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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Regierungserklärung vom 4. Mai 1983 heißt es:
    Wir werden neue Anstrengungen unternehmen, um die deutsche Sprache im Ausland wieder mehr zu verbreiten.
    Der Ihnen vorliegende Bericht ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung dieser Erklärung.
    Die Förderung der deutschen Sprache im Ausland war und ist eines der zentralen Anliegen unserer auswärtigen Kulturpolitik. Zuletzt wurde dies 1977 in der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission „Auswärtige Kulturpolitik" — dieser Enquete-Kommission habe ich einige Jahre angehört — bestätigt. Dort heißt es — ich zitiere —:
    Die deutsche Sprache ist und bleibt ein zentraler Bestandteil unserer Kultur und ein wichtiger Mittler zur Verständigung zwischen den Völkern. Deshalb kann es nach Meinung der Bundesregierung keine auswärtige Kulturpolitik ohne sinnvolle Sprachpolitik geben. Sie ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben.
    Und dieser Grundsatz gilt auch weiterhin.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Die Regierungserklärung hat ihn daher nochmals bekräftigt.
    Mit dem Sprachbericht ist keine Umorientierung der bisherigen Sprachpolitik verbunden. Sprachimperialismus liegt uns fern. Mit der Vorlage dieses Berichts legt die Bundesregierung nicht nur den Grundstein für die Umsetzung der Regierungserklärung, sie kommt auch einem wiederholt geäußerten Informationswunsch aus den Fraktionen nach.
    Seit Vorlage des ersten Sprachberichts im Jahre 1967 sind nahezu 20 Jahre vergangen. Der vorliegende Bericht beschränkt sich jedoch nicht auf eine Bestandsaufnahme, sondern zeigt auch Wege auf, wie unsere Absicht, die Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland zu fördern, verwirklicht werden kann.
    Meine Damen und Herren, das Interesse an der deutschen Sprache hat, von regionalen Ausnahmen abgesehen, weltweit abgenommen. Heute lernen noch etwa 15 Millionen ausländische Schüler Deutsch. Hinzu kommen etwa 1,4 Millionen Studenten und eine nicht oder nur sehr schwer zu erfassende Zahl von Personen, die Deutsch im Rahmen der Erwachsenenbildung vornehmlich an privaten Sprachenschulen lernen. Diese Zahlen sind zwar beeindruckend, sie sind jedoch, wie ich bereits sagte, rückläufig. 1979 zählten wir noch etwa 1 bis 2 Millionen Schüler mehr, die die deutsche Sprache lernten. Dieser Rückgang, insbesondere auch in einigen wichtigen Partnerländern, ist Anlaß genug, unsere bisherige Politik der Bedarfsdeckung auf eine Politik der Bedarfsweckung umzustellen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Duve [SPD]: Eine sehr kommerzielle Sprache!)

    Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Deutsch keine überregionale Verkehrssprache ist und warum weniger ausländische Schüler sie lernen. Die Nachkriegszeit brachte einen weltweiten Schub zugunsten der englischen Sprache. Als führende erste Fremdsprache oder gar als Verkehrssprache gilt das Deutsche, anders als vor 1945, nirgends mehr, weder in den Niederlanden oder Skandinavien noch bei unseren östlichen Nachbarn einschließlich der Sowjetunion oder auf dem Balkan. Hier haben die Hitlersche Katastrophenpolitik, die ihr folgende Vertreibung der Deutschen und der Sturz Deutschlands schwere, weithin nicht mehr revidierbare Folgen gehabt. Die Sprache folgt also der politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Macht zugunsten des Englischen.
    Auch Schulreformen in Ländern mit traditionell starkem Deutsch-Unterricht, die zu Lasten des Erlernens einer zweiten Fremdsprache gingen, haben maßgeblich zum Rückgang der Zahl der DeutschSchüler beigetragen. Diese Entwicklung können wir nicht zurückdrehen, aber wir sollten sie aufzuhalten versuchen.
    Förderung der deutschen Sprache im Ausland heißt in erster Linie Werben für das Erlernen unserer Sprache. Dafür ist das Eigeninteresse des Sprachschülers, seiner Eltern, aber auch das politische und wirtschaftliche Interesse seines Landes, der geeignete Ansatzpunkt. In diesem Sinne wird sich die Bundesregierung in Zukunft auch auf politischer Ebene verstärkt für den Unterricht unserer Sprache an den Schulen unserer ausländischen Partner einsetzen. Mehr noch als bisher werden wir dort, wo dies gewünscht ist, durch entsandtes Fachpersonal, Fortbildungsprojekte und Stipendien unseren Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Quantität des Deutsch-Unterrichts leisten.
    Bei unserem Bemühen, die deutsche Sprache im Ausland wieder mehr zu verbreiten, sind wir auf das Wohlwollen und das Interesse Anderssprachi-



