den aktuellen Anforderungen anzupassen. Die weitere Integration der deutschen Börsen in die internationalen Märkte ist unter dem Gesichtspunkt der wachsenden Konkurrenz ausländischer Börsenplätze eine vordringliche Aufgabe. Zahlreiche börsenpolitische und -strukturelle Probleme müssen in diesem Zusammenhang gelöst werden. Beispielhaft sei verwiesen auf die wettbewerbsverzerrende Börsenumsatzsteuer, das Makler- und Maklergebührenrecht, das Zulassungswesen, das Kassenvereinswesen und den Einsatz der Computertechnik. 19. Zum Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG) Der Bundesrat begrüßt grundsätzlich das Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG). Der Bundesrat hatte mit Beschluß vom 24. Mai 1985 — Drucksache 140/85 (Beschluß) — vorgeschlagen, auch GmbH-Unternehmensbeteiligungsgesellschaften zuzulassen, die sich auch über die Ausgabe von Genußscheinen refinanzieren können und gleichwertigen Beschränkungen unterliegen wie die im Gesetz vorgesehenen AG-Unternehmensbeteiligungsgesellschaften; außerdem sollte sichergestellt werden, daß auch bereits bestehende Unternehmensbeteiligungsgesellschaften in GmbH-Form in den Geltungsbereich des Gesetzes einbezogen werden. Bundesregierung und Bundestag haben diesem grundlegenden, einstimmig gefaßten Anliegen des Bundesrates jedoch nicht entsprochen. Der Bundesrat möchte zwar aus diesem Grunde seine Zustimmung nicht verweigern, hält jedoch dieses Anliegen für so bedeutsam, daß es in der nächsten Legislaturperiode wieder aufgegriffen werden soll. Der Bundesrat hat deshalb die Absicht, in der nächsten Legislaturperiode einen entsprechenden Gesetzentwurf mit der genannten Zielsetzung beim Deutschen Bundestag einzubringen. 20. Zum Ersten Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19821* Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, im Zusammenhang mit der ohnehin beabsichtigten Novellierung anderer Abschnitte des Bundesnaturschutzgesetzes zu prüfen, ob weitere Verbesserungen des Arten- und Biotopschutzes möglich sind. Dies gilt insbesondere für folgende Bereiche: — Die Bundesregierung wird gebeten, ein dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterstelltes Bundesamt oder eine vergleichbare selbständige Bundesbehörde für internationalen Artenschutz unverzüglich einzurichten und ihm die Aufgaben der Vollzugsbehörde des Bundes hinsichtlich der Ein- und Ausfuhrgenehmigungen zu übertragen. Dieses Bundesamt soll zugleich die Aufgaben der wissenschaftlichen Bundesbehörde im Sinne des Washingtoner Artenschutzübereinkommens entsprechend dem Vorbild anderer Mitgliedstaaten wahrnehmen; es sollte mit dem erforderlichen wissenschaftlichen Personal ausgestattet werden. Das derzeit mit diesen Aufgaben betraute Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft dürfte nach seiner Personalstruktur kaum in der Lage sein, den laufend gestiegenen Anforderungen des internationalen Artenschutzes gerecht zu werden. — Errichtung einer Stiftung des Bundes zur Förderung des internationalen Arten- und Biotopschutzes, nachdem fast alle Länder leistungsfähige Stiftungen oder ähnliche Einrichtungen auf dem Gebiet des Naturschutzes geschaffen haben. Es dürfte auch dem wohlverstandenen Interesse der exportorientierten Wirtschaft dienen, wenn sich die Bundesrepublik Deutschland an internationalen Arten-und Biotopschutzprogrammen finanziell beteiligt. Eine solche Einrichtung läßt auch raschere Fortschritte bei der Umsetzung des Bonner Übereinkommens vom 23. Juni 1979 erwarten, das speziell auf den staatenübergreifenden Schutz der wandernden Tierarten ausgerichtet ist. Die verstärkten Schutzbemühungen der Länder können bei den wandernden Tierarten auf Dauer nur dann ihre volle Wirksamkeit entfalten, wenn der Aufbau eines interkontinentalen Biotopverbundsystems rascher vorankommt. — Ausschöpfen insbesondere auch aller organisatorischen Möglichkeiten, damit der vielfach international organisierte illegale Handel mit den vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten unterbunden wird. — Verbesserung der Schutzbestimmungen für solche wildlebenden Tier- und Pflanzenarten, die vorwiegend durch den Rückgang ihrer angestammten Lebensräume gefährdet sind. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Frage des Abgeordneten Voigt (Frankfurt) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 5): Hat die Bundesregierung mit der DDR auf der Grundlage des Schlußdokuments der KVAE, das gegenseitige Hilfeleistung bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus vorsieht, Gespräche geführt, um sicherzustellen, daß künftig von syrischen Stellen in Ost-Berlin keine terroristischen Aktivitäten auf Westberliner Boden mehr vorbereitet oder durchgeführt werden? Die Bundesregierung hat bereits im Mai d. J. als Reaktion auf verschiedene Anschläge, insbesondere auf das Büro der deutsch-arabischen Gesellschaft in Berlin-Kreuzberg, gegenüber der DDR dieses Thema aufgenommen. Diese Gespräche sind weitergeführt worden — zuletzt vergangene Woche in Bonn. Weitere Gespräche sind vorgesehen. Die Bundesregierung nutzt jede Möglichkeit, um terroristische Aktivitäten wirkungsvoll zu bekämpfen. Sie geht dabei davon aus, daß der Kampf gegen den Terrorismus eine gemeinsame Aufgabe aller Staaten ist, wie dies auch in Punkt 25 des Schlußdokuments der KVAE vom 19. September 1986 zum Ausdruck gekommen ist. Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Rehlinger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Abelein (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Frage 6): Hält die Bundesregierung nach dem jüngsten Mord an der Berliner Mauer einen Besuch des Regierenden Bürgermeisters Diepgen in Ost-Berlin für zweckmäßig? Die Bundesregierung hat unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, daß ein so schrecklicher Vorfall, wie die jüngste kaltblütige Tötung eines wehrlosen Menschen, der nur von seinem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch machen wollte, die innerdeutschen Beziehungen sehr belastet. Davon können auch Überlegungen über Gespräche mit den Verantwortlichen in der DDR nicht unberührt bleiben. Die Entscheidung über die Annahme von Einladungen zu Veranstaltungen anläßlich der 750-JahrFeier von Berlin werden im Hinblick auf den besonderen Rechtsstatus Berlins der Regierende Bürgermeister und der Senat von Berlin nach Absprache mit den drei alliierten Schutzmächten und der Bundesregierung rechtzeitig treffen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sprung auf die Fragen des Abgeordneten Reuschenbach (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 32 und 33): Wird die Bundesregierung die nach den Haushaltsgrundsätzen gebotene Korrektur des Kohlepfennigs unverzüglich, d. h. noch in der laufenden Legislaturperiode, vornehmen, oder will sie die Wähler über das notwendige Ausmaß der Anhebung bis nach den Bundestagswahlen am 25. Januar 1987 im unklaren lassen? Warum hat die Bundesregierung es unterlassen darauf hinzuweisen, daß die Vereinbarung mit der Ruhrkohle AG und den Saarbergwerken AG in Tz. 62 des Energieberichts unter dem Vorbehalt steht, „die Exporte abzubauen und ab 1991 keine entsprechenden Anträge mehr auf Kokskohlenbeihilfen zu stellen", soweit dies sozialverträglich und beschäftigungspolitisch möglich ist, und bedeutet das, daß sie sich an diesen Teil der Vereinbarung nicht mehr gebunden fühlt? Zu Frage 32: Wie der Bundesminister für Wirtschaft bereits bei den Haushaltsberatungen erklärt hat, wird die Bundesregierung keine Korrektur des Abgabesatzes noch in dieser Legislaturperiode vorschlagen. Das ungefähre Ausmaß der aufgrund des Fehlbetrages aus 1986 notwendigen Anhebung ist in der Antwort zu Frage 29 des Abgeordneten Stahl (Kempen), beziffert worden. Es kann also keine Rede davon sein, daß die Bundesregierung die Wähler 19822* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 über das Ausmaß der notwendigen Anhebung im unklaren lassen wolle. Zu Frage 33: Die Bundesregierung steht weiterhin zu der mit der Ruhrkohle AG und den Saarbergwerken AG getroffenen Vereinbarung. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sprung auf die Frage der Abgeordneten Frau Simonis (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 34): Hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr Genehmigungen nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz bzw. Außenwirtschaftsgesetz für Kriegswaffen bzw. Rüstungsgüter in bezug auf den Iran und Irak erteilt oder bestehende Genehmigungen verlängert? Nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz sind im vergangenen Jahr keine Exportgenehmigungen in bezug auf Iran und Irak erteilt worden. Dem hätte bereits der obligatorische Versagungsgrund nach § 6 Abs. 3 Nr. 1 des Kriegswaffenkontrollgesetzes, nämlich Gefahr der Verwendung der zu liefernden Kriegswaffen bei einer friedenstörenden Handlung, entgegengestanden. Im Juni 1985 wurde jedoch die Gültigkeit der im Jahre 1978 erteilten Genehmigung zur Herstellung von sechs U-Booten für Iran bis Ende September 1985 verlängert. Eine weitere Verlängerung dieser Herstellgenehmigung hat es nicht gegeben. Für den Bereich des Außenwirtschaftsgesetzes hat das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft als zuständige Genehmigungsbehörde im vergangenen Jahr Genehmigungen für die Ausfuhr von Waren aus dem Abschnitt A der Ausfuhrliste Teil I nach Iran und Irak erteilt und auch bestehende Genehmigungen verlängert. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 37 und 38): Welchen Umfang hatten die Einfuhren agrarischer Produkte aus Polen in die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1985, aufgegliedert nach den verschiedenen Arten von Erzeugnissen, und wie entwickelten sich demgegenüber die entsprechenden Importe in den abgelaufenen Monaten des Jahres 1986? Welchen Anteil an den Agrarimporten aus den RGW-Mitgliedstaaten in die Bundesrepublik Deutschland hatten im Jahr 1985 und in den abgelaufenen Monaten des Jahres 1986 die Einfuhren aus Polen bei den verschiedenen Arten landwirtschaftlicher Erzeugnisse? Zu Frage 37: Im Jahre 1985 führte die Bundesrepublik Deutschland aus Polen für 670 Millionen DM Güter der Land- und Ernährungswirtschaft ein; das entsprach 2,6 % der gesamten ernährungswirtschaftlichen Einfuhren aus Drittländern. Wichtigste Produktgruppen bei der Einfuhr aus Polen waren: Fleisch und Fleischwaren für 192 Millionen DM, Gemüse- und Obstkonserven für 70 Millionen DM, Ölsaaten für 69 Millionen DM, Gemüse (frisch, gekühlt, gefroren) für 69 Millionen DM, Obst (frisch, gekühlt, gefroren) für 58 Millionen DM, pflanzliche Öle und Fette für 55 Millionen DM, Fisch einschließlich Fischwaren für 34 Millionen DM. Bei Fleisch waren vor allem von Bedeutung Wild-und Kaninchenfleisch für 51 Millionen DM, geschlachtete Gänse für 45 Millionen DM, geschlachtete Enten für 21 Millionen DM, Geflügelteile für 21 Millionen DM und Rindfleischkonserven für 19 Millionen DM. Während der ersten neun Monate 1986 erreichte die deutsche ernährungswirtschaftliche Einfuhr aus Polen 386 Millionen DM oder 2,4 % der gesamten Ernährungsgütereinfuhr aus Drittländern. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der Einfuhrwert um 15 %. Bei den wichtigsten Produktgruppen ergaben sich (über die Menge gerechnet) Zunahmen für Fisch einschließlich Zubereitungen, pflanzliche Öle und Fette, Ölsaaten, Geflügelteile und Rindfleischkonserven. Dagegen waren die Importe vor allem von lebenden Schlachtschafen, geschlachteten Gänsen und Enten, Gemüse und Obst sowie Wildfleisch rückläufig. Zu Frage 38: Der Anteil der Ernährungsgütereinfuhr aus Polen an den ernährungswirtschaftlichen Einfuhren aus RGW-Mitgliedstaaten insgesamt (ohne innerdeutschen Handel) betrug 1985 rd. 38 % und im Zeitraum Januar bis September 1986 gut 39%. Bei einzelnen Produktgruppen ergaben sich 1986 im Vergleich zu 1985 z. T. größere Anteilsverschiebungen. So verringerte sich der mengenmäßige Anteil Polens an den deutschen Importen aus RGW-Ländern bei Fleisch und Fleischwaren von 29% in 1985 auf 25% im Zeitraum Januar bis September 1986 und bei Gemüse (frisch, gekühlt, gefroren) von 28% auf 23%. Steigende Anteile Polens waren zu verzeichnen bei Fisch einschließlich Zubereitungen von 78% auf 86 %, Obst (frisch, gekühlt, gefroren) von 37% auf 47 %, Gemüse- und Obstkonserven von 49% auf 53%, Ölsaaten von 57 % auf 79%, pflanzliche Öle und Fette von 48 % auf 80%. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19823' Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Fragen des Abgeordneten Tietjen (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 41 und 42): In welcher Weise hat die Bundesregierung Einfluß auf die Miesmuschelernte an der Nordseeküste genommen, und welches Ergebnis hatte diese Einflußnahme? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die Muschelfischerei der Nordseeküste zu erhalten, und ist sie bereit, dafür auch finanzielle Mittel des Bundes einzusetzen? Zu Frage 41: Die Bundesregierung hat Informationen über amtliche Untersuchungsergebnisse, die sie von niederländischer Seite erhalten hat, an die zuständigen Behörden der Länder weitergeleitet. Sie hat darüber hinaus aus gesundheitlichen Gründen in einer Pressemitteilung gewarnt, Muscheln, die aus den toxingefährdeten Gebieten stammen, zu verzehren. Die niedersächsische Landesregierung hat aufgrund dieser Informationen die zuständigen Behörden angewiesen, das Inverkehrbringen und den Export von Miesmuscheln vorübergehend zu untersagen. Zu Frage 42: Der Muschelfischerei kommen ebenso wie der übrigen Kutterfischerei Investitionshilfen der Küstenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein, des Bundes und der EG zugute. Weitere finanzielle Hilfen, z. B. als Schadenersatz wegen der Umsatzausfälle im Zusammenhang mit dem naturbedingten Auftreten von Dinoflagellaten (eine Art von Meeresplankton), sind nicht vorgesehen. Davon abgesehen werden die befallenden Muscheln durch Ausscheiden der Giftstoffe in Kürze wieder voll verzehrsfähig sein. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 43): Kann die Bundesregierung Auskunft darüber geben, ob der Erlaß des Bundesministeriums der Verteidigung zur Behandlung von Wehrpflichtigen, die dem Wehrdienst fernbleiben (P II 7 — Az. 24-09-10 vom 12. Dezember 1983), zwischenzeitlich geändert bzw. außer Kraft gesetzt wurde, da er im Gegensatz zu einem Schreiben des Bundeswehrverwaltungsamtes vom 29. Oktober 1986 (WE 2 Az. 24-111-01/24-11-03/2401-17) an die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen e. V. steht, und ist beabsichtigt, verweigernde, nicht anerkannte Kriegsdienstverweigerer zukünftig entsprechend der gesetzlichen Regelung nach § 29 Abs. 1 Nummer 6 oder Abs. 4 Nummer 2 Wehrpflichtgesetz zu entlassen und somit die grundgesetzwidrigen Mehrfachbestrafungen von juristisch nicht als solchen anerkannten Kriegsdienstverweigerern zu verhindern? Die Bundesregierung hat den zitierten Erlaß BMVg — P II 7 — Az 24-09-10 vom 12. Dezember 1983 weder geändert noch außer Kraft gesetzt. Dies ist auch in Zukunft nicht beabsichtigt. Entgegen Ihrer Ansicht steht der Erlaß nicht im Gegensatz zu dem von Ihnen zitierten Schreiben des Bundeswehrverwaltungsamtes vom 29. Oktober 1986. Denn darin wird lediglich die dem Erlaß zugrunde liegende gesetzliche Bestimmung des § 29 Abs. 4 Nr. 2 Wehrpflichtgesetz erwähnt. Diese gesetzliche Bestimmung räumt den Entlassungsdienststellen einen Ermessensspielraum ein, der aus Gründen der Wehrgerechtigkeit und einer einheitlichen Rechtshandhabung durch den genannten Erlaß rechtlich zulässig und sachlich zweckmäßig ausgefüllt worden ist. Der Erlaß dient allein der Durchsetzung der allgemeinen Wehrpflicht und bietet die Grundlage für eine einheitliche Rechtshandhabung der Entlassung von Grundwehrdienstleistenden, die Straftaten — insbesondere Wehrstrafentaten — begangen haben. Es wäre verfehlt, wenn sich die Bundeswehr durch vorzeitige Entlassung unbequemer Wehrpflichtiger vorschnell entledigte, bevor mit Sicherheit feststeht, ob sich diese Soldaten nicht doch noch durch strafrechtliche Sanktionen zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten anhalten lassen. Das mit einer strafrechtlichen Verurteilung auch bezweckte Ziel der Besserung würde zunichte gemacht, wenn man einem verurteilten Soldaten nicht die Chance gäbe, unter Beweis zu stellen, daß er sich die — meist zur Bewährung ausgesetzte — erste Verurteilung zur Warnung dienen läßt und sich nunmehr rechtstreu verhält. Diesem Ziel wird durch den Umstand Nachdruck verliehen, daß eine Wiederholungstat regelmäßig mit einer Freiheitsstrafe geahndet wird, die nicht zur Bewährung ausgesetzt wird und deren Dauer zusammen mit der ersten Strafe etwa 1 Jahr beträgt. Dieser langjährigen strafgerichtlichen Praxis entsprechend wurde mit dem Erlaß als Voraussetzung für eine vorzeitige Entlassung nicht zuletzt aus Gründen der Wehrgerechtigkeit eine strafrechtliche Verurteilung von grundsätzlich insgesamt 1 Jahr festgelegt. Dies ist zur Durchsetzung der Rechtsordnung geboten und somit sinnvoll, zumal es die Betroffenen selbst in der Hand haben, strafrechtliche Verurteilungen durch rechtstreues Verhalten abzuwenden. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 44 und 45): Sind für die projizierte Erweiterung des Flugplatzes Söllingen alternative Standorte, wie z. B. westlich dieses Flugplatzes der Golfplatz oder südlich das Panzerübungsgelände, überprüft worden, um wertvolles Gelände zu schonen, und mit welchem Ergebnis? Treffen Meldungen zu (Kanada-Kurier Nr. 30 vom 24. Juli 1986), wonach auf dem Flugplatz Söllingen eine Versuchsanlage für die C-Abwehr für 7,1 Millionen DM gebaut werden soll, und handelt es sich hierbei um eine DekontaminationsAnlage für Flugzeuge? Zu Frage 44: Um die Verstärkung der kanadischen Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland um 1 200 Solda- 19824* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 ten infrastrukturell realisieren zu können, sind auch die von Ihnen benannten Alternativstandorte im Umfeld des NATO-Flugplatzes Söllingen geprüft worden. Auf dem westlich der Start- und Landebahn gelegenen Golfplatz ist der Bau eines Schießstandes mit Vorsichtsbereich, von Wartungs- und Lagereinrichtungen für Teile von Heereseinheiten, sowie von Tiefflugabwehrstellungen vorgesehen. Das Panzerübungsgelände dient den kanadischen Heereseinheiten die auf dem Flugplatzareal stationiert sind, als Standortübungsplatz. Eine anderweitige Verwendung des Übungsgeländes läßt sich nicht verwirklichen. Zu Frage 45: Unterlagen über den Bau einer Versuchsanlage der von Ihnen beschriebenen Art oder deren Zweckbestimmung liegen dem Bundesminister der Verteidigung nicht vor. Vielmehr sollen Führungseinrichtungen sowie Personalunterstände gegen mögliche C-Waffenangriffe mit entsprechenden Filteranlagen ausgestattet werden. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen des Abgeordneten Antretter (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 46 und 47): Welche Modellstellen werden 1987 in eine Anschlußfinanzierung durch den Bund für das 1984 durch das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit installierte und am 31. Dezember 1986 auslaufende Bundesmodell ,,Aufsuchende Sozialarbeit für betäubungsmittelabhängige Straftäter (ASS)" (Geschäftszeichen 343-4919-38/0-11) übernommen? Was hat die Bundesregierung unternommen, die verschiedenen Bundesländer dazu zu bewegen, die erfolgreiche Arbeit, die im Rahmen dieses Bundesmodells entwickelt und geleistet wurde, weiterzuführen? Zu Frage 46: Das Modell „Aufsuchende Sozialarbeit für betäubungsmittelabhängige Straftäter" widmet sich zwei Zielgruppen von Abhängigen: der Zielgruppe betäubungsmittelabhängiger Straftäter (Zielgruppe 1), die durch aufsuchende Arbeit in Justizvollzugsanstalten erreicht werden sollen, und der Zielgruppe langjähriger Abhängiger, sogenannter Altfixer (Zielgruppe 2). Grundsätzlich wird die Bundesförderung nur für die Zielgruppe 1 am 31. Dezember 1986 auslaufen. Für die Zielgruppe 2 haben sich, teilweise erst in Ansätzen, alternative Betreuungsformen entwickelt, die noch weiterer Erprobung bedürfen. Die meisten Einrichtungen der Zielgruppe 2 sollen noch drei weitere Jahre gefördert werden. Einrichtungen der Zielgruppe 1 können für das Jahr 1987 unter folgenden Bedingungen eine sogenannte Überbrückungsfinanzierung erhalten: Das jeweilige Bundesland hat einen Einzelantrag für die Einrichtung gestellt. Es bestätigt, daß die Einrichtung sich, gemessen an der durchschnittlich erreichten Zahl von Therapievermittlungen, mit überdurchschnittlichem Erfolg bewährt hat und daß es trotz intensiver Bemühungen des Landes in den letzten drei Jahren nicht gelungen ist, die Einrichtung in eine Regelfinanzierung zu überführen. Auf der 73. Sitzung des Ständigen Arbeitskreises der Drogenbeauftragten des Bundes und der Länder ist dies mit den Ländern abgesprochen und mit Schreiben vom 28. Juli 1986 noch einmal schriftlich mitgeteilt worden. Folgende Einrichtungen werden für das Jahr 1987 eine Überbrückungshilfe erhalten: Ludwigsburg, Bayreuth, Aschaffenburg, Braunschweig, Meppen, Bielefeld, Köln, Herne, Zweibrücken, Landau, Neumünster, Kiel. Zu Frage 47: Es liegt im Wesen von Bundesmodellen, daß sie stets zeitlich befristet sind. Bei jeder Planung eines Bundesmodells werden die Länder darauf auch hingewiesen, die ihrerseits auch mit den Trägern der Einrichtungen diesbezüglich in Verbindung stehen. In dem besonderen Fall der Zielgruppe 1 bemüht sich der Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zusätzlich über den Bundesminister der Justiz, eine Beteiligung der Landesjustizverwaltungen an den Kosten des Modells zu erreichen. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 10/6593 Frage 48): Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen, daß auf Wunsch interessierter Länder innerhalb der EG zur Verbesserung von Wein Traubenkonzentrat vorgeschrieben und eine Je-Hektar-Mengenbeschränkung eingeführt werden soll? 1. Auf Grund des politischen Kompromisses, den der Europäische Rat von Dublin 1984 geschlossen hat, ist im März 1985 die Kommission durch den in die Grundverordnung Nr. 337/79 der EG-Weinmarktorganisation eingefügten Artikel 33 a beauftragt worden, eine genaue Untersuchung der Möglichkeiten der Verwendung von — rektifiziertem oder nicht rektifiziertem — konzentrierten Traubenmost und von Zucker für die Anreicherung durchzuführen. Diese soll sich hauptsächlich auf „die önologischen Aspekte der verschiedenen zulässigen Methoden, die wirtschaftlichen Aspekte der Verwendung von Saccharose bzw. von — rektifiziertem oder nicht rektifiziertem — konzentrierten Traubenmost sowie die Methoden zur Kontrolle dieser Verwendungen" erstrecken. Im Jahre 1990 soll die EG-Kommission dem Rat einen Bericht über die Ergebnisse dieser Untersuchung und ggf. geeignete Vorschläge über die künf- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19825* tigen Maßnahmen zur Erhöhung des natürlichen Alkoholgehalts vorlegen. Der Rat wird dann darüber beschließen. Ein Verbot der Saccharose als Anreicherungsmittel, das die Kommission anstrebt und das auch das Europäische Parlament in seiner Entschließung vom 14. Februar 1985 gefordert hat, lehnt die Bundesregierung weiterhin ab. 2. Zur Festlegung von Hektarhöchsterträgen für alle Qualitätsweine b. A. sind die EG-Erzeugermitgliedsstaaten schon seit 1971 verpflichtet. Auf Grund des Weingesetzes haben alle weinbautreibenden Bundesländer durch Landesrecht entsprechende Werte festgelegt. Da die geltende deutsche Regelung jedoch auch die diese festgesetzten Werte übersteigenden Mengen von Qualitätswein zum Verkehr zuläßt, drängt die EG-Kommission auf eine Änderung und hat schon 1984 einen Vorschlag vorgelegt, der eine Festsetzung von Hektarhöchsterträgen durch Gemeinschaftsvorschriften vorsah. Die Bundesregierung hat dies abgelehnt, weil sie die nationale Regelungskompetenz für Qualitätsweine b. A. nicht weiter einschränken lassen möchte. Gleichzeitig hat sie im Rahmen der Dubliner Beschlüsse von 1984 zugesagt, bis 1989 wirksame mengenbegrenzende Regelungen national zu treffen. Der Deutsche Weinbauverband hat dieses Ziel in seinen anläßlich des 52. Deutschen Weinbaukongresses am 30. Mai 1986 in Stuttgart beschlossenen „Leitlinien zur Weinbaupolitik" einmütig unterstützt. Die Bundesregierung wird daher im Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes, den sie in der nächsten Legislaturperiode einbringen wird, eine entsprechende Regelung vorsehen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 49): Aus welchem Grunde hat die Bundesregierung für das Jahr 1987 nur sechs zusätzliche Stellen beim Bundesamt für den Zivildienst bewilligt, obwohl der Bundesrechnungshof für das Bundesamt für den Zivildienst einen Mehrbedarf von 78 Stellen ermittelt hat, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um die Arbeitssituation der ca. 700 Mitarbeiter des Bundesamtes für den Zivildienst zu verbessern? Die Bundesregierung sieht die Deckung des Personalmehrbedarfs, der sich für das Bundesamt für den Zivildienst aus dem am 1. Januar 1984 in Kraft getretenen Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetz auf Dauer ergibt, mit den Stellenmehrungen in den Bundeshaushalten 1984 bis 1986 um insgesamt 145 Stellen als im wesentlichen abgeschlossen an. Sie hat daher in ihrem Entwurf des Bundeshaushalts 1987 nur sechs zusätzliche Stellen für zwei neue Aufgaben, nämlich die Erweiterung der Zivildienstschule Ith und die Mikroverfilmung, vorgesehen. Der in den Jahren 1987 und 1988 noch anhaltende vorübergehende weitere Personalmehrbedarf, der sich aus der Heranziehung der anerkannten Kriegsdienstverweigérer aus dem seinerzeitigen Antragsstau von über 100 000 unerledigten Anträgen ergibt, rechtfertigt nicht eine zusätzliche Stellenmehrung. Er muß vielmehr mit Zusatzkräften mit Zeitarbeitsverträgen gedeckt werden. Der Bundeshaushalt sieht die dafür benötigten Mittel vor. Der entsprechende Haushaltsansatz beträgt für die Haushaltsjahre 1986 und 1987 jeweils 2 Millionen DM. Damit können bis zu 60 Aushilfskräfte beschäftigt werden. Die Bundesregierung wird weiterhin sorgfältig beobachten, ob diese Personalausstattung des Bundesamtes für den Zivildienst ausreicht, die gesetzlichen Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen, ohne daß die Mitarbeiter des Bundesamtes überlastet werden. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Rusche (GRÜNE) (Drucksache 10/6593 Frage 51): Kann die Bundesregierung ausschließen, daß an ausländischen Bürgern — vor allem zentralafrikanischen Bürgern — bei Regeluntersuchungen in der Bundesrepublik Deutschland ohne deren Wissen ein Test auf Antikörper des HIV vorgenommen wird? Ausländische Bürger werden in der Bundesrepublik im Rahmen des Aufenthaltserlaubnisverfahrens ärztlich untersucht. Nach Artikel 83 GG werden die ausländerrechtlichen Bestimmungen von den Ländern als eigene Angelegenheit ausgeführt. Der Umfang dieser Untersuchungen ist nicht in allen Bundesländern einheitlich. Soweit der Bundesregierung bekannt ist, schließt derzeit die Untersuchung jedenfalls nicht allgemein einen Test auf Antikörper des HIV ein. In der Kürze der für die Vorbereitung der Antwort erforderlichen Zeit war es nicht möglich festzustellen, inwieweit der jeweilige Umfang der ärztlichen Untersuchungen den betreffenden Personen vorher mitgeteilt wird. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 54): Aus welchen Gründen hält die Bundesregierung an Untersuchungen von Schlachtgeflügel beim Erzeuger fest, obwohl es seit der Einführung dieser Kontrollen ab 1978 zu keinen Beanstandungen Anlaß gegeben hat, in den Schlachtereien 19826* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 umfangreiche Kontrollen durchgeführt werden und die Erstkontrollen in den übrigen EG-Staaten nicht erfolgen, wodurch ein erhebliches Maß an Wettbewerbsverzerrungen verursacht wird zu Lasten der Erzeuger in der Bundesrepublik Deutschland? Nach der EG-Richtlinie „Frisches Geflügelfleisch" (Nr. 71/118/EWG) kann die Schlachtgeflügeluntersuchung im Erzeugerbetrieb oder im Schlachtbetrieb erfolgen. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes hat der Deutsche Bundestag bei der Verabschiedung des Geflügelfleischhygienegesetzes im Jahre 1973 zur Umsetzung dieser Richtlinie in nationales Recht beschlossen, der Untersuchung im Erzeugerbetrieb den Vorzug zu geben. Die zuständige Behörde kann jedoch nach § 7 Abs. 3 des Geflügelfleischhygienegesetzes allgemein oder im Einzelfall auch die Untersuchung im Schlachtbetrieb zulassen. Die Bundesregierung muß weiterhin die Untersuchung in den Herkunftsbeständen zulassen, weil diese Regelung in der vorgenannten Richtlinie vorgesehen ist. Beanstandungen treten praktisch Jahr für Jahr auf. So mußte laut der amtlichen Fleischhygienestatistik im Jahre 1985 für 224 000 Stück Schlachtgeflügel ein Schlachtverbot ausgesprochen und für 1 800 Stück die Tötung angeordnet werden. Wettbewerbsverzerrungen infolge unterschiedlicher, bei der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung entstehenden Kosten — und damit auch der Kosten, die bei Untersuchungen im Erzeugerbetrieb anfallen — sollen künftig durch eine Harmonisierung auf EG-Ebene abgebaut werden. Durch die Harmonisierung soll auch erreicht werden, daß für die aus Gründen des Verbraucherschutzes notwendigen Untersuchungen in den einzelnen EG-Staaten ausreichende Mittel zur Verfügung stehen. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 10/6593 Frage 55): Denkt die Bundesregierung darüber nach, an Autobahnauffahrten künftig Parkplätze derart anzulegen, daß an Fahrgemeinschaften beteiligte Bürger ihre Kraftfahrzeuge dort sinnvoll und ohne Störung für den Straßenverkehr abstellen können? Die Bundesregierung stellt im Besitz des Bundes befindliche geeignete Flächen als Abstellplätze für Pkw von Fahrgemeinschaften zur Verfügung. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Becker (Nienberge) (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 56 und 57): Befürwortet die Bundesregierung im Rahmen des Ausbaus des Öffentlichen Personennahverkehrs die Einrichtung weiterer Haltepunkte auf den Schienenstrecken der Deutschen Bundesbahn? Wird die Bundesregierung sich dafür einsetzen, daß die Deutsche Bundesbahn, insbesondere in den ländlichen und Vorstadtbereichen von Westfalen und Lippe den Wünschen von Industrie und Pendlern — wie z. B. im Falle MünsterNevinghoff — entgegenkommt und möglichst bald zusätzliche Haltepunkte einrichtet? Zu Frage 56: Die Bundesregierung befürwortet jede nachfragegerechte Verbesserung des Angebots im öffentlichen Personennahverkehr; das gilt auch für zusätzliche, dem Kundeninteresse entsprechende Haltepunkte auf Bundesbahnstrecken. Die Einrichtung von Haltepunkten nimmt die Deutsche Bundesbahn jedoch in eigener Verantwortung vor. Sié hat mitgeteilt, daß sie bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen dazu auch bereit sei. Zu Frage 57: Die grundsätzliche Bereitschaft der Deutschen Bundesbahn gilt auch für die angesprochenen Bereiche von Westfalen und Lippe. Zu dem von Ihnen genannten Fall hat mir die Deutsche Bundesbahn mitgeteilt, daß zur Zeit Untersuchungen durchgeführt werden. Abschließende Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 58 und 59): Treffen die von Gewerkschaften und Personalräten aufgestellten Behauptungen zu, daß die Deutsche Bundesbahn Schwierigkeiten habe, einen Nachwuchs an qualifizierten Lokführern zu bekommen, und welche sind das? Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um der Deutschen Bundesbahn zu ermöglichen, daß sie ihren Bedarf an qualifizierten Lokführern decken und der hohe Überstundenbestand bei dieser Berufssparte abgebaut werden kann? Zu Frage 58: Nein. Die Deutsche Bundesbahn hat die für 1985 vorgesehenen 560 Zulassungen für die Lokführerlaufbahn in vollem Umfange und die für 1986 vorgesehenen 1 000 Anwärter gegenwärtig mit 922 Zulassungen abdecken können. Daraus ergibt sich, daß der Nachwuchs das Ausbildungsangebot der Deutschen Bundesbahn nahezu vollständig angenommen hat. Zu Frage 59: Die Deutsche Bundesbahn geht davon aus, daß der Bedarf an qualifizierten Lokführern auch künftig gedeckt werden kann. 1987 sind 925 Zulassungen vorgesehen. Die bisherigen Zulassungen zur Lokführerlaufbahn und die durch Verkehrsrückgänge bedingten Personalbedarfsabsenkungen werden im Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19827* Laufe des Jahres 1987 zum Abbau der derzeit überdurchschnittlichen Mehrleistungen führen. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 60 und 61): Ist die Bundesregierung bereit, auf die Deutsche Bundesbahn einzuwirken, daß sie bei Besuchern aus der DDR, die die Intercity-Züge der Deutschen Bundesbahn benutzen, auf die Zahlung des Intercity-Zuschlages verzichtet, falls sie über keine DM oder nur über die 15 DM Zehrgeld verfügen, die die DDR für eine Reise in die Bundesrepublik Deutschland jeweils gewährt? Falls eine solche Regelung bereits besteht, frage ich, ob die Bundesregierung bereit ist, der Deutschen Bundesbahn zu empfehlen, auf ihr Zugbegleiter-, Aufsichts- und Auskunftspersonal nachdrücklich einzuwirken, damit diese Regelung auch tatsächlich praktiziert wird? Das von Ihnen angesprochene Problem beruht darauf, daß die Stellen der Deutschen Reichsbahn der DDR IC-Zuschläge nicht verkaufen, weil sie die Ansicht vertreten, mit den zwischen der DDR und dem Bundesgebiet einschließlich Berlin (West) verkehrenden durchgehenden D-Zügen könnten alle gewünschten Zielpunkte ohne IC-Benutzung erreicht werden. Über die Erhebung der tariflich festgesetzten ICZuschläge befindet die Deutsche Bundesbahn in eigener Zuständigkeit und Verantwortung. Eine Tarifauflage im Sinne Ihrer Fragen würde zu einem gesetzlichen Ausgleichsanspruch der Deutschen Bundesbahn gemäß § 28 a Bundesbahngesetz führen. Die Deutsche Bundesbahn hat ihr Zugbegleitpersonal im Wege einer innerdienstlichen Regelung jedoch ermächtigt, fallweise auf die Erhebung des ICZuschlages zu verzichten, wenn Reisende aus der DDR und Berlin (Ost) nicht über Barmittel in DM (West) verfügen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 62 und 63): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die fiskalische Belastung der deutschen Transportunternehmen in Österreich mit der neuerlich beabsichtigten Erhöhung der ohnehin überhöhten Mautgebühren für die Autobahnbenutzung unerträglich wird? Was wird die Bundesregierung gegen die drohende Mauterhöhung und die sonstigen angekündigten gravierenden Erschwernisse in Österreich unternehmen; ist sie insbesondere bereit, gegen Österreich in gleicher Weise wie 1985 gegen die Schweiz vorzugehen, um die Interessen der deutschen Transportunternehmer und ihrer Fahrer zu wahren? Zu Frage 62: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die beabsichtigte Erhöhung der Jahreskarte auf der Brenner-Strecke für LKW über 7,5 t von 17 000 auf 25 000 Schilling (= + 45%) die Abgabenbelastung für die betroffenen Unternehmen erheblich erhöht. Sie ist deswegen sofort nach Bekanntwerden der geplanten Erhöhung bei der österreichischen Regierung vorstellig geworden. Das Ausmaß der Belastung ist für die einzelnen Unternehmen unterschiedlich. Die Mautgebühr ist nur ein Teilbereich der fiskalischen Belastungen und dürfte bei Benutzung der erhöhten Jahreskarte in etwa 1/3 der deutschen Kfz-Steuer oder gut 1 % der Gesamtkosten ausmachen. Zu Frage 63: Bundesminister Dr. Dollinger hat sich sofort nach der Absichtserklärung der österreichischen Regierung zur Erhöhung der Jahreskarte für schwere Lastwagen über 7,5 t auf dem Brenner ab 1. Oktober 1986 mit den österreichischen Ministern für Finanzen, für Verkehr und für öffentliche Bauten in Verbindung gesetzt und am 6. Oktober 1986 folgende Absprachen erreicht: — Die Mauterhöhung wird vorerst auf den 1. Januar 1987 verschoben. — In jedem Fall gilt bis zum Jahresende zur Erneuerung der anstehenden Jahresmautkarten der alte Preis, d. h. praktisch eine Verschiebung der Mauterhöhung für einen Teil der im Italienverkehr beschäftigten LKW um ein Jahr. — Der Verkehr auf den verschiedenen Alpenstraßen soll durch die Einführung von Jahresmautkarten für Ausländer auch auf der Arlberg- und auf der Tauernstrecke verbessert werden. Für den Arlberg soll dies voraussichtlich 1987 geschehen, für die Tauernstrecke voraussichtlich Mitte 1988, nachdem die Umfahrung der Stadt Villach fertiggestellt ist. — Die Mautfrage wird insgesamt weiter überprüft, nachdem die österreichischen Minister ihre Bereitschaft erklärt haben, diese Fragen in einer Paketlösung zu klären. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Zierer (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 64 und 65): Ist der Bundesregierung bekannt, daß im Zuge eines mehrtägigen Streiks des italienischen Transportgewerbes u. a. deutsche Lastkraftwagenfahrer brutal zusammengeschlagen sowie auch deutsche Lastzüge schwer beschädigt wurden? Was hat die Bundesregierung unternommen, und was gedenkt sie in Zukunft — z. B. auch im Hinblick auf den angestrebten freien europäischen Binnenmarkt auch im Verkehr — zu tun, um derartige Gewalttätigkeiten auszuschließen? Zu Frage 64: Der Bundesregierung ist bekannt, daß es im Zuge eines Streiks im italienischen Straßengüterver- 19828* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 kehrsgewerbe vom 23. bis 26. November 1986 leider auch zu Ausschreitungen kam. Die Ermittlungen der italienischen Polizei dauern noch an. Zu Frage 65: Bundesminister Dr. Dollinger hat unmittelbar nach Bekanntwerden gesicherter Einzelheiten am 25. November 1986 den italienischen Verkehrsminister Signorile dringend gebeten, alles in seiner Macht stehende zu tun, daß Ausschreitungen gegen deutsche Fuhrunternehmer, die völlig unbeteiligt an diesem Streik waren, unterbleiben und Leib und Leben der im internationalen Güterverkehr Tätigen sowie Fahrzeug und Ladung unter allen Umständen zu schützen. Obwohl derartige Gewalttätigkeiten nie gänzlich auszuschließen sein werden, wird die Bundesregierung sie — nicht zuletzt im Hinblick auf einen freien europäischen Binnenmarkt im Verkehr — auch künftig nicht hinnehmen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 66 und 67): Sind Berichte der Zeitung „Express" vom 27. November 1986 zutreffend, daß amerikanische Regierungsstellen die Lufthansa für die Beförderung von Kriegswaffen im Rahmen des geheimen Waffengeschäfts mit dem Iran einspannen wollten? Ist der dafür erforderliche Antrag nach § 4 Kriegswaffenkontrollgesetz bei der Bundesregierung gestellt worden, und wie hat die Bundesregierung entschieden? Zu Frage 66: Nach Auskunft der Deutschen Lufthansa ist sie in dieser Angelegenheit nicht angesprochen worden. Sie hat einen entsprechenden Bericht der Zeitung „Express" als unzutreffend dementiert. Zu Frage 67: Ein Antrag nach § 4 Kriegswaffenkontrollgesetz ist nicht gestellt worden. Im übrigen darf ich auf meine Antwort zu Ihrer vorigen Frage verweisen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage der Abgeordneten Frau Simonis (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 68): Hat die Bundesregierung von dem Ansinnen amerikanischer Regierungsstellen an die Lufthansa, nicht deklarierte Kriegswaffen im Rahmen eines geheimen Waffengeschäftes mit dem Iran zu befördern, Kenntnis gehabt, und wenn ja, welche Stellen waren davon unterrichtet bzw. damit befaßt? Nein, ich verweise auf meine Antwort auf die Frage 66 des Kollegen Gansel. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Heistermann (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 69 und 70): Welchen Anforderungen müssen die in der Bundesrepublik Deutschland hergestellten Personenkraftwagen bei Crash-Versuchen gerecht werden? Ist die Bundesregierung bereit, das Crash-Verhalten der in- und ausländischen Personenkraftwagen als ein besonderes Kriterium für die Zulassung zum Straßenverkehr einzuführen? Zu Frage 69: Nach der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung ist die Durchführung von Crashversuchen bei Personenkraftwagen nicht vorgeschrieben. Jedoch führen heute alle deutschen Fahrzeughersteller bei der Entwicklung neuer und verbesserter Pkw-Typen Crashversuche durch. Dies trifft in der Regel auch für die ausländischen Hersteller von Personenkraftwagen zu. Zu Frage 70: Die Bundesrepublik Deutschland wird solche Anforderungen auch im Rahmen der Erteilung von Allgemeinen Betriebserlaubnissen einführen, sobald die Europäischen Gemeinschaften Richtlinien über Crashversuche von Personenkraftwagen ausgearbeitet haben werden. Ein Zeitpunkt für die EGweite Einführung entsprechender Vorschriften läßt sich zur Zeit noch nicht absehen. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Frage 76): Kann die Bundesregierung ergänzende Angaben machen zu den vom Bundesminister für Forschung und Technologie am 21. November 1986 veröffentlichten Forschungsergebnissen „Daten und Fakten für die Nutzung regenerativer Energiequellen der Bundesrepublik Deutschland" hinsichtlich der Kosten für die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke, und stehen der Bundesregierung Daten zur Verfügung im Hinblick auf die Investitionskosten pro Kilowatt installierter Leistung bei Flußkraftwerken? Die von Herrn Professor Dr.-Ing. H. Schaefer vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Kraftwerkstechnik der TU München gemachten Angaben in der im Auftrag des BMFT angefertigten Zusammenstellung „Daten und Fakten für die Nutzung regenerativer Energiequellen der Bundesrepublik Deutschland" werden hiermit wie folgt ergänzt: Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen weisen die spezifischen Investitionskosten pro Kilowatt installierter Leistung bei Wasserkraftwerken je nach den örtlichen Gegebenheiten und nach der eingesetzten Technologie erhebliche Bandbreiten auf, die sich in einem Bereich von 1 800 bis 8 400 DM/kW bewegen. Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19829* Die daraus sich ergebenden Kosten für die Stromerzeugung aus Laufwasserkraftwerken variieren entsprechend — je nach Standort und zugrundegelegter Anlagenlebensdauer — zwischen 4,5 und 14 Pfg/kWh. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Fragen des Abgeordneten Brück (SPD) (Drucksache 10/6593 Fragen 79 und 80): Gibt es derzeit Überlegungen der Bundesregierung, neue Forschungseinrichtungen bzw. Forschungsinfrastrukturen zu schaffen? Beabsichtigt die Bundesregierung, sofern dies der Fall ist, eine Standortentscheidung zugunsten des Saarlandes zu treffen, wenn nein, warum nicht? Von Seiten der Bundesregierung gibt es derzeit keine Überlegungen zur Neugründung von Instituten bezüglich Schaffung neuer Forschungsinfrastrukturen in der Bundesrepublik. Die Max-Planck-Gesellschaft prüft zur Zeit die Errichtung eines Max-Planck-Instituts auf dem Gebiet der Informatik im Saarland. Die Fraunhofer-Gesellschaft beabsichtigt, gemeinsam mit der Universitätsklinik Saarbrükken/Homburg die Medizintechnik am Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren auszubauen. Die gemeinsam mit der Universität Saarbrücken geführten Berufungsverhandlungen für einen Leiter stehen unmittelbar vor dem Abschluß. Anlage 28 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage des Abgeordneten Rusche (GRÜNE) (Drucksache 10/6593 Frage 81): Ist in der Praxis der Versendung von Publikationen der fünf im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien an die deutschen Vertretungen im Ausland mittlerweile eine für alle Parteien befriedigende Lösung gefunden worden, so, wie Staatsminister Möllemann das bei der Beantwortung der mündlichen Anfragen des Abgeordneten Schlaga und mir vom 30. Januar dieses Jahres versprochen hat? In seiner Antwort vom 30. Januar 1986 auf die seinerzeitige Frage des Herrn Abgeordneten Rusche hatte Staatsminister Möllemann die Bereitschaft des Auswärtigen Amts erklärt, Publikationsorgane der im Bundestag vertretenen Parteien den Auslandsvertretungen zur Verfügung zu stellen. Er hatte zugleich angeregt, daß die Obleute der im Bundestag vertretenen Parteien im Auswärtigen Ausschuß die Einzelheiten einer Lösung besprechen, die eine Gleichbehandlung der Parteien sicherstellt. Das angeregte Gespräch der Obleute hat noch nicht stattgefunden. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 82 und 83): Wie beurteilt die Bundesregierung den Visumantrag, der von Deutschen, die in die Volksrepublik Polen reisen wollen, ausgefüllt werden muß, indem unter Punkt 11 nach dem „Datum der Auswanderung aus der Volksrepublik Polen" gefragt wird, obwohl es sich bei der Mehrzahl der Antragsteller nicht um eine Auswanderung, sondern um die Vertreibung aus der Heimat gehandelt hat? Ist die Bundesregierung bereit, die polnische Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß bei den Anträgen auf Entlassung aus der (aufgezwungenen) polnischen Staatsangehörigkeit die Geburtsorte, soweit jemand vor 1945 geboren ist, entsprechend der deutsch-polnischen Absprache zuerst in deutscher Bezeichnung aufzuführen sind und daß bei Geburtsorten von Jahrgängen nach 1945 die deutsche Bezeichnung in Klammern akzeptiert werden muß, nachdem bekanntgeworden ist, daß die polnischen Dienststellen in der Bundesrepublik Deutschland die Antragsteller dazu zwingen, entgegen der Absprache ausschließlich die polnischen Ortsnamen zu verwenden? Zu Frage 82: Die Formulierung der Fragen im Sichtvermerksantrag obliegt dem Staat, in den die Einreise begehrt wird und der dazu die Erlaubnis erteilen muß. Die Bundesregierung ist sich aber bewußt, welche Gefühle entstehen müssen, wenn die Vertreibung aus der Heimat als „Auswanderung" etikettiert wird. Zu Frage 83: Eine deutsch-polnische Absprache dieser Art existiert nicht. Sie meinen vermutlich die sogenannte Paßabsprache. Sie betrifft die deutschen Reisepässe von Personen mit Geburtsorten jenseits von Oder und Neiße, die in die Volksrepublik Polen reisen wollen. Bei den in Ihrer Frage erwähnten Anträgen auf Entlassung aus der polnischen Staatsangehörigkeit handelt es sich hingegen um Anträge, die in polnischer Sprache gegenüber polnischen Behörden abzugeben sind. Für den Bereich des Schriftverkehrs mit polnischen Behörden gelten die polnischen Vorschriften, die — soweit dem Auswärtigen Amt bekannt ist — ausschließlich die Benutzung polnischer Ortsbezeichnungen vorsehen. Anlage 30 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage des Abgeordneten Dr. Abelein (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Frage 84): Was hat die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Ermordung von Oberstleutnant Hans Dick auf deutschem Boden nahe der tschechischen Grenze durch tschechische Staatsorgane in der Zwischenzeit außer verbalen Protesten unternommen? Die Bundesregierung hat nach Bekanntwerden des Vorfalls sofort und nachdrücklich bei der tschechoslowakischen Regierung protestiert. 19830* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 Auf Betreiben von Bundesminister Genscher f anden mehrere außerordentliche Treffen des deutschen und des tschechoslowakischen Grenzbevollmächtigten statt, um an der Grenze vor Ort die Angelegenheit zu untersuchen. Die Grenzbevollmächtigten wurden dabei von Ermittlungsfachleuten (auf deutscher Seite der bayerischen Behörden) unterstützt. Die diplomatischen Bemühungen der Bundesregierung gehen im Fall Dick in drei Richtungen. Wir fordern von der CSSR: 1. Effektive Maßnahmen, mit denen eine Wiederholung eines derartigen Vorfalls zuverlässig ausgeschlossen werden kann. 2. Aufklärung des Sachverhalts und die Bestrafung der für die Erschießung von Herrn Dick Verantwortlichen. Wir gehen davon aus, daß die tschechoslowakische Seite uns unverzüglich und umfassend über das Verfahren gegen die Schuldigen unterrichtet. 3. Eine angemessene Entschädigung für die Witwe von Herrn Dick. Die Bundesregierung hat dies gegenüber der CSSR in vielen diplomatischen Demarchen und bei allen passenden hochrangigen Kontakten deutlich erklärt. Ich nenne die Treffen von Bundesminister Genscher mit Außenminister Chnoupek in New York Ende September dieses Jahres und in Wien Anfang November dieses Jahres sowie von Bundesminister Schäuble mit ZK-Sekretär Jakes am 7. Oktober 1986 in Bonn. Die tschechoslowakische Regierung hat mehrfach ihr Bedauern über den Vorfall ausgesprochen und sich entschuldigt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich kann die harte Kritik, die Kollege Stark an der Anhörung und an den Sachverständigen geübt hat, die dort vorgetragen haben, nicht stehen lassen. Ich habe der Anhörung von Anfang bis Ende beigewohnt. Ich muß Ihnen sagen, daß dort mit großem Ernst und großem Sachverstand und nicht ohne Eindruck auf die Öffentlichkeit und auf unsere politischen Entscheidungen vorgetragen worden ist.

