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    Plenarprotokoll 10/216 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 216. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 Inhalt: Wahl des Abg. Dr. Soell zum ordentlichen Mitglied und des Abg. Gerstl (Passau) zum Stellvertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 16602 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfs an den Finanzausschuß sowie nachträgliche Überweisung von Entschließungsanträgen an den Haushaltsausschuß 16602 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 16602 B Begrüßung der Präsidentin der Abgeordnetenkammer der italienischen Republik, Frau Professor Dr. Leonilde Iotti und einer Delegation 16662 C Aktuelle Stunde betr. Auswirkungen des Beschäftigungsförderungsgesetzes auf die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer, insbesondere der Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 16587 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 16588 C Frau Zeitler GRÜNE 16589 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 16590 C Lutz SPD 16591 C Müller (Wadern) CDU/CSU 16592 D Schreiner SPD 16593 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 16594 D Frau Fuchs (Köln) SPD 16597 A Frau Männle CDU/CSU 16598 A Frau Dr. Segall FDP 16598 D Kolb CDU/CSU 16599 D Jagoda CDU/CSU 16601A Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr:Ing. Kansy, Niegel, Dr. Daniels, Dörflinger, Link (Frankfurt), Linsmeier, Magin, Dr. Möller, Pesch, Frau Rönsch (Wiesbaden), Frau Roitzsch (Quickborn), Ruf, Zierer und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Frau Dr. Segall, Gattermann, Beckmann, Dr. Haussmann, Dr. Feldmann, Dr. Graf Lambsdorff und der Fraktion der FDP „Neue Heimat" — Drucksache 10/5326, 10/5452 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Werner (Westerland), Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN Sanierung der Neuen Heimat — Drucksache 10/5228 — Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 16603 A Müntefering SPD 16604 C Grünbeck FDP 16607 D Werner (Westerland) GRÜNE 16612A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 16614A Schmitt (Wiesbaden) SPD 16617 C Niegel CDU/CSU 16619 D Dr. Zöpel, Minister des Landes NordrheinWestfalen 16622A, 16640B, 16643 B Dr. Rosenbauer, Staatssekretär des Freistaates Bayern 16627 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 16629 B Doss CDU/CSU 16630 C Dr. Sperling SPD 16632 B Ruf CDU/CSU 16635 D Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMBau . 16638 A, 16642 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/5025 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/5410 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5411 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Sechster Bericht nach § 35 des Bundesausbildungsförderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibeträge sowie Vomhundertsätze und Höchstbeträge nach § 21 Abs. 2 — Drucksachen 10/4617, 10/5410 — Frau Pack CDU/CSU 16657 B Frau Odendahl SPD 16659 A Neuhausen FDP 16661 A Frau Zeitler GRÜNE 16662 C Vogelsang SPD 16663 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 16665 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Postverwaltungsgesetzes — Drucksache 10/4491 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/5414 — 16667 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Hedrich, Feilcke, Graf von Waldburg-Zeil, Dr. Pinger, Repnik, Frau Fischer, Höffkes, Dr. Hüsch, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Kronenberg, Dr. Pohlmeier, Schreiber, Borchert, Herkenrath, Sauter (Epfendorf), von Hammerstein, Dr. Hornhues, Eigen, Dr. Hoffakker, Sauer (Salzgitter), Schwarz, Dr. Olderog, Jagoda, Engelsberger, Kalisch, Frau Roitzsch (Quickborn), Jung (Lörrach), Hornung, Müller (Wesseling), Dr. Jobst, Weiß, Schmitz (Baesweiler), Dr. Faltlhauser, Sauer (Stuttgart), Frau Männle, Ganz (St. Wendel), Austermann, Dr. Schroeder (Freiburg), Ruf und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Rumpf, Schäfer (Mainz), Dr. Feldmann, Ertl, Frau Seiler-Albring und der Fraktion der FDP Überwindung von Hunger und Not in Afrika — Drucksache 10/5488 — 16667 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Berufsbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/5449 — 16667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1986 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1986) — Drucksache 10/5450 — 16667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 25. Oktober 1982 über den Beitritt der Republik Griechenland zum Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie zum Protokoll betreffend die Auslegung dieses Übereinkommens durch den Gerichtshof in der Fassung des Übereinkommens über den Beitritt des Königreichs Dänemark, Irlands und des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland — Drucksache 10/5237 — 16667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1987 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1987) — Drucksache 10/5406 — 16668A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1986 bei Kap. 30 05 Tit. 683 26 — Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Kernbrennstoffversorgung (einschließlich Urananreicherung) —— Drucksachen 10/4686, 10/5076 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 16668 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 III Beratung der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1985 — Drucksache 10/5132 — 16669 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Frage, welche Verhandlungen mit ausländischen Staaten geführt worden sind, um die Gegenseitigkeit bei der Kostenübernahme für Dolmetscher und Übersetzer in der Arbeitsgerichtsbarkeit sicherzustellen — Drucksachen 10/966, 10/4986 — . . . 16669 B Beratung der Sammelübersicht 146 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5385 — 16669 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Vollständige Abschaffung der chemischen Waffen — Drucksachen 10/2027, 10/4201 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Keine Modernisierung der chemischen Kampfstoffe der NATO — Drucksache 10/5378 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Borgmann, Lange, Dr. Schierholz und der Fraktion DIE GRÜNEN Zustimmungsverweigerung zu neuen chemischen Waffen — Drucksache 10/5461 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Chemische Waffen — Drucksache 10/5464 — Lamers CDU/CSU 16669 D Bahr SPD 16672 C Ronneburger FDP 16676 A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 16678 B Lange GRÜNE 16681 D Genscher, Bundesminister AA 16684 B Voigt (Frankfurt) SPD 16687 C Berger (Lahnstein) CDU/CSU 16689 B Dr. Scheer SPD 16690 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Borgmann, Frau Eid, Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Finanzierung der Apartheid in Südafrika und Namibia durch bundesdeutsche Banken — Drucksachen 10/3309, 10/5297 — Frau Eid GRÜNE 16692 C Dr. Hornhues CDU/CSU 16694 B Verheugen SPD 16695 D Dr. Solms FDP 16697 D Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 16699 B Frau Eid GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 16700 B Beratung des Berichts des Innenausschusses gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die sofortige Stillegung von Atomanlagen in der Bundesrepublik Deutschland (Atomsperrgesetz) — Drucksachen 10/1913, 10/5459 — Schulte (Menden) GRÜNE 16700 C Dr. Laufs CDU/CSU 16702 C Reuter SPD 16705 B Dr. Hirsch FDP 16708 B Dr. Wernitz SPD (Erklärung nach § 30 GO) 16711 A Vizepräsident Westphal 16711C, 16702C, 16705A Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von Sendeanlagen — Drucksache 10/1618 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/5453 — 16711 D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN Ausbau der fernmeldetechnischen Infrastruktur (I) (Bestandsaufnahme und Digitalisierung) — Drucksachen 10/3334, 10/5144 — IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN Ausbau der fernmeldetechnischen Infrastruktur (II) (Schmal- und breitbandige Fernmeldenetze und Endgerätemarkt) — Drucksachen 10/3335, 10/5145 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN Ausbau der fernmeldetechnischen Infrastruktur (III) (Gesellschaftliche Auswirkungen) — Drucksachen 10/3336, 10/5146 — Frau Dann GRÜNE 16712C Pfeffermann CDU/CSU 16714A Paterna SPD 16716A Kohn FDP 16718A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 16719C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die fünfzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Fünfzehntes Anpassungsgesetz-KOV) — Drucksache 10/5209 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/5493 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5494 — Pöppl CDU/CSU 16721 D Kirschner SPD 16723 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 16723 D Bueb GRÜNE 16724 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 16725 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über weitere Maßnahmen auf dem Gebiet des Versorgungsausgleichs — Drucksache 10/5447 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung von Regelungen über den Versorgungsausgleich — Drucksache 10/5484 — Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 16728 B Stiegler SPD 16729A Buschbom CDU/CSU 16730 A Mann GRÜNE 16730 D Beckmann FDP 16731 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Geschmacksmustergesetzes — Drucksache 10/5346 — Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 16732 D Stiegler SPD 16733 C Saurin CDU/CSU 16734 B Mann GRÜNE 16735A Beckmann FDP 16735 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Filmförderungsgesetzes — Drucksache 10/5448 — Fragestunde — Drucksache 10/5456 vom 9. Mai 1986 — Geplante Steuersenkungsvolumen in der 11. Wahlperiode und 1992 MdlAnfr 78 09.05.86 Drs 10/5456 Poß SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16644 C ZusFr Poß SPD 16644 D ZusFr Dr. Apel SPD 16645 B ZusFr Dr. Spöri SPD 16645 B ZusFr Dr. Kübler SPD 16645 C ZusFr Huonker SPD 16645 D Absenkung der Steuerquote im Rahmen der geplanten Steuerreform in der 11. Wahlperiode MdlAnfr 79 09.05.86 Drs 10/5456 Poß SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16646 A ZusFr Poß SPD 16646 B ZusFr Dr. Apel SPD 16646 D ZusFr Dr. Spöri SPD 16647 A ZusFr Lennartz SPD 16647 B ZusFr Frau Matthäus-Maier SPD . . . 