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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ruth Zutt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Etat des Bundesjustizministeriums nimmt sich im Vergleich zum Gesamthaushalt geringfügig aus. Ganze 1,46 Promille vom Gesamthaushalt macht er aus. Einnahmen in Höhe von 226 Millionen DM stehen Ausgaben von 386 Millionen DM gegenüber, die gegenüber 1985 nur um 2 % gestiegen sind. Um die Größenordnung zu verdeutlichen: Die drei obersten Gerichte im Einzelplan 07 — Bundesgerichtshof, Bundesverwaltungsgericht und Bundesfinanzhof — kosten aus Bundesmitteln ganze 60 Millionen DM. Für diesen Betrag bekommt der Bundesverteidigungsminister heute wohl keinen einzigen Tornado.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Mann [GRÜNE])

    Ich betone das, weil durch die sogenannte Geringfügigkeit in der Öffentlichkeit leicht das Bewußtsein dafür verlorengeht, welche Bedeutung die obersten Gerichte unserer Republik für den Rechtsstaat haben.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Sehr wahr!)

    Vor wenigen Wochen fand in Karlsruhe eine Feierlichkeit zum 175. Geburtstag von Eduard von Sim-son statt, dem Präsidenten der Nationalversammlung in der Paulskirche und späteren ersten Präsidenten des Reichsgerichts. An Bundesprominenz hat es nicht gefehlt. Der Bundespräsident, der Bundestagspräsident, der Bundeskanzler, der Bundesjustizminister haben Reden gehalten und der Präsident des Bundesgerichtshofes hat die Bedeutung einer wirklich unabhängigen, auch gegenüber dem angeblichen „Nutzen des Staates" unabhängigen Justiz in eindrucksvoller Weise am Beispiel der Personen des ersten und letzten Reichsgerichtspräsidenten gezeigt. Die überregionalen Medien haben nach meiner Kenntnis außer einer knappen Meldung auf den hinteren Seiten der einen oder anderen Zeitung von diesem Ereignis keine Kenntnis genommen. Dafür sind wir im Fernsehen aber aufs ausführlichste über die Bierseidelfröhlichkeit des CSU-Geburtstages informiert worden. So viel zum Stellenwert der Justiz in der Öffentlichkeit.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Bier geht vor Recht! — Zuruf von der CDU/CSU: Kein Neid!)

