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ID1014903300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/149 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 149. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Inhalt: Wahl des Abg. Berger zum Vertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 11079 A Wiederwahl des früheren Abg. Schmidt (Kempten) zum Mitglied des Verwaltungsrates der Lastenausgleichsbank . . . . 11079B Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/3572 in der 148. Sitzung 11079 B Erweiterung der Tagesordnung 11079 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 11149A Seiters CDU/CSU (zur GO) 11079 D Frau Dr. Timm SPD (zur GO) 11080A Suhr GRÜNE (zur GO) 11081A Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Wahl der Mitglieder der Rundfunkräte der Anstalten des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" und „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3545 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD Wahl der vom Deutschen Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" -- Drucksache 10/3554 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3555 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3558 — Seiters CDU/CSU 11079 C Frau Dr. Timm SPD 11080A Wolfgramm (Göttingen) FDP 11084A Suhr GRÜNE 11085A Mischnick FDP 11086 D Abstimmung über das Berechnungsverfahren 11087A Wahlen — Ergebnis 11119A, 11119 D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Europapolitik — Drucksache 10/3152 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Steger, Roth, Catenhusen, II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Fischer (Homburg), Grunenberg, Nagel, Stahl (Kempen), Stockleben, Vahlberg, Vosen und der Fraktion der SPD Unterstützung des französischen EG-Memorandums „Eine neue Stufe Europas: ein gemeinsamer Raum für Industrie und Forschung" durch die Bundesregierung — Drucksachen 10/1305, 10/2364 — Beratung des Sechsten Berichts und der Empfehlung der Europa- Kommission zur Frage der Einsetzung einer Regierungskonferenz zur Fortentwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Europäischen Union durch den Europäischen Rat in Mailand am 29./30. Juni 1985 — Drucksache 10/3420 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Anwendung des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Portugiesischen Republik über die Durchführung einer spezifischen Finanzhilfe zur Verbesserung der Agrarstrukturen und der Fischereistrukturen in Portugal — Drucksachen 10/3116 Nr. 8, 10/3424 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Paßgesetzes — Drucksache 10/3303 — in Verbindung mit Beratung des Fünften Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der rechtzeitigen Einführung des Europa- Passes -- Drucksache 10/2400 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Sitzung des Europäischen Rates am 28./ 29. Juni 1985 in Mailand — Drucksache 10/3564 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Europapolitik — Drucksache 10/3569 — Dr. Vogel SPD 11088 B Dr. Kohl, Bundeskanzler 11093C Brück SPD 11100C Dr. Rumpf FDP 11102A Frau Kelly GRÜNE 11104 B Dr. Stercken CDU/CSU 11107 B Müller (Schweinfurt) SPD 11109 B Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 11110 D Antretter SPD 11112 D Kohn FDP 11115A Dr. Schwörer CDU/CSU 11116 D Dr. Wulff CDU/CSU 11117 B Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU . . 11118A Aktuelle Stunde betr. verstärkten militärischen Einsatz der Sowjetunion in Afghanistan Dr. Todenhöfer CDU/CSU 11138B Neumann (Bramsche) SPD 11138D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 11139C Horacek GRÜNE 11140 B Frau Geiger CDU/CSU 11140 D Schlaga SPD 11141D Möllemann, Staatsminister AA 11142 B Werner (Ulm) CDU/CSU 11143 D Bindig SPD 11144 D Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 11145B Gansel SPD 11146A Höffkes CDU/CSU 11147A Duve SPD 11147 D Schwarz CDU/CSU 11148 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Expertentreffen für Menschenrechte der KSZE in Ottawa Genscher, Bundesminister AA 11149 B Dr. Ehmke (Bonn) SPD 11154D Reddemann CDU/CSU 11158 A Horacek GRÜNE 11159 D Schäfer (Mainz) FDP 11162 A Klose SPD 11164B Graf Huyn CDU/CSU 11168A Windelen, Bundesminister BMB . . . 11169C Schlaga SPD 11171B Dr. Hupka CDU/CSU 11172 D Neumann (Bramsche) SPD 11174 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 III Jäger (Wangen) CDU/CSU 11176 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 11177 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Grunenberg, Dr. Klejdzinski, Antretter, Dr. Corterier, Ewen, Fischer (Homburg), Herterich, Dr. Holtz, Klose, Nagel, Purps, Rapp (Göppingen), Dr. Schwenk (Stade) und der Fraktion der SPD Tiefseebergbau — Drucksachen 10/2932, 10/3447 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Internationaler Seerechtsgerichtshof der Vereinten Nationen — Drucksache 10/2930 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen — Drucksache 10/2931 — Dr. Sprung, Parl. Staatssekretär BMWi . 