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ID1017131100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Lennartz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Dr. Lippold, die Frage, die Sie gestellt haben, erinnert mich an einen Leierkastenmann, der in den letzten zehn Jahren immer das gleiche hier vororgelt. Weder Ihre Partei noch die GRÜNEN noch wir als SPD hatten im Jahr 1980 in unseren Wahlprogrammen das Wort „Waldsterben" irgendwo erwähnt. Die Sensibilität und auch das Bewußtsein waren bei keiner der heute im Bundestag vertretenen Parteien überhaupt vorhanden.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich möchte Sie bitten, Herr Dr. Lippold, einmal die Diskussionen nachzuvollziehen, die unter Volker Hauff auf diesem Gebiet geführt worden sind. Wer hat denn dafür gesorgt, daß Schwefeldioxid aus den Autos rausgekommen ist? Das war die sozialliberale Koalition mit Hilfe der FDP. Wenn Sie heute so progressiv wären, wie wir bereits damals vor zehn Jahren gewesen sind, wären wir im Umweltschutz einen gewaltigen Schritt weiter.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hoffie.

(Schulte [Menden] [GRÜNE]: Hoffie, bald kommt Tempo 100!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Jürgen Hoffie


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Darauf komme ich gleich.
    Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Was wir heute hier als Änderung des Mineralölsteuergesetzes verabschieden, ist aus zwei Gründen notwendig. Der eine Grund liegt in Brüssel, und der andere Grund liegt beim deutschen Autofahrer. Wir hätten uns diese Regelung sparen können, wenn sich, wie es inzwischen auch von den GRÜNEN und der SPD, wie ich neuerdings höre, unterstützt worden ist, unser Vorschlag durchgesetzt hätte, das Drei-Säulen-Modell zu machen. Ich bin froh, daß wir von dieser Seite des Hauses dafür Unterstützung hatten. Es wäre der vernünftigste Vorschlag gewesen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Sie machen jetzt auch Tempolimit mit, Herr Hoffie!)

    — Darauf komme ich auch noch, wenn Sie mir Zeit lassen.
    Das Drei-Säulen-Modell, das Verkaufsverbot von verbleitem Normalbenzin, ist gescheitert, weil uns die europäischen Partner diese Möglichkeit, die in der Schweiz und in Österreich praktiziert wird, nicht erlauben. Das wäre das Vernünftigste gewesen; denn dann hätten wir Milliarden an Umrü-



    Hoffie
    stungskosten für den vierten und fünften Tank, nämlich für unverbleites Normalbenzin und unverbleites Super, an den Tankstellen sparen können. Wir hätten damit verhindert, daß jede weitere zweite Tankstelle aus dem Markt herauskommt, die rein räumlich gar nicht in der Lage ist, auch noch den vierten und fünften Tank für das unverbleite Benzin einzubauen, und wir hätten mehr Autofahrer gehabt, die auf bleifreien Sprit umgestiegen wären. Keiner hätte sein Auto deswegen nicht mehr fahren können; denn alle, die bisher verbleites Normalbenzin fahren, hätten auf das 6 bis 7 Pfennig teurere verbleite Super umsteigen müssen. Aber wir hätten von vornherein, schon bevor wir jetzt dieses Gesetz mit der Folge einer Aufbesserung von drei Pfennigen pro Liter für den unverbleiten Sprit beschließen, eine Differenzierung von zehn Pfennigen gehabt. Die GRÜNEN haben das sehr schnell erkannt und haben sich diesem Vorschlag frühzeitig angeschlossen, die SPD dann, wie ich hier hörte, vor drei oder vier Wochen. In Europa kriegen wir das nach wie vor nicht durch. Ich höre, daß die Niederländer diesem Vorschlag positiv gegenüberstehen, alle anderen Länder noch nicht. Es ist schlimm, daß es in Europa keine bessere Lösung gibt.
    Das zweite: Durch einen einzigen Pfennig wird die Behauptung der Mehrheit der Deutschen widerlegt, sie sei als Autofahrer bereit, einen eigenen — auch finanziellen — Beitrag zu mehr Umweltschutz und gegen das Waldsterben zu leisten. Denn bisher kostete das unverbleite Benzin ein bis zwei Pfennige mehr. Jeder dritte kann es tanken.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Aber Herr Hoffie, der Wald stirbt doch nicht am Blei! — Gegenrufe von der SPD)

    — Ich komme gleich darauf! — Jeder dritte Autofahrer konnte schon bisher mit seinem Auto, weil es das verträgt, bleifrei tanken. Das sind rund 8 Millionen Pkw-Fahrer; nur haben die das nicht getan. Warum haben die Bürger bisher nicht bleifrei getankt, obwohl man nahezu flächendeckend bleifrei tanken kann? Weil das bleifreie Benzin an den Tankstellen ein bis zwei Pfennige teurer war.

