Rede:
ID1025018000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Mann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/250 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 250. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Milz 19421A Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksachen 10/5900, 10/6209 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/6311, 10/6331 — Glombig SPD 19421 D Strube CDU/CSU 19428 D Bueb GRÜNE 19431 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 19433 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 19435 D Frau Fuchs (Köln) SPD 19443 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 19445 B Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksachen 10/6315, 10/6331 — Waltemathe SPD 19446 A Rossmanith CDU/CSU 19448 D Frau Wagner GRÜNE 19451 D Frau Männle CDU/CSU 19453 B Eimer (Fürth) FDP 19455 B Rusche GRÜNE 19458 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 19459 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 19461 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 19467 C Vizepräsident Stücklen 19470 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit — Drucksachen 10/6316, 10/6331 — Kühbacher SPD 19472 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 19473 D Frau Hönes GRÜNE 19476 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19478 D Dr. Hauff SPD 19480 B Dr. Laufs CDU/CSU 19483 D Baum FDP 19485 B Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . . 19486 C Schäfer (Offenburg) SPD 19489 D Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19491 B Suhr GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) . 19492 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 19492 D II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/6310, 10/6331 — Frau Zutt SPD 19493 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 19495 C Werner (Dierstorf) GRÜNE 19498 B Gallus FDP 19499 C Kiechle, Bundesminister BML 19500 D Müller (Schweinfurt) SPD 19503 B Präsident Dr. Jenninger 19498 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/6307, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/6317, 10/6331 — Dr. de With SPD 19505 B von Hammerstein CDU/CSU 19507 A Mann GRÜNE 19508 D Beckmann FDP 19510 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 19513A Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 19525 B Mann GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 19535 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/6320, 10/6331 — Meininghaus SPD 19516 B Echternach CDU/CSU 19518 C Werner (Westerland) GRÜNE 19520 C Gattermann FDP 19521 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 19523 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/6312, 10/6331 — Purps SPD 19526 B Metz CDU/CSU 19528 B Senfft GRÜNE 19530A Kohn FDP 19531 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 19533 D Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/6313, 10/6331 — Walther SPD 19536A Deres CDU/CSU 19538A Frau Dann GRÜNE 19540 B Kohn FDP 19542 B Paterna SPD 19543 D Senfft GRÜNE 19545 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 19546A Haushaltsgesetz 1987 — Drucksachen 10/6329, 10/6330 — Löffler SPD 19549 D Roth (Gießen) CDU/CSU 19551 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 19553 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19555 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1986 bis 1990 — Drucksachen 10/5901, 10/6210, 10/6472 — 19557 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1984 —— Drucksachen 10/4619, 10/6367 — . . . 19558A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kap. 11 13 Tit. 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen — Drucksachen 10/5968, 10/6372 — . . . 19558 B Beratung der Sammelübersicht 184 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/6427 — 19558 C Nächste Sitzung 19558 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 19559 *A Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 10/6486) 19559 *C Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 19421 250. Sitzung Bonn, den 27. November 1986 Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Augustin 28. 11. Böhm (Melsungen) * 28. 11. Frau Borgmann 27. 11. Dr. Enders * 28. 11. Feilcke 28. 11. Fischer (Homburg) 28. 11. Dr. Haack 27. 11. Haase (Fürth) 28. 11. Heyenn 28. 11. Hoffie 28. 11. Huonker 28. 11. Jansen 28. 11. Jung (Düsseldorf) 27. 11. Lenzer 27. 11. Dr. Müller * 28. 11. Poß 28. 11. Dr. Schmidt (Gellersen) 27. 11. Schmidt (Hamburg) 28. 11. Schreiner 28. 11. Vahlberg 27. 11. Dr. Warrikoff 27. 11. Frau Will-Feld 28. 11. Wilz 27. 11. Wischnewski 28. 11. Frau Zeitler 27. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit- und Sozialordnung (Drucksache 10/6486): 1. Ich werde den Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/6486 ablehnen und begründe dies wie folgt: Bei der Beratung im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung wurde der Haushaltstitel ,,Koordinierungs- und Sondermaßnahmen für die Sprachförderung ausländischer Arbeitnehmer" von den vorgesehenen 43 Millionen DM auf 50 Millionen DM erhöht und damit der letzte Stand wiederhergestellt. Dies stellte einen Kompromiß dar, denn die SPD hatte 12 Millionen DM beantragt. Bei der Beschlußfassung enthielt sich der Vertreter der Fraktion DIE GRÜNEN der Stimme. Ich kann in diesem Antrag kein ernsthaftes Bemühen um eine Umschichtung im Haushalt erkennen. Ein Deckungsvorschlag fehlt. Ich sehe mich wie meine Freunde nicht in der Lage zuzustimmen. 2. Ich sehe mich auch aus einem weiteren Grunde zur Zustimmung nicht in der Lage: Dieser Antrag verschiebt die Gewichte im Einzelplan 11. Hier ist von mir als Abgeordneter eine umfassendere Würdigung abgefordert. Für mich ist wie für meine Freunde diese Würdigung im Entschließungsantrag auf Drucksache 10/6556 enthalten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Freiherr Carl-Detlev von Hammerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Dr. de With, so ist eben die große gute Koalition, daß sie auch eine gute Zusammenarbeit mit der SPD erwähnt. Ich bedanke mich, daß Sie dieses erwähnt haben. Zum Finanzgericht werde ich gleich etwas sagen.
    Zur Presse, Herr Dr. de With: Diese Koalition informiert Sie sehr schnell über Mitteilungen und Presse, das müssen Sie auch akzeptieren.

