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    Plenarprotokoll 10/232 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 232. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Collet und Frau Dr. Wiesniewski . 17957 A Erweiterung der Tagesordnung 17957 A Abwicklung der Tagesordnung 17983A Begrüßung des Präsidenten des Unterhau- ses von Irland und einer Delegation . . 18040 A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung um die Beratung des Antrags Einheitliche Europäische Akte — Drucksache 10/6013 — 17957 D Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 17957 D Bohl CDU/CSU 17958 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 17959 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksachen 10/3994, 10/5822 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Stopp der Kohleimporte aus Südafrika — Drucksachen 10/2417, 10/4754 — Brandt SPD 17960 A Dr. Kohl, Bundeskanzler 17963A Frau Eid GRÜNE 17967 C Schäfer (Mainz) FDP 17969 C Dr. Hornhues CDU/CSU 17972 C Verheugen SPD 17974 A Möllemann, Staatsminister AA 17977 D Klein (München) CDU/CSU 17979A Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 17979 C Dr. Rumpf FDP (Erklärung nach § 31 GO) 17980 C Namentliche Abstimmungen . 17981 D, 17985 A Ergebnis 17981C, 17985A Beratung des Antrags des Abgeordneten Ströbele und der Fraktion DIE GRÜNEN Erklärung des Europaparlaments gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Bekräftigung des Grundrechts auf Asyl und konkrete Schritte gegen Fremdenfeindlichkeit — Drucksache 10/5982 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erklärung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit — Drucksache 10/6041 — Dr. Stercken CDU/CSU 17983 C Dr. Schmude SPD 17986 B Baum FDP 17989 C Fischer (Bad Hersfeld) GRÜNE 17991 C Dr. Olderog CDU/CSU 17992 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 17994 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Ergebnis der GATT-Konferenz von Punta del Este Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 17996A Dr. Mitzscherling SPD 17998 B Dr. Schwörer CDU/CSU 18000 B Auhagen GRÜNE 18001 B Dr. Haussmann FDP 18002A Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Umfassendes Verbot biologischer Waffen — Drucksache 10/5984 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbot biologischer Waffen — Drucksache 10/6051 — Lange GRÜNE 18003A Graf Huyn CDU/CSU 18004 B Dr. Scheer SPD 18005A Möllemann, Staatsminister AA 18006A Beratung der Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksachen 10/6015 bis 10/6022 — Vogel (München) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 18007 B Mann GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 18008A Frau Hürland CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 18008 D Dr. Scheer SPD (Erklärung nach § 31 GO) 18008 D Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jaunich, Frau Fuchs (Köln), Frau Schmidt (Nürnberg), Egert, Hauck, Delorme, Gilges, Müller (Düsseldorf), Sielaff, Witek, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Orthoptistin/des Orthoptisten — Drucksache 10/3163 — 18009 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5370 — 18009 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 2. März 1983 zur Änderung des Übereinkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen durch Schiffe und Luftfahrzeuge — Drucksache 10/3647 — 18009 D Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/5613 — 18009 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 11. April 1984 zur Änderung des Anhangs zur Satzung der Europäischen Schule — Drucksache 10/5705 — 18010 A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Einunddreißigsten Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes — Drucksache 10/5862 — 18010A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung statistischer Rechtsvorschriften (2. Statistikbereinigungsgesetz) — Drucksache 10/5964 — 18010A und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften der gesetzlichen Rentenversicherung und anderer sozialrechtlicher Vorschriften (Siebtes Rentenversicherungs-Änderungsgesetz) — Drucksache 10/5957 — 18010 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 III und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen — Drucksache 10/5861 — 18010 B und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 16. April 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/5974 — 18010 B und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fahrpersonalgesetzes — Drucksache 10/5975 — 18010 C und Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Futtermittelgesetzes — Drucksache 10/5959 — 18010 C Beratung des Antrags der Abgeordneten Tatge, Senfft und der Fraktion DIE GRÜNEN Beteiligung der Deutschen Bundesbahn an der Finanzierung des Nahverkehrsverbundes Rhein-Neckar — Drucksache 10/5179 — 18010 C und Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Steuerliche Abzugsfähigkeit von Zuwendungen an gemeinnützige Einrichtungen zur Förderung des Naturschutzes, des Umweltschutzes und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen — Drucksache 10/5799 — 18010 D und Beratung des Antrags des Abgeordneten Senfft und der Fraktion DIE GRÜNEN Erhalt der Bundesbahnstrecke Lauffen am Neckar- Leonbronn — Drucksache 10/5952 — 18010 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaften in Frankfurt/ Main, Gallusanlage 2/Münchener Straße 4-6, gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksache 10/5967 — 18011A und Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung von bundeseigenen Grundstücken in Berlin-Tiergarten gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksache 10/5736 — 18011A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung des bundeseigenen Grundstücks in Helsinki, Kaivopuisto/Ostra Brunnsparken Nr. 8, gemäß § 64 Abs. 2 BHO — Drucksachen 10/5546, 10/5783 — . . . 18011 B Beratung der Sammelübersicht 159 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5988 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 160 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5989 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 161 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5990 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 162 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5991 — 18011 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 2. November 1984 zum Abkommen vom 30. April IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 1964 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei über Soziale Sicherheit und zu der Vereinbarung vom 2. November 1984 zur Durchführung des Abkommens — Drucksache 10/6023 — 18011 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Duve, Bindig, Brück, Klose, Frau Huber, Neumann (Bramsche), Verheugen, Voigt (Frankfurt), Waltemathe, Wischnewski, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD 13 Jahre Diktatur in Chile — Drucksache 10/5973 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Akute Hilfsmaßnahmen für bedrohte Oppositionelle in Chile — Drucksache 10/5987 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Verschärfung der Lage in Chile — Drucksache 10/6039 — Duve SPD 18022 C Lamers CDU/CSU 18024 B Volmer GRÜNE 18025 D Schäfer (Mainz) FDP 18028A Möllemann, Staatsminister AA 18030 A Volmer GRÜNE (zur GO) 18032 C Beratung des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Verbot der Aussperrung — Drucksachen 10/1635, 10/6063 — Bueb GRÜNE 18033A Louven CDU/CSU 18034A Lutz SPD 18034 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 18036 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 18036 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/5842 — Pöppl CDU/CSU 18038 B Witek SPD 18039 B Eimer (Fürth) FDP 18040 B Bueb GRÜNE 18041 A Vizepräsident Frau Renger 18038 C Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/4662 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5996 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5998 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes — Drucksache 10/2577 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksache 10/5995 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5997 — Pöppl CDU/CSU 18042 C Witek SPD 18044 B Eimer (Fürth) FDP 18046 B Bueb GRÜNE 18047 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFFG 18049 D Fragestunde — Drucksache 10/6029 vom 19. September 1986 — Finanzierung und Abwicklung von Vorhaben nach dem „Rhein-Bodensee-Programm — Programm für Zukunftsinvestitionen" in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern MdlAnfr 80, 81 19.09.86 Drs 10/6029 Bindig SPD Antw StSekr Dr. Wagner BMU 18012 A ZusFr Bindig SPD 18012 B Verzögerungen bei der Beratung der Europäischen Akte im Kabinett MdlAnfr 8, 9 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. de With SPD Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 V Antw StMin Möllemann AA 18013 B ZusFr Dr. de With SPD 18013 C ZusFr Mann GRÜNE 18013 D Verneinung der Existenz einer deutschen Minderheit in Polen durch den polnischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 10 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 18014 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 18014 D Entlassung deutscher Aussiedler aus der rumänischen Staatsangehörigkeit nach Zahlung hoher Summen MdlAnfr 11 19.09.86 Drs 10/6029 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 18015A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 18015 B Anbindung des ostbayerischen Raumes an das Intercity-Netz MdlAnfr 65 19.09.86 Drs 10/6029 Kißlinger SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18015D ZusFr Kißlinger SPD 18015D Schweizerische Pläne für die Schiffbarmachung des Hochrheins MdlAnfr 66, 67 19.09.86 Drs 10/6029 Dörflinger CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016A ZusFr Dörflinger CDU/CSU 18016 B Finanzielle Auswirkungen einer geplanten Überarbeitung der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung MdlAnfr 68 19.09.86 Drs 10/6029 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016 C ZusFr Kohn FDP 18016C Lärmbelästigung der Anwohner von Rangierbahnhöfen; Erlaß von Rechtsverordnungen nach § 43 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes MdlAnfr 69, 70 19.09.86 Drs 10/6029 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18016 D ZusFr Toetemeyer SPD 18017A Umfang der bei der Bundesbahn seit 1982 geleisteten Überstunden und Höhe der Urlaubsrückstände; Nichtteilnahme an vorgeschriebenen Fortbildungsmaßnahmen wegen dienstlicher Beanspruchung MdlAnfr 71, 72 19.09.86 Drs 10/6029 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 18018 B ZusFr Frau Weyel SPD 18018 B Gebührenerhöhungen beim Übergang in die Stufe 2 bei Btx MdlAnfr 82 19.09.86 Drs 10/6029 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 18019 B ZusFr Rusche GRÜNE 18019 C Verbreitung, Kosten und Effizienz der Werbeaktion „Bundespost, das größte Unternehmen auf dem Prüfstand ..." MdlAnfr 83, 84 19.09.86 Drs 10/6029 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 18019 D ZusFr Paterna SPD 18020A Verzögerungen bei der Zustellung von Drucksachen in Ostbayern MdlAnfr 85 19.09.86 Drs 10/6029 Kißlinger SPD Antw PStSekr Rawe BMP 18020 D ZusFr Kißlinger SPD 18020 D Vorstellungen der Bundesregierung über eine Großforschungseinrichtung für marine Geowissenschaften; Initiativen Kiels und Schleswig-Holsteins für das „GeomarInstitut"; Standortentscheidung MdlAnfr 86, 87 19.09.86 Drs 10/6029 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . . . 18021 B ZusFr Gansel SPD 18021 B Nächste Sitzung 18052 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 18053* A Anlage 2 Zuständigkeit des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit auf dem Gebiet der Frauenpolitik MdlAnfr 3, 4 19.09.86 Drs 10/6029 Zander SPD SchrAntw StMin Vogel BK 18053* C VI Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Anlage 3 Förderung einer ökologischen Umweltbeobachtung; Minimierung des Restrisikos beim Betrieb von Kernkraftanlagen durch den Einbau von gefilterten Überdruckventilen MdlAnfr 73, 74 19.09.86 Drs 10/6029 Lowack CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18054* A Anlage 4 Information deutscher Behörden über den jüngsten Störfall im Kernkraftwerk Cattenom; Einrichtung eines Fernüberwachungssystems MdlAnfr 75, 76 19.09.86 Drs 10/6029 Schreiner SPD SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18054* C Anlage 5 Einheitliche Bewertung der Strahlenbelastung von Pilzen MdlAnfr 79 19.09.86 Drs 10/6029 Stiegler SPD SchrAntw StSekr Dr. Wagner BMU . . 18055* B Anlage 6 Verbesserung der Grundlagenforschung bei Neurodermitis und Psoriasis; Vergabe von Forschungsaufträgen MdlAnfr 88, 89 19.09.86 Drs 10/6029 Pauli SPD SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . 18055* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 17957 232. Sitzung Bonn, den 25. September 1986 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein * 26. 9. Dr. Ahrens * 26. 9. Antretter * 26. 9. Bastian 26. 9. Berger * 26. 9. Böhm (Melsungen) * 26. 9. Büchner (Speyer) * 26. 9. Buckpesch 26. 9. Carstensen (Nordstrand) 26. 9. Curdt 26. 9. Frau Dr. Däubler-Gmelin 25. 9. Dr. Ehrenberg 26. 9. Dr. Enders * 26. 9. Frau Fischer * 26. 9. Fischer (Bad Hersfeld) * 26. 9. Frau Fuchs (Verl) 26. 9. Genscher 26. 9. Glos * 26. 9. Dr. Götz 26. 9. Grunenberg 26. 9. Dr. Haack 26. 9. Haase (Fürth) * 26. 9. Dr. Häfele 26. 9. Handlos 26. 9. Hanz (Dahlen) 26. 9. Dr. Hauchler 25. 9. Dr. Hennig 26. 9. Hoffie 26. 9. Jäger (Wangen) * 26. 9. Kalisch 26. 9. Frau Kelly 26. 9. Kiechle 26. 9. Kittelmann * 26. 9. Kirschner 25. 9. Dr. Klejdzinski * 26. 9. Dr. Kreile 26. 9. Dr. Laermann 26. 9. Lemmrich * 26. 