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ID1016721900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/167 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 167. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/4050 vom 18. Oktober 1985 — Ausstehende Entscheidung der Bundesregierung angesichts der erfolgten Auftragsvergabe für das Weltraumprojekt „Hermes" MdlAnfr 1 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Kübler SPD Antw StSekr Haunschild BMFT 12513 B ZusFr Dr. Kübler SPD 12513 B Lieferung von Feldhaubitzen FH 70 an Saudi-Arabien MdlAnfr 8 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 B ZusFr Rusche GRÜNE 12514 B Vergabe von Waffenlizenzen an arabische Staaten MdlAnfr 9 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 C ZusFr Rusche GRÜNE 12514 C ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12514 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12515A ZusFr Gansel SPD 12515 B Organisierung einer Gruppenreise nach Namibia und Südafrika durch das Deutsche Reisebüro (DER) MdlAnfr 12 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515C Lieferung von Rüstungsmaterial bundesdeutscher Lizenzproduktion aus Argentinien, Brasilien und Spanien an Saudi-Arabien; Höhe der Lieferbeträge für 1984 MdlAnfr 13 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515 D ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12516A ZusFr Gansel SPD 12516 C ZusFr Rusche GRÜNE 12517 A ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12517 A Warenwert aller nach Teil 1, Abschnitt A, B und C der Ausfuhrliste genehmigten Warenexporte nach Saudi-Arabien ab 1972 MdlAnfr 14, 15 18.10.85 Drs 10/4050 Suhr GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12517 B ZusFr Suhr GRÜNE 12517 C ZusFr Gansel SPD 12517 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12518A ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12518 C ZusFr Mann GRÜNE 12519A ZusFr Rusche GRÜNE 12519 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12519 B Zahlungsverpflichtung Polens bezüglich staatlich verbürgter Kredite II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 MdlAnfr 16 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12519 D Benachteiligung Behinderter in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung auf Grund des Haushaltsbegleitgesetzes MdlAnfr 17, 18 18.10.85 Drs 10/4050 Pöppl CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 D ZusFr Pöppl CDU/CSU 12520A ZusFr Mann GRÜNE 12520 D Waldsterben in Baden-Württemberg und Oberschwaben 1985; Auswirkungen der Schadstoffminderung in der Luft MdlAnfr 19 18.10.85 Drs 10/4050 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12521 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12521 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12521 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12521 D Rindfleischimporte aus Drittländern in die EG von Juli bis Dezember 1985; Aussetzung dieser Importverpflichtungen MdlAnfr 20, 21 18.10.85 Drs 10/4050 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12522 A ZusFr Eigen CDU/CSU 12522 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12523 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12523 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12523 C ZusFr Lutz SPD 12523 D Politische Bindungswirkung der Ostverträge und des Grundlagenvertrages mit der DDR hinsichtlich der Grenzen und der Sicherheit in Europa MdlAnfr 22, 23 18.10.85 Drs 10/4050 Büchler (Hof) SPD Antw BMin Windelen BMB 12524A ZusFr Büchler (Hof) SPD 12524 B ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12524 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12524 D ZusFr Frau Terborg SPD 12525A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12525 B ZusFr Dr. Schmude SPD 12525 B ZusFr Löffler SPD 12525 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12525 D ZusFr Hiller (Lübeck) SPD 12526 A ZusFr Mann GRÜNE 12526 B ZusFr Dr. Haack SPD 12526 B ZusFr Heimann SPD 12526 C ZusFr Kuhlwein SPD 12527 C ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 12528 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12528 B ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12528 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12528 C Bewertung der „Deutschen Frage" als europäische Frage, insbesondere im Hinblick auf den trennenden Charakter der Grenzen in Europa MdlAnfr 24 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Haack SPD Antw BMin Windelen BMB 12528 D ZusFr Dr. Haack SPD 12529 A ZusFr Mann GRÜNE 12529 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12529 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12529 C ZusFr Heimann SPD 12529 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12530 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12530A Haltung der Bundesregierung zum Kommuniqué über das Gespräch von Bundeskanzler Dr. Kohl mit dem Staatsratsvorsitzenden Honecker am 12. März 1985 in Moskau MdlAnfr 25 18.10.85 Drs 10/4050 Heimann SPD Antw BMin Windelen BMB 12530 B ZusFr Heimann SPD 12530 B ZusFr Frau Terborg SPD 12530 C Zur Geschäftsordnung Frau Dr. Timm SPD 12531 B Aktuelle