    (Dr. de With [SPD]: Ich habe gestern gefragt, mir wurde keine Antwort zuteil! Erst heute kam die Antwort!)

    — Sie sehen: Sie werden immer sehr schnell informiert, sonst hätten Sie es jetzt noch nicht gewußt.
    Bevor ich mich der Rechtspolitik der Bundesregierung zuwende, möchte ich einige Erklärungen zum Haushalt des Bundesministers der Justiz machen. Die Bundesjustiz selbst ist ein wichtiger Teil unseres Rechtsstaats, denn unseren Gerichten und Behörden obliegt die Rechtspflege in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Donnerwetter! Das hat noch keiner gewußt!)

    — Sehen Sie: So gut informieren wir Sie. — Der Anteil der Ausgaben am Gesamthaushalt des Bundes ist sehr gering. Das liegt allerdings daran, daß der Justizhaushalt ein Verwaltungshaushalt ist und daß immerhin 55% des Gesamthaushaltes durch Gebühreneinnahmen gedeckt werden. 90 % der Ausgaben sind Personalkosten und unmittelbar davon abhängige Verwaltungsausgaben.
    Wir, meine sehr verehrten Damen und Herren in der CDU/CSU-Arbeitsgruppe, waren aufgefordert, jeden Einzelplan nicht zu stark finanziell anzuheben. Wir haben den Justizhaushalt sparsam Bernessen, aber die Belange der Justiz genauestens bedacht.

    (Zuruf von der SPD)

    — Doch, Herr Kollege, wir kommen sehr gut zurecht. — Der Sicherheitslage wurde Rechnung getragen. So sind auch dem Generalbundesanwalt die nötigen finanziellen Mittel bewilligt worden. Bei den immer häufiger werdenden grausamen Terroranschlägen ist es die Aufgabe jedes einzelnen Politikers, auch der GRÜNEN, dafür Sorge zu tragen, daß unser Generalbundesanwalt sowohl finanziell als auch personell hervorragend ausgestattet wird.

    (Ströbele [GRÜNE]: Damit bin ich nicht einverstanden!)

    — Das glaube ich, denn Sie haben gerade sogar dafür plädiert, das Amt für Verfassungsschutz abzuschaffen.
    Auch in anderen Bereichen haben wir personelle Verstärkungen vorgenommen und die notwendigen Ausgaben veranschlagt. Hier möchte ich insbesondere den Bundesfinanzhof, das Deutsche Patentamt und die Vorbereitung der Errichtung eines Internationalen Seegerichtshofes in Hamburg erwähnen.
    Der Bundesfinanzhof ist — besonders seit 1980 — so stark belastet, daß die Rechtspflege zu leiden droht. Die Zahl der Eingänge steigt steil an. Herr Dr. de With, wir haben vor kurzem einen neuen Senat im Bundesfinanzgericht eingerichtet, und trotzdem wachsen die Rückstände.

    (Dr. de With [SPD]: Es reicht nicht!) — Ja, warten Sie ab!

