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ID1016801200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 Inhalt: Eintritt des Abg. Funk in den Deutschen Bundestag 12562 C Bestimmung des Abg. Jagoda als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß 12562 D Erweiterung der Tagesordnung . 12562 D, 12600 D Würdigung des 40. Jahrestages der Grün- dung der Vereinten Nationen 12562 D Begrüßung einer Delegation der Föderalversammlung der CSSR 12560 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswoche ab 4. November 1985 12620 B Aktuelle Stunde betr. die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1985 Wissmann CDU/CSU 12549 B Dr. Jens SPD 12550 B Dr. Haussmann FDP 12551 C Tatge GRÜNE 12552 B Grüner, Parl. Staatssekretär BMWi . . 12553 A Dr. Mitzscherling SPD 12554 D Kraus CDU/CSU 12555 D Dr. Solms FDP 12557 A Dr. Ehrenberg SPD 12557 D Doss CDU/CSU 12558 D Dr. Kreile CDU/CSU 12559 C Esters SPD 12560 C Scharrenbroich CDU/CSU 12561 C Beratung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/2062 — Götzer CDU/CSU 12564 B Müller (Düsseldorf) SPD 12566 C Frau Dr. Segall FDP 12569 B Frau Zeitler GRÜNE 12570 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 12573 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Büchner (Speyer), Lambinus, Amling, Antretter, Dr. Apel, Bachmaier, Bamberg, Bernrath, Frau Blunck, Brück, Büchler (Hof), Buckpesch, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Diederich (Berlin), Duve, Egert, Dr. Emmerlich, Ewen, Fischer (Homburg), Dr. Haack, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Hauck, Dr. Hauff, Immer (Altenkirchen), Jansen, Kastning, Kiehm, Kißlinger, Klein (Dieburg), Dr. Klejdzinski, Kolbow, Dr. Kübler, Kuhlwein, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Menzel, Müller (Düsseldorf), Müller (Schweinfurt), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Oostergetelo, Pauli, Dr. Penner, Frau Renger, Reschke, Reuter, Schäfer (Offenburg), Frau Schmedt (Lengerich), Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Schmitt (Wiesbaden), Dr. Schmude, Dr. Schöfberger, Schreiner, Schröer (Mülheim), Stahl (Kempen), Frau Steinhauer, Stiegler, Tietjen, Toetemeyer, Vahlberg, Waltemathe, Wartenberg (Berlin), Weinhofer, Dr. Wernitz, Frau Weyel, Wimmer (Neuötting), Wolfram (Reckling- II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 hausen), Zander, Frau Zutt und der Fraktion der SPD Sport und Umwelt — Drucksache 10/3650 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Sicherung des Sports als Teil einer lebenswerten Umwelt — Drucksache 10/4074 — Lambinus SPD 12577 B Nelle CDU/CSU 12579 A Schulte (Menden) GRÜNE 12580 C Baum FDP 12581 C Müntefering SPD 12583 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12585 C Ausschußüberweisungen . . . . 12588A, 12595C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Sprache in der Welt — Drucksache 10/3784 — Möllemann, Staatsminister AA . 12588A, 12595 C Duve SPD 12589 B Dr. Hornhues CDU/CSU 12591A Frau Borgmann GRÜNE 12592 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12593 C Dr. Rose CDU/CSU 12595 D Verheugen SPD 12597 B Dr. Pohlmeier CDU/CSU 12599 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksache 10/3973 — Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 12601A Kiehm SPD 12602 B Dr. Göhner CDU/CSU 12603 C Frau Hönes GRÜNE 12606 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 12607 B Müller (Düsseldorf) SPD 12608 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Abrüstungsinitiative aus vier Kontinenten unter Bezug auf die Aktivitäten Frankreichs und dessen Atomversuche am Mururoa-Atoll — Drucksache 10/3932 — Frau Eid GRÜNE 12610 D Lamers CDU/CSU 12612 B Dr. Soell SPD 12614 C Schäfer (Mainz) FDP 12616A Möllemann, Staatsminister AA 12617 C Beratung der Sammelübersicht 100 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3896 — .in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 101 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3897 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 102 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3898 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 104 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4035 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 105 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4036 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 108 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4075 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 109 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4076 — Frau Zutt SPD 12621A Dr. Rumpf FDP . . . . 