Stunde betr. Deutschlandpolitik Büchler (Hof) SPD 12531 C Lintner CDU/CSU 12532 B Ronneburger FDP 12533 B Dr. Schierholz GRÜNE 12534 C Windelen, Bundesminister BMB 12535 C Heimann SPD 12536 D Werner (Ulm) CDU/CSU 12538 B Hoppe FDP 12539 A Dr. Haack SPD 12539 D Dr. Czaja CDU/CSU 12541A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 12542 A Rühe CDU/CSU 12543A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 III Handlos fraktionslos 12544 B Reddemann CDU/CSU 12545 B Nächste Sitzung 12546 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12547* A Anlage 2 Tätigkeit von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern als Treuhänder von Bauherrengemeinschaften MdlAnfr 6, 7 18.10.85 Drs 10/4050 Clemens CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 12547* B Anlage 3 Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik MdlAnfr 26, 27 18.10.85 Drs 10/4050 Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* C Anlage 4 Äußerungen von Bundesminister Windelen über eine gemeinsame Entschließung von SPD, FDP und CDU/CSU zur Deutschlandpolitik MdlAnfr 28 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Terborg SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 12513 167. Sitzung Bonn, den 23. Oktober 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 25. 10. Dr. Abelein 24. 10. Bastian 25. 10. Böhm (Melsungen) ** 25. 10. Dr. Blüm 25. 10. Breuer 25. 10. Gerstl (Passau) ** 25. 10. Günther 23. 10. Haase (Fürth) * 24. 10. Dr. Hennig 25. 10. Herterich 25. 10. Höffkes 23. 10. Graf Huyn 23. 10. Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Dr. Müller * 23. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Dr. Stavenhagen 23. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Vosen 23. 10. Frau Dr. Wex 23. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen des Abgeordneten Clemens (CDU/CSU) (Drucksache 10/4050 Fragen 6 und 7): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit befugt sind, auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen zu übernehmen? Ist die Bundesregierung in Anlehnung an die Beantwortung der Kleinen Anfrage der GRÜNEN „zur Lage der buchführenden Berufe" vom 10. Mai 1985 der Auffassung, daß von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern ausgeübte Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen automatisch als freiberufliche und nicht als gewerbliche Tätigkeiten anzusehen sind? Zu Frage 6: Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind nach Standesrecht und nach den Berufsgesetzen grundsätzlich befugt, im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrengemeinschaften zu übernehmen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Zu Frage 7: Ob die Tätigkeit eines Rechtsanwalts, Wirtschaftsprüfers oder Steuerberaters als Treuhänder bei Bauherrengemeinschaften als freiberufliche Tätigkeit zu beurteilen ist, läßt sich nicht allgemein bejahen. Vielmehr kommt es dafür auf die Umstände des jeweiligen Einzelfalls an. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Fragen des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 10/4050 Fragen 26 und 27): Welchen Stellenwert mißt die Bundesregierung der Formulierung von Konsens und Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik bei? Welche Konsequenzen erwartet die Bundesregierung für den Fall, daß im Deutschen Bundestag Formulierungen aus geltenden Verträgen, die die Bundesrepublik Deutschland mit osteuropäischen Staaten und mit der DDR abgeschlossen hat, keine Mehrheit mehr finden? Zu Frage 26: Die Bundesregierung mißt der Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik große Bedeutung bei. Sie hat deswegen den Beschluß des Deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984 begrüßt. Formulierungen dürfen jedoch nicht zu Lasten der Klarheit gehen. Zu Frage 27: Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien stehen zu geltenden Verträgen. Die Frage stellt sich daher nicht. Anlage 4 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Frage der Abgeordneten Frau Terborg (SPD) (Drucksache 10/4050 Frage 28): Trifft es zu, daß Bundesminister Windelen noch am 10. Oktober 1985 vor einer Tagung der vier politischen Stiftungen in Königswinter mit Zufriedenheit das Zustandekommen einer gemeinsamen Entschließung von SPD, FDP und CDU/ CSU zur Deutschlandpolitik in Aussicht gestellt hat und ihm der Text der Entschließung bei dieser Gelegenheit schon bekannt war? Ich war und bin der Meinung, daß Gemeinsamkeiten der Parteien in Grundfragen der Deutschlandpolitik politisch wünschenswert und nützlich sind. Am 10. Oktober 1985 war der Text des Entwurfs einer gemeinsamen Entschließung bereits veröffentlicht. Ich hatte ihn aber noch nicht analysieren können. Deswegen war meine Äußerung in Königswinter allgemeiner Natur.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Rühe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Ehmke, wenn Sie in dem Ringen um Gemeinsamkeit glaubwürdig sein wollen, dann dürfen Sie nicht Angebote der Gemeinsamkeit mit solchen polemischen Formulierungen zurückweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Hupka [CDU/CSU]: Anders kann er es nicht!)

    Die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP haben gestern ausdrücklich Wort für Wort die gemeinsame Erklärung von 1984 bestätigt. Wie kommen Sie dazu, hier die Unwahrheit zu sagen und zu erklären, wir wollten dahinter zurückfallen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Typisch! — Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Die wollen keine Gemeinsamkeit mehr!)

    Ein Politiker, der tatsächlich vorhandene Gemeinsamkeit in einer schwierigen Angelegenheit öffentlich leugnet, der gehört eher in die Weimarer Republik als in die Republik der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    In der 84er Erklärung, wo wir die Gemeinsamkeit der Worte haben, sind ganz klar Aussagen zu den Verträgen getroffen worden, die auch über ein bloßes pacta sunt servanda hinausgehen. Das heißt, wer will: die Gemeinsamkeit der Worte ist auf der Grundlage von 1984 vorhanden.
    Aber wir wollen mehr: echte Gemeinsamkeit, wo immer sie im konkreten Handeln, der Gemeinsamkeit des Handelns, zu erreichen ist. Dort setzt die Kritik an. Die Frage ist nämlich, ob Sie durch weitere Alleingänge in der Sicherheitspolitik nicht die Gemeinsamkeit des Handelns in der Deutschlandpolitik gefährden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Wir wollen echte Gemeinsamkeit, keine taktische Gemeinsamkeit.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Bloße jährliche feierliche Resolutionsgemeinschaft, Herr Kollege Ehmke, die dann im Alltag der Politik durch Gegenpolitik und durch sicherheitspolitische Alleingänge gefährdet wird, reicht nicht aus.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Grundlage einer aktiven Deutschland- und Ostpolitik ist für uns eben auch eine klare und berechenbare West- und Sicherheitspolitik. Insofern müssen Sie sich wirklich entscheiden, ob Sie die Gemeinsamkeit wollen oder die Gegenpolitik.
    Der Vorsitzende unserer Fraktion, Herr Dr. Dregger, hatte am Montag dieser Woche noch einmal zu den unumstrittenen und festen Grundlagen unserer Deutschland- und Ostpolitik Stellung genommen und daran erinnert.

    (Zuruf von der SPD: Und zur politischen Bindungswirkung?)

    Ich füge, weil Sie mich so häufig angesprochen haben, hinzu: Ich stehe zu dem, was ich am 6. Februar gesagt habe.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr gut!)

    Ich halte das politisch für vernünftig und rechtlich für völlig einwandfrei. Aber ich muß auch sagen — und da verrate ich kein Geheimnis —, daß diese Rede eben nicht zu den unumstrittenen Grundlagen unserer Politik gehört.

    (Zurufe von der SPD)

    — Das zu erklären, wäre wohl kaum möglich.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das war ehrlich! — Dr. Schierholz [GRÜNE]: Endlich mal ein bißchen Ehrlichkeit! — Weitere Zurufe von der SPD — Glocke des Präsidenten)

    Zu diesen gemeinsamen Grundlagen, die unumstritten sind, gehört allerdings die gemeinsame Entschließung vom 9. Februar 1984 mit den darin aufgeführten Dokumenten zur Deutschlandpolitik ebenso wie die Berichte des Bundeskanzlers zur Lage der Nation im geteilten Deutschland. Deshalb gilt für uns selbstverständlich — ich sage das mit aller Klarheit, weil das in Zweifel gezogen wurde — auch die Aussage des Bundeskanzlers vom 27. Februar dieses Jahres. Ich zitiere:
    Wir bekräftigen jetzt und für die Zukunft den Warschauer Vertrag und die darin zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen verankerte Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität aller Staaten in Europa in ihren gegenwärtigen Grenzen als eine grundlegende Bedingung für den Frieden.
    Dieses gehört zu den unumstrittenen Grundlagen unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und den GRÜNEN — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Aber unterschreiben wollten Sie es nicht! Daran ist die Sache gescheitert!)