    (Dr. Spöri [SPD]: Das ist Marktwirtschaft, Herr Hoffie!)

    Gleichzeitig aber behaupten alle, behaupten die gleichen Menschen: Wenn es um die Bekämpfung des Waldsterbens und um die Gesunderhaltung der Umwelt geht, sind wir bereit, einen eigenen — auch finanziellen — Beitrag zu leisten.

    (Dr. Spöri [SPD]: Die Welt ist schlecht, Herr Hoffie!)

    Weil die Menschen das wegen dieses einen Pfennigs Mehrkosten nicht angenommen haben, müssen wir heute noch einmal um drei Pfennige heruntergehen, damit die Bürger etwas Umweltfreundliches nicht nur genauso billig, sondern noch billiger bekommen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Beschimpfen Sie nicht so die Bürger!)

    Sie müssen also praktisch etwas umsonst oder doch billiger bekommen, bevor sie bereit sind, ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten, daß das, was sie reden, auch mit den Taten übereinstimmt. Das ist schlimm genug.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    — Selbst die GRÜNEN, die immer lautstark sagen, sie seien bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Tanken auch nicht bleifrei!)

    — ja, tanken auch nicht bleifrei. Nicht einmal ein Teil ihrer Wähler, nicht einmal 1 % Ihrer Wähler tut das; das kann man sich nach den bisherigen Verbrauchsmengen leicht ausrechnen. Das ist der Unterschied zwischen Tat und Wort!

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU — Zurufe von den GRÜNEN)

    Nun, meine Damen und Herren, gehen wir mit dem Preis weiter herunter. Ab 1. Januar wird der unverbleite Normalsprit das billigste Benzin sein, das an unseren Tankstellen angeboten wird. Das ist von der Mineralölindustrie so zugesichert. Dann werden wir ja sehen, ob zumindest jeder dritte Autofahrer bleifrei tankt, weil der Motor seines Pkw — weil nicht vor 1980 gebaut — bleifrei verträgt. Wenn schon nicht die Umwelteinsicht, so wird dann hoffentlich wenigstens die Preiseinsicht eine Rolle spielen, mit der Folge, daß die Menschen bereit sind, bleifrei zu tanken und damit endlich dem umweltfreundlichen Sprit zum Durchbruch zu verhelfen.
    Nun wollen wir aber nicht nur, daß diejenigen, die alte Autos haben und bleifrei tanken könnten, deswegen, weil das schon ein Wert an sich ist, auf bleifrei umsteigen, sondern wir wollten ja die schnelle Einführung des bleifreien Sprits, damit mehr Leute Katalysatorfahrzeuge fahren;

    (Zuruf von den GRÜNEN: Richtig!) die begünstigen wir ja steuerlich.

    Das ist der eigentliche Punkt: Mit dieser Verbilligung muß klar werden, daß jeder, der ein neues Auto zuläßt, dann am billigsten fährt, wenn er dieses Auto mit Katalysator fährt. Auch die Verkäufer der Automobilfirmen müssen endlich einmal begreifen,

    (Dr. Spöri [SPD]: Ja!)