12621C, 12627D, 12629C Mann GRÜNE 12622A, 12628 B Haungs CDU/CSU 12622 D Frau Wagner GRÜNE 12624 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 12625 B Kirschner SPD 12626 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 III Wartenberg (Berlin) SPD 12629 D Hedrich CDU/CSU 12630 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einstellung der Bauarbeiten zur Kanalisierung der Saar — Drucksache 10/3348 — Senfft GRÜNE 12632A, 12635 B Müller (Wadern) CDU/CSU 12632 C Brück SPD 12634A Hoffie FDP 12636 A Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes — Drucksache 10/3563 — Mann GRÜNE 12637 D Seesing CDU/CSU 12638 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 12639 C Beckmann FDP 12640 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 10/3972 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 12641 B Schlatter SPD 12642 D Uldall CDU/CSU 12645 B Vogel (München) GRÜNE 12648 B Dr. Hirsch FDP 12649 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten AKP-EWG-Abkommen von Lomé vom 8. Dezember 1984 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen — Drucksache 10/3960 — Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 12651 A Brück SPD 12652 D Höffkes CDU/CSU 12653 D Volmer GRÜNE 12655 A Dr. Rumpf FDP 12656 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 10. Juni 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 10/3971 — 12658 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung des bundeseigenen Geländes in München, Ingolstädter Straße 172 — Drucksachen 10/3619, 10/3975 — . . . 12658 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Bonn — Drucksache 10/4028 — 12659 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 10/3617, 10/3944 — . . . 12659A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 10/3618, 10/3945 — Tatge GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 12659 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 10/4057, 10/4065 — . . . 12659 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Aufhebung von Zollzugeständnissen und zur Erhöhung der Zölle des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse mit Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika — Drucksachen 10/3788 Nr. 9, 10/4052 — 12660A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — 12660 C Nächste Sitzung 12660 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12660 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Oktober 1985 12549 168. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1985 Beginn: 8.01 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Poß 24. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Zander 25. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Mitzscherling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Herr Wissmann, Sie haben sich heute im Lichte der vermeintlichen Erfolge der Wirtschaftspolitik gesonnt. Das haben Sie auch in der Aktuellen Stunde über die Exporterfolge schon getan. Nun, wir haben ja gesagt, daß wir nicht verkennen, daß wir uns darüber freuen, wenn das Wachstum steigt. Es steigt aber nur leicht, und es beruht vorwiegend auf Exportsteigerungen. Wir freuen uns auch darüber — da gibt es gar keinen Zweifel, daß die Preise stabiler geworden sind. Wir haben auch billigere Rohstoffimporte. Wir sind natürlich froh, wenn die Beschäftigung steigt. Wir haben ja auch Arbeitszeitverkürzungen gehabt und mehr Teilzeitarbeit. Hier zeigen sich Erfolge.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber Sie müssen doch auch über die Schatten reden, wenn Sie über dieses Gutachten sprechen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Das habe ich getan!)

