Rede von
Dr.
Irmgard
Adam-Schwaetzer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist von einigen Vorrednern schon betont worden, und es scheint mir für alle Diskussionen von Bedeutung zu sein, die — wie eine solche Diskussion über Formaldehyd — draußen so viele Ängste erzeugen können: Es ist wichtig, daß keine Panikmache betrieben wird, aber es ist genauso wichtig, daß natürlich alles auf den Tisch kommt und sorgfältig abgewogen wird.
Was wir brauchen, ist eine sachliche und eine vernünftige Diskussion, und deshalb möchte ich hier noch einmal ein paar Punkte vortragen, die dazu dienen können, diese sachliche und vernünftige Diskussion fortzuführen.
Es ist nun einmal eine Tatsache, daß die Versuche, auf die sich die neue Bewertung der Chemikalie Formaldehyd stützt, bisher nur an Ratten durchgeführt worden sind. Bisher war auch, vor allem wenn man über Tierversuche überhaupt diskutierte, völlig unstrittig, daß speziell Untersuchungen, die an Nagetieren, wie die Ratte eines ist, durchgeführt worden sind, im Hinblick auf ihre Relevanz für den Menschen besonders schwer zu interpretieren sind, weil sich die Gegebenheiten bei der Ratte sehr stark von denen des Menschen unterscheiden.
Deshalb, meine Damen und Herren, ist es doch wichtig und richtig, zu sagen: Wir nehmen diese Hinweise selbstverständlich ernst, wir müssen sie sorgfältig auswerten und prüfen, aber wir dürfen eben auch keine übereilten Schlüsse ziehen, und wir dürfen vor allen Dingen nicht dafür sorgen, daß auf Grund solcher Ergebnisse Panikmache betrieben wird und Panikstimmung entsteht.
Meine Damen und Herren, ich möchte auch noch einmal daran erinnern, daß Formaldehyd ja nun nicht nur eine Chemikalie ist, die von irgendwelchen Firmen synthetisch hergestellt wird;
vielmehr tritt Formaldehyd überall im täglichen Leben auf, z. B. im Zigarettenrauch. Bisher hat noch niemand die Konsequenz gezogen: Deshalb müssen wir den Zigarettenrauch verbieten.
Trotzdem besteht natürlich für uns eine Verpflichtung zu untersuchen: In welchen Mengen tritt diese Substanz wo auf? Welche möglichen Beeinträchtigungen können damit einhergehen? Welche Aktionen sind deshalb nötig?
Insofern ist es völlig überzogen, wenn hier von den Sozialdemokraten gesagt wird, das hätte alles schon längst entschieden werden müssen. In der Tat sind die Grundlagen, auf deren Basis man entscheiden könnte, derzeit nicht so, daß weitreichende Konsequenzen mit Verboten gerechtfertigt wären.
Es ist darüber hinaus notwendig, meine Damen und Herren, einheitliche Regelungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu schaffen. Dies war immer das Ziel der Bundesregierung. Diesem Ziel wird die Bundesregierung auch in den nächsten Verhandlungen auf der europäischen Ebene Nachdruck verleihen. Gerade in Fragen des Gesundheitsschutzes ist die Bundesregierung, wie sich an vielen Dingen nachweisen läßt — das ist übrigens eine Haltung, welche die Bundesregierungen, gleich welcher Couleur, immer eingenommen haben —, innerhalb der EG stets der Motor gewesen.
Wir wollen, daß das in der Zukunft so bleibt. Deshalb unterstützen wir die Gesundheitsministerin in ihren Bemühungen, die sie in den nächsten Monaten dort zu unternehmen haben wird.
Vielen Dank.