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ID1017902000

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    Plenarprotokoll 10/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Freitag, den 29. November 1985 Inhalt: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101, 10/4151 bis 10/4178, 10/4180, 10/4327 — in Verbindung mit Unterrichtung über die in zweiter Beratung beschlossenen Änderungen zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1986 — Drucksache 10/4402 — Brandt SPD 13625 B Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13630,D Kleinert (Marburg) GRÜNE 13637 A Hoppe FDP 13639 B Walther SPD 13642 A Echternach CDU/CSU 13647 C Brandt SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13650 D Suhr GRÜNE 13651 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 13652 D Dr. Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13658 D Namentliche Abstimmung 13660 C Nächste Sitzung 13662 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 13663* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 13663* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1985 13625 179. Sitzung Bonn, den 29. November 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Egert 29. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Dr. Faltlhauser 29. 11. Feilcke 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Glotz 29. 11. Grünbeck 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 29. 11. Hiller (Lübeck) 29. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Klose 29. 11. Dr. Köhler (Duisburg) 29. 11. Dr. Kreile 29. 11. Lambinus 29. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Link (Diepholz) 29. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Poß 29. 11. Reuschenbach 29. 11. Schlaga 29. 11. Schmidt (Hamburg) 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Schröder (Hannover) 29. 11. Dr. Solms 29. 11. Tillmann 29. 11. Tischer 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Vahlberg 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. Frau Zutt 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident des Bundesrates hat mit Schreiben vom 29. November 1985 mitgeteilt, daß der Bundesrat in seiner Sitzung am Anlagen zum Stenographischen Bericht 29. November 1985 gemäß § 5 Abs. 1 des Bundesrechnungshofgesetzes den Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofes Dr. Heinz Günther Zavelberg zum Präsidenten des Bundesrechnungshofes und den Direktor beim Bundesrechnungshof Ernst Heuer zum Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofes gewählt hat. Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 1 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch die Delegation der Gruppe der Bundesrepublik Deutschland in der Interparlamentarischen Union über die 74. Interparlamentarische Konferenz vom 2. bis 7. September 1985 in Ottawa (Drucksache 10/4106) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu der Kontrolle der Anwendung des Gemeinschafts- rechts durch die Mitgliedstaaten (Drucksache 10/4206) zuständig: Rechtsausschuß Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Vierter Bericht und Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage des Beitritts von Spanien und Portugal zur Europäischen Gemeinschaft (Drucksache 10/2075) Der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen hat mit Schreiben vom 21. Januar 1985 unter Bezugnahme auf § 17 Abs. 5 Postverwaltungsgesetz den Voranschlag der Deutschen Bundespost für das Rechnungsjahr 1985 übersandt. Der Voranschlag liegt im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus. Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über eine vorbereitende Aktion für ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Telekommunikationstechnologien Forschung und Entwicklung im Bereich der fortgeschrittenen Kommunikationstechnologien für Europa (R&D in Advanced Communicationstechnologies for Europe (RACE) - KOM (85) 113 endg. - EG-Dok. Nr. 5876/85 - (Drucksachen 10/3352 Nr. 17, 10/3561) Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein Drittes Fünfjahresprogramm (1985 bis 1989) zur Bewirtschaftung und Lagerung radioaktiver Abfälle (Aktionsprogramm für die Forschung im Bereich der Kernspaltungsenergie) - KOM (84) 231 endg. - EG-Dok. Nr. 6907/84 - (Drucksache 10/1691 Nr.21) Die Kernindustrie in der Gemeinschaft Hinweisendes Nuklearprogramm gemäß Artikel 40 EURATOM-Vertrag 1984 - KOM (84) 653 endg. - EG-Dok. Nr. 11001/84 - (Drucksachen 10/3228 Nr. 9, 10/3367) Der Vorsitzende des Finanzausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festlegung bestimmter Regeln über indirekte Steuern, die den Verbrauch von alkoholischen Getränken belasten - KOM (85) 150 endg. - 13664* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1985 Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Harmonisierung