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ID1016805400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
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    Rede von Dr. Inge Segall


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Lutz, das Problem der Mobilität der Arbeitslosen ist ein echtes Problem, über das man einmal in aller Ruhe diskutieren sollte. Sie können nicht in jedem Fall erwarten, daß für jeden Arbeitssuchenden eine Fabrik gebaut wird, die ihm an seinem Ort einen Arbeitsplatz bietet.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Von einem jungen Menschen, der in einer modernen Industriegesellschaft lebt, kann man diese Mobilität doch wohl erwarten. — Wenn ich nur einmal an mich denke, wie oft ich von Ort zu Ort gezogen bin, um einen Arbeitsplatz zu bekommen, und wenn ich daran denke, wie das schon bei der Generation meiner Eltern der Fall gewesen ist, dann meine ich, daß wir hier doch einmal versuchen sollten, uns in aller Ruhe darüber zu unterhalten, ob da nicht bei der Mobilität das Problem liegt. Ich weiß, da kommen die Probleme mit dem Freundeskreis, in späteren Jahren dann die Probleme mit dem Häuschen. Darum habe ich auch nur von den Jugendlichen gesprochen. Also, dieses Beispiel, daß ein junger Mensch nicht bereit ist, einem Arbeitsplatz an einen anderen Ort zu folgen, hat mich erschüttert.

    (Beifall bei der FDP)

    Die Enquete-Kommission setzt sich für die öffentliche Förderung auch von alternativen Projekten ein. Eine solche Förderung könnte, wenn dabei die Mindestanforderungen, die bei der Vergabe von öffentlichen Mitteln gestellt werden müssen, eingehalten werden und eine Kontrolle über die Verwendung der gewährten Mittel erfolgt, durchaus sinnvoll sein. Außerdem ist das Risiko für den öffentlichen Geldgeber nicht sehr groß, wenn man die Förderung degressiv gestaltet und sich vorbehält, bei Projekten, die sich nicht bewähren, die Förderung einzustellen. Die totale Funkstille von seiten der Bundesregierung zu diesen Vorschlägen kann nicht befriedigen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Einer Rede des Ministers für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Professor Süssmuth, entnehme ich, daß auch sie für eine stärkere Anerkennung solcher neuen Organisationsformen wie z. B. Selbsthilfegruppen von Jugendlichen für soziale und ökologische Fragen eintritt. Vielleicht ist mit der Obernahme des Ministeriums durch Frau Professor
    Süssmuth auf eine positivere Beurteilung und entsprechende Förderung solcher Projekte zu hoffen.
    Und noch ein Bereich ist in der Stellungnahme der Bundesregierung nur sehr kurz behandelt worden, obwohl auch er für Jugendliche zu den prägenden Erfahrungen gehört: die Schule. Der Bericht der Enquete-Kommission hat sich ausführlich mit der Problematik der Leistungsbewertung in der Schule befaßt und die Frage gestellt, ob sich aus der derzeitigen Form der Leistungsbewertung ein Entsolidarisierungseffekt ergibt, weil sie Schüler gegen Schüler in ein Konkurrenzverhältnis zwingt. Ich weiß, daß ich hier einen neuralgischen Punkt berühre, der in der öffentlichen Diskussion über unser Schulsystem eine zentrale Rolle spielt. Mir ist auch klar, daß die Bundesregierung wegen der Kulturhoheit der Länder für diese Frage nicht zuständig ist. Dennoch bin ich der Meinung, daß die in dem Bericht dargelegten Zusammenhänge zwischen der Praxis der Leistungsbewertung in unseren Schulen und dem häufig beklagten mangelnden Leistungswillen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch die Bundesregierung veranlassen sollten, sich diesem Problem zu stellen. Daß die Art der Leistungsbewertung häufig auch den weiteren Bildungsweg eines jungen Menschen entscheidend beeinflußt und daß demzufolge falsch gestellte Weichen infolge falscher Leistungsbewertung ein ganzes Leben in die falsche Richtung laufen lassen können, sei hier nur am Rande bemerkt. Protest und Ablehnung allein sind jedoch nicht geeignet, Probleme zu bewältigen.

    (Suhr [GRÜNE]: Was bleibt denen denn anderes übrig?)

