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ID1017127300

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    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Ja, von Ihnen sind alle weggelaufen, meine Herren von der CDU/CSU. Das ist mir auch aufgefallen.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Drei Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion im Saal, zwei von der SPD-Fraktion

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie müssen die Regierungsmitglieder mitzählen. Wir haben die Mehrheit!)

    — mit der Regierung haben Sie die Mehrheit —: Daran kann man sehen, welche Bedeutung bei Ihnen Ostfriesland und die Küste einnimmt.
    Das Problem, das zur Debatte steht, ergibt sich nicht nur aus dem Antrag, den wir gestellt haben, daß nämlich dieses Gutachten zur Situation der Nordsee als Bundestagsdrucksache verteilt und damit einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das Problem ergibt sich vielmehr aus dem Inhalt dieses Gutachtens. Mit diesem Gutachten ist deutlich geworden — in diese Richtung zielt



    Dr. Müller (Bremen)

    es —, daß die Nordsee Gefahr läuft, Müllkippe der Nation zu werden.

    (Unruhe bei der CDU/CSU)

    — Meine Herren von der CDU/CSU, es möge wenigstens einer von Ihnen zuhören. — Nein? Gut, dann nicht!
    In der letzten Aktuellen Stunde über das Nordseesterben haben Sie uns noch als Panikmacher bezeichnet, weil wir gefordert haben, daß Konsequenzen aus diesem Gutachten zu ziehen sind. Jetzt, wo das Gutachten endgültig vorliegt, möchte ich mir erlauben, in der wissenschaftlichen Sprache dieses Gutachtens kurz zu skizzieren, wie der Stand der Nordseeverschmutzung ist. Ich zitiere aus dem Gutachten:
    Die Küstengewässer der südlichen Nordsee und hier besonders die Flußmündungen und das Wattenmeer sind stark mit Schwermetallen belastet (z. B. Cadmium, Quecksilber, Blei). Die höchste Belastung mit Schwermetallen findet sich in den Watten von Jade und Dollart.
    Die Watten sind eines der letzten einmaligen Naturgebiete in Europa, die wir noch haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dabei werden durch den Menschen verursachte Belastungen in folgenden Größenordnungen erreicht: Zink sechsfacher Wert des normalen, Blei neunfacher Wert, Cadmium achtfacher Wert

    (Tatge [GRÜNE]: Ein Skandal!)

    und Kupfer dreifacher Wert des natürlichen Wertes, den wir dort zu verzeichnen hätten, wenn wir nicht einleiten würden.
    Ich zitiere weiter:
    Was an Nähr- und Schadstoffen in Flußmündungen, Buchten, Wattenmeer und offene Nordsee eingebracht wird, bleibt überwiegend im System und läßt sich nicht mehr daraus entfernen. Dieser Prozeß ist überwiegend nicht mehr rückgängig zu machen (irreversibel).
    Das heißt, alle Schadstoffe, die in der Nordsee landen, verschwinden dort nicht irgendwie — Schwermetalle sind auch nicht abbaubar —, sondern sie bleiben dort, sie reichern sich dort an. Das ist das Problem. Es gibt in der Bundesrepublik die Vorstellung, wahrscheinlich vom Tourismus geprägt, die Nordsee sei breit, riesig, groß, ein riesiges Meer. Diesem riesigen Meer droht der biologische Tod auf der Grundlage der Schadstoffeinleitung, die über die Flüsse erfolgt.
    Ich zitiere weiter:
    Besonders im stark belasteten Küstenbereich,
    — also der Bereich, der für den Fremdenverkehr so wichtig ist —
    und in der inneren Deutschen Bucht muß mit der Überlagerung mehrerer, oft gleichsinnig wirkender Schadstoffe gerechnet werden.
    Die Wissenschaftler sprechen da von einer „summativen Toxizität", d. h. die Schadstoffe, die sich
    dort ansammeln, bilden eine zusätzliche Gefährlichkeit und Giftigkeit auf der Grundlage, daß sie dort summiert werden.
    Schon 1980 ist im Gutachten gewarnt und auf die Gefahren für das Wattenmeer hingewiesen worden. Seitdem ist die Gefahr für die Nordsee und das Wattenmeer bekannt, aber seitdem ist nichts passiert. Es ist nichts Wesentliches geschehen — so das Gutachten —, das diesen Zustand in irgendeiner Art und Weise verbessert hat. Vielmehr ist es im Gegenteil so, daß ökologisch verrückte und ökonomisch unsinnige Projekte an der Weser, wie beispielsweise Dollart-Hafen, Industrialisierung der Lune-plate, Cuxhaven-Altenbruch und dergleichen, versucht werden, so daß durch die Ansiedlung von zusätzlicher Industrie zusätzliche Gefährdungen erfolgen.
    Was geht dort eigentlich kaputt? Auf den Ostfriesischen Inseln haben wir 30 000 Arbeitsplätze im Fremdenverkehr, die natürlich erheblich gefährdet sind, wenn sich die Nordsee so wie im Augenblick weiterentwickelt. Natürlich ist dies das schönste Feriengebiet, das wir in der Bundesrepublik an der See noch anzubieten haben. Auch dieses wird dadurch gefährdet und kaputtgemacht. Ich frage mich: Was wäre in der Bundesrepublik eigentlich los, wenn ungefährdeter Giftexport einiger Firmen an der Küste 30 000 Arbeitsplätze im Ruhrgebiet zerstören würde? Denken Sie bitte mal so herum. Was hier geschieht, ist Schaffung von Reichtum in bestimmten Gebieten der Bundesrepublik auf Kosten anderer. Was heißt das? Wer ungefiltert Abwässer und Gifte in Rhein, Weser, Ems, Elbe einleitet, der bereichert sich auf Kosten der Küste und der Arbeitsplätze dort. Das ist der wirkliche Sachverhalt, um den es geht.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Tatge [GRÜNE]: Ein wahres Wort zum späten Abend!)

