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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
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    Rede von Antje Huber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seien wir ehrlich: Das 40jährige Jubiläum der UNO reißt niemanden auf der Welt zu Begeisterungsstürmen hin.
    Die Rooseveltsche Vision von der Sicherung des Friedens durch die Großmächte, für die er in Jalta um Bundesgenossen warb, hat nicht zur Beendigung von Kriegsangst geführt und schon gar nicht zur Abrüstung und Einsparung von Finanzen zugunsten einer besseren Versorgung in einer glücklicheren Welt.

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Leider wahr!)

    Im Gegenteil. 40 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs starrt Europa diesseits und jenseits der Elbe von Waffen. Dahin ist der Glaube an den



    Frau Huber
    atomaren Schirm, der uns mit seiner Schrecklichkeit alle schützt. Immer neue Varianten atomarer Waffen haben neue denkbare Konfliktmöglichkeiten, neue Risiko- und Erfolgsberechnungen ausgelöst, und das neue Weltraumprogramm SDI, als reines Abwehrsystem gedacht, hat nach unserer Meinung schon jetzt mehr neue Unsicherheit gebracht als den Frieden gesichert.

    (Beifall bei der SPD)

    Und wenn, was zu hoffen ist, Amerika und die Sowjetunion sich jetzt in Genf einander nähern, so ist auch dies kein Ergebnis von UNO-Politik, aber immerhin erfreulich für die UNO, weil der Ost-West-Konflikt ihre Debatten immer überlagert hat.
    Auch lokale Kriege sind in den letzten 40 Jahren nicht eingedämmt worden. Es waren insgesamt über 140, die an vielen Stellen der Welt aufgeflakkert sind, und einige dauerten etliche Jahre, so der irakisch-iranische Konflikt, der j a immer noch schwelt. Lokale Kriege, das klingt so unwichtig. Aber auch sie haben einige Millionen Tote unter den Menschen gefordert, die das Unglück haben, in diesen Regionen zu leben.
    Was gibt es da eigentlich zu feiern?
    Die UNO konnte nichts tun in Ungarn, nichts in der Tschechoslowakei, nichts in Afghanistan und nichts in Kambodscha. Sie hat keinen Einfluß auf die amerikanische Mittelamerika-Politik, keine Lösung für Nahost und auch nicht für das brodelnde Südafrika. Und sie hat kein Rezept gegen den internationalen Terrorismus.

    (Ströbele [GRÜNE]: Auch nicht gegen den Staatsterrorismus!)

