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ID1016719700

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    Plenarprotokoll 10/167 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 167. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/4050 vom 18. Oktober 1985 — Ausstehende Entscheidung der Bundesregierung angesichts der erfolgten Auftragsvergabe für das Weltraumprojekt „Hermes" MdlAnfr 1 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Kübler SPD Antw StSekr Haunschild BMFT 12513 B ZusFr Dr. Kübler SPD 12513 B Lieferung von Feldhaubitzen FH 70 an Saudi-Arabien MdlAnfr 8 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 B ZusFr Rusche GRÜNE 12514 B Vergabe von Waffenlizenzen an arabische Staaten MdlAnfr 9 18.10.85 Drs 10/4050 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12514 C ZusFr Rusche GRÜNE 12514 C ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12514 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12515A ZusFr Gansel SPD 12515 B Organisierung einer Gruppenreise nach Namibia und Südafrika durch das Deutsche Reisebüro (DER) MdlAnfr 12 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515C Lieferung von Rüstungsmaterial bundesdeutscher Lizenzproduktion aus Argentinien, Brasilien und Spanien an Saudi-Arabien; Höhe der Lieferbeträge für 1984 MdlAnfr 13 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Borgmann GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12515 D ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12516A ZusFr Gansel SPD 12516 C ZusFr Rusche GRÜNE 12517 A ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12517 A Warenwert aller nach Teil 1, Abschnitt A, B und C der Ausfuhrliste genehmigten Warenexporte nach Saudi-Arabien ab 1972 MdlAnfr 14, 15 18.10.85 Drs 10/4050 Suhr GRÜNE Antw PStSekr Grüner BMWi 12517 B ZusFr Suhr GRÜNE 12517 C ZusFr Gansel SPD 12517 D ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12518A ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12518 C ZusFr Mann GRÜNE 12519A ZusFr Rusche GRÜNE 12519 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12519 B Zahlungsverpflichtung Polens bezüglich staatlich verbürgter Kredite II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 MdlAnfr 16 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12519 D Benachteiligung Behinderter in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung auf Grund des Haushaltsbegleitgesetzes MdlAnfr 17, 18 18.10.85 Drs 10/4050 Pöppl CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 12519 D ZusFr Pöppl CDU/CSU 12520A ZusFr Mann GRÜNE 12520 D Waldsterben in Baden-Württemberg und Oberschwaben 1985; Auswirkungen der Schadstoffminderung in der Luft MdlAnfr 19 18.10.85 Drs 10/4050 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12521 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12521 B ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12521 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12521 D Rindfleischimporte aus Drittländern in die EG von Juli bis Dezember 1985; Aussetzung dieser Importverpflichtungen MdlAnfr 20, 21 18.10.85 Drs 10/4050 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 12522 A ZusFr Eigen CDU/CSU 12522 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12523 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12523 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 12523 C ZusFr Lutz SPD 12523 D Politische Bindungswirkung der Ostverträge und des Grundlagenvertrages mit der DDR hinsichtlich der Grenzen und der Sicherheit in Europa MdlAnfr 22, 23 18.10.85 Drs 10/4050 Büchler (Hof) SPD Antw BMin Windelen BMB 12524A ZusFr Büchler (Hof) SPD 12524 B ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 12524 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12524 D ZusFr Frau Terborg SPD 12525A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12525 B ZusFr Dr. Schmude SPD 12525 B ZusFr Löffler SPD 12525 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12525 D ZusFr Hiller (Lübeck) SPD 12526 A ZusFr Mann GRÜNE 12526 B ZusFr Dr. Haack SPD 12526 B ZusFr Heimann SPD 12526 C ZusFr Kuhlwein SPD 12527 C ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 12528 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 12528 B ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 12528 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE 12528 C Bewertung der „Deutschen Frage" als europäische Frage, insbesondere im Hinblick auf den trennenden Charakter der Grenzen in Europa MdlAnfr 24 18.10.85 Drs 10/4050 Dr. Haack SPD Antw BMin Windelen BMB 12528 D ZusFr Dr. Haack SPD 12529 A ZusFr Mann GRÜNE 12529 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 12529 C ZusFr Lowack CDU/CSU 12529 C ZusFr Heimann SPD 12529 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12530 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 12530A Haltung der Bundesregierung zum Kommuniqué über das Gespräch von Bundeskanzler Dr. Kohl mit dem Staatsratsvorsitzenden Honecker am 12. März 1985 in Moskau MdlAnfr 25 18.10.85 Drs 10/4050 Heimann SPD Antw BMin Windelen BMB 12530 B ZusFr Heimann SPD 12530 B ZusFr Frau Terborg SPD 12530 C Zur Geschäftsordnung Frau Dr. Timm SPD 12531 B Aktuelle Stunde betr. Deutschlandpolitik Büchler (Hof) SPD 12531 C Lintner CDU/CSU 12532 B Ronneburger FDP 12533 B Dr. Schierholz GRÜNE 12534 C Windelen, Bundesminister BMB 