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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/208 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 208. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. März 1986 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15947 A Wahl des Abg. Fritsch zum ordentlichen Mitglied und des Abg. Dr. Schierholz zum Stellvertreter im Vermittlungsausschuß . 15959 B Einspruch des Abg. Mann gegen die am 20. März 1986 erteilten Ordnungsrufe . . 15947 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen Urbaniak SPD 15947 B Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 15948 B Frau Wagner GRÜNE 15949A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15950 A Frau Steinhauer SPD 15950 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15952A Egert SPD 15953 D Frau Augustin CDU/CSU 15955 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 15956 B Jaunich SPD 15956 D Dr. Faltlhauser CDU/CSU 15957 D Louven CDU/CSU 15958 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften der gesetzlichen Rentenversicherung (Sechstes Rentenversicherungs-Änderungsgesetz) — Drucksache 10/5053 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/5212 — Günther CDU/CSU 15959 D Müller (Wesseling) CDU/CSU 15959 D Heyenn SPD 15961A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15964 A Mann GRÜNE 15965 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15966 C Vizepräsident Stücklen 15980 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1986 — Drucksache 10/4990 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/5222 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5224 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenversicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künftigen 15 Kalenderjahren, gemäß §§ 1273 und 579 der Reichsversicherungsordnung, § 50 des Angestelltenversicherungsgesetzes und § 71 des Reichsknapp- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. März 1986 schaftsgesetzes (Rentenanpassungsbericht 1985) sowie das Gutachten des Sozialbeirats zur Anpassung der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung zum 1. Juli 1986 sowie zu den Vorausberechnungen der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzlage der Rentenversicherung bis 1999 — Drucksachen 10/4550, 10/5222 — Günther CDU/CSU 15969 C Glombig SPD 15971A Cronenberg (Arnsberg) FDP 15974 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15975 B Bueb GRÜNE 15977 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die fünfzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Fünfzehntes AnpassungsgesetzKOV) — Drucksache 10/5209 — Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15979A von der Wiesche SPD 15980 A Pöppl CDU/CSU 15980 D Bueb GRÜNE 15981 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 15982 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der steuerrechtlichen Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums — Drucksache 10/3633 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/5208 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5225 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der steuerlichen Förderung selbstgenutzten Wohneigentums — Drucksache 10/2404 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/5208 — Schulhoff CDU/CSU 15983 C Reschke SPD 15986A Gattermann FDP 15988 C Werner (Westerland) GRÜNE 15990 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 15991 D Müntefering SPD 15992 D Dr. Daniels CDU/CSU 15995 D Ströbele GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 15998 C Dr. Olderog CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 15998 D Nächste Sitzung 15999 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 16001* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 16001* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. März 1986 15947 208. Sitzung Bonn, den 21. März 1986 Beginn: 8.01 Uhr
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    Berichtigung 205. Sitzung, Seite 15 785 A: Das Zitat von Helmut Schmidt endet mit dem Wort „Nationen". Der folgende Satz gehört nicht mehr zum Zitat, sondern zum Redetext des Abgeordneten Löffler. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 21. 3. Amling 21. 3. Antretter * 21. 3. Dr. Barzel 21. 3. Curdt 21. 3. Dr. Dregger 21. 3. Dr. Ehmke 21. 3. Frau Eid 21. 3. Dr. Emmerlich 21. 3. Ertl 21. 3. Frau Fischer 21. 3. Frau Fuchs (Verl) 21. 3. Grünbeck 21. 3. Haar 21. 3. Frau Huber 21. 3. Huonker 21. 3. Ibrügger 21. 3. Kittelmann 21. 3. Dr. Kreile 21. 3. Frau Krone-Appuhn 21. 3. Lenzer 21. 3. Dr. Mertens (Bottrop) 21. 3. Milz 21. 3. Dr. Müller * 21. 3. Müller (Wadern) 21. 3. Neumann (Bramsche) 21. 3. Dr. Penner 21. 3. Pohlmann 21. 3. Rode (Wietzen) 21. 3. Ronneburger 21. 3. Roth 21. 3. Schlatter 21. 3. Schmidt (Hamburg) 21. 3. Dr. Schmude 21. 3. Schröder (Hannover) 21. 3. Schröer (Mülheim) 21. 3. Sielaff 21. 3. Spranger 21. 3. Stommel 21. 3. Dr. Vogel 21. 3. Voigt (Frankfurt) 21. 3. Voigt (Sonthofen) 21. 3. Wissmann 21. 3. Dr. Wörner 21. 3. Zander 21. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 14. März 1986 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 oder 3 GG nicht zu stellen: Strafrechtsänderungsgesetz - Strafausssetzung zur Bewährung - (... StrÄndG) Anlagen zum Stenographischen Bericht Erstes Rechtsbereinigungsgesetz Gesetz zu dem Übereinkommen vom 29. März 1982 über die Errichtung einer Europäischen Stiftung Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Binnenschiffahrt Paßgesetz und Gesetz zur Änderung der Strafprozeßordnung Zweites Gesetz zur Änderung personalausweisrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Änderung des Fleischbeschaugesetzes Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: 1. Zu Art. 1 Nr. 5 und 7 (§§ 3 a und 4 Abs. 1 FlHG) Die Bundesregierung wird gebeten, die nach den §§ 3 a und 4 Abs. 1 Satz 2 des Gesetzes erforderliche Rechtsverordnung sobald wie möglich vorzulegen, damit in kürzester Zeit nach Inkrafttreten des Fleischhygienegesetzes die Umstellung auf die neue Rechtslage vorgenommen und Rechtsunsicherheit vermieden werden können. In der nach § 3 a des Gesetzes zu erlassenden Rechtsverordnung sind übermäßige Anforderungen an die Ausstattung der Betriebe, die vor allem einseitig zu Lasten des mittelständischen Metzgerhandwerks gehen, zu vermeiden. Umfang und Regelungsdichte der Bestimmungen sind auf das für den Schutz der Verbraucher erforderliche Maß zu beschränken. Die Verordnung über die Fleischkontrolleure sollte deren Tätigkeitsbereich klar gegenüber der umfassenden Verantwortung der Tierärzte eingrenzen, um den Verbraucherschutz bei der Schlachttier- und Fleischuntersuchung weiter wirksam zu gewährleisten. 2. Zu Art. 1 nach Nr. 20 (§ 25 FlHG) Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, bei der nächsten Novellierung des Fleischhygienegesetzes die Verordnungsermächtigung in § 25 FlHG den Erfordernissen des Artikels 80 Abs. 1 des Grundgesetzes anzupassen. Die Vorschrift ist eine vorkonstitutionelle, den Vorschriften des Artikels 80 nicht entsprechende Verordnungsermächtigung, und es erscheint aus rechtsstaatlichen Gesichtspunkten geboten, die Ausgestaltung entsprechend Artikel 80 des Grundgesetzes möglichst bald vorzunehmen. Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 1 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Europäischen Währungssystem (Drucksache 10/5184) zuständig: Finanzausschuß Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Abschluß der Konsultation des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 73/404/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Detergentien (Drucksache 10/5185) zuständig: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu gemeinschaftlichen Maßnahmen zur Verringerung der Zahl der Straßenverkehrsunfälle im Rahmen des Programmes für das Jahr der Straßenverkehrssicherheit 1986 (Drucksache 10/5186) zuständig: Ausschuß für Verkehr Der Vorsitzende des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über das Zusammenwirken finanzwirksamer, wohnungspolitischer Instrumente (Drucksachen 9/1708, 10/358 Nr. 94) 16002* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. März 1986 Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Energie und Umwelt; Sondergutachten März 1981 des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen (Drucksachen 9/872, 10/358 Nr. 7) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahre 1980" (Drucksache 9/2237) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung in den Jahren 1981 und 1982" (Drucksache 10/2048) Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Erfahrungen mit der Durchführung des Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetzes (KDVNG) (Drucksache 10/3936) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die mit den Ländern vereinbarte Zusammenarbeit bei der Auswahl der Einsatzbereiche im Zivildienst und über eine verstärkte Beteiligung der Länder an der Bereitstellung neuer Zivildienstplätze (Drucksache 10/220) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen (Drucksache 9/2421) Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 78/176/EWG vom 20. Februar 1978 über Abfälle aus der TitandioxidProduktion — EG-Dok. Nr. 8747/82 — (Drucksache 10/358 Nr. 21) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Anpassung infolge des Beitritts von Spanien und Portugal der Richtlinie 85/203/EWG über Luftqualitätsnormen für Stickstoffdioxyd und der Richtlinie 85/210/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Bleigehalt von Benzin — KOM (85) 503 endg. — Rats-Dok. Nr. 9329/85 (Drucksache 10/4184 Nr. 14) Die in Drucksache 10/5074 unter Nummer 34 aufgeführte EG-Vorlage Chancengleichheit der Frauen — Mittelfristiges Programm der Gemeinschaft — KOM (85) 801 endg. — Rats-Dok. Nr. 4118/86 wird als Drucksache 10/5235 verteilt. Die in Drucksache 10/5189 unter Nummer 25 aufgeführte EG-Vorlage Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Annahme gemeinsamer technischer Spezifikationen der MAC/PaketeNormenfamilie für die direkte Übertragung von Fernsehsendungen über Satelliten — KOM (86) 1 endg. — Rats-Dok. Nr. 4647/86 wird als Drucksache 10/5239 verteilt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Mann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesarbeitsminister! Der Gesetzentwurf, der hier heute zu behandeln ist, beweist, daß das angebliche Rentenreformpaket, nämlich das am 21. Juni 1985 vom Bundestag verabschiedete, am 1. Januar 1986 in Kraft getretene Hinterbliebenenrenten- und Erziehungszeiten-Gesetz ein schludriges und wenig durchdachtes Gesetz ist, typisch für die Qualität der Gesetzgebung unter der Regierung Kohl/Bangemann mit dem Nebenkanzler Strauß in München.

