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    Plenarprotokoll 10/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Freitag, den 29. November 1985 Inhalt: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101, 10/4151 bis 10/4178, 10/4180, 10/4327 — in Verbindung mit Unterrichtung über die in zweiter Beratung beschlossenen Änderungen zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1986 — Drucksache 10/4402 — Brandt SPD 13625 B Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13630,D Kleinert (Marburg) GRÜNE 13637 A Hoppe FDP 13639 B Walther SPD 13642 A Echternach CDU/CSU 13647 C Brandt SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13650 D Suhr GRÜNE 13651 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 13652 D Dr. Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13658 D Namentliche Abstimmung 13660 C Nächste Sitzung 13662 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 13663* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 13663* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1985 13625 179. Sitzung Bonn, den 29. November 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Egert 29. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Dr. Faltlhauser 29. 11. Feilcke 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Glotz 29. 11. Grünbeck 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 29. 11. Hiller (Lübeck) 29. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Klose 29. 11. Dr. Köhler (Duisburg) 29. 11. Dr. Kreile 29. 11. Lambinus 29. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Link (Diepholz) 29. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Poß 29. 11. Reuschenbach 29. 11. Schlaga 29. 11. Schmidt (Hamburg) 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Schröder (Hannover) 29. 11. Dr. Solms 29. 11. Tillmann 29. 11. Tischer 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Vahlberg 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. Frau Zutt 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident des Bundesrates hat mit Schreiben vom 29. November 1985 mitgeteilt, daß der Bundesrat in seiner Sitzung am Anlagen zum Stenographischen Bericht 29. November 1985 gemäß § 5 Abs. 1 des Bundesrechnungshofgesetzes den Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofes Dr. Heinz Günther Zavelberg zum Präsidenten des Bundesrechnungshofes und den Direktor beim Bundesrechnungshof Ernst Heuer zum Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofes gewählt hat. Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 1 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch die Delegation der Gruppe der Bundesrepublik Deutschland in der Interparlamentarischen Union über die 74. Interparlamentarische Konferenz vom 2. bis 7. September 1985 in Ottawa (Drucksache 10/4106) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu der Kontrolle der Anwendung des Gemeinschafts- rechts durch die Mitgliedstaaten (Drucksache 10/4206) zuständig: Rechtsausschuß Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Vierter Bericht und Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage des Beitritts von Spanien und Portugal zur Europäischen Gemeinschaft (Drucksache 10/2075) Der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen hat mit Schreiben vom 21. Januar 1985 unter Bezugnahme auf § 17 Abs. 5 Postverwaltungsgesetz den Voranschlag der Deutschen Bundespost für das Rechnungsjahr 1985 übersandt. Der Voranschlag liegt im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus. Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über eine vorbereitende Aktion für ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Telekommunikationstechnologien Forschung und Entwicklung im Bereich der fortgeschrittenen Kommunikationstechnologien für Europa (R&D in Advanced Communicationstechnologies for Europe (RACE) - KOM (85) 113 endg. - EG-Dok. Nr. 5876/85 - (Drucksachen 10/3352 Nr. 17, 10/3561) Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein Drittes Fünfjahresprogramm (1985 bis 1989) zur Bewirtschaftung und Lagerung radioaktiver Abfälle (Aktionsprogramm für die Forschung im Bereich der Kernspaltungsenergie) - KOM (84) 231 endg. - EG-Dok. Nr. 6907/84 - (Drucksache 10/1691 Nr.21) Die Kernindustrie in der Gemeinschaft Hinweisendes Nuklearprogramm gemäß Artikel 40 EURATOM-Vertrag 1984 - KOM (84) 653 endg. - EG-Dok. Nr. 11001/84 - (Drucksachen 10/3228 Nr. 9, 10/3367) Der Vorsitzende des Finanzausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festlegung bestimmter Regeln über indirekte Steuern, die den Verbrauch von alkoholischen Getränken belasten - KOM (85) 150 endg. - 13664* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1985 Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Harmonisierung der Verbrauchsteuern auf aufgespriteten Wein und ähnliche Erzeugnisse — KOM (85) 151 endg. — EG-Dok. Nr. 6374/85 — (Drucksache 10/3482 Nr. 6) Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über Elternurlaub und Urlaub aus familiären Gründen — EG-Dok. Nr. 11118/83 — (Drucksache 10/873 Nr. 32) Entwurf für eine Verordnung des Rates zur Durchführung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte im Frühjahr 1986 — KOM (85) 226 endg. — EG-Dok. Nr. 7102/85 — (Drucksache 10/3592 Nr. 12) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2950/83 zur Anwendung des Beschlusses 83/516/EWG über die Aufgaben des Europäischen Sozialfonds — KOM (85) 451 endg. — Ratsdok. Nr. 8762/85 — (Drucksache 10/3909 Nr. 11) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Durchführung des Beschlusses Nr. 3/80 des Assoziationsrates EG/Türkei über die Anwendung der Systeme der sozialen Sicherheit der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften auf türkische Arbeitnehmer und deren Familienangehörige innerhalb der Gemeinschaft — EG-Dok. Nr. 4989/83 — (Drucksache 10/92 Nr. 25) Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1/85 zur Festlegung der vorläufig zulässigen Gesamtfangmengen und bestimmter Fangbedingungen hinsichtlich der zulässigen Gesamtfangmengen für bestimmte Fischbestände oder Bestandsgruppen für 1985 — KOM (85) 179 endg. — EG-Dok. Nr. 6427/85 — (Drucksache 10/3406 Nr. 5) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festlegung einer Mindestmaschenöffnung für die Fischerei auf Lodde im Bereich des Übereinkommens über die Fischerei im Nordostatlantik außerhalb der Seegewässer unter der Fischereigerichtsbarkeit der Vertragsparteien des Übereinkommens — KOM (85) 195 endg. — EG-Dok. Nr. 6721/85 — (Drucksache 10/3534 Nr. 3) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung der Gemeinschaftsbeteiligung an der Finanzierung der Maßnahmen zum Ausgleich des Rückgangs des Agrareinkommens als Folge des Abbaus der niederländischen positiven Währungsausgleichsbeträge — KOM (85) 241 endg. — EG-Dok. Nr. 6906/85 — (Drucksache 10/3534 Nr. 4) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Aufteilung der Fangquoten der Gemeinschaft in den grönländischen Gewässern im Jahr 1985 — KOM (85) 78 endg. — EG-Dok. Nr. 5365/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 4) Empfehlung einer Verordnung (EWG) des Rates über den Abschluß des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Portugiesischen Republik über zubereitete oder haltbar gemachte Tomaten der Tarifstelle 20.02 C des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 111 endg. — EG-Dok. Nr. 5863/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 5) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte Aale der Tarifstelle ex 03.01 A II des Gemeinsamen Zolltarifs (1. Juli 1985 bis 30. Juni 1986) — KOM (85) 124 endg. — EG-Dok. Nr. 5860/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 6) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Kirschen, in Alkohol eingelegt, zur Herstellung von Schokoladewaren, Tarifstelle ex 20.06 B I e) 2 bb) des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 117 endg. — EG-Dok. Nr. 5851/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 7) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Portweine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Madeira-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Moscatel-de-Setubal-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) — KOM (85) 107 endg. — EG-Dok. Nr. 5743/85 (Drucksache 10/3275 Nr. 9) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in der Türkei — KOM (85) 115 endg. — EG-Dok. Nr. 5527/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 10) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag der Kommission an den Rat zur Festsetzung des Schemas der Allgemeinen Präferenzen der Gemeinschaft für 1986 — KOM (85) 425 endg. — Ratsdok. Nr. 8489/85 — (Drucksache 10/3909 Nr. 1) Entwurf eines Beschlusses des Rates über die Assoziation der überseeischen Länder und Gebiete mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Entwurf eines Beschlusses der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl über die Handelsregelung zwischen der Gemeinschaft und den assoziierten überseeischen Ländern und Gebieten für die unter die EGKS fallenden Waren — KOM (85) 193 endg. — EG-Dok. Nr. 6436/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 1) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte in Spanien raffinierte Erdölerzeugnisse des Kapitels 27 des Gemeinsamen Zolltarifs (1986) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für andere Gewebe aus Baumwolle der Tarifnummer 55.09 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Spanien (1986) — KOM (85) 410 endg. — EG-Dok. Nr. 8660/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 2) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3439/80 über die Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren bestimmter Polyestergarne mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — KOM (85) 464 endg. — EG-Dok. Nr. 8690/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 3)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich will auf den strittigen Punkt eingehen. Ihre Anmerkungen bezogen sich ja eindeutig auf die Kritik, die Heiner Geißler in Verbindung mit der Verleihung



