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ID1016721100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/167 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 167. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/4050 vom 18. Oktober 1985 — Ausstehende Entscheidung der Bundesregierung angesichts der erfolgten Auftragsvergabe für das Weltraumprojekt „Hermes" MdlAnfr 1 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Kübler SPD Antw StSekr Haunschild BMFT 12513 B ZusFr Dr. Kübler SPD 12513 B Lieferung von Feldhaubitzen FH 70 an Saudi-Arabien MdlAnfr 8 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 B ZusFr Rusche GRÜNE 12514 B Vergabe von Waffenlizenzen an arabische Staaten MdlAnfr 9 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 C ZusFr Rusche GRÜNE 12514 C ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12514 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12515A ZusFr Gansel SPD 12515 B Organisierung einer Gruppenreise nach Namibia und Südafrika durch das Deutsche Reisebüro (DER) MdlAnfr 12 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515C Lieferung von Rüstungsmaterial bundesdeutscher Lizenzproduktion aus Argentinien, Brasilien und Spanien an Saudi-Arabien; Höhe der Lieferbeträge für 1984 MdlAnfr 13 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515 D ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12516A ZusFr Gansel SPD 12516 C ZusFr Rusche GRÜNE 12517 A ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12517 A Warenwert aller nach Teil 1, Abschnitt A, B und C der Ausfuhrliste genehmigten Warenexporte nach Saudi-Arabien ab 1972 MdlAnfr 14, 15 18.10.85 Drs 10/4050 Suhr GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12517 B ZusFr Suhr GRÜNE 12517 C ZusFr Gansel SPD 12517 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12518A ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12518 C ZusFr Mann GRÜNE 12519A ZusFr Rusche GRÜNE 12519 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12519 B Zahlungsverpflichtung Polens bezüglich staatlich verbürgter Kredite II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 MdlAnfr 16 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12519 D Benachteiligung Behinderter in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung auf Grund des Haushaltsbegleitgesetzes MdlAnfr 17, 18 18.10.85 Drs 10/4050 Pöppl CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 D ZusFr Pöppl CDU/CSU 12520A ZusFr Mann GRÜNE 12520 D Waldsterben in Baden-Württemberg und Oberschwaben 1985; Auswirkungen der Schadstoffminderung in der Luft MdlAnfr 19 18.10.85 Drs 10/4050 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12521 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12521 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12521 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12521 D Rindfleischimporte aus Drittländern in die EG von Juli bis Dezember 1985; Aussetzung dieser Importverpflichtungen MdlAnfr 20, 21 18.10.85 Drs 10/4050 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12522 A ZusFr Eigen CDU/CSU 12522 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12523 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12523 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12523 C ZusFr Lutz SPD 12523 D Politische Bindungswirkung der Ostverträge und des Grundlagenvertrages mit der DDR hinsichtlich der Grenzen und der Sicherheit in Europa MdlAnfr 22, 23 18.10.85 Drs 10/4050 Büchler (Hof) SPD Antw BMin Windelen BMB 12524A ZusFr Büchler (Hof) SPD 12524 B ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12524 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12524 D ZusFr Frau Terborg SPD 12525A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12525 B ZusFr Dr. Schmude SPD 12525 B ZusFr Löffler SPD 12525 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12525 D ZusFr Hiller (Lübeck) SPD 12526 A ZusFr Mann GRÜNE 12526 B ZusFr Dr. Haack SPD 12526 B ZusFr Heimann SPD 12526 C ZusFr Kuhlwein SPD 12527 C ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 12528 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12528 B ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12528 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12528 C Bewertung der „Deutschen Frage" als europäische Frage, insbesondere im Hinblick auf den trennenden Charakter der Grenzen in Europa MdlAnfr 24 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Haack SPD Antw BMin Windelen BMB 12528 D ZusFr Dr. Haack SPD 12529 A ZusFr Mann GRÜNE 12529 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12529 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12529 C ZusFr Heimann SPD 12529 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12530 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12530A Haltung der Bundesregierung zum Kommuniqué über das Gespräch von Bundeskanzler Dr. Kohl mit dem Staatsratsvorsitzenden Honecker am 12. März 1985 in Moskau MdlAnfr 25 18.10.85 Drs 10/4050 