12535 C Heimann SPD 12536 D Werner (Ulm) CDU/CSU 12538 B Hoppe FDP 12539 A Dr. Haack SPD 12539 D Dr. Czaja CDU/CSU 12541A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 12542 A Rühe CDU/CSU 12543A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 III Handlos fraktionslos 12544 B Reddemann CDU/CSU 12545 B Nächste Sitzung 12546 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12547* A Anlage 2 Tätigkeit von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern als Treuhänder von Bauherrengemeinschaften MdlAnfr 6, 7 18.10.85 Drs 10/4050 Clemens CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 12547* B Anlage 3 Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik MdlAnfr 26, 27 18.10.85 Drs 10/4050 Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* C Anlage 4 Äußerungen von Bundesminister Windelen über eine gemeinsame Entschließung von SPD, FDP und CDU/CSU zur Deutschlandpolitik MdlAnfr 28 18.10.85 Drs 10/4050 Frau Terborg SPD SchrAntw BMin Windelen BMB 12547* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Oktober 1985 12513 167. Sitzung Bonn, den 23. Oktober 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 25. 10. Dr. Abelein 24. 10. Bastian 25. 10. Böhm (Melsungen) ** 25. 10. Dr. Blüm 25. 10. Breuer 25. 10. Gerstl (Passau) ** 25. 10. Günther 23. 10. Haase (Fürth) * 24. 10. Dr. Hennig 25. 10. Herterich 25. 10. Höffkes 23. 10. Graf Huyn 23. 10. Jansen 25. 10. Jaunich 25. 10. Kittelmann ** 25. 10. Dr. Kohl 25. 10. Lohmann (Witten) 25. 10. Dr. Müller * 23. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröder (Hannover) 25. 10. Schröer (Mülheim) 25. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 25. 10. Dr. Stavenhagen 23. 10. Verheugen 25. 10. Voigt (Sonthofen) 25. 10. Vosen 23. 10. Frau Dr. Wex 23. 10. Dr. Zimmermann 25. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen des Abgeordneten Clemens (CDU/CSU) (Drucksache 10/4050 Fragen 6 und 7): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit befugt sind, auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen zu übernehmen? Ist die Bundesregierung in Anlehnung an die Beantwortung der Kleinen Anfrage der GRÜNEN „zur Lage der buchführenden Berufe" vom 10. Mai 1985 der Auffassung, daß von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern ausgeübte Treuhandtätigkeiten bei Bauherrenmodellen automatisch als freiberufliche und nicht als gewerbliche Tätigkeiten anzusehen sind? Zu Frage 6: Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind nach Standesrecht und nach den Berufsgesetzen grundsätzlich befugt, im Rahmen ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch Treuhandtätigkeiten bei Bauherrengemeinschaften zu übernehmen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Zu Frage 7: Ob die Tätigkeit eines Rechtsanwalts, Wirtschaftsprüfers oder Steuerberaters als Treuhänder bei Bauherrengemeinschaften als freiberufliche Tätigkeit zu beurteilen ist, läßt sich nicht allgemein bejahen. Vielmehr kommt es dafür auf die Umstände des jeweiligen Einzelfalls an. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Fragen des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 10/4050 Fragen 26 und 27): Welchen Stellenwert mißt die Bundesregierung der Formulierung von Konsens und Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik bei? Welche Konsequenzen erwartet die Bundesregierung für den Fall, daß im Deutschen Bundestag Formulierungen aus geltenden Verträgen, die die Bundesrepublik Deutschland mit osteuropäischen Staaten und mit der DDR abgeschlossen hat, keine Mehrheit mehr finden? Zu Frage 26: Die Bundesregierung mißt der Gemeinsamkeit der Parteien in der Deutschlandpolitik große Bedeutung bei. Sie hat deswegen den Beschluß des Deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984 begrüßt. Formulierungen dürfen jedoch nicht zu Lasten der Klarheit gehen. Zu Frage 27: Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien stehen zu geltenden Verträgen. Die Frage stellt sich daher nicht. Anlage 4 Antwort des Bundesministers Windelen auf die Frage der Abgeordneten Frau Terborg (SPD) (Drucksache 10/4050 Frage 28): Trifft es zu, daß Bundesminister Windelen noch am 10. Oktober 1985 vor einer Tagung der vier politischen Stiftungen in Königswinter mit Zufriedenheit das Zustandekommen einer gemeinsamen Entschließung von SPD, FDP und CDU/ CSU zur Deutschlandpolitik in Aussicht gestellt hat und ihm der Text der Entschließung bei dieser Gelegenheit schon bekannt war? Ich war und bin der Meinung, daß Gemeinsamkeiten der Parteien in Grundfragen der Deutschlandpolitik politisch wünschenswert und nützlich sind. Am 10. Oktober 1985 war der Text des Entwurfs einer gemeinsamen Entschließung bereits veröffentlicht. Ich hatte ihn aber noch nicht analysieren können. Deswegen war meine Äußerung in Königswinter allgemeiner Natur.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Henning Schierholz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was wir hier in den letzten Tagen und auch heute wieder erlebt haben, ist nach meinem Eindruck ein regelrechter deutschlandpolitischer Eiertanz. Es geht — da gebe ich Ihnen völlig recht, Herr Ronneburger — vornehmlich um taktische und parteipolitische Manöver. Und dafür sollte uns allen die deutschlandpolitische Ortsbestimmung dieses Parlaments zu schade sein.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr richtig!)

