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ID1016828500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alwin Brück


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will es gleich zu Beginn sagen: Die SPD-Fraktion wird dem Gesetz zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 zustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dieses Abkommen ist weitgehend identisch mit dem Abkommen von Lomé aus dem Jahr 1979, das noch von der Bundesregierung unter sozialdemokratischer Führung abgeschlossen worden ist.
    Das Abkommen von Lomé III verbindet heute insgesamt 76 Staaten miteinander, in denen rund 670 Millionen Menschen leben. Es schließt 10 der



    Brück
    wichtigsten Industriestaaten mit mehr als der Hälfte aller Entwicklungsländer zusammen. Seine fast 300 Artikel regeln die wirtschafts-, handels- und entwicklungspolitischen Beziehungen zwischen den Vertragspartnern in bisher nicht gekanntem Umfang. Schon aus diesen Gründen gilt noch immer: Das Abkommen kann Modellcharakter für eine künftige leistungsfähige, gerechte und soziale Weltwirtschaft haben.
    Hier aber setzt trotz unserer grundsätzlichen Zustimmung unsere Kritik an dem neuen Abkommen ein. Verhandlungen über die Fortschreibung der bisherigen Abkommen von Jaunde und Lomé bieten immer noch die Möglichkeit, dem Nord-Süd-Dialog insgesamt zusätzliche Impulse zu geben. Dies ist mit dem neuen Abkommen nicht erreicht worden. Bedenkt man, daß die politische und ökonomische Situation der meisten Mitgliedstaaten in Afrika, der Karibik und des Pazifiks heute ernster ist als zur Zeit des Lomé-I-Vertrages und auch des Lomé-Il-Vertrages, so bedeutet die Fortführung der Lomé-Il-Politik einen Stillstand, wenn nicht einen Rückschritt.
    Nun will ich die Schuld daran nicht allein der Europäischen Gemeinschaft oder ihren Mitgliedstaaten zuschreiben. Sicher ist auch die andere Seite nicht immer sehr beweglich gewesen. Eine ganze Reihe Defizite von Lomé III gehen jedoch ganz klar auf das Konto der Gemeinschaft, zum Teil auf das der Bundesregierung. Das wird an zwei Beispielen deutlich. Im Handelsbereich sind nur marginale Zugeständnisse gegenüber früheren Abkommen gemacht worden. Die Entwicklungsländer stehen vor offenen Märkten nur dort, wo sie kaum konkurrenzfähige Produkte anbieten können. Sie stehen aber vor unüberwindlichen Schranken im Agrarbereich, wo sie natürlich Standortvorteile besitzen.
    Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Der Einfuhr von Computern aus Burkina Faso oder dem Tschad stehen keinerlei Zollhemmnisse entgegen. Nur werden solche Gegenstände in diesen Ländern nicht produziert. Anders sieht es bei Tomaten oder Zwiebeln aus. Hier gibt es Zollhemmnisse, Kontingentierung, und da sind wir nur im Winter liberal, wenn diese Produkte bei uns nämlich nur unter Glas wachsen.
    Vielleicht wird an diesem Beispiel auch mancher Widersinn der europäischen Agrarpolitik deutlich. Wir produzieren in Mitteleuropa unter Glas mit hohem Energieaufwand beispielsweise Tomaten, die zwar wunderschön aussehen, aber nach allem schmecken, nur nicht nach Tomaten. Warum importieren wir nicht aus Nordafrika in der Sonne gereifte Tomaten in dem Ausmaß, wie bei uns Bedarf vorhanden ist?
    Ein zweiter Punkt. Bei der Ausstattung der europäischen Finanzhilfe für die AKP-Staaten haben sich die Europäer, allen voran die Bundesregierung, von ihrer knauserigsten Seite gezeigt. Die Mittel für den europäischen Entwicklungsfonds sind von 5,7 Milliarden ECU auf lediglich 7,4 Milliarden ECU angestiegen, für fünf Jahre weniger als die Hälfte dessen, was allein 1984 für den europäischen Agrarmarkt aufgewendet worden ist. Der deutsche Anteil am europäischen Entwicklungsfonds ist dabei um fast 2% auf 26% gefallen.
    Schließlich muß man auch kritisch sehen, daß es keinen Fortschritt in der Koordinierung der Zusammenarbeit der Gemeinschaft selbst und ihrer Mitgliedstaaten mit den Entwicklungsländern gibt. Nach wie vor steht das Instrumentarium der Gemeinschaft neben dem Instrumentarium der Mitgliedstaaten. Die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung hatte schon 1975 versucht, einen Stufenplan in der Europäischen Gemeinschaft durchzusetzen. Sie wollte eine bessere Koordinierung der Entwicklungspolitiken der Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft untereinander in der ersten Stufe. In der zweiten Stufe sollten diese Politiken harmonisiert werden, um schließlich in der dritten Stufe, ganz auf die Gemeinschaft überzugehen. Dies hat jetzt auch das Europäische Parlament in seinem Vertragsentwurf für eine Europäische Union gefordert. Entwicklungspolitik soll in einer Union nur noch Aufgabe dieser Union sein. Ich halte dies für ein erstrebenswertes Ziel. Wettbewerb ist im Prinzip wünschenswert und belebend. Der Wettbewerb aber, wie er zur Zeit zwischen den Geberländern in der Entwicklungspolitik um die besten Projekte in den Entwicklungsländern stattfindet, ist schädigend. Es ist außerdem eine Überforderung der Verwaltungen der Entwicklungsländer, mit sovielen Verwaltungen in den Geberländern zu verhandeln.
    Wäre Entwicklungspolitik nur Sache der Gemeinschaft, dann hätten die Empfängerländer statt jetzt viele Partner nur noch einen Partner in der großen Europäischen Gemeinschaft, nämlich die Kommission. Deshalb hatte ich es für wünschenswert, daß die Bundesregierung hier über ihren Schatten springt, noch einmal einen Vorstoß unternimmt, um die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu europäisieren. Hier hat sie dann die volle Unterstützung der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion, und wir werden — ich will es zum Schluß noch einmal sagen — auch diesem Vertragsentwurf zustimmen.
    Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Höffkes.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Wilhelm Höffkes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Anfang Dezember 1984 unterzeichneten die EWG und ihre mittlerweile 65 Partnerstaaten — davon 44 in Afrika, 13 in der Karibik und 8 im südlichen Pazifik, die sogenannten AKP-Staaten — in der togolesischen Hauptstadt Lomé eine neue Konvention, die unter Lomé III jetzt vorliegt und mit der die Partnerstaaten vom März 1985 bis Februar 1990 ihre handels- und entwicklungspolitischen Beziehungen zueinander regeln.
    Wie die vier vorangehenden Konventionen, nämlich Jaunde I und II sowie Lomé I und II, so hat mithin auch Lomé III nur eine begrenzte Laufzeit, entsprechend den Vorstellungen der AKP-Länder.



    Höffkes
    Das vorliegende Lomé-III-Abkommen ist der ernsthafte Versuch, die Zusammenarbeit mit der Dritten Welt künftig noch wirksamer zu gestalten. Die traditionell partnerschaftlichen Beziehungen zu den AKP-Staaten werden durch dieses neue Abkommen fortgesetzt und intensiviert. Die Vereinbarungen gehen von der Respektierung der Souveränität der Entwicklungsländer aus, die für die Festlegung von Zielen und Prioritäten bei konkreten Projekten selbst verantwortlich sind.
    Als vordringlich werden die Entwicklungen der ländlichen Gebiete und die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung angesehen. Nahrungsmittelhilfe kann zwar zur Überbrückung dienen, wichtig ist jedoch die Förderung der Selbstversorgung, was durch einen umfangreichen Maßnahmenkatalog unterstützt wird. Ein verbesserter Zugang der AKP- Staaten zur Agrarforschung soll darüber hinaus die Grundlage für eine wirkungsvolle ländliche Entwicklung bieten.
    Erstmals wird in einem Lomé-Abkommen auch ausdrücklich auf die Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen eingegangen. Überlegungen zur Bekämpfung von Dürre und Wüstenbildung sollen zukünftig in Maßnahmen der ländlichen Entwicklung einbezogen werden.
    Wie Lomé II enthält das neue Abkommen Regelungen über den freien Zugang zum Gemeinschaftsmarkt.
    Meine Damen und Herren, 99 % aller Ursprungswaren der AKP-Staaten sind zollfrei und ohne mengenmäßige Beschränkung zur Einfuhr in die EG zugelassen. Das neue Abkommen beinhaltet zusätzlich eine Toleranzregelung, die den EG-Markt auch für einen Teil der gewerblichen Güter öffnen soll. In der landwirtschaftlichen Erzeugung wären aus der Sicht der Entwicklungsländer noch Verbesserungen möglich. Die AKP-Staaten überschätzen jedoch die Bedeutung, die eine vollständige Freigabe von Exporten haben würde. Bereits bestehende Freigrenzen können aus Vermarktungsschwierigkeiten oft nicht genutzt werden. Trotzdem wurde das Verfahren für einen Marktzugang landwirtschaftlicher Erzeugnisse erleichtert.
    Kernstück des Abkommens ist das STABEX-System, welches Ausgleichszahlungen vorsieht, wenn Erlöse aus dem Export wichtiger Agrarprodukte zurückgehen. Diese bewährte Zahlungsbilanzhilfe soll verhindern, daß entwicklungspolitische Maßnahmen der Empfängerländer durch Exporterlösausfälle gefährdet werden. Gegenüber Lomé II konnten Verbesserungen des STABEX-Systems vereinbart werden.
    Erstens. Die Produktliste der AKP-Staaten wurde um 5 Erzeugnisse erweitert: Muskatnüsse, Karitenüsse und -öl, Mangofrüchte sowie getrocknete Bananen. Somit sind es jetzt 48 Produkte.
    Zweitens. Das STABEX-System wurde finanziell verstärkt. Der Fonds von 557 Millionen ECU — gleich 1,242 Milliarden DM — wurde auf 925 Millionen ECU — das sind 2,67 Milliarden DM — aufgestockt.
    Drittens. Bedingungen für die Gewährung von Transfers wurden günstiger gestaltet, z. B. durch die Möglichkeit, geschuldete Beträge in nationaler Währung zurückzuzahlen.
    Viertens. Der bisher unzureichenden Transparenz der Mittelverwendung wird durch die Forderung nach Verwendungsberichten begegnet. Liegen innerhalb von zwölf Monaten keine Angaben vor, dann können Transferzahlungen ausgesetzt werden.
    Auf die Förderung des Bergbaus im SYSMIN-
    System wird größeres Gewicht gelegt. Der Sonderfonds wird von 280 Millionen ECU — das sind 624 Millionen DM — aufgestockt auf 415 Millionen ECU (925,45 Millionen DM).
    Neu ist die Ausnahmeregelung, welche den Empfängerkreis ausweitet. Der größte Teil der 7,5 Milliarden ECU (16,725 Milliarden DM) des europäischen Entwicklungsfonds entfallen auf finanzielle Zusammenarbeit. Den am wenigsten entwickelten Staaten werden besonders günstige Bedingungen, nämlich ein Zinssatz von 0,5 %, eine Laufzeit von 40 Jahren bei 10 tilgungsfreien Jahren, gewährt. Das sind Konditionen, von denen sonst jeder nur träumen kann.
    Neben traditionellen Investitionsvorhaben sieht Lomé III die verstärkte Förderung von Sektorprogrammen vor, desgleichen stärkere Betonung von Kleinstprojekten sowie Soforthilfemaßnahmen im Flüchtlingsprogramm. Private Investitionen werden durch Investitionsschutzabkommen sowie verstärkten Informationsaustausch begünstigt. Dadurch wird der Zufluß privaten Kapitals aus der EG in die AKP-Staaten erleichtert.
    Erstmals ist der intensive Meinungsaustausch zwischen AKP-Staaten, EG-Kommission und den EG-Mitgliedstaaten ausdrücklich gefordert. Dieser „Politik-Dialog" soll zu mehr Effiziens in der Zusammenarbeit und zur besseren Projektabstimmung führen.
    Das Anliegen der EG-Mitgliedstaaten, die Menschenrechtsklausel im Vertrag zu verankern, hatte Erfolg. Es wäre wünschenswert, daß sich Lomé III auch auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsschichten auswirkt.
    Daß die EG dem Abkommen größte Bedeutung beimißt, zeigt die Mittelaufstockung um 50 % von 11,6 Milliarden DM auf 16,725 Milliarden DM. Die Bundesrepublik ist absolut und prozentual mit dem größten Beitrag aller EG-Staaten hieran beteiligt, nämlich mit 4,4 Milliarden DM, dies sind 26,06 %.
    Im ganzen gesehen ist Lomé III in wichtigen Punkten ein beachtenswerter Fortschritt. Wenn auch nicht alle Wunschvorstellungen erfüllt werden können, muß man beachten, daß noch jeder einzelne EG-Mitgliedstaat seine eigene Entwicklungspolitik macht und dabei umfangreiche Finanzmittel einsetzt.
    Noch ein Wort zu dem, was mein Herr Vorredner, der Herr Kollege Brück, gesagt hat: Die Zusammenfassung übernationaler und nationaler Finanzmittel wäre durchaus zu begrüßen, aber erst dann,



    Höffkes
    wenn die Befürchtungen vor einer gewaltigen Entwicklungsbürokratie in Brüssel aus der Welt geschafft werden könnten, was sicherlich noch lange auf sich warten läßt.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)