    Wie viele Resolutionen haben nichts gebracht! Wie oft hat das Veto-Recht im Sicherheitsrat uns die Ohnmacht der UNO vorgeführt! Und immer noch ist die Gefahr nicht gebannt, auch nicht durch die UNO, daß lokale Konflikte sich zu Weltkriegen erweitern.
    Das Ärgerliche ist nur: Wir haben keine andere Weltorganisation. Es wäre zwecklos, diese aufzugeben, um eine neue, ganz ähnliche zu gründen.
    Die UNO ist keine Firma, die für den Markt produzieren kann, der die Ware Frieden gern hätte, ohne dafür richtig zu zahlen.
    Die UNO ist keine Weltmacht, die mit ihren Truppen, ihren Waffen drohen kann.
    Die UNO ist keine Weltregierung. Sie hat keine Souveränität, außer in dem Haus, in dem sie wohnt und das Barbara Ward das „Weltdorf" genannt hat.
    Aber wie gut oder wie schlecht die UNO ist, hängt nicht von der Zahl ihrer Mitarbeiter ab, die auch nichts dafür können, daß die Mittelfrage hier beklagt werden müßte. Die Qualität der UNO hängt allein davon ab, welchen Grad von Friedensfähigkeit die Völker erlangt haben, die in der UNO versammelt sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Schon 1945 spiegelte die Charta der Vereinten Nationen nur den Willen der Großmächte zu einem
    Zusammenspiel wider, bei dem sie sich selbst jede Rückzugsmöglichkeit durch das Vetorecht offenließen. Die Enttäuschung war deshalb vorprogrammiert. Sie wurde nur durch die unerwartete Enttäuschung ergänzt, daß ihr eigener Einfluß, der Einfluß der Großmächte, so schnell dahinschwand. Die Großmächte als Friedensgaranten zu sehen, wie Roosevelt es noch getan hatte, war höchstens noch regional und höchstens noch von denen akzeptiert, die immer noch auf die Abschreckung bauen. Die zum Teil aus geringfügigem Anlaß praktizierte Anwendung des Vetorechts trug der ganzen UNO bisweilen das Odium des Niedergangs und den Vorwurf der Morallosigkeit ein.
    Statt dessen erwies sich jedoch die Blockfreiheit der Staaten als ein immer wichtigerer Beitrag zur Sicherung des Friedens und zur Sicherstellung des Funktionierens der UNO. Denn anders als es den Gründern vorschwebte, sind Konfliktbeherrschung, Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle keineswegs bloß Sache der Großmächte, auch wenn diese unverändert wichtig bleiben. Da die meisten kleineren Völker aber mit größerer Sorge auf die Bedrohung reagieren, ist das Friedensengagement der kleineren und mittleren Staaten glaubwürdiger, auch wenn die Fülle der Probleme, die die vielen kleinen Länder mit in die UNO gebracht haben, inzwischen zu mehr Arbeit und auch zu mehr Sorgen geführt hat. Wenn die UNO je eine umfassend funktionierende Clearing-Stelle wird, meine Damen und Herren, so nicht wegen ihrer Truppenzahl, sondern weil Moral und Vernunft über Aggression und Kriegsangst gesiegt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Hoffnung darf man nicht aufgeben, darf man gerade im Atomzeitalter nie aufgeben. Deshalb ist es gut, daß die kleineren Staaten in der UNO mit dafür gesorgt haben, daß sie den Weg des Völkerbundes nicht gehen mußte. Daß sie dabei versucht haben, das Nord-Süd-Verhältnis über die Weltorganisation zu ihren Gunsten zu beeinflussen, ist ihnen sicherlich nicht zu verübeln.
    Im 40. Jahr des Bestehens wird der UNO nun in mancher Feierstunde Kritik und auch Hoffnung mitgegeben. Kritik ist berechtigt, und sei es nur, daß sie deutlich macht, wie sehr die Völker in Wirklichkeit ihre eigenen Unzulänglichkeiten beklagen, ihr altmodisches Verständnis von Souveränität sowie ihre zum Teil extensive Auslegung der Ausnahmeklausel des Gewaltverzichts.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber die Hoffnung ist wichtiger. Bei aller Unzufriedenheit darüber, wie polemisch und unklug Debatten in New York — ich habe das selbst miterlebt — über Ost und West und über das Nord-SüdVerhältnis oft sind, in denen vieles breitgetreten, statt aufgearbeitet wird, bei aller Enttäuschung: Wir dürfen nicht schimpfen, wir müssen arbeiten. Wer soll denn die Fragen einer umfassenden Abrüstung und Friedenssicherung bewältigen? Wer die Kampagne gegen den Hunger auf der Welt siegreich beenden? Wer wird den Umweltschutz grenzüberschreitend und multilateral koordinieren? Wer die



