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    Plenarprotokoll 10/232 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 232. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Collet und Frau Dr. Wiesniewski . 17957 A Erweiterung der Tagesordnung 17957 A Abwicklung der Tagesordnung 17983A Begrüßung des Präsidenten des Unterhau- ses von Irland und einer Delegation . . 18040 A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung um die Beratung des Antrags Einheitliche Europäische Akte — Drucksache 10/6013 — 17957 D Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 17957 D Bohl CDU/CSU 17958 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 17959 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksachen 10/3994, 10/5822 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Stopp der Kohleimporte aus Südafrika — Drucksachen 10/2417, 10/4754 — Brandt SPD 17960 A Dr. Kohl, Bundeskanzler 17963A Frau Eid GRÜNE 17967 C Schäfer (Mainz) FDP 17969 C Dr. Hornhues CDU/CSU 17972 C Verheugen SPD 17974 A Möllemann, Staatsminister AA 17977 D Klein (München) CDU/CSU 17979A Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 17979 C Dr. Rumpf FDP (Erklärung nach § 31 GO) 17980 C Namentliche Abstimmungen . 17981 D, 17985 A Ergebnis 17981C, 17985A Beratung des Antrags des Abgeordneten Ströbele und der Fraktion DIE GRÜNEN Erklärung des Europaparlaments gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Bekräftigung des Grundrechts auf Asyl und konkrete Schritte gegen Fremdenfeindlichkeit — Drucksache 10/5982 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erklärung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit — Drucksache 10/6041 — Dr. Stercken CDU/CSU 17983 C Dr. Schmude SPD 17986 B Baum FDP 17989 C Fischer (Bad Hersfeld) GRÜNE 17991 C Dr. Olderog CDU/CSU 17992 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 17994 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Ergebnis der GATT-Konferenz von Punta del Este Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 17996A Dr. Mitzscherling SPD 17998 B Dr. Schwörer CDU/CSU 18000 B Auhagen GRÜNE 18001 B Dr. Haussmann FDP 18002A Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Umfassendes Verbot biologischer Waffen — Drucksache 10/5984 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbot biologischer Waffen — Drucksache 10/6051 — Lange GRÜNE 18003A Graf Huyn CDU/CSU 18004 B Dr. Scheer SPD 18005A Möllemann, Staatsminister AA 18006A Beratung der Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksachen 10/6015 bis 10/6022 — Vogel (München) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 18007 B Mann GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 18008A Frau Hürland CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 18008 D Dr. Scheer SPD (Erklärung nach § 31 GO) 18008 D Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jaunich, Frau Fuchs (Köln), Frau Schmidt (Nürnberg), Egert, Hauck, Delorme, Gilges, Müller (Düsseldorf), Sielaff, Witek, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Orthoptistin/des Orthoptisten — Drucksache 10/3163 — 18009 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5370 — 18009 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 2. März 1983 zur Änderung des Übereinkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen durch Schiffe und Luftfahrzeuge — Drucksache 10/3647 — 18009 D Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/5613 — 18009 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 11. April 1984 zur Änderung des Anhangs zur Satzung der Europäischen Schule — Drucksache 10/5705 — 18010 A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Einunddreißigsten Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes — Drucksache 10/5862 — 18010A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung statistischer Rechtsvorschriften (2. Statistikbereinigungsgesetz) — Drucksache 10/5964 — 18010A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften der gesetzlichen Rentenversicherung und anderer sozialrechtlicher Vorschriften (Siebtes Rentenversicherungs-Änderungsgesetz) — Drucksache 10/5957 — 18010 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 III und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen — Drucksache 10/5861 — 18010 B und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 16. April 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/5974 — 18010 B und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fahrpersonalgesetzes — Drucksache 10/5975 — 18010 C und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Futtermittelgesetzes — Drucksache 10/5959 — 18010 C Beratung des Antrags der Abgeordneten Tatge, Senfft und der Fraktion DIE GRÜNEN Beteiligung der Deutschen Bundesbahn an der Finanzierung des Nahverkehrsverbundes Rhein-Neckar — Drucksache 10/5179 — 18010 C und Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Steuerliche Abzugsfähigkeit von Zuwendungen an gemeinnützige Einrichtungen zur Förderung des Naturschutzes, des Umweltschutzes und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen — Drucksache 10/5799 — 18010 D und Beratung des Antrags des Abgeordneten Senfft und der Fraktion DIE GRÜNEN Erhalt der Bundesbahnstrecke Lauffen am Neckar- Leonbronn — Drucksache 10/5952 — 18010 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaften in Frankfurt/ Main, Gallusanlage 2/Münchener Straße 4-6, gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksache 10/5967 — 18011A und Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung von bundeseigenen Grundstücken in Berlin-Tiergarten gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksache 10/5736 — 18011A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung des bundeseigenen Grundstücks in Helsinki, Kaivopuisto/Ostra Brunnsparken Nr. 8, gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksachen 10/5546, 10/5783 — . . . 