Plenarprotokoll 10/252
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
252. Sitzung
Bonn, Mittwoch, den 3. Dezember 1986
Inhalt:
Fragestunde
— Drucksache 10/6593 vom 28. November 1986 —
Überprüfung der Genehmigungen zur Einleitung in Gewässer; Information der Rheinanlieger bei Wasserverunreinigungen durch Unfälle
MdlAnfr 72, 73 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Weyel SPD
Antw StSekr Dr. Wagner BMU 19605 C
ZusFr Frau Weyel SPD 19605 D
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19606 A
ZusFr Ströbele GRÜNE 19607 A
ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 19607 B
Anrufung der nächsten Instanz zu Fragen der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrente bei Verwaltungsgerichtsverfahren durch Landesversicherungsanstalten oder durch die Bundesversicherungsanstalt seit 1982
MdlAnfr 7 28.11.86 Drs 10/6593 Peter (Kassel) SPD
Antw PStSekr Höpfinger BMA 19607 C
ZusFr Peter (Kassel) SPD 19607 D
ZusFr Frau Steinhauer SPD 19608 A
Verlegung der Bundesregierung in die USA im Verteidigungsfalle
MdlAnfr 11, 12 28.11.86 Drs 10/6593 Ströbele GRÜNE
Antw PStSekr Spranger BMI 19608 C
ZusFr Ströbele GRÜNE 19608 C
ZusFr Rusche GRÜNE 19609 A
ZusFr Dr. Hirsch FDP 19609 B
Erlaß von Vorschriften zur besseren Sicherung von Autoradios in Kraftfahrzeugen
MdlAnfr 13 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Schwenk (Stade) SPD
Antw PStSekr Spranger BMI 19609 D
ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 19610A
Äußerung in der Haushaltsdebatte des Bundestages über die Lähmung der Eigeninitiative durch den Versorgungsstaat im öffentlichen Dienst
MdlAnfr 14, 15 28.11.86 Drs 10/6593 Frau Steinhauer SPD
Antw PStSekr Spranger BMI 19610 B
ZusFr Frau Steinhauer SPD 19610 C
ZusFr Niegel CDU/CSU 19610 D
ZusFr Frau Weyel SPD 19611A
ZusFr Peter (Kassel) SPD 19611 B
Festlegung der EG-Beiträge nach dem Sozialprodukt der Mitgliedstaaten
MdlAnfr 17 28.11.86 Drs 10/6593 Niegel CDU/CSU
Antw PStSekr Dr. Voss BMF 19611 D
ZusFr Niegel CDU/CSU 19611 D
ZusFr Eigen CDU/CSU 19612 B
Haltung der Bundesregierung gegenüber den Plänen der US-Streitkräfte betreffend die Dienstleistungsvergabe an private Kontraktfirmen und den Abbau von Arbeitsplätzen deutscher Zivilbediensteter, insbesondere in Rheinland-Pfalz
II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 252. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Dezember 1986
MdlAnfr 20, 21 28.11.86 Drs 10/6593 Collet SPD
Antw PStSekr Dr. Voss BMF 19612 C
ZusFr Collet SPD 19612 C
ZusFr Stahl (Kempen) SPD 19612 D
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19613 D
ZusFr Menzel SPD 19614A
Preisentwicklung auf dem Weltkohlemarkt und ihre Konsequenzen für den deutschen Steinkohlenbergbau; Sicherung der nationalen Energieversorgung
MdlAnfr 24, 25 28.11.86 Drs 10/6593 Wolfram (Recklinghausen) SPD
Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 19614 B
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19614 C
ZusFr Menzel SPD 19614 D
ZusFr Stahl (Kempen) SPD 19614 D
ZusFr Beckmann FDP 19615A
ZusFr Schreiner SPD 19615C
ZusFr Reuschenbach SPD 19615C
ZusFr Müller (Wadern) CDU/CSU . . 19615 D
ZusFr Roth SPD 19616A
Verdrängung der Braunkohle aus der Stromerzeugung
MdlAnfr 26 28.11.86 Drs 10/6593 Menzel SPD
Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 19618 A
ZusFr Menzel SPD 19618C
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19619 A
ZusFr Roth SPD 19619A
ZusFr Stahl (Kempen) SPD 19619A
ZusFr Schreiner SPD 19619 B
ZusFr Müller (Wadern) CDU/CSU . . 19619 C
Auswirkungen eines Subventionsabbaus bei Kohle- und Koksexporten in die EG-Mitgliedstaaten ab 1991
MdlAnfr 27 28.11.86 Drs 10/6593 Menzel SPD
Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 19619 D