der Verbrauchsteuern auf aufgespriteten Wein und ähnliche Erzeugnisse — KOM (85) 151 endg. — EG-Dok. Nr. 6374/85 — (Drucksache 10/3482 Nr. 6) Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über Elternurlaub und Urlaub aus familiären Gründen — EG-Dok. Nr. 11118/83 — (Drucksache 10/873 Nr. 32) Entwurf für eine Verordnung des Rates zur Durchführung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte im Frühjahr 1986 — KOM (85) 226 endg. — EG-Dok. Nr. 7102/85 — (Drucksache 10/3592 Nr. 12) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2950/83 zur Anwendung des Beschlusses 83/516/EWG über die Aufgaben des Europäischen Sozialfonds — KOM (85) 451 endg. — Ratsdok. Nr. 8762/85 — (Drucksache 10/3909 Nr. 11) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Durchführung des Beschlusses Nr. 3/80 des Assoziationsrates EG/Türkei über die Anwendung der Systeme der sozialen Sicherheit der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften auf türkische Arbeitnehmer und deren Familienangehörige innerhalb der Gemeinschaft — EG-Dok. Nr. 4989/83 — (Drucksache 10/92 Nr. 25) Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1/85 zur Festlegung der vorläufig zulässigen Gesamtfangmengen und bestimmter Fangbedingungen hinsichtlich der zulässigen Gesamtfangmengen für bestimmte Fischbestände oder Bestandsgruppen für 1985 — KOM (85) 179 endg. — EG-Dok. Nr. 6427/85 — (Drucksache 10/3406 Nr. 5) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festlegung einer Mindestmaschenöffnung für die Fischerei auf Lodde im Bereich des Übereinkommens über die Fischerei im Nordostatlantik außerhalb der Seegewässer unter der Fischereigerichtsbarkeit der Vertragsparteien des Übereinkommens — KOM (85) 195 endg. — EG-Dok. Nr. 6721/85 — (Drucksache 10/3534 Nr. 3) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung der Gemeinschaftsbeteiligung an der Finanzierung der Maßnahmen zum Ausgleich des Rückgangs des Agrareinkommens als Folge des Abbaus der niederländischen positiven Währungsausgleichsbeträge — KOM (85) 241 endg. — EG-Dok. Nr. 6906/85 — (Drucksache 10/3534 Nr. 4) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Aufteilung der Fangquoten der Gemeinschaft in den grönländischen Gewässern im Jahr 1985 — KOM (85) 78 endg. — EG-Dok. Nr. 5365/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 4) Empfehlung einer Verordnung (EWG) des Rates über den Abschluß des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Portugiesischen Republik über zubereitete oder haltbar gemachte Tomaten der Tarifstelle 20.02 C des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 111 endg. — EG-Dok. Nr. 5863/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 5) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte Aale der Tarifstelle ex 03.01 A II des Gemeinsamen Zolltarifs (1. Juli 1985 bis 30. Juni 1986) — KOM (85) 124 endg. — EG-Dok. Nr. 5860/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 6) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Kirschen, in Alkohol eingelegt, zur Herstellung von Schokoladewaren, Tarifstelle ex 20.06 B I e) 2 bb) des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 117 endg. — EG-Dok. Nr. 5851/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 7) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Portweine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Madeira-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Moscatel-de-Setubal-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1985/86) — KOM (85) 107 endg. — EG-Dok. Nr. 5743/85 (Drucksache 10/3275 Nr. 9) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in der Türkei — KOM (85) 115 endg. — EG-Dok. Nr. 5527/85 — (Drucksache 10/3275 Nr. 10) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag der Kommission an den Rat zur Festsetzung des Schemas der Allgemeinen Präferenzen der Gemeinschaft für 1986 — KOM (85) 425 endg. — Ratsdok. Nr. 8489/85 — (Drucksache 10/3909 Nr. 1) Entwurf eines Beschlusses des Rates über die Assoziation der überseeischen Länder und Gebiete mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Entwurf eines Beschlusses der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl über die Handelsregelung zwischen der Gemeinschaft und den assoziierten überseeischen Ländern und Gebieten für die unter die EGKS fallenden Waren — KOM (85) 193 endg. — EG-Dok. Nr. 6436/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 1) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte in Spanien raffinierte Erdölerzeugnisse des Kapitels 27 des Gemeinsamen Zolltarifs (1986) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für andere Gewebe aus Baumwolle der Tarifnummer 55.09 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Spanien (1986) — KOM (85) 410 endg. — EG-Dok. Nr. 8660/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 2) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3439/80 über die Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren bestimmter Polyestergarne mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — KOM (85) 464 endg. — EG-Dok. Nr. 8690/85 — (Drucksache 10/3827 Nr. 3)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rudi Walther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Am Ende einer langen Woche der Debatten um den Bundeshaushalt 1986 ist es eine von mir gern wahrgenommene Pflicht, all denen herzlich zu danken, die in den letzten Wochen und Monaten mitgeholfen haben, die Beratungen des Ausschusses mit ihrem Sachverstand und mit ihrer Zuarbeit hilfreich zu begleiten.