    daß es in ihren Verkaufsgesprächen jetzt nicht darauf ankommt, noch ein paar Millionen Fahrzeuge, die auf den Höfen stehen, Fahrzeuge, die nicht mit Katalysator ausgerüstet sind und teilweise auch nicht mit einem Dreiwegekatalysator nachrüstbar sind, mit falschen Argumenten anzupreisen, und zwar zu Lasten des Verkaufs von Katalysatorfahrzeugen. Sie müssen begreifen, daß es jetzt darauf ankommt, den Leuten ehrlicherweise klarzumachen, daß derjenige, der ein Katalysatorfahrzeug kauft, anschließend — neben dem Dieselfahrer — beim Sprittanken die billigsten Unterhaltskosten hat. Ich hoffe, daß das in solchen Verkaufsgesprächen dann auch deutlich wird.
    12872 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985
    Hoffie
    Nun haben Sie von der SPD noch einmal erklärt
    — wie die GRÜNEN es nachher sicher auch tun werden —, neben dieser Verbilligung des bleifreien Sprits sollten wir doch als Sofortbeitrag Tempo 100 einführen; dann sei das alles einfacher und schneller durchsetzbar. Nun will ich sagen: Genau das Gegenteil ist der Fall. Wer wirklich Umweltschutz will — —(Widerspruch bei den GRÜNEN)

    — Ja, ich weiß, daß Sie das aufregt. Ich will gerade versuchen, es mal so zu erklären, daß auch Sie das verstehen.

    (Schulte [blenden] [GRÜNE]: Jetzt kommt wieder der echte Hoffie zum Vorschein!)

    Wer wirklich Umweltschutz will, kann und darf nicht gegen ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen sein, weil er damit der Umwelt nicht dient, sondern ihr schadet. DIE GRÜNEN sind bereit, aus Feindschaft gegen das Auto eine Entscheidung zu treffen, die der Umwelt nicht nutzt, sondern schadet.
    Warum schadet sie ihr?

    (Zuruf des Abg. Tatge [GRÜNE])

    Ein kleines Beispiel. Wenn jemand ein Elektrofahrzeug kauft, das überhaupt keine Abgase, keine Schadstoffe produziert,

    (Zuruf des Abg. Senfft [GRÜNE])

    dann kann ja — ich sage es mal theoretisch — dieser Mann dafür, daß er keine Schadstoffe produziert, nicht dadurch bestraft werden, daß er künftig Tempo 100 fahren soll — mit der Begründung: Du hast dann einen wirklichen Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Das kann ja wohl nicht wahr sein.
    Zweitens. Wenn einer ein Auto kauft, das die Schadstoffe zu 90% beseitigt, nämlich ein Katalysatorauto, kann er doch nicht dadurch bestraft und gegängelt werden, daß er mit dem Katalysatorauto nun auch noch Tempo 100 fahren soll, obwohl das Katalysatorauto bei Tempo 100 nicht mehr umweltfreundlicher werden kann als es bereits ist. Denn ein langsam fahrendes Katalysatorauto produziert nicht weniger, sondern mehr Schadstoffe, weil der Katalysator eine bestimmte Betriebstemperatur braucht. Aber auch diese Einsicht können DIE GRÜNEN nicht vollziehen.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Das heißt im Klartext:

    (Abg. Schulte [Menden] [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Am Ende gern, wenn mir die Zeit nicht angerechnet wird.
    Das heißt im Klartext: Wer wirklich mehr Umweltschutz und weniger Schadstoffe will, der kann und darf die Menschen nicht dazu anhalten, daß sie die Schadstoffe durch Tempo 100 — wie der Großversuch zeigen wird — um etwa 3, 4, 5 oder vielleicht 6 % reduzieren, sondern er muß sie dazu anhalten, daß möglichst viele Menschen möglichst
    schnell auf die bessere Technik umsteigen, die um mehr

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    als 3 oder 5% Schadstoffe reduziert. Und das ist entweder das Katalysatorauto oder die Nachrüstung eines Autos auf schadstoffarme Technik. Damit erzielen Sie den 20fachen, den 30fachen Erfolg einer solchen Tempobegrenzung.
    Deswegen noch einmal: Wer eine allgemeine Tempobegrenzung auf Autobahnen fordert, nützt der Umwelt nicht, sondern schadet ihr, weil er sich damit lediglich hinter der billigen Ausrede verschanzen kann und will, daß er dadurch, daß er langsamer fährt, schon 3 bis 5% der Schadstoffe beseitigt, nicht aber bereit ist, auch mit eigenem Geld dafür zu sorgen, daß 90% der Schadstoffe durch Katalysatortechnik oder z. B. 60 % der Schadstoffe durch Nachrüstung auf etwa Abgasrückführung reduziert werden.