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ID1018020500

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    Plenarprotokoll 10/180 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 180. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksachen 10/4406 vom 29. 11. 85 und 10/4414 vom 3. 12. 85 — Haltung der Bundesregierung zu den Vorschlägen bezüglich einer Änderung des § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes DringlAnfr 03.12.85 Drs 10/4414 Frau Fuchs (Köln) SPD Antw BMin Dr. Blüm BMA 13665 B ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 13665 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13666A ZusFr Scharrenbroich CDU/CSU . . . 13666 B ZusFr Heyenn SPD 13666 C ZusFr Feilcke CDU/CSU 13666 D ZusFr Lutz SPD 13667 A ZusFr Dr. Ehrenberg SPD 13667 A ZusFr Dreßler SPD 13667 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 13667 C ZusFr Reimann SPD 13667 C ZusFr Boroffka CDU/CSU 13667 D ZusFr Sieler SPD 13668 A ZusFr Kuhlwein SPD 13668 B ZusFr Dr. Faltlhauser CDU/CSU . . . 13668 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13668 D ZusFr Vogelsang SPD 13669A ZusFr Tatge GRÜNE 13669A ZusFr Horn SPD 13669 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13669 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13669 D ZusFr Paterna SPD 13670 B ZusFr Jagoda CDU/CSU 13670 C ZusFr Bernrath SPD 13670 D ZusFr Dr. Penner SPD 13670 D Umsetzung der Empfehlung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zum Thema Lehrereinstellung/Lehrerarbeitslosigkeit MdlAnfr 1, 2 29.11.85 Drs 10/4406 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMB 13671 A ZusFr Kuhlwein SPD 13671 B ZusFr Vogelsang SPD 13671 D Verstoß von Postwurfsendungen rassistischen Inhalts gegen § 13 Abs. 1 der Postordnung; Recht auf Verweigerung der Verteilung solcher Wurfsendungen durch Briefzusteller MdlAnfr 4, 5 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dann GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 13672 C ZusFr Frau Dann GRÜNE 13672 D Empfehlung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur Umorganisation des Fernmeldebereichs der Bundespost MdlAnfr 6, 7 29.11.85 Drs 10/4406 Bernrath SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13673 B ZusFr Bernrath SPD 13673C ZusFr Paterna SPD 13673 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13674A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Kritik des Sachverständigenrates an der Deutschen Bundespost; Erkenntnisse über Erfahrungen in Großbritannien und in den USA MdlAnfr 8, 9 29.11.85 Drs 10/4406 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13675 B ZusFr Paterna SPD 13675 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13676A ZusFr Bernrath SPD 13676 B Beteiligung der Bundesregierung an der Schaffung eines Zentrums für bildende Kunst in der ehemaligen Blumenhalle in Bonn; Raumangebot an alle Beteiligten außer der Gruppe Klärwerk III MdlAnfr 14, 15 29.11.85 Drs 10/4406 Tatge GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . 13676 C ZusFr Tatge GRÜNE 13677A Erhöhung der Mittel für die Städtebauförderung MdlAnfr 16, 17 29.11.85 Drs 10/4406 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 13677 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13677 B Stillegung bzw. Verkauf des Forschungsschiffes „Meteor"; Reeder des 1986 unter diesem Namen fahrenden neuen Schiffes MdlAnfr 19 29.11.85 Drs 10/4406 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . . . 13678A ZusFr Rusche GRÜNE 13678 B ZusFr Tatge GRÜNE 13678 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13678 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13678 D Finanzielle Situation des Deutschen Literatur-Archivs in Marbach MdlAnfr 25, 26 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw PStSekr Spranger BMI 13679 A ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13679 B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 13679 D ZusFr Baum FDP 13679 D Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs Spranger über das „Dogma der Kohlevorrangpolitik" MdlAnfr 27 29.11.85 Drs 10/4406 Schreiner SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13680 B ZusFr Schreiner SPD 13680 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13680 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 13680 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13681 A Sowjetische Steuerung der Internationalen Ärztevereinigung zur Verhinderung eines Atomkrieges MdlAnfr 28 29.11.85 Drs 10/4406 Horn SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13681 B ZusFr Horn SPD 13681C ZusFr Rusche GRÜNE 13681 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13681 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13682 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13682 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13682 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13682 C ZusFr Dr. Emmerlich SPD 13682 D ZusFr Tatge GRÜNE 13682 D ZusFr Baum FDP 13683A ZusFr Dr. Hirsch FDP 13683 A Investitionszuschüsse für Lärmschutzmaßnahmen an Zivil- und Militärflughäfen in der Lärmschutzzone I; Einbeziehung des Lärmschutzbereichs II MdlAnfr 29 29.11.85 Drs 10/4406 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13683 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13683 C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 13684A Aktuelle