    Insofern ist es tröstlich, daß der Bericht der Enquete-Kommission feststellt, daß es zur Wirklichkeit der Jugend in der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor gehört, daß der große Teil der Jugend mit sozialem, gesellschaftlichem und politischem Engagement in den Jugendorganisationen mitarbeitet. Daß unsere Jugend mehrheitlich unserer Gesellschaft positiv gegenübersteht, belegt auch die neueste Shell-Studie „Jugendliche und Erwachsene 1985 — Generationen im Vergleich". Die Wissenschaftler ziehen aus ihren Ergebnissen den Schluß, es handele sich bei der westdeutschen Jugend heute um eine Generation toleranter, liberal gesinnter Demokraten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Zeitler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karin Zeitler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Enquete-Bericht, der der Stellungnahme der Bundesregierung zugrunde liegt, wird festgehalten: „Öffentlichkeit und Gesprächspartner aus der jungen Generation nahmen Einsetzung, Auftrag und mögliche Erfolge der Kommissionsarbeit überwiegend skeptisch und kritisch auf." Sie haben, was den Bericht und was die Politik der Bundesregierung anlangt, recht behalten. Das Anliegen der Jugendlichen ist — im Enquete-Bericht scheint es noch manchmal durch — die Forde-



    Frau Zeitler
    rung nach Leben, Lebendigkeit, Gemeinsamkeit und Lust, nach Freude und Gerechtigkeit.
    Diese Anliegen der Jugendlichen werden im Bericht der Bundesregierung konterkariert. Der Bericht, der eigentlich aufzeigen soll, wie weit oder ob überhaupt die Regierung auf die Vorwürfe und Forderungen der Jugendlichen eingeht, liest sich wie eine Anleitung zum Irrewerden, und Sie, Herr Kollege Götzer, leiden offensichtlich schon daran; das haben Sie eben eindrucksvoll bewiesen.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!)

    Wenn die Jugendlichen gegen Giftmüllskandale, Lebensmittelvergiftung, Waldsterben, Smog und Verkehrstote protestieren, wenn sie um den Bilderbuchbauernhof trauern, der in der Wirklichkeit zur Legebatterie und zur Fleischfabrik verkommt, wenn sie sich gegen todbringende Raketen, Atomfabriken und Wiederaufbereitungsanlagen wehren, was antwortet die Bundesregierung? Sie „prüft", ob sich „ökonomische Anreize für umweltfreundliches Verhalten finden" lassen, damit „das Eigeninteresse der Wirtschaft am Umweltschutz gestärkt werden" kann,

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Ist das nicht gut?)

    natürlich an einem Umweltschutz, der auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig verkauft werden kann.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: In Hessen wird das jetzt alles anders!)

    Das ist Bedingung. Wettbewerbsfähig sind moderne Technologien, und deshalb sind sie auch umweltfreundlich. Wer das nicht glaubt — so die Stellungnahme der Regierung und der Kommission —, verallgemeinert eben seine Kritik an Großkonzernen und Regierung, und das tut man doch nicht! Das nenne ich irre.

    (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

    Für diejenigen, die meinen, in einer am Profit orientierten Gesellschaft käme man vielleicht mit Ge- und Verboten weiter — was die Bundesregierung j a ausdrücklich nicht so gern hat —, zählt der Bericht eine Vielzahl von Verordnungen und Programmen zur Verminderung der Belastung der Umwelt durch Schadstoffe, Abgase und Abwasser auf. Falls einer dann immer noch meint, wir würden nicht in einem Naturschutzgebiet leben, bekommt er damit den Mund gestopft.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Den Jugendlichen, die Angst nicht nur vor dem ökologischen Holocaust, sondern auch noch vor der atomaren Aufrüstung, den Raketen und den Lagern mit chemischen Waffen im Nachbarwäldchen haben, die den Tod auf beiden Seiten der Mauer fürchten und die der Borniertheit, dem Haß und der Kalte-Krieger-Mentalität unserer Kriegspolitiker und Kriegsstrategen mißtrauen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie betreiben ein Geschäft mit der Angst!)

    wird ein „neuer Mangel" attestiert: Sie sind nicht mehr belastbar, sie haben Lebensangst

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie machen ihr Angst!)

    und die Vorstellung von einer verschlossenen Zukunft.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Belastbar genug für den dritten Weltkrieg!)

