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ID1016814700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ursula Eid-Simon


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frankreich bringt heute abend um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit eine weitere Atombombe auf dem Mururoa-Atoll zur Explosion.

    (Tatge [GRÜNE]: Pfui!)

    Wir GRÜNEN sind fassungslos, daß die Atombombe gezündet wird,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    dies unter Mißachtung des Rechts auf menschliche Unversehrtheit der Bewohner jenes Teils der Erde dort. Frankreich kümmert sich nicht um weltweite Kritik. Im Gegenteil, der französische Premierminister Fabius reiste in das Atomtestgebiet, um Entschlossenheit zu demonstrieren, trotz der Proteste der Pazifikstaaten, den Atomtest durchzuführen. Daß die französische Regierung nicht davor zurückschreckt, selbst mit brutalsten Mitteln Proteste gegen ihre menschen- und umweltverachtende Atompolitik zum Schweigen zu bringen, wurde spätestens durch die Versenkung des Greenpeace-Schiffes „Rainbow Warrior" der Öffentlichkeit vor Augen geführt. Wir GRÜNEN können hierzu und zu den Atomtests nicht schweigen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Der französische Geheimdienst nahm bei dem staatlichen Terroranschlag auf die „Rainbow Warrior" den Tod von Fernando Pereira in Kauf. Durch das Zünden von Atombomben nimmt die französische Regierung ebenso bewußt und kaltblütig den schleichenden Tod ungezählter Menschen und in der Öffentlichkeit namenlos bleibender Menschen sowie die Zerstörung und das Sterben der Natur in Kauf. Die Opfer sind die Bewohner Polynesiens, das Frankreich immer noch sein Überseeterritorium



    Frau Eid
    nennt und in dem sich die Franzosen in alter Kolonialherrenmanier wie Hausherren aufspielen.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Auch unter sozialistischer Regierung!)

    Seitdem dort Atombomben gezündet werden, wird z. B. keine Gesundheitsstatistik mehr veröffentlicht. In den Krankenhäusern arbeiten Armeeärzte. Das Mururoa-Atoll sinkt nach jeder unterirdischen Atomexplosion um einige Zentimeter. Es hat explosionsbedingte Risse, durch die bereits heute Radioaktivität ins Meerwasser austreten kann. Es muß befürchtet werden, daß das Mururoa-Atoll in absehbarer Zeit auseinanderbricht und die angesammelte Radioaktivität der unterirdischen Atomtests das Meer verseucht. Wir selbst wären dann z. B. dadurch unmittelbar betroffen, daß etwa die Hälfte des Thunfisches, den wir hier in Europa verzehren, aus dem Pazifik kommt.
    Unabhängige Ärzte, Geologen und Ökologen dürfen bisher nicht in das Testgebiet hinein, um die Folgen der Atomtests an Mensch und Umwelt zu untersuchen. Die 500 Bewohner der Insel Mangareva z. B., die unter Spätfolgen der radioaktiven Verseuchung leiden, durften weder die Ärztin empfangen, die mit der Greenpeace zu ihnen kommen wollte, noch die Europa-Abgeordnete der Grünen Dorothee Piermont, die als Europa-Abgeordnete das Recht hat, jedes Territorium eines EG-Landes zu betreten.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Unglaublich!)

