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    Plenarprotokoll 10/224 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 224. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 Inhalt: Begrüßung des Vizepräsidenten der argentinischen Nation und Senatspräsidenten, Dr. Victor Martínez 17349 D Änderung der Federführung für die Ausschußberatung von Vorlagen zur Wiedergutmachungsproblematik 17357 B Aktuelle Stunde betr. Haltung der im Bundestag vertretenen Parteien und der Bundesregierung zu den umweltpolitischen Forderungen und der Abschlußerklärung des Deutschen Umwelttages 1986 in Würzburg Mann GRÜNE 17357 C Dr. Bötsch CDU/CSU 17358 C Kolbow SPD 17359 B Baum FDP 17360 C Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . 17361 C Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 17363 D Schmidbauer CDU/CSU 17365 B Vahlberg SPD 17366 B Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 17367 C Dr. Hirsch FDP 17368 D Michels CDU/CSU 17369 D Bachmaier SPD 17371A Dr. Laufs CDU/CSU 17372 A Fragestunde — Drucksache 10/5712 vom 20. Juni 1986 — Öffnung der kleinen Grenzübergänge der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere des Übergangs bei Schwanau-Nonnenweier nach Frankreich MdlAnfr 9, 10 20.06.86 Drs 10/5712 Haungs CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 17339 B ZusFr Haungs CDU/CSU 17339 C Einkommensteuerbefreiung für den nach dem Förderprogramm des Bundes zum Existenzgründungssparen gewährten Zuschuß MdlAnfr 11 20.06.86 Drs 10/5712 Werner (Ulm) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 17340 B ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 17340 C Prüfung der Vorschläge zur Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes; Auswirkung des Ergebnisses MdlAnfr 13 20.06.86 Drs 10/5712 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 17340 D ZusFr Dr. Sperling SPD 17341 A Beurteilung des vom Europäischen Parlament beschlossenen grenzüberschreitenden Programms Saar-Lor-Lux MdlAnfr 14 20.06.86 Drs 10/5712 Brück SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 17341 B ZusFr Brück SPD 17341 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 Direkte Einkommenzahlungen an Landwirte; Anteil der den Landwirten zukommenden EG-Ausgaben MdlAnfr 17, 18 20.06.86 Drs 10/5712 Kißlinger SPD Antw PStSekr Gallus BML 17342 A ZusFr Kißlinger SPD 17342 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 17342 C ZusFr Eigen CDU/CSU 17342 C ZusFr Frau Weyel SPD 17342 D ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 17343A ZusFr Reimann SPD 17343A ZusFr Senfft GRÜNE 17343 C Zuschüsse für die Haltung von Fleischrindern in Frankreich, Großbritannien und Irland; Abbau der Wettbewerbsverzerrungen durch Ausschöpfung der EG-Mittel MdlAnfr 19, 20 20.06.86 Drs 10/5712 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 17345A ZusFr Eigen CDU/CSU 17345 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 17345 C Einführung einer Buchführungspflicht für alle landwirtschaftlichen Betriebe MdlAnfr 21 20.06.86 Drs 10/5712 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Gallus BML 17346 D ZusFr Frau Weyel SPD 17346 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 17347 C ZusFr Löffler SPD 17347 D ZusFr Eigen CDU/CSU 17348A Änderung des Verfahrens der Auszahlung von Ausbildungsbeihilfen an Jugendliche; Einbeziehung des Begleitpersonals für sozialpädagogische und pädagogische Maßnahmen in die neuen Richtlinien für Ausbilder in außerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen MdlAnfr 23, 24 20.06.86 Drs 10/5712 Reimann SPD Antw PStSekr Vogt BMA 17348 C ZusFr Reimann SPD 17349A ZusFr Scharrenbroich CDU/CSU . . . 17349 D Vorsorge gegen Arbeitslosigkeit bei Berufsanfängern MdlAnfr 25, 26 20.06.86 Drs 10/5712 Jagoda CDU/CSU Antw PStSekr Vogt BMA 17350 A ZusFr Jagoda CDU/CSU 17350 D ZusFr Kastning SPD 17351C ZusFr Reimann SPD 17352 A ZusFr Scharrenbroich CDU/CSU . . . 17352 B ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 17352 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 17352 D ZusFr Schreiner SPD 17353 B ZusFr Senfft GRÜNE 17353 D ZusFr Frau Hönes GRÜNE 17354 B ZusFr Lambinus SPD . . . . ... . . 17354 C ZusFr Ruf CDU/CSU 17354 D ZusFr Reimann SPD 17355A Gesundheitsgefährdung bei der Arbeit an Bildschirmgeräten, insbesondere für Schwangere MdlAnfr 27 20.06.86 Drs 10/5712 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Vogt BMA 17355 B ZusFr Rusche GRÜNE 17355 C ZusFr Frau Wagner GRÜNE 17355 D ZusFr Schreiner SPD 17356A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 17356 B ZusFr Senfft GRÜNE 17356 B Förderung der Methoden der Professoren Dr. Böcking, Aachen, und Dr. Rüdiger, Hamburg, zur Früherkennung von Lungenkrebs; Einführung von Vorsorgeuntersuchungen MdlAnfr 34 20.06.86 Drs 10/5712 Wolfram (Recklinghausen) SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFFG 17356 D ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 17357A Nächste Sitzung 17372 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17373* A Anlage 2 Beurteilung des Aufforstungsprojekts in Nordbenin durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Köhler MdlAnfr 1, 2 20.06.86 Drs 10/5712 Schanz SPD SchrAntw PStSekr Dr. Köhler BMZ . . 17373* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 III Anlage 3 Verbot von Schleuderwaffen bei Demonstrationen zum Schutz der Polizisten MdlAnfr 3 20.06.86 Drs 10/5712 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . 17373* D Anlage 4 Strahlenschutz-Vorsorgemaßnahmen im Kreis Lippe MdlAnfr 4, 5 20.06.86 Drs 10/5712 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . 17374* B Anlage 5 Bezeichnung von Politikern als „potentielle Mörder" durch einen Münchener Richter MdlAnfr 6, 7 20.06.86 Drs 10/5712 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . 17374* C Anlage 6 Bearbeitung von Strafanzeigen im Zusammenhang mit der Demonstration gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf durch eine Sonderkommission der Polizeidirektion Amberg MdlAnfr 8 20.06.86 Drs 10/5712 Mann GRÜNE SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . 17375* A Anlage 7 Stufenweiser Abbau von Arbeitsplätzen in der Bundesrepublik Deutschland durch die US-Streitkräfte, insbesondere in Bayern MdlAnfr 12 20.06.86 Drs 10/5712 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . 17375* B Anlage 8 Anzahl der unter der Sozialversicherungsgrenze von 410 DM liegenden Beschäftigungsverhältnisse in der freien Wirtschaft und in der öffentlichen Hand MdlAnfr 28, 29 20.06.86 Drs 10/5712 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA . . . . 17375* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 17339 224. Sitzung Bonn, den 25. Juni 1986 Beginn: 13.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. von Billow 26. 6. Frau Dempwolf 27. 6. Dreßler 25. 6. Gansel 27. 6. Dr. Götz 25. 6. Grüner 27. 6. Hauck 27. 6. Hoffie 27. 6. Kiechle 26. 6. Marschewski 27. 6. Pohlmann 27. 6. Frau Roitzsch (Quickborn) 27. 6. Schmidt (Wattenscheid) 25. 6. Schröder (Hannover) 27. 6. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 25. 6. Voigt (Frankfurt) 27. 6. Vosen 25. 6. Dr. Wieczorek 26. 6. Wischnewski 25. 6. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Köhler auf die Fragen des Abgeordneten Schanz (SPD) (Drucksache 10/5712 Fragen 1 und 2): Wir beurteilt der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Köhler, das wegen Bedenken der KFW wegen angeblich mangelnder Rentabilität gefährdete Aufforstungsprojekt in der Bassila-Region von Nordbenin, nachdem er Ende April/ Anfang Mai bei seiner Reise nach Benin Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit Staatspäsident Kerekou hatte? Hat die Ordensverleihung, die dem Parlamentarischen Staatssekretär dort zuteil geworden ist, einen besänftigenden Einfluß auf diese Rentabilitätsüberlegungen gewinnen können, die nach Ansicht der Fraktion der SPD sowie nach gemeinsamer Entschließung aller Fraktionen des Deutschen Bundestages bei einer Entscheidung über Entwicklungshilfeprojekte keinesfalls den Ausschlag geben sollten und darüber hinaus gerade bei Aufforstungsprojekten nur sehr langfristig zu sehen sind? Zu Frage 1: Die Bundesregierung mißt der Förderung der Holz- und Forstwirtschaft in Benin große Bedeutung zu. Deshalb habe ich in den Gesprächen anläßlich meines Besuchs in Benin Ende April dieses Jahres die deutsch-beninische Zusammenarbeit auf dem Forstsektor als besonders gutes Beispiel herausgestellt. Schwerpunkt der Projektaktivitäten ist der sogenannte Lama-Wald. Die Bundesregierung unterstützt dort neben der nachhaltigen Bewirtschaftung von Teak-Plantagen von 7 000 Hektar im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit gemeinsam mit der Weltbank ein Wiederaufforstungsprogramm von 3 800 Hektar. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Galerie-Wälder bei Bassila eignen sich nach unseren Feststellungen nicht für eine großflächige Aufforstung, wie sie im Lama-Wald möglich ist und relativ kostengünstig durchgeführt werden kann. Statt dessen wird die Erhaltung und gezielte Förderung der vorhandenen natürlichen Waldvegetation in Bassila empfohlen. Zu Frage 2: Die Bundesregierung stimmt grundsätzlich der Auffassung zu, daß bei Aufforstungsprojekten, insbesondere in ökologisch-gefährdeten Gebieten, die Entscheidung über die Durchführung derartiger Projekte nicht von der betriebswirtschaftlichen Rentabilität abhängig gemacht werden kann, sondern daß auch die Auswirkungen der Maßnahmen auf Klima und Umwelt sowie auf die bäuerliche Produktionsstruktur zu berücksichtigen sind. Vor dem Hintergrund der zur Frage Nr. 1 gegebenen Antwort kann ich die Frage, ob die Ordensverleihung einen besänftigenden Einfluß auf die Rentabilitätsüberlegungen ausgeübt hat, mit einem klaren Nein beantworten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) (Drucksache 10/5712 Frage 3): Sind die Einfuhr, der Verkauf und die Benutzung von Schleudergeräten (sog. Katapulte) von der Art, wie sie bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Wackersdorf und Brokdorf verwendet wurden und die zu erheblichen Verletzungen von Polizisten geführt haben, gesetzlich erlaubt, und welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um bei bevorstehenden Demonstrationen Leben und Gesundheit der eingesetzten Polizisten wirksam zu schützen? Bei den gewalttätigen Ausschreitungen in Wakkersdorf und Brokdorf sind Schleudergeräte gegen die Polizei eingesetzt worden, deren Einfuhr, Verkauf und Benutzung waffenrechtlich teilweise verboten, teilweise nicht verboten sind. Verboten nach § 8 Abs. 1 Nr. 4 in Verbindung mit Abs. 4 und mit Strafe bedroht nach § 42 a der Ersten Verordnung zum Waffengesetz sind Herstellung, Einfuhr, Vertrieb, Erwerb und Besitz von Präzisionsschleudern, die eine Armstütze