    (Zurufe von der CDU/CSU — Eimer [Fürth] [FDP]: Wer macht denn die Gesetze, das Parlament oder die Regierung?)

    Wir haben bereits bei den Beratungen des sogenannten Rentenreformpakets auf die verfassungsrechtliche Problematik hingewiesen, Rentnerinnen und Rentner ungleich zu behandeln, nur weil sie verschiedenen Jahrgängen angehören. Was Sie hier heute korrigieren müssen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Hauruckgesetzgebung der konservativ-liberalen Koalition brachte Verbesserung fast ausschließlich für die Männer. Das ist ein sozialpolitischer Skandal. Es ist für die Millionen von Rentnerinnen und Rentnern in der Bundesrepublik Deutschland kaum einzusehen, warum auf Grund



    Mann
    des Bundesverfassungsgerichtsurteils den Männern die Witwerrente zugestanden worden ist, während für die über 65jährigen Frauen kein Geld zur Verfügung stehen soll. Die Forderung einer rentenrechtlichen Anerkennung der Kindererziehungszeiten für alle Frauen, also auch für die vor dem 1. Januar 1921 geborenenen sogenannten Trümmerfrauen, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren ohne die Hilfe ihrer Männer ihre Kinder unter großen Entbehrungen erziehen mußten, ist sozial-, familien- und rechtspolitisch berechtigt. Warum sollen Frauen im Alter dafür bestraft werden, daß sie ihre Kinder erzogen haben? Es ist paradox, daß das Hinterbliebenenrenten- und Erziehungszeiten-Gesetz von den Frauen verlangt, nach der Geburt ihres Kindes allenfalls geringfügig erwerbstätig zu sein. Denn bei mehr als 75 % des Durchschnittseinkommens verlieren Frauen den Anspruch auf das Babyjahr. Andererseits werden die Frauen, denen wir den Wiederaufbau nach dem Krieg zu einem großen Teil verdanken, dafür bestraft, daß sie genau dies getan haben. Ihnen wird die Anrechung der Erziehungszeit ohne sachliche Rechtfertigung verweigert.
    Die GRÜNEN im Bundestag unterstützen die verschiedenen Initiativen, die in den letzten Wochen und Monaten an uns herangetragen worden sind, z. B. von Frauen- und Altenorganisationen, von den DGB-Frauen über die Grauen Panther bis zum Deutschen Familienverband. Diese Initiativen wehren sich gegen die Ausgrenzung der heutigen Rentnerinnen aus durchsichtigen finanzpolitischen Gründen.
    Uns haben in den letzten Tagen noch verschiedene Schreiben erreicht. Ich möchte beispielhaft erwähnen ein Schreiben der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten und der IG Metall. Ich muß mir aus Zeitgründen erparen, daraus zu zitieren. Im Petitionsausschuß liegen uns Petitionen z. B. des Seniorenrates der Stadt Dortmund vor. Ein Schreiben des Rentnerforums Herne vom 6. März 1986 habe ich vor mir liegen.
    Ich möchte zum Schluß für unsere Fraktion erklären, daß wir diesem Gesetz, dieser notwendigen Korrektur natürlich zustimmnen. Ich möchte weiter erklären, daß wir dem SPD-Antrag zustimmen. Was Ihre Vergangenheitsbewältigung angeht, Frau Dr. Adam-Schwaetzer und die Kollegen von der SPD-Fraktion, möchte ich Ihnen von dieser Stelle aus sagen: Wir sollten nicht das beklagen, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist, sondern wir sollten sozialpolitisch das tun, was die Frauen von uns zu Recht erwarten.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN und der SPD)

    Herr Blüm, ich erinnere Sie an meine Zwischenfrage vom 21. Juni 1985: Warum sind wir, wenn wir das politisch wollen, nicht in der Lage, diese 4 Milliarden DM

    (Kolb [CDU/CSU]: 6 Milliarden DM!)

    für die von der SPD hier und heute vorgeschlagene
    sozialpolitische Verbesserung aufzubringen, z. B.
    aus dem Verteidigungshaushalt, der mit allen indirekten Kosten über 80 Milliarden DM ausmacht, z. B. aus dem Bereich der Subventionen für die Landwirtschaft? Wenn wir das politisch wollen, ist das überhaupt kein Problem. Aber Sie sind nicht bereit zu solchen sozialpolitischen Verbesserungen.
    Ganz zum Schluß möchte ich an die Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion die Bitte richten, mit uns gemeinsam zu prüfen, ob sich die GRÜNEN und die SPD nicht im Wege einer Organ- oder Normenkontrollklage gemeinsam an das Bundesverfassungsgericht wenden sollten, um diese skandalöse sozialpolitische Ungleichbehandlung überprüfen zu lassen. Wir sollten nicht nur Krokodilstränen weinen, sondern wir sollten versuchen, gemeinsam die notwendige sozialpolitische Gerechtigkeit für die Trümmerfrauen herzustellen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Heyenn hat den Zeitdruck beklagt, unter dem wir Sozialpolitik betreiben müssen. Ich stimme mit dem Arbeitsministerium in diese Klage ein. Ich verstehe sehr gut, daß der Ausschuß für Arbeit unter einer großen Arbeitsbelastung steht. Nur, Herr Kollege Heyenn, die Frage ist, warum: Weil unsere Vorgänger ihre Hausaufgaben nicht erledigt haben,

    (Beifall bei der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD)

    weil Sie uns so viele Probleme hinterlassen haben. Wenn das Verursacherprinzip gilt, müssen Sie Ihre Klage an Ihre eigene Partei richten.

    (Zurufe von der SPD)

    — Dann sollten Sie sich auch einmal entscheiden, welcher Vorwurf jetzt gilt. Einerseits werfen Sie mir vor, ich sei untätig. Kaum haben Sie Atem geholt, sagen Sie im nächsten Satz, wir legten zu viele Gesetze vor. Was ist denn jetzt?
    Ich glaube in der Tat, wir stehen unter einem großen Handlungszwang, weil auch sozial- und gesellschaftspolitisch noch vieles gelöst werden muß.
    Das Rentenversicherungs-Änderungsgesetz, das wir heute vorlegen, betrifft zwar keine große Zahl von Frauen. Aber wir machen Sozialpolitik nicht erst, wenn Massen betroffen sind. Wir wollen, daß durch die Einführung von Kindererziehungszeiten kein rentenpolitischer Besitzstand gefährdet ist. Die Wege der Rentenversicherung sind so kompliziert, daß offenbar die Gefahr besteht, daß das bei einigen der Fall ist. Das wollen wir mit diesem Gesetz ausschließen.
    Ich bedanke mich dafür, daß wir in dieser Frage — daß der Besitzstand gewahrt bleiben soll — übereinstimmen.



    Bundesminister Dr. Blüm
    Zu den Kindererziehungszeiten selbst: Ich halte sie für den größten rentenpolitischen Durchbruch dieser Legislaturperiode.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn wir in der ganzen Legislaturperiode nichts anderes gemacht hätten, als Kindererziehungszeiten einzuführen — wir haben sehr viel mehr gemacht: die Renten gesichert, die Hinterbliebenenreform durchgeführt, auch für die Frauen die Wartezeit gesenkt, damit sie schon nach fünf Jahren Ansprüche haben; vieles, vieles haben wir gemacht —, würde bereits das allein die Existenz dieser Bundesregierung in Sachen Rentenpolitik rechtfertigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    100 Jahre ist darüber geredet worden; 100 Jahre reden, reden, davon 13 Jahre unter Ihrer Federführung. 100 Jahre lang ist nichts geschehen. Endlich wird die Rentenversicherung ihrem Anspruch gerecht, nämlich daß sie drei Generationen umfaßt, daß die Kinder von heute die Rentenversicherung von übermorgen sichern. Die Kinder von heute sind die Beitragszahler. Insofern ist die Einführung von Kindererziehungszeiten kein Geschenk der Rentenversicherung, sondern endlich die Honorierung dafür, daß der Generationenvertrag auf Kinder und Kindererziehung angewiesen ist. Wer Kinder erzieht, leistet genausoviel, wie jeder Erwerbstätige für die Rentenversicherung leistet.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, mit Ihnen standen wir vor der Frage: Wie führen wir die Anerkennung von Kindererziehungszeiten ein? Da gibt es drei Möglichkeiten.
    Die erste Möglichkeit: für alle, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Daran gibt es doch keinen Zweifel: Sie für alle einzuführen ist die einzig befriedigende Lösung. Ich will doch gar nicht in Zweifel ziehen, daß unsere Lösung nicht alle Wünsche, nicht alle Hoffnungen erfüllt. Für alle: Das wäre die einzig gerechte Lösung gewesen.
    Sie war nicht finanzierbar. Sie kostet auf Anhieb 5 bis 6 Milliarden DM. Herr Mann, wenn Sie sagen, wir sollten dieses Geld beim Verteidigungshaushalt wegnehmen: Ich bin dafür, daß die Mittel beim Verteidigungshaushalt bleiben, damit keine Mutter mehr ihren Sohn in den Krieg schicken muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Für mich ist die Bundeswehr ein Friedenssicherungsinstrument. Nichts ist für die Mütter wie für die Väter wichtiger — noch wichtiger als Kindererziehungszeiten —, als daß der Frieden gesichert bleibt.
    Wenn die 5 bis 6 Milliarden DM nicht vorhanden waren, ergab sich eine zweite Alternative: Wir führen das Kinderjahr nur für diejenigen ein, deren Kinder nach Inkrafttreten des Gesetzes geboren werden. Das sind die Mütter von heute; aber bis die ins Rentenalter kommen, vergehen in der Regel 20 bis 30 Jahre. Das hieße, die Einführung von Kindererziehungszeiten praktisch erst in 20 bis 30 Jahren realisieren. So eine Reform machen wir nicht. Dann bin ich nicht mehr im Amt. Ich bin zwar noch lange im Amt, aber 30 Jahre halte ich für zu lange.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Das wäre eine Reform nur mit Ankündigungen, mit Vertröstungen.
    Dann bleibt eigentlich nur die mittlere Lösung übrig: Wenn nicht für alle und wenn nicht erst für die Kinder, die jetzt geboren werden, dann für die Frauen, die jetzt in Rente gehen. Das ist die mittlere Lösung: für die Frauen, die nach Inkrafttreten des Gesetzes in Rente gehen. Wir mußten das an dem Jahrgang 1921 festmachen. Das sind die heute 65jährigen. Aber auch diejenigen, die schon in Rente sind, aber noch nicht 65 Jahre sind, werden es erhalten, denn sonst käme ja die Ungereimtheit zustande, daß eine 60jährige Mutter Kindererziehungszeiten angerechnet bekommt, während ihre 30jährige Tochter, die eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, weil sie einen Unfall hatte, keine Kindererziehungszeiten erhält. Das ist ganz praktische Sozialpolitik.
    Jetzt frage ich Sie, meine Damen und Herren — gerade die Sozialpolitiker —: Sollten wir es, wenn es nicht für alle geht, um eines abstrakten Gleichheitsbegriffs willen für niemanden einführen? Das wäre dann auch gerecht. Nur, ich frage: Was hätten die Alteren davon, daß die Jüngeren es auch nicht bekommen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Hätten die nur eine Mark mehr? Was ist das für eine weltferne Sozialpolitik? Ich mache das, was jetzt möglich ist. Diejenigen, die immer warten, bis die perfekten Lösungen möglich sind, sind meistens alt geworden, gestorben, haben das nicht erlebt. Das jetzt Mögliche zu tun ist die beste Tradition der Sozialpolitik. Sie hat immer den Schritt unternommen, der jetzt möglich war, auch wenn das Ziel nicht in einem Schritt erreicht wurde. Es ist erforderlich, den Schritt zu machen, der jetzt möglich ist.
    Meine Damen und Herren, hätten Sie 1969 den Schritt gemacht, den wir jetzt machen, dann wäre die Grenze nicht der Jahrgang 1921; dann wäre die Grenze 1905. Sehen Sie, da wären schon ganze Jahrgänge in den Genuß dieser Kindererziehungszeiten gekommen. Die Sozialpolitik war immer an der Kunst des Möglichen orientiert. Sie war nie revolutionär. Die Revolutionäre wollten immer mit einem Schlag alle Probleme lösen. Wenn sie aufgewacht sind, lag die Welt in Trümmern. Sozialpolitik wurde immer Schritt für Schritt betrieben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben über das Babyjahr gesprochen — gesprochen und gesprochen. Ich frage Ihre Generation: Was haben Sie von Ihren Reden gehabt? Selbst wenn Sie es durchgeführt hätten: Ihr Babyjahr war ganz anders konstruiert. Es war als Ausfallzeit für die berufstätigen Frauen gedacht. Bei Ihnen hätten weder die Hausfrauen der Vergangenheit noch die



    Bundesminister Dr. Blüm
    Hausfrauen der Zukunft — überhaupt keine Hausfrau — Kindererziehungszeiten gewährt bekommen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Auch für die Berufstätigen wollten Sie sich — das hat schon meine verehrte Kollegin Adam-Schwaetzer vorgetragen —, weil Sie mit den Mitteln haushalten wollten und obwohl Sie 200 Milliarden DM verteilt hatten, dennoch nur auf die Zukunft beschränken. Sie wollten es von den Rentenversicherungsträgern bezahlen lassen. Wäre das damals Wirklichkeit geworden, hätte die Rentenversicherung inzwischen 18 Milliarden DM zahlen müssen. Sie hätten mit dieser Lösung die Rentenversicherung in den Keller gefahren.
    Zweitens — und das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen —: Sie wollten es als Ausfallzeit und damit von der Rentenhöhe abhängig einführen. Das war Ihr sozialdemokratisches Babyjahr. Mit anderen Worten: große Rente — großes Baby;

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    kleine Rente — kleines Baby. Ja, das war Ihr Reformvorschlag als Lehrmeister unserer Kindererziehungszeiten: für die kleine Rentnerin pro Kind 2,50 DM, für die große Rentnerin über 50 DM. Für uns ist Kind, Kind.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich bleibe dabei: Mich schmerzt es — das will ich nicht in Abrede stellen —, daß wir nicht alles auf einmal tun können. Aber wir bleiben an diesem Problem. Wir zerbrechen uns den Kopf, um es zu lösen. Aber bevor wir uns der Alternative „alles oder nichts" stellen und im Nichts landen, machen wir wenigstens einen Schritt.
    Ich verstehe den Protest der älteren Generation. Wenn sie protestiert hätte, hätte ich das viel besser als alle Proteste um den § 116 verstanden. Ich appelliere an diese Generation, die in ihrem Leben erfahren hat, was Solidarität bedeutet.

    (Zuruf von den GRÜNEN: O Gott!)

    Sonst hätte sie nicht die schweren Kriegszeiten in Luftschutzbunkern überlebt und nicht dieses Land mit ihrer Opfergesinnung ohne Wehleidigkeit aufgebaut.
    Gerade diese Generation soll, an meine Stelle gestellt, die Frage beantworten: Sollen wir, weil wir es für die Großmutter nicht einführen können, die Kindererziehungszeiten den Töchtern und Enkeln auch nicht gönnen? Sollten wir nicht irgendwann einmal anfangen?
    Meine Mutter — das weiß ich; ich brauche sie gar nicht zu fragen — sagt: Schön wäre es, wenn ihr das für alle einführen könntet; aber wenn ihr es nicht für alle einführen könnt, beseitigt wenigstens das Unrecht bei meinen Schwiegertöchtern und Enkelinnen. So denkt meine Mutter.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie versteht nichts von Revolution oder Ideologie;
    sie versteht nur, daß man im Leben nicht alles auf
    einen Schlag erreichen kann, daß man nicht mit dem Kopf durch die Wand kann.
    Wir haben die Weichen neu gestellt und endlich
    — nach 100 Jahren Rentenversicherung — die Leistungen der Mütter zum erstenmal in der Rente anerkannt. Wenn wir Geld haben, werden wir es perfekt machen. Solange wir kein Geld haben, werden wir es Schritt für Schritt machen. Aber wir haben wenigstens damit angefangen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)