16647 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 V ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 16647 D ZusFr Huonker SPD 16648 B ZusFr Dr. Kübler SPD 16648 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 16648 D Senkung des Körperschaftsteuersatzes MdlAnfr 83 09.05.86 Drs 10/5456 Frau Matthäus-Maier SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16649 A ZusFr Frau Matthäus-Maier SPD . . . 16649 A ZusFr Huonker SPD 16649 C ZusFr Dr. Spöri SPD 16649 D ZusFr Dr. Apel SPD 16650 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16650 B ZusFr Poß SPD 16650 C ZusFr Dr. Kübler SPD 16650 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 16651A Splittingvorteil für Verheiratete bei der Linearisierung der Progressionszone MdlAnfr 84 09.05.86 Drs 10/5456 Frau Matthäus-Maier SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16651 B ZusFr Frau Matthäus-Maier SPD . . . 16651 B ZusFr Dr. Apel SPD 16651 D ZusFr Huonker SPD 16652A ZusFr Dr. Spöri SPD 16652 B ZusFr Dr. Kübler SPD 16652 C ZusFr Oostergetelo SPD 16652 D Senkung des Körperschaftsteuersatzes MdlAnfr 86 09.05.86 Drs 10/5456 Lennartz SPD Antw.PStSekr Dr. Voss BMF 16653A ZusFr Lennartz SPD 16653 A ZusFr Huonker SPD 16653 B Aufrechterhaltung der Steuerfreiheit der Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feier- tagsarbeit bei der geplanten Steuerreform MdlAnfr 87 09.05.86 Drs 10/5456 Lennartz SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16653 C ZusFr Lennartz SPD 16653 D ZusFr Poß SPD 16654 B ZusFr Dr. Spöri SPD 16654 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 16654 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16654 D ZusFr Huonker SPD 16655A Sicherung der Arbeitsplätze bei der Kieler Werft HDW; Verschlechterung der Situation durch eine ausstehende Zahlung Perus aus einem Waffengeschäft MdlAnfr 90, 91 09.05.86 Drs 10/5456 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 16655 B ZusFr Gansel SPD 16655 C ZusFr Stutzer CDU/CSU 16655 D ZusFr Poß SPD 16656A Vizepräsident Westphal 16647 A Nächste Sitzung 16736 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 16737*A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 16 der Tagesordnung (Entwurf eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von Sendeanlagen (Linsmeier [CDU/CSU], Bernrath [SPD], Kohn [FDP], Rusche [GRÜNE]) . . . . 16737* B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 16587 216. Sitzung Bonn, den 15. Mai 1986 Beginn: 8.00 Uhr
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    *) Die zu Protokoll gegebenen Reden werden im Stenographischen Bericht der 217. Sitzung als Anlage abgedruckt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 16. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Barzel 16. 5. Böhm (Melsungen) * 16. 5. Büchler (Hof) 16. 5. Büchner (Speyer) * 15. 5. Catenhusen 16. 5. Dr. Corterier ** 16. 5. Dr. Ehrenberg 16. 5. Dr. Enders * 16. 5. Frau Fischer * 15. 5. Fischer (Bad Hersfeld) * 15. 5. Francke (Hamburg) ** 16. 5. Gattermann 16. 5. Handlos 15. 5. Dr. Klejdzinski * 16. 5. Frau Krone-Appuhn 16. 5. Dr.-Ing. Laermann 16. 5. Frau Dr. Lepsius 16. 5. Liedtke 16. 5. Dr. Müller * 15. 5. Müller (Düsseldorf) 16. 5. Müller (Schweinfurt) 16. 5. Reuschenbach 16. 5. Scharrenbroich 16. 5. Frau Schmidt (Nürnberg) 16. 5. Schröder (Hannover) 16. 5. Schröer (Mülheim) 16. 5. Schulte (Unna) 16. 5. Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) 16. 5. Frau Simonis 16. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Voigt (Sonthofen) 16. 5. Vosen 15. 5. Dr. Wieczorek 16. 5. Zierer * 15. 5. *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 16 der Tagesordnung (Entwurf eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von Sendeanlagen) Linsmeier (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ihnen liegt der Entwurf eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von SenAnlagen zum Stenographischen Bericht deanlagen vor. Ziel dieses Gesetzes ist, den Schutz der persönlichen Intim- und Geheimsphäre gegen die mißbräuchliche Verwendung von Sendeanlagen, insbesondere sogenannter Minispione, zu verstärken und den Fernmeldeverkehr vor unzulässigen Sendeanlagen, insbesondere vor dem Mißbrauch mit Funktelefonen - wie z. B. nicht genehmigte oder nicht genehmigungsfähige Autotelefone, schnurlose Telefone, usw. - zu schützen. Gleichzeitig soll aber auch durch entsprechende Ausnahmeregelungen die Vermeidung unbilliger Härten etwa für Erwerber von Amateurfunkanlagen, Bastler und Sammler von Funkanlagen und Besitzer im Ausland betriebener und dort erlaubter Funkanlagen sichergestellt werden. Uns ist es mit diesem Gesetzentwurf gelungen, die berechtigten Interessen aller von den Regelungen betroffenen Gruppen zu einem allseitig befriedigenden Gesamtergebnis zusammenzufassen. Daß ein solcher Interessenausgleich nicht so einfach war, zeigt allein schon die Tatsache, daß die ersten Anläufe für diese Regelung bis in das Jahr 1967 zurückreichen. Seitdem wurden immer wieder, insbesondere auch von der Bayerischen Staatsregierung, über den Bundesrat Versuche unternommen, diese Materie gesetzlich in den Griff zu bekommen. In den beiden letzten Legislaturperioden fielen diese Initiativen wegen des Fehlens der abschließenden Beratungen unter die Diskontinuität. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf, der ebenfalls auf einer Initiative der Bayerischen Staatsregierung beruht, hat in den Beratungen im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen einige Änderungen erfahren, wobei insbesondere den berechtigten Wünschen der Amateurfunker und der CB-Funker voll Rechnung getragen wurde. Die jetzige Ergänzung des FAG geht davon aus, daß die Voraussetzung für den Erwerb oder den Besitz einer Sendeanlage die Vorlage einer Genehmigung zum Errichten und/oder Betreiben einer solchen Anlage nach dem FAG ist. Liegt eine solche nicht vor, so kann bei Vorliegen bestimmter Bedingungen eine Genehmigung zum Besitz nachträglich eingeholt werden. So ist z. B. der Besitz eines zu Sammlerzwecken erworbenen Amateur- oder nicht genehmigungsfähigen CB-Funkgerätes dann nicht strafbar, wenn dieses dem zuständigen Fernmeldeamt gemeldet und das Gerät durch Entfernen eines wesentlichen Bauteils sendeuntauglich gemacht ist. Ähnlich ist die Situation auch bei einem nicht zulassungsfähigen schnurlosen Telefon oder einem Funkgerät, das im Ausland zugelassen ist und dort z. B. in einer Ferienwohnung oder auf einem Boot benutzt wird. Solche Geräte können zur Sicherstellung vor Diebstahl vorübergehend im Bundesgebiet aufbewahrt werden. Demgegenüber werden die Herstellung und der Erwerb sowie das Errichten und/oder Betreiben von einer einen anderen Gegenstand vortäuschenden Sendeanlage grundsätzlich verboten. Auch die 16738* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 Herstellung solcher Geräte ist künftig nur bei Vorlegen einer Sondergenehmigung erlaubt, wobei gleichzeitig die entsprechende Werbung stark eingeschränkt wird. Die Einführung dieser neuen Vorschrift ist dringend erforderlich, um dem Mißbrauch mit getarnten Anlagen, wie z. B. mit sogenannten Minispionen, wirksam begegnen zu können. Denn diese als Gebrauchsgegenstände tarnungsfähigen Abhöranlagen, die meist nur für kurze Zeit in Betrieb genommen werden und sich schnell wieder in einen unverdächtigen Zustand zurückversetzen lassen, stellen eine ernste Gefahr für den grundrechtlich verankerten Anspruch auf Menschenwürde und Wahrung der Privatsphäre dar. Der Gesetzgeber ist deshalb gut beraten, mit geeigneten Maßnahmen zu der Gewährleistung des Persönlichkeitsschutzes der Bürger und zur Beibehaltung privater Freiräume beizutragen. Mit der Neuregelung soll ebenfalls der Situation bei sonstigen illegalen Sendeanlagen begegnet werden, die z. B. durch Mißbräuche sogenannter Funkhacker den Funktelefondienst der Deutschen Bundespost erheblich stören können, wobei diesen ihr strafrechtliches Tun nur schwer nachgewiesen werden kann. Die zunächst im