oder eine vergleichbare Vorrichtung haben oder für eine solche Vorrichtung eingerichtet sind. Geräte mit einer solchen Vorrichtung vermitteln den Geschossen eine besonders hohe Bewegungsenergie. Darüber hinaus ist das Mitführen von Gegenständen, die ihrer Art nach zur Verletzung von Personen oder zur Beschädigung von Sachen geeignet und bestimmt sind, bei Demonstrationen aufgrund des § 2 Abs. 3 VersammlungsG verboten und gemäß § 27 dieses Gesetzes mit Strafe bedroht. Das gleiche gilt für den Transport dieser Gegenstände zum Versammlungsort und für das Bereithalten und Verteilen am Versammlungsort. Unter dieses versamm- 17374* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 lungsrechtliche Verbot fallen somit Schleudern jeder Art, wenn sie bei Demonstrationen mitgeführt werden. Die Polizei ist befugt, die Schleudern bei den Demonstrationen selbst sowie auf den An- und Abmarschwegen sicherzustellen. Die Einführung eines weitergehenden waffenrechtlichen Verbotes stößt auf erhebliche Abgrenzungsschwierigkeiten. Brauchbare Abgrenzungskriterien lassen sich nur schwer finden. Es müßten nämlich solche Verbotsmerkmale vorgesehen werden, die der Polizei eine sofortige Überprüfung am Einsatzort erlauben. Damit scheiden z. B. Kriterien wie die erreichbare Bewegungsenergie der Geschosse aus, da diese entscheidend von der Kraft des Schützen und dem verwendeten Material abhängt. Ein umfassendes Verbot würde sich im übrigen auch gegen die berechtigte Verwendung solcher Schleudern z. B. bei Sport, Spiel und Freizeit richten. Es handelt sich bei der gesetzwidrigen Verwendung der genannten Schleudern in erster Linie um ein Problem des Vollzugs. Die Polizei kann bereits aufgrund der bestehenden waffenrechtlichen und versammlungsrechtlichen Verbote derartige Gegenstände auf den Anmarschwegen zu den Demonstrationen sicherstellen. Die Bundesregierung wird die bei den jüngsten gewalttätigen Ausschreitungen gesammelten Erfahrungen zum Anlaß nehmen zu prüfen, ob das bestehende waffenrechtliche Verbot ausgeweitet werden soll. Dabei müßten allerdings Abgrenzungskriterien gefunden werden, die den Notwendigkeiten des praktischen Polizeieinsatzes entsprechen. Zur Frage weiterer Maßnahmen zum Schutz der Polizeibeamten wird bemerkt: Der Einsatz des inzwischen bewährten Wasserwerfers 9 000 ist ein wirksames Distanzmittel, um bei gewalttätigen Demonstrationen Polizisten besser schützen zu können. Für die Bereitschaftspolizeien der Länder konnten allerdings erst 15 Geräte dieses Modells beschafft werden. Wie Ihnen bekannt ist, hat der Bundesinnenminister bei seinen Forderungen nach einer personellen und materiellen Verstärkung der BPdL und des BGS insbesondere auch die Beschaffung derartiger Wasserwerfer vorgeschlagen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 10/5712 Fragen 4 und 5): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß im Kreis Lippe nur fünf Strahlenschutzanzüge verfügbar sind, und stimmen Pressemitteilungen, daß auch Meßgeräte zur Messung von Radioaktivität nur unzureichend verfügbar waren? Falls ja, welche Instanz ist dafür verantwortlich, und wie wird sichergestellt, daß für die Zukunft ausreichende Vorsorge geschieht? Die Verteilung der Ausstattung auf die Kreise und kreisfreien Städte als die für die Durchführung der Aufgaben sowohl des friedensmäßigen als auch des erweiterten Katastrophenschutzes zuständigen Stellen liegt für beide Teilbereiche in der ausschließlichen Zuständigkeit der Länder. Die von Ihnen erbetenen Angaben über den Ausstattungsstand im Kreis Lippe liegen mir daher nicht abrufbereit vor. Ich habe das Land Nordrhein-Westfalen um Übermittlung der notwendigen Angaben gebeten. Sobald mir diese vorliegen, werde ich Ihre Fragen umgehend schriftlich beantworten. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Fragen des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/5712 Fragen 6 und 7): Wie bewertet die Bundesregierung Meldungen der Presse, daß kürzlich ein Münchener Richter bei einem Strafverfahren Politiker als „potentielle Mörder" („nicht der kleine Soldat ist der potentielle Mörder, sondern diejenigen, die ihn aufstellen") bezeichnet hat? Welche Möglichkeit sieht die Bundesregierung, gegen solche ungeheuerlichen Entgleisungen vorzugehen? Zu Frage 6: Der Bundesregierung liegen zu der Angelegenheit Meldungen der Deutschen Presseagentur vom 17. Juni 1986, der „Süddeutschen Zeitung" und der „Welt" vom 18. Juni 1986 vor. Gegenstand der Meldungen ist das Verhalten eines Richters am Landgericht München. Die Sachaufklärung und die Prüfung dienstaufsichtsrechtlicher und disziplinärer Schritte obliegt dem Freistaat Bayern. Die Bundesregierung sieht deshalb von einer Bewertung ab. Zu Frage 7: Die Bundesregierung sieht auch insoweit von einer Stellungnahme zu dem Einzelfall ab. Allgemein ist festzustellen, daß sich ein Richter nach § 39 des Deutschen Richtergesetzes so zu verhalten hat, daß das Vertrauen in seine Unabhängigkeit nicht gefährdet wird. Er darf insbesondere nicht bei Ausübung seines Amtes den Eindruck erwecken, bestimmten Auffassungen oder Personen von vornherein in einem Maße ablehnend oder befürwortend gegenüberzustehen, daß er in dem anhängigen oder in anderen Verfahren wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden kann. Nach § 71 Abs. 1 des Deutschen Richtergesetzes in Verbindung mit dem Bayerischen Landesrecht muß das Verhalten des Richters der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Beruf erfordern. Er hat deshalb zumal innerhalb des Dienstes herabsetzende Äußerungen und Äußerungen zu unterlassen, die Einrichtungen des Staates und die für sie eintretenden Personen pauschal abwerten. Bei Verlet- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Juni 1986 17375* zung dieser Pflichten sind Maßnahmen der Dienstaufsicht oder Disziplinarmaßnahmen möglich, soweit nicht die richterliche Unabhängigkeit beeinträchtigt wird. Nach Auffassung des Dienstgerichts des Bundes können Ausführungen in einer Urteilsbegründung, etwa herabsetzende Äußerungen, dem äußeren Ordnungsbereich mit der Folge zuzuweisen sein, daß sie der Dienstaufsicht unterfallen und disziplinarrechtliche Maßnahmen nach sich ziehen können. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Mann (GRÜNE) (Drucksache 10/5712 Frage 8): Ist der Bundesregierung bekannt, daß seit Anfang Februar 1986 bei der Polizeidirektion Amberg eine Sonderkommission WAA ausschließlich Anzeigen im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen den Bau der WAA in Wackersdorf bearbeitet, und zwar bis zum 9. Mai 1986 insgesamt 1 900 Einzelanzeigen, und hält die Bundesregierung im Hinblick auf ihre Zuständigkeit, z. B. für den Bundesgrenzschutz, das Demonstrationsrecht oder Gesetze zur Entlastung der Justiz, an der vom Parlamentarischen Staatssekretär Erhard am 16. April 1986 geäußerten Auffassung fest, die Zahl der strafrechtlichen Ermittlungsverfahren wegen Demonstrationen gegen den Bau der WAA in Wackersdorf gehöre weder mittelbar noch unmittelbar in den Verantwortungsbereich der Bundesregierung? Die Bundesregierung sieht davon ab, die Frage zu beantworten. Ungeachtet der Verantwortung des Bundes für den Bundesgrenzschutz betrifft die Frage Bereiche, die weder mittelbar noch unmittelbar in den Verantwortungsbereich der Bundesregierung fallen. Es sind keine Gesichtspunkte dargetan oder ersichtlich, die für ein Abweichen von der bisher von der Bundesregierung vertretenen Auffassung Veranlassung gäben. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/5712 Frage 12): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die US-Streitkräfte in Bayern mit einem Stufenplan, beginnend ab September 1986, den Abbau von mehreren hundert Arbeitsplätzen in Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden, Würzburg, Kitzingen, Giebelstadt, Wertheim und Schweinfurt beabsichtigen, und was wird sie unternehmen, um den beabsichtigten Abbau von etwa 23 000 Arbeitsplätzen im gesamten Bundesgebiet entgegenzuwirken? Die Bundesregierung ist davon unterrichtet, daß infolge des Wegfalls von Aufgaben im Bereich Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden rund 110 Arbeitsplätze wegfallen, im Bereich Franken rund 15 Arbeitsplätze. Ob die betroffenen rund 125 Arbeitnehmer entlassen werden müssen oder nach den tariflichen Schutzbestimmungen anderweitig weiterbeschäftigt werden können, ist noch nicht bekannt. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, daß Nachteile für die genannten Arbeitnehmer nach Möglichkeit vermieden werden. Von einem Stufenplan, der das Ziel hat, 23 000 Arbeitsplätze bei den US-Stationierungsstreitkräften bundesweit abzubauen, ist der Bundesregierung nichts bekannt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/ 5712 Fragen 28 und 29): Wie viele Beschäftigungsverhältnisse, deren Entgelte unter der Sozialversicherungsgrenze von 410 DM liegen, werden derzeit in der Bundesrepublik Deutschland ausgeübt, und wie viele davon entfallen jeweils auf die private Wirtschaft und auf die öffentliche Hand? Wie viele davon entfallen wiederum auf Privatfirmen, die für die öffentliche Hand tätig sind, und auf Unternehmen mit Beteiligung der öffentlichen Hand? Die Bundesregierung verfügt nicht über verläßliche Unterlagen, die eine eindeutige Aussage über die Anzahl der sozialversicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland zulassen. Auch aus der amtlichen Statistik sind solche Daten bisher nicht zu gewinnen. Eine hilfsweise Gegenüberstellung der Ergebnisse der Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und denen der EG-Arbeitskräftestichprobe des Statistischen Bundesamtes über die Gesamtzahl der erwerbstätigen Arbeiter und Angestellten liefert als ungefähren Anhaltspunkt, daß ca. i Million Arbeitnehmer im Juni 1984 sozialversicherungsfrei erwerbstätig waren. Diese Zahl markiert jedoch nur die annähernde Größenordnung der sozialversicherungsfrei Beschäftigten zu einem Stichtag, nicht jedoch die sozialversicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse im Jahresdurchschnitt. Darüber hinausgehende Interpretationen sind aus methodischen Gründen nicht vertretbar. Auch eine Zuordnung unter wirtschaftssystematischen Aspekten ist nicht möglich. Demnach ist die Frage, wie viele sozialversicherungsfreie Beschäftigungsverhältnisse auf die private Wirtschaft und wie viele auf die öffentliche Hand entfallen, anhand des der Bundesregierung vorliegenden Materials nicht zu beantworten. Somit kann auch die weitergehende zweite Frage nicht beantwortet werden.
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    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke, es ist eine Aussage, die wir alle unterschreiben können, wenn ich sage: Umweltschutz ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Ja!)

