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    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    In den 70er Jahren haben wir eine erfolgreiche Energiepolitik entwickelt; wir haben zwei Olkrisen bewältigt.
    Wenn heute Einsparerfolge zu verzeichnen sind, dann sind in den 70er Jahren — übrigens von uns gemeinsam, von der sozialliberalen Koalition — dafür die Grundlagen gelegt worden. Das sollten Sie bitte anerkennen. Sie sollten aber auch nicht in der Ihnen eigenen Art verharmlosen, verniedlichen und verallgemeinern. Es gibt nach wie vor gravierende Energieprobleme und Sorgen — vielleicht nicht heute, aber für die Zukunft —, mit denen wir uns ernsthaft befassen müssen. Ich will in meinem Beitrag dazu etwas sagen.



    Wolfram (Recklinghausen)

    Für uns Sozialdemokraten gelten unsere energiepolitischen Leitziele unverändert fort. Energieeinsparen ist der beste Beitrag zum Umweltschutz. Wir wollen den Importanteil und die Importabhängigkeit verringern. Wir wollen nicht von einer Verringerung der Importabhängigkeit beim Rohöl zu einer Importabhängigkeit bei den Produkten kommen.
    Für uns gilt der Kohlevorrang, wobei wir unter Kohlevorrang selbstverständlich die umweltverträgliche Nutzung der Kohle verstehen und uns für eine „saubere" Kohle einsetzen, in der Gewißheit und im Wissen, daß das Geld kostet.
    Wir sind für Kohleveredelung. Zu dieser Problematik haben Sie kein Wort gesagt.
    Wir wollen die Energieforschung und -entwicklung vor allem im nichtnuklearen Bereich und bei regenerierbaren Energien weiter fördern. Ich nehme an, daß dazu Minister Riesenhuber noch etwas sagen wird. Über allem steht bei uns die Schonung und Erhaltung einer gesunden Umwelt, eine umweltverträgliche Nutzung aller fossilen Energien.
    Meine Damen und Herren, alle diese Gedanken finden Sie in unserem „Antrag zur Sicherung einer umweltfreundlichen Energieversorgung", der Ihnen heute vorliegt. Wir bitten Sie um Ihre Zustimmung. Sie könnten nach dem, was der Bundesminister Bangemann gesagt hat, ohne weiteres zustimmen.
    Zur aktuellen Lage auf dem Energiemarkt möchte ich feststellen, daß in der Tat im Moment ein Überangebot an Energie da ist. Das hat verschiedene Gründe. Aber es gibt für die Zukunft auch Risiken, die wir sehen müssen. Die derzeitige Überflußlage darf uns nicht zu falschen Verhaltensweisen verleiten. Das Energiebewußtsein muß bei Verbrauchern wie bei Produzenten, bei öffentlichen Händen wie bei der Industrie nach wie vor weiter geschärft werden, damit wir nicht morgen im Falle einer neuen Ölkrise alles teuer bezahlen müssen.
    Wir erkennen an, daß private, industrielle Energieverbraucher bisher gut mit Energie versorgt worden sind. Aber der letzte Winter hat gezeigt: Auch bei uns kann es Engpässe geben.
    Herr Bundesminister Bangemann, wir behaupten, daß es noch ein beträchtliches Energieeinsparpotential gibt, das weiter ausgeschöpft werden muß. Wir geben uns nicht zufrieden mit den bisher erzielten Erfolgen.
    Wir begrüßen, daß bundesweit der Kohleverstromungsvertrag anerkannt wird. Wir erwarten, daß rechtzeitig vor Auslaufen eine korrekte und akzeptable Anschlußregelung getroffen wird. Wir erwarten vor allem, daß nicht zugelassen wird, daß durch den Bau von Überkapazitäten im Kernkraftwerksbereich oder durch verstärkte Importe von Kernenergiestrom aus Frankreich die heimische Kohle im Mittellastbereich verdrängt und gefährdet wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre gut, wenn die Bundesregierung und die
    Koalitionsfraktionen schon heute erklären würden,
    daß auch nach ihrer Auffassung aus einem „15-Jahre-Kohleverstromungsvertrag" ein echter „Jahrhundertvertrag" werden muß.
    Wir begrüßen, daß sich Bergbau, Stahlindustrie, Bund und Kohleländer auf eine Anschlußregelung zum Hüttenvertrag verständigt haben. Zum Jubel, Herr Bundesminister, besteht aber kein Anlaß. Sie haben in dieses Vertragswerk Fußangeln gelegt. Sie haben sich Hintertüren offengelassen, über die Sie hier nur nicht offen geredet haben.
    Was wir Sozialdemokraten vor allem kritisieren, ist die Tatsache, daß die Bundesregierung mit massivem Druck den Bergbau zwingt, seine Exporte in die Länder der EG abzubauen. Das ist kein gemeinschaftliches Verhalten. Das gefährdet Arbeitsplätze im Bergbau. Ihr Hinweis, daß sich das sozialverträglich abwickeln werde, ist irreführend. Natürlich wird nichts geschehen, wodurch Bergleute ins Bergfreie fallen. Aber weitere Tausende von Arbeitsplätzen, für die es keinen Ersatz gibt, werden vernichtet. Das ist das Problem, mit dem wird uns auseinanderzusetzen haben.
    Meine Damen und Herren, in der Kohleveredelung gibt es einen Entscheidungsbedarf der Bundesregierung. Wir warten darauf, daß Sie sich heute dazu äußern. Von der Bundesregierung und den Nichtkohleländern erwarten wir, daß sie sich solidarisch erklären mit den Kohleländern Saarland und Nordrhein-Westfalen. Diese beiden Länder können die finanzielle Last nicht allein tragen.
    Meine Damen und Herren, wir Sozialdemokraten sind gegen die Koaltionspolitik — die Sie nicht offen aussprechen — Kernenergie vor Kohle. Die Koalition will die Kernenergie weiter pushen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Bei uns heißt es: Kernenergie und Kohle!)