    Meine Damen und Herren, ich sage noch einmal ausdrücklich, daß dort Kolonialismus nach altem Muster herrscht.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Atomare Bedrohung und Kolonialismus sind für die pazifischen Inselstaaten zwei Seiten derselben Medaille; denn solange sie nicht selbständig sind, können sie einer weiteren radioaktiven Verseuchung ihrer Meere, ihrer Inseln, ihres Bodens, ihrer Tiere, ihrer Pflanzen und ihrer Menschen durch die Atommächte keinen Einhalt gebieten.
    Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung von Französisch-Polynesien haben vorige Woche die „Greenpeace" besucht, trotz der Behinderungsversuche durch die französische Marine. Sie haben mit ihrem Besuch eindeutig die Behauptung der französischen Regierung widerlegt, daß es über Atomwaffentests einen nationalen Konsens gebe.
    Die „Rainbow Warrior" hatte kurz vor ihrer Versenkung die 300 Bewohner des Rongelap-Atolls evakuiert. Die Inseln dieses Atolls sind durch den Fall-out der Atomtests der USA verseucht. Die Regierung der USA, Verursacher des Leidens, hatte es kaltschnäuzig und in menschenverachtender Weise abgelehnt, die Insulaner in Sicherheit zu bringen. Sie leiden unter radioaktiven Folgeschäden wie Krebs, Erblindung, Totgeburten und Mißgeburten. Nur wenige Kinder sind scheinbar völlig gesund. Auch sie können plötzlich todkrank werden.
    Am Beispiel dieser Menschen sehen wir, was es bedeutet, auf verseuchter Erde zu leben. Sie sind eine ständige Mahnung an uns, eine weitere Verseuchung dieser Erde nicht zuzulassen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Und jetzt ein Wort an die Adresse von Herrn Kohl. Sie haben vorletzte Woche durch Ihre Begleitung des französischen Präsidenten nach Berlin der deutsch-französischen Freundschaft keinen Dienst erwiesen. Sie haben die Machtdemonstration Mitterrands unterstützt, eine Machtdemonstration, die sicher nicht zufällig nach seinem Besuch des Mururoa-Atolls folgte. Der betont militärische Pomp des Besuches hat viele Berliner abgestoßen. Auch gab es Proteste gegen die französischen Atomtests. Sie, Herr Kohl, haben mit Mitterrand in Berlin eine deutsch-französische atomare und militärische Komplizenschaft demonstriert, keine deutsch-französische Freundschaft.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ich möchte einige Beispiele für diese Komplizenschaft nennen.
    Erstens. Die Bundesregierung übernimmt trotz besseren Wissens die offizielle Erklärung der französischen Regierung, daß die Atomtests keinerlei Strahlenschäden hervorgerufen hätten.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Ist ja lächerlich!)

    Daß das nicht stimmt, dafür haben wir Beweise.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dorothee Piermont, Europaabgeordnete der GRÜNEN, traf Opfer dieser Strahlenschäden, z. B. in der Gemeinde Teahupoo: Aitoa Tanematea, 60 Jahre, der seit 1965 beim Commissariat pour l'Energie Atomique in Tahiti als Pfleger arbeitete und ab 1976 nach Mururoa geschickt wurde. Ihm wurde zum Verhängnis, daß sich Polynesier traditonsgemäß vorwiegend von Fisch ernähren. 1979 aß er trotz des Verbotes Fische aus der Lagune von Mururoa, bekam Durchfall und hohes Fieber. Wegen des geltenden Verbotes, Fisch zu essen, ging er jedoch zunächst nicht zum Arzt, sondern erst, als zu diesen Symptomen Haarausfall und eitrige Wunden auf der Haut kamen und sich die Haut dann in Fetzen ablöste. Schließlich wurde auch sein rechtes Auge angegriffen, das am Ende herausoperiert werden mußte. Hinzu kamen Gedächtnisstörungen und Sprachschwierigkeiten. Der schließlich konsultierte Arzt hat ihm nie auch nur die kleinste Erklärung über Art und Ursache seiner Erkrankung gegeben, ihn nur ergebnislos mit Medikamenten behandelt.
    Das zweite Beispiel dieser Komplizenschaft: Der Schnelle Brüter „Super-Phénix" in Frankreich wird mit Plutonium aus der Bundesrepublik und mit Beteiligung der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke AG betrieben. Frankreich hat, wie Ihnen allen bekannt ist, den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Die französische Regierung weigert sich auch verbindlich zu erklären, kein Plutonium aus dem Schnellen Brüter „Super-Phénix" zu militärischen Zwecken zu verwenden. Das heißt, es ist möglich, daß deutsches Spaltmaterial bereits heute auf dem Mururoa-Atoll gezündet wird. Wir fragen, ob die Atomwaffenproduktion in Frankreich



