Plenarprotokoll 10/212
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
212. Sitzung
Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986
Inhalt:
Aktuelle Stunde betr. wirtschaftliche Auswirkungen der Vereinbarungen über Technologietransfer und Forschungsbeteiligung bei SDI mit den USA
Dr. Vogel SPD 16257 B
Kittelmann CDU/CSU 16258 B
Dr. Graf Lambsdorff FDP . . . 16259B, 16271 A
Dr. Schierholz GRÜNE . . . . 16260B, 16273 D
Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 16261 B,
16266A
Roth SPD 16263B, 16273 B
Kraus CDU/CSU 16264A
Dr. Wieczorek SPD 16265 A
Vosen SPD 16267 C
Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 16268 C
Wimmer (Neuss) CDU/CSU 16270 B
Dr. Bugl CDU/CSU 16271 D
Müller (Wadern) CDU/CSU 16272 C
Fragestunde
— Drucksache 10/5365 vom 18. April 1986 —
Verbot der Einrichtung von Spielhallen in Bahnhöfen
MdlAnfr 5, 6 18.04.86 Drs 10/5365 Schmitt (Wiesbaden) SPD
Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . . 16274 C
ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD . . . . 16274 C
ZusFr Dr. Sperling SPD 16275A
Fahrpreisermäßigung für Schüler und Auszubildende bei Benutzung der Bahn für eine Teilstrecke
MdlAnfr 7, 8 18.04.86 Drs 10/5365 Kastning SPD
Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 16275 D
ZusFr Kastning SPD 16276 A
ZusFr Frau Dr. Timm SPD 16276 C
ZusFr Mann GRÜNE 16276 D
ZusFr Rossmanith CDU/CSU 16276 D
ZusFr Dr. Sperling SPD 16277 A
Zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsplätze bei unverändertem Personalbestand von Bundesbahn und Bundespost seit 1983; Entwicklungen durch den Personalabbau, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt
MdlAnfr 11, 12 18.04.86 Drs 10/5365 Dr. Sperling SPD
Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . . 16277 B
ZusFr Dr. Sperling SPD 16277 C
ZusFr Mann GRÜNE 16277 D
ZusFr Tatge GRÜNE 16278 C
Individuelle Information der Kraftfahrer über den Betrieb ihres Pkw mit unverbleitem Benzin
MdlAnfr 37 18.04.86 Drs 10/5365 Kohn FDP
Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 16278 D
ZusFr Kohn FDP 16278 D
Rücknahme der Schließung der Sprachabteilung des Goethe-Instituts in Mexiko-City und der Kündigung der deutschen Angestellten
II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986
MdlAnfr 23, 24 18.04.86 Drs 10/5365 Frau Dr. Lepsius SPD
Antw StMin Möllemann AA 16279 B
ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 16279 C
Militärisch-technische Zusammenarbeit
mit Israel und Tunesien
MdlAnfr 25, 26 18.04.86 Drs 10/5365 Gansel SPD
Antw StMin Möllemann AA 16280 D
ZusFr Gansel SPD 16281A
Rüstungshandel mit Israel und Saudi-Arabien
MdlAnfr 27 18.04.86 Drs 10/5365 Frau Zutt SPD
Antw StMin Möllemann AA 16281 D
ZusFr Frau Zutt SPD 16282 A
ZusFr Gansel SPD 16282 C
Unterrichtung des Bundestages über die finanzielle Situation der UNO
MdlAnfr 28 18.04.86 Drs 10/5365 Werner (Westerland) GRÜNE
Antw StMin Möllemann AA 16282 C
ZusFr Werner (Westerland) GRÜNE . 16282 D
ZusFr Rusche GRÜNE 16283 B
ZusFr Frau Dr. Timm SPD 16283 B
Verhinderung der Stationierung neuer chemischer Waffen in der Bundesrepublik Deutschland
MdlAnfr 58 18.04.86 Drs 10/5365 Kohn FDP
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16283 C
ZusFr Kohn FDP 16283 C
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16284 A
ZusFr Oostergetelo SPD 16284A
Deutsch-israelische Verhandlungen über Rüstungsprojekte
MdlAnfr 59 18.04.86 Drs 10/5365 Frau Zutt SPD
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16284 B
ZusFr Frau Zutt SPD 16284 B
ZusFr Gansel SPD 16284C
Fotoaufnahmen und Erfassung der Autokennzeichen von Teilnehmern an Friedensaktionen im Zusammenhang mit der NATO-Baustelle Hasselbach-Wüschheim; Einzäunung der Baustelle
MdlAnfr 60, 61 18.04.86 Drs 10/5365 Lange GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16284 D
ZusFr Lange GRÜNE 16284 D
ZusFr Eigen CDU/CSU 16285A
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16285 B
ZusFr Tatge GRÜNE 16285 B
ZusFr Mann GRÜNE 16285 C
ZusFr Rusche GRÜNE 16286 B
Stationierung von Sattelschleppern des 38. Taktischen Flugkörpergeschwaders in der Nähe von Aufliegern für den Raketenabschuß im Bundeswehrdepot Kappel
MdlAnfr 62 18.04.86 Drs 10/5365 Dr. Schierholz GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 16286 D