    Für uns GRÜNE liegt ein Kern des Konfliktes darin, daß der Entschließungsentwurf jetzt und für die Zukunft die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität aller Staaten in Europa in ihren gegenwärtigen Grenzen bekräftigt. Dem stimmen wir voll zu.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Um so ernster muß registriert werden, was sich bei Ihnen in der Union abgespielt hat. Der deutschnationale Flügel ist im Dreieck gesprungen,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    macht alte Ansprüche auf die ehemaligen Ostgebiete geltend und droht mit Wahlverweigerung. Dieser Begriff ist doch gefallen.

    (Mann [GRÜNE]: So ist es!)

    Die Union ist deutschlandpolitisch beschlußunfähig geworden,

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    weil Herr Czaja und seine Freunde diesen Teil des Entschließungsentwurfs in den Geruch der Verfassungswidrigkeit bringen. Herr Windelen, das ist doch passiert.

    (Bohl [CDU/CSU]: Schierholz macht Kleinholz!)

    Nun leugnen Sie das doch nicht!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Da ist schon die Frage zu stellen, wer in dieser Regierung eigentlich die Richtlinien der Politik bestimmt.

    (Sehr wahr! bei den GRÜNEN)

    Aber der Bundeskanzler hat ja selber mit seinen doppeldeutigen Äußerungen zur Frage der Grenzgarantien dazu beigetragen, daß die alten Geister immer wieder auf den Plan gerufen worden sind. Notwendig wären klare und eindeutige Worte, die den Versuch, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, ein für allemal beenden und den osteuropäischen Nachbarvölkern die Angst vor einem neuen großdeutschen Alptraum nehmen würden.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)




    Dr. Schierholz
    Statt dessen sind die Koalitionsfraktionen jetzt verzweifelt bemüht, die Kuh vom Eis zu bringen. Man hört aus ihren eigenen Reihen das Wort von den politischen Managementfehlern. Nachdem monatelang ein gemeinsamer Entschließungsantrag beraten worden war, hört man jetzt lapidar aus den Reihen der Koalition: Es besteht kein Entschließungsbedarf.
    Es ist aber nur allzu deutlich, daß Teile der Union auch im Hinblick auf den Wahlkampf eine schärfere Gangart einschlagen wollen, bei der jede tatsächliche oder vermeintliche Gemeinsamkeit mit der SPD nur stören würde. Aber das ist nicht unser Problem. Hier muß vor allem die SPD mal klären, mit wem und in welche Richtung sie Deutschlandpolitik betreiben will.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU: Mit den GRÜNEN!)

    Denn in einem Punkt hat Franz Josef Strauß doch wohl recht: Ein Scheinkonsens kann nur schaden und die Klarheit der politischen Begriffe und die Konturen politischer Positionen verwaschen. Der gemeinsame Entschließungsentwurf, den Sie hier vorgelegt haben, fällt weit hinter die Positionen zurück, die Sie, meine Damen und Herren von der SPD, in der Vergangenheit vertreten haben. Auch das müssen Sie sich einmal sagen lassen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist unser Bier! — Zurufe von der CDU/CSU)

    Über dem gegenwärtigen Streit wird gern übersehen, daß sowohl der gemeinsame Entschließungsentwurf als auch die von der CDU/CSU jetzt wieder eingebrachte Resolution vom Februar 1984 im Kern auf die Entschließung des Bundestages vom 17. Mai 1972 zurückgehen. Deutlicher kann kaum werden, daß sich in den Grundlagen der Deutschlandpolitik seitdem kaum etwas bewegt hat. Herr Windelen hat gerade gestern in seinem Interview klargemacht, daß da für ihn zwischen hundert Tagen, hundert Monaten und hundert Jahren kaum ein Unterschied besteht.
    Meine Damen und Herren, das ist nicht nur der Verzicht auf eine aktive Deutschlandpolitik, sondern das ist der Bankrott schlechthin. Wenn Sie von der SPD sich dieser Bankrotterklärung anschließen wollen, ist das Ihr Problem. Eine halbherzige Deutschlandpolitik, die glaubt, man könnte die CDU/CSU durch Formelkompromisse zu einer realistischen Deutschlandpolitik bewegen, ist allerdings auf Sand gebaut.
    Unsere Position ist eindeutig und orientiert sich an den historisch gewachsenen Realitäten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Jetzt zitieren Sie Herrn Honecker!)

    Wir begreifen Deutschlandpolitik in erster Linie — da greife ich gern den Begriff aus der SPD auf — als Friedenspolitik. Wer den Frieden in Europa wirklich will, muß sich klipp und klar zu einer Garantie der bestehenden Grenzen bekennen,

    (Reddemann [CDU/CSU]: Der muß die Freiheit der Menschen in der DDR verraten?!)

    und eine aktive Friedens- und Entspannungspolitik betreiben. — Herr Reddemann, dazu sind auch Sie herzlich eingeladen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dazu gehören gemeinsame deutsch-deutsche Abrüstungsinitiativen genauso wie normale Kontakte zur Volkskammer. Vor allem aber gehört dazu die Anerkennung der Existenz beider deutscher Staaten samt ihrer Staatsbürgerschaft.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Aha, da kommt der Pferdefuß! — Jäger [Wangen] [CDU/ CSU]: Gera läßt grüßen!)

    Der eindeutige Verzicht — hören Sie genau zu, Herr Jäger! — auf eine nationalstaatliche Ausrichtung der Politik ist ein tragendes Element für eine europäische Friedensordnung, in der niemand mehr Angst vor einem großdeutschen Wahn zu haben braucht.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heinrich Windelen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das wichtigste Anliegen deutscher Politik ist es, die Spaltung unseres Landes friedlich zu überwinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Niemand kann heute sagen, wann wir dieses Ziel erreichen werden.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Hundert Jahre sind wie ein Tag!)

    Bis dahin bleibt es unsere Aufgabe, auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem auch das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt. Seine Einheit wiedererlangen heißt, wieder vereinigt' zu werden.
    Am 9. Februar 1984 verabschiedeten die verfassungtragenden Fraktionen des Deutschen Bundestages

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Oho!)

    einstimmig eine Entschließung, in der dieses Ziel klar angesprochen wurde. Dieser Beschluß sollte nach den Worten des Kollegen Heimann, des Berichterstatters, eine dauerhafte Grundlage für eine gemeinsame Deutschland- und Berlinpolitik bilden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Sie tat es leider nicht. Schon ein Jahr später, in der Debatte vom 27. Februar 1985, war die SPD-Fraktion nicht mehr bereit, die Entschließung des Vorjahres zu bekräftigen. Sie legte einen neuen Entwurf vor.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So war es!)

    Die langen Bemühungen, wenigstens einen Minimalkonsens zu erzielen, endeten in Formelkompromissen, welche die Widersprüche allenfalls verdekken, aber nicht mehr überbrücken konnten. Ich be-



    Bundesminister Windelen
    daure das, muß aber die Tatsache zur Kenntnis nehmen. Es wäre im übrigen auch nicht sinnvoll, tatsächliche Meinungsverschiedenheiten nur zu verkleistern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gäbe nur Anlaß zu neuem Streit über die richtige Auslegung der Formulierungen. Aber damit wäre der Sache wohl kaum gedient.
    Die Regierungskoalition hat diese Gemeinsamkeit nicht aufgekündigt, und sie wird es auch in Zukunft nicht tun. Sie steht unverändert zu der gemeinsamen Entschließung des vergangenen Jahres. Inzwischen haben aber einige sehr namhafte Mitglieder der SPD öffentlich erklärt, die deutsche Frage sei nicht mehr offen

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So war es!)

    und das Wiedervereinigungsgebot der Präambel des Grundgesetzes stehe zur Disposition. Hier liegt der eigentliche Bruch gegenüber der Entschließung von 1984.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch der SPD-Vorsitzende Willy Brandt hat in seiner Münchener Rede vom 18. November 1984 bestritten, daß die deutsche Frage noch offen sei.

    (Tischer [GRÜNE]: Wo er recht hat, hat er recht!)

    Die Diskussion darüber, so sagt er, bringe nichts ein; sie verlängere allenfalls alte Illusionen aus den 50er Jahren und sollte deswegen so rasch wie möglich beendet werden. Meine Damen und Herren, wie läßt sich damit vereinbaren, was der gleiche Willy Brandt im Oktober 1962, also lange nach dem Bau der Mauer in Berlin, vor der Harvard-Universität aussprach?

    (Ströbele [GRÜNE]: Was haben Sie denn 1962 gesagt?)

    Er sagte: Die Bundesrepublik kann „nicht auf eine Politik verzichten, deren Ziel die Wiederherstellung der staatlichen Einheit ist". Er fuhr wörtlich fort: „Sie kann also in der Konsequenz nicht darauf verzichten, von der Sowjetunion die Aufgabe jenes Territoriums zu fordern, das heute sowjetisch besetzt ist."

    (Reddemann [CDU/CSU]: Wo bleibt der Beifall der SPD?)

    Meine Damen und Herren, inzwischen hat sich die SPD offenbar mehrheitlich der heutigen Haltung von Willy Brandt angeschlossen. Für uns aber bleibt es bei dem Wort, das Bundespräsident von Weizsäcker ausgesprochen hat: „Die deutsche Frage bleibt offen, solange das Brandenburger Tor zu ist."

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist schmerzlich, zu erkennen, daß der Bundespräsident hier nicht mehr für alle sprechen konnte. Der Bundesregierung ist jede Unterstützung ihrer Bemühungen für die Menschen willkommen. Wer aber Nebendeutschlandpolitik betreiben will und
    sich dabei zum Anwalt von SED-Forderungen macht,

    (Jungmann [SPD]: Unverschämt!)

    der sollte das nicht unter dem Deckmantel vorgeblicher Gemeinsamkeiten tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Kurs unserer Deutschlandpolitik ist klar und berechenbar.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Sie bleibt durch die Positionen bestimmt, die in vielen Regierungserklärungen und auch im Beschluß vom 9. Februar 1984 bekräftigt worden sind. Auf dieser Grundlage werden wir fortfahren, für die Zeit unserer Teilung deren bittere Folgen für unser Volk zu lindern und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Der Grundlagenvertrag bietet dafür Möglichkeiten, die längst nicht ausgeschöpft sind. Praktische Verbesserungen und die Frage, wie sie erreicht werden können, sind wichtiger als immer neue Resolutionen

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!) oder Diskussionen über Rechtsfragen,


    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: So ist es! — Dr. Vogel [SPD]: Wer führt die denn?)

    die ohnehin längst geklärt sind oder nicht zu unserer Disposition stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung braucht für ihre Politik im Interesse der Menschen breite Unterstützung. Der Beschluß vom 9. Februar 1984 ist eine solche Unterstützung. Es wäre hilfreich, wenn er heute mit der gleichen Mehrheit wie 1984 bestätigt würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Ströbele [GRÜNE]: Da ist nichts zu klatschen, das ist ja wohl das Letzte!)