    Frau Eid
    für die deutsche Atomindustrie bereits ein lukratives Geschäft geworden ist. Wir befürchten, daß Projekte wie der Schnelle Brüter in Kalkar und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf deswegen forciert werden, um unter dem Deckmantel der deutsch-französischen Freundschaft und über die Westeuropäische Union den Traum von der atomaren Großmacht Westeuropa zu verwirklichen.
    Ich weise in diesem Zusammenhang auf die Aussagen des Staatssekretärs Rühl im Verteidigungsministerium hin, daß die Bundesregierung eine Ausdehnung des französischen Atomschirms auf die Bundesrepublik befürwortet und daß gemeinsame Manöver der Bundeswehr mit der französischen Streitmacht im nächsten Jahr beginnen würden.

    (Lamers [CDU/CSU]: Ausgezeichnet!)

    Wir GRÜNEN haben den vorliegenden Antrag eingebracht, weil wir Frieden wollen, einen gerechten Frieden, in dem Frankreich seine Atomtests einstellt und seine Kolonien im Pazifik, nämlich Französisch-Polynesien und Neukaledonien, in die Unabhängigkeit entläßt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Der Antrag soll Punkt für Punkt abgestimmt werden, denn jeder Punkt ist eine Frage an das Gewissen des einzelnen Abgeordneten.
    Mit dem vorliegenden Antrag solidarisieren wir uns mit der Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Lamers.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Lamers


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich habe immer schon sehr viel von dem außenpolitischen Können des französischen Präsidenten gehalten. Aber die Genialität, Frau Kollegin Eid, Mururoa und Berlin in Zusammenhang zu bringen, habe ich offengestanden nicht durchschaut und sicherlich auch der Bundeskanzler nicht. Wer weiß, ob diese Reise nach Berlin sonst zustandegekommen wäre.
    Im übrigen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, lohnt es sich nicht, sich mit dem Antrag der GRÜNEN im sachlichen Detail auseinanderzusetzen.

    (Frau Hönes [GRÜNE]: Das ist ein Fehler!)

    Was zu der „Rainbow-Warrier"-Affäre zu sagen war, haben meine Kollegen und Staatsminister Möllemann schon in der Aktuellen Stunde am 26. September gesagt. Die Affäre ist von Frankreich so bereinigt worden, wie es den großen freiheitlichen demokratischen Traditionen des Landes entspricht. Der Zusammenhang zwischen Ihrem Antrag und der Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten ist wohl etwas anders. Er besteht darin, daß die beteiligten sechs Länder alle mehr oder minder stark die französische atomare Politik unterstützen und Verständnis für sie haben.
    Wir von der Union werden dafür sorgen, daß die Zusammenarbeit mit Frankreich auf allen Gebieten nicht nur nicht abgebrochen, sondern weiter ausgebaut wird.
    Aber der Antrag der GRÜNEN ist ein weiterer exzellenter Ausweis für die Berechtigung der Sorge, daß die GRÜNEN nicht nur antiamerikanisch, sondern auch antifranzösisch, ja antiwestlich sind.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Sie sind überhaupt völlig unfähig, westliches Denken nachzuvollziehen. So wie heute die USA in Ihren Augen das Symbol, die Präfiguration, der Vorreiter der westlich-technologischen Zivilisation sind,

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    so wie sie die Gesellschaft sind, von der Sie sich und der wiedererwachende deutsche Nationalismus abgrenzen, so war es in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Frankreich, das von dem erwachenden deutschen Nationalismus zum Erbfeind gestempelt wurde. In dieser Tradition stehen Sie, die GRÜNEN, mit Ihrem feindseligen Unverständnis für Frankreich.

    (Tatge [GRÜNE]: Dümmliches Geschwätz! — Weitere Zurufe von den GRÜNEN)

    Wie für den Ayatollah Khomeini sind die USA für Sie der große und Frankreich der kleine Satan.