    Staatsminister Möllemann
    ger angewiesen. Dies setzt eine Sprachpolitik mit Augenmaß voraus.
    Doch Sprachpolitik kann nicht auf einer Einbahnstraße erfolgen. Als Teil unserer durch Dialog, Austausch und Zusammenarbeit auf der Basis gleichberechtigter Partnerschaft geprägten auswärtigen Kulturpolitik setzt eine aktive Sprachpolitik im Ausland auch die Bereitschaft zum Erlernen von Fremdsprachen bei uns selbst voraus.

    (Duve [SPD]: Arabisch!)

    — Ja, ich würde es sehr wünschen, wenn die arabische Sprache, die eine sehr schöne Sprache ist, in Deutschland mehr gelernt werden könnte. — Aufgeschlossenheit für Fremdsprachen bei uns verleiht unseren Bemühungen um die deutsche Sprache im Ausland mehr Glaubwürdigkeit.
    Es bedarf nunmehr zusätzlicher konkreter Maßnahmen, wenn wir es mit unserer Absicht, die Sprache Luthers, Goethes oder Einsteins im Ausland wieder mehr zu Gehör zu bringen, ernst meinen. Mehr Goethe-Institute, mehr Deutschlektoren, Lehrer und Fachberater, mehr Stipendiaten und Fortbildungsseminare, Sprachwerbung, der Einsatz moderner Medien für den Sprachunterricht - all dies kostet Geld. Der Bundeshaushalt 1986 wird uns einen ersten Einstieg ermöglichen. Die vollständige Umsetzung des Ihnen vorliegenden, insgesamt 91 Seiten umfassenden Berichts, meine Damen und Herren, liegt also noch vor uns. Es bedarf daher weiterer Anstrengungen auch in den kommenden Jahren. Die Bundesregierung wäre den Fraktionen dieses Hauses dankbar, wenn sie diese Bemühungen unterstützen könnten.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Duve.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Freimut Duve


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unsere deutsche Sprache sei die Orgel, so meinte es Jean Paul, unter allen Sprachen. Nun sollen wir diese Orgel, so meinen es der Bundeskanzler und Herr Möllemann, exportieren. So meint es auch der hier zur Diskussion stehende Bericht. Sollen wir da ungeteilten Beifall spenden, ungefragt in Jubel ausbrechen, daß unsere exportsichere Bundesrepublik ihr ältestes Produkt, unsere Sprache, nun verstärkt auf den Weltmarkt wirft und, wie Herr Möllemann eben gesagt hat, „Bedarfswekkung" betreibt? Eine Offensive soll da für Verkauf sorgen, wo Nachfrage zwar behauptet, sinkender Absatz aber konstatiert wird.
    Gäbe es auch nur die geringste Beziehung zwischen Außenhandel und Sprachexport, dann müßten die Japaner jämmerlich hinter den Portugiesen stehen, und sie würden auf dem Weltmarkt überhaupt kaputtgehen; denn wer kann schon Japanisch!

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nein, meine Damen und Herren, wir sollten prüfen, ob wir so frischfröhlich mit diesem Exportauftrag des Kanzlers umgehen dürfen, wie es der Bericht empfiehlt. Wir sollten einen vielleicht problematischen, weil nicht wirklich durchdachten Plan bremsen, wo er in die Irre geht, und ihn da befördern, wo er richtig liegt.
    Damit die Abgeordneten auch wissen, wie unser Bemühen um auswärtige Kulturpolitik von weiland höchsten Würden- und Bürdenträgern der Bundesregierung gewürdigt wird, bringe ich hier zunächst ein Zitat des seines dreisternigen Schweizer Nummernkontos wegen aus dem Amt gewiesenen Peter Boenisch im „stern" von heute:
    Sonntags sind die Abgeordneten in Namibia; die wissen mehr über die Neger als über ihre Wähler.
    So Peter Boenisch in seinem neuen Vortrag, den er für 10 000 DM allüberall hält. Nach Meinung dieses Kulturphilosophen beschäftigen wir uns also zuviel mit der Welt, zumal mit der Dritten.
    Wir bleiben bei der Einsicht des Auswärtigen Amts.. Auswärtige Kulturpolitik ist sinnvoll und muß intensiv fortgesetzt werden. Ist aber das, was der Bericht Sprachpolitik nennt — welch bombastisches Wort —, sinnvoll und richtig angelegt?
    Ralf Dahrendorf hat nach unserer Überzeugung in den Leitsätzen zur auswärtigen Kulturpolitik 1970 den richtigen Gedanken formuliert: „Die deutsche Sprache ist Träger, nicht Ziel unseres Wirkens im Ausland."