9. Lenzer * 26. 9. Link (Diepholz) 25. 9. Dr. Müller * 26. 9. Nagel 26. 9. Neumann (Bramsche) * 26. 9. Oostergetelo 25. 9. Frau Pack * 26. 9. Rapp (Göppingen) 26. 9. Reddemann * 26. 9. Reuschenbach 26. 9. Dr. Riedl (München) 26. 9. Roth (Gießen) 26. 9. Dr. Rumpf * 26. 9. Sauter (Ichenhausen) 26. 9. Dr. Scheer e 26. 9. Schmidt (Hamburg) 26. 9. Schmidt (München) * 26. 9. Schulte (Unna) * 26. 9. Frau Simonis 25. 9. Dr. Soell * 26. 9. Dr. Solms 26. 9. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 26. 9. Dr. Stavenhagen 26. 9. Dr. Stoltenberg 26. 9. Dr. Unland * 26. 9. Voigt (Sonthofen) 26. 9. Dr. Voss 25. 9. Dr. von Wartenberg 26. 9. Werner (Dierstorf) 26. 9. Weinhofer 25. 9. Wissmann 26. 9. Dr. Wulff * 26. 9. Zierer * 26. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Staatsministers Vogel auf die Fragen des Abgeordneten Zander (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 3 und 4): Welche Zuständigkeiten auf dem Gebiet der Frauenpolitik sind auf das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (früher Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit) aus anderen Bundesressorts übertragen worden? Welche Zuständigkeiten auf dem Gebiet der Frauenpolitik hat das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit? Durch den Organisationserlaß des Bundeskanzlers vom 5. Juni 1986 ist das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit zum Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit umgebildet worden. Es hat die Federführung für Frauenfragen einschließlich Gesetzgebungskompetenz erhalten. In einem ersten Schritt ist dazu aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung die Zuständigkeit für Frau und Beruf auf den Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit übertragen worden. Die Federführung für Frauenfragen einschließlich Gesetzgebungskompetenz macht Änderungen in der Geschäftsordnung der Bundesregierung und der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien, Allgemeiner Teil und Besonderer Teil, erforderlich, die im Anschluß an eine allgemeine Überprüfung der Zuständigkeitsabgrenzung zwischen den einzelnen Ressorts zu Beginn der kommenden Legislaturperiode vorgenommen werden sollen. Im Vorgriff auf eine endgültige Regelung hat der Bundeskanzler zum Vollzug des Organisationserlasses vom 5. Juni 1986 angeordnet, daß alle Angelegenheiten von frauenpolitischer Bedeutung von den Ressorts in engster Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu behandeln sind. 18054* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Fragen des Abgeordenten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 10/6029 Fragen 73 und 74): Welche Maßnahmen zur ökologischen Umweltbeobachtung werden von der Bundesregierung gefördert bzw. initiiert? Ist die Bundesregierung bereit, die Gefahr von Unfallfolgen beim Betrieb von Kernkraftanlagen noch weiter zu reduzieren, indem sie dafür Sorge trägt, daß das bestehende „Restrisiko" durch den Einbau von gefilterten Überdruckventilen des containment abgebaut wird? Zu Frage 73: Ökologische Umweltbeobachtungen werden in allen Umweltfachbereichen durchgeführt und auch von der Bundesregierung gefördert. Dazu gehören insbesondere Meßstationen des Umweltbundesamtes zur Feststellung der Immissionssituation, Leitstellen zur Überwachung der Umweltradioaktivität, das Landschaftsplanungs- und Informationssystem für den Bereich von Naturschutz und Landschaftspflege sowie Meßprogramme im Bereich des Gewässerschutzes und biologisches Monitoring zum Schutz der Meere. In allen Bereichen trägt die Bundesregierung durch Forschungsmaßnahmen zur Weiterentwicklung der Überwachungssysteme bei. Darüber hinaus bereitet die Bundesregierung ein flächenbezogenes Diagnose- und Prognoseinstrument des Bundes zur Erfassung und Bewertung des Zustandes der Umwelt vor. Diese ökologische Umweltbeobachtung soll valide Daten aus repräsentativen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland zur Verbesserung der Beurteilungsgrundlagen für umweltpolitische Entscheidungen schaffen. Die erforderlichen konzeptionellen, wissenschaftlichen und instrumentellen Arbeiten hierfür sind grundsätzlich abgeschlossen. Die Auswahl repräsentativer Gebiete wird vorbereitet; das Pilotprojekt „Bornhöveder Seenkette" in Schleswig-Holstein wird noch in diesem Jahr bei der Universität Kiel unter Beteiligung des Landes anlaufen. Abstimmungsgespräche mit den Bundesländern, deren Mitarbeit erforderlich ist, sind für 1987 geplant. Voraussetzung für die Gewinnung bundesweit gültiger Daten ist die Schaffung eines einheitlichen kompatiblen Datensystems. Dieses wird z. Z. erarbeitet. Die bisherigen vielfältigen Aktivitäten von Bund und Ländern, die nach gängigem Sprachgebrauch als „Umweltbeobachtung" angesehen werden können, jedoch als Einzelmaßnahmen dem vorgenannten Anspruch nicht genügen, werden bei Eignung, gegebenenfalls nach Modifikation, Ausbau oder Erweiterung, in die ökologische Umweltbeobachtung einbezogen. In enger Abstimmung mit der Ökologischen Umweltbeobachtung und als notwendige Ergänzung hierzu ist im Rahmen des Programms „Umweltforschung-Umwelttechnologie 1984 bis 1987 des BMFT" eine Ökosystemforschung zur Verbesserung des Kenntnisstandes von Struktur, Dynamik und Funktionen in Ökosystemen bereits angelaufen. Zu Frage 74: Es ist das Bestreben dieser Bundesregierung, das mit der Kernenergienutzung für Mensch und Umwelt verbundene Risiko so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört auch, daß der Sicherheitsstandard unserer Kernkraftwerke ständig am neuesten Stand von Wissenschaft und Technik gemessen wird. Im Vordergrund stehen Maßnahmen mit präventiver Wirkung. Darüber hinaus werden schadensmindernde Maßnahmen für den Fall hypothetischer Störfälle diskutiert. Hierzu gehören Maßnahmen zur Druckentlastung des Sicherheitsbehälters. Die Reaktor-Sicherheitskommission wurde von mir beauftragt, eine diesbezügliche Überprüfung der deutschen Kernkraftwerke vorzunehmen. Vom Ergebnis dieser Überprüfung wird es abhängen, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen im Einzelfall zur Druckentlastung des Sicherheitsbehälters getroffen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Fragen des Abgeordneten Schreiner (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 75 und 76): Wie bewertet die Bundesregierung die mangelhafte und verspätete Information der zuständigen deutschen Behörden über den jüngsten Störfall im Kernkraftwerk Cattenom (Wassereinbruch) durch die französischen Dienststellen, und wie beurteilt sie vor diesem Hintergrund die Forderung nach einem Fernüberwachungssystem, das bei Störfällen eine unmittelbare Unterrichtung der deutschen Behörden gewährleisten soll? Welche Initiativen hat die Bundesregierung ergriffen, um zu erreichen, daß der jüngste Störfall in der Atomzentrale Cattenom von unabhängigen Experten auch unter dem Gesichtspunkt untersucht wird, welche Auswirkungen möglich gewesen wären, wenn das Atomkraftwerk sich bereits in Betrieb befunden hätte? Zu Frage 75: Im vorliegenden Fall kann nicht von mangelhafter und verspäteter Information der zuständigen deutschen Behörden durch die französischen Dienststellen gesprochen werden. Der am Samstag, 23. August 1986, gegen 20.00 Uhr in einer technischen Galerie der außerhalb der Reaktorgebäude befindlichen Nebenkühlwasserbauwerke entdeckte Wasserzufluß stand in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den vorkritischen Inbetriebnahmeversuchen in Block 1. Die Ursache war zunächst unklar. Radioaktivität konnte aber noch gar nicht im Spiel sein. Das Ergebnis wurde deshalb zu Recht nicht als Vorkommnis nach Artikel 1 der Regierungsvereinbarung vom 28. Januar 1981 über den Informationsaustausch bei Vorkommnissen oder Unfällen, die radiologische Auswirkungen haben können, eingestuft. Da dieses Vorkommnis jedoch geeignet war, bei der grenznahen Bevölkerung Besorgnis zu erregen, ist die Unterrichtung hierüber in der nach Artikel 13 der Regierungsvereinbarung in der verein- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. September 1986 18055* barten Weise erfolgt: Die Präfektur Metz, bei der die Meldung von EdF am Sonntagmorgen gegen 4.00 Uhr einging, hat das Innenministerium Saarbrücken gegen 5.30 Uhr — zunächst telefonisch und später fernschriftlich — unterrichtet; von dort aus erfolgte die Weiterleitung der Meldung zur Bezirksregierung Trier. Für das französische KKW Cattenom bestehen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Immissions-Meßstationen, die an das Fernüberwachungssystem des Landes Rheinland-Pfalz angeschlossen sind. Da keine Aktivitätsfreisetzung erfolgte, war das hier angesprochene Ereignis ohne Relevanz für diese Fernüberwachung. Zu Frage 76: Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Sicherheit von DWR" der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen (DFK) wird regelmäßig auch über den Stand des Projekts Cattenom beraten; dabei unterrichtet die französische Seite ausführlich über das Inbetriebnahmeprogramm und alle dabei aufgetretenen Ereignisse und deren sicherheitstechnische Bedeutung. Der am 23. August 1986 entdeckte Wasserzufluß wird in der nächsten Sitzung am 2. Oktober 1986 eingehend erörtert werden. Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wagner auf die Frage des Abgeordenten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/6029 Frage 79): Ist die Bundesregierung auch noch vor einer bundeseinheitlichen Gesetzgebung bestrebt, mit den Ländern zu einheitlichen Bewertungen der Strahlenbelastung von Pilzen zu kommen, und wird sie auch im Rahmen des beabsichtigten Rahmengesetzgebungsverfahrens dafür eintreten, daß gerade bei der Bewertung von Nahrungsmitteln sehr gebietsbezogene ortsnahe Meßergebnisse zur Beratung der Bürger erzielt werden? Die Bundesregierung ist bestrebt, zu einer einheitlichen Bewertung des Verzehrs von Pilzen zu kommen und hat deshalb gemeinsam mit den Ländern vorübergehende Zurückhaltung beim Verzehr bestimmter Pilzarten empfohlen. Erhöhte Werte sind bei den Wildpilzen „Maronen-Röhrlinge" in bestimmten Regionen festgestellt worden. Pilze gehören nicht zu den Grundnahrungsmitteln, sie werden durchschnittlich in Mengen verzehrt, die weit unterhalb derer liegen, die z. B. für Fleisch, Milch und Milchprodukte zutreffen. Unter Berücksichtigung dieser Verzehrgewohnheiten ist eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht zu besorgen. Das beabsichtigte Gesetz zur Überwachung der Umweltradioaktivität soll die Voraussetzungen schaffen, daß in Zukunft besser als bisher, gebietsbezogene Meßergebnisse als Grundlage für Maßnahmen der Behörden und zur Beratung der Bürger zur Verfügung stehen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Fragen des Abgeordenten Pauli (SPD) (Drucksache 10/6029 Fragen 88 und 89): Ist die Bundesregierung bereit, zur Verbesserung der Therapiekonzepte und Grundlagenforschung bei den Krankheiten Neurodermitis und Psoriasis eine Konzeption zu erstellen, in der bzw. zu der alle dermatologischen Universitätskliniken unter Federführung der Dermatologischen Gesellschaft entsprechende Vorschläge abzugeben haben, und hat die Bundesregierung gegebenenfalls bereits entsprechende Schritte in diese Richtung unternommen? Ist die Bundesregierung bereit, auf Grundlage der eingegangenen Vorschläge nach sachdienlicher Prüfung auch durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft entsprechende Forschungsaufträge, die eine angemessene personelle und apparative Ausstattung der Forschungsinstitute garantieren, zu erteilen? Fortschritte zur Verbesserung der Therapie bei den Krankheitsbildern Neurodermitis und Psoriasis sind im wesentlichen aus der Grundlagenforschung zu erwarten. Die Förderung der Grundlagenforschung wird in erster Linie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten und in eigener Verantwortung wahrgenommen. Zur Förderung der Forschung zur Neurodermitis sowie auch zur Psoriasis sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zahlreiche Arbeiten in der Grundlagenforschung gefördert worden, die sich u. a. auf immunologische und endokrinologische Fragestellungen beziehen. Unmittelbar aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technologie wurden seit 1980 keine Forschungsprojekte zu den genannten Krankheitsbildern gefördert. Die BMFT-Mittel zur Förderung der Gesundheitsforschung werden weitgehend gebündelt für das Regierungsprogramm „Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit", das sich auf Lücken konzentrieren soll, die von anderen Forschungsförderern nicht oder nicht ausreichend wahrgenommen werden können. Neurodermitis und Psoriasis gehören derzeit nicht zu den Forschungsschwerpunkten dieses Programms. Bei der 1987 anstehenden Fortschreibung des Programms wird vor diesem Hintergrund in Abstimmung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft geprüft, ob und in welchem Umfang derartige Krankheitsbereiche in das Programm der Bundesregierung einzubeziehen wären. Dies könnte hier insbesondere in einem Förderschwerpunkt Allergieforschung, der zur Zeit vorbereitet wird, der Fall sein. Vorschläge für einzelne Forschungsvorhaben zu den genannten Themen liegen der Bundesregierung nicht vor. Forschungsvorhaben können jedoch gefördert werden, wenn es zur Einrichtung eines entsprechenden Förderschwerpunkts kommt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir brauchen hoffentlich nicht mehr darüber zu streiten, was vom System der Rassenherrschaft in Südafrika zu halten ist. Breyten Breytenbach, dem südafrikanischen Schriftsteller, der als Weißer lange im Gefängnis saß, ist zuzustimmen, wenn er die Apartheid eine „eiternde Wunde im Gewissen der Welt" nennt — eine eiternde Wunde im Gewissen der Welt!