    Ich nenne an erster Stelle die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Ausschußsekretariats, ohne deren tätige und ausdauernde Mithilfe bis in die späten Abendstunden wir ebenso hilflos gewesen wären wie ohne die Mit- und Zuarbeit der fach- und sachkundigen Beamten des Bundesfinanzministeriums und der Fachministerien.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Ihnen gebührt auch an dieser Stelle unser herzlicher Dank.
    In diesen Dank möchte ich die Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung einbeziehen, die dafür gesorgt haben, daß die umfangreichen und zum Teil auch komplizierten Beschlußvorlagen des Ausschusses rechtzeitig alle Abgeordneten erreicht haben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Alljährlich erfordern die Haushaltungsberatungen im Haushaltsausschuß einen unglaublichen Zeitaufwand, der sich nicht nur in vielstündigen Sitzungen niederschlägt, sondern auch in den vielen vorbereitenden Berichterstatter- und Gruppenberatungen. In den letzten Monaten wird für die Ausschußmitglieder der Sitzungssaal mit seinem ghettohaften Charakter zu einer zweiten, wenn auch etwas ungeliebten Heimat. Das, was sonst im Bundestag geschieht, läuft weitgehend an uns vorbei. Dies erfordert deshalb nicht nur physische Anwesenheit, sondern bedeutet gelegentlich auch starken psychischen Druck aus jedweder Richtung.
    Deshalb habe ich allen Grund, allen Mitgliedern unseres Ausschusses dafür Dank zu sagen, daß sie bei aller Leidenschaftlichkeit und bei den geschilderten sachlichen Schwierigkeiten das menschliche Miteinander nicht ganz vergessen haben. Das, was Frau Kollegin Berger in der letzten Sitzungswoche als die Nestwärme des Ausschusses bezeichnet hat, hat manche schwierige Situation überbrückt.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit der Kollege Weng zufriedengestellt wird — ich bedanke mich übrigens herzlich für Ihre freundlichen Worte, Herr Kollege Weng —, sage ich das, was jetzt kommt, für meine Fraktion: Zur Schlußabstimmung steht nicht nur der Haushalt, sondern die Gesamtpolitik der Regierung. Dazu hat mein Parteivorsitzender Willy Brandt heute morgen schon Hervorragendes in der Debatte beigetragen, wofür ich ihm im Namen meiner gesamten Fraktion herzlichen Dank sage.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will von mir aus — nur wenn Sie wollen — eine Kleinigkeit beitragen, daß nämlich der Autoritätsverfall des Bundeskanzlers unübersehbar ist.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Aus dem früheren Kanzlerbonus ist ein Kanzlermalus geworden. Dabei haben sich die jeweiligen Chefverkäufer des Kanzlers, nämlich die Bundespressesprecher, große Mühe gegeben, das Image des Kanzlers aufzupolieren. Eine Kette von Affären der Regierung, die unvergleichbare sprachliche Treffsicherheit des Bundeskanzlers, seine brillianten Lageanalysen machen es aber notwendig, daß selbst die publizistischen Hilfstruppen der Regierung in regelmäßigen Abständen moralisch aufgerüstet werden. Was da so alles aus den Mitteln des Bundespresseamtes des Herrn Ost an sogenannten Hintergrunddiensten und Kommentardiensten mitfinanziert wird, geht schon an das Eingemachte politischer Moral.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe keine Zweifel daran, daß diese Praxis, Propagandameldungen in vom Staat finanzierten und von Privatverlegern herausgegebenen Pressediensten zu verbreiten, gegen das Prinzip der Staatsfreiheit der Presse und gegen das Verfassungsgerichtsurteil zur Offentlichkeitsarbeit verstößt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben in dieser Woche und heute morgen eine Reihe schöner Konjunkturdaten gelobt. Ich will diese Daten überhaupt nicht schmälern. Aber ich füge hinzu: Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft seit einigen Monaten im Auf und Ab der längerfristigen Konjunkturwellen. Es sieht so aus, als ob es durch die Leistungskraft einer hochqualifizierten Arbeitnehmerschaft und der Beweglichkeit eines Teils der Unternehmer ein weiteres Mal gelingt, nach den Rezessionen von 1966, 1973, 1981/82 einen Aufschwung zu schaffen, wie das nach den



