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ID1017102800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/171 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 171. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Zink und Dr. Czaja 12765 D Wahl der Abg. Dr. Waigel, Frau Dr. Martiny-Glotz und Wolfgramm (Göttingen) zu ordentlichen Mitgliedern und der Abg. Daweke, Duve und Baum zu stellvertretenden Mitgliedern im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 12765 D Erweiterung der Tagesordnung 12766 A Abwicklung der Tagesordnung . 12766A, 12808A Wahl der Abg. Frau Rönsch, Schemken, Frau Steinhauer, Eickmeyer, Kohn und Frau Zeitler zu Schriftführern 12808 A Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht Schulte (Menden) GRÜNE 12753 B Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 12754 B Frau Dr. Hartenstein SPD 12755 B Dr. Rumpf FDP 12756 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 12757 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 12758 B Müller (Düsseldorf) SPD 12759A Baum FDP 12760A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12760 C Schäfer (Offenburg) SPD 12761 D Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . 12762 D Dr. Penner SPD 12763 D Fellner CDU/CSU 12764 C Boroffka CDU/CSU 12765 B Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Windenergie — Drucksache 10/2255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3826 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Nukleare Entsorgung — Drucksachen 10/906, 10/3893 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein Forschungs-Aktionsprogramm zum Ausbau der Energiegewinnung aus Kernspaltung (1984-1987) — Drucksachen 10/376 Nr. 82, 10/3103 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die, Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung des Beschlusses 77/271 EURATOM hinsichtlich des Höchstbetrags der EURATOM-Anleihen, welche die Kommission im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen aufnehmen kann (EURATOM) — Drucksachen 10/3116 Nr. 12, 10/3372 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" über den Stand der Arbeit gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1981 — Drucksachen 9/2438, 9/2439, 10/154 —— Drucksache 10/3409 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Neue energiepolitische Ziele für die Gemeinschaft — Drucksachen 10/3592 Nr. 4, 10/4131 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sicherung umweltfreundlicher Energieversorgung — Drucksachen 10/1476, 10/3031 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 12767 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 12771 D Gerstein CDU/CSU 12774A Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12778 B Dr.-Ing. Laermann FDP 12779 C Lennartz SPD 12782 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12785B Tatge GRÜNE 12789 D Engelsberger CDU/CSU 12791 B Vosen SPD 12794 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 12796 C Catenhusen SPD 12797 D Reuter SPD 12799 C Dr. Hirsch FDP (Erklärung nach § 31 GO) 12803 D Wolfram (Recklinghausen) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 12804 B Namentliche Abstimmungen . . 12802 B, 12804 C, 12806 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Schily, Frau Reetz und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage und Forderungen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksachen 10/2032 (neu), 10/3292 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Verbesserung der Situation der Sinti und Roma — Drucksache 10/4127 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/4128 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 12808 C Dr. Vogel SPD 12809 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12810 D Ströbele GRÜNE 12811 D Baum FDP 12813 B Jaunich SPD 12814 B Götzer CDU/CSU 12816 B Schily GRÜNE 12817 C Frau Dr. Segall FDP 12819C Aussprache zum 40. Gründungstag der Vereinten Nationen Frau Geiger CDU/CSU 12820 D Frau Dr. Timm SPD 12822 C Schäfer (Mainz) FDP 12824 C Tatge GRÜNE 12826 B Genscher, Bundesminister AA 12827 A Frau Huber SPD 12828 D Frau Fischer CDU/CSU 12831 A Ströbele GRÜNE 12832 C Dr. Wulff CDU/CSU 12833 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 III Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die schnellere und weitergehende Verminderung der Emissionen aus Altanlagen — Drucksache 10/2965 — in Verbindung mit Beratung des Siebten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Festlegung der europäischen Abgasnormen — Drucksache 10/3609 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . 12834 D Stahl (Kempen) SPD 12836 B Schmidbauer CDU/CSU • 12838A Schulte (Menden) GRÜNE 12841A Baum FDP 12842 A Duve SPD 12844 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entwicklungspolitik in Afrika — Drucksache 10/3702 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Verheugen, Bindig, Brück, Dr. Hauchler, Herterich, Dr. Holtz, Dr. Kübler, Frau Luuk, Neumann (Bramsche), Schanz, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Toetemeyer, Voigt (Frankfurt), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Maßnahmen zur Abschaffung der Apartheid — Drucksache 10/3994 — Verheugen SPD 12847 A Dr. Hornhues CDU/CSU 12849A Frau Borgmann GRÜNE 12850 D Dr. Rumpf FDP 12851 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 12853 B Toetemeyer SPD 12854 D Feilcke CDU/CSU 12856 A Möllemann, Staatsminister AA 12857 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Schulte (Menden), Dr. Müller (Bremen), Frau Hönes, Schmidt (Hamburg-Neustadt) und der Fraktion DIE GRÜNEN Gutachtliche Stellungnahme „Umweltprobleme der Ostfriesischen Inseln", Zuleitung an den Deutschen Bundestag — Drucksache 10/3768 — Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 12858 D Dr. Olderog CDU/CSU 12861 A Ewen SPD 12863 A Bredehorn FDP 12864 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksache 10/3933 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4121 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4130 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung umweltverträglicher Verkehrsmittel III; hier: Nutzung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Deutschen Bundesbahn — Drucksache 10/4133 — Dr. Lippold CDU/CSU 12866 B Lennartz SPD 12868 B Hoffie FDP 12870 D Senfft GRÜNE 12873 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF . 12875A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4105 — Marschewski CDU/CSU 12876 B Fischer (Osthofen) SPD 12877 C Kleinert (Hannover) FDP 12878 C Mann GRÜNE 12879 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 12881 A Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 12882 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Reschke, Conradi, Waltemathe, Müntefering, Lohmann (Witten), Meininghaus, Menzel, Polkehn, Schmitt (Wiesbaden), Dr. Sperling, Huonker, Wolfram (Recklinghausen) und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 Baulandsituation, Entwicklung der Baulandpreise, des Bodenrechts und der Bodensteuern — Drucksachen 10/2358, 10/3690 — . . 12882 B Nächste Sitzung 12882 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12883* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abg. Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie — Drucksache 10/4122 — 12883* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12753 171. Sitzung Bonn, den 7. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 11. Antretter 7. 11. Dr. Blank 7. 11. Böhm (Melsungen) ** 7. 11. Büchner (Speyer) * 8. 11. Ertl 7. 11. Dr. Feldmann 8. 11. Fischer (Hamburg) 8. 11. Funk 7. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 7. 11. Dr. Hauff 8. 11. Herterich 8. 11. Kiechle 8. 11. Dr. Kreile 8. 11. Lenzer ** 7. 11. Peter (Kassel) 7. 11. Frau Schmedt (Lengerich) 8. 11. Schmidt (Hamburg) 8. 11. Schmidt (München) ** 7. 11. Schmidt (Wattenscheid) 8. 11. Dr. Schmude 8. 11. Schulze (Berlin) 8. 11. Dr. Schwarz-Schilling 8. 11. Dr. Stoltenberg 8. 11. Frau Terborg 7. 11. Voigt (Sonthofen) 7. 11. Dr. Wieczorek 8. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen), Rappe (Hildesheim), Reuschenbach, Sander, Stahl (Kempen), Haehser, Grunenberg, Nagel, Eickmeyer, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD: Schnellbrüter-Reaktortechnologie (Drucksache 10/4122) Der Beitrag der Kernenergie zur Stromerzeugung ist notwendig. Voraussetzung auch für den zukünftigen Betrieb der am Netz und im Bau befindlichen Leichtwasserreaktoren ist ein Höchstmaß an Sicherheit und die Regelung der Zwischenlagerung und Entsorgung. Die Arbeitsteilung, Braunkohle und Kernenergie im Grundlastbereich und Steinkohle in der Mittellast einzusetzen, ist richtig. Verhindert muß werden, daß Kernenergie die Kohle in Mittellast verdrängt. Der bis 1995 laufende Kohleverstromungsvertrag muß rechtzeitig vor Ablauf verlängert werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Förderung von Energieforschung und -entwicklung ist notwendig und industriepolitisch geboten. Es war und ist richtig, daß im Intereresse einer langfristigen sicheren Energieversorgung im Bereich der Kernenergie verschiedene Reaktorlinien mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. So gesehen war es richtig, daß trotz einer Präferenzierung des THTR 300 unsererseits auch der SNR 300 öffentlich gefördert wurde. Das war wohl auch der Grund, daß alle bisherigen Bundesregierungen und ihre jeweiligen Forschungsminister - gestützt auf breite parlamentarische Mehrheiten - den SNR 300 bis heute mit Bundesmitteln entscheidend gefördert haben. Im Gegensatz zu der von uns akzeptierten und respektierten Meinung der eindeutigen Mehrheiten in unserer Partei und Bundestagsfraktion gibt es für uns zur Zeit keinen aktuellen politischen Entscheidungsbedarf, ob der SNR 300 fertiggestellt und in Betrieb gehen soll. Der SNR 300 ist ein internationales Projekt. Deshalb ist es sinnvoll, die Option für diese Reaktorlinie offenzuhalten. Niemand kann nämlich heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Energieversorgungslage in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelt. Soweit es die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren betrifft, sind diese nach Recht und Gesetz von der NRW-Landesregierung in Koordination mit der Bundesregierung korrekt und zügig abzuwickeln. Das ist auch die Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion und des SPD-Parteirates. Spätestens zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist die öffentliche finanzielle Förderung einzustellen. Eine zusätzliche Subventionierung eines an das Netz gehenden SNR 300 ist nicht vertretbar. Vor Erteilung der Betriebsgenehmigung sind in einem öffentlichen Verfahren noch einmal folgende Fragenkomplexe zu klären: Wo und in welchem Umfang wird diese Reaktorlinie in anderen Industrieländern erforscht und entwickelt? Gibt es einen langfristigen energie- und/oder energiepolitischen Bedarf für den SNR 300? Sind die Betreiber aus der Energiewirtschaft bereit, den SNR 300 ohne weitere öffentliche Subventionierung zu übernehmen und zu betreiben? Welche Regreßansprüche kämen bei Abbruch des Projekts aus internationalen Verträgen und aus der Wirtschaft auf den Bund zu? Welche personellen Konsequenzen für Forschung und Wirtschaft hätte eine Aufgabe dieser Reaktorlinie, und wie sollen diese bewältigt werden? Gibt es gegenüber den Erkenntnissen und Empfehlungen der Enquete-Kommission „Friedliche Nutzung der Kernenergie" neue und gravierende Fakten, die unter Abwägung 12884* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 aller Gesichtspunkte eine Inbetriebnahme des SNR 300 unter energiepolitischen Gesichtspunkten und Fragen der Sicherheit faktisch verbieten? Das sind Gründe und offene Fragen, die die Unterzeichner zu einem von der Mehrheitsentscheidung der SPD-Bundestagsfraktion abweichenden Stimmverhalten veranlassen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Willfried Penner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Natürlich sind wir alle an dem Thema, nämlich dem Waldsterben, interessiert. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, daß die Initiative zu dieser Aktuellen Stunde von nur einer Fraktion