    Sie haben z. B. das, was an Massenarbeitslosigkeit von den Instituten bestätigt und als im nächsten Jahr nicht abbaubar bezeichnet wird, mehr oder weniger weggelassen. Die Massenarbeitslosigkeit bleibt doch so. Diese wirtschaftliche und soziale Herausforderung verlangt politische Antworten, und die habe ich von Ihnen nicht bekommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Gerade das zeigt doch auch das Gutachten der Institute. Neben den vielen positiven Zeichen läßt



    Dr. Mitzscherling
    es doch auch Signale erkennen, die Sie hellhörig machen müßten, die aber Sie — auch Herr Grüner — heute nicht erwähnt haben. Die Institute sagen eindeutig, daß infolge des abgeschwächten Wirtschaftswachstums in den USA, der dort betriebenen Wirtschaftspoltik und einer unzureichenden Strategie der Industrieländer die Verschuldungsprobleme vieler Entwicklungsländer zunehmen werden. Darauf haben Sie überhaupt nicht hingewiesen. Die Institute widmen dem ein eigenes ganzes Kapitel. Sie sagen, dort drohen soziale Erschütterungen, die eine internationale Finanzkrise auslösen können. Die Institute sagen, daß der Warenhandel nur noch um 4 % wächst, und sie sagen, daß der Export, den Sie so bejubeln, zwar 1986 noch steigen wird, daß aber die Auslandsbestellungen nur noch schwach zunehmen. Sie sagen, daß Protektionismus akut droht, und schließlich sagen sie — kein Wort von Ihnen dazu — daß die weltwirtschaftlichen Risiken größer geworden sind und das Investitionsklima beeinträchtigen. Herr Grüner, warum erwähnen Sie die Gründe nicht, die dafür maßgebend sind? Die haben uns doch hier schon oft genug beschäftigt. Die USA haben einen Wirtschaftsaufschwung in Gang gesetzt, der zunächst den Welthandel begünstigte und uns auch Exportsteigerungen beschert hat. Wir müssen aber heute nüchtern erkennen, daß die positiven Zeichen geringer zu werten sind als die möglichen Schäden, die sich auf alle beteiligten Länder auswirken werden.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Nun verbreiten Sie doch keinen Pessimismus! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Sie sind ein Defätist!)

    Wir haben nach wie vor weltweit zu hohe Realzinsen, Herr Feilcke. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen. Wir haben einen immer noch überhöht bewerteten und unsicheren Dollar. Wir haben Investitionszurückhaltung bei vielen. Und wir haben einen Verfall der Rohstoffpreise.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Schwarzmaler!)

    Schließlich haben wir zunehmenden Protektionismus und eine sich zuspitzende Lage bei den Schwellen- und Entwicklungsländern. Daran kommen Sie gar nicht vorbei. Diese Lage besteht grundsätzlich noch immer. Und da hoffte man nun auf einen sogenannten sanften Fall des Dollar, der bei dem schnellen Kursrückgang von 3,50 DM auf 2,60 DM so sanft gar nicht ausgefallen ist. Man hofft, daß die Interventionen, die von den fünf Großen verabredet worden sind, den Dollar-Kurs auch langfristig werden sichern helfen. Aber wer von uns weiß denn überhaupt, ob diese Interventionen langfristig Erfolg haben werden? Wenn das Grundübel, das amerikanische Haushaltsdefizit, nicht beseitigt wird und wenn sich die Konjunktur in Amerika abflacht, was geschieht denn dann? Möglicherweise — und keiner von Ihnen kann das sagen — sinkt dann der Kurs des Dollar, und die Inflation erhöht sich, und alles ist offen. Was machen Sie denn
    dann? Eine Antwort auf diese Unsicherheit geben Sie doch überhaupt nicht.

    (Beifall bei der SPD — Wissmann [CDU/ CSU]: Haben Sie die Antwort, Herr Mitzscherling? — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/ CSU]: Sie sind ein großer Schwarzmaler!)

    — Eines ist doch deutlich: Diese Unsicherheiten, Herr Wissmann, behindern den Bau von neuen Produktionsanlagen bei den Unternehmen. Und diese Unsicherheiten führen dazu, daß die Unternehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, vor allem rationalisieren. Und Rationalisierung bedeutet: keine neuen Arbeitsplätze.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Was wollen Sie nun gegen den Verfall des Dollarkurses tun? — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Wollen Sie nicht rationalisieren, oder was wollen Sie machen?)

    — Das werde ich Ihnen noch sagen.
    Herr Wissmann, Sie müssen sich doch über eines im klaren sein: Wenn wir ein Leistungsbilanzdefizit von 50 Milliarden DM haben, ruft das Gegenkräfte hervor. Das ist doch nicht nur ein Erfolg. So etwas ergibt doch auch eine Gegenkraft auf der anderen Seite, wo die Defizite anfallen. Bilden Sie sich doch nicht ein, daß die Welt sich gefallen läßt, daß Deutschland massiv exportiert und dabei 50 Milliarden DM Überschuß macht und die anderen von einer Importflut überschwemmt werden. Hier gibt es Gegenkräfte. Und darauf haben Sie sich in Ihrer Politik nicht vorbereitet.

    (Beifall bei der SPD)

    Machen Sie sich nichts vor: Die negativen Einflüsse bleiben beunruhigend stark.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Sie können einem leid tun, Herr Kollege!)

    — Wer einem leid tun muß, wird sich später herausstellen.

    (Ströbele [GRÜNE]: Die Arbeitslosen!)

    Die außenwirtschaftliche Flanke ist nach wie vor offen. Die Institute haben gesagt: Konjunkturstützende Maßnahmen sind angebracht. - Die von Ihnen empfohlenen Maßnahmen haben sie als nicht ausreichend bezeichnet. Sie haben gesagt: Die Binnennachfrage muß jetzt mehr gestärkt werden. — Das ist unsere Forderung seit langem. Wir haben gefordert: Mehr öffentliche Investitionen, Erhaltung der Umwelt! Unsere Vorschläge haben wir Ihnen unterbreitet. — Damit können wir mehr Arbeit haben.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Kraus.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Kraus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Mitzscherling, Sie haben sich offenbar bemüht, aus diesem Gutachten in Kleinarbeit sämtliche Stellen herauszusu-



    Kraus
    chen, in denen auch nur ein Ansatz von Kritik an der jetzigen Regierung zu erkennen ist.

    (Dr. Jens [SPD]: Das war eine objektive Auseinandersetzung! Da gibt es noch viel mehr, Herr Kraus!)

    — Er hat sich bemüht, sämtliche kleinen und kleinsten Punkte herauszusuchen.
    Aber auf keine einzige Frage hat er selber auch nur den Ansatz einer Antwort gegeben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich finde, Sie machen es sich relativ einfach, Herr Mitzscherling, wenn Sie die Probleme aufzählen, sagen, das stehe im Raum, und dann noch andeuten, daß das eine oder andere Rezept im Gutachten stehe, während Sie sich mit vielen, vielen Dingen, die da drinstehen, ernstlich nicht identifizieren können.

    (Dr. Mitzscherling [SPD]: Nichtstun ist doch keine Antwort!)

    Sie sind doch z. B. nicht für das Vorziehen der Steuerreform, was als Hauptvorschlag in diesem Gutachten ist. Das nur als Beispiel.
    Im übrigen, Herr Mitzscherling: Ich glaube, wir sollten die Dinge nicht gar so pessimistisch sehen. Wir haben viele Jahre einer pessimistischen Grundhaltung hinter uns. Wir sollten mal etwas optimistischer an die Wirtschaft herangehen. Und das lassen wir uns auch von niemandem verderben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Feilcke [CDU/CSU]: Herr Mitzscherling hat den Zug der Zeit verpaßt! Optimismus ist angesagt!)

    Auch hier war immer wieder die Rede von der Beschäftigungssituation. Ich möchte mich ganz kurz zu diesem Thema äußern. In der Tat ist es natürlich so, daß die Zahlen in der Statistik nach wie vor viel zu hoch sind — sicher auch in der Realität. Trotzdem sollte man diese Statistik einmal einer näheren Untersuchung unterziehen. Dort werden Dinge verglichen, die eigentlich nicht zu vergleichen sind. Ich denke da z. B. an die Statistik Anfang der 50er Jahre. Damals gab es praktisch keine Teilzeitarbeitsuchenden. Es wird mit etwas verglichen, was heute ganz anders geworden ist.
    Die Zahl der offenen Stellen ist ein für mich besonders wichtiges Thema. Es vergeht kaum eine Versammlung, in der nicht jeder von uns von irgendeinem Mittelständler gefragt wird, warum es denn eigentlich so sei, daß auf der einen Seite viele Leute arbeitslos gemeldet seien, er auf der anderen Seite aber Facharbeiter zumindest in den Ballungsgebieten nicht bekomme. Daraus ist doch zwingend der Schluß zu ziehen, daß die gemeldeten offenen Stellen den Realitäten in keiner Weise entsprechen. Es gibt eine Untersuchung der Industrie- und Handelskammer Baden-Württemberg, in der festgestellt wird, daß etwa das Dreifache dessen, was gemeldet wird, an offenen Stellen vorhanden ist.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Merkwürdige Unternehmer!)

    Ich verstehe die Unternehmer. Sie sagen: Wenn ich heute offene Stellen beim Arbeitsamt melde, dann wird entweder niemand oder es werden Leute geschickt, die praktisch nicht einzustellen sind; man hat nur Unannehmlichkeiten und gegebenenfalls noch großen Ärger. — Meines Erachtens ist das aber sehr kurzsichtig. Ob in der Statistik der offenen Stellen 120 000 Stellen oder das Dreifache davon steht, ist ein gewaltiger Unterschied und spielt als Grundlage für die Diskussion über Oberstundenverkürzung, Arbeitszeitverkürzung, Überstundenverbot und ähnliches natürlich eine ganz große Rolle. Die Unternehmer wären deshalb wirklich gut beraten, wenn sie versuchten, die offenen Stellen zu melden, auch wenn es Arbeit macht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das läge wirklich in ihrem wohlverstandenen Interesse.

    (Dr. Jens [SPD]: Auch Arbeitslose wären gut beraten, wenn sie zum Arbeitsamt gingen!)

    — Herr Jens, die Arbeitslosen werden in der Regel zum Arbeitsamt gehen. Sie wissen genau, daß damit für die Arbeitslosen konkrete soziale Vorteile verbunden sind. Ein Arbeitsloser würde sich außerordentlich ungeschickt verhalten, wenn er dort nicht hinginge.
    Dann wird über die stille Reserve geredet. Natürlich wissen wir, daß die Beschäftigtenzahl zum geringsten Teil aus den offiziell Arbeitslosen und zum großen Teil aus den geburtenschwachen Jahrgängen bzw. aus der sogenannten stillen Reserve aufgefüllt wurde. Ich bezweifle aber, daß es sich bei dieser stillen Reserve um Leute handelt, die etwa als resignierte Arbeitslose zu bezeichnen sind. Es sind in der Regel Leute, die vermutlich deshalb wieder in den Beruf gehen, weil ihnen der Arbeitsplatz jetzt in besonderer Weise angeboten worden ist, weil er von der Bezahlung her, vom beruflichen Werdegang und auch von der Arbeitszeit und den Merkmalen des Arbeitsplatzes her paßt. Es werden eher Leute sein, die nach dem Gesichtspunkt, daß etwas Passendes gefunden worden ist, wieder in Arbeit gehen.
    Ich denke also, daß wir größte Erfolge auf dem Sektor der Arbeitslosigkeitsbekämpfung haben. Ich denke, es gibt praktisch keinen anderen Weg als den, den wir gegangen sind, den Weg einer soliden Finanz- und Wirtschaftspolitik mit dem Ziel, ordentliche Rahmenbedingungen herzustellen und auch dafür zu sorgen, daß eine gewisse Mobilität auch bei den Arbeitnehmern wieder Platz greift und entsprechende Anreize für diese Mobilität gegeben werden. Dann kann, so glaube ich, in den nächsten Jahren ein erheblicher Teil der Entwicklung rückgängig gemacht werden, der vor unserer Regierungszeit eingeleitet worden ist.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)