18011 B Beratung der Sammelübersicht 159 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5988 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 160 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5989 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 161 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5990 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 162 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5991 — 18011 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 2. November 1984 zum Abkommen vom 30. April IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 1964 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei über Soziale Sicherheit und zu der Vereinbarung vom 2. November 1984 zur Durchführung des Abkommens — Drucksache 10/6023 — 18011 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Duve, Bindig, Brück, Klose, Frau Huber, Neumann (Bramsche), Verheugen, Voigt (Frankfurt), Waltemathe, Wischnewski, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD 13 Jahre Diktatur in Chile — Drucksache 10/5973 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Akute Hilfsmaßnahmen für bedrohte Oppositionelle in Chile — Drucksache 10/5987 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Verschärfung der Lage in Chile — Drucksache 10/6039 — Duve SPD 18022 C Lamers CDU/CSU 18024 B Volmer GRÜNE 18025 D Schäfer (Mainz) FDP 18028A Möllemann, Staatsminister AA 18030 A Volmer GRÜNE (zur GO) 18032 C Beratung des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Verbot der Aussperrung — Drucksachen 10/1635, 10/6063 — Bueb GRÜNE 18033A Louven CDU/CSU 18034A Lutz SPD 18034 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 18036 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 18036 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/5842 — Pöppl CDU/CSU 18038 B Witek SPD 18039 B Eimer (Fürth) FDP 18040 B Bueb GRÜNE 18041 A Vizepräsident Frau Renger 18038 C Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/4662 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5996 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5998 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/2577 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5995 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5997 — Pöppl CDU/CSU 18042 C Witek SPD 18044 B Eimer (Fürth) FDP 18046 B Bueb GRÜNE 18047 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFFG 18049 D Fragestunde — Drucksache 10/6029 vom 19. September 1986 — Finanzierung und Abwicklung von Vorhaben nach dem „Rhein-Bodensee-Programm — Programm für Zukunftsinvestitionen" in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern MdlAnfr 80, 81 19.09.86 Drs 10/6029 Bindig SPD Antw StSekr Dr. Wagner BMU 18012 A ZusFr Bindig SPD 18012 B Verzögerungen bei der Beratung der Europäischen Akte im Kabinett MdlAnfr 8, 9 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. de With SPD Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 V Antw StMin Möllemann AA 18013 B ZusFr Dr. de With SPD 18013 C ZusFr Mann GRÜNE 18013 D Verneinung der Existenz einer deutschen Minderheit in Polen durch den polnischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 10 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 18014 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 18014 D Entlassung deutscher Aussiedler aus der rumänischen Staatsangehörigkeit nach Zahlung hoher Summen MdlAnfr 11 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 18015A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 18015 B Anbindung des ostbayerischen Raumes an das Intercity-Netz MdlAnfr 65 19.09.86 Drs 10/6029 Kißlinger SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18015D ZusFr Kißlinger SPD 18015D Schweizerische Pläne für die Schiffbarmachung des Hochrheins MdlAnfr 66, 67 19.09.86 Drs 10/6029 Dörflinger CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016A ZusFr Dörflinger CDU/CSU 18016 B Finanzielle Auswirkungen einer geplanten Überarbeitung der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung MdlAnfr 68 19.09.86 Drs 10/6029 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016 C ZusFr Kohn FDP 18016C Lärmbelästigung der Anwohner von Rangierbahnhöfen; Erlaß von Rechtsverordnungen nach § 43 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes MdlAnfr 69, 70 19.09.86 Drs 10/6029 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016 D ZusFr Toetemeyer SPD 18017A Umfang der bei der Bundesbahn seit 1982 geleisteten Überstunden und Höhe der Urlaubsrückstände; Nichtteilnahme an vorgeschriebenen Fortbildungsmaßnahmen wegen dienstlicher Beanspruchung MdlAnfr 71, 72 19.09.86 Drs 10/6029 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18018 B ZusFr Frau Weyel SPD 18018 B Gebührenerhöhungen beim Übergang in die Stufe 2 bei Btx MdlAnfr 82 19.09.86 Drs 10/6029 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 18019 B ZusFr Rusche GRÜNE 18019 C Verbreitung, Kosten und Effizienz der Werbeaktion „Bundespost, das größte Unternehmen auf dem Prüfstand ..." MdlAnfr 83, 84 19.09.86 Drs 10/6029 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 18019 D ZusFr Paterna SPD 18020A Verzögerungen bei der Zustellung von Drucksachen in Ostbayern MdlAnfr 85 19.09.86 Drs 10/6029 Kißlinger SPD Antw PStSekr Rawe BMP 18020 D ZusFr Kißlinger SPD 18020 D Vorstellungen der Bundesregierung über eine Großforschungseinrichtung für marine Geowissenschaften; Initiativen Kiels und Schleswig-Holsteins für das „GeomarInstitut"; Standortentscheidung MdlAnfr 86, 87 19.09.86 Drs 10/6029 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . . . 18021 B ZusFr Gansel SPD 18021 B Nächste Sitzung 18052 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 18053* A Anlage 2 Zuständigkeit des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit auf dem Gebiet der Frauenpolitik MdlAnfr 3, 4 19.09.86 Drs 10/6029 Zander SPD SchrAntw StMin Vogel BK 18053* C VI Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Anlage 3 Förderung einer ökologischen Umweltbeobachtung; Minimierung des Restrisikos beim Betrieb von Kernkraftanlagen durch den Einbau von gefilterten Überdruckventilen MdlAnfr 73, 74 19.09.86 Drs 10/6029 Lowack CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18054* A Anlage 4 Information deutscher Behörden über den jüngsten Störfall im Kernkraftwerk Cattenom; Einrichtung eines Fernüberwachungssystems MdlAnfr 75, 76 19.09.86 Drs 10/6029 Schreiner SPD SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18054* C Anlage 5 Einheitliche Bewertung der Strahlenbelastung von Pilzen MdlAnfr 79 19.09.86 Drs 10/6029 Stiegler SPD SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18055* B Anlage 6 Verbesserung der Grundlagenforschung bei Neurodermitis und Psoriasis; Vergabe von Forschungsaufträgen MdlAnfr 88, 89 19.09.86 Drs 10/6029 Pauli SPD SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . 18055* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 17957 232. Sitzung Bonn, den 25. September 1986 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein * 26. 9. Dr. Ahrens * 26. 9. Antretter * 26. 9. Bastian 26. 9. Berger * 26. 9. Böhm (Melsungen) * 26. 9. Büchner (Speyer) * 26. 9. Buckpesch 26. 9. Carstensen (Nordstrand) 26. 9. Curdt 26. 9. Frau Dr. Däubler-Gmelin 25. 9. Dr. Ehrenberg 26. 9. Dr. Enders * 26. 9. Frau Fischer * 26. 9. Fischer (Bad Hersfeld) * 26. 9. Frau Fuchs (Verl) 26. 9. Genscher 26. 9. Glos * 26. 9. Dr. Götz 26. 9. Grunenberg 26. 9. Dr. Haack 26. 9. Haase (Fürth) * 26. 9. Dr. Häfele 26. 9. Handlos 26. 9. Hanz (Dahlen) 26. 9. Dr. Hauchler 25. 9. Dr. Hennig 26. 9. Hoffie 26. 9. Jäger (Wangen) * 26. 