Stunde betr. § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes Dr. Vogel SPD 13684 B Scharrenbroich CDU/CSU 13685 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 13686A Cronenberg (Arnsberg) FDP 13687 B Dr. Ehrenberg SPD 13688 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 13689 A Dreßler SPD 13690 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13691 B Dr. Lammert CDU/CSU 13693 C Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13694 D Frau Fuchs (Köln) SPD 13695 D Feilcke CDU/CSU 13696 D Jagoda CDU/CSU 13697 D Nächste Sitzung 13699 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 13701*A Anlage 2 Vereinheitlichung der Normen für ein europa- und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation; kostengerechte Entfernungsstaffelung der Fernmeldegebühren MdlAnfr 10, 11 29.11.85 Drs 10/4406 Liedtke SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 13701* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13665 180. Sitzung Bonn, den 4. Dezember 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein* 4. 12. Dr. Ahrens* 6. 12. Antretter* 6. 12. Berger* 5. 12. Böhm (Melsungen) * 6. 12. Brand 5. 12. Büchner (Speyer) 6. 12. Dr. Corterier** 6. 12. Frau Eid 6. 12. Dr. Enders* 6. 12. Frau Fischer* 6. 12. Gansel* 6. 12. Haase (Fürth)** 6. 12. Hedrich 4. 12. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 6. 12. Dr. Holtz* 6. 12. Immer (Altenkirchen) 6. 12. Jäger (Wangen) * 5. 12. Junghans 6. 12. Frau Kelly* 6. 12. Kittelmann * 6. 12. Dr. Klejdzinski* 6. 12. Klose 6. 12. Dr. Köhler (Wolfsburg) 4. 12. Lenzer* 6. 12. Frau Dr. Lepsius 6. 12. Frau Luuk 6. 12. Dr. Müller** 5. 12. Nagel 6. 12. Neumann (Bramsche) * 6. 12. Frau Pack* 6. 12. Peter (Kassel) 6. 12. Rappe (Hildesheim) 6. 12. Reddemann* 6. 12. Dr. Rumpf* 6. 12. Dr. Scheer* 6. 12. Schily 4. 12. Schlatter 6. 12. Schmidt (München) * 6. 12. Schmidt (Wattenscheid) 6. 12. Schröder (Hannover) 6. 12. Schulte (Unna) * 6. 12. Dr. Soell 5. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 6. 12. Frau Dr. Timm 5. 12. Dr. Todenhöfer 6. 12. Dr. Unland* 6. 12. Verheugen 6. 12. Voigt (Sonthofen) 6. 12. Werner (Dierstorf) 6. 12. Frau Dr. Wex 6. 12. Dr. Wulff* 6. 12. Zierer 6. 12. für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Liedtke (SPD) (Drucksache 10/4406 Fragen 10 und 11): Wie beurteilt die Bundesregierung die Feststellung des Sachverständigenrates in seinem jüngsten Jahresgutachten: „Eine Internationalisierung der Herstellerangebote ist auch deswegen erforderlich, weil sie hilft, über eine damit dringlicher werdende Vereinheitlichung der Normen ein europa-und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zu schaffen"? Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Sachverständigenrates, die Entfernungsstaffel der Fernmeldegebühren sei „zur Zeit nicht kostengerecht", und welche Konsequenzen aus dieser Feststellung sind gegebenenfalls beabsichtigt? Zu Frage 10: Die Bundesregierung unterstützt bereits seit Jahren durch aktive Mitarbeit der Deutschen Bundespost in den dafür vorgesehenen internationalen Gremien jede Möglichkeit zur weiteren Vereinheitlichung der Telekommunikationsdienste und -einrichtungen durch Erarbeitung weiterer Normen bzw. Empfehlungen für diese Bereiche. Durch diese internationalen Standardisierungsarbeiten steht bereits heute ein qualitativ hochwertiges, weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zur Verfügung. Die Öffnung der nationalen Fernmeldemärkte für ausländische Bieter wird von der Bundesregierung angestrebt. Sie wird u. a. durch Anwendung einheitlicher Normen in den Technischen Lieferbedingungen begünstigt. Zu Frage 11: Ich gehe davon aus, daß der Sachverständigenrat unter „Fernmeldegebühren" insbesondere die Fernsprechgebühren versteht. Die Kosten der Fernsprechverbindungen werden immer mehr von der Zeitdauer und immer weniger von der Entfernung bestimmt. Insofern hat die Deutsche Bundespost seit jeher den Weg beschritten, sich durch Abbau der Entfernungsstufen dieser durch die Technik bedingten Entwicklung anzupassen. So hat sie Anfang der siebziger Jahre und durch die Tarifreform des Jahres 80 Tarifzonen abgebaut. Die vier zur Zeit bestehenden Entfernungsstufen stehen zur Korrektur an; sie sind in der Tat nicht mehr kostengerecht getaltet. So weisen die Nahdienst-Tarifzone eine erhebliche Kostenunterdekkung und z. B. die Tarifzone I Kostenüberdeckung auf. Die Deutsche Bundespost beabsichtigt deshalb, die Tarife längerfristig kostenorientiert weiterzuentwickeln.
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    Rede von Hubert Kleinert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Scharrenbroich hat hier von einem politischen Süppchen gesprochen, das an dieser Frage gekocht würde. Herr Scharrenbroich, Ihre politischen Freunde sind es doch, die diese Initiative gestartet haben und die hier an den Kernbestand von Arbeitnehmerrechten heranwollen. Das sind Ihre politischen Freunde, die an dieser Frage ihr politisches Süppchen kochen; das sind die Tatsachen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    Es ist manches schon sehr merkwürdig, was in diesen Tagen abläuft. Da bekennen sich alle möglichen Vertreter der Regierungskoalition treuherzig zum Streikrecht und versichern, niemand wolle dieses verfassungsmäßige Grundrecht in Frage stellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es auch!)