Entwurf des Freistaates Bayern vorgesehene Erweiterung des § 201 StGB, die die Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes durch Strafbarkeit auch der Weitergabe des abgehörten Wortes schützen sollte, ist nicht mehr Gegenstand des Gesetzes. Im Hinblick auf die vielfältigen mit einer Änderung des § 201 StGB verbundenen Fragen soll diese Materie einer gesonderten Gesetzesvorlage vorbehalten bleiben. So auch die mitberatenden Ausschüsse. Zusammenfassend stelle ich fest: Nach bald 20jährigen Bemühungen ist es uns jetzt gelungen, eine gesetzliche Regelung zu finden, die für die Zukunft die Herstellung, den Erwerb und das Betreiben von getarnten Sendeanlagen unterbindet und den Besitz sonstiger illegaler Sendeanlagen unter sehr liberalen Bedingungen und Übergangsfristen regelt. Ich bitte das Hohe Haus, dem Gesetz zuzustimmen. Bernrath (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es geht um die Beseitigung von Auswüchsen in der Anwendung elektronischer Kleinstgeräte und die Verhinderung des Mißbrauchs kleinster Sendeanlagen. Kleinstsender und Minispione können gefährlich sein; mißbraucht sind sie alles andere als nützlich für das menschliche Zusammenleben. Sie können, wie die Erfahrung gezeigt hat, die Befindlichkeit der Menschen unangenehm berühren und nachhaltig stören. Ungeachtet allen Datenschutzes, auf den wir alle große Mühe verwenden, wissen wir nicht, wer was wo wann mithört, mitschneidet, aufzeichnet, weitergibt, speichert, gegen uns verwendet, ohne daß wir das wissen oder nur ahnen. Darum ist es richtig, auch in dieser Hinsicht die Persönlichkeit des Menschen zu schützen und den Mißbrauch fernmeldetechnischen Geräts — Sendeanlagen — zu verhindern. Zu diesem Zweck werden im Fernmeldeanlagengesetz das Errichten und das Betreiben von der Genehmigung abhängig gemacht. Das Überlassen wird nur an Befugte, an zur Errichtung und zum Betreiben Befugte, gestattet. Die Werbung für diese Technik wird beschränkt. Herstellung, Vertrieb und Einfuhr bestimmter Sendeanlagen werden verboten. In der Zielsetzung stimmen wir mit der Koalition überein. Wir hätten es allerdings für besser gehalten, wenn sich eine erneute Ausweitung des FAG hätte vermeiden lassen. Die Regelungen gegen den Mißbrauch von Sendeanlagen hätten in ein selbständiges Gesetz gehört. Aber wir stimmen dem Gesetz nicht zuletzt deshalb zu, weil wir erstens gemeinschaftlich darauf drängen, die Strafvorschriften — § 201 StGB — gegen die Verletzung der Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes schnell anzupassen, weil zweitens den Anliegen der Amateurfunker im § 5 a Rechnung getragen wurde — das Gesetz über den Amateurfunk bleibt als Lex specialis unberührt — und weil drittens die Zuständigkeiten für Ausnahmeregelungen — § 5 e — im Bericht des Innenausschusses zur Vermeidung von Mißverständnissen erläutert worden sind. Kohn (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dieses Gesetz, das heute verabschiedet werden soll, hat eine lange Vorgeschichte. Bereits in der Großen Koalition gab es einen gemeinsamen Antrag der CDU/CSU und der SPD, der sich gegen die mißbräuchliche Verwendung von Abhörgeräten richtete. Dieser Anlauf scheiterte ebenso wie spätere Versuche in der 8. und der 9. Legislaturperiode. Dies macht deutlich, daß es sich hier um eine nicht unproblematische Gesetzesmaterie handelt. Die Zielrichtung des Gesetzes, die Bekämpfung der zunehmenden Mißbräuche durch unbefugte Verwendung von Minispionen, steht außer Streit. Aufgrund der heutigen technischen Möglichkeiten stellen Minispione eine erhebliche Gefahr dar, die Intimsphäre jedes einzelnen Bürgers ist hierdurch bedroht. Dies gilt erst recht, wenn derartige Geräte getarnt sind und damit für das heimliche Abhören von Gesprächen anderer besonders leicht eingesetzt werden können. Erst jetzt ist aber eine gesetzliche Regelung gefunden worden, die diesem Ziel weitgehend gerecht wird, die andererseits aber sicherstellt, daß die technische und wirtschaftliche Entwicklung nicht unangemessen behindert wird. Die FDP stimmt diesem Gesetz zu — allerdings ohne Freudentänze. Uns wäre es sicherlich lieber gewesen, wenn uns diese Novelle erspart geblieben wäre. Sie ist unbestreitbar ein Stück mehr Reglementierung, mehr Bürokratisierung, weniger Freiheit. Es gibt nicht wenige Bürger, die gegen dieses Gesetz Sturm laufen; denn: immer dann, wenn Mißstände bekämpft werden, sind auch nicht mißbräuchliche Formen der Nutzung mit betroffen. Dies ist hier nicht anders. Wir mußten uns aber der Erkenntnis beugen, daß auf schärfere Vorschriften gegen Minispione nicht länger verzichtet werden Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 16739* kann. Das Gesetz in der Form, wie es jetzt vom Ausschuß vorgelegt worden ist, beschränkt sich auf die wirklich notwendigen Eingriffe. Die Freiheitssphäre des einzelnen wird zwar eingeschränkt, aber nicht über das notwendige Maß hinaus; das Fernmeldemonopol der Post wird nicht ausgeweitet — auch dies war ein Punkt, der uns mit Sorge erfüllt hat —, und eine vernünftige wirtschaftliche Nutzung von Sendeanlagen bleibt so weit wie möglich gewährleistet. Wir hoffen deshalb, daß auch die vielen Amateurfunker, die dieses Gesetz abgelehnt haben, Verständnis für die Novellierung und die notwendigen gesetzlichen Eingriffe aufbringen werden. Rusche (GRÜNE): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die GRÜNEN sind in den Punkten, in denen das neue Gesetz die Privatsphäre besser als bisher vor Lauschangriffen schützt, in Übereinstimmung mit dem vorliegenden Entwurf. Die Lauschangriffe wurden bisher durch die leichte Zugänglichkeit von Kleinstsendern, sogenannten Wanzen, aller Art erleichtert. Wir unterstützen selbstverständlich auch, daß die Gefährdungen für zum Teil lebenswichtige Funkdienste, z. B. Luftverkehr, bekämpft werden sollen. Diese können von Kleinstsendeanlagen ausgehen, vor allem wenn sie unsachgemäß betrieben werden. Gleichzeitig allerdings treten die GRÜNEN für einen umfassenden Schutz der Privatsphäre ein und nicht für einen, der von den sogenannten Sicherheitsbehörden nach Belieben durchlöchert werden kann. Genau diese Möglichkeit aber eröffnet der Entwurf, wenn er in § 5 e Abs. 2 den Behörden in einer weitherzigen Generalklausel die Möglichkeit eröffnet, Ausnahmen zum Verbot der Minispione zuzulassen. Das „öffentliche Interesse", und das Verständnis „öffentlicher Sicherheit", das dabei zugrunde gelegt wird, wird uns derzeit auch in den Entwürfen der sogenannten Sicherheitsgesetze drastisch vor Augen geführt. Für die Lauschangriffe und Spitzeleien der zahllosen kleinen Großen Brüder läßt der Entwurf eine Hintertür in der Breite eines Scheunentors. Damit nicht genug. Der Entwurf unternimmt es dann auch noch, den ohnehin teilweise viel zu weitgehenden Strafvorschriften des Fernmeldeanlagengesetzes noch weitere hinzuzufügen. Mit diesem werden beileibe nicht nur diejenigen getroffen werden, die mit dem Vertrieb elektronischer Abhöreinrichtungen ihre dunklen Geschäfte machen, nein, auch Bürgerinnen und Bürger sollen mit Strafe bedroht werden, die irgendeine nicht zugelassene, gleichwohl aber im Handel erhältliche Sendeanlage bloß besitzen. Hier ist plötzlich nicht mehr von der Beschränkung auf Minispione die Rede. Man muß sich das einmal vorstellen: Nach dem jetzt vorgelegten Entwurf kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden, wer fahrlässig eine solche nicht erlaubte Sendeanlage besitzt. Das trifft auch jenen, der sich im guten Glauben ein hierzulande nicht zugelassenes, aber durchaus erhältliches Autofunkgerät zugelegt hat. Wir sind gegen eine solch völlig überzogene Ausdehnung von Strafvorschriften. Wir wollen die Straftatbestände auf das Wesentliche reduzieren, nämlich auf den Geheimnisbruch und die absichtliche Störung öffentlichen Zwecken dienender Funkanlagen. Alle übrigen Strafvorschriften können zu Ordnungswidrigkeiten herabgestuft werden oder völlig entfallen. Sie dienten ohnehin zum Teil nur dazu, Pflichten, die sich aus dem Fernmeldeanlagengesetz ergeben und deren Erfüllung mit Verwaltungsmitteln durchgesetzt werden kann, noch zusätzlich mit Strafandrohung zu verschärfen. Wir glauben, daß es auch im sogenannten Nebenstrafrecht angebracht ist, seit über 50 Jahren mitgeschleppte, viel zu weitgehende Strafvorschriften kritisch zu überprüfen und sie dort, wo sie entbehrlich sind, abzuschaffen. Aus den gleichen Überlegungen wehren wir uns gegen die durch den jetzt vorgelegten Entwurf ermöglichte Kriminalisierung von Verhaltensweisen, die für sich völlig unschädlich sind. Die Strafbarkeit wird weit in das Vorfeld denkbarer Schäden verlegt. Das Risiko für die nach dem Entwurf ja komplizierter werdende Rechtslage wird in unverantwortlicher Weise den Bürgerinnen und Bürgern aufgebürdet. Meine Damen und Herren, ich möchte Sie daher bitten, den Gesetzentwurf mit uns abzulehnen.
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    Rede von Dr. Dietrich Sperling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich gedenke keine Zwischenfragen zuzulassen, jedenfalls so lange nicht, bis ich das, was 'mir in dieser Debatte entscheidend ist, übergebracht habe.