    Meine Damen und Herren, man sollte die relative Geringfügigkeit des Justizhaushaltes vor allem dann vor Augen behalten, wenn immer wieder unter Berufung auf die Belastung der Gerichte, insbesondere auch der obersten Bundesgerichte, an der immer stärkeren Beschränkung von Rechtsmitteln für den einzelnen Bürger herumgebastelt wird. Dahinter steht mangelndes Bewußtsein von der Bedeutung der Instanzenzüge, von der Wichtigkeit der Selbstkontrolle der Justiz.
    Sozialdemokratische Rechtspolitik sieht es durchaus als eine ihrer Aufgaben an, auch die Rechtsprechung kritisch zu begleiten. Sie verwechselt nicht, wie dies zum Instrumentarium der Wende zu gehören scheint, die Qualität der Gerichte mit ihrer Willfährigkeit gegenüber der Administration. Darum halten wir die angemessene personelle und sachliche Ausstattung gerade der obersten Bundesgerichte für notwendig und nicht die Einschränkung der Rechtsmittel für den kleinen Mann.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Der Einzelplan 7 enthält keine spektakulären Veränderungen. Ich will nur zwei Punkte erwähnen.
    Das juristische Informationssystem JURIS hat nach langjährigen Vorarbeiten ein solches Entwicklungsstadium erreicht, daß es in diesem Jahr ausgegliedert werden konnte, und zwar in eine GmbH mit Sitz in Saarbrücken, an der sich künftig auch private Gesellschafter beteiligen sollen. Der Haushalt sieht Ausgaben für die Einrichtung und Erweiterung von Dokumentationsstellen bei den Bundesgerichten vor.
    Es sei daran erinnert, daß die Entwicklung von JURIS unter der sozialliberalen Regierung in Angriff genommen worden ist und daß dem Aufbau von seiten der Union damals allzu häufig Steine in den Weg gelegt worden sind. Wir stehen hinter dem Konzept von JURIS auf der Grundlage des im letzten Jahr vom Haushaltsausschuß einmütig verabschiedeten Beschlusses, daß der Bund auch in der ausgegliederten Gesellschaft die Mehrheit und damit die Kontrolle behalten wird. Wir werden sorgfältig darauf achten, daß die Beteiligung privater Gesellschafter an dem Projekt den Zielen von JURIS entspricht und dabei auch eine angemessene Beteiligung an den beträchtlichen Entwicklungs-und Anlaufkosten erfolgt.
    Ein zweiter Punkt: Als Vorstufe zum Aufbau einer elektronischen Datenbank beim Bundespatentamt sieht der Haushalt eine Kosten-Nutzen-Analyse mit einem Aufwand von 800 000 DM vor. Auch dies halten wir für einen richtigen Ansatz. Die Modernisierung und Beschleunigung des Verfahrens zur Prüfung angemeldeter Erfindungen gehört zu den Voraussetzungen für Entwicklung und Austausch fortschrittlicher Technologie.
    Meine Damen und Herren, in Haushaltsdingen pflegt man mit Soll-Ist-Vergleichen zu arbeiten. Lassen Sie mich einen solchen Soll-Ist-Vergleich in einem weiteren Sinn ziehen. Die Ansätze des Einzelplans spiegeln die im wesentlichen sachgerechten, man kann eher sagen: bescheidenen Bedürfnisse der Gerichte und Justizbehörden des Bundes wider. Insofern ist ein Soll-Ist-Vergleich nicht problematisch.
    Fatal hingegen fällt ein Soll-Ist-Vergleich dann aus, wenn man die Rechtspolitik dieser Regierung
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13575
    Frau Zutt
    betrachtet, das Defizit zwischen dem, was die Regierung auf dem Gebiet des Rechts tun sollte, und dem, was sie getan und nicht getan hat. Die Opposition lehnt Ihren Haushalt, Herr Bundesminister der Justiz, ab, weil Ihre Rechtspolitik in den Zielen und in der Durchführung verfehlt ist. Wir haben unter einem freidemokratischen Bundesminister erlebt, wie die Novellierung des Versammlungs- und Demonstrationsstrafrechts unter wiederholter Nichtachtung der Regeln eines geordneten Gesetzgebungsverfahrens durchgedrückt worden ist, auf Kosten wesentlicher liberaler und demokratischer Rechtspositionen, zur höheren Willfährigkeit gegenüber den Axiomen der Wendepolitik.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr wahr! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Das ist Unsinn, was Sie hier behaupten! Sie waren doch nicht dabei, weder im Ausschuß noch bei der Anhörung! Sie haben sich doch überhaupt nicht damit befaßt!)

    — Wachen Sie doch nicht gerade da auf. Lassen Sie mich ausreden.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Sie waren nie dabei!)

    Hier ist einmal mehr deutlich geworden, daß dieser Minister einer anderen FDP angehört als zum Beispiel sein Vorgänger Thomas Dehler.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)

    Ich kann nur das Schiller-Wort aufgreifen, das der BGH-Präsident Pfeiffer kürzlich bei der Ehrung Simsons der Justiz vorhielt:
    Mißtraut Euch, edler Lord, daß nicht der Nutzen des Staates Euch als Gerechtigkeit erscheine.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Und das im Angesicht des Terrorismus, was Sie hier behaupten!)

    Die Harmonisierung des Auslieferungsrechts mit dem Asylverfahren ist ein anderes Beispiel. Wie beschämend, daß Art. 16 des Grundgesetzes — ,,... Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." —, dem angesichts der deutschen Geschichte ein so hoher Rang zukommt, langsam immer weiter stranguliert werden soll, um ihn handhabbarer zu machen, um Kosten zu sparen und um Friktionen mit Staaten zu vermeiden, zu deren Instrumentarium die erbarmungslose Verfolgung politischer Gegner nach wie vor gehört.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Fragen Sie mal Ihre Oberbürgermeister!)

    Einem freidemokratischen Justizminister stünde es wohl an, auf diesem Gebiet des Asylrechts Gesetzesvorhaben zu unterstützen, die dem Geist unserer Verfassung entsprechen und ihn nicht verkümmern lassen.
    Daß die gegenwärtige Rechtspolitik an der Realität vorbeigeht, ja vor ihr die Augen verschließt, um der Selbstzufriedenheit zu huldigen, die das Markenzeichen dieser Regierung ist,

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Bloß dumme Sprüche. Die dümmsten Sprüche, die ich je gehört habe!)