    (Baum [FDP]: Sehr wahr!)

    Ich habe auch als Erinnerung aus dieser Anhörung die mich beeindruckenden Ausführungen des Präsidenten des Hamburger Verfassungsschutzamtes Lochte zu der Frage behalten, ob die Ausdehnung des Tatbestandes des § 129a die Terroristenbekämpfung erleichtert oder nicht. Denn es ist zwar richtig, daß ein Terrorist nicht durch den Gesetzgeber gemacht wird, sondern daß er sich durch seine Handlungen charakterisiert. Aber es ist unsere Entscheidung, Herr Innenminister, welchen Stempel wir dieser Tat aufdrücken und ob wir dadurch die Solidarisierungen auf einer falschen Seite erleichtern oder nicht.
    Ich kann nicht verhehlen, daß die Debatte einen zwiespältigen Eindruck hinterläßt. Der Gesetzgeber darf nicht in die Rolle geraten, als ob er hinter der Wirklichkeit herliefe, als ob der Mord an Herrn von Braunmühl die entscheidende Motivation von gesetzgeberischen Entscheidungen insofern wäre, als ob wir die Veränderung unseres Rechtssystems von der verbrecherischen Energie von Terroristen abhängig machten. Darum kann das, was der Kollege Stark angedeutet hat, eben nicht eintreten, daß wir nämlich von Fall zu Fall hergingen, um unsere Gesetze zu verändern. Darum sage ich auch an die Kollegen der SPD, daß Sie sich sehr genau überlegen müssen, welche Positionen Sie einnehmen, denn das, was Sie jetzt sagen, die Entscheidungen, die Sie jetzt treffen, müssen auch in der weiteren Zukunft halten, genauso wie wir davon ausgehen, daß die Entscheidungen, die wir jetzt treffen oder nicht treffen, z. B. zum Kronzeugen in der Art, wie wir ihn akzeptiert hätten, auch in der weiteren Zukunft so stehen, wie wir es jetzt gemeinsam und mehrheitlich für richtig halten.
    Herr Kollege Wartenberg hat etwas über ZEVIS gesagt. Ich finde das nicht korrekt, was Sie vorgetragen haben, weil weite Teile dieses Gesetzentwurfes, der seit fast einem Jahr auf dem Tisch des Hauses liegt, eigentlich in völliger Übereinstimmung aller Seiten des Hauses hätten verabschiedet werden können, weil sie überhaupt nichts mit der Terrorismusbekämpfung zu tun haben, sondern damit, in welcher Weise die Daten des Kraftfahrzeug-Bundesamtes in Flensburg für alle möglichen exakt definierten Zwecke verwendet werden dürfen.
    Das eigentliche Problem der Datenverarbeitung und der Entwicklung der Datenverarbeitung, Herr Kollege Eylmann, liegt an einer anderen Stelle, und das sehen wir mit großer Sorge. Es ist nämlich die Tatsache, daß weder wir hier im Hause noch die Innenminister des Bundes und der Länder die politische Kraft gefunden haben, aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gemeinsam die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, und zwar für das Polizeirecht des Bundes und der Länder, für das Bundeskriminalamtsgesetz, für die Datenschutzgesetze. Es ist kein Luxus, den man sich ersparen könnte, wenn man wachsenden Widerstand gegen
    19804 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986
    Dr. Hirsch
    die Datenverarbeitung aufhalten will, wenn man diese nutzen will.
    Ich sage Ihnen eines: Für die Sicherheit unseres Landes ist die enge Zusammenarbeit der Polizeien des Bundes und der Länder unabdingbare Voraussetzung.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir verfolgen mit großer Sorge, daß die Innenminister in den letzten Jahren nicht mehr die Kraft gehabt haben, die Aufgabe zu erfüllen, der wir uns jahrelang mit großem Ernst und großer Sorgfalt gewidmet haben, nämlich durch immer wiederholte und dauernde Beratungen und Besprechungen Extrempositionen auf allen Seiten abzuschleifen und uns im Bereich der inneren Sicherheit auf etwas Gemeinsames zu verständigen.
    Was wir sehen, ist eine fast fröhliche Auseinanderentwicklung in vielen Rechtsbereichen. Dazu trägt auch bei,