Heimann SPD Antw BMin Windelen BMB 12530 B ZusFr Heimann SPD 12530 B ZusFr Frau Terborg SPD 12530 C Zur Geschäftsordnung Frau Dr. Timm SPD 12531 B Aktuelle Stunde betr. Deutschlandpolitik Büchler (Hof) SPD 12531 C Lintner CDU/CSU 12532 B Ronneburger FDP 12533 B Dr. Schierholz GRÜNE 12534 C Windelen, Bundesminister BMB 12535 C Heimann SPD 12536 D Werner (Ulm) CDU/CSU 12538 B Hoppe FDP 12539 A Dr. Haack SPD 12539 D Dr. Czaja CDU/CSU 12541A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 12542 A Rühe CDU/CSU 12543A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 III Handlos fraktionslos 12544 B Reddemann CDU/CSU 12545 B Nächste Sitzung 12546 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12547* A Anlage 2 Tätigkeit von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern als Treuhänder von Bauherrengemeinschaften MdlAnfr 6, 7 18.10.85 Drs 10/4050 Clemens CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 12547* B Anlage 3 Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik MdlAnfr 26, 27 18.10.85 Drs 10/4050 Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* C Anlage 4 Äußerungen von Bundesminister Windelen über eine gemeinsame Entschließung von SPD, FDP und CDU/CSU zur Deutschlandpolitik MdlAnfr 28 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Terborg SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 12513 167. Sitzung Bonn, den 23. Oktober 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 25. 10. Dr. Abelein 24. 10. Bastian 25. 10. Böhm (Melsungen) ** 25. 10. Dr. Blüm 25. 10. Breuer 25. 10. Gerstl (Passau) ** 25. 10. Günther 23. 10. Haase (Fürth) * 24. 10. Dr. Hennig 25. 10. Herterich 25. 10. Höffkes 23. 10. Graf Huyn 23. 10. Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Dr. Müller * 23. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Dr. Stavenhagen 23. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Vosen 23. 10. Frau Dr. Wex 23. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen des Abgeordneten Clemens (CDU/CSU) (Drucksache 10/4050 Fragen 6 und 7): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit befugt sind, auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen zu übernehmen? Ist die Bundesregierung in Anlehnung an die Beantwortung der Kleinen Anfrage der GRÜNEN „zur Lage der buchführenden Berufe" vom 10. Mai 1985 der Auffassung, daß von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern ausgeübte Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen automatisch als freiberufliche und nicht als gewerbliche Tätigkeiten anzusehen sind? Zu Frage 6: Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind nach Standesrecht und nach den Berufsgesetzen grundsätzlich befugt, im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrengemeinschaften zu übernehmen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Zu Frage 7: Ob die Tätigkeit eines Rechtsanwalts, Wirtschaftsprüfers oder Steuerberaters als Treuhänder bei Bauherrengemeinschaften als freiberufliche Tätigkeit zu beurteilen ist, läßt sich nicht allgemein bejahen. Vielmehr kommt es dafür auf die Umstände des jeweiligen Einzelfalls an. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Fragen des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 10/4050 Fragen 26 und 27): Welchen Stellenwert mißt die Bundesregierung der Formulierung von Konsens und Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik bei? Welche Konsequenzen erwartet die Bundesregierung für den Fall, daß im Deutschen Bundestag Formulierungen aus geltenden Verträgen, die die Bundesrepublik Deutschland mit osteuropäischen Staaten und mit der DDR abgeschlossen hat, keine Mehrheit mehr finden? Zu Frage 26: Die Bundesregierung mißt der Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik große Bedeutung bei. Sie hat deswegen den Beschluß des Deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984 begrüßt. Formulierungen dürfen jedoch nicht zu Lasten der Klarheit gehen. Zu Frage 27: Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien stehen zu geltenden Verträgen. Die Frage stellt sich daher nicht. Anlage 4 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Frage der Abgeordneten Frau Terborg (SPD) (Drucksache 10/4050 Frage 28): Trifft es zu, daß Bundesminister Windelen noch am 10. Oktober 1985 vor einer Tagung der vier politischen Stiftungen in Königswinter mit Zufriedenheit das Zustandekommen einer gemeinsamen Entschließung von SPD, FDP und CDU/ CSU zur Deutschlandpolitik in Aussicht gestellt hat und ihm der Text der Entschließung bei dieser Gelegenheit schon bekannt war? Ich war und bin der Meinung, daß Gemeinsamkeiten der Parteien in Grundfragen der Deutschlandpolitik politisch wünschenswert und nützlich sind. Am 10. Oktober 1985 war der Text des Entwurfs einer gemeinsamen Entschließung bereits veröffentlicht. Ich hatte ihn aber noch nicht analysieren können. Deswegen war meine Äußerung in Königswinter allgemeiner Natur.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Haack