    — Nein, nein, für Sie hat Kernenergie Vorrang. Geben Sie das zu.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie kennen doch unsere Programme, Herr Kollege!)

    Ich möchte ein Wort zur Lage auf dem Mineralölmarkt sagen. Herr Minister, ich bedauere, daß unsere „Große Anfrage" erst im Dezember beantwortet werden soll. Sie beweisen damit einmal mehr, wie wenig ernst die Bundesregierung die viel zu große Vernichtung von inländischen Raffineriekapazitäten nimmt.
    Daß ein Handlungsbedarf besteht, beweist doch das Land Niedersachsen, dessen Wirtschaftsministerin, Frau Breuel, German Oil aus der Taufe gehoben hat, mit staatlichen Mitteln eine Raffinerie kaufen will und bereits Rohöllieferverträge mit den Ayatollahs geschlossen hat.

    (Roth [SPD]: Hoch lebe die Marktwirtschaft!)

    Ich frage Sie: Wie ist das mit Ihren ordnungspolitischen Vorstellungen vereinbar?
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12773
    Wolfram (Recklinghausen)

    Ich frage Sie: Was sagen Sie zu Herrn Pieroth, der in Berlin praktisch eine staatliche Tankstellenkette aufbauen möchte?

    (Roth [SPD]: Hoch lebe die Marktwirtschaft!)