    (Daweke [CDU/CSU]: Also gar nicht!)

    — Nein, nein, das kann, wenn Sie sich vernünftig verhalten, nach zehn Minuten passieren. —

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU — Eigen [CDU/CSU]: Herr Sperling, welche Arroganz!)

    Das, was hier passiert, ist ein Rachefeldzug aus unchristlichem Geist.

    (Beifall bei der SPD)

    An dem nimmt die FDP munter teil. Daß der Kollege Lambsdorff heute im Gerichtssaal und nicht im Plenarsaal sitzt, ist der Strategiefehler der Strategen aus dem Büro Dregger.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Das ist eine üble Darstellung!)

    Und er sitzt im Gerichtssaal, weil das Ausmisten in der Tat nötig ist.

    (Beifall des Abg. Werner [Westerland] [GRÜNE])

    Das Ausmisten ist allerdings auch in Sachen Neue Heimat nötig. Und wenn es ums Ausmisten geht, dann werden Sie feststellen: Wir sind dafür, auch wenn es um unseren eigenen Mist geht. Sie werden dies in dem von Herrn Möller zitierten Ausschußbericht aus Hamburg kontrollieren können. Als ich in den Zeitungen gelesen habe, der Hamburger Untersuchungsausschuß „Neue Heimat" habe seine Untersuchungen abgeschlossen, habe ich dort gefragt: Wann kann ich den Bericht kriegen? Da haben die mir gesagt: Der wird 1 500 Seiten lang sein; das wird etwa Mitte Juni erscheinen; vorher kannst du nichts kriegen. — Dann habe ich gefragt: Es wird dann aber doch einen Minderheitsbericht der GAL dort geben? — Da haben die gesagt: Nee, gibt's nicht. Ich hatte gedacht, daß die GAL, die wirklich kein Freund der Hamburger Sozialdemokraten ist, da schon etwas nachliefern würde. — Dann habe ich gefragt: Und was ist mit einem Minderheitsbericht der CDU? — Da haben die mir gesagt: Den gibt's auch nicht. — Also: der Untersuchungsausschuß in Hamburg hat einstimmig abgeschlossen.
    Nach dem, was ich in Zeitungen gelesen und aus Andeutungen gehört habe, ist das, was in diesem Bericht steht, verheerend,

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: So ist es, ja!)

    und es ist unter Führung von Sozialdemokraten zustande gekommen: ein verheerendes Urteil über die Neue Heimat.

    (Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Es ist Ihnen dort ja nichts anderes übriggeblieben!)

    Wenn ausgemistet werden muß und soll, bin ich dabei. Wenn meine Gewerkschaft mich daran hindern sollte, dann werde ich der Bescheid sagen und durch Basisbeschlüsse meiner Gewerkschaft dafür sorgen, daß sie mich beim Ausmisten nicht behindert. Ich bin dafür, daß Gewerkschaftsvorstände die Beschlüsse der Basis einhalten. Wenn das, was der Kollege Link gefordert hat, von den Gewerkschaften gemacht werden soll: Herr Kollege Link, warum kämpfen Sie nicht an der Basis Ihrer eigenen Gewerkschaft dafür, daß das von der Gewerkschaft beschlossen wird?

