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ID1017124700

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    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl-Heinz Hornhues


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Der Herr Kollege Verheugen hat eben gesagt, Sie würden immer zuhören. Wenn Sie tatsächlich zugehört hätten, hätten Sie — lesen Sie es bitte im Protokoll nach — bemerkt, daß ich damit meine Rede begonnen habe.

    (Duve [SPD]: Mit einer Bewertung?) — Ich will das jetzt nicht wiederholen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer die ganze Realität Südafrikas — dazu gehört dann auch das Problem der letzten Wahlen, die ich gar nicht überbewerten will - zur Kenntnis nimmt, der kommt zu dem Ergebnis, daß Boykotte und Sanktionen — ich bleibe dabei — in die Konfrontation und in die Gewalt treiben. Ziel unserer Politik muß es jedoch sein, genau diese Konfrontation, die im Blutbad endet, zu vermeiden.
    Von daher bleiben wir dabei, daß das Zwingendste, das Notwendigste und das erste die Intensivierung dessen ist und bleiben muß, was wir den konstruktiv-kritischen Dialog nennen, die Intensivierung dieses Dialogs mit dem Kernziel, unseren Beitrag dazu zu leisten — —

    (Toetemeyer [SPD]: Der hat nichts gebracht!)

    — Entschuldigen Sie bitte, Herr Toetemeyer, können Sie, wenn Sie hier vor vier Wochen gestanden haben, erwarten, daß sich vier Wochen später die Welt so verändert hat, wie Sie es möchten?

    (Widerspruch bei der SPD)

    Kernziel muß es bleiben, daß es zu den angekündigten Verhandlungen kommt. Hier haben wir noch eine erhebliche Möglichkeit, die bisher meiner Auffassung nach nicht hinreichend genutzt worden ist, die Möglichkeit, auf allen Seiten — bei Kirchen, Gewerkschaften und Parteien, wobei ich uns alle mit einschließe — wirklich einmal das zu versuchen, was drin ist, statt hier eine Debatte nach der anderen zu führen. Ich weiß Sinnvolleres, wie ich helfen kann, dort Probleme zu lösen.
    Hierzu gehört die Verstärkung des Sonderprogramms „südliches Afrika", und dazu gehört die Neuverhandlung des Kulturabkommens mit dem Ziel der Einbeziehung aller Teile der Bevölkerung. Dazu gehört aber auch, denjenigen, die den schwierigen Weg zwischen den Extremen gehen wollen, die den Weg der Vernunft, den Weg des Friedens, den Weg des Ausgleichs und der Menschenrechte für alle in Südafrika gehen wollen, ein Angebot zu machen, ihnen bei der Fülle der Probleme zu helfen, die diese gewichtige, entscheidende und notwendige Veränderung mit beinhaltet. Wer sich einmal die Mühe macht, sich vorzustellen, was da ansteht, der weiß, was an Hilfsmöglichkeiten und -notwendigkeiten gegeben ist.
    Für uns heißt dies: Entwicklungshilfe für Südafrika, das zum Teil Industrieland, zum Teil Entwicklungsland ist, wenn der Weg des friedlichen Wandels endlich in entscheidendem Maße beschritten wird.
    Ich bezweifle erneut und nachdrücklich — wie ich es schon in meinem letzten Beitrag getan habe —, ob Sie und wir, wir alle miteinander, Regierung, Regierungskoalition und erst recht die Opposition, wirklich das bisher Denkbare und Machbare getan haben, so daß wir uns hinstellen könnten und mit schönen Worten — die ja immer unglaublich vielen Betroffenen helfen — markige Resolutionen in der Hoffnung einbringen könnten, damit das Richtige und Notwendige getan zu haben. Ich betone noch einmal: ich behaupte — und beim letztenmal haben Sie alle mit Ausnahme der GRÜNEN mir an dieser Stelle Beifall gespendet —, daß wir bisher nicht auf allen Seiten das Hinreichende getan haben, um diesen konstruktiv-kritischen Dialog wirklich in allen Denkbarkeiten und in allen Machbarkeiten auszuloten und tatsächlich zu führen.
    Herr Kollege Verheugen, das, was Sie am Anfang gesagt haben, das, was dann auch wesentlicher Tenor Ihrer Rede war, veranlaßt mich, noch einmal ein Zitat zu bringen, das ich in diesem Zusammenhang schon einmal gebracht habe. Ich bitte Sie, mir abzunehmen, daß ich das verflixt ernst nehme. Es ist ein Zitat von Ihrem Vorsitzenden Willy Brandt. Er hat mit Blick auf Südafrika einmal gesagt:
    Aber durch Pathos ist noch keinem Verfolgten, keiner bedrückten Minderheit, geschweige denn einer unterdrückten Mehrheit geholfen worden.