    Walther
    beiden Ölschocks zu Zeiten der sozialliberalen Koalition auch gelungen war.

    (Beifall bei der SPD)

    Nur, meine Damen und Herren — lieber Herr Kollege Hoppe, entschuldigen Sie, wenn ich mich speziell an Sie wende —, Sie erinnern sich daran, daß wir Ende der 70er Jahre, im damaligen Aufschwung, sehr viel höhere Wachstumsraten, sehr viel niedrigere Arbeitslosenzahlen und eine sehr viel höhere Beschäftigtenzahl hatten, als wir sie heute haben.

    (Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    Es handelt sich hier also nicht um eine weltgeschichtliche Premiere; vielmehr ist das, was sich jetzt im Lande abspielt, etwas, was wir zu sozialliberalen Zeiten schon viel besser geschafft hatten.
    Wer sich die Daten im einzelnen anschaut, stellt nämlich vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung — insbesondere derjenigen der wichtigsten Industrieländer — fest, daß wir uns mit diesen exakt auf einer Parallelbahn im Auf- und Abschwung bewegen, die uns in einigen Bereichen — leider jedoch nicht im Bereich der Arbeitslosigkeit — den Platz wahrt, den wir international im Auf- und Abschwung der Entwicklung seit rund zwei Jahrzehnten immer eingenommen haben. Das gilt für die Preise ebenso wie für das Wachstum.
    Die Spitzenstellung nehmen beim Wachstum in den letzten drei Jahren die Vereinigten Staaten von Amerika ein, deren gegenwärtiges Wachstum von 2,5% dort allerdings fast schon als Rezession erscheint, während bei uns dasselbe Ergebnis als ein atemberaubender Erfolg dargestellt wird. Unser Aufschwung ist weitgehend ein Reflex der wirtschaftlichen Expansion in den USA und ist vor allem auf die unerhört günstigen Exportbedingungen zurückzuführen; dahinter tritt die Inlandsnachfrage immer noch erheblich zurück.

    (Kolb [CDU/CSU]: Aber sie steigt doch!)

    Niemand darf deshalb verschweigen, daß heute das Wachstum weitgehend vom Export getragen wird und daß die Inlandsnachfrage weiterhin hinter dem Export hertrabt.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Mit dieser Aussage sind Sie aber weit zurück!)

    Insoweit ist unser Wachstum ein im Ausland geborgtes.
    Auch die guten Produktionszahlen in der Investitionsgüterinduistrie rühren zu einem großen Teil aus Auslandsbestellungen her. Die Zahlen der Handelsbilanz und der Leistungsbilanz für die ersten acht Monate des Jahres 1985 machen das auch besonders deutlich:

    (Kolb [CDU/CSU]: Sie sind sechs Monate zurück, Herr Kollege!)

    Die Handelsbilanz schloß mit einem Überschuß von 42 Milliarden DM, die Leistungsbilanz mit einem solchen von 17 Milliarden DM ab.
    Warum aus solchen Überschüssen keine nachhaltige Inlandsnachfrage geworden ist, zeigt ein Blick auf die Kapitalbilanz: 1983 betrug der Nettokapitalexport der deutschen Wirtschaft noch 16 Milliarden DM, im Jahre 1984 aber schon über 31 Milliarden DM. In den ersten acht Monaten des Jahres 1985 hatten wir schließlich einen Nettokapitalexport von über 24 Milliarden DM.
    Deshalb ist es übrigens auch kein Wunder, daß sich die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank, in Dollar ausgedrückt, seit vielen Jahren auf der gleichen Höhe bewegen, also nicht steigen. Das heißt, meine Damen und Herren: Das, was die Regierung der Wirtschaft an Steuergeschenken hat zugute kommen lassen und was die Arbeitnehmer durch Lohnverzicht an höheren Gewinnen möglich gemacht haben, ist weitgehend auf ausländischen Konten gelandet.
    Meine Damen und Herren, trotz eines im Jahre 1985 gegenüber 1982 um rund 6% höheren Sozialprodukts gibt es jetzt 190000 Beschäftigte weniger als damals.