    Frau Huber
    in weiten Teilen der Welt noch unterdrückten Menschenrechte wirklich schützen und die Abschaffung der Todesstrafe letztlich durchsetzen? Wo soll notwendiges internationales Recht sonst entstehen?
    Die Welt ist durch die technische Entwicklung noch enger zusammengerückt, als dies vor 40 Jahren absehbar war. Es gibt kein Land, das Sicherheit und Wohlstand auf Dauer ohne seine Nachbarn sichern kann. Und Nachbarn, liebe Kollegen, sind wir nun alle.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Offene Märkte, Lösungen der gefährlich gewordenen Schuldenproblematik sind für die Entwicklungs- wie für die Industrieländer gleich wichtig.
    Deshalb wären internationale Mechanismen angebracht, mit denen es gelingt, in Zukunft mehrheitlich nicht nur unliebsame Zwischenfälle von gestern zu beklagen und zu rügen und eingetretene Schäden zu reparieren, sondern sie auch zu verhindern. Das ist ein weiter Weg, der auch substantielle Veränderungen erfordert, z. B. im Sicherheitsrat, damit aus dem zahnlosen Tiger ein verläßlicher Schiedsrichter wird. Auch hier ist den kleinen und mittleren Staaten dafür zu danken, daß sie sich seit 1970 um die Reform der UNO mehr gekümmert haben als die Großmächte.
    Aber es ist nun nicht so, daß man am 40. Jahrestag der UNO, den wir hier heute spät und zu ungünstiger Stunde begehen, gar nichts Gutes vermelden könnte. Die UNO war in Korea erfolgreich. Ihre Blauhelme standen in vielen Spannungsgebieten der Welt, manchmal jahrelang, und auch dann, wenn große Staaten vergaßen, ihre Beiträge dafür zu bezahlen. Die UNO hat in ihren Unterorganisationen gegen den Hunger auf der Welt gewirkt und dazu beigetragen, daß in Asien, Afrika und Lateinamerika die Kindersterblichkeit um die Hälfte zurückging, daß die Ausbildung und Erziehung dort vorwärtsgebracht wurde, wo sich sonst niemand um die Chancen der Kinder gekümmert hat. Mit dem Geld, das ein Bomber kostet, konnte die WHO in zehn Jahren die Pocken ausrotten und über 400 Millionen Menschen retten.
    Auch als Notar betätigt sich die UNO, wenn man an den Konflikt England/China über Hongkong denkt, der nun beigelegt ist. Die UNO hat auf ihrer 3. Seerechtskonferenz ein Drittel der Erde, nämlich die Wirtschaftszonen an den Küsten, neu verteilt. Sie regelt die Durchfahrts- und Überflugrechte an über hundert Meerengen und Wasserstraßen und hat auch auf dem Gebiet der friedlichen Weltraumnutzung Beachtliches geleistet.
    Die UNO betreibt unter anderem lebenswichtige Schiffahrts- und Wetterorganisationen, sie liefert Weltkarten, Weltdaten, vereinbart Namen, sie kümmert sich um die Drogenszene und führt Kulturgüter in ihre Heimatländer zurück.