9. Kalisch 26. 9. Frau Kelly 26. 9. Kiechle 26. 9. Kittelmann * 26. 9. Kirschner 25. 9. Dr. Klejdzinski * 26. 9. Dr. Kreile 26. 9. Dr. Laermann 26. 9. Lemmrich * 26. 9. Lenzer * 26. 9. Link (Diepholz) 25. 9. Dr. Müller * 26. 9. Nagel 26. 9. Neumann (Bramsche) * 26. 9. Oostergetelo 25. 9. Frau Pack * 26. 9. Rapp (Göppingen) 26. 9. Reddemann * 26. 9. Reuschenbach 26. 9. Dr. Riedl (München) 26. 9. Roth (Gießen) 26. 9. Dr. Rumpf * 26. 9. Sauter (Ichenhausen) 26. 9. Dr. Scheer e 26. 9. Schmidt (Hamburg) 26. 9. Schmidt (München) * 26. 9. Schulte (Unna) * 26. 9. Frau Simonis 25. 9. Dr. Soell * 26. 9. Dr. Solms 26. 9. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 26. 9. Dr. Stavenhagen 26. 9. Dr. Stoltenberg 26. 9. Dr. Unland * 26. 9. Voigt (Sonthofen) 26. 9. Dr. Voss 25. 9. Dr. von Wartenberg 26. 9. Werner (Dierstorf) 26. 9. Weinhofer 25. 9. Wissmann 26. 9. Dr. Wulff * 26. 9. Zierer * 26. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Staatsministers Vogel auf die Fragen des Abgeordneten Zander (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 3 und 4): Welche Zuständigkeiten auf dem Gebiet der Frauenpolitik sind auf das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (früher Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit) aus anderen Bundesressorts übertragen worden? Welche Zuständigkeiten auf dem Gebiet der Frauenpolitik hat das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit? Durch den Organisationserlaß des Bundeskanzlers vom 5. Juni 1986 ist das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit zum Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit umgebildet worden. Es hat die Federführung für Frauenfragen einschließlich Gesetzgebungskompetenz erhalten. In einem ersten Schritt ist dazu aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung die Zuständigkeit für Frau und Beruf auf den Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit übertragen worden. Die Federführung für Frauenfragen einschließlich Gesetzgebungskompetenz macht Änderungen in der Geschäftsordnung der Bundesregierung und der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien, Allgemeiner Teil und Besonderer Teil, erforderlich, die im Anschluß an eine allgemeine Überprüfung der Zuständigkeitsabgrenzung zwischen den einzelnen Ressorts zu Beginn der kommenden Legislaturperiode vorgenommen werden sollen. Im Vorgriff auf eine endgültige Regelung hat der Bundeskanzler zum Vollzug des Organisationserlasses vom 5. Juni 1986 angeordnet, daß alle Angelegenheiten von frauenpolitischer Bedeutung von den Ressorts in engster Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu behandeln sind. 18054* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Fragen des Abgeordenten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 10/6029 Fragen 73 und 74): Welche Maßnahmen zur ökologischen Umweltbeobachtung werden von der Bundesregierung gefördert bzw. initiiert? Ist die Bundesregierung bereit, die Gefahr von Unfallfolgen beim Betrieb von Kernkraftanlagen noch weiter zu reduzieren, indem sie dafür Sorge trägt, daß das bestehende „Restrisiko" durch den Einbau von gefilterten Überdruckventilen des containment abgebaut wird? Zu Frage 73: Ökologische Umweltbeobachtungen werden in allen Umweltfachbereichen durchgeführt und auch von der Bundesregierung gefördert. Dazu gehören insbesondere Meßstationen des Umweltbundesamtes zur Feststellung der Immissionssituation, Leitstellen zur Überwachung der Umweltradioaktivität, das Landschaftsplanungs- und Informationssystem für den Bereich von Naturschutz und Landschaftspflege sowie Meßprogramme im Bereich des Gewässerschutzes und biologisches Monitoring zum Schutz der Meere. In allen Bereichen trägt die Bundesregierung durch Forschungsmaßnahmen zur Weiterentwicklung der Überwachungssysteme bei. Darüber hinaus bereitet die Bundesregierung ein flächenbezogenes Diagnose- und Prognoseinstrument des Bundes zur Erfassung und Bewertung des Zustandes der Umwelt vor. Diese ökologische Umweltbeobachtung soll valide Daten aus repräsentativen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland zur Verbesserung der Beurteilungsgrundlagen für umweltpolitische Entscheidungen schaffen. Die erforderlichen konzeptionellen, wissenschaftlichen und instrumentellen Arbeiten hierfür sind grundsätzlich abgeschlossen. Die Auswahl repräsentativer Gebiete wird vorbereitet; das Pilotprojekt „Bornhöveder Seenkette" in Schleswig-Holstein wird noch in diesem Jahr bei der Universität Kiel unter Beteiligung des Landes anlaufen. Abstimmungsgespräche mit den Bundesländern, deren Mitarbeit erforderlich ist, sind für 1987 geplant. Voraussetzung für die Gewinnung bundesweit gültiger Daten ist die Schaffung eines einheitlichen kompatiblen Datensystems. Dieses wird z. Z. erarbeitet. Die bisherigen vielfältigen Aktivitäten von Bund und Ländern, die nach gängigem Sprachgebrauch als „Umweltbeobachtung" angesehen werden können, jedoch als Einzelmaßnahmen dem vorgenannten Anspruch nicht genügen, werden bei Eignung, gegebenenfalls nach Modifikation, Ausbau oder Erweiterung, in die ökologische Umweltbeobachtung einbezogen. In enger Abstimmung mit der Ökologischen Umweltbeobachtung und als notwendige Ergänzung hierzu ist im Rahmen des Programms „Umweltforschung-Umwelttechnologie 1984 bis 1987 des BMFT" eine Ökosystemforschung zur Verbesserung des Kenntnisstandes von Struktur, Dynamik und Funktionen in Ökosystemen bereits angelaufen. Zu Frage 74: Es ist das Bestreben dieser Bundesregierung, das mit der Kernenergienutzung für Mensch und Umwelt verbundene Risiko so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört auch, daß der Sicherheitsstandard unserer Kernkraftwerke ständig am neuesten Stand von Wissenschaft und Technik gemessen wird. Im Vordergrund stehen Maßnahmen mit präventiver Wirkung. Darüber hinaus werden schadensmindernde Maßnahmen für den Fall hypothetischer Störfälle diskutiert. Hierzu gehören Maßnahmen zur Druckentlastung des Sicherheitsbehälters. Die Reaktor-Sicherheitskommission wurde von mir beauftragt, eine diesbezügliche Überprüfung der deutschen Kernkraftwerke vorzunehmen. Vom Ergebnis dieser Überprüfung wird es abhängen, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen im Einzelfall zur Druckentlastung des Sicherheitsbehälters getroffen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Fragen des Abgeordneten Schreiner (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 75 und 76): Wie bewertet die Bundesregierung die mangelhafte und verspätete Information der zuständigen deutschen Behörden über den jüngsten Störfall im Kernkraftwerk Cattenom (Wassereinbruch) durch die französischen Dienststellen, und wie beurteilt sie vor diesem Hintergrund die Forderung nach einem Fernüberwachungssystem, das