ZusFr Menzel SPD 19620A
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19620 B
ZusFr Reuschenbach SPD 19620 C
ZusFr Stahl (Kempen) SPD 19620 D
ZusFr Schreiner SPD 19621A
ZusFr Dr. Jens SPD 19621 B
ZusFr Roth SPD 19621 C
Situation des Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes nach der jüngsten Festsetzung des Kohlepfennigs
MdlAnfr 28, 29 28.11.86 Drs 10/6593 Stahl (Kempen) SPD
Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 19621 D
ZusFr Stahl (Kempen) SPD 19621 D
ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 19622 B
ZusFr Menzel SPD 19622 C
ZusFr Beckmann FDP 19622 D
ZusFr Reuschenbach SPD 19623A
Nächste Sitzung 19624 D
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten 19625*A
Anlage 2
Verbesserung der Regelung für die Übernahme von Pflegschaften
MdlAnfr 3, 4 28.11.86 Drs 10/6593 Braun CDU/CSU
SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . 19625* C Anlage 3
Ergebnis des Besuches von Staatssekretär Lengl im März 1986 in Damaskus bezüglich der Bekämpfung des internationalen Terrorismus
MdlAnfr 8 28.11.86 Drs 10/6593 Voigt (Frankfurt) SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Köhler BMZ . . 19626* A Anlage 4
Verkauf des Bundesanteils an der Treuarbeit AG im Rahmen der Privatisierung von Bundesvermögen
MdlAnfr 16 28.11.86 Drs 10/6593 Pfuhl SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 19626* A Anlage 5
Höhe des Bruttoeinkommens aus unselbständiger Arbeit in der Oberpfalz im Vergleich zum Bundesdurchschnitt; Auswirkungen der Einkommens- und Lohnsteueränderung
MdlAnfr 18 28.11.86 Drs 10/6593 Stiegler SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 19626* B Anlage 6
Pläne der US-Streitkräfte über eine Zusammenlegung der Schießstände im Viernheimer/Lampertheimer Wald
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 252. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Dezember 1986 III
MdlAnfr 19 28.11.86 Drs 10/6593 Dr. Kübler SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 19626* C Anlage 7
Auffassung des Prozeßbevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland vor dem Landgericht München über eine Informationspflicht der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl
MdlAnfr 71 28.11.86 Drs 10/6593 Stiegler SPD
SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 19627* A Anlage 8
Konsequenzen aus der krebserregenden Wirkung der Abgase von Dieselmotoren
MdlAnfr 74 28.11.86 Drs 10/6593 Immer (Altenkirchen) SPD
SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 19627* C
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 252. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Dezember 1986 19605
252. Sitzung
Bonn, den 3. Dezember 1986
Beginn: 13.00 Uhr
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Ahrens * 5. 12.
Amling 5. 12.
Antretter * 5. 12.
Austermann 3. 12.
Bachmeier 3. 12.
Berger * 5. 12.
Böhm (Melsungen) * 5. 12.
Frau Borgmann 4. 12.
Brandt 3. 12.
Büchner (Speyer) * 5. 12.
Dr. Bugl 3. 12.
Dr. Enders * 5. 12.
Frau Fischer * 5. 12.
Frau Fuchs (Köln) 3. 12.
Gansel * 5. 12.
Frau Geiger 3. 12.
Dr. Geißler 3. 12.
Gerstl (Passau) * 5. 12.
Grunenberg 5. 12.
Haase (Fürth) * 5. 12.
Dr. Haussmann 5. 12.
Frhr. Heereman von Zuydtwyck 5. 12.
Dr. Hupka 3. 12.
Ibrügger 5. 12.
Jäger (Wangen) 5. 12.
Jansen 5. 12.
Kastning 3. 12.
Kirschner 3. 12.
Kittelmann * 5. 12.
Dr. Klejdzinski * 5. 12.
Lamers 4. 12.
Lemmrich * 5. 12.
Lenzer * 5. 12.
Linsmeier 3. 12.
Dr. Mikat 3. 12.
Dr. Müller * 5. 12.
Nagel 5. 12.
Frau Pack * 5. 12.
Paintner 4. 12.
Paterna 3. 12.
Reddemann * 5. 12.
Reimann 3. 12.
Rode (Wietzen) 4. 12.
Rühe 3. 12.
Dr. Rumpf * 5. 12.
Dr. Scheer * 5. 12.
Schlaga 5. 12.
Schmidt (Hamburg) 5. 12.
Schmidt (München) * 5. 12.