    Dr. Penner
    ausgegangen ist. Nein, der Verlauf auch dieser politischen Debatte, die Behandlung des politischen Themas ganz allgemein beweist: Hohes Sachinteresse ist auf allen Seiten des Hauses da. Gewiß, das war nicht immer so; wir alle wissen das.
    Aber warum kommen wir trotz allgemeinen Sachinteresses nicht so recht weiter? Warum ist es so, daß wir trotz allen Fleißes in Amtsstuben und Laboratorien anscheinend auf der Stelle treten, j a aus dem Rückwärtsgang offenbar nicht mehr herauskommen, was Fortschritte in Teilbereichen nicht ausschließt? Ich denke, daß ein guter Teil dieser Fehlentwicklungen politisch verantwortbare Gründe hat. Anders ausgedrückt: Das bloße Sachinteresse reicht zur Lösung nicht mehr aus. Wir müssen lernen und erkennen, daß es um Betroffensein bei jedem einzelnen geht; es geht um existentielle Fragen.

    (Zustimmung des Abg. Schulte [Menden] [GRÜNE])

    Erst dann werden wir begreifen, erst dann werden wir erfassen, daß der Wald kein Tarifpartner ist, mit dem man Kompromisse über jährliche Schadenszuwachsraten machen kann. Nur politisch verstandene Betroffenheit kann es verhindern, daß auch dieser Waldschadensbericht zum bürokratischen Vorgang verkümmert, einer jährlichen routinemäßigen Abgasuntersuchung durch den TÜV gleich, ohne präsente Heilmittel, den Blick dafür verstellend, daß der Wald mehr als nur eine statistische Ansammlung von Bäumen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer einschlägige regierungsamtliche Äußerungen zu dieser Frage durchleuchtet, stößt auf Verdrängen, Vernebeln und Beiseiteschieben. Noch im Mai 1983 stellte Bundeskanzler Kohl vor dem Bundestag fest: Die Schäden an unseren Wäldern sind alarmierend. — Wir haben dem zugestimmt. Damals waren 34 % der Waldfläche geschädigt.

    (Hornung [CDU/CSU]: Warum haben Sie vorher nichts getan!)

    Am 30. Oktober 1985 stellt dieselbe Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag fest: Die Ergebnisse der diesjährigen Waldschadenserhebung widerlegen die, die der Bevölkerung immer wieder einzureden versuchen, daß der Wald nicht zu retten sei. — Wie das, wenn im Jahre 1985 52 % der Waldflächen geschädigt sind, fast 20% mehr als im Jahre 1983, als Kohl alarmiert war? Will die Bundesregierung allen Ernstes glauben machen, daß 1985 das Jahr der Entwarnung für den Wald sei? Das Gegenteil ist richtig.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das hat doch niemand gesagt!)

    Die Bundesregierung ist in der Luftreinhaltepolitik mit unverbindlichen Worthülsen aufgelaufen. Ihr geht die Fähigkeit ab, die Überlebenschancen des Waldes wirklich zu verbessern.

    (Hornung [CDU/CSU]: So einen Unsinn habe ich noch nicht gehört!)

    Schlimmer noch: Sie ist nicht einmal bereit, sich der Wirklichkeit zu stellen und, darauf fußend, glaubwürdige Politik zu machen. Ihr kleinkrämerisches Politikastern wird den Tod des Waldes eher noch beschleunigen. Jammervoll, wie die Bundesregierung demokratisch legitimierte Macht gerade da, wo Handeln geboten und möglich wäre, zu siechender Ohnmacht verkommen läßt!

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Ihr schielender Ahnungsgehorsam vor den GeßlerHüten der Wirtschaft ist zum Schütteln, wirklich!
    Schönen Dank für die Geduld.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Fellner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hermann Fellner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Schluß dieser Aktuellen Stunde noch einmal auf das Thema zurückkommen. Das Thema heißt: Haltung der Bundesregierung zum Waldschadensbericht. Was die Initiatoren dieser Debatte jetzt geboten haben, ist bestenfalls ein etwas müder Auftakt zur Diskussion über das Tempolimit; denn heute ist nichts genannt worden, was die Bundesregierung noch tun könnte. Es herrscht offenbar mit uns Einverständnis darüber, daß diese Bundesregierung Luftreinhaltemaßnahmen in breiter Palette in die Wege geleitet hat, daß sie all die Vorschläge umgesetzt hat, die zu diesem Thema überhaupt gemacht worden sind.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    — Von Ihnen ist nichts anderes gesagt worden. Jetzt müssen wir natürlich noch darüber diskutieren, ob ein Tempolimit etwas bringen würde. Von den Kollegen in der Regierung und in den Koalitionsparteien, die sich mit der Umweltpolitik beschäftigen, haben Sie bestimmt nicht gehört, daß wir das Ergebnis des Großversuchs vorwegnehmen würden.