    (Conradi [SPD]: Da will ihn niemand mehr sehen! — Zurufe von der CDU/CSU)

    Gehen Sie daran!
    Also, ausmisten werden Sie mit uns können. Aber bitte, überlegen Sie dann mit uns auch, was inzwischen passiert. Denn die Welt bleibt nicht unverändert, während man den Mist ausräumt.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: So ist es! — Eigen [CDU/CSU]: Immer wieder Mist, alles Mist, Herr Sperling!)

    Es könnte sein, daß sich durch Unachtsamkeit und Nicht-Hingucken Dinge anhäufen, die man nachher wieder als Mist zu beseitigen hat, weil man nicht gehandelt hat.

    (Eigen [CDU/CSU]: Noch mehr Mist, in jedem Satz einmal Mist!)

    Deswegen lohnt die Frage: Was passiert denn eigentlich — unabhängig von der bösen Vergangenheit der Neuen Heimat — jetzt? Da kommt die Bayerische Staatsregierung dankenswerterweise als Vermittler zur Neuen Heimat oder die Neue Heimat
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986 16633
    Dr. Sperling
    dankenswerterweise zur Bayerischen Staatsregierung als Vermittler, und die bayerischen Wohnungen der Neuen Heimat werden inzwischen verkauft, während wir hier ausmisten. Dasselbe macht Lothar Späth für die baden-württembergische Landesregierung. Er vermittelt den Verkauf des Wohnungsbestandes der baden-württembergischen Gesellschaft in irgendwelche Hände. Beides wird inzwischen passieren, ohne daß die Bindungen erhalten bleiben. Die Bindungen sowohl gemeinnütziger wie sonstiger Art werden durch die neuen Eigentümer nicht aufrechterhalten werden, sondern nach den gesetzlichen Tatbeständen zu Ende gehen. Inzwischen wird in Hessen nach meinem Eindruck etwas Ähnliches passieren. Dort werden die Bindungen aufrechterhalten werden und in Nordrhein-Westfalen nach meinem Eindruck auch. Dann haben wir die Neue Heimat im süddeutschen Raum — und da ist der Norden schon recht kurz betrachtet, er endet dann mit Niedersachsen — sozusagen ohne eigene Wohnungen.
    Das heißt, wir befinden uns bereits auf dem Wege zu einem Wohnungsbaukonzern oder Wohnungskonzern ohne Wohnungen. Deswegen geht es schon gar nicht mehr um die Sanierung der Neuen Heimat. Die wird ja beendet, das sieht man ja; der Ausverkauf findet doch längst statt. Die Frage ist nicht: Soll man die Neue Heimat sanieren — das geht so oder so zu Ende —, sondern: Was kann man tun, um die Wohnungen, die früher einmal — so werden wir in einem Jahr sagen — der Neuen Heimat gehört haben, für kommunalpolitische Verantwortung zur Verfügung zu haben für die Einkommensgruppen, die sie brauchen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wir müssen den Kommunalpolitikern helfen und den zukünftigen Mietern, die auf preisgünstige Wohnungen angewiesen sind, nicht nur den jetzigen Mietern in den Wohnungen. Deswegen — nicht zur Sanierung der Neuen Heimat — ist gefordert, daß man mit politischen Maßnahmen etwas tut, notfalls auch in die öffentlichen Kassen greift.
    Warum kann man denn auch ruhig in die öffentlichen Kassen greifen? Meine Damen und Herren, weil der Griff in die öffentlichen Kassen unweigerlich passieren wird. Den kann niemand verhindern.

    (Link [Frankfurt] [CDU/CSU]: Doch, der DGB kann das verhindern! — Der DGB kann das mit seinem Vermögen verhindern! Der Milliardär DGB kann das verhindern!)

    Denn wenn die Neue Heimat verkauft — und sie wird verkaufen; und wenn sie nicht verkauft, dann wird im schlimmsten Fall sogar ein Konkursrichter verkaufen —, dann werden diese Wohnungen auf dem Markt sein, und mit dem Erwerbermodell, der anderen Variante des Bauherrenmodells, werden den öffentlichen Händen mehr Gelder aus der Tasche gezogen als nach Subventionierung der bisher bei der Neuen Heimat befindlichen Wohnungen.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies kommt teurer für die öffentlichen Hände als das, was man jetzt für 500 DM je Wohnung pro Jahr tun könnte, um die Bindungen zu erhalten. Wenn das passiert, dann ziehen sich nicht nur die Erwerbermodellsteuerspekulanten die Wohnungen der Neuen Heimat an Land, sondern dann wird in diesen Wohnungen auch noch erhöhtes Wohngeld bezahlt werden müssen.

    (Zurufe von der SPD: So ist es!)

    Noch einmal werden die öffentlichen Hände dran sein. Für diejenigen, die die billigen Wohnungen nötig haben und für die es keine mehr geben wird, muß dann Wohngeld gezahlt werden und gegebenenfalls, wenn das nicht reicht, Sozialhilfe.
    Das heißt: Wer ein Interesse daran hat, die Kommunen davor zu bewahren, die Folgen des Laufenlassens übernehmen zu müssen, und den einkommensschwachen Gruppen in diesem Land preiswerten Wohnraum zu erhalten, und wer dagegen ist, daß Steuerspekulanten dies als billige Masse kriegen, die sie obendrein durch Steuerspekulation als Kostenmasse auf die öffentlichen Hände abwälzen, der muß jetzt etwas tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Schneider, als Bundesbauminister haben Sie nicht einmal die Fähigkeit, zu sehen, was passiert, wenn alles so weitergeht, sondern Sie wollen auch nur Vergangenheitsbewältigung beim DGB betreiben.

    (Roth [SPD]: Das ist unverantwortlich! Diese Haltung ist unverantwortlich!)

    Diese Haltung ist unverantwortlich.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Deswegen kümmern Sie sich darum, was passiert, während ausgemistet wird, damit wenigstens Vorkehrung getroffen ist, daß nicht nachher der Skandal noch größer ist als jetzt schon.
    Nun möchte ich zu ein paar Punkten kommen. Sie sagen, die Wohnungen der Neuen Heimat seien bereits mit 10 Milliarden DM subventioniert worden. Das kann man so sehen. Aber man kann auch sagen: Die 10 Milliarden DM sind zum erheblichen Teil bisher den Mietern der Neuen Heimat zugute gekommen. Sie haben nicht der Vermögensbildung beim DGB gedient, sondern sie sind in ermäßigten Mieten den Mietern der Neuen Heimat zugute gekommen. Wenn man nun danach fragt, ob denn die 10 Milliarden DM auch noch in Zukunft Mietern zugute kommen sollen, dann muß man das bedenken, was ich eben gesagt habe. Deswegen lohnt es nicht, sich darüber aufzuregen und zu sagen, 10 Milliarden DM seien verwirtschaftet worden. So ist es nicht. Sie sind in erheblichem Ausmaß abgewohnt und genutzt worden von Mietern. Das war eine anständige sozialpolitische Leistung, der sich niemand zu schämen hat. Aber wenn man die Wohnungen für die Zukunft zur Verfügung behalten will, kann man vielleicht mit ein paar Millionen D-Mark an zusätzlichem öffentlichen Aufwand diese Wohnungsvermögensmasse für den sozialpolitischen Zweck retten.
    16634 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 216. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1986
    Dr. Sperling
    Das Reden über die 10 Milliarden DM und das Fingerzeigen auf den DGB ist beim Retten überhaupt nicht hilfreich. Das kann man immer noch machen. Aber vorher sollte man etwas gerettet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Schneider, wenn man von der Neuen Heimat Auskünfte haben will, kann man sie ja kriegen. Aber man muß sich dann auch entsprechend verhalten. Jetzt will ich einmal beschreiben, wie ich Ihre Rolle in der Vergangenheit sehe. Sie haben gesagt: Ich möchte von der Neuen Heimat ein unabhängiges Gutachten. Dieses Gutachten soll Aufschluß geben. Das entspricht der Haltung eines Arztes, der von einem Patienten um Hilfe angegangen wird, weil sich der Patient nicht wohl fühlt, und der diesem Patienten sagt: Schreibe deinen bisherigen Lebenslauf einmal auf, gucke einmal nach, welche polizeilichen Führungszeugnisse du hast, und gib sie mir, gucke mal nach, was du ansonsten über die Krankheitsgeschichte deiner Familie hast, und gib mir die Nachweise,

    (Eigen [CDU/CSU]: Was für ein Unsinn! Das ist ein Wirtschaftsunternehmen!)

    und dann komme, ziehe dich aus und lasse dich fotografieren, gehe unter das Röntgengerät und lasse dich durchleuchten.