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    des Friedensnobelpreises an einen der beiden Vorsitzenden des Ärztekomitees, den stellvertretenden sowjetischen Gesundheitsminister Tschasow, geübt hat. Herr Tschasow, Professor, ist einer der beiden Vorsitzenden des in Oslo auszuzeichnenden Ärztekomitees gegen Atomkrieg. Aber, Herr Kollege Brandt, Sie können es nicht aus der Welt schaffen, daß dieser Herr Tschasow Mitunterzeichner eines der diffamierenden, Andrej Sacharow in seiner Existenz bedrohenden Dokumente kommunistischer Verfolgung gewesen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn wir in der Diskussion über Menschenrechte, die Sie hier eingeführt haben, darüber nachdenken, wer denn von den Verfolgten — es gibt ja erschreckend viele in unserer Zeit — in seiner Lebensleistung, in seiner Haltung, in seiner wissenschaftlichen und menschlichen Integrität höchste Bewunderung verdient, dann werden viele von uns gemeinsam Andrej Sacharow zu den ersten zählen. Ich sage das ausdrücklich als meine eigene Position.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dieses Dokument mit der Unterschrift des Herrn Tschasow ist ein bedrückendes, ein schlimmes Dokument, denn es war ja die Einleitung zu dieser unglaublichen Kampagne der Einschüchterung, Unterdrückung und Verbannung bis hin zur Bedrohung der persönlichen Existenz Sacharows und seiner Frau. Man muß auch wissen, daß andere Mitglieder der sowjetischen Akademie der Wissenschaften es abgelehnt haben, dieses Dokument zu unterzeichnen, was diese nicht näher zu nennenden Mitglieder im Gegensatz zu Herrn Tschasow ehrt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Tschasow ist einer der beiden internationalen Vorsitzenden der auszuzeichnenden und zu ehrenden Organisation. Aber er ist auch stellvertretender Gesundheitsminister der Sowjetunion, einer der hohen staatlichen Funktionäre dieses Landes. Zu den führenden Mitgliedern der sowjetischen Sektion gehört Herr Wotanjan, der nach den Erklärungen der führenden deutschen Ärzte auf diesem Gebiet unmittelbare Mitverantwortung für die grausame Methode, Bürgerrechtler in der Sowjet-. union in psychiatrische Anstalten einzuweisen, trägt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Sie müssen es Heiner Geißler und uns und vielen anderen erlauben, daß wir Zweifel an der Weisheit der Entscheidung äußern, Herrn Tschasow mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Brandt, wir stehen mit dieser Haltung nicht so alleine, wie Sie meinen.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Ich lese in der norwegischen Zeitung „Aftenposten", daß die Ihnen persönlich ja sehr gut bekannte langjährige Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, die sozialdemokratische Politikerin Frau Aase Lionnes
    folgendes erklärt hat: Sie werde nicht an dieser Preisverleihung, sondern am gleichen Tag an einem Schweigemarsch zu Ehren Andrej Sacharows teilnehmen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Abg. Mann [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Ich persönlich halte das für eine gut begründete Entscheidung.