    Der tiefere Grund ist nicht etwa in der täglich erlebbaren realen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu sehen, sondern in der Ich-Schwäche und der selbstsüchtigen Konzentration auf die eigene Person, die den heutigen Jugendlichen bescheinigt wird. So steht es jedenfalls im Bericht der Enquete-Kommission, den die Bundesregierung an dieser Stelle „sehr ernst" nimmt.
    Ich kann hier nur eine Schwäche und selbstsüchtige Konzentration bei der Bundesregierung feststellen,

    (Sehr richtig! bei den GRÜNEN)

    die außer Selbstbespiegelung und Selbstbeweihräucherung nichts leistet und so lange behauptet, wir lebten in einem Zuckertopf, wie im Salz noch ein Zuckerkorn zu finden ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Aber noch einmal zurück zur Meinung der Regierung über unsere Jugendlichen: Der „neue Mangel", der unseren Jugendlichen anhaftet, entsteht nämlich laut Enquete-Kommission durch mangelnde Zuwendung, mangelnde persönliche Geborgenheit, mangelndes soziales und gefühlsmäßiges Angenommensein,

    (Suhr [GRÜNE]: Dafür haben wir das Kabelfernsehen!)

    und das, obwohl die Bundesregierung feststellt, daß die Familie der Hort der Geborgenheit ist, wo „die Menschen Verhaltensweisen lernen, die unsere Gesellschaft prägen:

    (Schlottmann [CDU/CSU]: So ist es!) Liebe und Vertrauen,


    (Bohl [CDU/CSU]: Haben Sie was dagegen?)

    Toleranz und Rücksichtnahme, Opferbereitschaft und Mitverantwortung".

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Da sind Sie ja anderer Auffassung!)

    So Bundeskanzler Kohl in seiner Regierungserklärung vom Mai 1983.

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Sie wollen ja was anderes!)

    Kein Wort über Kindesmißhandlung in Familien,

    (Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Die alte Platte: Die Familie kaputtmachen!)

    über geschlagene Frauen, über Tabletten- und Alkoholsucht,

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Lüdenscheid!)




    Frau Zeitler
    über die Droge Fernsehen und Video im bundesdeutschen Familienalltag

    (Bohl [CDU/CSU]: Sex mit Kindern!)

    — auch das! —, kein Wort über die Kürzung des Mutterschaftsurlaubsgeldes

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Lüdenscheid!)

    und die Aufweichung des Kündigungsschutzes beim Erziehungsurlaub demnächst. Wer spinnt hier eigentlich?
    Ich habe mir übrigens mal vorzustellen versucht, wie ein Jugendlicher sein müßte,

    (Bohl [CDU/CSU]: Wo ist der neue Mann von den GRÜNEN, der Herr Rusche? Der hätte mal sprechen sollen!)

    der, ermutigt durch partnerschaftliche Erziehung in der Familie — so lautet nämlich die Empfehlung der Kommission —, Reformbewußtsein und Engagement in der Gesellschaft zeigt. Dieser Jugendliche müßte gelernt haben, den Mund zu halten, müßte, ohne zu fragen, funktionieren, egal, wo man ihn hinstellt, und er müßte verantwortungsvoll die Scheiße auslöffeln, die andere ihm eingebrockt haben.

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Pfui! — Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Sehr parlamentarisch!)

    In so einem Fall würde er wohl auch eine Lehrstelle bekommen.

    (Dolata [CDU/CSU]: Solche Ausdrücke benutzen wir bestimmt nicht!)

    Er würde dann sozial angenommen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber laut Stellungnahme der Bundesregierung gibt es j a keine Reglementierung und Auslese im Bildungs- und Ausbildungsbereich.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Nur Eliteförderung!)

    Denn die Bundesregierung wahrt laut Bericht die
    „Freiheit der Bildungsentscheidung des einzelnen".
    Ist das nicht irre? Trotz 100 000 Jugendlichen, die keine Ausbildungsstelle bekommen, davon zwei Drittel Mädchen,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    trotz BAföG-Kahlschlag und Gedränge an den Hochschulen wegen Doppelbelegung: Die Bundesregierung läßt dich frei entscheiden — und dann im Regen stehen.