    In vielem sind die Vereinten Nationen über das hinausgegangen, was die Charta eigentlich hergab. Sie haben sich so auf eine Weise nützlich gemacht, von der weniger Aufhebens gemacht worden ist als von den zirka 200 Vetos im Sicherheitsrat.
    So hat die Vision von der geeinten Welt doch Blüten getrieben, auch wenn der Garten Eden noch weit ist und wahrscheinlich niemals ganz erreicht werden wird.
    Jeder Realist weiß, daß es bei solcher Zusammenarbeit auch zu Ärgernissen kommt. Aber wir glauben, daß es besser ist, solche Ärgernisse, solche Schwierigkeiten aufzuarbeiten, als z. B. aus der UNESCO auszutreten.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesrepublik Deutschland, die erst 1973 Mitglied wurde, sich aber schon 1949 dem Völkerrecht und damit den Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen unterwarf, setzt sich für eine Stärkung der UNO ein. Unsere geschichtlichen Erfahrungen und unsere gegenwärtige Lage geben uns einen ganz besonderen Grund, für den Frieden, für eine für alle wichtige Kooperation zur Eröffnung von Chancen und Vermeidung von Schäden sowie für Menschenrechte zu arbeiten.
    Wir, die Bundesrepublik Deutschland, deren Parlament heute nach mehr als einem Jahrzehnt wieder einmal grundsätzlich über die UNO debattiert, wollen auf alle Fälle immer zu den Völkern gehören, die sich durch Schwierigkeiten, durch Negatives nicht abschrecken, sondern eher anspornen lassen. Regierung und Parlament müssen sich daher fragen lassen, ob sie in den vergangenen Jahren genug getan haben. Dies sollte uns in der Tat konkreter und öfter beschäftigen.
    Die UNO zeigt wie ein Spiegel die Welt, wie sie ist. Aber deshalb müssen wir nicht resignieren. Das Bild kann sich ändern, wenn der Glaube an die Unabdingbarkeit friedlicher Problemlösungen den Völkern unterschiedlichster Kulturen und Traditionen das beschert, was doch alle gemeinsam wollen: Frieden ohne latente Bedrohung, Freiheit unabhängig von militärischer Macht und Größe, wirtschaftliche Chancen durch multilaterale Kooperation, soziale Sicherheit als Grundlage für Angstlosigkeit und Menschenwürde und kulturelle Entfaltung durch gegenseitige Befruchtung.
    Vor 40 Jahren hätte es vielleicht noch übertrieben geklungen, zu sagen, daß die Durchsetzung dieses Glaubens unsere einzige gemeinsame Zukunftschance ist. Aber heute wissen wir ganz sicher, daß wir uns morgen alle vernichten können. Seien wir wenigstens zuversichtlich, daß wir uns trotzdem auch retten können.
    Deshalb: Gäbe es die UNO nicht, so müßte man sie gründen. Schöneres kann man ihr zum Geburtstag nicht sagen. Aber ich wünsche doch, daß zum 50. Jahrestag weniger Kritik und mehr frohe Botschaften uns erreichen mögen.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Fischer.