Schulte (Unna) * 5. 12.
Dr. Soell * 5. 12.
Dr. Solms 3. 12.
Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 5. 12.
Stommel 3. 12.
Tischer 3. 12.
Vosen 3. 12.
Wimmer 5. 12.
Witek 3. 12.
Anlagen zum Stenographischen Bericht
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Wulff * 5. 12.
Zierer * 5. 12.
* für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
Anlage 2
Antwort
des Parl. Staatsekretärs Erhard auf die Fragen des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 10/6593 Fragen 3 und 4):
Hält die Bundesregierung die gegenwärtige Regelung und Praxis bezüglich Anordnung und Übernahme von Pflegschaften, insbesondere für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, für befriedigend, und welche Änderungen sind gegebenenfalls beabsichtigt?
Trifft es zu - wie in einer ,,Plusminus"-Sendung dargestellt - daß insbesondere Anwälte bis zu 1 000 Pflegschaften haben, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um eine Verbesserung im Interesse der Betroffenen herbeizuführen?
Zu Frage 3:
Das Recht der Entmündigung und der Vormundschaft und Pflegschaft über Volljährige bedarf dringend einer Neuregelung. Dies gilt auch für die von Ihnen angesprochene Regelung und Praxis der Anordnung und Übernahme von Pflegschaften für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, Ihre grundlegenden Vorstellungen über die beabsichtigte Neuregelung hat die Bundesregierung in der Anwort auf die Große Anfrage der Fraktion der SPD zur rechtlichen Situation der geistig Behinderten und psychisch Kranken in der Bundestags-Drucksache 10/5970 dargelegt. Beabsichtigt ist insbesondere:
- Das Nebeneinander von Vormundschaft und Pflegschaft über Volljährige soll durch ein einheitliches, aber flexibles Rechtsinstitut der Betreuung abgelöst werden.
- Die mit dem automatischen Wegfall der Geschäftsfähigkeit verbundene „Totalentmündigung", wie sie das geltende Recht bei „Geisteskrankheit" vorsieht, soll entfallen.
- Das Nebeneinander von ZPO- und FGG-Verfahren soll durch ein einheitliches Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit ersetzt werden.
Wegen der weiteren Einzelheiten darf ich auf die bereits erwähnte Drucksache Bezug nehmen.
Zu Frage 4:
Über Mehrfachbestellungen von Anwälten liegt kein repräsentatives Zahlenmaterial vor. Der Bundesregierung ist jedoch bekannt, daß es Fälle gibt, in denen ein einzelner Anwalt mit der Führung von bis etwa 300 Vormundschaften und Pflegschaften betraut ist. Fälle, in denen ein Anwalt bis zu 1 000 Vormundschaften und Pflegschaften führt, sind der Bundesregierung hingegen nicht bekannt geworden.
Es liegt auf der Hand, daß eine übermäßige Konzentration von Vormundschaften und Pflegschaften
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bei einem einzelnen Vormund und Pfleger nicht wünschenswert ist. Abhilfe wird hier in erster Linie dadurch geschaffen werden können, daß zusätzliche qualifizierte Personen für die Betreuung von Betroffenen gewonnen werden. Die Frage, wie dies ermöglicht werden kann, bedarf noch intensiver Erörterung mit den Ländern und den betroffenen Verbänden.
Anlage 3
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Köhler auf die Frage des Abgeordneten Voigt (Frankfurt) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 8):
Welche Zusagen sind beim Besuch von Staatssekretär Lengl vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, als er in Begleitung des bayerischen Ministerpräsidenten Strauß im März dieses Jahres in Damaskus war, gemacht worden?
Beim Besuch von Staatssekretär Lengl im März dieses Jahres in Syrien wurden keine Zusagen gemacht.
Anlage 4
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Pfuhl (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 16):
Ist die Bundesregierung bereit, im Rahmen der Privatisierung von Bundesvermögen den Verkauf des Aktienanteils von 45 v. H. des Bundes an der Treuarbeit AG in Erwägung zu ziehen?
Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Bestrebungen, Beteiligungen des Staates an Unternehmen soweit wie möglich zu verringern, auch die Frage einer Privatisierung der Treuarbeit-Aktien des Bundes eingehend geprüft. Sie ist zu dem Ergebnis gelangt, daß nach wie vor ein wichtiges Bundesinteresse an einer Beteiligung an der Treuarbeit AG besteht. Aus den gleichen Gründen kommt auch eine Verminderung des Bundesanteils nicht in Betracht.