bei Störfällen eine unmittelbare Unterrichtung der deutschen Behörden gewährleisten soll? Welche Initiativen hat die Bundesregierung ergriffen, um zu erreichen, daß der jüngste Störfall in der Atomzentrale Cattenom von unabhängigen Experten auch unter dem Gesichtspunkt untersucht wird, welche Auswirkungen möglich gewesen wären, wenn das Atomkraftwerk sich bereits in Betrieb befunden hätte? Zu Frage 75: Im vorliegenden Fall kann nicht von mangelhafter und verspäteter Information der zuständigen deutschen Behörden durch die französischen Dienststellen gesprochen werden. Der am Samstag, 23. August 1986, gegen 20.00 Uhr in einer technischen Galerie der außerhalb der Reaktorgebäude befindlichen Nebenkühlwasserbauwerke entdeckte Wasserzufluß stand in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den vorkritischen Inbetriebnahmeversuchen in Block 1. Die Ursache war zunächst unklar. Radioaktivität konnte aber noch gar nicht im Spiel sein. Das Ergebnis wurde deshalb zu Recht nicht als Vorkommnis nach Artikel 1 der Regierungsvereinbarung vom 28. Januar 1981 über den Informationsaustausch bei Vorkommnissen oder Unfällen, die radiologische Auswirkungen haben können, eingestuft. Da dieses Vorkommnis jedoch geeignet war, bei der grenznahen Bevölkerung Besorgnis zu erregen, ist die Unterrichtung hierüber in der nach Artikel 13 der Regierungsvereinbarung in der verein- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 18055* barten Weise erfolgt: Die Präfektur Metz, bei der die Meldung von EdF am Sonntagmorgen gegen 4.00 Uhr einging, hat das Innenministerium Saarbrücken gegen 5.30 Uhr — zunächst telefonisch und später fernschriftlich — unterrichtet; von dort aus erfolgte die Weiterleitung der Meldung zur Bezirksregierung Trier. Für das französische KKW Cattenom bestehen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Immissions-Meßstationen, die an das Fernüberwachungssystem des Landes Rheinland-Pfalz angeschlossen sind. Da keine Aktivitätsfreisetzung erfolgte, war das hier angesprochene Ereignis ohne Relevanz für diese Fernüberwachung. Zu Frage 76: Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Sicherheit von DWR" der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen (DFK) wird regelmäßig auch über den Stand des Projekts Cattenom beraten; dabei unterrichtet die französische Seite ausführlich über das Inbetriebnahmeprogramm und alle dabei aufgetretenen Ereignisse und deren sicherheitstechnische Bedeutung. Der am 23. August 1986 entdeckte Wasserzufluß wird in der nächsten Sitzung am 2. Oktober 1986 eingehend erörtert werden. Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Frage des Abgeordenten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/6029 Frage 79): Ist die Bundesregierung auch noch vor einer bundeseinheitlichen Gesetzgebung bestrebt, mit den Ländern zu einheitlichen Bewertungen der Strahlenbelastung von Pilzen zu kommen, und wird sie auch im Rahmen des beabsichtigten Rahmengesetzgebungsverfahrens dafür eintreten, daß gerade bei der Bewertung von Nahrungsmitteln sehr gebietsbezogene ortsnahe Meßergebnisse zur Beratung der Bürger erzielt werden? Die Bundesregierung ist bestrebt, zu einer einheitlichen Bewertung des Verzehrs von Pilzen zu kommen und hat deshalb gemeinsam mit den Ländern vorübergehende Zurückhaltung beim Verzehr bestimmter Pilzarten empfohlen. Erhöhte Werte sind bei den Wildpilzen „Maronen-Röhrlinge" in bestimmten Regionen festgestellt worden. Pilze gehören nicht zu den Grundnahrungsmitteln, sie werden durchschnittlich in Mengen verzehrt, die weit unterhalb derer liegen, die z. B. für Fleisch, Milch und Milchprodukte zutreffen. Unter Berücksichtigung dieser Verzehrgewohnheiten ist eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht zu besorgen. Das beabsichtigte Gesetz zur Überwachung der Umweltradioaktivität soll die Voraussetzungen schaffen, daß in Zukunft besser als bisher, gebietsbezogene Meßergebnisse als Grundlage für Maßnahmen der Behörden und zur Beratung der Bürger zur Verfügung stehen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Fragen des Abgeordenten Pauli (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 88 und 89): Ist die Bundesregierung bereit, zur Verbesserung der Therapiekonzepte und Grundlagenforschung bei den Krankheiten Neurodermitis und Psoriasis eine Konzeption zu erstellen, in der bzw. zu der alle dermatologischen Universitätskliniken unter Federführung der Dermatologischen Gesellschaft entsprechende Vorschläge abzugeben haben, und hat die Bundesregierung gegebenenfalls bereits entsprechende Schritte in diese Richtung unternommen? Ist die Bundesregierung bereit, auf Grundlage der eingegangenen Vorschläge nach sachdienlicher Prüfung auch durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft entsprechende Forschungsaufträge, die eine angemessene personelle und apparative Ausstattung der Forschungsinstitute garantieren, zu erteilen? Fortschritte zur Verbesserung der Therapie bei den Krankheitsbildern Neurodermitis und Psoriasis sind im wesentlichen aus der Grundlagenforschung zu erwarten. Die Förderung der Grundlagenforschung wird in erster Linie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten und in eigener Verantwortung wahrgenommen. Zur Förderung der Forschung zur Neurodermitis sowie auch zur Psoriasis sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zahlreiche Arbeiten in der Grundlagenforschung gefördert worden, die sich u. a. auf immunologische und endokrinologische Fragestellungen beziehen. Unmittelbar aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technologie wurden seit 1980 keine Forschungsprojekte zu den genannten Krankheitsbildern gefördert. Die BMFT-Mittel zur Förderung der Gesundheitsforschung werden weitgehend gebündelt für das Regierungsprogramm „Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit", das sich auf Lücken konzentrieren soll, die von anderen Forschungsförderern nicht oder nicht ausreichend wahrgenommen werden können. Neurodermitis und Psoriasis gehören derzeit nicht zu den Forschungsschwerpunkten dieses Programms. Bei der 1987 anstehenden Fortschreibung des Programms wird vor diesem Hintergrund in Abstimmung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft geprüft, ob und in welchem Umfang derartige Krankheitsbereiche in das Programm der Bundesregierung einzubeziehen wären. Dies könnte hier insbesondere in einem Förderschwerpunkt Allergieforschung, der zur Zeit vorbereitet wird, der Fall sein. Vorschläge für einzelne Forschungsvorhaben zu den genannten Themen liegen der Bundesregierung nicht vor. Forschungsvorhaben können jedoch gefördert werden, wenn es zur Einrichtung eines entsprechenden Förderschwerpunkts kommt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ursula Eid-Simon