    Aber was passiert denn in der Praxis? Während Sie das so versichern und es wahrscheinlich heute wieder versichern werden, haben Sie seit Monaten daran gearbeitet, das Streikrecht über die Finanzfrage praktisch auszuhebeln; das haben Sie gemacht.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich nenne deshalb das, was Sie hier vortragen, eine Heuchelei, um das hier ganz klar zu sagen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Um eines auch noch einmal festzustellen: Wenn das Wirklichkeit würde, was im Antrag von Koalitionsabgeordneten seit dem Frühjahr auf dem
    Tisch liegt, wenn das Wirklichkeit würde, was die FDP und Herr Bangemann in den letzten Wochen und Monaten immer wieder vorgetragen haben, dann würde sich die soziale Realität der Bundesrepublik grundlegend wandeln. Denn wenn es der Bundesanstalt für Arbeit untersagt würde, Zahlungen an mittelbar vom Streik Betroffene zu leisten, dann stünde das Streikrecht tatsächlich nur noch auf dem Papier. Ich behaupte, Sie wissen das. Ich behaupte weiter, daß manche von Ihnen genau das auch erreichen wollen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Wenn sich jetzt möglicherweise abzuzeichnen scheint, daß die ganz harte Lösung nicht durchgezogen werden soll, sondern daß unter dem in diesem Zusammenhang weiß Gott vernebelndem Wort von der Kompromißlösung eine etwas abgeschwächte Form der Neuregelung durchgesetzt werden soll, dann muß auch dazu klipp und klar gesagt werden: Alles, was an sogenannter Kompromißlösung in dieser Frage vorstellbar ist, wird zu Lasten der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften und ihrer Streikfähigkeit gehen, egal, ob eine Neuregelung so aussehen soll, daß nur in branchenfremden Bereichen gezahlt werden darf, oder ob die Gewerkschaften in einem Verhandlungspaket eine Art Verhaltenskodex akzeptieren sollen. Alles, was hier denkbar ist, ist eine erhebliche Verschlechterung der Position der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften. Ich finde, es ist eine erschütternde Tatsache, daß sich die CDU-Sozialausschüsse in dieser Frage von Anfang an lediglich darauf verlegt haben, hier schlimmere Lösungen zu verhindern, die etwas weichere Linie gegen die knallharte Position des Unternehmerflügels bei Ihnen durchzusetzen. Ich finde, das ist eine schlimme Tatsache, und ich finde es erschütternd, welche politische Linie der IG-Metall-Kollege Blüm hier mit durchsetzen will.
    Meine Damen und Herren, es stellt sich die Frage, in welchem Zusammenhang diese ganzen Maßnahmen stehen. Dazu sage ich folgendes:
    Hintergrund der ganzen Diskussion ist doch nicht die Sorge, daß sich die Arbeitgeberseite in künftigen Streikauseinandersetzungen nicht mehr zur Wehr setzen könnte — das ist angesichts der sozialen Realität in der Bundesrepublik doch ein Aberwitz! —, Hintergrund ist etwas ganz anderes: Nach drei Jahren Kohl-Regierung ist nämlich die Zahl derjenigen angewachsen, die sich von der so- genannten Wende mehr als Umverteilung, als Kürzungsmaßnahmen auf sozialpolitischem Gebiet und eine massive Begünstigung von Wirtschaftsinteressen versprochen hatten.