    (Dr. de With [SPD]: Zimmermann!)

    daß wir hier im Bund gemeinsame Entscheidungen nicht haben treffen können. Das bezieht sich auch auf Ihre Haltung zu diesen Gesetzen, meine Kollegen von der Opposition.
    Darum lassen Sie mich am Ende dieser Legislaturperiode den dringenden Wunsch äußern, daß wir in dieser Frage wieder zu der Gemeinsamkeit zurückfinden, die notwendig ist, wenn wir den Bürgern dieses Landes in der inneren Sicherheit dienen wollen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Ströbele [GRÜNE]: Das hättet ihr gern! — Frau Hönes [GRÜNE]: Das läuft nicht mehr!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister der Justiz, Herr Engelhard.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn wir hier kurz vor der Weihnachtspause auseinandergehen könnten mit dem Gefühl, daß wir bekennen müssen, wir haben, was die einzelnen Maßnahmen angeht, nicht zusammengefunden — in einer Debatte ist dargelegt worden, warum die einen dies wollen, die anderen aber in einer gewissenhaften, ruhigen Abwägung der Dinge zu anderen Ergebnissen kommen —, dann würde man das vielleicht bedauern können. Aber man könnte dennoch guten Mutes sein, weil in der politischen Auseinandersetzung, auch in der Fachdiskussion natürlich immer vorgegeben ist, daß man zu verschiedenen Ergebnissen kommt.
    Was aber ist hier der Fall? Das hier ist schlimmer, denn es zeichnet sich ab, daß über die Grundlagen dessen, was wir zu tun haben, völlige Uneinigkeit besteht. Ich spreche in diesem Zusammenhange die Fraktion der GRÜNEN en détail gar nicht an, weil hier auf meiner Seite nach all meinen gewissenhaften und aufmerksamen Beobachtungen Verwunderung nicht mehr am Platze ist. Es wäre ja die Gelegenheit gewesen, Herr Abgeordneter Mann, wenn Sie hier das Wort nehmen, dies auch einmal dazu zu benutzen, eine klare Linie der Fraktion der GRÜNEN herauszukristallisieren. Wenn Sie die Morde der RAF verurteilen, wäre es dann in einem sehr deutlichen Abstand nicht auch an der Zeit gewesen, ein klares Wort dazu zu sagen, daß Sie diejenigen, die sich durch unsere Landschaft bewegen und Strommasten zum Sturz bringen, als kriminelle Täter ansehen, wenn auch in deutlichem Abstand zu Mördern — selbstverständlich, was die Beurteilung angeht, was das Strafmaß angeht; das ist doch alles völlig klar.