    (Mann [GRÜNE]: Ich melde mich zu einer Zwischenfrage! Das ist mein gutes Recht!)

    — Und ich nehme die Zwischenfrage nicht an. — Nein, natürlich nicht.


Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Mann, der Bundesminister läßt keine Zwischenfrage zu. Nehmen Sie das zur Kenntnis!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, ich lasse keine Zwischenfrage zu.

    (Mann [GRÜNE]: Sie sind ein Feigling! — Weitere anhaltende Zurufe von den GRÜNEN und der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU: Setzen! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    — Entschuldigen Sie, ich diskutiere zur Zeit mit dem Parteivorsitzenden der SPD, dem Herrn Kollegen Brandt.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Verleumden, aber keine Diskussion! — Mann [GRÜNE]: Das ist eine Kalte-Kriegs-Rede, die Sie hier halten!)

    Dieses Verhalten einer der hervorragendsten sozialdemokratischen Politikerinnen Norwegens, vieler Bürger Norwegens und vieler in anderen Ländern zeigt, daß Heiner Geißler seine kritischen Fragen und Anmerkungen hier zu Recht gemacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Es wäre gut, wenn auch die führenden deutschen Ärzte in diesem Komitee — so Herr Professor Richter, der sich durch maßlose Attacken gegen Heiner Geißler disqualifiziert — ihre Position noch einmal bedenken würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Rusche [GRÜNE]: Sie disqualifizieren sich selbst!)

    Lassen Sie mich im letzten Teil meiner Ausführungen doch noch einmal auf einige finanzpolitische Fragen zurückkommen.

    (Mann [GRÜNE]: Das ist auch viel besser! Sehr gut! — Weitere lebhafte Zurufe von den GRÜNEN)

    — Ich verstehe Ihren Zustand der hochgradigen Erregung nicht. Sie haben hier so maßlos gegen uns polemisiert, daß Sie doch auch einmal einige harte Zurechtweisungen hinnehmen müssen, auch wenn



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Sie sie nicht billigen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN.