    (Zander [SPD]: Leider wahr!)

    Die Beschäftigungszahlen zeigen im internationalen Vergleich, daß die Bundesrepubik Deutschland neben Frankreich das einzige Land ist — nun mögen bitte die Damen und Herren, die die Zahlen immer so loben, einmal zuhören —, in dem im Wachstumsjahr 1985 die Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Rezessionsjahr 1982 abgenommen hat. Während es nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes 1982 immerhin 25,651 Millionen Beschäftigte gegeben hat, werden es 1985 im Jahresdurchschnitt nur 25,466 Millionen sein. Das heißt, die Angaben über die Zunahme der Beschäftigung reduzieren sich auf die Feststellung, daß es im heutigen Aufschwung weniger Bechäftigte gibt als in der damaligen Rezession.

    (Waltemathe [SPD]: Sehr wahr!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die hohen Arbeitslosenzahlen bei uns bedeuten zusammen mit dem geringen Anstieg der Beschäftigtenzahlen die bedrückende Aussicht, daß eine teilweise prosperierende Wirtschaft mit hohen Unternehmergewinnen weit mehr als ein Zehntel der aktiven Erwerbsbevölkerung von der Teilhabe glatt ausschließt. Dabei ist das erniedrigende Gefühl, nutzlos und überflüssig zu sein, nicht etwa, wie es vielen draußen erscheinen mag, einem statistischen Kreis von immer denselben über 2,2 Millionen Arbeitslosen vorbehalten. Wegen der umfangreichen Bewegung am Arbeitsmarkt haben, wie die Statistik zeigt, unter der Regierung Kohl von 1982 bis Oktober 1985 über 10,5 Millionen Menschen ihre Arbeit verloren oder haben für längere oder kürzere Zeit das Schicksal der Arbeitslosigkeit erlebt.

    (Hornung [CDU/CSU]: Und noch mehr haben wieder Arbeit bekommen!)

    Das Elend der Arbeitslosigkeit und seine Folgen werden durch die Zunahme der Zahl der Sozialhilfeempfänger deutlich. 1983 waren es 2 436 000.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Wie viele waren es am Anfang der SPD-Regierungszeit?)




    Walther
    Im letzten Jahr waren es 5% mehr, also fast 2,6 Millionen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Erzählen Sie uns etwas über die Zahlen von 1969 bis 1982!)

    Die Zahl derer, die in den bedrängtesten Verhältnissen leben, steigt.
    Die Sozialleistungen der Kommunen sind 1984 um 6,7 % auf 18,7 Milliarden DM gestiegen, und diese Steigerung wird sich fortsetzen.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Reine Miesmacherei und Schwarzmalerei, sonst gar nichts!)

    Den Schaden der Arbeitslosigkeit trägt zusätzlich die Rentenversicherung, die im Oktober 1985 über Barmittel von 1,6 Milliarden DM verfügt hat, während die zu erbringenden Leistungen eines Monats 11,2 Milliarden DM betragen.
    Von den Versprechungen 1983, daß die Gewinne der Unternehmer nach einer Vorlaufzeit schließlich einen spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit brächten, ist wenig geblieben.

    (Kolb [CDU/CSU]: Ein Glück, daß Ihnen niemand glaubt!)

    Die Gewinne sind da. Die Wirtschaft verzeichnet Erfolge. Die sogenannten Leistungsträger verdienen. Aber ein großer Teil von Menschen, die davon ausgeschlossen sind, mag zusehen, wo er bleibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie die Ergebnisse eines Aufschwungs gesellschaftlich verteilt werden, darüber entscheidet auch die Regierung. Deshalb ist der hohe Sockel der Arbeitslosigkeit auch ihr anzulasten.
    Ich sage noch einmal: Der Unterschied der Aufschwünge während der Zeit der sozialliberalen Regierung zu den heutigen sieht so aus: Damals gab es mehr, heute gibt es weniger Beschäftigte.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Bei Ihnen ging es abwärts, jetzt geht es wieder aufwärts!)