    läßt sich an einem Beispiel aus dem Einzelplan belegen. Für die Erforschung von Rechtstatsachen, also für die Analyse der Lebenssachverhalte, in die wir als Gesetzgeber hineinwirken sollen, hat der Haushalt in den letzten Jahren jeweils 600 000 DM vorgesehen; ein minimaler Betrag, wenn man an die vielfältigen kürzer- und längerfristigen Gesetzesvorhaben denkt. Aber noch nicht einmal dieser geringe Kostenansatz ist ausgenützt worden. Der Herr Bundesminister meint — so hat es den Anschein —, daß Tatsachen seinen legislatorischen Vorhaben nur hinderlich sein können.
    Ein schönes Beispiel hierfür ist die überfällige Reform des Insolvenzrechts. Sie kommt nicht voran, weil das Justizministerium die Hinzuziehung von unabhängigen Experten aus der Praxis und der Wissenschaft und die Verwertung ihrer Erkenntnisse scheut.
    Dasselbe Schauspiel erleben wir in noch traurigerer Weise beim Scheidungsfolgenrecht. Entgegen allen Rechtstatsachen, entgegen der Überzeugung aller Sachverständigen, insbesondere auch der Richter, läßt der Justizminister offenbar nicht von den Plänen ab, dem Verschuldensprinzip durch Hintertüren wieder Eingang zu verschaffen, zu Lasten vor allem der Frauen und der Kinder aus geschiedenen Ehen.
    Meine Damen und Herren, meine Fraktion kann dem Haushalt der Justiz aus diesen Gründen nicht zustimmen.

    (Beifall bei der SPD — Seesing [CDU/CSU]: Das haben wir auch nicht erwartet!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Deres.

(Zander [SPD]: Jetzt haben Sie es aber schwer! — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Mal sehen, ob Herr Deres da anschließen kann!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Deres


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die außergewöhnlich große Ehre, heute erstmalig als Berichterstatter für den Haushalt 07 und für die Justizpolitik der Bundesregierung zu sprechen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Ich wußte gar nicht, daß Sie Jungfer sind!)

    — Herr Diederich, ich hatte mit Frau Zutt vereinbart, daß wir uns gegenseitig nicht stören. Halten Sie sich bitte an unser charmantes Abkommen.

    (Heiterkeit — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Das war nur ein aufmunternder Zwischenruf!)

    Nach den Beratungen im Haushaltsausschuß sind die Gesamtausgaben der Bundesjustiz mit 385,8 Millionen DM und die Gesamteinnahmen mit 226,2 Millionen DM veranschlagt. Damit ist der Ju-