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Herr Bundeskanzler, auch nach Ihrer Rede bleiben wir dabei: Die unzureichenden Sanktionsbeschlüsse der EG gegen Südafrika sind beschämend,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    und die Bundesregierung hat sich erneut mit Erfolg als Bremserin betätigt. Auf Wink des starken Mannes aus München hat sie nur wirkungslose Sanktionen passieren lassen. Allerdings, Herr Bundeskanzler, läßt sich die bundesdeutsche und internationale Öffentlichkeit durch dieses Spiel nicht täuschen.

    (Sehr wahr! bei den GRÜNEN)

    Die Kritik an den Maßnahmen war im In- und Ausland vernichtend; denn es hat sich erneut erwiesen, daß die Bundesregierung einer der letzten Verbündeten und eine der letzten Schutzmächte für das bedrängte Apartheidregime ist und bleibt.

    (Mann [GRÜNE]: So ist es!)

    Es ist deshalb auch konsequent, wenn die Staaten der Dritten Welt nun der Bundesregierung die für 1987 angestrebte Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat verweigern wollen. Die EG-Maßnahmen sind wirkungslos und zu Recht zum Gespött in Südafrika geworden. Nach Berechnungen der EG-Kommission betreffen die jetzt beschlossenen Sanktionen doch nicht einmal 4 % des gesamten südafrikanischen Exports. Durch die Einbeziehung der Kohle in den EG-Importstopp wären die Ausfuhren aus Südafrika um rund 20 % vermindert worden, und die Sache hätte wenigstens einen kleinen Biß bekommen; aber da hätte der wilde Mann aus Bayern ja die Koalition aufgekündigt.
    Ihre Sorgen, meine Herren und Damen von der Bundesregierung, daß die schwarze Bevölkerung am meisten unter effektiven Sanktionen zu leiden



    Frau Eid
    hätte, sind pure Heuchelei, und Ihr Gerede von der Wirkungslosigkeit von Sanktionen ist widersprüchlich und unglaubwürdig.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ein Blick in die Handelsstatistiken fördert Ihre wahren Motive zutage. Es geht Ihnen um nichts mehr und um nichts weniger als um die Verteidigung bundesdeutscher Wirtschaftsinteressen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Vogel [München] [GRÜNE]: Um Geld und Profit!)

    Politisch völlig instinktlos wird es, wenn in einer halbamtlichen bundesdeutschen Zeitung, nämlich den „Nachrichten für Außenhandel" vom 28. August dieses Jahres dann auch noch nachzulesen ist, welche Umgehungsmöglichkeiten bestehen, wenn Sanktionen voll wirksam werden sollten.
    Der Bundesregierung geht es jedoch nicht nur um die Verteidigung bestehender Wirtschaftsbeziehungen mit Südafrika. Schlimmer noch: Unter dieser Bundesregierung gelang es der bundesdeutschen Wirtschaft sogar, ihre Handelsaktivitäten mit dem Apartheidregime auszubauen. So ist z. B. Südafrika mittlerweile zum wichtigsten Kohlelieferanten für die Bundesrepublik geworden. Kamen 1984 noch 29 % aller Kohleimporte aus Südafrika, so steigerte die Bundesrepublik diese Importe in der ersten Hälfte dieses Jahres um ein Drittel auf jetzt 44 % aller importierten Kohle. Das ist unmoralisch.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch ein paar Worte zu einigen Ausstiegsszenarien aus der Atomenergie sagen. Bei einigen Szenarien, auch bei der SPD, werden die weltweit niedrigsten Importpreise für Kohle aus Südafrika zugrunde gelegt. Die GRÜNEN lehnen diese Art von Alternativrechnungen ab; denn sie laufen darauf hinaus, ungerechte Strukturen in Südafrika zu verfestigen. Fragen Sie doch einmal, meine Herren und Damen von der Bundesregierung, wie es zu dem im Weltmaßstab niedrigsten Preis von 111 DM pro Tonne südafrikanischer Kohle kommt. Die 550 000 schwarzen Bergwerksarbeiter gehören zu den am schlechtesten bezahlten schwarzen Arbeitern in Südafrika; mit 392 Rand im Monat liegen sie noch weit unter dem ohnehin miesen Durchschnittslohn. Die Sicherheitsstandards in den südafrikanischen Minen gehören zu den niedrigsten der Welt, was erst kürzlich bei dem tragischen Unglück deutlich wurde, bei dem in den Kinross-Goldminen 177 schwarze Arbeiter ums Leben kamen.

    (Mann [GRÜNE]: Das ist Frühkapitalismus, was die Koalition da macht!)

    Daß die häufigen Unfälle in südafrikanischen Minen kein Werk des Zufalls sind, sondern unmittelbar mit den auf Rassentrennung gründenden Arbeitsbedingungen zusammenhängen, belegt eine Studie der ILO, die am Wochenende in Genf der Presse vorgestellt wurde: Allein zwischen 1973 und 1984 sind in den südafrikanischen Bergwerken 8 500 Bergwerksarbeiter umgekommen — ein allzu blutiger Preis für die billige Kohle aus Südafrika, meine ich.

    (Mann [GRÜNE]: Wohl wahr!)