    Es ist falsch, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, auch wenn man mit diesem oder jenem nicht einverstanden ist, zu sagen, in der ganzen Umweltpolitik habe es bis jetzt außer leeren Worten nichts gegeben. Dies ist falsch. Es ist nicht redlich. Wir haben allen Anlaß, allen, die in der Vergangenheit, wo auch immer, politische Verantwortung für diesen Bereich wahrgenommen haben, zu danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Ich bin dieser Auffassung, und es hat gar keinen Zweck, wenn wir uns hier nur lauthals anschreien. Die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, ist,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Eine schwierige Aufgabe!)

    unsere Umwelt zu bewahren, alles zu tun, was erforderlich ist, und wir werden dies weiter in der Verantwortung vor den Menschen leisten.
    Umweltschutz kann nicht vom Staat allein bewältigt werden. Wirksamer Umweltschutz erfordert die Mitarbeit aller Bürger, aller Gruppen der Gesellschaft, und wir dürfen auch feststellen, daß das, was wir das Umweltbewußtsein nennen, in unserer Bevölkerung

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Gewachsen ist!)

    nicht nur gewachsen ist, Herr Abgeordneter, sondern sehr hoch ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das spiegelt sich übrigens auch in den Mitgliedszahlen der Umweltverbände wider: Mehr als 4 Millionen Bürger sind Mitglieder von lokalen, regionalen, bundesweiten Umwelt- und Naturschutzverbänden. Ich darf dem Herrn Abgeordneten Dr. Mann sagen: Wir verunglimpfen niemanden, der sich als Demokrat für die Umwelt engagiert. Wir sind für dieses Engagement dankbar; ich möchte



    Bundesminister Dr. Wallmann
    das für die Bundesregierung hier ausdrücklich feststellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Senfft [GRÜNE]: Für den Wahlkampf in Niedersachsen!)

    Wir haben nicht nur dieses Engagement, sondern wir haben auch festzustellen, daß ein großes Potential an Sachverstand vorhanden ist. Auch dieses Potential an Sachverstand nehmen wir gerne an und auf. Wir wissen, daß nicht nur wir, sondern auch andere etwas von den Problemen wissen, und wir sind immer bereit zu lernen, wo wir um der Sache willen etwas dazugewinnen können. Daraus, meine ich, ergibt sich eine große Chance für den Umweltschutz.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Und den Umwelttag!)

    Das bedeutet aber auch hohe Verantwortung — natürlich; das ist die Kehrseite der Medaille — für die Umweltverbände. Unser demokratischer Staat braucht freie Initiativen und Gruppen. Ich sage das ausdrücklich.

    (Tatge [GRÜNE]: Und Schützenvereine!)

    Es sind freie Initiativen, die Sachkunde, Verantwortungsbewußtsein und tätige Mitarbeit bei vielen Menschen aktivieren können. Ich füge hinzu — und das wird sicher richtig verstanden —, daß auch diese Gruppen selbstverständlich die Spielregeln unserer Demokratie einhalten müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gewalttätigkeit hat nirgendwo, unter welcher Überschrift auch immer, Platz in unserem Rechtsstaat.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    — Nein; das beziehe ich überhaupt nicht auf diesen Umwelttag.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Hier geht es aber um den Umwelttag!)