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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hoffen wir, Frau Huber, daß wir alle den 50. Geburtstag der UNO auch noch selber mitfeiern können.
    Als die Charta der Vereinten Nationen am 24. Oktober 1945 in Kraft trat, gehörten der UNO 51 Nationen an; seitdem hat sich die Zahl der Mitglieder mehr als verdreifacht, nämlich auf 159 Mitgliedstaaten. Bis auf wenige Staaten ist die Universalität fast erreicht.
    Die Mitglieder verpflichten sich in der Charta, ihre zwischenstaatlichen Streitigkeiten auf friedlichem Wege, d. h. auf solche Weise zu schlichten, daß internationaler Friede und internationale Sicherheit und Gerechtigkeit nicht gefährdet werden.

    (Ströbele [GRÜNE]: Das ist leider nur Blabla!)

    Das ist — gemessen an der Realität — in weiten Teilen nicht erreicht worden.
    Die UNO ist zu einem bedeutenden Forum geworden, zu dessen Aufgabenbereich außer der Friedenssicherung und dem Schutz der Menschenrechte auch ein weiteres Aufgabenfeld gehört, nämlich die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern. Der 40. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen bietet Gelegenheit zu Rückblick und Bilanz.
    Man fragt sich: Wie sind die Vereinten Nationen den Herausforderungen — insbesondere jenen der Entwicklungspolitik — gerecht geworden? Realität ist, daß die United Nations für die Entwicklungsländer ein Forum internationaler Art bieten, wo sie auf ihre Probleme gegenüber der ersten und zweiten Welt aufmerksam machen können. Alle Entwicklungsländer hätten die Möglichkeit, ihre Anliegen solidarisch vorzubringen, und sie könnten versuchen, die Gewissen der Menschen in den Industriestaaten wachzurütteln.
    Das Jubiläum bietet Anlaß, in die Zukunft zu schauen und zu prüfen, ob die bisher gemachten Erfahrungen eine Orientierungshilfe sein könnten und ob sich die Anstrengungen der UNO gelohnt haben oder ob es Chancen gibt, daß sich die UNO glaubhaft, glaubwürdig darstellen kann.
    Die Vereinten Nationen eröffnen auch ein Forum, um nachzuweisen, daß innerhalb der Entwicklungspolitik der Länder die Anstrengungen, die der Ostblock in der Entwicklungshilfe unternimmt, nur verbaler und nicht tatsächlicher Art sind, denn, meine Damen und Herren, es stimmt noch immer, daß die Ostblock-Staaten weniger Entwicklungshilfe leisten als die Bundesrepublik Deutschland allein.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Darüber hinaus wird die geringe Entwicklungshilfe des Ostblocks nur an die kommunistischen Staaten wie Nord-Korea, Vietnam oder Kuba und dann vornehmlich als Militärhilfe geleistet. Das heißt: Wir sollten immer wieder darauf hinweisen, daß die Ankündigung von Hilfe und die tatsächliche Gewährung von Hilfe in den UN noch sehr weit auseinanderliegen.
    Mit dem Entwicklungsprogramm setzt sich die Organisation der Vereinten Nationen dafür ein, daß die Fähigkeiten der Menschen in der Dritten Welt entfaltet werden und daß sie in die Lage versetzt werden, Probleme selber zu erkennen und zu bewältigen, daß ihnen Möglichkeiten der Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. So sollen Menschen in der Dritten Welt private und staatliche Einrichtungen schaffen, die langfristig Entwicklungsprozesse tragen können.
    Neben technischer Hilfe hat sich die UNO auch auf den Bereich der Nahrungsmittelhilfe konzentriert. Es entstand das Welternährungsprogramm. Beide Programme — um nur einige zu nennen: UNDP und WFP — sind wichtige Errungenschaften im Bereich der Entwicklung.
    Es entstanden darüber hinaus weitere wichtige Unterorganisationen, die auch schon erwähnt wurden: das Kinderhilfswerk; der Herr Außenminister hat soeben die Frage der Einrichtung eines Menschenrechtsgerichtshofes dargestellt. Bislang haben wir nur den Hohen Kommissar für Flüchtlingsfragen, der in allen Teilen der Welt weiß Gott ein erhebliches Aufgabengebiet vorfindet.
    Eine wesentliche Problematik der UNO besteht allerdings in ihrem Innenleben. Das klang hier auch schon einige Male an. Es gilt nicht nur, daß Länder wie die USA, Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik im allgemeinen Vertretungsorgan das gleiche Stimmrecht wie ein pazifischer Kleinstaat mit nur wenigen hunderttausend Einwohnern haben — —

    (Ströbele [GRÜNE]: Nur keine Diskriminierung!)

    — Das ist keine Frage von Diskriminierung, sondern diese Kleinstaaten haben gemeinsam mit anderen Staaten ihrer Region ohne weiteres die Möglichkeit, mit Zwei-Drittel-Mehrheit Empfehlungen und Beschlüsse über wichtige Fragen — einschließlich des Haushaltsplanes, zu dem sie oft nur wenig beitragen — zu verabschieden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Damit können Großmächte, lieber Herr Ströbele, zur Finanzierung von Projekten gezwungen werden, und zwar selbst dann, wenn sie nicht bereit sind, solche Projekte zu unterstützen oder sie politisch ablehnen.

    (Ströbele [GRÜNE]: Darauf kommen wir gleich noch zu sprechen!)

    Sie können auch mit diesen „fremden Geldern" Ausschüsse mit Tätigkeiten beauftragen, die den nationalen Interessen der geldgebenden Länder völlig entgegenstehen.

    (Ströbele [GRÜNE]: Es ist die Frage, was die nationalen Interessen sind!)

    Das sind Konfliktfälle, mit denen man sich beschäftigen muß.