    Die Lage spitzt sich weiter zu, denn die Zahl der bei den Finanzgerichten der Länder anhängigen Rechtsstreite erhöht sich von Jahr zu Jahr. In Zukunft ist deshalb mit einer weiteren Zunahme der Zahl der Revisionsverfahren zu rechnen. Dem muß der Bundesfinanzhof gewachsen sein, und deshalb, Herr Dr. de With, haben wir für den Haushalt 1987 entsprechende Voraussetzungen geschaffen. Wir werden nämlich einen kompletten neuen Senat, den 10. Senat, einrichten,

    (Beifall bei der CDU/CSU -Dr. de With [SPD]: Das haben wir beantragt!)

    und dabei sind auch die Hilfskräfte und die sächlichen Verwaltungsausgaben mit eingeplant.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Wir sehen, Sie sind lernfähig!)

    — Das wissen Sie doch, lieber Herr Müller! Das sind wir grundsätzlich.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Leider nicht immer!)

    Als Berichterstatter habe ich diesem 10. Senat zugestimmt, habe allerdings auch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, daß sich jeder Richter am Bundesfinanzhof in Zukunft genau überlegen muß, wie viele Aufsätze in Fachzeitschriften und wie viele Bücher er veröffentlicht.
    Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß nun die Dauer der Verfahren abgekürzt wird und die Rückstände abgebaut werden, denn der Bürger hat ein Anrecht darauf, daß seine Gerichtsverfahren pünktlich erledigt werden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Ströbele [GRÜNE]: Das stimmt! — Mann [GRÜNE]: Da stimmen wir ausdrücklich zu!)

    — Ich sehe, das wird sogar von den GRÜNEN akzeptiert werden.
    Ich möchte mich nun dem Deutschen Patentamt zuwenden. Es ist nach wie vor eines der größten und leistungsfähigsten Patentämter der Welt, und das soll auch so bleiben. Wir sind so international, daß wir aus unserem Deutschen Patentamt sogar zwei Beamte nach China geschickt haben, die dort das chinesische Patentamt mit einrichten. Wir haben im Haushalt 1987 neue Planstellen bewilligt, und wir haben insbesondere dafür gesorgt, daß eine



    von Hammerstein
    elektronische Patentdatenbank eingerichtet wird, die für die Industrie und für die sonstige interessierte Öffentlichkeit wahnsinnig wichtig ist. Man kann sich damit direkt per Telefon über das technische Wissen informieren lassen. Ich bin der Auffassung, wir sollten uns dieser Technik nicht verschließen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Ein anderes Vorhaben der Bundesregierung ist jetzt hervorzuheben: Hamburg soll Sitz des Internationalen Seegerichtshofes werden. Wir unterstützen das nachdrücklich und sagen unsere Hilfe zu. Der Bundesminister der Justiz hat die Vorbereitungen der Errichtung des Internationalen Seegerichtshofes übernommen. Es ist sein Ziel, daß sofort mit dem Bau begonnen werden kann, wenn die weitere Entwicklung der mit dem Übereinkommen zum Seerecht zusammenhängenden Fragen dies erfordert. Ich hoffe, Herr Minister, daß wir Erfolg haben, denn es gibt ja auch in den europäischen Partnerländern große Städte bzw. Hauptstädte, die ebenfalls daran interessiert sind, Sitz des Seegerichtshofes zu werden.
    Lassen Sie mich nun noch einige Bemerkungen zur Rechtspolitik der Bundesregierung machen. Auch dieses letzte Jahr der Legislaturperiode war ein erfolgreiches Jahr der Rechtspolitik. Zahlreiche wichtige und notwendige Gesetze wurden verabschiedet. Ich will hier nicht alle aufzählen, sondern möchte mich auf wenige beschränken.
    Am 7. November dieses Jahres hat der Deutsche Bundestag das erste Gesetz zur Verbesserung der Stellung des Verletzten im Strafverfahren beschlossen. Damit ist eines der zentralen Vorhaben der Bundesregierung verwirklicht worden. Wir begrüßen nachdrücklich, daß die Opfer von Straftaten in Zukunft nicht mehr weitgehend hilf- und schutzlos im Schatten des geltenden Rechts stehen, sondern sich ihre Stellung im Strafverfahren entscheidend verbessert. Ich denke dabei an die Umgestaltung der Nebenklage und vor allem an den besseren Schutz der Privat- und Intimsphäre des Verletzten. Den Opfern wird das Recht eingeräumt, Fragen aus dem persönlichen Lebensbereich generell zu beanstanden. Bei der Erörterung höchstpersönlicher Angelegenheiten kann in größerem Umfange als bisher die Öffentlichkeit in der Hauptverhandlung ausgeschlossen werden. Das Spießrutenlaufen vergewaltigter Frauen war eines Rechtsstaates unwürdig;