    (Beifall bei der SPD)

    Ich gehe davon aus, daß die große Mehrheit unseres Volkes mit Rassendünkel und Rassenherrschaft auch anderswo nichts zu tun haben will. Eine solche Ablehnung ist aus Gründen der politischen Moral und eines wachen Geschichtsbewußtseins dringend geboten, also auch wegen der Rassismusschande, die die Nazis über unser Volk gebracht hatten.
    Außerdem haben wir ein unübersehbares Interesse daran, nicht die Voraussetzungen einer Zusammenarbeit zu zerstören, von der wir hoffen müssen, daß sie uns in näherer Zukunft mit denen verbinden wird, die in dem Land, um das es geht, die große Mehrheit sind.
    Kaum jemand wird hier noch bezweifeln wollen, was Apartheid bedeutet, nämlich die Verweigerung von Menschenrechten. Das Apartheidsregime hat außerdem einen weltpolitischen Gefahrenherd entstehen lassen. Es ist für die friedliche Entwicklung der Region zu einem Hindernis geworden. Dies wird nicht besser dadurch, daß man Namibia auf sich beruhen läßt. Wer diesen Herausforderungen ausweicht, lädt sich Mitverantwortung für ein schreckliches Blutbad auf, das sich über Jahre erstrecken kann, wenn nicht bald die Weichen anders gestellt werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Das läßt sich nicht hier in Bonn, auch nicht in London, nicht einmal in Washington machen. Aber beeinflussen könnten wir, der Westen, schon, ob die Weichen auf Chaos gestellt bleiben oder sich doch noch auf Verhandlung setzen lassen.
    Was sich hierzu Anfang voriger Woche in Brüssel nicht getan hat und wie die Rolle des offiziellen Bonn anderswo beurteilt wird, das verdient gewiß kritisch und besorgt unter die Lupe genommen zu werden. Da versammeln sich vor der Sommerpause, im Juni, die Regierungschefs der EG-Staaten im Haag und drohen mit umfassenden Sanktionen, wenn sich die Machthaber in Pretoria nicht ernsthaft bewegen. Dann wird der britische Außenminister auf Reisen geschickt und muß sich demütigend behandeln lassen. Inzwischen spricht sich — für viele unerwartet — eine deutliche Mehrheit im Kongreß der Vereinigten Staaten für umfassende Maßnahmen aus. Danach sagen die EG-Minister unter dem Druck einer tonangebenden Minderheit, zu der der deutsche Kollege gehört: Alles nicht so ernst gemeint; wir machen es auch milder oder billiger — ich stelle anheim. Herr Genscher stimmt dann Restsanktionen zu, während Herr Kohl von Unsinn spricht.
    Meine Damen und Herren, zu kritisieren ist natürlich nicht, daß die Bundesregierung am Bemühen um ein gemeinsames westeuropäisches Signal beteiligt war. Zu bemängeln ist die extreme Bescheidenheit dessen, was beschlossen wurde.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Nichts Halbes und nichts Ganzes, wie eine große überregionale Zeitung in diesem Fall zutreffend feststellte. Zu bedauern ist auch die Tatsache, daß Bonn die Funktion des Schlußlichts übernahm im ohnehin wenig beeindruckenden Geleitzug der europäischen Regierungen und daß die Winzigkeit des Beschlossenen auch noch entwertet wurde durch die herabsetzenden Kommentare beim ThatcherKohl-Treffen, auch durch die zu Protokoll gegebenen Vorbehalte von CSU-Ministern im Kabinett.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage dem Bundeskanzler und dem Außenminister: Dem Ansehen der Bundesrepublik bekommt dies nicht gut.