Anlage 5
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 18):
Wie hoch sind die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit in der Oberpfalz im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, und wie wirkt sich die bereits beschlossene Einkommens- und Lohnsteueränderung in der Oberpfalz verglichen mit dem Bundesdurchschnitt aus?
Die Steuerentlastung nach dem Steuerentlastungsgesetz 1986/88 richtet sich nach dem Lohn- und Einkommensteuertarif, der einheitlich für alle
Regionen gilt. Amtliche Statistiken über das durchschnittliche Arbeitnehmereinkommen in der Oberpfalz liegen nicht vor. Das Einkommensniveau dürfte aber wegen der Strukturschwäche dieser Region unter dem Bundesdurchschnitt liegen.
Das Steuersenkungsgesetz 1986/88 ist ein erster wichtiger Schritt zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für mehr Wachstum und Beschäftigung. Ein stetiges Wirtschaftswachstum ist Voraussetzung auch für die Verbesserung der wirtschaftlicher_ Lage in den strukturschwachen Gebieten. Darüber hinaus setzt die Bundesregierung auch gezielt regionalpolitische Instrumente — wie z. B. die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur oder arbeitsmarktpolitische Maßnahmen — zugunsten strukturschwacher Gebiete ein. Die für die nächste Legislaturperiode von der Bundesregierung geplante weiterführende Steuerreform wird die Wachstums- und Einkommensgrundlagen auch in den strukturschwachen Gebieten weiter verbessern.
Anlage 6
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Dr. Kübler (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 19):
Ist die Bundesregierung bereit, sich klar gegen die überraschend mitten in den Verhandlungen um den Abschluß der Gestattungsverträge bekanntgewordenen Pläne der USStreitkräfte zur Zusammenlegung der Schießstände im Viernheimer/Lampertheimer Wald auszusprechen, die, entgegen den in der Anlage zu den Gestattungsverträgen vorgesehenen Flächen, ein Gebiet von 69 Hektar einzuzäunen und ein Gebiet von 16,9 Hektar zu roden, vorsehen?
Die Pläne, die Anlaß zu Ihrer Frage sind, werden nach meinen Informationen in dem bekanntgewordenen Umfang nicht mehr verfolgt, sondern von den amerikanischen Streitkräften mit dem Ziel überarbeitet, den Flächenbedarf zu verringern. Nach Überarbeitung werden die deutschen Behörden Gelegenheit haben, sich dazu zu äußern.
Im übrigen ist es das Ziel der geplanten und mit dem Land Hessen im Grundsatz abgestimmten Baumaßnahmen, verschiedene Übungsanlagen im Interesse der erholungssuchenden Bevölkerung in einem bestimmten Teil des Platzes zu konzentrieren. Der hierfür erforderliche Holzeinschlag war bisher grob auf 6 bis 7 ha geschätzt worden. Genauere Untersuchungen gehen jetzt von etwa 13 ha aus, also weniger als die von Ihnen genannten und inzwischen wohl überholten 16,9 ha. Im Vergleich zu den ursprünglichen Forderungen über 290 ha ist dies immer noch eine erhebliche Beschränkung. Die amerikanischen Streitkräfte haben sich bereit erklärt, als Ersatz eine Fläche von rund 19 ha zur Aufforstung zur Verfügung zu stellen.
Die Einzäunung eines Teils des Übungsplatzes dient sowohl der Sicherheit der Anlagen als auch dem Schutz erholungssuchender Bürger. Der Umfang der einzuzäunenden Flächen war bisher nur
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 252. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Dezember 1986 19627*
zeichnerisch in Plänen, also ohne zahlenmäßige Flächenangabe, zwischen den betroffenen Stellen abgestimmt und dargestellt. Die eingezäunte Fläche wird nach bisherigen Erkenntnissen etwa 53 ha, also weniger als die von Ihnen genannten 69 ha betragen. Im übrigen wird der zur Mitbenutzung für die Bevölkerung vorgesehene Geländeanteil dadurch nicht verringert.
Anlage 7
Antwort
des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 71):
Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Prozeßbevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland vor der 9. Zivilkammer beim Landgericht München I, sie habe angesichts der Katastrophe von Tschernobyl keine Pflicht gehabt, über die radioaktive Belastung zu informieren, und wer hat dem Prozeßbevollmächtigten die Instruktion zu einer solchen Einlassung erteilt?