    (Abg. Mann [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich möchte den Gedankengang zu Ende führen. Er wird durch Zusatzfragen derzeit nicht angereichert. —

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Herr Abgeordneter Mann, es wäre schön, hierzu einmal ein klares Wort zu hören.
    Was haben wir statt dessen gehört? Wir haben neben der Verurteilung dessen, was die RAF an Morden begangen hat, gehört, diese Bundesregierung sei ein Sicherheitsrisiko; hier werde ein gesetzgeberisches Flächenbomdardement durchgeführt; hier würden Zensurparagraphen eingeführt; hier werde die Meinung zensiert; hier werde die freie Meinungsäußerung behindert.

    (Mann [GRÜNE]: Ein Drittel Ihrer Partei sieht das genauso!)

    — Herr Abgeordneter Mann, wer dies in diesem Tonfall und in dieser Wortwahl vorträgt, der will etwas ganz Bestimmtes, und es ist offensichtlich, was er will. Er will sich erstens nicht distanzieren von einem breiten Kreis von Menschen, die kriminell geworden sind und die kriminelle Handlungen durchführen. Er will zum zweiten aber ein Signal nach draußen an jenen Personenkreis geben, daß die GRÜNEN es sind, die dies so sehen und es wagen, auch hier im deutschen Parlament ihre Stimme in diesem Sinne zu erheben. Dies festzustellen ist meines Erachtens in einer solchen Stunde notwendig.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Bei dem, was seitens des Sprechers der SPD, Herrn Kollegen de With, gesagt wurde, sind wir an einem Punkt, an dem wir auch feststellen müssen
    — in deutlichem Abstand zu dem, was ich soeben an die GRÜNEN gewandt sagte —, daß wir es ungemein schwer haben, uns noch über bestimmte Grundfragen zu verständigen, daß wir nicht nur unterschiedlicher Meinung sind, was die Maßnahmen angeht. Das ist bedauerlich. Können wir uns noch darauf verständigen — dies wäre meine Frage —, daß wir uns mit einer neuen Dimension des Terrorismus konfrontiert sehen,

    (Dr. de With [SPD]: Das habe ich doch gesagt!)

    die durch folgendes gekennzeichnet ist:
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Dezember 1986 19805
    Bundesminister Engelhard
    Erstens. Die Fahndung ist schwieriger geworden. Wo die Fahndung zur Ergreifung von Tätern führt,

    (Dr. Nöbel [SPD]: Ihr habt jahrelang geschlafen! Das ist es!)

    hat es die Bundesanwaltschaft zunehmend schwerer, einem bestimmten Täter eine bestimmte Tat und die Art seiner Beteiligung in nachweisbarer Form zuzuordnen.
    Zum zweiten. Der Kreis der ungeschützt Gefährdeten, der potentiellen Opfer der Mordtaten der RAF hat sich beträchtlich ausgeweitet. Ehedem wußte man nicht, wer der nächste ist. Aber man konnte es, was den Kreis der Gefährdeten angeht, in etwa überblicken und Schutzmaßnahmen ergreifen.
    Mit dem, was sich speziell — beginnend in diesem Jahr ereignet hat — die Ermordung von Zimmermann, Professor Beckurts, Dr. von Braunmühl —, zeichnet sich eine Linie ab, wo wir nicht mehr so klar wissen, in welchen Personenkreis und in welche beruflichen Schichten hinein künftige Mordtaten zielen werden. Das ist ein wichtiges Problem.
    Ich nenne ein drittes Beispiel für die neue Dimension des Terrorismus. Wir haben seit nunmehr zehn Jahren den Paragraphen 129 a zur terroristischen Vereinigung in unserem Strafgesetzbuch. Wir sind durch die Mordtaten der RAF begreiflicherweise vor allem auf die RAF fixiert. Und in der Tat, ihr gilt es vor allem zu wehren.
    Diese Täter zu fassen, dingfest zu machen, zu verurteilen, hinter Gitter zu bringen, daß muß unser Hauptanliegen sein. Aber kann es für politisch Verantwortliche eigentlich richtig sein, über dieser begreiflichen Erregung, und dem Kampf gegen die RAF andere Ereignisse in unserem Lande nicht zu sehen, ja, vielleicht sogar zu verschlafen? Diese Ereignisse sind — wir haben ja ein neues Hauptwort dafür — das Strommastfällen. Ehedem kannte dies niemand. Das ist ja nicht der Zufall, daß mehrere Personen den gleichen Gedanken hatten oder, wenn schon vielleicht einmal einer, wenn er es in der Zeitung liest, etwas nachahmt, was er dort zur Kenntnis bekommt.

    (Zuruf von der SPD: Die handeln nach einer Satzung!)

    — Nein, dahinter steht Organisation, wenn vielleicht auch keine bundesweite, keine straff organisierte.

    (Ströbele [GRÜNE]: Woher wissen Sie das?)

    Hier steht Organisation dahinter.
    Aber lassen wir das Strommastfällen und wenden wir uns einem anderen Problem zu,

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Dem 129!)

    dem Problem, das die Bevölkerung noch weit mehr interessieren wird: daß man nämlich, nachdem man ehedem Schwellen aus Gleiskörpern entfernt hat, die Verschraubungen der Schienen mit den Schwellen gelockert hat, mittlerweile dazu übergegangen ist — etwa eine Woche ist es erst her —, daß im südbayerischen Raum in drei Fällen Anschläge gegen die Deutsche Bundesbahn durchgeführt wurden, Gott sei Dank noch ohne Personenschaden, obwohl in einem Falle die Frontscheibe der Lokomotive des fahrenden Zuges durchschlagen wurde. Wer sagt uns, was morgen kommt? Und wer will bestreiten — sind wir uns da eigentlich einig? —, daß, wer sich organisiert, mit dem Ziel zusammentut, systematisch über einen längeren Zeitraum in mehreren Fällen solches zu unternehmen, eine terroristische Vereinigung ist? Denn schon vor unserem heutigen Beschluß stehen in § 129a j a nicht nur der Mord und der Totschlag und die Geiselnahme, nein, dort stehen auch die Brandstiftung und eine ganze Reihe anderer Katalogtaten. Was gibt Ihnen im Grunde die Gewißheit, die Überzeugung und das Recht, hier aufzutreten und zu sagen: hier wird das Falsche gemacht, hier wird an die Seite der RAF ein Potential gedrängt? Wer glaubt, wir setzten, wer anders handelt und nicht auf die systematische Ermordung von Menschen ausgeht, sondern zunächst einmal schwerste Sachbeschädigungen verursacht, mit der RAF gleich — —

    (Dr. de With [SPD]: Alles schon strafbar!)