    Es liegt Ihnen heute der Antrag der GRÜNEN zum Stopp der Kohleimporte aus Südafrika vor. Leider hat auch die SPD bei der Beratung im federführenden Wirtschaftsausschuß fast geschlossen gegen unseren Antrag gestimmt.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Sehr interessant!)

    Aber inzwischen hat sich j a bei den Sozialdemokraten einiges bewegt.
    Meine Kolleginnen und Kollegen von der SPD, bei der heutigen Abstimmung über unseren Antrag haben Sie die Gelegenheit, Ihre veränderte Haltung zu Sanktionen zu dokumentieren.

    (Mann [GRÜNE]: Da sind wir aber gespannt!)

    Stimmen Sie deshalb der vorliegenden Beschlußempfehlung des Wirtschaftsausschusses nicht zu.
    Ich möchte allerdings noch sagen: Der Stopp der Kohleimporte ist nur ein erster Schritt in Richtung auf umfassende Wirtschaftssanktionen.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr wahr!)

    Einzig bedeutsam für die Abschaffung der Apartheid ist der sofortige Stopp der Kreditvergabe bundesdeutscher Banken, insbesondere an südafrikanische Staatsunternehmen, weil damit direkt der militärische Gewaltapparat des Botha-Regimes finanziert wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Mann [GRÜNE]: Sehr richtig! Das ist es!)

    Wenn Ihre Sorge um die schwarze Bevölkerung echt wäre, Herr Bundeskanzler, dann würden Sie den verzweifelten Bitten der Schwarzen nach Sanktionen folgen und gleichzeitig Unterstützungsmaßnahmen für den südafrikanischen Widerstand und die Frontstaaten ergreifen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Für die Konferenz für das südliche Afrika, SADCC, in der die Frontlinienstaaten zusammengeschlossen sind, sind z. B. im Haushaltsplan des BMZ lächerliche 5 Millionen DM an Entwicklungshilfe vorgesehen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Lächerlich!)

    Noch ein Wort zu Ihnen, Herr Minister Warnke: Zum erstenmal planen Sie, direkte staatliche Entwicklungshilfe an das Apartheid-Regime zu geben.

    (Mann [GRÜNE]: Unglaublich!)

    Bisher hatten Sie sich auf die Finanzierung von Hilfeleistungen nichtstaatlicher bundesdeutscher Träger beschränkt. Die GRÜNEN halten die Absicht und das Vorgehen der Bundesregierung, nämlich geschickt am Parlament und an der Offentlichkeit vorbei Gelder aus dem Studien- und Fachkräftefonds der GTZ dem Apartheid-Regime zur Verfügung zu stellen, für einen handfesten Skandal.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Mann [GRÜNE]: Das ist doch typisch für diese Regierung!)




    Frau Eid
    Statt zur weltweiten Isolierung des weißen Unrechtsregimes beizutragen, intensiviert die Bundesregierung mit der neu aufgenommenen staatlichen Hilfe die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit dem Apartheid-Regime.
    Da von dieser Bundesregierung kein wirklicher Druck auf Pretoria zu erwarten ist, muß der Sanktionsdruck von unten intensiviert werden, weshalb z. B. am 29. November in Bonn eine bundesweite Apartheid-Boykottdemonstration stattfinden wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir begrüßen es, daß sich der Rat der EKD deutlich zur Unterstützung von Boykottschritten durchgerungen hat.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Allerdings greifen seine Vorschläge für ausgewählte und begrenzte Maßnahmen zu kurz. Der Aufruf der EKD fällt damit hinter die Harare-Erklärung des ökumenischen Rates vom Dezember 1985 zurück, der sofortige und umfassende Sanktionen gefordert hat.
    Die katholischen Bischöfe in der Bundesrepublik verweigern ihren südafrikanischen Brüdern und Schwestern weiterhin ihre Solidarität. Angeblich dürfe die Kirche zu tagespolitischen Fragen keine Stellung beziehen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Ausnahme: § 218!)

    Unsere Hoffnungen sind deshalb nicht die zaghaften Amtskirchen, sondern die vielen Basisaktivisten der Kirchen, die keine Waren aus Südafrika kaufen und ihre Konten bei bundesdeutschen Banken, die weiterhin mit Krediten die blutige Maschinerie der Apartheid ölen, kündigen.
    Wir fordern die SPD auf, ihre vielfältigen Möglichkeiten in von ihr regierten Kommunen und Bundesländern zur aktiven Umsetzung eines Kohleboykotts zu nutzen.

    (Mann [GRÜNE]: Wir wollen die Genossen nicht überfordern!)

    Modell für ein solches Vorgehen ist die Stadt Wuppertal, wo vor kurzem eine rot-grüne Mehrheit den Verzicht der Stadtwerke auf südafrikanische Kohle beschlossen hat.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Vogel [München] [GRÜNE]: Nach langem Kampf mit der SPD!)

    Lassen Sie mich zum Schluß kommen. Die schwarzen Oppositions- und Widerstandsorganisationen wissen um die Nachteile von umfassenden Wirtschaftssanktionen, und dennoch verlangen sie sie eindringlich. Winnie Mandela sagte einmal in einem Gespräch: Wenn es sein muß, wollen wir hungernd für unsere Freiheit kämpfen.

    (Zuruf des Abg. Graf Huyn [CDU/CSU])

    Gerade in dieser Haltung spiegeln sich die Stärke und das Selbstbewußtsein des schwarzen Widerstands, und diese Stärke ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß die wirtschaftlichen Auswirkungen von Sanktionen nicht wirkungslos verpuffen, sondern politisch umgesetzt werden.

    (Klein [München] [CDU/CSU]: In Revolution!)