    (Zuruf des Abg. Grünbeck [FDP])

    Und eins verspreche ich dir: Was ich Abträgliches über dich erfahre, werde ich sofort dem Springer-Konzern mitteilen, damit die nachteiligsten Fotos von dir in der Presse erscheinen. Das sage ich dir obendrein: Hilfe kriegst du nicht.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Müller [CDU/CSU]: Das ist Quacksalberei!)

    Das ist das Verhalten des Bundesbauministers gegenüber dem jetzigen Vorstand der Neuen Heimat. Das ist sicher unfair; denn er hat all die üblen Machenschaften nicht getan, die man der Neuen Heimat ansonsten vorwirft.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wenn die Neue Heimat oder die gewerkschaftlichen Vorstandsmitglieder, die sich darum gekümmert haben, vom Bundesbauminister so behandelt werden, dann ist doch sehr die Frage, warum sie denn eigentlich mit diesem Untersuchungsergebnis bei Ihnen aufwarten sollen. Die Zusammenarbeit zwischen Landesregierungen und Landesorganisationen der Neuen Heimat, geführt durch die Hamburger Muttergesellschaft, klappt vorzüglich. Das ist der eigentlich erstaunliche Tatbestand: Von den Landesregierungen gibt es keine Klage darüber, daß die Landesgesellschaften oder aber die Muttergesellschaft in Hamburg über die Landesgesellschaften irgendeine Auskunft verweigern.
    Herr Bauminister, Sie werden in einer Anzeige aufgefordert, in Hamburg anzurufen. Machen Sie das! Dann können Sie erfahren, warum Ihnen eigentlich nicht mehr das Vertrauen entgegengebracht wird, warum das größte Wohnungsbauunternehmen der Bundesrepublik — das es nach wie vor ist — die nach meiner Ansicht berechtigte Sorge hat, daß das, wozu Sie sich nach dem Strategiepapier des Herrn Dregger hergegeben haben, in der Tat zur weiteren Verschlechterung der Position dieses Unternehmens, das sich selber zu retten versucht, beiträgt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie denn das?)

    Deswegen ist es Ihre Sache, zu erkennen, daß mit Ihrem Verhalten im Grunde genommen kein Vertrauen mehr herstellbar ist, das dazu führen wird, daß die Neue Heimat Ihnen ein Gutachten beschafft.
    Nun können Sie natürlich darangehen und ganz mühelos eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Landesbauminister herstellen; denn wenn Sie die Gutachten aus elf Ländern zusammen haben, haben Sie genau das, was Sie wollen. Nur, Sie haben das nicht mit dem öffentlichen Theater. Solange das mit dem öffentlichen Theater begleitet wird, ohne daß jemand sagt: wir sind zur Hilfe bereit — nicht unter jeder Bedingung, d. h. es muß angedeutet werden, unter welchen Bedingungen —, solange macht das ja auch keinen Sinn.
    Nun gebe ich Ihnen zu: Sie finden auch in den Reihen der CDU Leute, die sagen: Wir sind zur Hilfe bereit. Der Statthalter des Kanzlers in Nordrhein-Westfalen, Herr Worms, hat Ende April 1986 im nordrhein-westfälischen Landtag tatsächlich versprochen, der Bund werde etwas tun. Nun, Bund, ist die Bereitschaft da, die Versprechen von Herrn Worms einzulösen, oder ist das mit seinen Versprechen so wie früher, d. h. der Bund garantiert nichts von dem, was Herr Worms gesagt hat?

    (Frau Hürland [CDU/CSU]: Zu welchen Bedingungen, müssen Sie doch sagen!)

    Wenn Sie also darangehen wollen, tatsächlich die Wohnungen, die Bindungen — nicht die Neue Heimat — zu retten, dann müssen Sie etwas anderes sagen als bisher.
    Im übrigen finde ich die Einlassung der Bundesregierung alles andere als überzeugend. Entweder besteht Grund zur Sorge, dann muß man etwas tun, oder es besteht kein Grund zur Sorge, dann braucht man auch nichts zu tun. Dann ist aber auch kein Anlaß gegeben, in dieser Art und Weise die Geschichte zu behandeln. Dann kann man einfach sagen: Wir brauchen das Ausmisten der Vergangenheit, und ansonsten braucht nichts zu geschehen. Nur muß man dann wissen: Inzwischen werden die Wohnungen dennoch verkauft, und dann tritt all das ein, was ich Ihnen gesagt habe.
    Sie können uns natürlich dazu kriegen, daß wir sagen, wir schaffen das Erwerbermodell im steuerrechtlichen Bereich ab, das es da immer noch als Praxismöglichkeit gibt und das immer noch wirkt. Wenn Sie das wollten, könnten Sie das mit uns im Schnellverfahren sofort machen. Dann wäre den Steuersparspekulanten dieser Weg des Greifens in die Tasche des Staates für Wohnungen der Neuen Heimat in Zukunft verbaut. Sie können uns sofort an der Seite haben, wir würden das sofort mitmachen.



    Dr. Sperling
    Statt dessen, so fürchte ich, werden wir von Ihnen erleben, daß Sie eigentlich nur danach fragen: Was kann man bei der Neuen Heimat, beim DGB an böser Vergangenheit herauswühlen? An der Stelle will ich Ihnen sagen: Diese Vergangenheit ist offensichtlich sehr böse. Es ist noch nie in der Geschichte des Wohnungswesens passiert, daß einem Prüfungsverband die Eignung und Fähigkeit zum Prüfen der Unternehmen abgesprochen wurde. Dies ist beim Hamburger Untersuchungsausschuß gegenüber dem Prüfungsverband geschehen. Da kann man nur vermuten, daß es bei diesem Prüfungsverband, dessen Gutachten vorliegen müssen, bevor sich die Anerkennungsbehörde damit auseinandersetzt und sich dann der Aufsichtsrat des Unternehmens mit beiden auseinandersetzt,

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Die waren alle verfilzt!)

    mit Jahresabschlüssen, die vom Prüfungsverband und von der Ankennungsbehörde behandelt worden sind — dann kommt der Aufsichtsrat —, etwas gegeben haben muß wie eine systematische Verschleierung im Interesse der Mißmanager der Neuen Heimat. Wenn das der Fall sein sollte, daß dort ein Prüfungsverband systematisch Verschleierung betrieben hat und die Anerkennungsbehörden dies möglicherweise mit einzelnen Mitarbeitern auch noch gestützt haben, dann ist die Frage, warum Lothar Späth und andere im Aufsichtsrat bestimmte Dinge nicht erkennen konnten, natürlich auch etwas leichter zu beantworten.

    (Zuruf von der SPD: Der war im Vorstand!)

    — Er war Vorstand in einer Regionalgesellschaft.