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16286 D
Stationierungsort der Cruise-Missiles-Raketen sowie der Atomsprengköpfe bis zur Fertigstellung der NATO-Baustelle Hasselbach-Wüschheim
MdlAnfr 63 18.04.86 Drs 10/5365 Dr. Schierholz GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 16287 A
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16287 B
ZusFr Tatge GRÜNE 16287 C
ZusFr Mann GRÜNE 16287 D
Hissen der deutschen und der amerikanischen Flagge unter Abspielen der Nationalhymnen auf der NATO-Baustelle Hasselbach-Wüschheim
MdlAnfr 64 18.04.86 Drs 10/5365 Tatge GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16288 A
ZusFr Tatge GRÜNE 16288A
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16288 C
Umrüstung der Heizungsanlagen im Wehrbereichskommando IV von Kohle auf andere Energieträger
MdlAnfr 69, 70 18.04.86 Drs 10/5365 Brück SPD
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16289A
ZusFr Brück SPD 16289 A
Regelung für das Tragen einer Uniform angesichts der Weigerung einzelner Pfarrer, Soldaten in Uniform zu trauen
MdlAnfr 71 18.04.86 Drs 10/5365 Rusche GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16289 D
ZusFr Rusche GRÜNE 16290 A
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16290 C
ZusFr Tatge GRÜNE 16290 D
ZusFr Oostergetelo SPD 16291A
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986 III
Vorgehen gegen den Herausgeber des Buches „Die Vergangenheit, die nicht endete", Ulrich Sonnemann, durch den früheren Bundesverteidigungsminister Strauß und den Hauptabteilungsleiter Rüstung
MdlAnfr 72 18.04.86 Drs 10/5365 Mann GRÜNE
Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 16291 B
ZusFr Mann GRÜNE 16291 B
ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 16291 D
Personalprognosen im Post- und Fernmeldewesen bis 1994; Ausbildungsangebot, insbesondere für die Laufbahnen AP und BP, in den Jahren 1987 bis 1989
MdlAnfr 13, 14 18.04.86 Drs 10/5365 Paterna SPD
Antw PStSekr Rawe BMP 16292 A
ZusFr Paterna SPD 16292 B
Auswirkung der Trennung der Postbankdienste vom übrigen Postdienst; Fortbildungsmaßnahmen für die im Postbankdienst eingesetzten Kräfte
MdlAnfr 19, 20 18.04.86 Drs 10/5365 Bernrath SPD
Antw PStSekr Rawe BMP 16292 D
ZusFr Bernrath SPD 16293A
Nächste Sitzung 16293 D
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten 16295* A
Anlage 2
Vergabe von Bauaufträgen des Bundes seit 1983; Anteil der an ausländische Bauunternehmen vergebenen Aufträge; Verringerung der Zahl der Arbeitslosen
MdlAnfr 1, 2 18.04.86 Drs 10/5365 Reimann SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . 16295* B
Anlage 3
Anzahl der geleisteten Überstunden in den Jahren 1983 bis 1985; Abbau der Mehrarbeit angesichts der hohen Arbeitslosigkeit
MdlAnfr 3, 4 18.04.86 Drs 10/5365
Kirschner SPD
SchrAntw PStSekr Vogt BMA . . . . 16295* D
Anlage 4
Erfolg der Abgassonderuntersuchungen für Kraftfahrzeuge; Änderung der Verordnungen zur Vermeidung negativer Folgewirkungen
MdlAnfr 9, 10 18.04.86 Drs 10/5365 Immer (Altenkirchen) SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . 16296* C
Anlage 5
Verminderung des Personals im Post- und Fernmeldewesen 1986
MdlAnfr 15, 16 18.04.86 Drs 10/5365 Kretkowski SPD
SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 16296* D
Anlage 6
Abbau von Arbeitsplätzen bei der Bundespost durch die Einführung „rollierender Dienstpläne" im Zustelldienst; Erfahrungen und Nachteile
MdlAnfr 17, 18 18.04.86 Drs 10/5365 Liedtke SPD
SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 16297* A
Anlage 7
Umfang der Telebrief- und Datapostsendungen 1985; Einrichtung zusätzlicher Arbeitsplätze bei der Bundespost
MdlAnfr 21, 22 18.04.86 Drs 10/5365 Berschkeit SPD
SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 16297* C
Anlage 8
Transport atomarer Sprengköpfe in Hubschraubern und Kettenfahrzeugen bei Übungen der US-Streitkräfte in der Pfalz
MdlAnfr 65, 66 18.04.86 Drs 10/5365 Sielaff SPD
SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 16297* D
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986 16257
212. Sitzung
Bonn, den 23. April 1986
Beginn: 8.00 Uhr
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Abelein * 25. 4.