    Ich sage nur, daß auch unter dieser Überschrift Gewalttätigkeit zu verzeichnen war.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Thema verfehlt!)

    Ich meine, Sie erwarten von mir, daß ich das sage, was ich in diesem Zusammenhang als notwendig erachte.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Kommen Sie doch mal zum Thema!)

    Ich sage auch, daß rein lokale Interessen nicht auf Kosten der Allgemeinheit durchgesetzt werden dürfen.

    (Suhr [GRÜNE]: Sagen Sie mal was zum Umwelttag!)

    Es wird — sagen wir auch das bei dieser Gelegenheit — immer schwieriger, beispielsweise Standorte für Mülldeponien zu finden. Wir erleben hier mehr als einmal das Sankt-Florians-Prinzip. Es ist leicht, in einer großen Resolution große Ziele zu beschreiben, aber schwer, das zu verwirklichen, was man den Menschen versprochen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dieser Würzburger Umwelttag hat gezeigt, daß solche Gruppen und Verbände viele Initiativen und Impulse geben können. Dafür sind wir dankbar. Ich begrüße es besonders, daß sich führende Verbände im Umweltschutz zum erstenmal auf einer Großveranstaltung zusammengefunden haben.

    (Rufe von der SPD und den GRÜNEN: Bötsch! Bötsch!)

    und eine teilweise beachtenswerte Erklärung erzielt haben. Was dort ausgesagt worden ist, wird von uns allen — da gibt es überhaupt keinen Widerspruch zwischen dem Herrn Abgeordneten Dr. Bötsch und mir — —

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN)

    Nein, überhaupt nicht. Darin stimmen wir überein.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    meine Erwartungen, die ich in meinem Grußtelegramm formuliert hatte,

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Zimmermann-Niveau!)

    haben sich insofern schon erfüllt: Die Würzburger Erklärung fordert uns alle auf, verantwortungsbewußt mit Technik und Fortschritt umzugehen.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das tun wir!)

    Sie mahnt, die Umwelt nicht ausschließlich als Wirtschaftsfaktor, sondern als gemeinsame Existenzgrundlage zu begreifen. Völlig einverstanden! Sie warnt vor Bequemlichkeit, ökonomischem Ehrgeiz, aber auch vor Gruppenegoismus. Völlig einverstanden! Sie ruft alle Bürger auf, mit dem Schutz der Umwelt bei sich selbst anzufangen. Völlig einverstanden! Bei der Arbeit, zu Hause, am Ort: Jawohl!

    (Zuruf des Abg. Schäfer [Offenburg] [SPD])

    Sie weist darauf hin, daß die heutigen Möglichkeiten der Naturwissenschaften eine ethisch-moralische Herausforderung von ganz neuer Qualität darstellen. Jawohl; einverstanden! Das sind alles Positionen, zu denen wir j a sagen. Und das sind die Positionen, die der Umweltpolitik unserer Bundesregierung zugrunde liegen. Ich sehe also weitgehende Übereinstimmung. Das gilt für die Ziele.
    Das gilt aber keineswegs immer für die vorgeschlagenen Mittel und Wege. So hält die Bundesregierung aus wirtschaftspolitischen wie aus umweltpolitischen Gründen eine sofortige Stillegung aller Atomanlagen nicht für realisierbar. Auch das muß gesagt werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir können unendlich viel hinzufügen. Aus Zeitgründen unterlasse ich das.
    Die Stromerzeugung aus Kernenergie bleibt für einige Zeit, jedenfalls auf absehbare Zukunft, energiepolitisch notwendig. Wenn Sie der Auffassung sind, daß diese Aussage falsch ist, meine ich: Ich



    Bundesminister Dr. Wallmann
    hatte neulich schon Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß wir jedenfalls in diesem Punkt übereinstimmen mit dem Vorsitzenden der SPD, Herrn Brandt, mit Herrn Rau, Ihrem Kanzlerkandidaten, mit Herrn Mayr mit seiner jüngsten Erklärung, die er als Vorsitzender der IG Metall abgegeben hat, oder z. B. mit dem, was Herr Jochimsen zu diesem Thema gesagt hat. In diesem Punkt stimmen wir überein.

    (Zuruf des Abg. Schäfer [Offenburg] [SPD])

    Wenn Sie etwas anderes wollen, wenn Sie der Auffassung sind, es kann sofort ausgestiegen werden, dann formulieren Sie bitte nicht nur dieses Ziel, sondern begründen Sie hier vor diesem Hohen Hause, daß Sie dazu bereit sind,