    (Beifall bei der SPD)

    Erst alle Register ziehen, um einen europäischen Beschluß zu verwässern, und dann noch verhöhnen lassen, was übriggeblieben ist. In Pretoria wird das mit Feixen quittiert, anderswo wird es als Zynismus verstanden.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Freunde und ich sind natürlich nicht dagegen, daß für einige Gruppen der schwarzen Bevölkerung etwas Geld zur Verfügung gestellt wird. Zu Lob bleibt freilich nicht viel Anlaß, wenn man die hierfür vorgesehenen Mittel in ein Verhältnis setzt zum Umfang der unbehelligt bleibenden Geschäfte.
    Ich denke, meine Damen und Herren, niemandem unter uns sollte es gleichgültig sein, in wel-



    Brandt
    chem Ansehen unser Staat bei denen steht, die in Südafrika für die Mehrheit sprechen.

    (Beifall bei der SPD)

    Mich hat es geschmerzt, vor wenigen Monaten an Ort und Stelle hören zu müssen, daß unsere Bundesrepublik für eine der letzten stärkeren Stützen des Apartheidsregimes gehalten wird.
    Der Bundeskanzler weiß ebenso wie der Außenminister — die Vertreter des Südafrikanischen Kirchenrats haben es ihnen jedenfalls noch Ende der letzten Woche gesagt —, einen wie verheerenden Eindruck die amtliche deutsche Halbherzigkeit hinterlassen hat. Solche Enttäuschungen lassen sich leicht verstehen. Sie haben einen galligen Beigeschmack noch dadurch bekommen, daß Bergarbeiter darüber belehrt werden sollten, was sie als ihr Interesse zu betrachten hätten.

    (Beifall bei der SPD)

    Auf die Einfuhr südafrikanischer Kohle — für eine bestimmte Zeit — verzichten, so das Argument, hätte verheerende Wirkungen für die schwarzen Arbeitnehmer in den Kohlegruben, auch für solche Arbeitnehmer, die in Nachbarstaaten zu Hause sind. Solche Zusammenhänge gibt es. Wer wollte das bestreiten? Ohne Hilfen für die Nachbarländer — die sogenannten Frontstaaten — wird die südafrikanische Krise, die ja erst noch richtig auf uns Europäer zukommt, kaum zu meistern sein. Aber ich muß in allem Ernst die Frage stellen, ob die Interessen von Arbeitnehmern in anderen Teilen der Welt durch die deutsche Regierung — oder den bayerischen Ministerpräsidenten — besser interpretiert werden als durch deren eigene Vertrauensleute.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich frage, ob es nicht arrogant ist, sich an die Stelle derer setzen zu wollen, die es unmittelbar angeht.
    Der Generalsekretär der südafrikanischen Bergarbeitergewerkschaft war Ende August bei uns in der Bundesrepublik. Meines Wissens hat er auch den Bundesaußenminister gesehen. Er hat gesagt, nach seiner Überzeugung und der seiner Kameraden seien Wirtschaftssanktionen — ich zitiere — „das einzige friedliche Mittel, mit dem das südafrikanische Regime zu fundamentalen Veränderungen gezwungen werden kann". Herr Ramaphosa hat hinzugefügt, er und seine Kollegen hätten keine Illusionen, doch die Leiden der Unterdrückten setzten ja bekanntlich nicht erst jetzt, im Frühherbst 1986, ein.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Argument, meine Damen und Herren, wirtschaftlicher Druck dürfe schon deshalb nicht ausgeübt werden, weil er die schwarze Mehrheit träfe, wurde von allen Vertretern dieser Mehrheit, mit denen ich in Südafrika habe sprechen können, scharf zurückgewiesen. Ob Kirchenführer — und ich nehme sie alle —, Gewerkschaftsvorsitzende oder Repräsentanten humanitärer Organisationen, alle sagten sie: Wir wollen die Sklaverei nicht für uns angenehmer machen, sondern wir sind sogar zu noch größeren Opfern bereit, um endlich Freiheit und Gleichberechtigung zu erlangen. Von dieser gemeinsamen Grundhaltung läßt sich auch durch den Hinweis auf Stammesunterschiede nichts abstreichen.
    Ich will nicht verschweigen, daß ich selber erhebliche Zweifel gehabt habe, ob wirtschaftliche Maßnahmen geeignet seien, den gebotenen politischen Druck zu bewirken. Aber ich konnte nicht überhören, was fast alle diejenigen sagten, die für die übergroße Mehrheit ihrer Landsleute sprechen. Es kommt hinzu, daß Sanktionen nach internationalem Recht ausdrücklich solche Maßnahmen sind, die in Fällen von Friedensstörung zur Anwendung vorgesehen sind.
    Meine Damen und Herren, ich möchte an die Bemühungen erinnern, die in der ersten Hälfte dieses Jahres eine Gruppe hervorragender Persönlichkeiten im Auftrag des Commonwealth unternahm. Bevor deren Bericht veröffentlicht wurde, waren Anfang Juni der frühere australische, liberal-konservative Ministerpräsident Malcolm Fraser und der nigerianische Expräsident Obasanjo hier in Bonn. Die Herren haben der Regierung ebenso wie mir gegenüber von ihrer Überzeugung gesprochen, daß nur noch starker Druck in der Lage sei, ein fürchterliches, sich lange hinziehendes Blutbad zu vermeiden. Wenn dies nicht gelänge, so sagten sie, würden zusätzlich zu den Opfern an Menschenleben gewaltige wirtschaftliche Werte aufs Spiel gesetzt werden; und die Chancen, am runden Tisch eine Regelung auszuhandeln, mit der Mehrheit und Minderheit — oder Minderheiten — leben könnten, würden immer geringer. Dies entsprach und entspricht meiner eigenen Einschätzung.
    Doch solche Hinweise reichten nicht aus, bei unserer Regierung einen Umschwung zu bewirken, einen Umschwung, der menschenrechtlich geboten war und außerdem noch dem wohlverstandenen längersichtigen Interesse an Zusammenarbeit entspräche. Ich finde, daß dieser Mangel an Einfühlungsvermögen und Vorausschau deprimierend bleibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Der eben erwähnte Australier und seine Kollegen hatten den Rechtsanwalt Nelson Mandela im Gefängnis besuchen dürfen. Sie hatten dessen afrikanische Überzeugungen bestätigt gefunden, wie er sie seinerzeit seinen Richtern entgegenhielt. Malcolm Fraser dem Sinne nach: Wenn sich das Minderheitsregime nicht doch noch rasch bewege, könne die Führung der schwarzen Mehrheit wohl auch an heute unbekannte und unberechenbare Kräfte übergehen.
    Pieter Willem Botha, der ungewöhnlich sture und selbstgerechte Präsident der weißen Minderheit, meint immer noch, den seit einem Vierteljahrhundert eingekerkerten Führer des African National Congress, Nelson Mandela, als Kommunisten und Terroristen abtun zu können. Tatsächlich war und ist der ANC als eine immer noch eher gemäßigte Kraft einzustufen, die ganz offiziell zur Kenntnis zu nehmen auch für uns geboten wäre.