    Äußern Sie sich doch einmal zu diesen Fragen.
    Ich hätte auch begrüßt, wenn Sie an dieser Stelle endlich einmal ein Bekenntnis zur Existenzberechtigung der kleinen und mittleren, freien und unabhängigen Tankstellenbesitzer und Mineralölhändler abgegeben hätten. Ich frage Sie: Sind Sie bereit, die Umstellungsbeihilfen für Zapfsäulen mit unverbleitem Benzin zu erhöhen, nachdem Sie wissen, daß die zweimal 10 Millionen DM schon ausgebucht sind und nicht ausreichen. Und ich frage Sie: Was tun Sie gegen die Untereinstandspreisverkäufe an verschiedenen SB-Märkten, die den Wettbewerb verzerren?
    Ich möchte eine Bemerkung zum Gas machen. Wir sind dafür, daß der Anteil des Gases auf dem Niveau der bisherigen Größenordnung stabilisiert wird. Mit Sorge erfüllt uns allerdings der zunehmende Druck des Gases im industriellen und kommunalen Bereich. Wir sehen darin eine Gefährdung des Verstromungsvertrages.
    Meine Damen und Herren, wir behandeln heute in dieser Debatte auch ein EG-Papier mit den energiepolitischen Zielen mit Blick auf das Jahr 1995. Mir liegt hier ein vergleichbares Papier der EG-Kommission vom 29. Mai 1974 vor. Darin geht es um die damaligen Ziele für 1985. Die Kommission wäre gut beraten gewesen, dieses Papier vor der Abfassung ihres neuen Papiers zu lesen.
    Das heute vorliegende Papier ist wesentlich besser als seine Vorläufer. Ich anerkenne alle Bemühungen derer, die sich in Brüssel für eine Änderung eingesetzt haben. Die „Giftzähne" sind gezogen. Ich bin vor allem auch unseren politischen Freunden im Europäischen Parlament dankbar, daß sie uns dabei tatkräftig unterstützt haben.
    Trotzdem ist der Kommissionsentwurf noch verbesserungsbedürftig. Wir haben uns im Wirtschaftsausschuß sehr eingehend damit befaßt. Herr Bundesminister Bangemann, ich hoffe sehr, daß Sie diese Anregungen aufgreifen und zu verwirklichen versuchen. Es genügt uns nicht, die Beihilferegelung nur um ein halbes Jahr zu verlängern. Die Bundesregierung soll doch sagen, wie sie sich die Anschlußregelung vorstellt. Für uns ist eine Verlängerung um ein halbes Jahr zu kurz.
    Wir sind der Meinung, daß in die offiziellen Ziele der neuen Beihilferegelung, die für die Politik der Kommission maßgeblich sein werden, neben der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ausdrücklich auch die Erhaltung des Beitrags der inländischen Kohle zur Versorgungssicherheit und ihre positiven Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation einbezogen werden müssen.
    In dem Kommissionspapier wird nichts zur Raffinerieproblematik gesagt. Auch hier erwarten wir, daß nicht nur in der Bundesrepublik überproportional stillgelegt wird, sondern daß Raffineriekapazitäten in Europa gleichmäßig und ausgewogen abgebaut werden.
    Wir erwarten von der Bundesregierung vor allem, daß sie sich dafür einsetzt, daß in dem Kommissionspapier dem Umweltschutz ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. Zum Umweltschutz und zur Harmonisierung der Umweltschutzbestimmungen wird in diesem Papier so gut wie nichts ausgesagt.
    Wir lehnen strikt das Plädoyer für mehr Kohleimporte aus Drittländern — z. B. aus Südafrika — ab. Wie Sie wissen, ist dies noch nicht vom Eis. Bei der Kommission besteht nach wie vor die Absicht, europäische Kohleförderkapazitäten durch noch mehr Importe aus Drittländern zu ersetzen.
    Strom kann auch nicht, wie es die Kommission offensichtlich will, willkürlich und frei über die Grenzen gehandelt werden. Der bisherige europäische Verbund und seine praktische Handhabung haben sich bewährt.
    Die Favorisierung der Kernenergie in dem EG-Papier lehnen wir ab. Zur Entsorgungsproblematik schweigt sich die EG-Kommission aus.
    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, für uns Sozialdemokraten hat die Sicherung der zukünftigen Energieversorgung den höchsten Stellenwert. Es wäre sinnvoll, wenn es in den Grundfragen der Energiepolitik einen weiten und breiten Konsens gäbe. Wir sind zur Zusammenarbeit bereit, wenn es darum geht, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen.