    In die Abschaffung der Apartheid. Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Schäfer (Mainz).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, die Debatte heute vormittag macht deutlich, daß das Thema zu ernst ist, als daß es innenpolitisch mißbraucht werden kann. Das hat der Bundeskanzler in seiner Rede deutlich gemacht; aber auch bei Herrn Brandt waren diese Töne zu hören. Ich hielte es auch für gut, wenn wir diesen Debattenton fortsetzen könnten, ohne uns gegenseitig Heuchelei, Unmoral oder böse Absichten, Vorteile und Profit vorzuwerfen.
    Meine Damen und Herren, ich habe vor einigen Wochen in einem Interview meine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, daß die Bundesregierung zu ihrer gemeinsam mit den anderen europäischen Staaten getroffenen Entscheidung stehen wird, mit allen europäischen Staaten zusammen dann Sanktionen zu vollziehen, wenn die Dreimonatsfrist, die im Juni dieses Jahres vom Europarat in Den Haag gesetzt wurde, nicht eingehalten würde, wenn bis dahin die Mission des britischen Außenministers im Auftrag der EG gescheitert sei. Ich habe in diesem Zusammenhang gesagt, daß die Bundesregierung bei einer solchen Entwicklung sicherlich nicht das Schlußlicht sein würde.
    Es ist inzwischen zu solchen Maßnahmen gekommen, auf die ich nachher noch eingehen will, weil durchaus kritisch beurteilt werden sollte, ob solche Maßnahmen ausreichend sind oder nicht.
    Ich halte es zunächst für sehr wichtig, daß der Bundeskanzler heute über den Katalog der positiven Maßnahmen hinaus, die von den europäischen Außenministern Mitte September in Brüssel beschlossen wurden, nationale Maßnahmen angekündigt hat; denn uns allen erschien ein Sonderprogramm „Südliches Afrika" für 3,5 Millionen DM sehr dürftig. Uns erschienen auch 10 Millionen Ecu auf der Ebene von 12 europäischen Staaten sehr wenig. Insofern war es gut, daß der Bundeskanzler heute morgen erklärte, er selbst werde dafür sorgen, daß nicht nur der Bundeshaushalt eine höhere Summe ausweisen werde; vielmehr werde auch die deutsche Industrie von ihm gebeten, einen größeren Beitrag zu leisten.
    Wir haben das eigentlich alle schon seit langen Jahren erwartet, und wir haben der deutschen Industrie bei unseren Gesprächen in Südafrika immer wieder empfohlen, das zu tun und damit dem amerikanischen Vorbild nachzueifern. Ich hoffe, daß sie dazu bereit sein wird.
    Meine Damen und Herren, ich halte solche Maßnahmen für sehr wichtig, weil es sicher ganz falsch



    Schäfer (Mainz)

    wäre, wenn der Eindruck entstünde, wir wollten Südafrika durch Sanktionen bestrafen. Das will ja niemand. Aber ich glaube, es muß hier einiges an Auffassungen zurechtgerückt werden, wie sie jeden Tag unwidersprochen in der deutschen Presse herumgeistern. Ich denke beispielsweise an die Behauptung, die Sanktionsbeschlüsse vom 15. September seien ein „Sündenfall", der dazu führen werde, daß wir auch in allen anderen Fällen Sanktionen treffen müßten. Ich darf daran erinnern, meine Damen und Herren, daß es unrichtig ist, wenn man behauptet, daß die EG jetzt zum erstenmal von ihren Möglichkeiten Gebrauch mache, Sanktionen zu verhängen. Sie hat das wiederholt getan. Sie hat es im Falle des sogenannten Falkland-Malvinen-Konflikts getan. Dort traf die EG eine Entscheidung gegen Argentinien. Die EG hat es auch im Zusammenhang mit Afghanistan gegen die Sowjetunion getan.
    Ich wundere mich manchmal über die Schreiben, die man aus der Bundesrepublik Deutschland bekommt, wenn man der Auffassung ist, daß die politischen Mittel bis zur Stunde leider nicht ausgereicht haben, um in Südafrika einen Wandel herbeizuführen. Für mich ist die Einstellung zu Südafrika auch so etwas wie die vom Bundesaußenminister so oft beschworene Lackmusprobe auf die eigene Gesinnung im Hinblick auf Ferne oder Nähe zum Faschismus. Ich muß das einmal in aller Deutlichkeit sagen, meine Damen und Herren.

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP] sowie bei der SPD und den GRÜNEN)

    Was hier an Briefen, an Unrat auf einen zukommt, wenn man der Auffassung ist, daß die europäischen Staaten gut daran tun, alles zu unternehmen, daß sich dort die Situation ändert, läßt einen allerdings manchmal erschrecken. Es ist auch nicht richtig, wenn hier der Vorwurf erhoben wird: Wenn Sie schon Sanktionen zustimmen, dann machen Sie doch einmal etwas gegen Afghanistan bzw. gegen die Sowjetunion.
    Das ist ja schon geschehen. Es hat ja Sanktionen gegen die Sowjetunion im Zusammenhang mit Afghanistan gegeben. Das muß man unseren Landsleuten gelegentlich wieder in Erinnerung rufen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wenn man bei Sanktionen überhaupt von Sündenfall sprechen will, dann muß man auch sagen, daß der erste Sündenfall das Röhrenembargo gegen die Sowjetunion in den 50er Jahren gewesen ist. Man soll bitte nicht so tun, als würden wir zum allererstenmal solche Maßnahmen erwägen. Ich teile allerdings die Auffassung des Bundeskanzlers und auch die Bedenken, die Herr Kollege Brandt geäußert hat, daß Sanktionen sicher ein sehr zweifelhaftes Mittel sind und der totale Wirtschaftsboykott nicht nur zweifelhaft, sondern sinnlos ist. Das haben wir auch in unseren Parteiaussagen deutlich gemacht. Aber bei allen Zitaten, die hier heute vormittag gebracht werden, muß man doch bedenken: Alle diejenigen, die Sanktionen radikal ablehnen, sagen leider nicht, auf welche Weise es eigentlich gelingen soll, die südafrikanische Regierung zu einer Änderung ihres Verhaltens zu bringen. Dann soll man doch bitte nicht so tun, als hätten wir nicht alle, die hier zu diesem Thema sprechen, seit Jahren das versucht, als hätten es nicht die USA massiv versucht, als hätten es nicht die Europäer versucht. Herr Howe ist doch gedemütigt von seiner Reise zurückgekommen. Was der Eminent Persons Group bei ihrem Besuch zugemutet worden ist, indem man sie „freundlicherweise" mit einem militärischen Überfall auf drei Nachbarstaaten überrascht hat und sie damit zum Abbruch ihrer Verhandlungen brachte, das kann man sich eigentlich langsam vielleicht ersparen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Nicht nur vielleicht, sondern bestimmt!)