    — Ich glaube, deutlicher kann man das nicht sagen. In seiner Rede vor der Landsmannschaft Schlesiens hat der Bundeskanzler am 16. Juni 1985 unterstrichen, daß die Rechtslage Deutschlands nicht zur Disposition steht, und er hat — an die Menschen in Polen gerichtet — hinzugefügt, daß von diesen Rechtspositionen keine Bedrohung für unsere Nachbarn ausgeht. Das steht unmittelbar im Zusammenhang mit seiner Aussage in dem schon erwähnten Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland, einer unumstrittenen Grundlage der Politik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)




    Rühe
    In ihr heißt es:
    In den Gebieten jenseits der polnischen Westgrenze leben heute polnische Familien, denen diese Landschaften in zwei Generationen zur Heimat geworden sind. Wir werden dies achten und niemals in Frage stellen.
    Dieses sind eindeutige, klare und unumstrittene Formulierungen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Warum unterschreiben Sie dann nicht? Warum lassen Sie dann den Entwurf scheitern?)

    Meine lieben Kollegen, diese programmatische Aussage zur Regierungspolitik von Bundeskanzler Kohl — und in derselben Regierungserklärung finden Sie auch die Formulierung: „Nicht Grenzen zu verschieben, sondern sie zu überwinden, das ist der Kern unserer Deutschlandpolitik" — hat die volle Unterstützung der Fraktion der CDU/CSU. Das möchte ich an dieser Stelle mit aller Klarheit sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie sich mit uns auseinandersetzen wollen, dann tun Sie das in einer intellektuellen redlichen Weise, aber machen Sie nicht den Versuch, den Teil, der unumstritten ist, ins Gerede zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Es versteht sich von selbst, daß die abgeschlossenen Verträge und Vereinbarungen mit der DDR sowie mit den anderen Staaten des Warschauer Pakts rechtsverbindlich sind und nach Geist und Buchstaben gelten. Sie gehören heute mit zu den Grundlagen unserer Politik.
    Was die Formulierung von der Verantwortungsgemeinschaft der beiden Staaten in Deutschland betrifft, so steht auch dieser Begriff in der gemeinsamen Erklärung von 1984. Deshalb wird er politisch nicht auf den Index gesetzt, sondern er gehört zum gemeinsamen Gedankengut, das alle Parteien hier in diesem Bundestag verbindet.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Auch für Herrn Strauß?)

    Nehmen Sie das zur Erklärung.
    Die Frage, die wir an Sie richten müssen, ist immer wieder: Was paßt Ihnen an der gemeinsamen Erklärung von 1984 nicht? Wozu stehen Sie nicht mehr? Was wollen Sie geändert wissen? Diese Fragen müssen Sie in dieser Debatte doch eindeutig beantworten.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat der Herr Abgeordnete Handlos.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Franz Handlos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte Kollegen! Am 9. Februar 1984 haben sich — es wurde heute schon einige Male gesagt — CDU/CSU, SPD und FDP auf eine gemeinsame Entschließung zur Deutschlandpolitik geeinigt, und soweit ich mich erinnern kann, herrschte damals rundherum Zufriedenheit bei allen Fraktionen, die diese Entschließung unterschrieben haben. Nachdem sich grundsätzliche Fragen nicht anders stellen, sehe ich gar nicht ein, daß 1985 erneut eine Resolution verabschiedet werden soll, weil Resolutionen, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, je öfter sie gefaßt werden, desto weniger wert sind.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Dregger [CDU/ CSU])

    Auch dies muß man hier einmal klar und deutlich herausstellen, und das sollten wir gerade in der Deutschlandpolitik berücksichtigen.
    Ich habe mich zu Wort gemeldet, um hier einmal die Frage zu stellen, welche Art von Deutschlandpolitik dieses Parlament überhaupt betreiben will. Besteht unsere Deutschlandpolitik nur als eine Art Pflichtübung nach innen, um dem Auftrag des Grundgesetzes verbal gerecht zu werden, also Gedenkfeiern zum 17. Juni, Bericht der Regierung und Debatte zur Lage der Nation bzw. deutschlandpolitische Resolutionen, oder wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten eine aktive Deutschlandpolitik nach außen betreiben? Ich glaube, daß nur Letzteres, also eine aktive Deutschlandpolitik, langfristig zum Erfolg führen kann. Was meine ich damit?
    Bundeskanzler Kohl ist in diesen Tagen bei dem amerikanischen Präsidenten, um über die bevorstehenden Genfer Verhandlungen zu sprechen. Warum ersucht dieses Parlament nicht den Kanzler, beim amerikanischen Präsidenten darauf hinzuwirken, dal3 dieser in Genf mit dem sowjetischen Generalsekretär auch über die deutsche Teilung und die Frage einer Wiedervereinigung spricht, meine Damen und Herren? Ich stelle hier diese Frage einmal ganz konkret. Wir betreiben nur immer ein bißchen Nabelschau, so glaube ich, mit Resolutionen und ähnlichem mehr und gehen dann wieder zur Tagesordnung über.
    Das Wiedervereinigungsgebot und das Recht der Deutschen auf nationale Selbstbestimmung sind wichtigste Pfeiler unseres Grundgesetzes, und hier, glaube ich, hat dieses frei gewählte Parlament einen erheblichen Nachholbedarf. Man hat manchmal bei uns hier in diesem Haus den Eindruck, daß Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik oder was auch immer eine höhere Priorität als eine aktive Deutschlandpolitik besitzt. In diesem Parlament ist so selten von einem notwendigen Friedensvertrag die Rede. Ich habe das heute nur von einem Kollegen gehört. Ich nenne auch die Abschaffung der Feindstaatenklausel. Warum ist das eigentlich so? Ich möchte für meine Partei, die Freiheitliche Volkspartei, die beiden Begriffe wieder einmal in die parlamentarische Diskussion mit einführen.
    Erlauben Sie mir auch, daß ich etwas zu dem neuen Besuchstheater um Herrn Honecker sage, das sich hier wieder einmal anbahnt, wenn man heute „Die Welt" liest. In Berichten aus Ost-Berlin wird erneut darauf hingewiesen, daß Partei- und Staatschef Erich Honecker offenbar immer noch sehr viel Spielraum bleibt, um das Theaterstück um



    Handlos
    seinen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland teils als Komödie und teils als Tragödie weiterzuspielen. Herr Honecker hat zweifellos vor allem deshalb ein leichtes Spiel bei uns in der Bundesrepublik Deutschland, weil alle Parteien an einer Verbesserung der innerdeutschen Beziehungen interessiert sind. Während aus offiziellen Kanälen von Ost-Berlin nach Bonn, von gelegentlichen Signalen abgesehen, eine offensichtliche Verzögerungstaktik getrieben wird, läßt Honecker gegenüber ausgewählten Gesprächspartnern erkennen oder auch nur durchblicken, daß sein lange geplanter Besuch in der Bundesrepublik durchaus noch in diesem Jahre erfolgen könnte. Beobachter in Ost-Berlin glauben, daß diesen Hinweisen ein Nachsatz fehlt, der mit dem Wörtchen „wenn" beginnen müßte, wenn nämlich erneut Vorleistungen von der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden, weil offensichtlich das Wohlverhalten im Hinblick auf die Spionageskandale der letzten Zeit nicht genügt hat. Es würde mich nicht wundern, wenn die Bundesregierung erneut womöglich solche finanziellen Vorleistungen erbringt, damit uns Herr Honecker dann die Ehre seines Besuches zuteil werden läßt, Herr Kollege Dregger. Mit einer solchen Deutschlandpolitik, meine Damen und Herren, kommen wir kein Stück vorwärts. Wir kommen kein Stück vorwärts; das möchte ich noch einmal betonen.
    Lassen Sie mich zum Abschluß sagen: Die UdSSR muß erkennen, daß es Entspannung und wirklichen Frieden nur dann geben kann, wenn die deutsche Frage auf der Grundlage allgemeiner, geheimer und freier Wahlen gelöst wird. Die Westmächte müßten, wie das hier der Kollege Czaja schon sagte, an ihre Verpflichtungen aus dem Deutschland-Vertrag von 1955, Art. 7, erinnert werden, in dem als gemeinsames Ziel festgehalten ist: ein wiedervereinigtes Deutschland, das eine freiheitlich-demokratische Verfassung ähnlich wie die Bundesrepublik besitzt und das in die Europäische Gemeinschaft integriert ist. Darum geht es, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, und um nichts anderes — nicht um kurzfristige Resolutionen.
    Vielen Dank.