Rede von
Franz
Sauter
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Waldschadensbericht steht auf der Tagesordnung. Wir sollten über diese Probleme nüchtern reden und der Bundesregierung dafür danken, daß sie einen unfrisierten und ungeschönten Bericht gegeben hat. Dieser Waldschadensbericht ist eine exakte — —
— So etwas haben Sie in Ihrer Regierungszeit nie zuwege gebracht.
Dieser Waldschadensbericht ist eine exakte Analyse, und, Herr Vogel, diese Bundesregierung hat daraus die notwendigen Konsequenzen gezogen.
Ich gebe zu, daß wir das Problem des Waldschadens noch nicht im Griff haben. Wir verstehen auch die Sorgen, die die Bürger draußen um die Zukunft unserer Wälder haben, und wir teilen diese Sorgen.
Wir verstehen auch, wenn die Bundesregierung aufgefordert wird, rasch, entschieden und entschlossen zu handeln. Nur, Herr Schäfer, da hilft kein Gesundbeten, und da hilft auch nicht die Beschwörung irgendeiner Untergangsstimmung.
Wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sehen die Waldschäden, das Waldsterben als eine der gewaltigsten Herausforderungen der Gegenwart und der nahen Zukunft neben der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit an.
— Wir dürfen, verehrte Frau Hönes, in diesem Zusammenhang aber auch nicht die wirtschaftlichen Folgen und die wirtschaftlichen Schäden für die Privatwaldbesitzer, für die Gemeinden und für den Körperschaftswald vergessen.
Zu den Schäden ist in diesem Bericht richtig gesagt worden, daß in Baden-Württemberg, in Bayern und in der Rhön die Schäden besonders groß sind. Nur, alle Betroffenen wehren sich, wenn gesagt wird, der Wald sei tot. Dies ist, glaube ich, eine nicht zutreffende Beurteilung.
Bevor ich ein paar Bemerkungen zu dem mache, was im Waldschadensbericht steht und welche Konsequenzen daraus gezogen werden, nur noch ein Hinweis. Ich glaube, wir haben Veranlassung, der Bundesregierung, vor allem dem Bundeskanzler, dafür zu danken, daß der Bundeskanzler das Thema der Luftschäden und das Thema des Waldsterbens zu einem europäischen Thema gemacht hat. Wir wissen alle, daß die Maßnahmen, die die Bundesregierung trifft und die wir in der Bundesrepublik Deutschland gemeinsam treffen, Stückwerk bleiben, wenn dieses Problem nicht ein europäisches wird. Ich meine, daß in erster Linie der Bundeskanzler derjenige gewesen ist, der dies in den letzten Monaten und Jahren zu einem europäischen Thema gemacht hat, so daß ein europäisches Umweltbewußtsein inzwischen entstanden ist.
Früher wurde das Thema Waldschäden auf den europäischen Gipfeln ja überhaupt nicht diskutiert.
Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 171. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. November 1985 12755
Sauter
Bekämpfung der Waldschäden bedeutet aber auch, waldbauliche und forstliche Maßnahmen zu treffen, um hier Dauerschäden zu verhindern. Ich weise hierzu darauf hin, daß die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" eine Reihe von Maßnahmen waldbaulicher und forstlicher Art eingeleitet hat, beispielsweise Zuschüsse für Neuaufforstung, für Düngung, auch für Wiederaufforstungsmaßnahmen sowie für Unterbau- und Vorbaumaßnahmen.
Ich halte es in der jetzigen Situation für ganz wichtig, daß wir nicht resignieren und daß wir verhindern, daß die Waldschäden, die wir zur Zeit haben, zu Dauerschäden werden. Denn, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben einschlägige Erfahrungen gemacht, daß nämlich diese Schäden dann, wenn wir großräumige Kahlflächen haben — wir haben solch schlimme Erfahrungen in Südeuropa vor Jahrtausenden sammeln müssen —, nicht mehr zu beheben sind. Bevor die Probleme der Luftreinhaltepolitik endgültig im Griff sind, ist es wichtig — dazu möchte ich auffordern und ermuntern —, daß alles Menschenmögliche an waldbaulichen und forstlichen Maßnahmen getan wird, um Dauerschäden zu verhindern.
Die Bundesregierung, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird alles in ihren Kräften Stehende tun, um die betroffenen Waldbesitzer zu ermuntern und ihnen Hilfestellung zu geben, solche Maßnahmen einzuleiten.
Ich danke Ihnen schön.