    (Dr.-Ing Kansy [CDU/CSU]: Sie haben doch die Linie von Herrn Schmidt verlassen!)

    — Nun lassen Sie mich doch einmal ausreden. Es ist doch Quatsch, was Sie sagen.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist mein erster Zwischenruf! Das ist die Wahrheit!)

    — Lassen Sie mich doch bitte ausreden! Die Koalition sollte Ihre ideologischen Scheuklappen ablegen.
    Lassen Sie mich ein letztes Wort zu der im Laufe des Vormittags anstehenden Abstimmung zum „Schnellen Brüter" sagen. Sie wissen, eine Reihe von SPD-Bundestagsabgeordneten haben hier eine andere Meinung als die Mehrheit unserer Fraktion. Wir bitten um Respektierung unserer abweichenden Meinung. Mit Interesse nehmen wir zur Kenntnis, daß der geschätzte Herr Kollege Hirsch eine abweichende Meinung zur Mehrheitsmeinung der Koalition vertreten wird.

    (Zuruf von der FDP: Die hatte er aber schon immer! — Dr. Bugl [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das?)

    Das respektieren wir. Wir bitten darum, daß dieser Respekt gegenseitig gilt. Wir werden unser abweichendes Abstimmungsverhalten begründen und in einer schriftlichen Erklärung zu Protokoll geben.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Also doch!) Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD)






Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Gerstein.

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    Rede von Ludwig Gerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen! Ich möchte zunächst auf meinen Vorredner eingehen und sagen: Herr Wolfram, an dem persönlichen Respekt davor, daß Sie mit einigen anderen Kollegen von der Mehrheit Ihrer Fraktion abweichende Meinungen vertreten, soll es nicht fehlen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß die Behauptung in Ihrer Rede, die Sozialdemokratische Partei halte unverändert an den Leitzielen ihrer Energiepolitik fest, nicht stimmt.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Richtig!)

    Sie haben in Ihrer sonst sehr angemessenen Rede sehr sorgsam den gesamten Sektor der Kernenergie ausgeklammert. Ich glaube zu verstehen, warum. Wir werden darauf später noch eingehen können.
    Herr Wolfram, Sie haben trotz der angeblich bestehenden unveränderten Leitziele der SPD um Zustimmung zu dem Antrag der SPD zur Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung gebeten. Diese Zustimmung können weder Sie noch Ihre Fraktion in irgendeiner Weise erwarten; denn dieser Antrag wendet sich nach seinem Wortlaut voll und ganz gegen den weiteren Einsatz der Kernenergie. Sie unterscheiden sich in dieser Sache von den GRÜNEN nur dadurch, daß Sie das nicht schon heute, sondern erst übermorgen wollen. Aber im Prinzip kommt es auf dasselbe heraus.

    (Zuruf von der SPD)

    — Meinetwegen auch überübermorgen. Ich komme darauf gleich noch zurück.
    Sie, Herr Wolfram und liebe sozialdemokratische Kollegen, haben den Versuch gemacht, im Wirtschaftsausschuß darzustellen, daß dieser Antrag zur Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung ganz anders zu interpretieren sei, nämlich daß sich die SPD-Fraktion gar nicht gegen die Wiederaufarbeitung wende. Das steht aber im Text des Antrags. Ich frage Sie: Wie können Sie von uns verlangen, daß wir diesem Antrag zustimmen? Das wird nicht geschehen.

    (Dr. Bugl [CDU/CSU]: Die wissen ja nicht, was sie wollen!)