    Das Problem ist doch, daß man offensichtlich nicht bereit ist, zu akzeptieren, daß diese Region auf der Grundlage einer besonders hohen Arbeitslosigkeit erpreßbar geworden ist, und auf Grund dieser Erpreßbarkeit ist es natürlich auch möglich, daß in diesen Regionen noch zusätzliche verschmutzende Industrien angesiedelt werden. Als Wahnsinn kommt natürlich all das hinzu, was auf See geschieht. Auch da gibt es keine Maßnahmen der Bundesregierung, dem endgültig Einhalt zu gebieten. Es gibt die Verklappung auf See von Dünnsäure, direkte Einleitung von Dünnsäure in die Nordsee, Giftmüllverbrennung auf See, wo jeder, der sich mit der See auskennt, weiß, daß die Höhe der Temperaturen zu einer wirklichen Vernichtung ab einer bestimmten Windstärke am Rande der Öfen gar nicht erreicht werden kann.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Somit müssen wir an der Küste von einem Waldsterben sprechen — das ist etwas ganz anderes —, das von einem Tag auf den anderen geschieht, nämlich dann, wenn die Verbrennungsschiffe auf See sind. Das kann man beobachten, das kann man miterleben.
    Wenn man es mit der Nordsee ernst meinte, müßte man sich überlegen, was zu tun ist. Unsere



    Dr. Müller (Bremen)

    Position ist: Das Entscheidende wäre, daß es endlich aufhört, daß in den Rhein, in den Main und in andere Flüsse giftige Stoffe eingeleitet werden, die sich in der Nordsee anreichern. An Filtermaßnahmen im Bereich der Abwässer würde es, über zehn Jahre verstreut, ungefähr 50 Milliarden DM kosten, wenn man die Nordsee noch retten will. 50 Milliarden sind viel Geld. Ich habe in den Haushaltsberatungen keinen einzigen Antrag der Regierungsfraktionen und auch keinen einzigen Antrag der Sozialdemokratie gesehen, der dieses Problem angehen würde. Selbst beim Programm „Arbeit und Umwelt" der SPD ist dies nicht Thema! Wer aber ernsthaft der Meinung ist, es gehe darum, die Nordsee zu retten, der hätte auf der Grundlage dieses Gutachtens bereits in den jetzigen Haushaltsberatungen reagieren können.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Nun kann man sagen, 50 Milliarden, das ist viel Geld. Ja selbstverständlich! Es ist allerdings nur fünfmal soviel wie die für 1986 geplanten Steuereinsparungen.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Hört! Hört!)

    So viel ist das also wieder nicht! Wenn man es mit der Nordsee ernst gemeint hätte, wäre es ja möglich gewesen, auf diese Steuerersparnis zu verzichten. Ich glaube, die Bevölkerung wäre damit einverstanden gewesen, wenn das Feriengebiet und die Arbeitsplätze dort mit solchen Investitionen erhalten worden wären. Ich bin mir da sogar sehr sicher. Man hätte auf diese Steuerersparnis verzichten können, und man hätte in fünf Jahren 50 Milliarden zur Verfügung gehabt. Damit hätte man ernsthaft etwas zur Rettung der Ostfriesischen Inseln und der Nordsee getan.
    Auf weitere Maßnahmen muß man einfach einmal hinweisen: Wo, bitte schön, ist bis jetzt eine Initiative der Regierung oder auch der Sozialdemokratie, die eindeutig sagt: Schluß mit der Verklappung? Wo ist sie? Wo ist eigentlich eine Initiative, die sich mit der Frage der Überdüngung der Nordsee beschäftigt? Nehmen Sie doch einmal das Problem der Windsurfer, also Ihrer Klientel, meine Herren von der FDP. Schauen Sie sich das einmal an! Da muß man auf Sylt durch einen dicken braunen Schaum — das sind Algen, hervorgerufen durch Überdüngung — waten, um das Surfbrett zu Wasser zu bringen. Glauben Sie wirklich, daß auf diese Art und Weise — —

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Sie übertreiben so schlimm!)

    — Ich übertreibe überhaupt nicht! Das sind Erfahrungen, die Sie sogar schon in der Presse nachlesen können. Sprechen Sie doch bitte einmal mit den CDU-Bürgermeistern von den verschiedenen Inseln, die Ihnen genau sagen werden, wie es ausschaut, die sich große Sorgen um ihre Feriengebiete und um die Arbeitsplätze der Leute, die auf den Inseln wohnen, machen.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Ich finde es zynisch, wenn Sie sich darüber lustig machen und angesichts dieses Gutachtens sagen, es handele sich hier um Übertreibungen.

    (Dr. Hornues [CDU/CSU]: Wer macht sich denn lustig? Ich habe gesagt: Übertreiben Sie nicht!)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Immer wieder gerne.