    (Beifall bei der SPD)




    Brandt
    Meine Damen und Herren, gewiß sind die weitsichtigeren Führer einem erheblichen Druck ihrer Basis — mit einer sich weiterhin radikalisierenden Jugend — ausgesetzt. In solchen Situationen entpuppen sich die Bothas dann als besonders wirksame Förderer dessen, was sie Kommunismus oder Anarchismus nennen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die afrikanische Nationalbewegung, ursprünglich auf Gewaltfreiheit festgelegt, ist im Laufe der Jahre dazu übergegangen, sich gezielt auch gewaltsamer Aktionen zu bedienen. Für die Machthaber in Pretoria ist dies „ruchloser Terrorismus". Der ANC macht geltend, daß es sich um legitime Gegengewalt handle, Gewalt gegen einen Staat, eine Staatsmacht, die auf dem Grundsatz gebaut ist, die Mehrheit der Menschen aus Rassegründen diskriminieren zu dürfen, gegen einen Staat, dessen verfassungsmäßige Ordnung auf der These beruht, die weiße Rasse sei höherwertig und dadurch legitimiert, der Mehrheit grundlegende politische, soziale und wirtschaftliche Rechte vorzuenthalten. Weniger als 5 Millionen Weiße bestimmen also über 28 Millionen Nichtweiße, davon 24 Millionen Schwarzafrikaner.
    Ich sage trotz gewisser Reformen der letzten Zeit: Die Mehrheit darf weiterhin nicht darüber bestimmen, wer sie regiert. Wer zur Mehrheit gehört, kann nicht darüber entscheiden, wo er wohnen, wohin er reisen, welchen Beruf er ausüben will.

    (Zurufe von der FDP: Wie im Ostblock! — Leider noch schlimmer!)

    Fast alles Land gehört den Weißen. Den Schwarzen werden entscheidende soziale Rechte vorenthalten. Sie dürfen sich nicht versammeln und vereinigen, wie sie es für richtig halten. Wer nicht kuscht, wandert ins Gefängnis, wird nicht selten mißhandelt. Ich meine, dazu dürfen wir nicht schweigen, sondern das zu Ende bringen zu helfen sollten wir alle uns aufgefordert fühlen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Ich füge hinzu: Wenig ist damit gewonnen, wenn besonders ins Auge springende Erscheinungsformen der sogenannten kleinen Rassentrennung verschwinden. Was hilft es — so hat man uns vor Ort gefragt —, wenn das Eingehen einer „Mischehe" nicht mehr verfolgt wird, die Verheirateten aber keine Wohnung finden, oder wenn Schwarze in Gaststätten dürfen, deren Preise sie nicht bezahlen können? Außerdem, so Oliver Tambo, der Auslandschef des ANC, mit dem neuerdings auch die Beauftragten des amerikanischen Außenministers sprechen, in einer Unterhaltung mit uns hier in Bonn — ich zitiere ihn —:
    Wir haben doch nicht 74 Jahre gekämpft, um mit den Weißen mal ein Glas Bier trinken zu dürfen.
    Diese 74 Jahre bestimmen den Zeitraum seit der Gründung jenes African National Congress.
    Andere im Lande sagten: Es geht nicht darum, daß die Weißen netter zu uns sind, sondern darum, daß wir nicht weiter rechtlos bleiben.
    Die Erfahrung hat gezeigt, meine Damen und Herren: Das menschenfeindliche System der Apartheid läßt sich nicht reformieren, es läßt sich nur abschaffen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Aber es wird sich wohl noch einige Zeit behaupten, wenn es nicht durch fühlbaren Druck zum Einlenken bewegt wird.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Sind Sie also für Revolution statt Reform?)

    Dies ist das Problem. Vielleicht kann Druck von außen doch noch bewirken, daß die Weichen neu gestellt werden. Die internationale Gemeinschaft hat dies wiederholt gefordert, so erst gerade die Gipfelkonferenz der Blockfreien in Harare.
    Für uns sollte das heißen: unmißverständliche Parteinahme statt einer Neutralität, die keine ist,

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    das Regime nicht mehr stützen, sondern es isolieren helfen, den Hebel nutzen, durch den die allein noch ausreichende große Reform bewegt werden kann.
    Ich denke, in Südafrika sollten sich die heute noch Mächtigen klarmachen: Wer ums Verhandeln nicht herumkommt, tut gut daran, seine voraussehbaren Verhandlungspartner nicht länger zu beleidigen, zu kujonieren, zu terrorisieren. Wer eine friedliche Regelung will, wird besser spät als endgültig zu spät zu begreifen haben, daß dazu nicht nur das gleiche Wahlrecht gehört, sondern auch der Abbau ökonomischer und sozialer Vorrechte.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer künftig als Minderheit für legitim gehaltene Rechte geltend machen will, darf sich nicht länger dem verschließen, was das Recht der Mehrheit ist.
    Es geht nicht mehr darum, darüber zu verhandeln, daß die Apartheid abgewickelt wird. In den Kirchen drunten, aber auch zum Teil bei uns zu Hause und sonst in Europa, weiß man das besser als anderswo. Auch in unserem Auswärtigen Dienst ist bekannt, daß es über die Aufhebung der Apartheid nichts mehr zu verhandeln gibt und daß man unentbehrliche Verhandlungspartner tunlichst auf freien Fuß setzt und deren politische Organisationen, die der Mehrheit, sich endlich ungehindert entfalten läßt.
    Ich fürchte, meine Damen und Herren, daß auf dem Wege zum hilfreichen Verhalten die deutsche Regierung ernster Korrekturhinweise bedarf. Trägheit des Herzens und konzeptionelles Durcheinander jedenfalls bringen den Menschen keine Hilfe.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie entschärfen nicht die Krise; sie kommen im
    übrigen auch dem Ansehen unseres Staates nicht
    zugute. Ich beschwöre diejenigen, die für die Bun-



    Brandt
    desrepublik Deutschland zu sprechen haben: Bringen Sie unseren Staat aus dem Zwielicht heraus

    (Beifall bei der SPD)

    und orientieren Sie sich an dem, was europäische Interessen und deutsche Geschichte gleichermaßen gebieten.
    Mittlerweile gibt es ja bei uns nicht wenige, zumal in den Gruppen engagierter junger Menschen, für die Südafrika zu einer Frage des Gewissens geworden ist. Auch auf seiten der Wirtschaft, sogar an Ort und Stelle, gibt es solche, die erkannt haben, daß der Kurs der sturen Buren in die Katastrophe führt und daß man niemandem hilft, wenn man alte Loyalitäten höher setzt als Menschenrecht, Grundwerte der Demokratie und nüchtern eingeschätztes Eigeninteresse. Es könnte, meine Damen und Herren, einiges bedeuten, wenn wir in dieser Richtung möglichst geschlossen zusammenfänden.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Zustimmung bei Abgeordneten der GRÜNEN)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie erlauben mir zunächst ein kurzes Wort zu den sehr persönlichen Bemerkungen — denn Gewissensentscheidungen gehören ja nun ganz gewiß zum persönlichen Bereich —, die der Kollege Brandt eben hier gemacht hat. Herr Kollege Brandt, ich glaube, es gibt in diesem Hause niemanden, der nicht mit Ihnen der Überzeugung ist, daß der jetzige Zustand in Südafrika unhaltbar ist, daß er geändert werden muß und daß wir als Bundesrepublik Deutschland nach bestem Wissen und Gewissen hierbei unseren Beitrag zu leisten haben. Wir haben ihn zu leisten — —

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich weiß nicht, ob Ihre Zwischenrufe — schade, daß man sie nicht hört — angemessen sind. Der Herr Kollege Brandt hat diese persönliche Note hier aus gutem Grunde hereingebracht, und ich antworte ihm in einer entsprechenden Weise. Wenn Sie das nicht ertragen können, finde ich das bedauerlich.