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    und geben Sie an, wie hoch die Kosten sind, die dafür von uns allen zu bezahlen sind.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Wir wollen, wie der Herr Bundeskanzler in seiner Erklärung vor dem Hohen Hause am 14. Mai 1986 festgestellt hat, keineswegs bei der Energieerzeugung durch Kernspaltung stehenbleiben. Ich sage das ausdrücklich. Das ist unsere Position. Wir unterstützen die vielfältigen Forschungsanstrengungen für andere Energiequellen, auch für neue. Auch hierüber kann und soll man sprechen. Ich bin dazu bereit. Mir liegt am Gespräch mit den verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft. Zahlreiche positive Signale in den letzten Tagen bestärken mich in der Hoffnung, daß es im Umweltschutz über unterschiedliche politische Grundsatzpositionen hinweg viele Gemeinsamkeiten gibt.
    Herr Präsident, Gott sei Dank habe ich noch Gelegenheit, kurz auf die Frage einzugehen, ob ich denn zu diesem Umwelttag überhaupt eingeladen gewesen bin und warum ich nicht hingegangen bin. Ich will das kurz chronologisch darstellen.
    Diese Veranstaltung dauerte von Freitag, dem 6. Juni, bis Sonntag, dem 8. Juni. Am 6. Juni bin ich vereidigt worden. Am 6. Juni habe ich meine Ernennungsurkunde entgegengenommen.
    Dann habe ich ein Glückwunschtelegramm bekommen, unterschrieben von dem Präsidenten Wolfgang Engelhard, in dem es wörtlich heißt:
    Erwarten und erhoffen bestmögliche Zusammenarbeit, erbitten baldmöglich Termin zu Grundsatzgespräch mit unserem Präsidium.
    Dieses Telegramm ist bei mir am Montag, dem 9. Juni, eingegangen. Die Veranstaltung war bereits beendet.
    Ferner habe ich ein Telex meines früheren Kollegen Oberbürgermeister Dr. Zeitler vom 3. Juni erhalten. Darin heißt es:
    Ich lade Sie im Hinblick auf Ihre zukünftige Tätigkeit zum ersten Deutschen Umwelttag am 6. bis 8. Juni nach Würzburg ein.
    Nun konnte ich aber gar nicht kommen. Ich will gar nicht darauf abstellen, daß natürlich Herr Dr. Zeitler nicht der Einladende gewesen ist. Auf diese Formalie will ich gar nicht abstellen; ich will nur sagen, daß ich angerufen und gesagt habe, warum ich nicht kommen kann. Im übrigen habe ich ein Telegramm geschickt.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Immerhin!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, zum Schluß will ich aber doch noch sagen, daß es ein Schreiben des Touristenvereins „Die Naturfreunde, Bundesgruppe Deutschland" vom 4. Juni 1986 gibt, und darin heißt es:
    Zum Schluß noch eine Anregung oder Bitte: Es würde Ihre Glaubwürdigkeit im Amt ungemein stärken, wenn Sie sich raschestens entschließen könnten, dem Deutschen Umwelttag 1986 in Würzburg einen Besuch abzustatten.
    Auch dieses Schreiben ist am 9. Juni eingegangen.

    (Immer [Altenkirchen] [SPD]: SchwarzSchilling ist schuld! Die verdammte Bundespost! — Lambinus [SPD]: Vom 4. bis zum 9. Juni? Das liegt doch an SchwarzSchilling!)

    — Verzeihen Sie, ich habe nicht gedacht, daß Sie derart unter Niveau diskutieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin immer der Auffassung gewesen, daß ich hier vor dem Hohen Hause diskutiere und daß man sich zumindest wechselseitig zuhört.
    Herr Präsident, gestatten Sie mir ein letztes Zitat. In diesem gleichen Schreiben vom 4. Juni steht auch:
    Denn der bisher dafür zuständige Bundesinnenminister Dr. Zimmermann und die leider nicht unabhängige, sondern sehr abhängige Strahlenschutzkommission haben in den letzten Wochen eine fast kriminelle Schuld auf sich geladen, auch wenn es dafür keinen geschriebenen Straftatbestand geben sollte. Und einen dringenden Rat glauben wir Ihnen mitgeben zu sollen: Vermuten Sie bei wahrscheinlich der Hälfte aller maßgebenden Leute im Management von Atomkraftwerken, daß diese mit Umgangsformen von Ganoven recht vertraut sind.
    Meine Damen und Herren, dies halte ich nicht für verträglich, und ich stehe auf dem Standpunkt: Wer sich so äußert, muß sich fragen lassen, wie seriös er sich in diesen wichtigen Fragen eigentlich selbst einschätzt.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Dr. Martiny.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Wallmann, der Tenor Ihrer Rede erinnert mich an einen klassischen Ausspruch meines geschätzten Gegenkandidaten Herrn Dr. Probst, der auch auf der Regierungsbank



    Frau Dr. Martiny-Glotz
    sitzt, aus unserem ersten gemeinsamen Wahlkampf; ich glaube, es war 1969. Damals hat Herr Probst gesagt, er wäre ja auch für Reformen, aber erst dann, wenn sie sich bewährt haben.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Jetzt, wo sich herausgestellt hat, daß das mit dem Umwelttag in Würzburg eine gute und verdienstvolle Sache war, erkennen Sie, Herr Wallmann, an, daß Sie vielleicht doch ganz geschickt beraten gewesen wären, wenn Sie sich daran beteiligt hätten. Das ändert aber nichts an Ihrem Grundmißverhältnis zu Bürgerinitiativen und anderen nicht in Parteien organisierten Gruppen dieser Gesellschaft.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Umgekehrt ist es wohl nicht so?)

    Sie gehen nach wie vor davon aus, Sie könnten Umweltschutz für die Bürger im Grunde par ordre de Moufti machen,

    (Zustimmung bei der SPD)

    statt sich endlich darauf einzustellen, daß Umweltschutz, gerade Umweltschutz, wirklich nur funktionieren kann, wenn man ihn im Dialog mit den Bürgern macht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zuruf von den GRÜNEN: Habt ihr das dem Helmut Schmidt auch schon einmal erzählt?)