    Meine Damen und Herren, der Wirtschaftsminister hat hier schon von der Stetigkeit und Verläßlichkeit unserer Energiepolitik gesprochen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt diese Äußerungen der Bundesregierung. Wir stützen ihre Energiepolitik. Diese Energiepolitik hat gezeigt, daß in der Bundesrepublik Deutschland die Energieeinsparung durch den Markt auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern am erfolgreichsten gelungen ist. An der Steuerung durch den Markt wollen wir auch in Zukunft soweit wie möglich festhalten.
    Wir halten auch fest an der ausgewogenen Struktur unserer Energieversorgung. Der Wirtschaftsminister hat darauf hingewiesen. Diese Struktur schließt Bemühungen ein, die Möglichkeiten des Einsatzes auch regenerativer Energieträger weiterzuentwickeln, ohne daß wir dazu besondere neue Gesetze benötigen, wie das im Gesetzentwurf der GRÜNEN steht.

    (Zuruf des Abg. Tatge [GRÜNE])

    In meinen Bemerkungen heute möchte ich zwei Aspekte besonders hervorheben, und zwar zum einen Fragen der Kernenergiepolitik, zum anderen Fragen der Kohlepolitik.
    Verläßlichkeit und Stetigkeit sind in einem so sensiblen Bereich wie der Energiewirtschaft unabdingbare Voraussetzung, um wirklich ein Höchstmaß an Sicherheit der Versorgung mit umweltfreundlicher und kostengünstiger Energie zu gewährleisten. Sie, die Sozialdemokraten, haben aber in den letzten Jahren in Ihrer Energiepolitik und ganz besonders im Bereich der Kernenergie eine Kehrtwendung vollzogen, die Verläßlichkeit und Stetigkeit nicht mehr zum Inhalt hat.
    Unzuverlässigkeit und mangelnde Stetigkeit sind heute Markenzeichen sozialdemokratischer Energiepolitik geworden. Mit Erlaubnis des Präsidenten zitiere ich aus einem Protokoll des Landtages von Nordrhein-Westfalen, in dem es heißt:
    Die friedliche Nutzung der Kernenergie — ich muß nicht wiederholen, wie groß der Anteil gerade des Landes Nordrhein-Westfalen an der Entwicklung der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist — ...
    Nach der Feststellung, es sei gegenüber dem Bund gelungen durchzusetzen, daß jede Diskriminierung des Hochtemperaturreaktors unterbleibe, wird am Ende des Absatzes ausgeführt — ich zitiere wieder —:
    ... wobei ich unsere Politik der Gleichbehandlung der beiden Linien, nämlich Brüter und Hochtemperaturreaktor, zu der ich auch alle Bundesländer auffordere, hier noch einmal unterstreiche.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, das sind Ausführungen des Ministers für Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Jochimsen, vom 15. September 1982, genau 14 Tage vor dem Regierungswechsel in Bonn.
    Dazu gehört noch ein Landtagsbeschluß. Ich bringe ihn im Zusammenhang mit dem Antrag, der heute von der SPD-Bundestagsfraktion gegen den Schnellen Brüter eingebracht worden ist. Das ist ein Landtagsbeschluß vom 16. September 1982, in dem es heißt:
    Der Landtag
    — es handelt sich um den nordrhein-westfälischen Landtag —
    erwartet, daß beide in Nordrhein-Westfalen befindlichen Projekte fertiggestellt werden. Beide Reaktorlinien
    — ich füge hinzu: der Hochtemperaturreaktor und der Schnelle Brüter —
    sind Bestandteil der gemeinsamen Politik von Bund und Land
    — und jetzt hören Sie gut zu —



    Gerstein
    zur Entwicklung zukunftsweisender Technologien, deren Bedeutung weit über den Energiebereich hinaus reichen.
    Der Gegensatz zwischen diesem noch gültigen Beschluß des Landtages von Nordrhein-Westfalen und Ihrem Beschluß, den Sie heute eingebracht haben, ist kennzeichnend für die Zwiespältigkeit Ihrer Energiepolitik und für die unterschiedlichen Auffassungen zur Kernenergie in Ihrer Partei.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Lassen Sie mich dazu noch einmal ganz deutlich sagen: Der Ausstieg aus der Kernenergie, der von Ihnen zunehmend mehrheitsfähig vorgetragen wird, wird mit uns nicht stattfinden,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    weder sofort, wie Sie, DIE GRÜNEN, es wollen — ich erinnere an Ihren Antrag zur sofortigen Stillegung der Kernenergieanlagen —,

    (Tatge [GRÜNE]: Dann müssen wir Sie ablösen!)

    noch bald, wie es große Teile der Sozialdemokraten vorhaben, noch in 50 Jahren, wie es neulich der Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen in einem Interview etwas behutsamer in Aussicht gestellt hat.

