Rede von
Roswitha
Verhülsdonk
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit es Arbeitslosigkeit gibt, ist die Frauenarbeitslosigkeit ein besonderes Problem. Das war so in den 70er Jahren, in denen die SPD regiert hat, das ist so überall in Europa, überall auf der Welt, egal, wer regiert. Wer anderes sagt, ist nicht redlich.
Neu ist, daß immer mehr Frauen Arbeit nachfragen; junge, gutausgebildete aus den starken Jahrgängen und vor allem Frauen, die wegen der Kindererziehung ausgeschieden waren und zurückkehren wollen.
Im Oktoberbericht der Bundesanstalt für Arbeit kann man allerdings lesen, daß die Zahl der beschäftigten Frauen um 144 000 oder um 2 % höher ist als ein Jahr zuvor. Auch 1983 hatte sie sich bereits um 2 % erhöht. Trotzdem — das stimmt, Frau Kollegin — haben sich mehr Frauen arbeitslos gemeldet. Sie suchen Vollzeit- und sie suchen vor allem auch Teilzeitarbeitsplätze.
Die Frauenarbeitslosigkeit ist ohne Zweifel ein schwierigeres Problem geworden. Niemand nimmt es leicht, schon gar nicht die Bundesregierung. Eine wesentliche Ursache liegt darin, daß Familienpflichten in unserer Gesellschaft einseitig zu Lasten der Frauen verteilt sind. Das macht besondere Hilfen notwendig.
Die Regierung Schmidt hat allerdings 1975 die Chancen von Frauen zur Rückkehr in den Beruf wesentlich verschlechtert — weil sie auch schon damals sparen mußte, das räume ich ein. Die Regierung Kohl hat diese Beeinträchtigung nicht nur aufgehoben, sondern den Anspruch der Frauen auf Rückkehrhilfen pro Kind auf fünf Jahre verlängert.
Das gilt seit dem Inkrafttreten des Beschäftigungsförderungsgesetzes am 1. Mai 1985.
Dieses Gesetz hat weitere gezielte Maßnahmen zugunsten von Frauen gebracht, z. B. die sozialere Ausstattung der Teilzeitarbeit, die vor allem von Frauen mit Familienpflichten gesucht wird. Es besteht kein Zweifel, daß dank dieses Gesetzes die von den Frauen gewollte Flexibilisierung der Arbeitszeit auch in qualifizierteren Berufen mehr und mehr vorankommen wird.
Wir brauchen vielfältige Formen der Teilzeitarbeit; denn wir wissen, auch viele Vollzeitbeschäftigte würden an ihrem Arbeitsplatz gern weniger als acht Stunden am Tag arbeiten. Die Unternehmer sind jetzt gefordert, entsprechende Angebote zu machen.
Die gutausgebildeten jungen Frauen unter 25 Jahren sind eine besondere Problemgruppe, der wir helfen müssen.
Ab Januar 1986 tritt das Erziehungsurlaubsgesetz in Kraft. Dann erhalten viele arbeitslose Frauen die Chance, zunächst wenigstens vertretungsweise ins Erwerbsleben einzusteigen und schon einmal Berufserfahrungen sammeln zu können; denn es ist damit zu rechnen, daß etwa 300 000 Mütter den Erziehungsurlaub in Anspruch nehmen. Nach bisherigen Erfahrungen hat die Hälfte dieser Ersatzkräfte Aussicht auf einen Dauerarbeitsplatz, weil sehr viele Mütter nach dem Urlaubsjahr noch nicht zurückkehren.
Das schwierigste und häufigste Problem der arbeitsuchenden Frauen ist ihre nicht ausreichende Qualifikation. Wir wollen hoffen und alles dafür tun, daß die schwach ausgebildeten Frauen und Mädchen die Chance nutzen, die jetzt durch die siebente Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz eröffnet wird. 750 Millionen DM werden für Qualifizierungsmaßnahmen eingesetzt. Darunter sind besonders frauengerechte Angebote: Weiterbildung in Teilzeitformen, Kombination von Teilzeitarbeit und Weiterbildung in Betrieben. Noch nie wurden die Instrumente der Arbeitsförderung und des Arbeitsrechts so gezielt zugunsten von Frauen eingesetzt.
Dafür danke ich Ihnen, Herr Dr. Blüm.
Wir Unionspolitiker werden mit aller Energie und mit aller Phantasie fortfahren, den arbeitslosen Frauen zu helfen. Mit politischer Polemik ist nichts zu erreichen.
Die allerwichtigste Voraussetzung, nämlich eine wieder wachsende florierende Wirtschaft, hat die Bundesregierung bereits zuwege gebracht.