Rede von
Carl
Ewen
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eben ist gefragt worden, wo Herr Schröder ist. Herr Schröder befindet sich heute in dem Gebiet, über das wir hier heute reden.
— So ist das.
Er kümmert sich zur Zeit um diese Dinge am südlichen Dollart. Er kümmert sich um die Beziehungen zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik, weil diese Verhandlungen mit den Niederlanden notwendig sind.
Ich will auf einige Dinge eingehen, die Herr Schulte genannt hat. Er hat das Projekt der Emsverlegung als ein Mammutprojekt bezeichnet, das der Phantasie von Wachstumspolitikern entsprungen sei.
Dies ist sicherlich nicht der Fall. Wenn Sie die Entwicklung, die Herr Bohlsen noch einmal richtig dar-
Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 162. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Oktober 1985 12071
Ewen
gestellt hat, verfolgen, wissen Sie, daß es zunächst darum ging, die Baggermengen zu verringern. Sie haben hier so getan, als würde der ganze Dollart zerstört. Sie wissen genau, daß im Vertragstext steht, daß es um 12 % der Dollartfläche geht.
Sie wollen hier suggerieren, als bliebe die Welt in Ordnung, wenn nichts passiert. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Wenn nichts passiert, müssen wir bis zum Jahr 2030 2 000 ha Wattflächen als Deponiefläche für die Sandbaggerungen und 2 000 ha niedrig gelegene Ländereien im Binnenland als Deponie für die Schlickmengen, die aus dem Emdener Hafen kommen, neu in Anspruch nehmen. Dies wäre ein Verlust von wichtigen Gebieten für die Natur sowohl im Binnenland — Kiebitze, Brachvögel — als auch außerhalb des Deiches. Wir glauben, diesen Verlust nicht hinnehmen zu können.
Demgegenüber würde dieses Projekt 830 ha in Anspruch nehmen, und die anderen Flächen müßten nicht mehr ausgeweitet werden. Wir könnten dann bis weit in die Mitte des nächsten Jahrhunderts mit den heutigen Deponieflächen auskommen.
Ich wohne an dieser Küste und weiß, wie jetzt schon durch das Deponieren von Baggergut die Bioproduktion im Wattenmeer auf Dauer eingeschränkt oder sogar zerstört wird. Wenn man Sand über das Watt spült, ist nicht mehr viel Bioproduktion zu erwarten. Ich kann deshalb nicht verstehen, wenn Sie meinen, wenn man jetzt nichts tue, könne man die Natur gesund erhalten.