    (Schulte [blenden] [GRÜNE]: 30 bis 50 Jahre hat er gesagt!)

    Der Wirtschaftsminister hat deutlich gemacht: Kernenergie ist mit einem Anteil von 33 % inzwischen ein wichtiger Teil unserer öffentlichen Stromversorgung geworden. Sie zeichnet sich durch eine hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit aus.

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    Die Verfügbarkeit deutscher Kernkraftwerke liegt bei 83 %. Der hohe Sicherheitsstandard deutscher Kernkraftwerke ist weltweit anerkannt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte das noch einmal mit aller Deutlichkeit sagen, weil immer Angst gemacht und versucht wird, Panik zu erzeugen. Die Bürger der Bundesrepublik können sich auf die Sicherheit deutscher Kernkraftwerke — das wird auch für den Brüter gelten — in jeder nur denkbaren Hinsicht verlassen. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Tatge [GRÜNE]: Das glaubt man Ihnen sowieso nicht!)

    Der Bundeswirtschaftsminister hat schon einige weitere Fakten zur Bedeutung der Kernenergie vorgetragen. Lassen Sie mich heute nur noch einmal sagen: Kernenergie ist heute in der Bundesrepublik und weltweit eine preiswerte Vollwertenergie. Vielleicht sollten wir uns einen Moment daran erinnern, welche erstaunliche Entwicklung gerade die Kernenergie in der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren genommen hat. Ich darf noch einmal zum Ausdruck bringen: Kernenergie ist der einzige Primärenergieträger, der es geschafft hat, sich neben den klassischen Primärenergieträgern wie
    Kohle, Gas, Öl und Wasser in bemerkenswertem Umfange neu zu etablieren.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Kein Wunder bei den öffentlichen Geldern!)

    Meine Damen und Herren, sowohl bei den GRÜNEN als auch bei der SPD, gelegentlich habe ich den Eindruck, daß Ihnen bei Ihren Bemühungen um den Ausstieg aus der Kernenergie völlig entgangen ist, was für eine außerordentlich große Leistung die deutsche Wissenschaft und die Technik bei der Entwicklung der Technologie zur friedlichen Nutzung der Kernenergie vollbracht haben. Das muß auch hier von diesem Pult einmal ausdrücklich anerkannt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Daß Sie, Herr Stahl, darüber etwas anderes als Ihre Fraktion denken, weiß ich j a. — Jetzt will man diese Leistungen mit dem Aus für den Schnellen Brüter, mit der Ablehnung des Baus einer Wiederaufarbeitungsanlage und mit Programmen zum Auslaufen der Kernenergie sozusagen belohnen.
    Lassen Sie mich jetzt noch ein paar Bemerkungen zum Kanzlerkandidaten der SPD machen.

    (Zuruf von der SPD: Der ist gut!)

    — Sagen Sie das später, wenn ich meine Bemerkungen gemacht habe!