Die Frage geht von einem unrichtigen Sachverhalt aus. In dem beim Landgericht München I anhängigen Schadensersatzprozeß ist eine Erklärung in dieser allgemeinen Form nicht abgegeben worden. Allerdings tritt die Bundesregierung dem Vorwurf entgegen, daß sich Beamte oder Regierungsmitglieder durch mangelhafte Information über die Auswirkungen des Reaktorunfalls der Verletzung einer Amtspflicht der Klägerin gegenüber schuldig gemacht haben.
Die Bundesregierung ist sich ihrer Aufgabe, die Allgemeinheit, d. h. die Bevölkerung unseres Landes über den Reaktorunfall in Tschernobyl und seine Folgen umfassend zu informieren, stets bewußt gewesen. Sie hat auch entsprechend gehandelt und sofort alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet, um die Öffentlichkeit über erhöhte Radioaktivitätswerte in der Bundesrepublik aufklären zu können. Die von der Bundesregierung beauftragte Strahlenschutzkommission hat aufgrund der Meldungen der Meßstellen und weiterer Informationen die Strahlenrisiken beurteilt und Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung erarbeitet. Darüber wurden die Bundesländer und die Öffentlichkeit stets ohne Verzug unterrichtet.
Ich verweise hierzu auch auf den Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Reaktorunfall in Tschernobyl und seine Konsequenzen für die Bundesrepublik Deutschland vom 12. November 1986 (BT-Drucksache 10/6442) und den darin zitierten Bericht an den Umweltausschuß des Deutschen Bundestages vom 18. Juni 1986.
In dem genannten Verfahren hat der Prozeßbevollmächtigte der Bundesregierung dies in voller Übereinstimmung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ausführlich vorgetragen.
Anlage 8
Antwort
des Staatssekretärs Dr. Wagner auf Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 10/6593 Frage 74):
Wie beurteilt die Bundesregierung die Feststellungen zahlreicher amtlicher Untersuchungsbehörden und Universitätsinstitute, daß der Ausstoß von Verbrennungsrückständen bei der Verwendung von Dieselkraftstoffen eine krebsfördernde Wirkung hat, und welche Konseqenzen wird sie gegebenenfalls daraus für stationäre und mobile Motoren ziehen?
Zur Zeit lassen sich die Wirkungen von Dieselabgasen auf den Menschen nicht präzise beurteilen. Im Langzeit-Tierversuch zeigten sich Spezies- und dosisabhängig Tumorbildungen im Atemtrakt. Bei Ratte und Maus kam es zur Ausbildung von gut-und bösartigen Tumoren im Lungenbereich, beim Hamster waren keine Tumore zu beobachten.
Die bisher vorliegenden epidemiologischen Studien sind nach ihrer Anlage nicht geeignet, über kanzerogene Wirkung beim Menschen Aufschluß zu geben.
Es kann gleichwohl ein krebserzeugendes Potential von Dieselabgasen auch für den Menschen nicht ausgeschlossen werden.
Im Rahmen des von der Bundesregierung in der Umweltpolitik angewandten Vorsorgeprinzips sind die Partikelemissionen von Dieselfahrzeugen so niedrig wie möglich zu halten. Die EG-Kommission hat einen Vorschlag zur Begrenzung der Partikelemissionen vorgelegt. Dieser Vorschlag wurde im Umweltministerrat am 24./25. November 1986 beraten. Hierbei stellte sich heraus, daß die Positionen der Mitgliedstaaten noch weit auseinander liegen, so daß eine Einigung noch nicht erzielt werden konnte. Die umweltpolitisch notwendige und technisch machbare Verschärfung des Kommissionsvorschlags war nicht erreichbar. An der Situation der Bundesrepublik Deutschland ändert dies nichts, da die derzeit bei uns neu in den Verkehr kommenden Dieselfahrzeuge bereits nahe bei den USGrenzwerten liegen. Die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen, daß auf der nächsten Sitzung des Umweltministerrates eine dem Stande der Technik entsprechende Regelung verabschiedet wird.
Für genehmigungsbedürftige stationäre Verbrennungsmotoranlagen mit Selbstzündungsmotor für flüssige und gasförmige Brandstoffe hat die Bundesregierung in der neuen TA Luft bereits eine Emissionsbegrenzung für partikelförmige Emissionen festgelegt mit der ausdrücklichen Aufforderung an die Behörden der Länder, bei diesen Anlagen den Einsatz von Rußfiltern anzustreben. Darüber hinaus hat die Bundesregierung bereits 1983 in der TA Luft für die Emissionen von Benzo(a)pyren — einer Leitsubstanz für krebserzeugende PAH (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) — ein Minimierungsgebot festgelegt; keinesfalls darf ein Emissionswert von 0,1 mg/m3 Abgas überschritten werden.