Dr. Ahrens * 25. 4.
Antretter * 25. 4.
Berger * 25. 4.
Böhm (Melsungen) * 25. 4.
Büchner (Speyer) * 25. 4.
Dr. von Bülow 25. 4.
Frau Dr. Däubler-Gmelin 23. 4.
Dr. Dollinger 25. 4.
Dr. Ehrenberg 23. 4.
Ganse * 23. 4.
Frau Geiger 23. 4.
Dr. Haack 25. 4.
Haar 23. 4.
Dr. Häfele 25. 4.
Dr. Hauchler 25. 4.
Heimann 23. 4.
Jäger (Wangen) * 25. 4.
Frau Kelly 25. 4.
Kittelmann * 25. 4.
Frau Krone-Appuhn 25. 4.
Lamers 23. 4.
Lemmrich * 25. 4.
Lowack 25. 4.
Retz 25. 4.
Dr. Müller * 25. 4.
Neumann (Bramsche) * 25. 4.
Frau Pack * 25. 4.
Dr. Probst 25. 4.
Reddemann * 25. 4.
Rühe 23. 4.
Dr. Scheer * 25. 4.
Schmidt (München) * 25. 4.
Schmidt (Wattenscheid) 23. 4.
Schmitz (Baesweiler) 23. 4.
Schulte (Unna) * 24. 4.
Dr. Soell * 25. 4.
Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 25. 4.
Dr. Stoltenberg 25. 4.
Dr. Unland * 25. 4.
Voigt (Frankfurt) 23. 4.
Voigt (Sonthofen) 25. 4.
Weisskirchen (Wiesloch) 23. 4.
Zierer * 25. 4.
* für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
Anlage 2
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Fragen des Abgeordenten Reimann (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 1 und 2):
In welcher Höhe wurden seit 1983 Bundesbauaufträge vergeben, und wie hoch war dabei der Anteil der Aufträge an ausländischen Bauunternehmen?
Anlagen zum Stenographischen Bericht
In welchem Ausmaß haben seit 1983 Bundesbauaufträge dazu beigetragen, die Zahl der Arbeitslosen im Baugewerbe zu verringern?
Zu Frage 1:
Die Ausgaben für Baumaßnahmen des Bundes in den Jahren 1983 bis 1985 betrugen insgesamt rd. 48 Milliarden DM. Diese Zahl bezieht sich auf Hochbaumaßnahmen des Bundes, den Bundesfernstraßenbau, den Bundeswasserstraßenbau, die Baumaßnahmen der Bundesbahn und der Bundespost.
Nicht berücksichtigt sind die Zuwendungen des Bundes für die Baumaßnahmen Dritter nach § 44 Bundeshaushaltsordnung, für die derzeit keine Angaben vorliegen.
Die Vergabe von Bauaufträgen des Bundes an ausländische Bauunternehmen ist - gemessen am gesamten Bauvergabevolumen des Bundes - von geringer Bedeutung. Aus der Vergabestatistik der Finanzbauverwaltung im Hochbaubereich ergibt sich für das Jahr 1985 beispielsweise bei einem Gesamtvolumen von rd. 5 Milliarden DM ein Anteil von 0,11% der direkten Vergabe an ausländische Unternehmen. Vergleichbare Ergebnisse haben auch die Jahre zuvor gezeigt (1983 = 0,8%; 1984 = 0,07 %).
Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Vergaben an Bauunternehmen aus den EG-Staaten. Diese Vergaben erfolgten aufgrund der sich aus der Baukoordinierungsrichtlinie der EG ergebenden Verpflichtungen.
Zu Frage 2:
Konkrete Aussagen über die Wirkung der Bundesbauaufträge auf den Arbeitsmarkt sind leider nicht möglich, weil statistische Zuordnungen von Arbeitsmarktdaten zu einzelnen Auftraggebern nicht vorliegen. Die bedarfsorientierten Bauinvestitionen des Bundes haben einen Anteil von ca. 6% am gesamten Bauvolumen in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Bundesregierung geht davon aus, daß die - entgegen der allgemeinen Entwicklung - gestiegenen Bauinvestitionen des Bundes (einschließlich Bahn und Post) Arbeitsplätze in erheblichem Umfang gesichert haben und so den Bauunternehmen der strukturelle Anpassungsprozeß erleichtert worden ist.
Anlage 3
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 3 und 4):
Wie hoch war die Zahl der Überstunden, die 1985 gearbeitet wurden, und wie lauten die entsprechenden Zahlen für 1983 und 1984?
16296* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986
Was gedenkt Bundesminister Dr. Blüm konkret zu tun, um wie in einem Interview im Kölner „Express" von ihm angekündigt, die Mehrarbeit, angesichts von Millionen Arbeitslosen, abzubauen?
Zu Frage 3:
Die Zahl der Überstunden kann der Arbeitsvolumenrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit entnommen werden.
Danach ergeben sich für die Jahre 1983, 1984 und 1985 folgende Angaben:
— Überstundenvolumen in der Gesamtwirtschaft:
1980: 1,84 Milliarden Überstunden 1981: 1,71 Milliarden Überstunden 1983: 1,41 Milliarden Überstunden 1984: 1,44 Milliarden Überstunden 1985: 1,49 Milliarden Überstunden
— Überstunden im Durchschnitt je Arbeitnehmer:
1983: 64,1 Überstunden
1984: 65,5 Überstunden
1985: 67,3 Überstunden
Zu Frage 4:
Die Bundesregierung ist der Meinung, daß angesichts der hohen Arbeitslosigkeit Überstunden abgebaut und durch Neueinstellungen ersetzt werden müssen, wo immer dies möglich und vertretbar ist.
Es ist in erster Linie eine Aufgabe der Tarifvertragsparteien, der Arbeitgeber und der Betriebsräte, dem Problem Überstunden zu begegnen. Sie verfügen über viel feinere Instrumentarien zur Eindämmung der Überstunden als der Gesetzgeber und können Lösungen verwirklichen, die die Betriebe weniger belasten und dennoch wirkungsvoller sind als gesetzliche Einheitslösungen. Die Bundesregierung beobachtet die Entwicklung sehr aufmerksam. Sie hat den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung beauftragt, bis zum 30. Juni 1986 einen Bericht über die Entwicklung der Überstunden vorzulegen. Darauf hat Bundesminister Dr. Norbert Blüm im Kölner Express vom 14. April 1986 hingewiesen und festgestellt, daß, wenn der Wille aller Beteiligten zum Abbau der Überstunden nicht wachse, der Gesetzgeber gefordert sei. Bundesminister Dr. Blüm hat jedoch gleichzeitig verdeutlicht, daß er einem freiwilligen Abbau der Überstunden den Vorzug gibt. Er hat deshalb erneut an Arbeitnehmer, Betriebsräte, Gewerkschaften und Arbeitgeber appelliert, im Interesse der Arbeitslosen mehr für den Abbau von Überstunden zu tun.
Aussagen darüber, ob gesetzgeberische Schritte notwendig werden und wie diese gegebenenfalls aussehen könnten, sind zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht. Zunächst sollte das Ergebnis des Überstundenberichts abgewartet werden.
Anlage 4
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 9 und 10):
Wie beurteilt die Bundesregierung den Erfolg der von ihr verordneten Abgasuntersuchung für Kraftfahrzeuge (ASU)?
Inwieweit ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, die Verordnungen über die Abgasuntersuchungen bei Kraftfahrzeugen so zu verändern, daß Folgewirkungen — wie Motorschäden, höhere Abgaswerte und höherer Kraftstoffverbrauch — in Zukunft nicht mehr auftreten?
Zu Frage 9:
Den Erfolg der Abgassonderuntersuchung beurteilt die Bundesregierung insgesamt positiv.
Zu Frage 10:
Eine ordnungsgemäß durchgeführte Abgassonderuntersuchung führt nicht zu Motorschäden. Auch ist eine negative Beeinflussung des Abgasverhaltens eines Kraftfahrzeuges unter dieser Voraussetzung nicht zu erwarten. Das gleiche gilt auch für den Kraftstoffverbrauch. Die Bundesregierung hält aus diesen Gründen eine Veränderung der Bestimmungen der Abgassonderuntersuchung nicht für erforderlich.
Zur besseren Beurteilung von Fahrzeugen mit besonderen Abgasreinigungssystemen (z. B. Katalysator, Abgasrückführung) ist jedoch im Februar 1986 eine Überarbeitung der Bestimmungen der Abgassonderuntersuchung eingeleitet worden.
Anlage 5
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Kretkowski (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 15 und 16):
Trifft es zu, daß im Personalhaushalt 1986 im Bereich des Postwesens rund 3 000 Kräfte eingespart werden sollen, und auf welche Aufgaben bzw. Dienstleistungen und auf welche Laufbahnen entfallen diese Personalverminderungen?
Wie hoch war in den ersten Monaten dieses Jahres der Personalfehlbestand im Post- und Fernmeldewesen, und wie wirkt sich dieser Fehlbestand auf die Aufgabenerledigung aus?
Der Personalbedarf im Postwesen wird auch im Jahr 1986 an die Verkehrsentwicklung (z. B. Verkehrsrückgänge im Paketdienst) und an die fortschreitende technische Entwicklung (z. B. Einsatz von Briefverteilanlagen) angepaßt. Dadurch werden 1986 voraussichtlich etwa 920 Beschäftigungsmöglichkeiten im Postwesen wegfallen. Da der Personalhaushalt der Deutschen Bundespost aber für 1986 insgesamt 2 300 zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten vorsieht, werden die Wegfälle im Postwesen durch Zugänge insbesondere im Fernmeldewesen mehr als ausgeglichen.
Der rechnerische Personalfehlbestand, d. h. Personalposten abzüglich Arbeitskräfte, betrug im Durchschnitt der Monate Januar bis März 1986 9 200 Arbeitskräfte. Diese Zahl muß allerdings noch um die durch Rationalisierungsschutzbestimmun-
Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986 16297*
gen vorhandenen, aber nicht mehr benötigten Personalposten und die Einführungs- und Anlernkräfte korrigiert werden.
Dadurch verringert sich der Fehlbestand auf
4 600 Arbeitskräfte. Dieser Fehlbestand wird durch den Zugang der Nachwuchskräfte, die 1986 ihre Ausbildung bei der Deutschen Bundespost beenden, in etwa ausgeglichen werden.
Auswirkungen auf die Aufgabenerledigung konnten durch betriebliche Maßnahmen, z. B. befristete Einstellung von Arbeitskräften, vermieden werden.
Anlage 6
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Liedtke (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 17 und 18):
Trifft es zu, daß die Deutsche Bundespost (DBP) beabsichtigt, in den Jahren 1986/1987 im Zustelldienst „rollierende Dienstpläne" einzuführen, und trifft es zu, daß die DBP in ihren Planungen davon ausgeht, daß mit dieser Maßnahme im oben genannten Zeitraum 1 500 Arbeitsplätze eingespart werden?
Welche Erfahrungen liegen bei der Deutschen Bundespost bisher mit „rollierenden Dienstplänen" vor, und wo liegen die Vor- und Nachteile für die Beschäftigten, die Kunden und die Verwaltung?
Die Deutsche Bundespost hat im Zustelldienst seit Jahren eine fortlaufende Steigerung des Personalaufwands zu verzeichnen. Die Deutsche Bundespost ist daher verpflichtet, alle Möglichkeiten auszuloten, die eine Begrenzung des Kräftezuwachses versprechen. Dazu gehört die allgemeine Einführung sogenannter „Rollierender Dienstpläne", die im Zustelldienst bei wechselndem freien Tag die 5-Tage-Arbeitswoche ermöglichen, ohne die Zustellung an einem Tage einstellen zu müssen. Die genannte Personalersparnis von 1 500 Kräften ist ein erster grober Schätzwert.
Der rollierende Dienstplan ist auf freiwilliger Grundlage bereits 1971 bei der Deutschen Bundespost eingeführt worden. Er wird gegenwärtig bei etwa 3 v. H. der Zustellbezirke ohne Anstände angewendet. Sein Vorteil liegt für die Beschäftigten darin, daß ihnen wie der großen Mehrzahl der übrigen Berufstätigen ebenfalls ein freier Werktag in der Woche gewährt werden kann.