    Deres
    stizhaushalt wirklich einer der kleinsten. Sein Anteil am Gesamthaushalt beträgt nur 0,15%. Ich möchte nicht auf Promille gehen; denn da hat man ja so seine Erfahrungen, besonders wenn man aus einem Weinbaugebiet kommt.
    Daß die Arbeit der Gerichte und Behörden dieses Bereiches nicht den Einsatz bedeutender Finanzmittel erfordert — wozu auch die traditionelle Sparsamkeit der Justiz beiträgt —, schmälert jedoch keineswegs deren Bedeutung.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Mehr als andere ist der Justizhaushalt eben ein reiner Verwaltungshaushalt, was sich daran zeigt, daß Personal- und direkt personalabhängige Kosten bereits über 90 % seines Gesamtvolumens ausmachen. Größere Beschaffungen und Baumaßnahmen fallen nur gelegentlich an. So wird aber in den nächsten Jahren ein Erweiterungsbau für den Bundesgerichtshof errichtet werden müssen, um die dort seit Jahren bestehende Raumnot zu lindern.
    Wir begrüßen es, daß darüber hinaus im Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in erheblichem Umfang Investitionen für die Zukunft getätigt werden. Lassen Sie mich auf zwei Beispiele eingehen. Zum einen handelt es sich um das bekannte System JURIS, das seit 1974 im Bundesministerium der Justiz aufgebaut worden ist. Dieses zukunftsorientierte System wird demnächst jedem Interessenten zur entgeltlichen Benutzung offenstehen. In seinen Datenbanken, die ständig weiter ausgebaut werden, sind bereits über 550 000 Dokumente gespeichert. Damit ist JURIS das mit Abstand größte deutschsprachige Auskunftssystem seiner Art und eines der größten in Europa. Der Aufbau von JURIS war nicht billig; etwa 100 Millionen DM hat der Bund in den elf Jahren für die Entwicklung dieses Systems ausgegeben. Diese hohen Kosten sind jedoch gerechtfertigt, denn mit JURIS wurde ein Instrument geschaffen, mit dem die auch im Recht ständig wachsende Informationsflut besser bewältigt werden kann.
    JURIS soll dazu beitragen, die Rechtssicherheit sowie die Berechenbarkeit der Rechtsordnung zu erhöhen und damit zugleich Entscheidungsprozesse in Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung zu verbessern und zu beschleunigen. In diesem Sinn ist es auch ein wesentlicher Beitrag zur Rechtspolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wie sieht nun, nachdem die Aufbauphase beendet ist, die Zukunft von JURIS aus? Ein marktorientiertes Dienstleistungsunternehmen, wie es JURIS sein soll, kann nicht im Bundesministerium der Justiz verbleiben. Das Bundeskabinett hat bereits im Juli vorigen Jahres beschlossen, JURIS auszugliedern und als privatrechtliches Unternehmen weiterzuführen. Das Projekt konnte gerade auch im Rahmen der diesjährigen Haushaltsverhandlungen ein gutes Stück vorangebracht werden. So ist es gelungen, die durch die Ausgliederung entstehenden Stellenprobleme befriedigend zu lösen. Dies gilt insbesondere für die Dokumentation, also einen der Kernbereiche des Informationssystems. Wir haben mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, daß inzwischen die JURIS-GmbH gegründet ist und ihre Arbeit — demnächst an ihrem neuen Standort Saarbrücken — aufnehmen kann. Zunächst ist der Bund alleiniger Gesellschafter. Dies stellt aber nur eine Übergangslösung dar; so bald wie möglich sollen private Gesellschafter hinzutreten. Allerdings bleibt der Einfluß des Bundes erhalten. Nachdem die Voraussetzungen für den Start des Unternehmens geschaffen sind, erwarten wir, daß die Gesellschaft in absehbarer Zeit auch finanziell auf eigenen Füßen stehen wird und sich die Investitionen des Bundes als lohnend erweisen.
    Auch in einem anderen Bereich des Einzelplans 07 werden erhebliche, in die Zukunft weisende Investitionen vorbereitet: Es handelt sich um das Deutsche Patentamt, das nach wie vor eines der größten und leistungsfähigsten Patentämter der Welt ist.
    Nach der Eröffnung des Europäischen Patentamtes in München sind zwar beim Deutschen Patentamt erwartungsgemäß die aus dem Ausland stammenden Patentanmeldungen stark zurückgegangen; doch hält sich dieser Rückgang im Vergleich zu den Patentämtern anderer Vertragsstaaten des Europäischen Patentübereinkommens durchaus in Grenzen.
    Die Zahl der aus dem Inland stammenden beim Deutschen Patentamt eingereichten nationalen Patentanmeldungen ist darüber hinaus bemerkenswert stabil geblieben. Für die letzten Jahre ist sogar eine deutlich steigende Tendenz festzustellen. Dies ist ein eindeutiger Beweis nicht nur für die Innovationsfähigkeit und die unverändert starken erfinderischen Aktivitäten in der deutschen Industrie, sondern zugleich für die unverminderte Anziehungskraft auch des nationalen Patentwesens vor allem für kleine und mittlere Unternehmen und selbständige Erfinder.
    Wir haben mit besonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen, daß inzwischen auch die durchschnittliche Dauer der Patenterteilungsverfahren wieder deutlich vermindert werden konnte.
    Dem Patentwesen kommt im Rahmen einer auf Förderung von Innovation und Technologietransfer ausgerichteten Politik ein hoher Stellenwert zu. Wir unterstützen deshalb mit Nachdruck die Maßnahmen der Bundesregierung, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß der Schutz des gewerblichen Eigentums verstärkt und die Leistungsfähigkeit des Deutschen Patentamtes beibehalten und weiter ausgebaut werden kann.
    Das Amt, das die Ergebnisse moderner Spitzentechnologie auf ihre Patentwürdigkeit überprüft, muß über entsprechende Arbeitsmittel verfügen. Größtes Problem aller Patentämter ist es, die immensen Bestände an technischen Informationen, die in Patentdokumenten enthalten sind, aufzuarbeiten. Hierzu setzen andere große Patentämter, etwa das der USA oder Japans, aber auch das Europäische Patentamt, in zunehmendem Maß unter Verwendung erheblicher Mittel die elektronische Datenverarbeitung ein. Es ist deshalb unverzichtbar, daß das Deutsche Amt hier nicht den Anschluß