    (Zuruf des Abg. Ströbele [GRÜNE])




    Frau Fischer
    — Ich weiß gar nicht, warum Sie so konfliktscheu sind. Man muß diese Dinge doch nennen dürfen.
    Viele Staaten sind zu einer wirksamen Mitarbeit an der von ihnen beschlossenen Tätigkeit der Weltorganisation leider vielfach auch nicht imstande. Fehlende Fähigkeit zur verantwortlichen Mitwirkung versuchen sie dann nicht selten — ich hätte fast gesagt: man kennt das j a —, durch verbale Regsamkeit während offizieller Erörterungen in dem Vertretungsorgan wettzumachen. Deswegen wird gerade in der UNO — wie auch in anderen Teilen der Welt — vieles zerredet, und viele wichtige Tagesordnungspunkte bleiben ungelöst.
    Zu den Ungereimtheiten der Weltorganisation gehört für mich auch die Frage der Zulassung revolutionärer Bewegungen als Quasi-Mitglieder sowie des versuchten Ausschlusses von Mitgliedstaaten, die sich den politischen Wünschen der die Hauptversammlung majorisierenden Staaten entziehen.

    (Ströbele [GRÜNE]: Welche?)

    — Machen sie sich sachkundig, dann brauche ich auch nicht so viel Redezeit.
    Nach allgemeinem Völkerrecht ist die Mitgliedschaft in einer internationalen Organisation nur möglich, wenn sich der beitretende Staat dem geltenden Organisationsrecht unterordnet. Und es ist notwendig, daß die UNO glaubwürdig bleibt. Denn nur dann kann sie sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt erfolgreich einsetzen. Eine unglaubwürdig gewordene UNO wäre das Ende einer wirklich großen Hoffnung der Menschheit.
    Zur Glaubwürdigkeit gehört für mich auch, daß sich die Mitgliedstaaten nicht in harten, unversöhnlichen, von der Mehrheit oft rücksichtslos diktierten Resolutionen darstellen, ohne die Interessen anderer Minderheiten zu berücksichtigen. Die Vereinten Nationen können nicht von einzelnen Nationen die Bereitschaft und Fähigkeit zu konfliktregelndem Verhalten glaubwürdig fordern, wenn die zahlenmäßige Mehrheit innerhalb der Gremien der Vereinten Nationen selbst nicht zu Kompromissen und zur Konfliktlösung bereit und in der Lage ist. Es muß mit aller Deutlichkeit auch gesagt werden, daß kein Staat der Erde das moralische Recht hat, mit unversöhnlichen, haßerfüllten Worten von anderen Staaten Friedfertigkeit zu verlangen. Das geht einfach nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich finde es sehr wichtig, daß wir heute diese Aussprache über die Vereinten Nationen haben. Ich finde es auch wichtig, hinzuweisen auf die Arbeit und die Aufgaben der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, die hier in der Bundesrepublik als Nichtregierungsorganisation für die Vermittlung von Sinn und Inhalt der Arbeit der UN und ihrer Sonderorganisationen eintritt und dafür Sorge trägt, daß die Einwirkungsmöglichkeiten, die wir von hier aus haben, auch bekannt werden. Ich finde, es ist in der deutschen Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt, daß die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen die Aufgaben einer zentralen Informationsstelle für die Vereinten Nationen erfüllt und über ihre Sonderorganisationen berichtet.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Abschließend möchte ich die Bundesregierung bitten, sich auch weiterhin im Bereich der Vereinten Nationen zu engagieren und hier einen Schwerpunkt ihres außenpolitischen Denkens und Handelns zu sehen. Es bleibt entscheidend, die Möglichkeiten der Weltorganisation zum universalen Ausgleich der Interessen voll zu nutzen. Hierbei geht es darum, daß sich die Mitglieder der Vereinten Nationen in einem fortlaufenden und umfassenden Verhandlungsprozeß und in konstruktivem Dialog innerhalb der Weltorganisation ehrlich bemühen, Schritt für Schritt die gemeinsamen Ziele des Friedens, des sozialen Fortschritts und der Stärkung von Recht und Gerechtigkeit zu erreichen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)