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Hoppe, Ihre Rede hat mir schon etwas besser gefallen als die von Ihrem Kollegen Ronneburger.

    (Beifall bei der SPD)

    Bei Ihrem Bibelzitat haben Sie wahrscheinlich an Ihren Koalitionspartner gedacht.



    Dr. Haack
    Unmittelbar nach der Debatte zum Bericht zur Lage der Nation am 27. Februar dieses Jahres hat Herr Kollege Rühe erklärt, es bleibe zu hoffen, daß der in dieser Debatte sichtbar gewordene grundsätzliche Konsens nicht wieder durch den innenpolitischen Meinungsstreit zwischen den Parteien beschädigt werde; denn für parteipolitische Kontroversen sei die Deutschlandpolitik ein ganz ungeeignetes Thema. Der Generalssekretär der CDU hat am selben Tag gesagt: „Man muß nach vorne sehen. Die CDU hat 1972 längst hinter sich gelassen. Wir halten die Verträge nicht nur ein, sondern wir wollen sie mit Leben erfüllen. Eine rückwärts gerichtete, rein an der Grenzfrage orientierte Diskussion hat keinen Sinn.

    (Dr. Vogel [SPD]: Hört! Hört!)

    Da der Streit keinen politischen Sinn hat" — so Geißler am 27. Februar —, „sondern eher ein Seminarstreit ist, ist er natürlich auch schädlich, weil er im Ausland zu Mißverständnissen Anlaß gibt."

    (Hört! Hört! und Sehr gut! bei der SPD)

    Leider sind diese richtigen Einsichten schon nach acht Monaten aufgegeben worden. Zwischen den damaligen Äußerungen des Herrn Geißler und des Herrn Rühe und der heutigen Rede des Herrn Bundesministers Windelen liegen Welten.

    (Beifall bei der SPD)

    Leider wird die Gemeinsamkeit ohne Not aufgekündigt. Teile der CDU sind in die Zeit vor 1972 zurückgefallen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Da waren sie schon immer! — Schily [GRÜNE]: Chamäleon!)

    Hatte Generalsekretär Geißler zu dem Streit, der vor acht Monaten in der Fraktion der CDU/CSU vor Abgabe der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zur Lage der Nation entbrannt war, noch gesagt, dies sei eine etwas künstliche Diskussion von Einzelgängern, die für keine große Gruppe in der Union repräsentativ sei,

    (Dr. Vogel [SPD]: Hört! Hört!)

    so sehen wir heute die CDU/CSU-Fraktion in der Gefangenschaft dieser angeblichen Einzelgänger.

    (Beifall bei der SPD — Immer [Altenkirchen] [SPD]: Fünfte Kolonne ist das!)