    (Weitere Zurufe von der SPD)

    Herr Kollege Brandt, es ist auch richtig, daß ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland oder ein Volk wie das deutsche auf Grund der geschichtlichen Erfahrungen gerade dieses Jahrhunderts in einer besonders sensiblen und offenen Weise seine Meinung überprüfen und auch öffentlich darstellen muß. Aber die Diskussion, um die es hier geht, ist ja, auf den Kern gebracht, die Diskussion über die Frage: Sind Sanktionen richtig und nützlich oder nicht? Das ist, so meine ich, wirklich keine Gewissensfrage, sondern eine Frage, in der man auch sachrationale Überlegungen anstellen muß.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Sie selbst haben ja — ich finde das auch gut und
    richtig — zweifelnde Bemerkungen gemacht und
    haben gesagt, Sie hätten sich dann zu dieser Meinung durchgerungen, auch auf Grund von Gesprächen und Erfahrungen.
    Ich bin auf Grund meiner Gespräche und Erfahrungen genau umgekehrter Meinung. Zu den Erfahrungen gehört, Herr Kollege Brandt — dem werden Sie wohl kaum widersprechen können —, daß weder Ihnen noch mir aus der jüngeren Geschichte ein Fall bekannt ist, in dem Sanktionen wirklich Nützliches im Sinne derjenigen, die solche Sanktionen herbeiführten, erreicht haben.
    Herr Kollege Brandt, noch in diesem Jahr hatten wir doch die ungewöhnliche Situation, daß Sie mir in einer politischen Aktivität zustimmten, nämlich als ich mich dem Drängen unserer amerikanischen Freunde entzog und mich gemeinsam mit den Europäern — unser Votum war dort von einiger Bedeutung — Sanktionen in Sachen Libyen nicht angeschlossen habe. Sie erinnern sich noch an diesen Vorgang aus dem Frühjahr dieses Jahres.
    Es geht also nicht darum, daß wir uns hier gegenseitig darin übertreffen wollten, für unsere Überzeugung in Sachen Achtung der Menschenrechte überall in der Welt einzutreten. Ich bin hier weder auf dem linken noch auf dem rechten Auge blind.

    (Zuruf von der SPD: Auf beiden!)

    — Wir können über Menschenrechte in der Welt sehr wohl mit Ihnen reden!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Das tun wir auch!)

    Wenn Sie das in die Debatte einzuführen belieben: Wir haben keine Parteibeziehungen mit einer Partei, die Menschenrechte mit Füßen tritt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Eid [GRÜNE]: Guatemala und El Salvador!)

    Herr Kollege Brandt, Trägheit des Herzens ist es auch nicht, denn jeder von uns weiß: Wer Südafrika und den dort lebenden Menschen helfen will, den Schwarzen, den Farbigen und den Weißen, wird auf dem Weg der Revolution nichts erreichen. Es würde ein Meer von Blut und Tränen zur Folge haben. Wir müssen den ganz gewiß schwierigen, langwierigen, oft von Erfolglosigkeit gekennzeichneten Weg der evolutionären Entwicklung gehen.
    Ich füge ein Weiteres hinzu: Für mich ist das Thema Südafrika aus dieser Gewissensüberzeugung heraus auch kein Thema der innenpolitischen Profilierung, weder in den USA vor Wahlen noch in der Bundesrepublik noch in irgendeinem anderen Land. Sie gestatten mir — ich beziehe das ausdrücklich nicht auf Sie; das sage ich vorweg —, daß ich darauf hinweise, daß ich in der internationalen Diskussion auch eine Menge Heuchelei dabei erlebt habe. Wenn ich sehe, wer alles für Sanktionen gegenüber dem Krügerrand eintritt, aber gleichzeitig den Export von Goldbarren duldet, und wenn ich die Entwicklung des Goldpreises in den letzten zwei Monaten beobachte, dann stellt sich für mich schon sehr die Frage, wo hier Heuchelei betrieben wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Meine Damen und Herren, der seit Jahrzehnten schwelende Rassenkonflikt in der Republik Südafrika hat sich aus Gründen, die hier schon genannt wurden, zusehends verschärft. Die Polarisierung der politischen Lager hat weiter zugenommen. Gewalt und Gegengewalt haben ein neues Stadium der Eskalation erreicht. Wir als Bundesregierung verfolgen gemeinsam mit unseren europäischen Partnern und auch mit den Partnern unter den großen Industrienationen — wir haben auch in Tokio darüber gesprochen — die Entwicklung dort mit großer Sorge. Die Erfahrungen im Alltag der schwarzen Bevölkerung, der die elementarsten Menschen- und Bürgerrechte vorenthalten werden, führen zu immer mehr Enttäuschung, Verzweiflung und dann auch zur Radikalisierung. Die Aussichten auf einen friedlichen Wandel sind geringer geworden. Politische Instabilität, wirtschaftliche Rezession, wachsende Gewalt bilden ein zunehmendes Hindernis für konstruktive Lösungen. Es wächst ein weltpolitisch gefährlicher Krisenherd.
    Vor diesem Hintergrund haben die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft beim Treffen des Rates der Regierungschefs in Den Haag am 28. Juni neue Ansätze diskutiert und erwogen, um ihren, den Europäischen Beitrag zur Lösung des Konflikts zu leisten.
    Die Staats- und Regierungschefs der Zwölf haben dann der südafrikanischen Regierung konkrete Schritte auf einem Weg vorgeschlagen, der die Apartheid überwindet und den Rassenkonflikt durch friedlichen Wandel beendet.
    Wir haben an die Regierung Botha appelliert, umgehend in einen umfassenden Dialog mit Vertretern aller Bevölkerungsgruppen einzutreten, um eine Eindämmung der Gewalt und damit auch eine faire Teilhabe aller Südafrikaner an der politischen Willensbildung einzuleiten.
    Herr Kollege Brandt, wir haben deutlich gemacht — das hat auch diese Bundesregierung und das habe ich selbst bis in die letzten Tage hinein immer wieder in direktem Kontakt versucht —, daß wir von Südafrika als ersten Schritt die Freilassung aller politischen Gefangenen und die Aufhebung der bestehenden Verbote politischer Parteien und Organisationen erwarten. Ich habe bei jedem nur denkbaren Kontakt unsere südafrikanischen Gesprächspartner darauf hingewiesen, daß es, wenn wir wenigstens zu einem Aussetzen von Gewalt auf Zeit kommen, wenn schon das Ziel einer Verfemung der Gewalt nicht erreichbar ist, notwendig ist, daß wir entweder in Südafrika oder außerhalb Südafrikas zu einem Verhandlungstisch kommen, an dem die beteiligten Parteien — im weitesten Sinne des Wortes — Platz nehmen und diskutieren können.
    Ich habe diesen Vorschlag in Den Haag genauso unterbreitet wie in den Tagen und Monaten danach. Wir haben ein umfassendes Unterstützungsprogramm für die von Apartheid Betroffenen befürwortet, um die Dialogbereitschaft zu fördern. Großbritannien als die derzeitige EG-Präsidentschaft wurde beauftragt, Gespräche im südlichen Afrika zu führen, um diesen Dialog zu ermöglichen.
    Wir haben schließlich in Den Haag beschlossen, innerhalb einer Frist von drei Monaten mit den anderen Industrieländern — und das waren besonders Japan und die USA — Konsultationen zur Abstimmung weiterer Maßnahmen aufzunehmen. Die Maßnahmen, Herr Kollege Brandt, bezogen sich auch auf die Erwägung des Verbots neuer Investitionen sowie künftiger Einfuhren von Kohle, Eisen, Stahl und Münzen. Niemand auf dem Europäischen Rat konnte am Ende der Sitzung einen Zweifel über meine Position haben. Ich habe dort übrigens gemeinsam mit anderen Kollegen erklärt, daß ich keinen Sinn darin sehe, Sanktionen dieser Art zu verhängen, da diese Sanktionen die Umgehungstatbestände in sich tragen. Das ist j a gerade auch bei der Kohle-Sanktion durch die Erklärung Japans in den letzten Tagen ganz besonders deutlich geworden.
    Am 16. September, drei Monate nach der Erklärung des Europäischen Rates zu Südafrika, haben dann die Außenminister der zwölf EG-Staaten im Lichte dieser Erklärung erneut beraten. Ausgangspunkt war der Bericht des britischen Außenministers über seine Gespräche im südlichen Afrika, die er auf Bitten der Staats- und Regierungschefs führte. Die Außenminister haben dann mit Bedauern feststellen müssen, daß die Erklärung des Europäischen Rates und die Gespräche der Präsidentschaft nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt haben.
    Die südafrikanische Regierung hat — Sie haben das anerkannt, Herr Kollege Brandt — in den letzten Jahren eine Reihe von Entscheidungen zugunsten des Abbaus der Apartheidpolitik getroffen. Leider wurden diese Entscheidungen spät, j a, sehr spät und nach meiner Überzeugung nicht in der ausreichenden Dimension getroffen. Bis jetzt hat die südafrikanische Regierung noch nicht ihre Bereitschaft erkennen lassen, die auch von mir als notwendig erkannten Schritte zur Einleitung eines echten nationalen Dialogs über die Unterschiede von Hautfarbe, Rasse und Religion hinweg zu unternehmen.
    Vor diesem Hintergrund haben die Außenminister der Zwölf eine Erklärung abgegegeben, die wesentliche Elemente enthält:
    Erstens: Die Hilfsmaßnahmen der Zwölf im europäischen und nationalen Rahmen zugunsten der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika, vor allem im Bereich von Aus- und Fortbildung, sollen jetzt verstärkt in die Wege geleitet werden. Ich will darauf hinweisen, daß die Bundesregierung im Rahmen der EG ganz wesentlich an dem Beschluß mitgewirkt hat, diese Aktion aus der EG zu starten. Ich will darüber hinaus darauf hinweisen, daß ich selbst mich gegenwärtig in Gesprächen mit der deutschen Wirtschaft befinde, und zwar mit dem Ziel, aus Mitteln der deutschen Wirtschaft und aus Mitteln, die wir aus dem Bundeshaushalt zusätzlich aufbringen, ein Ausbildungsprogramm für die schwarze und farbige Bevölkerung auf den Weg zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin sehr damit einverstanden, daß die EG etwas tut; aber nach meinen bisherigen Erfahrungen vermute ich, daß dies in einer Dimension statt-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    finden wird, die ich als nicht ausreichend empfinde. Aus diesem Grunde werde ich alsbald auch dem Hohen Hause und den zuständigen Ausschüssen des Deutschen Bundestages Vorschläge unterbreiten, wie wir als Bundesrepublik Deutschland in einer gesonderten Hilfsaktion zur Ausbildung beitragen können. Ich halte das für eines der wichtigsten Themen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    wobei ich allerdings der Auffassung bin, daß dies nicht nur aus Mitteln der Steuerzahler geschehen sollte, sondern daß auch die Wirtschaft ihren Beitrag dazu leisten sollte. Ich könnte mir auch denken, daß die Kirchen ihren Beitrag dazu erbringen können.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Was ist mit den Gewerkschaften? — Auch die Gewerkschaften!)