    Der Unterschied besteht darin, daß die Bundesregierung diesen Aufschwung nicht zum Abbau der Arbeitslosigkeit nutzt, sondern es zuläßt, daß sich, wie es Karl Schiller formuliert hat, unser wirtschaftliches Gesamtsystem langfristig darauf einstellt, auch in Zeiten des Aufschwungs 2 Millionen Arbeitslose aufzuweisen.
    Sie hören das nicht gern; ich weiß das. Aber wer sollte denn in diesem Land, wo schon die Weihnachtswerbeanzeigen der Hochglanzmagazine mit ihrem zur Schau gestellten Luxus einen Klassengegensatz unerhörter Art zwischen Gewinnern und Verlierern dokumentieren, überhaupt noch für diejenigen sprechen, die daraußen bleiben, wenn nicht wir Sozialdemokraten?

    (Beifall bei der SPD — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Na, das ist aber sehr anmaßend!)

    Eine halbe Million junger Menschen unter 25 Jahren sind arbeitslos. Das ist eine bedrückende Perspektive. Da bewundere ich schon den Mut von Herrn Wörner, mit dem er in diesen Wochen öffentliche Gelöbnisse am laufenden Band zelebrieren und von den einberufenen jungen Menschen fordern läßt, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, wenn vielen dieser jungen Wehrpflichtigen nach Beendigung der Wehrdienstzeit die Arbeitslosigkeit droht. Vielen Zeitsoldaten, Offizieren und Unteroffizieren geht es keinen Deut besser. Wäre es da nicht die verdammte Pflicht und Schuldigkeit dieser Regierung, diesen jungen Menschen eine andere Perspektive zu bieten als im Zweifel diese Arbeitslosigkeit?

    (Hornung [CDU/CSU]: Das können Sie doch nicht in einen Topf werfen!)

    Sollen die eigentlich im Ernst einen Staat verteidigen,

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Sollen sie ihn nicht verteidigen?)

    der für sie die Arbeitslosigkeit, aber den anderen, den Reichen mit den breiten Schultern und den rücksichtslosen Ellenbogen, Wohlstand aufzeigt?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Diese Unterstellung ist eine Frechheit!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Bundeshaushalt leistet auch in diesem Jahr keinen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Das zeigt die weiterhin negative Entwicklung des Investitionsanteils am Bundeshaushalt. Wir messen diesen Haushalt daran, was er zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leistet.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Nichts!)

    Diesem Ziel ordnen wir alle anderen Überlegungen unter.
    Obwohl der Bundeshaushalt eine traurige Entwicklung des Investitionsanteils aufweist, ist das Haushaltsdefizit im vierten Jahr nach der Wende nahezu das gleiche wie im Jahre 1981. Was sich an wirklich bedeutenden Einsparungen im Bundeshaushalt darstellt, ist zu einem erheblichen Teil noch Folge von Gesetzen, die zu sozialliberaler Zeit beschlossen wurden.
    Die rabiaten Einschnitte dieser Koalition in das soziale Netz sind weniger zur Verminderung des Haushaltsdefizits des Bundes verwandt worden als schlicht und einfach für die Umverteilung; denn die enorme Höhe des Bundesbankgewinns verschleiert den Blick auf das wahre Haushaltsdefizit, das im nächsten Jahr immer noch rund 36 Milliarden DM betragen soll.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sie vergessen immer wieder die Erblast!)

    Ich tue dem Herrn Bundesfinanzminister sicherlich keinen Tort an, wenn ich behaupte, daß dies eine Scheinsanierung ist.

    (Beifall bei der SPD)

    In den Schlußberatungen des Ausschusses wurde ein einmaliger Betrag von 460 Millionen DM für die Verscherbelung von Bundeseigentum eingesetzt. Ich sage bewußt Verscherbelung; denn das Märchen, Sie wollten damit eine breite Vermögensbildung erreichen, verbreiten Sie heute nicht mehr,



    Walther
    nachdem sich dieses angebliche Motiv schon bei der VEBA-Verscherbelung als ein Schlag ins Wasser erwiesen hatte.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Vielmehr argumentieren Sie heute ordnungspolitisch oder marktwirtschaftlich oder wie immer. In Wahrheit, das sage ich Ihnen, geht jedoch von der Bundesbeteiligung an privatwirtschaftlich geleiteten und organisierten Unternehmen überhaupt keine Gefahr für die Marktwirtschaft aus. Die Unternehmen im öffentlichen Besitz müssen sich nach den gleichen Prinzipien im Wettbewerb bewähren wie solche im Privatbesitz.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Nun ist die Privatisierungseuphorie in Ihrer Gruppe, Herr Kollege Riedl, angesichts des Staatsinterventionismus und der Investitionslenkung der Herren Strauß und Späth überhaupt nicht zu begreifen.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Die machen es aber nicht schlecht!)