Die Umstellung hat für die Beschäftigten eine Anpassung der täglichen Arbeitszeit zur Folge, die sich bei einer vollen Wochenleistung von 6 x 62/3 auf
5 x 8 Stunden verändert. Dadurch müssen die Zustellbezirke größer werden (Erhöhung von Sendungsmenge, Wegeleistung und Zahl der Abgabestellen).
Die damit verbundene Verlängerung der Zustellzeit würde voraussichtlich von manchen Kunden als Nachteil empfunden werden. Der Kunde behält dafür allerdings den Service der gewohnten uneingeschränkten Zustellung an allen sechs Werktagen. Für die Deutsche Bundespost vermindert sich der Zustellaufwand beträchtlich.
Die Deutsche Bundespost ist sich der personellen und kundendienstlichen Probleme, die der rollierende Dienstplan aufwirft, durchaus bewußt. Sie hat daher die Entscheidung über seine allgemeine Einführung vorerst zurückgestellt.
Anlage 7
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Berschkeit (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 21 und 22):
Wie viele Telebrief- und Datapostsendungen — vom Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen als besonders erfolgreiche Neuerungen herausgestellt — sind 1985 insgesamt und bezogen auf je 1 000 Einwohner im Bereich der Deutschen Bundespost eingeliefert worden?
Wie viele Arbeitsplätze konnten auf Grund dieser Neuerungen bei der Deutschen Bundespost zusätzlich eingerichtet werden, und wie beurteilt die Bundesregierung die weitere Entwicklung?
Im Jahr 1985 wurden im Telebriefdienst und Datapostdienst insgesamt (Inland und Ausland) ca. 400 000 Sendungen abgewickelt. Auf je 1 000 Einwohner entfallen im Bereich der Deutschen Bundespost rechnerisch dann ca. 6,6 Sendungen; sie sind unter Berücksichtigung der Kundenstrukturen für diese neue Dienstleistungen aber nicht aussagefähig.
Da der Datapostdienst (Inland und Ausland) im Gesamtbereich der Deutschen Bundespost angeboten, aber als Verbundleistungen (Verbund mit Annahme-, Beförderungs- und Auslieferungsdienst) erbracht wird, liegen Ergebnisse von Erhebungen über dafür neu eingerichtete Arbeitsplätze nicht vor. Es ist jedoch absehbar, daß bei weiterhin steigendem Verkehrsaufkommen, von dem die Deutsche Bundespost nach der bisherigen positiven Verkehrsentwicklung ausgehen darf, zusätzliche neue Arbeitsplätze eingerichtet werden müssen.
Lediglich für den Telebriefdienst, der zum Teil nur durch zusätzliche Arbeitsplätze durchgeführt werden kann, liegen Erhebungen vor.
Für die Abwicklung des Telebriefdienstes sind bisher insgesamt 6,25 Arbeitseinheiten als zusätzlicher Bedarf realisiert worden.
Anlage 8
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Sielaff (SPD) (Drucksache 10/5365 Fragen 65 und 66):
Ist es richtig, daß die atomaren Sprengköpfe für die zur Zeit in der Pfalz stattfindenden militärischen Übungen der US-Streitkräfte ständig per Hubschrauber transportiert werden, und wie im einzelnen sind die kommunalen Behörden für eventuell durch Hubschrauberabstürze verursachte Katastrophen vorbereitet und ausgerüstet?
16298* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. April 1986
Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß während der militärischen Übungen schwere Kettenfahrzeuge mit Raketen bestückt durch Kurstädte wie Bad Bergzabern in der Südpfalz rattern, die generell für Fahrzeuge von über 3,5 Tonnen gesperrt sind?
Zu Frage 65: Nein
Zu Frage 66:
Auch für die amerikanischen Streitkräfte gelten in der Bundesrepublik Deutschland die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung (StVO). Damit unterliegen die amerikanischen Kraftfahrzeuge auch Verkehrsverboten, die durch entsprechende Verkehrszeichen festgelegt sind. Für den Verkehr von Großraum- und Schwerfahrzeugen ist im Zusammenhang mit der übermäßigen Straßenbenutzung eine Erlaubnis erforderlich. Diese Erlaubnis kann, wie bei allen entsprechenden Übungen der Bundeswehr und der verbündeten Streitkräfte, in Abstimmung zwischen den beteiligten militärischen und zivilen deutschen Stellen im Zusammenhang mit der Genehmigung einer Übung durch die zuständige Straßenverkehrsbehörde nach Prüfung aller Umstände, gegebenenfalls mit Auflagen erteilt werden.