    (Zurufe von der SPD)

    Der Ministerpräsident hat trotz aller dieser Versuche des Ausstiegs noch am 24. Oktober 1985 in einem Interview mit der „Hamburger Rundschau" ganz unschuldig zur Kernenergie erklärt: „Niemand kann behaupten, die SPD sei gegen die Atomenergie". Dies, meine Damen und Herren, ist ein Widerspruch von Herrn Rau in vielerlei Hinsicht. Dies ist zunächst ein Widerspruch zu dem hessischen Ministerpräsidenten Herrn Börner, der den Ausstieg aus der Kernenergie in seiner Koalition vorbereitet. Dies ist ein Widerspruch von Herrn Rau gegen das Wirtschaftsprogramm, das hier schon zitiert worden ist, in dem ein Auslaufprogramm in der Kernenergienutzung gefordert wird. Dies ist auch ein Widerspruch zwischen Herrn Rau und dem heute vorliegenden Antrag zum Ausstieg aus dem Schnellen Brüter. Dies ist ein Widerspruch von Herrn Rau gegen sich selbst — das macht er ja öfter —, denn im gleichen Interview mit der „Hamburger Rundschau" spricht sich Herr Rau gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf aus.
    Ich glaube, es ist logisch: Wer gegen die Entsorgung ist, der ist auch gegen die Kernenergie.

    (Dr. Müller [Bremen] [GRÜNE]: Wackersdorf ist doch keine Entsorgung! — Zuruf von der SPD: Das ist ja ein Hammer! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Wie kann Herr Rau ernsthaft behaupten, die SPD sei nicht gegen die Atomenergie? Es würde für Herrn Rau auch genügen, einmal eigene Parteitagsbeschlüsse zur Kenntnis zu nehmen. Dann würde er bemerken, wie absurd seine Behauptung ist, die



    Gerstein
    SPD sei nicht gegen die Atomenergie. Aber Herr Rau produziert eben eine ganze Reihe von Widersprüchen, und von daher kann man auch Herrn Rau weder Stetigkeit noch Verläßlichkeit bescheinigen. Herr Rau wird dem Anspruch an Stetigkeit und Verläßlichkeit nicht gerecht, wie dieser Exkurs in die Auffassungen des Herrn Rau zur Energiepolitik seiner eigenen Partei, glaube ich, deutlich macht.

    (Zurufe von der SPD)

    — Herr Rau war sogar 1978 an diesem Pult und hat den Brüter verteidigt, was ich durchaus anerkennend bemerken möchte. Aber was tut er denn jetzt?

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist schon eine traurige Gestalt! — Zuruf von der CDU/CSU: Siehe Börner!)

    Lassen Sie mich noch weiter auf Ihren Antrag eingehen, meine Herren von der SPD. Sie unternehmen in Sachen Schneller Brüter nun wirklich alles, um die Inbetriebnahme zu verhindern. Das macht auch nicht vor den Ausdrücken halt, die Sie in diesem Zusammenhang verwenden. Herr Farthmann spricht vom „Höllenfeuer", und der Herr Kanzlerkandidat Rau bezeichnet den Schnellen Brüter gar als „Pannenreaktor".

    (Zuruf von den GRÜNEN: Recht hat er!)

    Haben Sie eigentlich schon einmal über Ihre Argumente nachgedacht, die von Ihnen gegen den Schnellen Brüter und gegen die Kernenergie vorgetragen werden und die immer noch von den gleichen Wissenschaftlern stammen, die schon im Rahmen der Beratungen zur Enquete-Kommission Kernenergie als unglaubwürdig, übrigens bisher unwidersprochen, eingestuft worden sind?
    Lassen Sie mich dazu ein Zitat von Christian Friedrich Hebbel bringen, der einmal festgestellt hat: „Es ist unglaublich, wieviel Geist in der Welt aufgeboten wird, um Dummheiten zu beweisen."

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dies trifft genau auf das zu, was Sie schon seit Jahren und zum wiederholten Male gegen die Brüter-technologie vortragen.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Die größte Dummheit ist der Schnelle Brüter!)