    Allerdings wünsche ich — Kollege Rühe und andere haben die Idee gehabt, und es hat sich jetzt in dem Beschluß von Brüssel niedergeschlagen —, daß ein neuer, ein nochmaliger massiver Versuch — ein massiverer Versuch, wenn Sie so wollen — der Europäer, der Vereinigten Staaten und — wie ich höre — auch einiger Industriestaaten aus dem pazifischen Raum vielleicht dazu führen möge, die Südafrikaner zu bewegen. Allerdings machen alle Analysen, die uns vorliegen, deutlich, daß die südafrikanische Regierung eben nicht vorhat, die Kontrolle aus der Hand zu geben, eben nicht vorhat, zu einer Verfassung zu kommen, in der allen die gleichen Rechte gewährleistet werden, sondern nach wie vor versucht, eine Lösung zu finden, die die Vorrechte der Weißen weiterhin garantiert. Es ist ganz schlecht, wenn Herr Kissinger im Vorgriff auf eine solche Konferenz jetzt schon den Vorschlag macht, an dieser Konferenz, an dem Dialog mit den Kräften in Südafrika sollten sich nur die gemäßigten Gruppen beteiligen dürfen. Ich halte das allerdings für eine ganz gefährliche Aussage, meine Damen und Herren.

    (Zuruf von der SPD: Bravo! — Graf Huyn [CDU/CSU]: Im Gegenteil, das ist genau das Richtige!)

    — Lesen Sie einmal die „Los Angeles Times", da steht es drin. Er hat eine solche Konferenz, einen Dialog vorgeschlagen, aber nur mit den gemäßigten Gruppen. Es ist doch der alte Vorwand der Südafrikaner zu sagen: Bewegungen — die übrigens aus den Kirchen heraus entstanden sind — wie die SWAPO und der ANC, die dann oppositionell geworden sind, die eines Tages aus dem Lande getrieben und gebannt worden sind, sind am Schluß nach dem alten Strickmuster natürlich Kommunisten, und die werden zu den Gesprächen nicht zugelassen, weil sie Gewalt nicht ablehnen.
    Nur muß man an die südafrikanische Regierung immer wieder die Frage richten, was sie eigentlich tut und wie ihr Handeln im Hinblick auf Gewaltanwendung zu verstehen ist.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Da muß ich allerdings einmal sagen — und ich glaube, das ist von dieser Stelle aus sehr notwendig, auch zur Aufklärung einiger Leute in unserem Staat —, daß die südafrikanische Regierung bis zur



    Schäfer (Mainz)

    Stunde keinen einzigen völkerrechtlichen Vertrag auf dem Gebiet des Menschenrechtsschutzes ratifiziert hat

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    mit Ausnahme der Sklavereikonvention, der Konvention über Menschenhandel und interessanterweise auch der Konvention über die Ausbeutung von Prostitution. Sie hat sonst nichts dergleichen unterzeichnet.
    Fragen wir doch einmal, warum sie das nicht tut und wie es möglich ist, daß bei einem Ausnahmezustand 180 Tage lang Menschen ohne Rechtsmittel eingesperrt werden können und Folterungen andauern.
    Meine Damen und Herren, es wird oft gesagt, es gebe in 102 Staaten der Welt Menschenrechtsverletzungen. Wir sollten diese doch als mindestens so schlimm oder schlimmer ansehen. Ich sage Ihnen, das System an sich, die Apartheid an sich ist eine Menschenrechtsverletzung.

    (Beifall bei der SPD und den Grünen)

    Und es ist auch ein Unterschied, meine Damen und Herren, ob sich ein Land — das habe ich in früheren Reden schon gesagt — als westlich und gar noch als christlich bezeichnen kann. Ich frage mich immer, welche Art eines pervertierten Christentums hier zum Maßstab des Handelns gemacht wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP, bei der SPD und den GRÜNEN sowie der Abg. Frau Dr. Hellwig [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, ein solches Land muß sich andere Maßstäbe gefallen lassen. Auch die Sowjetunion und der Ostblock werden von uns kritisiert. Es ist nicht wahr, daß wir ihr Vorgehen in Afghanistan nicht verurteilen. Wir haben ein Hearing zu Afghanistan gehabt; wir haben das Morden in Afghanistan immer wieder verurteilt, meine Damen und Herren. Aber wir müssen diesen Staat Südafrika mit den Maßstäben messen, die wir für unsere westlichen Staaten in Anspruch nehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der GRÜNEN)

    Ich sage Ihnen, unsere Jugend läßt sich hier nicht täuschen, und sie wird die Frage stellen, wie wir es damit halten.
    Insofern sollten wir, glaube ich, zur Frage von Sanktionen, in der wir uns j a völlig einig sind, daß sie kein gutes Mittel sind, daß sie nur ein letztes Mittel sind, genau abwägen. Aber wir werden hier leider nicht umhinkönnen, Sanktionen zu treffen. Ich weiß auch nicht, ob in Brüssel das letzte Wort gesprochen worden ist, wenn die südafrikanische Regierung sich nicht anders verhält, wenn sie nicht den seit Jahren aufgestellten Forderungen nachkommt. Wieso ist Herr Mandela noch in Haft, wieso gibt es keine Gespräche? Pik Botha hat mir vor einem Jahr gesagt, in wenigen Tagen könne Herr Mandela frei sein. Er hat gelogen. Ich sage das von dieser Stelle aus, und zwar nicht zum erstenmal. Wir haben schon früher Gespräche geführt, 1978.
    Wir lassen uns doch ständig mit Versprechungen und mit Behauptungen leimen, die absolut nicht wahr sind. Ich, so Herr Botha, führe jeden Tag Gespräche mit Schwarzen. Wo? Mit wem? Meine Damen und Herren, wir lassen uns nichts vormachen.
    Noch etwas anderes: Ich bin durchaus mit dem Bundeskanzler der Überzeugung, daß es gefährlich ist, wenn wir sagen: Kohleimportverbot, daß wir dadurch sehr viele schwarze Minenarbeiter treffen. Das ist mir klar, das ist eine ganz kritische Sache. Ich halte auch nichts davon, daß wir einseitig Maßnahmen treffen — zur SPD gewandt —, die dann von anderen nicht mitvollzogen werden, die unterlaufen werden. Deswegen ist Ihrem Antrag heute nicht zuzustimmen, weil er j a nicht abstellt auf eine gemeinsame Aktion, sondern auf eine Aktion der Bundesregierung allein. Außerdem enthält er Forderungen, die Sie niemals durchsetzen können.