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Auch die sozialliberale Koalition hat die Förderung des deutschen Sprachunterrichts im Ausland nicht vernachlässigt, sondern hat stets die vielfältigen Bedürfnisse nach deutschem Sprachunterricht gewürdigt und getragen. Aber sie hat doch nicht die Verbreitung der deutschen Sprache als Selbstzweck betrieben, abgekoppelt von der kulturellen Dimension und mit einer wirtschaftspolitischen Begründung.
    Ich stelle die Frage: Ist die blanke Zahl der Menschen, die in Indonesien oder in Kolumbien Deutsch lernen, wirklich interessant? Ist nicht vielmehr die deutsche Kultur im Ausland ein sehr kompliziertes Gewebe, dessen Material unsere Sprache ist? Muß Sprachpolitik in dieser betonten Form aus unserer Kulturarbeit herausgehoben werden? Ich meine: nein. Beschleicht uns nicht eher traurig stimmende Ironie, wenn die Regierung ungeheuere Anstrengungen macht, die deutsche Sprache im Ausland zu fördern, wo wir bislang noch kein Konzept haben, mit dem wir dem eigenen Sprach- und Wortschwund begegnen,

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung der Abg. Frau Borgmann [GRÜNE])

    der nicht nur die Deutschen befallen hat zugunsten von Kürzel-, Fach- und Computersprachen? Ich möchte hier nicht die gemeinsame Basis der Enquete-Kommission von 1977 verlassen, aber ich möchte an uns alle den Appell richten, doch noch einmal ernster darüber nachzudenken, ob unsere Prämissen noch stimmen. Deutschunterricht wird wohl einer der Schwerpunkte der auswärtigen Kul-



    Duve
    turpolitik bleiben; ein Ziel in sich selbst darf er nicht werden.
    Wir sollten den senegalesischen Germanisten Mussa Gueye ernst nehmen. Ich zitiere aus seiner Dissertation:
    Deutsch, eine Sprache des Abendlandes, wird im schwarzafrikanischen Entwicklungsland Senegal unterrichtet. Man mag dafür Gründe ökonomischer oder anderer Art finden; als Selbstverständlichkeit wird es jedenfalls nicht hingenommen.
    Dies ist eine warnende Stimme eines wichtigen Wissenschaftlers, der mit unserer Hilfe Deutsch gelernt, studiert hat und heute lehrt.
    Meine Damen und Herren, wir Politiker nehmen selten Gelegenheit, über das zu sprechen, was unser ureigenes Arbeitszeug ist, die Sprache, unsere Sprache. Sie ist in Wahrheit unser einziges Instrument, wenn wir die ritualisierten Tätigkeiten, deren wir uns befleißigen, außer acht lassen. Hammelsprung kann stumm, namentliche Abstimmung mit extrem karger Wortwahl verrichtet werden. Alles andere sind Wörter, ist Sprache.
    Wehmut überkommt, wer die Autoren unseres famosen Reports über die Erfolge der deutschen Sprache in aller Welt berichten hört,

    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Sehr wahr!)

    wer von den nach Zehntausenden zählenden Sprachmeistern liest, die diesen kostbaren Besitz in aller Welt unter die Leute und auf fremde Zungen bringen. Hoffentlich, so denke ich, geraten diese Deutschlehrer nicht allzuoft in unseren Bundestag. Wir haben hier mindestens fünfzig verschiedene Fachsprachen entwickelt, für die wir untereinander schon Dolmetscher benötigen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Sehr wahr!)