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    es muß endlich der Vergangenheit angehören. Mit dem Gesetz haben wir ein wichtiges Ziel erreicht. Selbstverständlich werden wir über weitere Schritte strafrechtlicher Opferhilfe, etwa über eine noch stärkere Berücksichtigung des Wiedergutmachungsgedankens, nachdenken.
    Es wurde höchste Zeit, daß den Hinterbliebenen der grausamen Terroristenmorde schnellstens geholfen werden kann. Ich bin der Auffassung, daß das das Wichtigste in dieser Legislaturperiode in diesem Bereich war.
    Ich möchte aus dem Bereich der Rechtspflege ein weiteres Gesetz ansprechen, das Gesetz zur Erhöhung der Sachverständigenvergütungen, der Zeugenentschädigung und der Anwaltsgebühren, die sogenannte Kosten-Novelle. Die Anpassung der Entschädigungen für Zeugen, Sachverständige und ehrenamtliche Richter war überfällig.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Seit 1977, also fast zehn Jahre, ist keine Gebührenerhöhung mehr vorgenommen worden.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Darauf mußten wir die Bundesregierung erst hinweisen! Das war ihr selbst entgangen! Nur auf unseren Antrag ist das zustande gekommen!)

    — Auf Ihren Antrag. Aber da nun wir in der Koalition die Mehrheit stellen, gehe ich davon aus, daß wir das durchgebracht haben.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Das ist anerkennenswert!)

    — Danke schön.
    Besonders begrüße ich die Verdoppelung der Entschädigungssätze für Hausfrauen, einen weiteren kleinen Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren Einschätzung der Arbeit von Hausfrauen.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Und wie ist es mit dem Einheitswert bei den Landwirten?)

    — Darauf komme ich noch.
    Für mich als Mittelständler war es ebenfalls sehr notwendig, maßvolle Erhöhungen der Anwaltsgebühren vorzunehmen. Das jetzt verabschiedete Gesetz hat die Gebühren der wirtschaftlichen Entwicklung angepaßt.
    Für die nächste Legislaturperiode wollen wir eine Strukturreform der Kostengesetze. —
    Leider ist meine Zeit abgelaufen.
    Wir, die CDU/CSU, stimmen dem Haushalt des Bundesministers der Justiz zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Mann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Mann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stimmen dem Haushalt des Bundesministers der Justiz mit seinem bescheidenen Anteil von 0,15 % am Gesamthaushalt nicht zu. Ich denke, daß im Rechtsausschuß, insbesondere in der Sitzung vom 24. September 1986, zu diesem Haushalt ausreichend Stellung genommen worden ist. Deshalb möchte ich mich heute noch einmal grundsätzlich mit der Rechtspolitik der sogenannten liberal-konservativen Bundesregierung auseinandersetzen.

    (Marschewski [CDU/CSU]: Der „sogenannten" ist richtig!)

    Mein bei der letztjährigen Haushaltsdebatte am 28. November 1985 erhobener Vorwurf, die Bundesregierung sei ein Sicherheitsrisiko für den freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaat, ist durch
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 19509
    Mann
    die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate überzeugend bestätigt worden. An dieser Stelle will ich nur die Stichworte Überwachungsgesetze, Asylrecht und das sogenannte Antiterrorgesetz nennen.

    (Zuruf des Abg. Marschewski [CDU/CSU])

    Die Bilanz der Rechtspolitik der Wende-Regierung vier Jahre nach dieser Wende ist düster, Herr Marschewski. Von einem Glanzstück kann fürwahr nicht die Rede sein. Grundsätze, von denen sich der Bundesjustizminister oder gar die Bundesregierung leiten ließen, sind, Machterhalt und Koalitionsraison ausgenommen, schwerlich erkennbar. Flick-Skandal, der gescheiterte Amnestieversuch im Hinblick auf die Parteispendenverfahren, die Änderung der Verwaltungsgerichtsordnung mit der Abschaffung der ersten Tatsacheninstanz bei den Verwaltungsgerichten als erstes Sondergesetz für den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf, die Verschärfung des Demonstrationsstrafrechts, die Einbringung der sogenannten Sicherheitsgesetze mit der am 28. Februar 1986 beschlossenen Einführung des maschinenlesbaren Personalausweises einschließlich der Schleppnetzfahndung und nun heute im Rechtsausschuß als krönender Abschluß, wenn auch ohne Kronzeugenregelung, ein sogenanntes Antiterrorgesetz bilden eine wahrhaft explosive und für die Grundlagen unserer Rechtsordnung brandgefährliche Mischung.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Für Gewalttäter brandgefährlich!)