    (Zuruf von der SPD: Genau!)

    Hier geht es um Augenmaß auch bei Protesten, und es geht um die Frage, ob man in erster Linie anderen helfen will oder ob man sich lieber durch Deklamationen selbst helfen will.
    Ich habe den Eindruck, Herr Kollege Verheugen: Bei manchem, was Sie gesagt haben, ging es Ihnen weniger um die Probleme dort als um die Möglichkeit der Nutzung von Chancen hier in diesem Land mit Blick auf Wählerstimmen.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Soell [SPD]: Er hat konkrete Vorschläge eingebracht!)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat die Abgeordnete Borgmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Annemarie Borgmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bekanntermaßen haben alle bisherigen Bundesregierungen unter dem Mäntelchen verbaler Empörung über das Apartheid-Regime mit dem südafrikanischen Regime blendende Beziehungen, vor allem wirtschaftlicher Art, unterhalten. Daß dieses Regime lediglich die Weißen,



    Frau Borgmann
    nämlich 15 % der Bevölkerung Südafrikas, repräsentiert, war nie ein Störfaktor in der Kumpanei zwischen Bonn und Pretoria. Auch die zunehmende Gewalttätigkeit der Rassisten, die allein in den vergangenen 14 Monaten 834 Menschen — fast nur Schwarze — ihrer gnadenlosen Apartheid-Politik geopfert haben, hat eine jahrzehntelange Tradition.
    Aktuellster Stand dieser katastrophalen Entwicklung ist die besorgniserregende Stärkung der ultrarechten Rassisten auf Grund der Nachwahlen in der letzten Woche. Gleichzeitig wurde ausländischen Journalisten unter Androhung von Strafe ein Verbot der Berichterstattung über Unruhen auferlegt. Für Winnie Mandela, die Frau des seit 20 Jahren inhaftierten Schwarzenführers, ist damit klar, daß die rücksichtslose Niederschlagung des schwarzen Widerstands künftig unter Ausschluß der Weltöffentlichkeit stattfindet.
    Doch die weiße Priviligierten-Clique erhält aus der Bundesrepublik nach wie vor Kredite, Kriegswaffen, Know-how und sogar Exportgüter aus der Atomtechnologie. Bundesdeutsche MBB-Hubschrauber werden von der südafrikanischen Polizei, trotz lächerlicher Dementis hierzulande, zur Aufstandsbekämpfung eingesetzt. Allein 1984 durften sicherheitsrelevante Güter, also Ausstattungen für Polizei und Armee, im Wert von 242 Millionen DM nach Südafrika geliefert werden. Eine detaillierte Aufschlüsselung verweigert die Bundesregierung nach wie vor. Sie wird wohl wissen, warum.
    Zur Beendigung dieses unerträglichen Zustandes erscheint der Antrag der SPD-Fraktion als ein wirklicher Fortschritt. Er beinhaltet einen großen Teil der Forderungen, die wir seit langem erheben. Aber: Wie auch immer die wahren Motive für das neue Engagement der SPD eingeschätzt werden, Tatsache ist, daß der Geist des Antragstexts die reale Südafrika-Politik der SPD bisher noch nicht nennenswert beeinflußt hat. Diese Art von — man muß es so nennen — Etikettenschwindel läßt sich u. a. an folgenden Beispielen demonstrieren:
    Pikanterweise wird in dem Antrag eingestanden, daß es eine militärisch-atomare Zusammenarbeit gibt. Eingeweihte wissen, daß dies nicht erst seit der Bonner Wende im Herbst 1982 der Fall ist,