    Daß Sie von diesem quasi autoritären Vorverständnis ausgehen, Herr Wallmann, hat auch die Rede gezeigt, die Sie in der letzten Woche hier gehalten haben. Sie hätten die Chance gehabt, vor 520 eigens eingeladenen jungen Menschen im Rahmen der Veranstaltung „Jugend und Parlament" diese jungen Leute zu umwerben und für Ihre Ziele zu gewinnen zu suchen, damit sie sich nämlich auf diesem Feld engagieren, Gesetzesvorstöße unterstützen, Anregungen für die praktische Anwendung geben usw. Statt dessen haben Sie einen blassen Text matt vorgetragen. Die Jugendlichen fühlten sich mißbraucht, wie sie mir am Nachmittag bei der Diskussion, die ich mit ihnen hatte, deutlich gesagt haben, weil sie sich benutzt fühlten.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Da habe ich aber andere Stimmen gehört! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir haben business as usual betrieben und von den jungen Leuten auf der Zuschauertribüne überhaupt nicht Notiz genommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Damit haben Sie eine Chance für praktizierte Demokratie vertan.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das liegt ganz auf der Regierungslinie, die nämlich lieber diskriminiert als diskutiert.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Laufs [CDU/ CSU]: Unglaublich! Sie mit Ihrem erbärmlichen Vortrag damals! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)

    Was hat es nicht alles an voreiliger Diffamierung dieses Umwelttages gegeben? Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin wurde im Vorfeld wieder einmal zum wirklichkeitsfremden Träumer oder zur Chaotin gestempelt. Tun die Umweltverbände nicht einen Teil dessen, was die politischen Parteien tun müßten?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Probst [CDU/CSU]: Wie viele Themen haben Sie denn schon aufgegriffen!)

    Profitieren die Umweltverbände nicht von den Halbherzigkeiten einer Politik, die beim Ringen um den Katalysator auf die Autoindustrie, beim Abfallgesetz auf Aldi, bei der TA Luft auf die Kraftwerkindustrie, beim Chemikaliengesetz auf Bayer, Hoechst und BASF schaut?

    (Zuruf von der SPD: Das könnte man noch fortsetzen! — Weitere Zurufe von der SPD — Dr. Probst [CDU/CSU]: Haben Sie noch eine Schnulze?)

    — Ja, das könnte man noch fortsetzen.
    Wir Sozialdemokraten danken den Umweltverbänden ausdrücklich für die Veranstaltung des ersten Deutschen Umwelttages.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Schulte [Menden] [GRÜNE]: Den GRÜNEN aber auch!)

    Wir stimmen der Bewertung in der Würzburger Erklärung ausdrücklich zu, in der es heißt:
    Die Umweltbewegung hat sich in einem breiten Bündnis von Natur- und Umweltschützern, Friedensbewegten, Bürgerinitiativen, Bauern, Christen und Verbrauchern ohne ideologische Scheuklappen und ohne parteipolitische Abgrenzungen zu diesem Deutschen Umwelttag zusammengefunden.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Nur, es ist falsch!)

    Für diese Leistung praktizierter Demokratie sind wir dankbar.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: An wie viele Bewegungen haben Sie sich angehängt!)

    Politik ist dann gut, wenn sie den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern tatsächlich zustandebringt und nicht bloß davon redet. Herr Wallmann hatte bei seiner Absage offensichtlich ein autoritäres Blackout.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Das liest sie wortwörtlich ab! — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Der Innenminister ist black, aber nicht out!)

    Politik bewährt sich daran, ob sie imstande ist, Bürgerwillen und Bürgerprotest aufzunehmen und in aktives politisches Handeln einmünden zu lassen. Wir können uns doch nur deshalb unserer besonderen Sicherheitstechnik, meine Herren Zwischenrufer, bei den Kernreaktoren rühmen, weil die Anti-



    Frau Dr. Martiny-Glotz
    AKW-Bewegung diese in den 70er Jahren erstritten hat. Das ist doch so.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Suhr [GRÜNE]: Gegen die SPD! — Dr. Probst [CDU/CSU]: Ihr Opportunismus kennt keine Grenze!)

    So wäre diese Regierung jetzt also gut beraten, die Anregungen ernst zu nehmen, die die katholische Landjugend für eine umweltfreundliche Landwirtschaft entwickelt oder die der Bund Naturschutz, der BUND oder die anderen Umweltverbände hinsichtlich des Straßenverkehrs, der Energieversorgung oder anderer Fragen formuliert haben. Wer nicht will, daß Gewalt entsteht, wer Polarisierung vermeiden will, muß dialogfähig bleiben und Betroffenheit ernst nehmen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Dr. Probst [CDU/CSU]: Das merken Sie sich mal!)

    Keineswegs kann er mit der Attitüde wie Franz Josef Strauß eine Anlage in Wackersdorf betreiben wollen, die Ernst Albrecht mit dem Hinweis abgelehnt hat, diese sei demokratisch nicht durchzusetzen.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Das hat er nicht gesagt! — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Ein gefälschtes Zitat!)

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)