    Deres
    an eine internationale Entwicklung verliert. Das Amt will deshalb eine Patentdatenbank aufbauen, in der die bisher noch in Papierform vorhandenen Patentschriften in digitalisierter Form gespeichert werden. Sie werden damit den Prüfern des Deutschen Patentamtes, aber auch der deutschen Industrie und einer breiteren interessierten Öffentlichkeit abrufbereit zur Verfügung stehen. Dies eröffnet eine neue Dimension der Transparenz des technischen Wissens und des Zugangs zur modernen Technologie.
    Der Aufbau der Patentdatenbank wird Jahre in Anspruch nehmen und erhebliche Kosten verursachen. Es ist jedoch davon auszugehen, daß diese — wie bisher üblich — aus dem Gebührenaufkommen des Deutschen Patentamtes zu erwirtschaften sein werden. Im Haushalt 1986 wurde ein Betrag von 800 000 DM für eine erste Projektbeschreibung durch eine Beratungsfirma ausgebracht. Damit ist ein erster Schritt getan, um dieses Projekt in Angriff zu nehmen.
    Nicht unter den Scheffel stellen sollten wir die bemerkenswerte Tatsache, daß das chinesische Patentamt unter Anleitung unseres Patentamtes aufgebaut wird. Es findet ein reger Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen chinesischen und deutschen Fachleuten, zwischen München und Peking statt. Unser Patentamt bzw. seine Mitarbeiter haben einen erheblichen Anteil am Aufbau des chinesischen Patentrechts.
    Und nun einige Bemerkungen zur Rechtspolitik der Bundesregierung: Hier ist festzustellen, daß bereits Entscheidendes geleistet worden ist und darüber hinaus wesentliche Vorhaben so auf den Weg gebracht worden sind, daß sie noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden können.
    Von den bereits erledigten Vorhaben möchte ich nur die wichtigsten nennen, zu denen ich die Neuordnung der Justizausbildung, das Gesetz über die Behandlung des Sozialplans im Konkurs- und Vergleichsverfahren, die Novelle zum Urheberrecht, die Entlastung des Bundesfinanzhofes durch eine befristete Aussetzung der Streitwertrevision zugunsten der Grundsatzrevision, die erstinstanzliche Zuständigkeit der Oberverwaltungsgerichte für technische Großvorhaben und das neue Demonstrationsstrafrecht rechne. Dieser Katalog umfaßt bereits den größten Teil der Vorhaben, die Inhalt der Koalitionsvereinbarungen zwischen CDU, CSU und FDP sind.
    Naturgemäß beschränkt sich aber die Rechtspolitik der Bundesregierung nicht auf die Verwirklichung der Koalitionsvereinbarung. Vielmehr war und ist sie in besonderem Maße darum bemüht, auch den aktuellen rechtspolitischen Handlungsbedarf zu befriedigen. Dies möchte ich an drei Beispielen erläutern, und zwar an der Novelle zum Urheberrecht, der Umsetzung der Bilanzrichtlinienverordnung der EG und den gerichtlichen Verfahrensordnungen.
    Im Bereich des Urheberrechts hatte die technische Entwicklung dazu geführt, daß der Schutz des geistigen Eigentums und die gebotene wirtschaftliche Beteiligung des Urhebers an der Nutzung seiner Werke nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet waren. Eine entsprechende Neuregelung des Urheberrechts war deswegen überfällig. Sie ist seit Juni dieses Jahres in Kraft und sieht u. a. eine Vergütung für das Fotokopieren sowie Bild- und Tonaufzeichnungen geschützter Werke vor und führt den vollen Urheberrechtsschutz für Lichtbildwerke ein. Mit der Realisierung dieses Vorhabens hat die Bundesregierung einen wichtigen Schritt zur Verbesserung des Urheberrechts getan, mit dem sie im internationalen Vergleich sehr gut — um nicht zu sagen: beispielhaft — dasteht.
    Von der Entlastung des Bundesfinanzhofes, die ich soeben erwähnt habe, ist es nur ein Schritt zu den weiteren Vorhaben, die einer Verbesserung der gerichtlichen Verfahren dienen und eine effizientere Rechtsgewährung gewährleisten sollen. Hierzu gehört die Novelle zum Bundesverfassungsgerichtsgesetz, die wir bereits in zweiter und dritter Lesung beraten haben. Zu nennen sind ferner das Strafrechtsänderungsgesetz 1984, die Novelle zum Ordnungswidrigkeitenrecht, die Verwaltungsprozeßordnung und die Novelle zur Zivilprozeßordnung. Diese Vorlagen liegen dem Rechtsausschuß vor.

    (Glocke des Präsidenten)

    — Ich höre die Glocke und sehe auch dauernd das rote Licht aufleuchten. Frau Präsidentin, ich breche ab und schließe mit dem Satz: Wir danken dem Bundesjustizminister, Herrn Engelhard, und seinen Mitarbeitern für die geleistete Arbeit. Und da ich schon dabei bin, darf ich auch gleich den Berichterstattern für die gute Zusammenarbeit danken.
    Wir stimmen dem Einzelplan 07, aber auch dem Einzelplan 19 zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)