    Bereinigt von der Kronzeugenregelung ist die Zielrichtung Ihrer angeblichen Terrorismusbekämpfung in den gestrigen und heutigen Gesetzesberatungen im Ausschuß noch einmal überdeutlich geworden. Die Antiatombewegung soll mit einem juristischen Flächenbombardement in die terroristische Ecke getrieben werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Absoluter Unsinn ist das!)

    Herr Dr. Stark, mit der Erweiterung der Vorschriften über die terroristische Vereinigung sollen die RAF, militante Anarchisten sowie die diffuse Szene von autonomen und spontanen Chaoten, wie die „Süddeutsche Zeitung" heute die Kniebeuge der FDP gegen den Unfallvorwurf treffend kommentiert, in einen Topf geworfen werden.
    Generalbundesanwalt und Bundeskriminalamt werden angesichts der Ausuferung ihrer Zuständigkeiten zu Bundessonderbehörden, die mit föderalen Grundsätzen und der Justizhoheit der Länder unvereinbar sind. Es handelt sich hier um ein weiteres Sondergesetz zur Durchsetzung des Atomprogramms und insbesondere der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    In einem für Ihre rechtspolitische Gesetzgebungsarbeit typischen, die kritische öffentliche Auseinandersetzung scheuenden Eilverfahren, setzen Sie sich unter Mißachtung der parlamentarischen Mitwirkungsrechte der Opposition über alle Einwände hinweg. Die Forderung nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Ursachen des Terrorismus wischen Sie mit machtbewußter Mehrheitsgeste vom Tisch. Kohl, Bangemann, Engelhard und Zimmermann als Hüter des Rechtsstaates — wer denkt da nicht an Biedermann und die Brandstifter?

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Und wie wollen Sie Terroristen bekämpfen?)

    Das von diesen Herren für das gemeine Volk so gern bemühte Rechtsbewußtsein vermag ich bei Ihnen — leider sitzt nur der Bundesjustizminister auf der Regierungsbank — nicht festzustellen.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: DIE GRÜNEN wollen alle Terroristengesetze abschaffen!)

    Recht als Mittel zum Machterhalt — das ist zugespitzt die Devise Ihrer Rechtspolitik. Recht als Schutz des Schwächeren und Mittel zum Erhalt oder gar zur Erweiterung bürgerlicher Freiheit ist dieser Regierung im Grunde fremd.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die Verketzerung unserer Gesetzesinitiative für ein allgemeines Einsichtsrecht in Umweltakten durch den Kollegen Regenspurger von der CSU vor zwei Wochen ist dafür ein überzeugender Beleg.
    Da ich Ihnen hinsichtlich der Dimensionen dieser Entwicklung vom freiheitlichen Rechtsstaat zum obrigkeitlichen Sicherheitsstaat nicht böse Absichten unterstellen will, empfehle ich Ihnen zur Lektüre nachdrücklich das Referat, welches der Hannoveraner Staatsrechtler Professor Hans-Peter Schneider auf dem republikanischen Anwältinnen-und Anwältetag in Berlin zum Thema „Von der Bürgerfreiheit zur Sicherheitsversorgung" gehalten hat; auszugsweise in der „Frankfurter Rundschau" vom 8. November veröffentlicht. Schneider führt überzeugend aus, daß ein Staat der Freiheit des ganzen Volkes — ich zitiere —
    letztlich jedoch nur von einer demokratischen Gesellschaft hervorgebracht werden,
    — kann —
    die nicht der totalen Überwachung und staatlichen Kontrolle unterliegt. Denn die Selbstverwirklichung des einzelnen erfordert unabdingbar Freiräume, die einzig durch Mitbestimmung und mehr Bürgerbeteiligung nicht nur an der politischen Willensbildung, sondern in allen sozialen Lebensbereichen, namentlich im Produktionsprozeß, erkämpft werden können und müssen.
    Soweit Schneider.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Bis hin zu Gewalttaten!)