    (Ströbele [GRÜNE]: Hört! Hört!)

    sondern schon für die Regierungszeit der sozialliberalen Koalition galt.

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Permanente Wiederholung!)

    Wenn es die SPD heute mit ihrer Forderung nach Beendigung der Kooperation ernst meint, wäre es wohl das mindeste, daß sie ihre Regierungserfahrungen mit dieser Art von schmutzigen Geschäften an die Öffentlichkeit bringt und damit zur vorbehaltlosen Aufklärung dieser Fälle beiträgt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ein Beispiel auf Landesebene: Dem Antrag zufolge soll der Verkauf von Krügerrand-Münzen gestoppt werden. Die Kreditinstitute in SPD-regierten
    Bundesländern verkaufen diese jedoch munter weiter.

    (Ströbele [GRÜNE]: Die BfG auch!)

    Der Stopp von Krediten jeglicher Art wird im Antrag gefordert. Aber die Westdeutsche Landesbank, an der die NRW-Landesregierung 43 % Anteile hält, ist nach wie vor einer der wichtigsten Kreditgeber für den Apartheid-Staat.

    (Toetemeyer [SPD]: Nicht wahr!)

    Oder auf Kommunalebene: In meiner Heimatstadt Wuppertal haben DIE GRÜNEN im Sinn der schwarzen Befreiungsbewegungen kürzlich beantragt, den Import von südafrikanischer Steinkohle durch die Stadtwerke einzustellen. Aber gemeinsam mit CDU und FDP hat die SPD-Ratsfraktion die Nichtbehandlung dieses Antrags durchgesetzt. Ich hätte heute gern Herrn Dreßler und Herrn Penner aus Wuppertal gefragt, ob sie das wohl glaubwürdig finden.

    (Ströbele [GRÜNE]: Die Blauen sollte man auch mal fragen!)

    Nun noch ganz kurz zum zweiten Antrag der SPD. Da wird ein in sich geschlossenes Konzept für die Entwicklungshilfe in Afrika von der Bundesregierung gefordert. Dagegen ist unsererseits nichts einzuwenden — auch wenn wir uns mehr von partnerschaftlich orientierten Veränderungen der Weltmarktstrukturen versprechen, die die bisherige Entwicklungshilfepraxis ersetzen müßten. Der für uns wichtigste Aspekt des Antrags ist der Erlaß der Schulden, da insbesondere — ich zitiere — „die Länder südlich der Sahara ... kaum mehr in der Lage" sind, „ihre Schuldenlast zu tragen". Zu diesem Zweck soll — laut Antrag — eine internationale Schuldenkonferenz einberufen werden. Hier soll wohlgemerkt keine Einzelfallprüfung, sondern ein genereller Erlaß vorgenommen werden. Wir sind auf die Begründung gespannt, warum Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, unseren Antrag im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit vor kurzem geschlossen abgelehnt haben, der eben diesen Schuldenerlaß für die Länder südlich der Sahara zum Gegenstand hatte; das ist uns völlig unbegreiflich.
    Ich komme zum Schluß: Uns bietet sich die — wenn auch sicherlich geringe — Chance, einen blutigen Bürgerkrieg in Südafrika verhindern zu helfen. Ich appelliere über die Parteigrenzen hinweg an diejenigen, die es ehrlich meinen, jetzt auch endlich ehrlich zu handeln.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN)