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ID1016819100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marita Wagner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Anlaß dieser Debatte ist die Petition zum Export von Pestiziden und Pharmaka in die Länder der sogenannten Dritten Welt. Vorwegschicken möchte ich eines: Gute Medikamente, richtig angewendet, können eine wichtige Rolle für die Gesundheitsversorgung auch der Dritten Welt spielen; sie können aber kein Ersatz für strukturelle Veränderungen wie die Sicherstellung ausreichender Ernährung, Zugang zu sauberem Wasser und Hygienemaßnahmen sein, und sie sollten traditionelle Heilmethoden nicht verdrängen.
    Zu oft sind allerdings Medikamente aus Gründen zugelassen, die mit der Gesundheit der Menschen nichts oder nur sehr wenig zu tun haben und lediglich der Umsatz- und Gewinnsteigerung der Pharmaindustrie dienen. Medikamente sollten helfen, nicht aber ökonomischen Interessen dienen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die Realität sieht in den Ländern der Dritten Welt jedoch anders aus. Auf die Geschäftspraktiken bundesdeutscher Pharmakonzerne in der Dritten Welt hat vor allem der Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen immer wieder hingewiesen. Gefährliche, mit schlechten Informationen versehene oder überflüssige Medikamente werden in die Dritte Welt exportiert. Wenn es darum geht, den Absatz zu steigern, scheuen sich die multinationalen Pharmakonzerne nicht, bei uns verbotene oder vom Markt genommene Medikamente zu verkaufen. Arzneimittel, die bei uns wegen ihrer Risiken nur bei wenigen seltenen Krankheiten zugelassen sind, werden in den Entwicklungsländern als Allerweltsmittel mit hervorragender Verträglichkeit angepriesen und häufig am Straßenrand oder in Bars verkauft.
    Für die Unverfrorenheit der Pharmaindustrie bei ihren Vermarktungsstrategien möchte ich einige Beispiele nennen: Erstens. Für das Potenzmittel Tonovan der Firma Schering AG wird in Ostafrika mit dem Satz geworben: Gibt einem Mann das gewisse Extra. — Dazu gibt es ein Bild, auf dem drei Weiße abgebildet sind. Das ist rassistisch.
    Zweites Beispiel, auch ein Potenzpräparat der Firma Schering betreffend: Unfruchtbarkeit und Potenzstörungen können ein quälendes Problem sein. Auf die Fruchtbarkeit in einem Land der Dritten Welt anzuspielen, in dem täglich unzählige Kinder verhungern, ist schon reichlich unverschämt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dies sind Beispiele für überflüssige Medikamente, die in der Dritten Welt aggressiv vermarktet werden.
    Ein anderes Beispiel; man könnte es „Pillen bei schlechtem Allgemeinzustand" oder auch „Anabolika bei Unterernährung" betiteln. Anabolika sind Hormonpräparate, die bei uns als Dopingmittel bekannt sind. In der Dritten Welt wird durch Werbung für Vitamine und Anabolika Wunderwirkung suggeriert, wo ausreichende Ernährung die richtige Therapie wäre. Anabolika haben, wenn überhaupt, nur bei sehr seltenen Krankheiten ihr Anwendungsgebiet; ansonsten haben sie erhebliche Nebenwirkungen, vor allem für Kinder. Doch auf dem Beipackzettel des Medikaments Fortabol der Firma Schering z. B. in Indonesien und auf den Philippinen finden sich folgende Indikationen: Fortabol verbessert den Allgemeinzustand, vergrößert den Appetit, erhöht die Kapazität für Arbeit und Konzentration, stimuliert die Körperabwehr. — Hier wird ein zumindest fragwürdiges Geschäft mit der Unterernährung betrieben.
    Ich könnte die Reihe der Beispiele noch fortsetzen, doch soll dies genügen, um Ihnen einen Einblick zu verschaffen.
    Wenn wir aber nun geglaubt haben, daß die Bundesregierung etwas gegen die Geschäftspraktiken der Pharmaindustrie unternimmt, so sehen wir uns getäuscht.
    Nicht einmal ein Exportstopp bei uns verbotener Medikamente ist vorhanden oder wird erwogen.

    (Zuruf des Abg. Vogel [München] [GRÜNE])

    Ich möchte zu dem Argument der Bundesregierung Stellung nehmen, das sie wohl als das wichtigste ansieht, da es immer wieder in diesem Zusammenhang aufgeführt wird. Da heißt es dann: In Entwicklungsländern mit hohem Krankheitsvorkommen, mit geringem und häufig noch unzureichend ausgebildetem medizinischen Personal sowie mit Mangel an anderen therapeutischen Möglichkeiten hängt die Anwendung von Arzneimitteln mit einer höheren Nebenwirkungsrate von einer Nutzen-Risiko-Abwägung ab, die eine autonome Entscheidung eines jeden importierenden Landes ist.
    Das bedeutet im Klartext: Medikamente mit erheblichen Nebenwirkungen können in diese Länder problemlos exportiert werden, da dort sowieso viele Menschen auf Grund der unzureichenden Lebensbedingungen sterben.



    Frau Wagner
    Zwei Informationen möchte ich der Bundesregierung zu ihrem Verweis auf die autonome Entscheidung eines jeden importierenden Landes geben.

    (Mann [GRÜNE]: Wo ist die Bundesregierung? Die Bank ist leer! Das ist ein Skandal!)

    Erstens. Offensichtlich ist der Bundesregierung nicht bekannt, daß Pharmaka in Länder der Dritten Welt der Markt durch hohe Bestechungsgelder erschlossen wird, die die Pharmaindustrie an die zuständigen Beamten zahlt.
    Zweitens ist ihr wohl nicht das verlogene Argument, mit dem dies gerechtfertigt wird, bekannt. So sagt die Pharmaindustrie, daß Bakschischgaben in diesen Ländern üblich seien und sie damit auch einen Beitrag zum Erhalt kultureller Sitten dieser Länder leiste. Diese Verlogenheit

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Das ist ja nicht zu fassen!)

    ist wahrlich unübertreffbar. Die Bundesregierung täte gut daran, sich nicht einzureihen, sondern Wege zu überlegen, diesen Praktiken das Handwerk zu legen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Becker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen! Der Petitionsausschuß hat mehrheitlich vorgeschlagen, die Petition eines kirchlichen Arbeitskreises Dritte Welt zum Komplex „Export von Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten in die Dritte Welt" der Bundesregierung als Material zu überweisen und den Fraktionen zur Kenntnis zu geben.
    Der Petent hatte gefordert, derartige Giftexporte, wie er sie nannte, zu verhindern. In den letzten Jahren sind solche Forderungen immer wieder im Deutschen Bundestag erhoben worden, auch von dem Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen.
    Wenn man Sie hörte, Frau Wagner, könnte man glauben, die bundesdeutsche Pharmaindustrie hätte überall in der Dritten Welt ihre einzelnen Verkaufsstellen und würde so versuchen, die Medikamente dort unter das Volk zu bringen.
    Sehr oft werden solche Eingaben damit begründet, daß Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel in die Dritte Welt exportiert werden, die in der Bundesrepublik wegen bestimmter Nebenwirkungen aus dem Markt genommen wurden; so auch von Ihnen, Frau Wagner.

    (Frau Wagner [GRÜNE]: Das ist doch auch der Fall!)

    Hierzu ist folgendes festzustellen. Bei dem Export dieser Stoffe in die Dritte Welt sind auch die Verhältnisse in den Entwicklungsländern zu sehen.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Jetzt kommt's!)

    Es ist durchaus möglich, daß in diesen Ländern der therapeutische und der agrarwirtschaftliche Nutzen so groß ist, daß er die Risiken der Nebenwirkungen bei weitem übersteigt.

    (Frau Wagner [GRÜNE]: Unverschämt!)

    Die Gefährdung durch Hunger, durch Seuchen, durch Infektionen ist dort wahrscheinlich wesentlich größer als manche Belastungen, die von einzelnen dieser Stoffe ausgehen können.

    (Bueb [GRÜNE]: Das glauben Sie doch selber nicht!)

    In diesen Ländern kann es durchaus sinnvoll sein, z. B. größere Behandlungsrisiken in Kauf zu nehmen, als es in den Industrieländern vertretbar wäre.

    (Bueb [GRÜNE]: Das glauben Sie doch selbst nicht, was Sie da erzählen!)

    Ob Medikamente, auch Pflanzenschutzmittel, mit Nebenwirkungen angewendet werden sollen, hängt von der Nutzen-Risiko-Abwägung ab, die nur die Entwicklungsländer auf Grund ihrer konkreten Situation treffen können. Ein Exportverbot derartiger Stoffe wäre gleichbedeutend mit einer Bevormundung dieser Entwicklungsländer.

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    Bei diesen Ländern sind die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Problemstellungen sehr häufig anders als hier bei uns in Europa. Solche Exportverbot-Forderungen negieren die Fakten in den Entwicklungsländern. Sie enthalten im Grunde genommen eine Art neokolonialistischer Bevormundung der Länder.

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    Diese sind durchaus selber in der Lage, zu entscheiden, wie und mit welchen Arzneimitteln und Pflanzenschutzmitteln sie ihre medizinischen und agrarwissenschaftlichen Bedürfnisse befriedigen wollen und können.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Sie tun dies auch, oft auch mit anderen Ergebnissen, als wir sie uns vorstellen und auch wünschen. Ich erinnere nur an das DDT-Verbot bei uns von 1972 und an das Verhalten vieler Entwicklungsländer, die heute nach wie vor DDT herstellen und anwenden.
    Die Entwicklungsländer erhalten für ihre Nutzen-Risiko-Abwägung auch alle benötigten Entscheidungshilfen. Sie können sie über die Weltgesundheitsorganisation, über die Zulassungsbehörden der Ursprungsländer und auch von den Herstellern selbst erhalten und sich bei den Herstellern und bei den anderen Organisationen eingehend über das Produktprofil und die Nachteile und Vorteile dieser Mittel informieren. Die derzeit bestehenden internationalen und nationalen Kontroll- und Informationsmechanismen sowie die freiwilligen Maßnahmen der Industrie — denn die Industrie führt solche auch durch — dürften derzeit ausreichen, um Mängel in Einzelfällen abzustellen. Trotzdem bleibt dieser Komplex sensibel.



    Dr. Becker (Frankfurt)

    Daher haben wir die Petition zur Überweisung als Material vorgeschlagen. Die Berücksichtigung, wie Sie sie fordern, lehnen wir ab.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)