    (Roth [SPD]: Nein, der war im Vorstand der Mutter!)

    — Er war im Aufsichtsrat, und er war kurze Zeit auch dort.
    Aber die Frage, wieso ein Unternehmen in der Bundesrepublik, das nicht von Gewerkschaftern geführt wird, sondern wo im Aufsichtsrat Bankenvertreter, die ganze Creme des Bankenwesens, gesessen und akribisch alles mögliche untersucht haben, dennoch Konkurs machte, wird man auch stellen dürfen, wenn man so sehr über ein Unternehmen herzieht, in dessen Aufsichtsrat Gewerkschafter aller Arten gesessen haben. Konkurse, Mißmanagement, Fehlwirtschaft eines Unternehmens, großer Unternehmen hat es an vielen Stellen gegeben. Dies ist nie ein Ruhmesblatt für die Aufsichtsräte. Vielleicht müssen wir nicht nur das Gemeinnützigkeitsgesetz ändern, sondern auch das Aktienrecht, weil wir uns wirklich fragen müssen, ob das noch funktionieren kann bei solch großen Unternehmen und der Neigung, Dinge möglicherweise für den Namen, für den Ruf des Unternehmens zu verschleiern und dann Dinge vor sich hin wuchern zu lassen, obwohl etwas bekannt ist; das ist nicht nur eine Geschichte der Neuen Heimat.
    Fragen Sie doch einmal nach, was z. B. im EschKonzern passiert ist und wie die niedersächsische Landesregierung bei der Hanomag reagiert hat. Vielleicht kriegen wir in Niedersachsen einen Untersuchungsausschuß dazu. Man kann nicht wissen, wen das alles trifft.
    Dies ist leider kein Alleingut eines gewerkschaftlichen Unternehmens. Und weil das so ist, meine ich, daß das Lauthals-Schreien über mangelnde Aufsicht durch die Gewerkschaften über die Neue Heimat im Grunde genommen auch deswegen so unfair ist, weil man doch weiß, daß da anders als bei anderen Unternehmen, die in Probleme gekommen sind, zwei Aufsichtsinstanzen vorher da waren, nämlich der Prüfungsverband und dies.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Die sind doch alle verfilzt!)

    Es gab eine Verfilzung, wie sie zwischen Banken und anderen in Konkurs gegangenen Unternehmen und vielleicht sogar zwischen Parteipolitikern und anderen inzwischen in Konkurs gegangenen Unternehmen bestanden hat.
    Meine Damen und Herren, zum Ausmisten sind wir jederzeit bereit, aber wir möchten, daß inzwischen etwas passiert, was für die Kommunen und für die Mieter nützlich ist.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜNEN — Eigen [CDU/CSU]: Jetzt haben wir einen ordentlichen Ausmister im Bundestag! Das finde ich toll!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Ruf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Ruf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Zusammenhang mit den Skandalen und der Mißwirtschaft der Neuen Heimat sowie mit dem völligen Versagen des DGB-SPD-verfilzten Aufsichtsrats — Breit, Steinkühler, Wulf-Mathies und Genossen — ist eine große Unruhe unter den Mietern entstanden.

    (Conradi [SPD]: Lothar Späth vergessen Sie hier immer!)

    — Nicht jeder, Herr Kollege Conradi, der Unsinn redet, ist ein Komiker!
    Die Mieter hatten sich wie die Mitarbeiter in den DGB-eigenen Unternehmen auf das verlassen, was in den Grundthesen des DGB-Bundesvorstandes über Ziele und Funktionen der gemeinwirtschaftlichen Unternehmen vom 24. Mai 1972 mit einem hohen moralischen und gesellschaftspolitischen Anspruch dokumentiert ist. Ich zitiere:
    Die Gemeinwirtschaft und dabei auch die Wohnungswirtschaft unter dem Dach der Neuen Heimat soll beispielhaft
    -- ich wiederhole: beispielhaft —
    sozial- und gesellschaftspolitische Forderungen der Gewerkschaften verwirklichen. Sie soll die wirtschaftlichen Lebensbedingungen der Arbeitnehmer verbessern,' Mißstände beseitigen
    — ich wiederhole: Mißstände beseitigen — (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Miststände!) — jawohl, Miststände —



    Ruf
    und die positiven Wirkungen einer auf die Arbeitnehmer ausgerichteten Unternehmenspolitik demonstrieren.
    Es geht aber mit den Thesen des DGB aus dem Jahre 1972 noch weiter. Ich zitiere wieder:
    Die Gewerkschaften streben eine Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung an, die die Erkenntnisse wirtschaftlicher Zusammenhänge durch Offenlegen aller Daten ermöglicht.
    Der Herr Kollege Niegel hat das Zitat bereits im gesamten Wortlaut vorgetragen.

    (Müntefering [SPD]: Können Sie es wiederholen?)

    — Nein, ich habe es nicht wiederholt; ich habe es nur gesagt. — Das sind die hochtrabenden Sprüche der Sozialapostel und Umverteilungsstrategen vom Genossenfilz aus dem Jahre 1972.

    (Dr. Müller [Bremen] [GRÜNE]: Die Investitionslenker haben Sie vergessen!)

    Wie sieht die Bilanz 1986 aus? Fast täglich neue Schreckensmeldungen über den finanziellen Zustand, über die merkwürdigen und dubiosen Geschäftspraktiken und den Steuer- und Subventionsbetrug des gewerkschaftseigenen Wohnungsbaukonzerns Neue Heimat — teure Heimat —, die im einzelnen mit Daten und Fakten bereits vorgetragen wurden und deshalb von mir nicht wiederholt werden müssen.
    Tatsache ist, daß erstens wie bei fast allen gewerkschaftseigenen Unternehmen des DGB exakte Informationen über Beteiligungen, Verflechtungen, Gewinnverwendung und Geschäftspolitik nur bruchstückhaft zu erhalten sind;

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Kalter Kaffee, was Sie da erzählen!)

    daß zweitens Gewerkschaftsunternehmen unübersichtlich und miteinander verschachtelt sind und kaum Informationen preisgeben; daß drittens Gewerkschaftsunternehmen unsozial und mieterfeindlich sind.
    Sie sind unsozial. Dazu verweise ich u. a. auf das Urteil des Bundesarbeitsgerichts 3 Az R 100/83 — es ist ganz neu, es ist vom 22. April 1986 — im Zusammenhang mit den skandalösen Rentenkürzungen der DGB-Unterstützungskasse für DGB-Mitarbeiter und der Verweigerung der 38,5-Stunden-Wöche für die Angestellten beim DGB in Hessen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    So klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander!
    Sie sind mieterfeindlich, weil durch die undurchsichtigen Finanz- und Spekulationsgeschäfte überhöhte Kostenmieten manipuliert, die Instandhaltungspflichten des Vermieters gröblich vernachlässigt

    (Hört! Hört! bei der FDP)

    und die Mieter mit unangemessenen Neben- und Verwaltungskosten wie Weihnachtsgänse ausgenommen wurden.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Sie sind mieterfeindlich, weil auf schamlose Weise über die Köpfe der Mieter hinweg in Nacht-und Nebel-Aktionen Wohnungen — in Frankfurt, Bremen, Hamburg, Düsseldorf und München — verscherbelt wurden.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Für die Darstellung der Einzelheiten reicht meine Redezeit leider nicht aus.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Genossenwirtschaft!)

    Den verunsicherten Mietern sitzt die Angst im Nacken, aber auch Wut und Entsetzen sind bundesweit die Reaktionen in den betroffenen Siedlungen der Neuen Heimat.
    Ein langjähriges DGB-Mitglied, seit 1947 im DGB, schrieb an den Kollegen Breit — ich zitiere —:
    Noch nie habe ich innerhalb des DGB und seiner gemeinwirtschaftlichen Unternehmen ein so beispielloses, miserables und unsoziales Verhalten erlebt wie gegenwärtig durch den DGBeigenen Konzern Neue Heimat, deren Aufsichtsratsvorsitzender Sie sind und der mit seinem Ausverkauf von 100 000 Sozialwohnungen in den Ballungsräumen Angst und Schrecken unter den Mietern verbreitet. Für mich als DGB-Mitglied ist es beschämend und empörend zugleich, daß Sie als DGB-Vorsitzender diesen massenhaften Ausverkauf von Sozialwohnungen auch noch billigen.

    (Zustimmung des Abg. Eigen [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, Unverständnis besteht aber auch darüber, daß die DGB-Funktionäre mit 1,5 Milliarden DM den Beinahe-Konkurs der nicht gemeinnützigen Neuen Heimat Städtebau abgewendet haben und keine Hemmungen hatten, für Spielbanken und Luxushotels in Monte Carlo, Paris, Venezuela und Mexiko etwa 160 DM je Gewerkschaftsmitglied von unten nach oben umzuverteilen und die Streikkassen zu plündern.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Das ist typisch für Genossen!)

    Deshalb will man weiterhin mit § 116 alter Fassung auf die Kasse in Nürnberg zurückgreifen können.
    Davon und von den nicht zu überhörenden Mieterprotesten war bei den Klassenkampfreden und Hetzparolen gegen die Bundesregierung am 1. Mai leider nichts zu hören.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Der Hetzer sind Sie!)

    Die Unruhe unter den Mietern hat aber auch den bisher auf Tauchstation befindlichen Präsidenten des Deutschen Mieterbunds, den Abgeordneten Jahn, SPD — wir haben gehört: Er ist heute entschuldigt —,

    (Dr:Ing. Kansy [CDU/CSU]: Er ist auch sonst nie da!)




    Ruf
    veranlaßt, wahrscheinlich aber gezwungen, Farbe zu bekennen. Herr Jahn hat auf dem Verbandstag der hessichen Mietervereine in Offenbach Anfang Mai die Neue-Heimat-Geschäftspraktiken als unerträglich bezeichnet und festgestellt, daß der gewerkschaftseigene Konzern Wohnungen an obskure Aufkäufer veräußert, die Mieter im unklaren gelassen und getäuscht habe.
    Man kann ausnahmsweise auch Herrn Farthmann zustimmen, wenn er sagte: Die Neue Heimat ist die offene Flanke für die Glaubwürdigkeit der Arbeiterbewegung.
    Welche Konsequenzen ziehen die Neue Heimat und deren alleiniger Eigentümer, der steinreiche Deutsche Gewerkschaftsbund, seine Einzelgewerkschaften und seine der SPD angehörenden Spitzenfunktionäre im Aufsichtsrat aus den skandalösen Vorgängen? Zunächst wird nach wir vor taktiert und gemogelt. Weiterhin wird gefordert, daß der drohende Konkurs der gemeinnützigen Neuen Heimat, ohne das versprochene neutrale Gutachten und ein Sanierungskonzept vorzulegen, mit öffentlichen Geldern abgewendet werden soll. Für das Mißmanagement von DGB/SPD-Spitzenfunktionären in Vorstand und Aufsichtsrat sollen jetzt also die Steuerzahler einspringen.
    Herr Dr. Hoffmann begründete diese Forderungen in der ARD-Sendung „Schlag auf Schlag" am 8. Mai 1986 — Herr Minister Dr. Schneider, Sie haben sich übrigens in dieser Sendung „Schlag auf Schlag" hervorragend geschlagen; meine Anerkennung dafür —

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    mit der sensationellen Behauptung, die Neue Heimat Städtebau hätte theoretisch Gewinne in unbegrenzter Höhe machen können — sie hat es allerdings nicht gemacht -, während die Neue Heimat als gemeinnütziges Unternehmen nicht mehr als 4 % Gewinn machen dürfe.
    In welcher kapitalistischen Traumwelt lebt Herr Dr. Hoffmann mit seinem Jahresgehalt von 550 000 DM eigentlich?

    (Eigen [CDU/CSU]: So viel? Das kann doch nicht angehen! — Hinsken [CDU/CSU]: Ist der Genosse noch bei der SPD? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Hier werden Ursache und Wirkung verwechselt. Herr Dr. Hoffmann scheint auch keine Ahnung von den Gewinnspannen in der deutschen Wirtschaft zu haben. Die Gewinnspanne lag in der deutschen Industrie im vergangenen Jahr — hören Sie gut zu — bei 2,3%, d. h. 2,30 DM bei 100 DM Umsatz.
    Interessant ist, daß Anfang April 1986 der Chef der gewerkschaftseigenen Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft, Herr Lappas, wörtlich erklärte: Wir pfeifen auf jede Hilfe aus Bonn.

    (Dr:Ing. Kansy [CDU/CSU]: Wir pfeifen auf Lappas!)

    Inzwischen pfeift die Neue Heimat auf dem letzten
    Loch und will wieder Hilfe aus Bonn, es sei denn,
    der große Augias der SPD, Herr Dr. Sperling, findet
    beim Ausmisten einen verborgenen DGB-Schatz unter dem Genossenmist im Stall.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich habe absichtlich nicht „Saustall" gesagt; sonst hätte ich einen Ordnungsruf riskiert.
    Herr Dr. Sperling, von Ihnen möchte ich aber auch nicht als Arzt kuriert werden. Ihre Methoden stellen die des Dr. Eisenbart in den Schatten.

    (Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD])

    Nachdem Herr Breit erklären ließ „Die Gewerkschaften sind nicht für die Neue Heimat da, sondern die Neue Heimat ist für die Gewerkschaften da", können sich die Mieter ausrechnen, von wem sie Hilfe erwarten können; mit Sicherheit nicht vom SPD-DGB-Filz und seinen Funktionären, die sich, wie der parlamentarische Untersuchungsausschuß der Hamburger Bürgerschaft ergeben haben soll, von der teuren Heimat u. a. Auslandsreisen mit überwiegend touristischen Teiien und ausgedehnten Damenprogrammen, Belustigungsveranstaltungen und Privatfeten bezahlen ließen. Von der unzulässigen Spendenpraxis der Neuen Heimat und der Mißachtung der Steuergesetze wird noch zu sprechen sein, hoffentlich in einem Untersuchungsausschuß des Deutschen Bundestages.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Schmitt [Wiesbaden] [SPD])

    Hilfe für die Mieter, Herr Kollege Schmitt, ist nur von der CDU/CSU-FDP-Koalition zu erwarten, die trotz des Verschuldens von DGB und SPD an dem größten Mieter- und Wohnungsskandal, dem größten Gewerkschaftsskandal und damit dem größten gesellschaftspolitischen Skandal seit Bestehen der Bundesrepublik die Mieter in den Sozialwohnungen der Neuen Heimat nicht im Stich läßt und dafür sorgen wird, daß die Sozialbindung der Wohnungen erhalten bleibt und der Mieterschutz nicht angetastet wird. Die Mieter in den Wohnungen der Neuen Heimat brauchen sich keine Sorgen zu machen und können nachts wieder ruhig schlafen.
    Die Neue Heimat muß allerdings jetzt ihre Zusagen einlösen und auch endlich Geld in ihr gemeinnütziges Unternehmen Neue Heimat stecken. Sie darf sich nicht aus der Verantwortung davonstehlen, nicht zuletzt im Interesse der Mieter; sonst gilt wie bisher für den DGB und die Neue Heimat: Eigennutz geht vor Gemeinnutz. Dazu sagen wir: „Nein danke".
    „Nein danke" sagen wir aber auch zu dem Entschließungsantrag der SPD und der GRÜNEN.
    Ich wollte jetzt noch etwas aus diesem Buch vorlesen.