    — Das will ich nicht bestreiten.
    Wenn die Koalition mehr Marktwirtschaft will, dann soll sie endlich dafür sorgen, daß die Macht der Großbanken gebrochen oder zumindest reduziert wird.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Der Herr Herrhausen von der Deutschen Bank ist doch in Wahrheit sehr viel mächtiger als der Herr Kohl, selbst wenn dieser anders wäre, als er ist.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kolb [CDU/CSU]: Was sagt denn der Herr Hesselbach dazu?)

    Wo, frage ich die verbalen Marktwirtschaftsideologen, gibt es eigentlich im weiten Bereich der deutschen Wirtschaft wirkliche Marktwirtschaft?

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Bei der Neuen Heimat!)

    Gibt es sie in der Energieversorgung? Gibt es sie bei den Anbietern von Gesundheitsleistungen? Gibt es sie in der Landwirtschaft? Wenn Graf Lambsdorff da wäre, würde ich fragen: Gibt es sie in der Versicherungswirtschaft? Ich schätze, das weit mehr als 50% der deutschen Wirtschaft überhaupt nicht marktwirtschaftlichen Gesetzen unterliegen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Also müssen wir etwas tun! Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?)

    Hier wäre ein weites Feld für echte Marktwirtschaftler. Aber da verläßt Sie offenbar der Mut, wie wir letztens bei Herrn Blüm wieder gesehen haben.
    Privatisierungskampagnen lenken von dem eigentlichen Problem gestörter marktwirtschaftlicher Verhältnisse ab, es sei denn — was auch realistisch ist —, daß die Fürsprecher der Privatisierung von Bundesvermögen wollen, daß die Macht der Vorstände von Großbanken noch größer und noch gefährlicher wird;

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: So ein Unsinn!)

    denn genau dort, Herr Kollege Weng, werden die verscherbelten Bundesanteile landen, so wie sie beim letzten Mal auch schon dort gelandet sind.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Das weiß der nicht!)

    Trotz der erfreulichen Zahl von Neugründungen wird die Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft immer größer. Im letzten Jahr waren es 16 760 Pleiten, in diesem Jahr werden es voraussichtlich 17 000 sein. Da der Herr Geißler zu sozialliberalen Zeiten diese Pleiten uns zugerechnet hat — zumindest im Wahlkampf —, kann ich es Ihnen nicht ersparen, auch Ihnen diesen Pleitenrekord zuzurechnen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das ist die Erblast! — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Das sind die Spätfolgen!)

    Der Rückgang an öffentlichen Investitionen, an dem der Bund maßgeblich mittelbar oder unmittelbar beteiligt ist, hat zu vermehrten Insolvenzen im Baubereich beigetragen. Dies unterstreicht meine Behauptung, daß vom Bundeshaushalt eher negative als positive Wirkungen auf die Beschäftigungslage ausgehen.
    Nun wird behauptet, durch die am 1. Januar in Kraft tretende, angeblich größte Steuerreform aller Zeiten werde soviel zusätzliche Kaufkraft im privaten Bereich geschaffen, daß davon konjunkturelle Wirkungen ausgingen. Dies kann man mit Fug und Recht bezweifeln,

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Warten wir es doch ab!)

    denn den größten Teil der dadurch entstehenden Steuerausfälle haben Länder und Gemeinden zu tragen, die damit erneut in ihrer eigenen Investitionskraft geschwächt werden. Denn diese haben nämlich — anders als der Herr Stoltenberg — keine Einnahmen aus dem Bundesbankgewinn.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch nicht!)

    Ohne diesen Bundesbankgewinn — diese Behauptung wage ich — wäre der Bundesfinanzminister zu einer solchen steuerlichen Entlastung überhaupt nicht bereit gewesen. Für die Empfänger kleiner Einkommen kommt dabei wenig, für die Empfänger großer Einkommen aber viel heraus, obwohl man bei den zuletzt Genannten ja nicht unbedingt annehmen muß, daß sie zusätzliche Steuererleichterungen in Inlandsnachfrage umsetzen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Bei Ihnen käme überhaupt nichts heraus!)