    Meine Damen und Herren, jeder Deutsche, dem es um die Zukunft seines Landes geht, muß darüber zornig sein. Die gemeinsame, schon ausgehandelte Entschließung zur Deutschlandpolitik hätte der Deutschlandpolitik insgesamt genützt. Die jetzige Diskussion lenkt vom Kern der deutschen Frage ab, weil sie die politische Bindungswirkung der Ostverträge in der Grenzfrage nicht wahrhaben will und so den deutschen Interessen Schaden zufügt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich wiederhole hier, was ich als damaliger Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses zu dem deutsch-polnischen Vertrag am 10. Mai 1972 an dieser Stelle zur Grenzfrage gesagt habe:
    Erstens.
    Die Frage der Westgrenze ist für den polnischen Staat eine Existenzfrage. Diese Grenze wird vom östlichen Bündnissystem garantiert. Diese Grenze wird von allen Staaten der Welt als endgültig angesehen. Nur wenn die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland diesen Sachverhalt zur Kenntnis nimmt, ist ein deutsch-polnischer Ausgleich möglich.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Zweitens.
    ... Der deutsch-polnische Vertrag ist mehr als ein Gewaltverzichtsvertrag.
    Herr Windelen wollte ihn heute wieder ausschließlich als Gewaltverzichtsvertrag darstellen.
    Durch die klare Grenzfeststellung der Bundesrepublik ... wird der Weg frei gemacht für eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen und für eine Aussöhnung der beiden Nachbarvölker, der der gleiche historische Rang zukommen wird wie der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich in den 50er Jahren.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wer auch heute noch, im Jahre 1985, darüber hinwegtäuschen will, daß die Oder-Neiße-Grenze ein nicht rechtlich, aber politisch endgültig geregeltes Problem ist, wird unfähig, zu erklären, daß es in der Deutschlandpolitik um die Sicherung der engen Bindung West-Berlins an die Bundesrepublik, die Verbesserung der Beziehungen beider deutscher Staaten, die Wahrung der Einheit der Nation und die Aufrechterhaltung des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen geht.
    Die Form des Zusammenlebens der Deutschen und mehr Freiheiten für unsere Landsleute in der DDR gehören zur ungelösten deutschen Frage, nicht aber Gebiets- oder Grenzänderungsansprüche.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Der bayerische Ministerpräsident hat auf Grund eines an ihn gesandten Fernschreibens des Präsidenten des Bundes der Vertriebenen gegen den Entwurf einer gemeinsamen Entschließung zur Deutschlandpolitik protestiert. Wenn heute und in Zukunft — ich sage das ganz deutlich — Fernschreiben von Verbandsfunktionären — selbst wenn sie Abgeordnete sind — mehr bewirken als Einsicht, Verstand und Realismus, wenn der Opportunismus zum alleinigen Maßstab für Entscheidungen wird, ist verantwortliche Politik am Ende.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir appellieren deshalb eindringlich an die CDU/ CSU-Fraktion, einen solchen gefährlichen Weg in nationalen Existenzfragen nicht weiterzugehen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)




    Dr. Haack
    Die Deutschlandpolitik darf in der Grenzfrage nicht ins Zwielicht geraten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Glocke des Präsidenten)

    -- Letzter Satz, Frau Präsidentin.
    Nicht Ablenkungsmanöver, wie wir sie vorhin in der Fragestunde und bei der Rede von Minister Windelen erlebt haben, sind geboten, sondern die konsequente Fortführung der Vertragspolitik der 70er Jahre im Interesse unseres Volkes.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Czaja.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bedaure es, daß ein Teil der Opposition versucht — dazu haben Sie nichts gesagt, Herr Haack —, die Teilung Deutschlands und damit das Ende der Kontinuität Deutschlands zu bekräftigen. Das ist gescheitert.

    (Schily [GRÜNE]: Kontinuität zum Dritten Reich, Herr Czaja!)

    Es wird in einen Entschließungsentwurf nicht der Versuch hineingetragen werden können, einen Totenschein für Deutschland hineinzuinterpretieren;

    (Beifall bei der CDU/CSU -- Rusche GRÜNE: Von welchem Deutschland reden Sie?)

    denn politisch ist Deutschland wieder im In- und Ausland aktuell, auch wenn es manchen nicht paßt. Die nötigen menschlichen Erleichterungen sollen den Fortbestand Deutschlands nicht auslöschen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Was heißt hier Fortbestand?)