    Wir GRÜNE setzen Ihrem obrigkeitlichen Staatsverständnis und Ihrer Fixierung auf Sicherheit unsere Alternativen für mehr Demokratie entgegen wie z. B. unsere Gesetzesinitiativen zur Einführung eines Umweltgrundrechtes, der Verbandsklage für
    19510 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986
    Mann
    Natur- und Umweltschutzverbände sowie das erwähnte allgemeine Akteneinsichtsrecht,

    (Marschewski [CDU/CSU]: Und § 175 mit Kindern!)

    nicht nur für den Umweltbereich, sondern für den gesamten Bereich der öffentlichen Verwaltung. Dazu gehören aber auch die Forderung nach einer Stärkung des Petitionsrechtes als eines Grundrechtes der Bürgerinitiativen sowie — und jetzt hören Sie einmal gut zu — als zentrale Herausforderung für die gegenwärtige Parteiendemokratie der Bonner Republik die Forderung nach Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden auf allen politischen Ebenen.
    Für Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, ist Ruhe immer noch die erste Bürgerpflicht. Sie verwechseln inneren Frieden, Rechtsfrieden mit Friedhofsruhe.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Und Sie mit Gewalttaten!)

    Politische Spannungen, Kontroversen, Machtkämpfe, auch demonstrativer Druck, Widerspruch und das Recht auf Opposition bilden geradezu die Lebensluft des demokratischen Gemeinwesens. Freiheit, auch politische Freiheit, birgt immer individuelle Risiken, vor denen es keine absolute Sicherheit gibt.
    Soweit noch einmal Schneider.
    Wir GRÜNE nehmen den Bürgerwillen — nicht nur wie Sie in Sonntagsreden vom mündigen Bürger — tatsächlich ernst. Sie hingegen malen beispielsweise gegenüber den Hunderttausenden friedlich protestierender Demonstranten der Friedensbewegung oder der Antiatombewegung das Schreckensbild der Straße,

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Siehe Hanau!)

    die ohne Legitimation Druck auf Parteien und Politiker ausübe. Das ist im Kern vordemokratisches obrigkeitsstaatliches Denken.
    Eine Wurzel dieses Denkens liegt in der Verdrängung der Perversion des Rechts unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft. Demokratische Rechtspolitik setzt voraus, daß wir die Ursachen der Zerstörung der Rechtsordnung im Dritten Reich verarbeiten. Die Wiedergutmachung des vor allem auch von schrecklichen Juristen im Namen des Rechts — ich erinnere an Herrn Globke und Herrn Filbinger — zu verantwortenden millionenfachen Unrechts der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft ist eine grundlegende rechtspolitische Aufgabe.
    Auch hier haben Sie versagt. Ich erinnere an das unwürdige Tauziehen innerhalb der Koalition hinsichtlich der Behandlung der sogenannten Ausschwitz-Lüge. In widerlicher Aufrechnungsmentalität — das zu der Frage nach der Stahlhelm-Fraktion — haben Sie, Herr Erhard, wie es der Vorsitzende des Richterbundes ausgedrückt hat, die Ermordung von sechs Millionen Juden mit der Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges zu relativieren versucht. Dieses Gesetz, der Besuch Bundeskanzler Kohls mit Reagan auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg 40 Jahre nach Kriegsende, die jüngste Beleidigung des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow durch den Goebbels-Vergleich des Bundeskanzlers sind nicht zufällig. Das beweist die Rede des Kollegen Dregger zum Volkstrauertag. Der Bundeskanzler, von sich selbst mit der Gnade der späten Geburt ausgestattet, Schulter an Schulter mit Alfred Dregger und Franz Josef Strauß bei dem Bemühen, den äußersten rechten Rand des politischen Spektrums abzudecken: Dazu paßt die Diskussion um die Aushöhlung des im Grundgesetz verbürgten Grundrechts auf politisches Asyl in den Sommermonaten zum Zwecke des bayerischen Wahlkampfs.
    Ganz auf dieser Linie liegt die Behandlung der grünen Wiedergutmachungsinitiativen und die Behandlung unseres Antrags zur Nichtigerklärung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in der letzten ordentlichen Sitzung des Rechtsausschusses. Mit dem Beschluß zur Einholung eines rechtshistorischen Gutachtens, Herr Kollege Seesing, ob und, wenn ja, inwieweit das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses Ausdruck und Ausfluß von nationalsozialistischem Gedankengut war, versuchen Sie sich um die geschichtliche Verantwortung der Deutschen für die Opfer nationalsozialistischer Gewalt- und Willkürherrschaft herumzudrücken.

    (Beifall des Abg. Ströbele [GRÜNE])

    Wir GRÜNE werden auch im 11. Deutschen Bundestag die konkrete Verantwortung für die deutschen NS-Juristen zum Prüfstein für die Demokratiefähigkeit aller im Bundestag vertretenen Parteien machen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)