    (Hornung [CDU/CSU]: Von Ihnen hatten sie sich mehr versprochen!)

    Jetzt geht es auch darum, in der Gesellschaftspolitik massiv zuzuschlagen. Sie wollen das gesellschaftliche Kräfteverhältnis in der Bundesrepublik zugunsten der Unternehmerseite und der Konservativen verschieben, und Sie wollen alle potentiellen Störenfriede an die Wand drücken. Deshalb
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13687
    Kleinert (Marburg)

    geht es jetzt an den Kernbestand von Arbeitnehmerrechten!

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Das hat beim Beschäftigungsförderungsgesetz angefangen; das wird bei den Planungen zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes fortgesetzt. Es findet seinen deutlichsten Ausdruck in der heute diskutierten Frage. Sie nehmen bewußt eine Strategie in Kauf, die zum Ergebnis haben würde, daß die Sozialverfassung der Bundesrepublik auf englische oder amerikanische Vorbilder hinsteuert, meine Damen und Herren. Dagegen ist Widerstand notwendig.

    (Hornung [CDU/CSU]: Widerstand, das ist Ihr Schlagwort!)

    Nicht die Einschränkung gewerkschaftlicher Streikfähigkeit, sondern die Verbesserung von Arbeitnehmerrechten steht auf der Tagesordnung.
    Deshalb fordern wir GRÜNE auch an dieser Stelle das gesetzliche Verbot der Aussperrung.
    Ich sage zum Schluß: Auf jeden Fall muß eine Verschlechterung durch eine Änderung des § 116 AFG abgewendet werden. Wir GRÜNEN werden uns allen diesen Plänen widersetzen, und wir werden Widerstand und Protest dagegen unterstützen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Cronenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Kleinert, die uns unterstellten Motive sind falsch. Ich kann nur sagen: Irrtum, Euer Ehren! — Niemand kann ernsthaft leugnen, daß im Zusammenhang mit § 116 AFG, nachdem bei den letzten Streiks die Minimax-Methode angewandt worden ist, Handlungsbedarf besteht. § 116 AFG und die entsprechenden Anordnungen der Bundesanstalt sind offensichtlich nicht klar genug gefaßt worden. Insoweit, Kollege Dr. Vogel, hat sich das geltende Recht eben nicht bewährt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Das stimmt doch nicht, Herr Cronenberg! Es gibt doch Entscheidungen!)