    Kissinger ermahnte die Deutschen im Fernsehen zweimal zu mehr Selbstbehauptung und Selbstbewußtsein, sonst werde der Osten die deutsche nationale Frage lösen. Honecker sagte: Wenn ihr das, was ich Kapitalismus nenne, überwindet, dann ist die Wiedervereinigung da. Aber die westlichen Gipfelkonferenzen bekannten sich auf Drängen Kohls als Oppositionsführer und als Bundeskanzler zur freien Selbstbestimmung der Deutschen. Dafür danken wir ihnen.
    Das Zusammengehörigkeitsbewußtsein des deutschen Volkes ist unerschüttert. Früher hieß es auch: Hundert Jahre SPD sind hundert Jahre Kampf um die Selbstbestimmung, nicht nur in Afrika, sondern auch der Deutschen. Deshalb zur deutschen Frage ein Zitat von gestern — nicht in meiner Ausdrucksweise —.
    Eine europäische Friedensordnung darf nicht einfach bestätigen, was der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat. Sie muß vielmehr neue Formen der Zusammenarbeit möglich machen und Grenzen einebnen.

    (Zurufe von der SPD)

    Zu ihr müßte ein europäisches Volksgruppenrecht gehören. Sie müßte Menschenrechte
    nicht nur deklarieren, sondern auch praktizieren.
    Das ist ein Zitat von Außenminister Willy Brandt vom 2. Juli 1967 im Deutschlandfunk.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der SPD)

    Ich wäre dankbar, wenn Sie jetzt klatschten. Denn trotz politischen Zickzacks hat sich an dieser grundlegenden Notwendigkeit nach 17 Jahren und durch die Ostverträge nichts geändert. Dieses Ziel fordert auch Ziffer 41 des noch fortbestehenden Godesberger Programms.

    (Lachen bei der SPD)

    Nach Völker-, Vertrags- und Ostvertragsrecht, aber auch nach Verfassungsrecht ist die Sache Deutschland eindeutig.
    Der Bundeskanzler zitiert in jeder großen Rede die für die langfristige Deutschlandpolitik verbindlichen Dokumente, zu denen ich voll stehe und deren Nachbesserung zum Schaden Deutschlands er am 4. Juli 1985 ausdrücklich als völlig indiskutabel bezeichnete.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Er hat am 12. März 1985 das uralte allgemeine Souveränitätsprinzip nicht auf eine vom fortbestehenden Deutschland abgetrennte Souveränität der DDR als Ausland bezogen, sondern dasselbe gesagt, was bereits 1973 das Foreign Office im Oberhaus erklärte. Es gibt auch kein völkerrechtswirksames Dokument, das im operativen Teil Gebietsübertragungen an fremde Souveräne und endgültige Grenzziehung bewirkt, wie das Auswärtige Amt noch am 10. Mai im Bundestag bestätigt hat.
    Dagegen stehen nämlich die Ansprüche der Siegermächte zur Mitwirkung an der Lösung der deutschen Frage. Dagegen stehen unsere und der Verbündeten freie, von den Ostverträgen hingenommene Vertragsverpflichtungen in Art. 7 des Deutschlandvertrags. Dagegen stehen die Noten der Sieger zu den Ostverträgen und der Verbündeten von August und November 1970 zur Fortgeltung der Deutschlandpolitik gemäß der Berliner Vierererklärung und des Londoner Abkommens sowie der Briefe zur deutschen Einheit. Dagegen stehen auch der Wortlaut von Potsdam und das Fehlen von Anerkennungsformeln in den Ostverträgen.
    In verbindlicher Auslegung des Wahrungs- und Offenhaltegebots der Verfassung stellte daher auf Grund der Aussagen der Regierung Brandt/Scheel zum Vertragsinhalt das Bundesverfassungsgericht 1973, 1975 und 1983 fest:.. .