    Wir erleben Sprachgestalten und Wortgewalten wie die unseres verehrten Herrn Bundeskanzlers, für deren Anwendung und Verständnis es inzwischen schon Fachliteratur gibt.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, der Deutsche Bundestag sollte sich selbst, die Regierung, die Länder und die Kommunen fragen: Wieviel ist uns unsere eigene Sprache wert, wenn wir den Bibliotheken die Mittel kürzen?! Wir sollten fragen: Wieviel ist uns die deutsche Sprache wert, wenn wir in 25jährigem Zusammenleben mit den sogenannten Gastarbeitern keine wirkliche Kraft aufgebracht haben, sie und ihre Familien sprachlich in unsere Kultur zu integrieren?!

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zustimmung der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])

    Wie sollen unsere Deutschlehrer im Ausland mit
    Überzeugung unsere Sprache lehren, wenn wir zu
    Hause der beschädigten Lesekultur von sogenannten Fernsehkindern nichts anderes als die „große Freiheit" der Medienkanäle entgegensetzen?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zustimmung der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])

    Damit bin ich wieder beim Bericht des Auswärtigen Amtes. Ist es nicht leichtsinnig, jetzt für die Verbreitung der deutschen Sprache auch von staatlicher Seite aufs Satellitenfernsehen zu setzen, und das nur, um mit den Amerikanern — so wird es begründet — televisionär Schritt zu halten, deren Weltsprache einen uneinholbaren Vorsprung hat? Mit Verlaub, Herr Staatsminister Möllemann, geht es denn um einen Wettlauf von Sprachen in der Welt, wie Sie es in Ihrer Rede angedeutet haben?

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Fördert Bonner Regierungsfernsehen über Indien die deutsche Sprache, die deutsche Kultur?
    Wir haben für die auswärtige Kulturarbeit hervorragende Institutionen, nutzen wir sie! Da stimme ich mit Ihnen überein. Hüten wir das Goethe-Institut oder den DAAD wie unseren Augapfel,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    und schützen wir sie davor, daß ihnen auch nur eine Mark zugunsten neuer Fernsehexperimente des Staates genommen wird!
    Ein Zitat: „Die anderen Nationen werden schon deshalb Deutsch lernen, weil sie innewerden müssen, daß sie sich damit das Lernen fast aller anderen Sprachen gewissermaßen ersparen können." So schreibt Goethe am 14. September 1826 zum Fürsten Pückler. Man muß heute mit Goethe-Zitaten sehr vorsichtig sein, aber dieses stimmt. Dieses wahrlich beneidenswerte, aber ganz und gar überholte Sprachselbstbewußtsein unseres Altmeisters liegt vielleicht auch der Selbstverständlichkeit zugrunde, mit der der Bundeskanzler die Verbreitung der deutschen Sprache in der Welt fordert.
    Ich meine, wir müssen wesentlich bescheidener werden, als es dieser Bericht ist. Fördern wir Wort- und Lesekultur bei uns, bieten wir allen im Ausland, die sich der deutschen Kultur nähern wollen, Sprachkurse an, aber machen wir nicht so einen Unsinn, Herr Möllemann, wie das, was Sie da soeben gesagt haben: „Bedarfsweckung"! Das ist ökonomisch und hat mit auswärtiger Kulturpolitik überhaupt nichts zu tun.
    Wir müssen uns vor einer großangelegten Sprachoffensive in der Welt hüten. Das geht nicht. Da haben wir üble Vorgänger. Ich erinnere an die Kulturpolitik von Herrn Haushofer seligen oder unseligen Angedenkens. Wir können hier eine solche Sprachoffensive nicht tun. Ich bin der Meinung, daß dieser Bericht in dieser Form im Ausland nicht diskutiert werden sollte. — Das Ausland wird j a Interesse daran haben: Was ist das für eine Offensive, die die Deutschen da starten?
    Ich denke, hier muß man noch einmal sehr sorgfältig mit dem Bericht umgehen. Ich will hier niemandem falsche Motive unterstellen. Aber so, wie dieser Bericht angelegt ist, können wir ihn nicht



    Duve
    akzeptieren, können wir auch vom Ausland das neue Programm zur Förderung der deutschen Sprache in der Welt nicht akzeptiert bekommen.
    Diese Sprachoffensive ist wirkungslos, geht von falschen Prämissen aus, verkennt den Zustand unserer eigenen Sprache im Lande und wirft ein schräges Licht auf die Motive unserer auswärtigen Kulturpolitik, das sie nicht verdient.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)