    — Die unterschiedlichen Auslegungen, Frau Kollegin Fuchs, sind Ihnen bekannt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Das machen bei uns die Gerichte! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir sind nachhaltig der Meinung, daß die Spielregeln für Arbeitskämpfe und sich aus den Arbeitskämpfen ergebende Folgen im Interesse beider Seiten klar und unmißverständlich geregelt werden müssen.

    (Beifall bei der FDP)

    Verehrte Kollegen, es ist den Tarifvertragsparteien nicht zuzumuten, daß sie im Falle des Streiks oder der Aussperrung nicht genau wissen, in welchem Umfang und an wen Leistungen erbracht werden müssen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Unsinn! — Reimann [SPD]: Das haben doch die Gerichte geklärt!)

    Das ist ein Beitrag zum sozialen Frieden und nicht das Gegenteil, Herr Kollege Vogel.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir sind davon ausgegangen, daß das Gesetz und die Anordnungen klar waren. Wir haben uns geirrt.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Erst rufen Sie Unsicherheit hervor, und dann beklagen Sie sich! Heuchelei!)

    Der Gesetzgeber ist nunmehr aufgerufen, diese Klarstellung wie auch immer vorzunehmen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Weil es Ihnen nicht paßt!)

    Unsere Positionen, meine Damen und Herren, sind klar. Ich möchte sie stichwortartig wiederholen.
    Erstens. Herr Kollege Kleinert, es ist keine Heuchelei, sondern meine ehrliche Überzeugung: Wir wollen nicht an dem Streikrecht und an dem Recht zur Aussperrung irgend etwas ändern.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Alle gegenteiligen Äußerungen sind böswillig.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zweitens. Wir halten es für unerläßlich, die Neutralität der Bundesanstalt zu gewährleisten. Mit Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern darf weder eine Streikkasse noch ein Solidaritätsfonds der Arbeitgeber finanziert werden. Ich empfehle Ihnen, Herr Kollege Kleinert, gucken Sie mal ins Gesetz, was in § 116 steht; dann würden Sie das erkennen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Drittens. Wir halten es für unerläßlich, daß der Gesetzgeber seinen Willen in unmißverständlicher Form zum Ausdruck bringt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Durch unbestimmte Rechtsbegriffe?)

    Viertens. Wir wünschen, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer die für Streik und Aussperrung festgelegten Spielregeln akzeptieren und respektieren.
    So gesehen, verehrte Kollegen von der SPD, fand ich diese Diskussion heute nicht hilfreich. Der sich anbahnende Konsens, die gemeinsame Beurteilung in den Gesprächen kann durch eine solche Debatte gestört werden. Ich meine, daß im Interesse aller diese zunächst durchaus positiv angelaufenen Gespräche gefördert und nicht gestört werden sollten.

    (Beifall bei der FDP)

    Insofern kann ich nur bitten, nicht das zu tun, Kollege Dr. Vogel, was Sie uns unterstellen. Wir wollen keinen Wind säen, ganz im Gegenteil.

    (Widerspruch bei der SPD)

    13688 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985
    Cronenberg (Arnsberg)

    Wer die Situation objektiv beurteilt, der kann damit doch keinen Sturm erzeugen.
    Meine Bitte, meine Aufforderung, an Sie ist: Leisten Sie, wo die Gespräche jetzt laufen, einen sinnvollen Beitrag, daß möglichst weitgehender Konsens in diesen Gesprächen erzielt wird. Das ist die beste Voraussetzung, daß beide Seiten die Spielregeln anerkennen können und der Streit, der jetzt vor Gerichten ausgetragen wird, in Zukunft vermieden wird.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Frommer Wunsch!)

    Das ist ein unterstützenswertes Anliegen, worum ich auch diese Seite des Hauses sehr ernsthaft bitte.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)