    (Zurufe von der CDU/CSU und den GRÜNEN)

    Ich sagte schon, daß das Land Nordrhein-Westfalen und seine Regierung in dieser Debatte ja in mehrfacher Hinsicht eine Rolle gespielt haben. Ich habe schon den Beitrag von Herrn Posser erwähnt, der die Sorgen und Nöte dieses einstmals so wirtschafts- und finanzstarken Landes hier vorgetragen hat. Zur Begründung hat Herr Posser erklärt, er sage das im Deutschen Bundestag, weil der Bundestag für die Einnahmen der Länder zuständig sei. Das ist formal, verfassungsrechtlich richtig, aber tatsächlich ist es nur eine Teilwahrheit. Denn die Einnahmen der Länder und Gemeinden sind ja auch Ausdruck der regionalen Wirtschaftskraft und damit der Bilanz der Landespolitik im Guten oder Schlechten über längere Zeiträume hinweg. Diese Bilanz ist in den ökonomischen Daten und finanziellen Auswirkungen für Nordrhein-Westfalen leider außerordentlich ungünstig, ja schlecht. Das ist ein weiterer Grund, warum wir hier gern einmal mit Herrn Johannes Rau diskutieren möchten, Herr Kollege Brandt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Nun spielen immer wieder das Thema der BundLänder-Beziehungen in finanzwirtschaftlichen Fragen und natürlich der Länderfinanzausgleich eine entscheidende Rolle. Zum erstenmal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland klagen sieben Länder gegen den Gesetzgeber — aber im Grunde gegeneinander — in den Fragen des Länderfinanzausgleichs vor dem Bundesverfassungsgericht. Ich bedaure das als ein Politiker, der j a viele Jahre Verantwortung im Bereich der Länder getragen hat.

    (Zuruf des Abg. Mann [GRÜNE])

    Ich finde nicht, daß das eine Sternstunde des Föderalismus ist. Ich hätte es vorgezogen, wenn die Länder auch nach 1982 zu einer politischen Verständigung in der Frage des Finanzausgleichs gekommen wären. Sie werden es nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts sicher gemeinsam mit uns tun müssen.
    Ich persönlich bin auch davon überzeugt, daß eine Intensivierung, eine Verstärkung des Länderfinanzausgleichs notwendig ist.

    (Zustimmung des Abg. Mann [GRÜNE])

    Ich sage das im Interesse der finanzschwächeren Länder insgesamt.

    (Zuruf des Abg. Walther [SPD])

    — Ich gehe jetzt nicht auf die Einzelheiten ein, Herr Kollege Walther.
    Ich will auch hervorheben, daß diese Bundesregierung ihren Beitrag zur Ausgleichsfunktion leistet.

    (Zuruf von der SPD: Nein!)

    Wir werden in dem jetzt zur Abstimmung anstehenden Haushalt 1,74 Milliarden DM allein an Bundesergänzungszuweisungen den finanzschwächeren Ländern übertragen.
    Ich muß natürlich schon daran erinnern, daß wenige Monate vor dem Regierungswechsel die Position der damaligen sozialdemokratischen Bundesregierung — meiner Vorgänger Lahnstein und Matthöfer und des Bundeskanzlers Helmut Schmidt — war, die Bundesergänzungszuweisungen auf ein Drittel, allenfalls auf 50 % der heutigen Größenordnung drastisch abzubauen.
    Ich sage dies im Anschluß an die Rede von Herrn Posser auch im Deutschen Bundestag, weil das sehr oft in Vergessenheit gerät, wenn man die Ausführungen von Herrn Lafontaine, Herrn Wedemeier und anderer in sozialdemokratisch bestimmten Landesparlamenten hört.
    Nein, wir sind für eine länderfreundliche Politik. Aber niemand kann in einem Bundesstaat den einzelnen Ländern die letzte Verantwortung für ihre Haushalte abnehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unsere längerfristigen Ziele sind deutlich geworden: eine Rückführung der Steuer- und Abgabenbelastung für die Bürger, vor allem für die arbeitenden Menschen; mehr Freiraum für persönliche Verantwortung und Initiative und deshalb, Herr Kollege Wieczorek, eine Zurückführung der gefährlich überhöhten Staatsquote.
    Das ist die Voraussetzung für mehr Krisenfestigkeit, aber nicht, wie Herr Wieczorek meinte, eine Gefährdung des sozialen Friedens. Den sozialen Frieden gefährdet, wer die finanziellen und wirtschaftlichen Grundlagen unseres Landes wieder schwächen will und letzten Endes in Frage stellt. Dieser Zusammenhang ist untrennbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben keinen Anlaß zur Selbstgefälligkeit. Wir haben das hier auch nicht gezeigt. Kein Ansatz von Selbstgefälligkeit ist bei uns erkennbar.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Aber wir glauben, daß wir nach einer guten Zwischenbilanz, vor allem durch die Leistung der Menschen der Bundesrepublik Deutschland, durch die Leistung der arbeitenden Menschen, Zuversicht haben können, die Probleme der Zukunft zu meistern.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)