    Ungerecht sind vor allem die Kinderkomponenten in der Steuergesetzgebung.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Was ist denn daran ungerecht?)

    — Wie immer man rechnen mag, Herr Kollege
    Roth, eines steht fest: Dieser Regierung ist das



    Walther
    Kind des Kleinen erheblich weniger wert als das Kind des Großen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von den GRÜNEN: Das ist leider wahr!)

    Dies nenne ich die Fortsetzung der Umverteilung von unten nach oben mit steuerlichen Mitteln.
    In dieses Bild paßt auch die jetzt vorgesehene Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten für gewerbliche Gebäude. Das ist ein reines Unternehmergeschenk, meine Damen und Herren. Für die Konjunktur bringt es nichts, denn niemand baut zusätzlich, wenn er nicht durch Produktionserweiterungen dazu gezwungen wird. Und dann baut er sowieso, ob mit oder ohne Abschreibungserleichterungen.
    Aber, Herr Bundesfinanzminister, die gemeindliche Investitionskraft wird auf diese Art und Weise zusätzlich erheblich geschwächt, weil die Gewerbekapitalsteuer sinkt. Der Deutsche Städtetag hat ausgerechnet, daß der durch diese Operation entstehende Ausfall bei den deutschen Gemeinden 1988 rund 1,1 Milliarden DM betragen wird. Das schwächt die Investitionskraft der Gemeinden noch einmal zusätzlich.
    Jetzt machen Sie neue Steuerversprechungen für die Jahre nach 1988 in Höhe von 38 Milliarden DM nach der Methode: Wer bietet mehr? Darauf, wie das bezahlt werden soll, wem das zugute kommen soll, haben wir bis heute keine Antwort erhalten. Da wird ominös darüber fabuliert, es solle eine Teilfinanzierung durch den Abbau von Subventionen erfolgen.
    Meine Damen und Herren, nachdem die Subventionen — insbesondere auch die steuerlichen Subventionen — unter dieser Regierung immer weiter steigen, muß man gespannt sein, welcher Subventionsabbau jetzt eigentlich gemeint ist. Hierauf, Herr Bundesfinanzminister — darum bitte ich Sie sehr herzlich — sollten Sie in Ihrer Schlußantwort Auskunft geben.
    Ich komme zum Herrn Bundeswirtschaftsminister, der hier durch seinen Parlamentarischen Staatssekretär vertreten ist. Ich habe in der Zeitung gelesen, er soll gestern, während wir hier über den Haushalt beraten haben, in München gesagt haben, 25 Milliarden DM für diese Steuergeschenke würden aus dem Abbau von Subventionen finanziert. Nun möge er bitte einmal hier vor den Deutschen Bundestag hintreten und sagen, was er damit gemeint hat und wie er diese Steuergeschenke finanzieren will.

    (Beifall bei der SPD — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Der Mensch ist ahnungslos!)

    Herr Kollege Dr. Stoltenberg, es bleibt Ihnen nicht erspart: Ich muß an dieser Stelle auf die Strauß-Subvention zu sprechen kommen. Herr Kollege Hoppe, wir haben diese Subvention der Privatfliegerei zu unserer Zeit abgebaut. Jetzt kommt der Herr Strauß, selber Hobbyflieger, und sagt, er — der arme Herr Strauß — müsse für seine Sportfliegerei eine neue zusätzliche Subvention haben. Und schon sagt der Herr Stoltenberg ja; das kostet ja auch nur 15 Millionen DM im Jahr.

    (Zander [SPD]: Denn Leistung muß sich wieder lohnen!)

    Ich hätte es schon gerne gesehen, Herr Kollege Hoppe — ich habe Ihnen nämlich in vielem, was Sie gesagt haben, zugestimmt —, wenn Sie zu diesem Thema einen Satz gesagt hätten. Ich habe mich auch zu einer Zwischenfrage gemeldet, um Ihnen die Gelegenheit dazu zu geben. Ich halte das, was hier geschieht, für einen Skandal, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum persönlichen Nutzen des Herrn Strauß wird eine steuerliche Subvention wieder eingeführt!

    (Zuruf von den GRÜNEN: Unglaublich!)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Kleinert?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudi Walther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Wenn sie nicht angerechnet wird, Herr Präsident.