    — Und weil hier der Zwischenruf gemacht wird: Ich könnte mir auch vorstellen, daß es sich als günstig erweisen würde, wenn in diesem Falle einmal Gewerkschaftsmittel für eine besonders sinnvolle Sache eingesetzt würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zum zweiten: Die Zwölf werden Südafrika nicht aus der Verpflichtung entlassen, die Voraussetzungen für einen umfassenden nationalen Dialog zu schaffen. Wir werden eine neue politische Initiative unternehmen, und zwar innerhalb der EG und auch national — ich sagte das schon —, um endlich die Freilassung Nelson Mandelas und anderer politischer Häftlinge und, Herr Kollege Brandt, die Aufhebung des Verbotes des ANC und anderer Organisationen und Parteien der Nichtweißen durchzusetzen.
    Drittens: Schließlich haben die Zwölf entschieden, angesichts der bis jetzt fehlenden Bereitschaft der südafrikanischen Regierung, konstruktive Schritte zu tun, ein Verbot neuer Investitionen in Südafrika sowie ein Verbot der Einfuhr von Eisen, Stahl und Goldmünzen aus Südafrika in die Länder der Europäischen Gemeinschaft zu verhängen.
    Ich sage hier ganz offen, ich stand in dieser Entscheidung in einem Interessenkonflikt, zwischen meiner Überzeugung in Sachen Sanktionen und der Bereitschaft, einen gemeinsamen europäischen EG-Beschluß zu ermöglichen, einen Beschluß, der auch in einem gewissen Zusammenhang mit den amerikanischen Beschlüssen zu sehen ist.
    Ich habe mich dann dafür entschieden, in dieser Frage der Gemeinschaft die Möglichkeit eines gemeinsamen Beschlusses zu geben. Und, Herr Kollege Brandt, es ging dabei doch nicht nur um die Bundesregierung; das wissen Sie so gut wie ich. Von unserer Entscheidung hing ja wesentlich mit ab, daß sich auch andere so entschieden haben. Auch im Bereich der EG war ja — damit trete ich niemandem zu nahe — eine sehr breite Überzeugung vorhanden, daß das, was wir letztlich vorgeschlagen haben, auch wirklich vernünftig und akzeptabel ist.
    Ich sage noch einmal, wir haben diesen Maßnahmen im Interesse eines einheitlichen Handelns der Europäischen Gemeinschaft zugestimmt. Damit ändert sich nichts an meinen grundsätzlichen Vorbehalten gegen Sinn und Wirksamkeit solcher Einschränkungen des Handelsverkehrs.
    Wir haben darüber hinaus — ich deutete es schon an — an einem politischen Signal an die Adresse der Regierung Südafrikas mitgewirkt. Wir wollen deutlich machen, daß die Maßnahmen, die beschlossen sind, eine klare Mißbilligung der mangelnden Bereitschaft der weißen südafrikanischen Regierung zu einem partnerschaftlichen Dialog mit ihren nichtweißen Mitbürgern darstellen.
    Meine Damen und Herren, auch das muß man in der Debatte sagen: Jedem, der sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt, ist hinlänglich bekannt, daß die Regierung Südafrikas seit langem für den Fall wirtschaftlicher Abschnürung umfassende Vorsorge getroffen hat.

    (Verheugen [SPD]: Mit unserer Hilfe!) — Das glauben Sie doch wohl selbst nicht!


    (Verheugen [SPD]: Doch, doch!)

    — Dann fragen Sie den Kollegen Brandt! Er soll einmal eine Umfrage in der Sozialistischen Internationale halten, welche sozialistischen Regierungschefs bei diesen Umgehungsvorsorgen mitgeholfen haben. Sie werden dann interessante Adressen finden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die südafrikanische Wirtschaft hat ein beachtliches Maß an Autarkie erreicht. Zur Neutralisierung wirtschaftlicher Restriktionen ist ein Netz von umfassenden Umgehungsmöglichkeiten geknüpft worden.

    (Zuruf von der SPD: Das zeigt doch nur, daß ihr Angst habt!)

    Wirtschaftlicher Druck von außen wird nur eine zusätzliche politische und wirtschaftliche Selbstabschottung und eine weitere Verhärtung der politisch Verantwortlichen mit sich bringen.
    Meine Damen und Herren, man kann — das sage ich noch einmal — in der Frage, ob man für oder gegen Sanktionen ist, unterschiedlicher Meinung sein. Ich wehre mich nur entschieden dagegen, daß man dem Ja zu Sanktionen einen moralischen Untergrund und einen moralischen Anspruch beimißt und dem verantwortlichen Nein zu Sanktionen sozusagen zuweist, dies sei eine Billigung von Apartheidpolitik. Das ist völlig abwegig!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Brandt, Sie zitieren j a auch heute wieder gerne internationale Stimmen. Nun, Helen Suzman, eine führende Abgeordnete der parlamentarischen Opposition in Südafrika, hat im „New York Times Magazine" — das ist eine Stimme, die nicht gerade für Apartheid ist — geschrieben — ich zitiere —:
    Diejenigen, die glauben, daß die Verhängung
    von Sanktionen die Regierung in Pretoria als-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    bald in Schwierigkeiten bringen und innerhalb kurzer Zeit zu ihrem Zusammenbruch führen würde, sind falsch informiert. Hielte ich dies für möglich,
    so sagt diese oppositionelle Abgeordnete, die gegen Botha steht,
    würde ich Sanktionen voll und ganz unterstützen. Weitaus wahrscheinlicher ist jedoch der Rückzug in eine Notstandswirtschaft, mehr Unterdrückung und mehr Gewalt.
    Ich bin genau dieser Meinung. Wie Sie wissen, haben wir uns aus diesen Gründen auch nicht bereit gefunden, einem Importverbot für Kohle aus Südafrika zuzustimmen. Das ist eine Position, die übrigens auch von der portugiesischen Regierung eingenommen wird und die von befreundeten Regierungen in der EG — wie Sie wissen, Herr Kollege Brandt — auch bei anderer Abstimmung und in der Diskussion im Rat zumindest mit Sympathie gesehen wird.
    Ein europäisches Importverbot für südafrikanische Kohle würde — dies ist unbestreitbar — zur Arbeitslosigkeit für viele Zehntausende schwarze Arbeitnehmer im südafrikanischen Kohlebergbau führen. Von der Entlassung wären in gleicher Weise schwarze Bergarbeiter aus der Republik Südafrika selbst wie auch Gastarbeiter aus den Nachbarstaaten betroffen.
    Jeder hier im Saal, der sich mit dem Thema beschäftigt, weiß auch, daß man bei der Gesellschafts- und Familienstruktur dieses Landes damit rechnen kann, daß auf jeden Lohnempfänger fünf bis sechs Familienangehörige kommen. Ein System sozialer Sicherheit besteht für die schwarzen Minenarbeiter nicht. Die Folgen von Massenentlassungen lassen sich daher leicht voraussehen: Hunger, Existenznot und wachsende Radikalisierung.
    Meine Damen und Herren, auch die Wirkung auf das südliche Afrika insgesamt war zu bedenken. Die südafrikanische Regierung hat immer wieder deutlich gemacht, daß sie willens ist, Sanktionsfolgen an die schwarzen Nachbarstaaten weiterzugeben. Die Konsequenzen — das wissen Sie doch auch, meine Damen und Herren von der SPD — sind angesichts der schwachen Wirtschaftsstruktur dieser Länder und ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit doch klar vorauszusehen.
    Ein deutscher Missionar, der seit 30 Jahren in Südafrika tätig ist, schrieb mir zu den Folgen, die er von Sanktionen erwartet:
    Ich leite eine Missionsfarm. Ich habe hier über 35 schwarze Arbeiter angestellt. Schon jetzt sind es sicher zehn, vor allem junge Männer, zuviel. Wenn nun Sanktionen kommen, werden noch viele Männer und Frauen nach Arbeit und Brot fragen, obwohl ich jetzt schon nicht mehr weiß, wie ich allen helfen kann.
    Die von mir geführte Bundesregierung ist nicht bereit, Maßnahmen mitzutragen, die ein Heer von Arbeitslosen in Südafrika und seinen Nachbarländern zur Folge haben, die für Hunderttausende Hunger und Not bedeuten, die die Radikalisierung anheizen und die die Chancen für eine friedliche Lösung, die schwer genug ist, endgültig zunichte machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Wer Sanktionen fordert, der muß sich auch in der Sprache des Herzens, wie Sie sagten, Herr Kollege Brandt, fragen, ob er diese Folgen tragen kann.
    Halten Sie mir bitte in dieser Debatte nicht vor, daß viele Führer der Schwarzen in Südafrika selbst umfassende Sanktionen fordern. Auch ich, Herr Kollege Brandt, habe viele Gespräche geführt. Aus diesen Gesprächen muß ich Ihnen allerdings berichten, daß mir in diesem Zusammenhang nicht wenige sagten: Ich muß wegen der Gegebenheiten zu Hause, wegen der Diskussionen, die dort stattfinden, und wegen Bedrohungen für Sanktionen eintreten, obwohl ich mir über die Konsequenzen völlig im klaren bin.

    (Zurufe von der SPD)

    Sie wissen wie ich, Herr Kollege Brandt, daß jahrzehntelange Not und Verzweiflung — auch das ist doch ein Argument — häufig die Vorstellung erwekken, das eigene Leid und das Leid derer, für die man sich verantwortlich fühlt, könnten nicht größer werden. Aber die Sache sieht doch ganz anders aus, wenn die Not so anwächst, daß das tägliche Brot und das Überleben in Frage gestellt sind. Immerhin ziehen 1,5 Millionen schwarzer Gastarbeiter den Aufenthalt in Südafrika dem Verbleiben in den benachbarten Frontstaaten vor, weil sie in Südafrika eben — trotz aller Umstände, über die wir ja einig sind — immer noch Arbeit und Brot finden.
    Die Frontstaaten haben beim AußenministerTreffen in Luanda und beim Gipfel der Blockfreien in Harare die Welt und vor allem den Westen zu Sanktionen aufgefordert. Sie haben sich aber um des eigenen Überlebens willen gehütet, selbst eine Verpflichtung zu Sanktionen einzugehen. Wir kennen die Verwundbarkeit dieser Staaten. Unsere eigenen Hilfsmöglichkeiten und auch die unserer Partner würden nicht ausreichen, um wirksam helfen zu können.

    (Zuruf von der SPD: Das ist nicht wahr!)

    Meine Damen und Herren, ich habe diese Situation in Südafrika bereits bei der Regierungsübernahme vor jetzt gerade vier Jahren vorgefunden. Die dramatische Entwicklung war schon damals, wie Sie, Herr Kollege Brandt, wissen, in vollem Gange. Sie sollten doch, wenn Sie moralische Anklagen erheben — Sie haben das heute weniger getan als in jenem Dokument, das Sie auf Ihrem Parteitag verabschiedet haben —, auch noch die Frage beantworten, Herr Kollege Brandt: Was haben Sie eigentlich in Ihren 13 Jahren in Sachen Südafrika getan?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Das ist ja peinlich!)

    Ich wehre mich dagegen, daß wir eine so schwierige Frage wie diesen Rassenkonflikt und diese Auseinandersetzung in Südafrika zunächst einmal



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    mit Gefühlsaufwallungen und demonstrativen Gesten beantworten.

    (Zuruf von der SPD: Wir sollten es aber auch nicht mit Zynismus tun!)

    Das ist meines Erachtens eine Lösung, mit der sich viele die Dinge viel zu leicht machen. Das Thema des Rassenkonflikts ist zu ernst, um daraus innenpolitischen Profit schlagen zu wollen. Ich sage noch einmal: Wir alle sind uns — so hoffe ich jedenfalls
    — in dem Ziel einig, die Apartheid abzuschaffen. Wir alle wissen — ich hoffe, auch das ist unsere gemeinsame Meinung —, daß dies nur auf dem Weg der Evolution möglich ist.

    (Zurufe von der SPD)

    — Was soll dieser Zuruf? Sie wissen so gut wie ich, daß der Kollege Strauß Apartheid ablehnt. Das wissen Sie; das hat er oft genug gesagt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD — Frau Borgmann [GRÜNE]: Das glauben wir nicht!)

    Er lehnt allerdings auch jene Art der ideologischen Betrachtung, die Sie hier eingeführt haben, ganz gewiß ab.

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Er lehnt vor allem Heuchelei ab! — Zurufe von der SPD)

    Da ich j a erwartet habe, daß Sie die Debatte auf diese Art und Weise führen, auch dazu eine Stimme, eine Stimme, die Sie gerne zitieren, etwa im Zusammenhang mit anderen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. Marion Gräfin Dönhoff hat im August in der „Zeit" geschrieben:
    Auch die Außenstehenden, die Organisation der Afrikanischen Staaten, ... die Commonwealth-Konferenz, ... die reisenden Politiker, sie alle handeln nicht besonders weise, wenn sie die letzte Stufe als erste betonen: die Abschaffung der Apartheid. Viel wichtiger wäre es, darauf zu bestehen, daß Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wird, die Regierung sich mit ihm an einen Tisch setzt, damit der Prozeß beginnen kann, an dessen Ende die Aufhebung des Apartheid-Systems steht.
    Meine Damen und Herren, ich habe unsere Position hier deutlich gemacht. Wir halten nichts von Sanktionen. Wir haben uns diesem Schritt aus Gründen der europäischen Solidarität angeschlossen. Wir halten sehr viel davon, Gespräche zu führen, ohne Beschimpfung unserer Gesprächspartner
    — auch wenn diese bei Mißerfolgen, Herr Kollege Brandt, manches Mal naheliegen — und ohne eine Charakterisierung, wie Sie sie vorgenommen haben. Ich weiß, das ist ein ganz mühseliger Weg.
    Wir bleiben bei der Grundentscheidung:

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Weiter so!)

    Die Gefangenen müssen befreit, die politischen Gruppierungen zugelassen werden. Es muß eine Möglichkeit gefunden werden, in Südafrika oder außerhalb Südafrikas einen Verhandlungstisch aufzustellen, um die Gewalt zu beenden. Wir sollten in der Zwischenzeit nicht nur darüber reden, was andere tun, sondern auch selbst einen Beitrag leisten,

    (Frau Borgmann [GRÜNE]: Ja, wo ist er denn, der Beitrag? — Zurufe von der SPD)

    indem wir, meine Damen und Herren, etwas für die Ausbildung junger Farbiger dort tun. Denn das ist die beste Möglichkeit, langfristig einen wirklichen Beitrag zu einer friedlichen Entwicklung dieses Landes zu leisten. Ich lehne es ab — ich sage es noch einmal —, dieses Thema zu einem Thema innenpolitischer Profilierung zu machen. Es steht Ihnen frei, das zu tun. Wer wirklich nach seinem Gewissen entscheiden will, muß hier den langwierigen, schwierigen Weg der Vernunft gehen und nicht jenen der Emotion und der Gefühlsaufwallung, die ganz gewiß das ruhige, kluge Wort vermissen lassen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)