    Deswegen, meine Herren Kollegen von der SPD, ist Ihr Antrag heute abzulehnen. Er ist auch abzulehnen, weil eine neue Beschlußfassung zur Inbetriebnahme des Brüters im Parlament gar nicht erforderlich ist. Es gibt eine klare Beschlußlage, und das ist die Entschließung vom 3. Dezember 1982 im Anschluß an die Beratung der Enquete-Kommission, in der ein klares Votum zur Inbetriebnahme des Schnellen Brüters abgegeben worden ist. Heute gilt es, entsprechend der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Forschung und Technologie den Schlußstrich unter die Beratung der Enquete-Kommission zu ziehen und den weiteren Ablauf vor allem der Genehmigungsbehörde Nordrhein-Westfalen zu überlassen.
    Meine Damen und Herren, wir sind sicher — auf diesen Satz kommt es mir sehr an —, daß, wenn nach Recht und Gesetz entschieden wird, die Inbetriebnahme des Schnellen Brüters erfolgen kann. Mit uns wird es die von Ihnen so eifrig betriebene Aufgabe des Schnellen Brüters aus politischen Gründen nicht geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch ein Wort zur Kohlepolitik sagen, denn auch bei der Kohle betreiben Sie, meine Damen und Herren, j a eine Politik, die entgegen manchen lauten Erklärungen über den absoluten Vorrang der Kohle nicht die Sicherung des Kohleabsatzes, sondern den Abschied von der Kohle zur Folge haben würde.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Unerhört!)

    — Herr Wolfram, lesen Sie einmal ganz genau — bei dem Antrag zur umweltfreundlichen Energieversorgung haben Sie das j a leider auch nicht getan
    — Ihr Wirtschaftsprogramm! Dort wird doch gefordert: erstens absolute Kohlevorrangpolitik, zweitens Ausstieg aus der Kernenergie bzw. Strategien, die das ermöglichen. Sie als Kenner der Materie wissen ganz genau, daß ein Ausstieg aus der Kernenergie auch und in erster Linie die Verstromung der Steinkohle gefährdet.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: So ein Quatsch! — Schulte [Menden] [GRÜNE]: Was ist das für ein Quatsch?)

    — Herr Wolfram, Sie sind in Recklinghausen Bürgermeister. Es gibt in den Aufsichtsräten der Energieversorgungsunternehmen — —

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Da bin ich nicht!)

    — Eben, das ist der Grund für meine Bemerkung, die jetzt kommt: Es gibt in den Aufsichtsräten der Energieversorgungsunternehmen — nicht nur in Nordrhein-Westfalen, aber auch dort — ja noch eine Reihe von Oberbürgermeistern. Diese Elektrizitätsversorgungsunternehmen haben im Jahresbericht 1984 folgendes erklärt:
    Auf Grund der Aufwendungen für den Umweltschutz wächst der Kostenvorsprung des Grundlaststroms aus Kernkraftwerken.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU) Kernenergie trägt damit

    — jetzt kommt es —
    entscheidend dazu bei, die Strompreise stabil zu halten.
    So Oberbürgermeister der SPD in Aufsichtsräten.

    (Roth [SPD]: Auch die können zulernen!)

    Die Schlußfolgerungen daraus sind doch ganz klar:
    Wer auf eine absolute Kohlevorrangpolitik setzt
    und aus der Kernenergie aussteigen will, kann die



    Gerstein
    Kosten für die Verstromung und den neuen Umweltschutz nicht aufbringen,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Schulte [Menden] [GRÜNE]: Totaler Quatsch!)

    ohne daß er die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und damit die Arbeitsplätze gefährdet.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Die Anlage allein kostet doch 10 Milliarden!)

    Es ist bedauerlich, daß Sie immer noch nicht begreifen wollen, daß wir zur umweltfreundlichen Verstromung der Kohle nicht auf die Kernenergie verzichten können.

    (Tatge [GRÜNE]: Das ist eine Lebenslüge, die Sie hier verbreiten! Das glaubt Ihnen niemand!)

    — Sie müssen nur einmal aufmerksam die Geschäftsberichte der großen Energieversorgungsunternehmen lesen,

    (Tatge [GRÜNE]: Das glaubt Ihnen keiner!)

    um festzustellen, daß das in der Praxis so ist!

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)