    (Suhr [GRÜNE]: Sehr gut! — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Wir können nicht die ganze Bundesrepublik mit Regenschirmen bestücken!)

    Ähnlich empfinden wohl auch die jugendlichen Arbeitslosen, die auf das Beschäftigungsförderungsgesetz und den Abbau des Jugendarbeitschutzes verwiesen werden. Mit diesen Gesetzen werden auf dem Rücken der Jugendlichen der Abbau von Arbeitnehmerrechten und die Ausweitung ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse betrieben. An der
    Schwelle zum Erwachsenwerden, wo Jugendliche ihren Platz in der Gesellschaft suchen, wo sie allmählich fähig und bereit werden, für sich und zunehmend für andere Verantwortung zu übernehmen, werden sie herumgestoßen, herumgeschubst und rausgedrängt. Wenn die Jugendlichen dann von der Gesellschaft und vom Staat enttäuscht sind, ist das kein überzogenes Anspruchsdenken, sondern gesundes Mißtrauen.

    (Suhr [GRÜNE]: Sehr richtig!)

    Die Enttäuschung der Jugend wächst auch, weil sie der Undurchschaubarkeit der politischen Entscheidungswege gegenüberstehen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das Problem haben auch Sie!)

    und weil sie erleben, daß sie keine Mitbestimmungs- und Einflußmöglichkeiten auf die Gestaltung der Zukunft haben, die ihre Gegenwart sein wird.
    Neben die Enttäuschung tritt dann der Verlust an Glaubwürdigkeit von Politikern und Parteien. Wen wundert das angesichts von Parteispendenaffären? Auch das jüngste Beispiel industrieller Einflußnahme, die Androhung von Produktionsverlagerungen hessischer Konzerne bei Zustandekommen einer rot-grünen Koalition,

    (Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Richtig!)

    bestätigt den Jugendlichen den Zusammenhang zwischen Staat und Kapital und ihrer eigenen Ohnmacht.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf des Abg. Vogel [München] [GRÜNE] — Zuruf des Abg. Bohl [CDU/CSU])

    Die Jugendlichen sehen ihre Lebens- und Zukunftspläne von der Politik dieser Regierung und ihrer Helfershelfer bedroht.

    (Schlottmann [CDU/CSU]: Sagen Sie was zu der Angst junger Menschen!)

    Nicht grundlos stellt die Kommission eine Entfremdung der Jugendlichen vom Staat fest und verweist darauf, daß diese durch kurzfristige taktische Maßnahmen nicht mehr behoben werden kann.
    Und die Bundesregierung? Sie reagiert auf das Engagement der Jugendlichen für eine lebenswerte Zukunft, für Selbstbestimmung und Verantwortung nur mit Behinderung, Blockierung, Ignoranz, im schlimmsten Fall mit Gewalt in Form von Polizeieinsatz.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Richtig! — Gegenruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)

    Jüngstes Beispiel sind die Vorfälle in Frankfurt, wo anläßlich von Aktionen gegen Neo-Nazis Günter Sare, von Wasserwerfern gehetzt, überfahren wurde.

    (Bohl [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das denn?)




    Frau Zeitler
    Die darauffolgenden Proteste und Demonstrationen wurden eiskalt und autoritär zerschlagen.

    (Bohl [CDU/CSU]: Wieso ist der „gehetzt" worden? Unverschämtheit!)

    Das gleiche passierte in München nach der Demonstration gegen die Wiederaufbereitungsanlage — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie rechtfertigen die Gewalt!)

    — Die Gewalttätigkeiten, die in diesem Zusammenhang von einigen Demonstrationsteilnehmern ausgingen, lehnen wir ab. Das ist nicht unser Weg.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Scheinheilig!)

    Sonst säßen wir nicht auf diesen harten Bänken. Aber die Ursachen für diese Ausschreitungen hat die Bundesregierung geschaffen. Sie schürt mit ihrer Politik die Ängste der Jugendlichen, und sie unterstützt den Einsatz von Polizeikräften, die bei Auseinandersetzungen brutal durchgreifen, ohne die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! — Schämen Sie sich!)

    Diese Politik, die von den Bürgern nicht mehr als menschlich und gerecht empfunden wird, muß sich — das hat auch die Kommission herausgefunden — nach ihrer Legitimität fragen lassen.