    (Zurufe von der SPD: Dollinger!)

    Sie haben von den Umweltpolitikern der Regierungsfraktionen zu diesem Thema nichts gehört! Wir warten das Ergebnis des Großversuchs ab und werden uns dann darüber unterhalten, ob es notwendig ist, Maßnahmen zu ergreifen.

    (Duve [SPD]: Diese ganze Regierung ist ein Großversuch, der gescheitert ist!)

    — Herr Kollege Duve, ich weiß, Sie gerieren sich gelegentlich auch als Umweltpolitiker, ebenso wie der Kollege Hauff, der natürlich, wenn es um dieses Thema geht, wieder nicht da, sondern mit seinem Hochgeschwindigkeitsauto unterwegs ist. Auch Sie, Herr Kollege Müller, sind heute morgen mit einem Hochgeschwindigkeitsauto hierher gekommen. Geben Sie es doch zu!

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Lassen Sie doch diese klassenkämpferischen Parolen! Wenn Sie das Schnellfahren mit einem Hoch-



    Fellner
    geschwindigkeitsauto verbieten wollen, dann sagen
    Sie es doch gleich, damit die Industrie und unsere
    Arbeitnehmer wissen, was Sie eigentlich vorhaben.
    Es ist also von den großen Umweltpolitikern wieder einmal keiner da; diejenigen, die von der Sache etwas verstehen, dürfen meist nicht reden.

    (Lachen bei der SPD)

    Lassen Sie mich zum Kern kommen: Die Waldschäden haben um 2 % zugenommen. Das ist wahrlich kein Ergebnis, das uns freuen kann. Aber Sie sollten sich an das erinnern, was Sie uns prophezeit haben. Nach Ihren Prophezeiungen lägen wir im nächsten Jahr schon bei 120 %. Natürlich können wir uns über das gegenwärtige Ergebnis nicht freuen, aber was uns zuversichtlich macht, ist — und das dürfen wir wohl auch sagen —, daß die Luft sauberer geworden ist; das kann man jetzt schon feststellen. Was uns weiter zuversichtlich macht, ist die Tatsache, daß geschädigte Flächen nachweislich wieder gesund werden können. Ich verweise da insbesondere auf viele Gebiete in Bayern. Wir haben südlich der Donau generell — mit Ausnahme der Hochgebirgsregionen — eine Verbesserung der Situation.
    Herr Kollege Müller, gerade weil Sie hier so geredet haben: Unsere Region — Bayern, insbesondere die Alpenregionen — hätte natürlich das größte Recht, hier ganz massiv aufzutreten und zu verlangen, daß überall dort, wo noch Luftverschmutzung stattfindet, wirklich die Kamine dichtgemacht werden.

    (Duve [SPD]: Dann tut das doch!)

    Nur, wenn Sie das in Ihrer Region dann auch so vertreten und sich vor Ihre Leute hinstellen, sind wir bei diesem Thema schon beieinander!

    (Duve [SPD]: Wir kommen gleich zum Länderfinanzausgleich!)

    Wenn wir heute bei diesem Schadensbericht eine Bilanz ziehen, ist es auch wichtig, daran zu erinnern, daß es vor zwei Jahren ein Sachverständigengutachten zum Thema „Waldschäden und Luftverunreinigungen" gab, das eine Fülle von Vorschlägen enthielt. Die Bundesregierung hat jetzt einen Bericht vorgelegt — den wir j a diskutieren werden, Herr Kollege Schäfer —, aus dem sich ergibt, daß die damals vorgeschlagenen Maßnahmen in vielen Punkten bei weitem übertroffen worden sind. Das ist es, was wir hier festzustellen haben! Deshalb meinen wir, daß die Konsequenz aus diesem Waldschadensbericht für die Bundesregierung sein muß, daß sie auf diesem Weg, den sie eingeschlagen hat und den wir mit ihr eingeschlagen haben, weitergehen soll.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)