11179B Grunenberg SPD 11180D Kittelmann CDU/CSU 11182 B Frau Eid GRÜNE 11184A Beckmann FDP 11184D Klose SPD 11186 B Dr. von Geldern CDU/CSU 11187 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes — Drucksache 10/3453 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung — Drucksache 10/3536 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3552 — Broll CDU/CSU 11188 D Becker (Nienberge) SPD 11189C Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 11190C Beckmann FDP 11191 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Jaunich, Frau Schmidt (Nürnberg), Kuhlwein, Gilges, Delorme, Fiebig, Hauck, Müller (Düsseldorf), Weisskirchen (Wiesloch), Frau Dr. Lepsius, Sielaff, Witek und der Fraktion der SPD Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung im März 1985 — Drucksache 10/3462 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung im März 1985 — Drucksache 10/3560 — Delorme SPD 11192C Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 11193 D Frau Wagner GRÜNE 11195A Neuhausen FDP 11196A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 11197 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Weltfrauenkonferenz 1985 in Nairobi (Kenia) zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP Weltfrauenkonferenz 1985 in Nairobi — Drucksachen 10/2810, 10/3021, 10/3490 — Frau Wagner GRÜNE 11199 D Frau Männle CDU/CSU 11200 D Frau Blunck SPD 11201 C Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 11202 C Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 11203 C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1985 bis 1988 — Drucksache 10/3297 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 11204 D Immer (Altenkirchen) SPD 11205 C Hornung CDU/CSU 11206 C Werner (Dierstorf) GRÜNE 11207C Bredehorn FDP 11208 D IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Fragestunde — Drucksache 10/3539 vom 21. Juni 1985 — Offenbarung einer Steuervermeidung durch Staatssekretär Boenisch bei seinem Amtsantritt als Regierungssprecher, insbesondere gegenüber dem Bundeskanzler MdlAnfr 1, 2 21.06.85 Drs 10/3539 Klein (Dieburg) SPD AntW StMin Vogel BK 11120 A ZusFr Klein (Dieburg) SPD 11120A ZusFr Dr. Sperling SPD 11120 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 11120C ZusFr Reuter SPD 11120D ZusFr Gansel SPD 11121C ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 11121 D ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . 11121 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 11122A ZusFr Duve SPD 11122 B ZusFr Hettling SPD 11122C Beteiligung deutscher Pioniere am Bau von Straflagern in Togo MdlAnfr 41, 42 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Diederich (Berlin) SPD Antw StMin Möllemann AA 11122 D ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 11123A ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 11123 D ZusFr Frau Blunck SPD 11123D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 11124C ZusFr Hettling SPD 11125A ZusFr Stockhausen CDU/CSU 11125 B Verbringung von Kindern von Afghanistan in die Sowjetunion MdlAnfr 46 21.06.85 Drs 10/3539 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Möllemann AA 11125 D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . . 11125D Aufgaben afghanischer, in die Sowjetunion verbrachter Kinder nach ihrer Rückkehr nach Afghanistan MdlAnfr 47 21.06.85 Drs 10/3539 Schlaga SPD Antw StMin Möllemann AA 11126 A ZusFr Schlaga SPD 11126 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . . 11126 B Aussage des Präsidenten der UNO-Vollversammlung über die Einsetzung einer Interimsregierung in Namibia durch Südafrika; Anerkennung einer SWAPO-Regierung durch die Bundesregierung MdlAnfr 63, 64 21.06.85 Drs 10/3539 Frau Eid GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 11126 D ZusFr Frau Eid GRÜNE 11127 A ZusFr Duve SPD 11127 B Widersprüchliche Aussagen des Koordinators für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Berndt von Staden, und des Bundeskanzlers zum Friedensvertragsvorbehalt MdlAnfr 61 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11127 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11127C ZusFr Duve SPD 11128A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11128 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 11128 D Aussage des polnischen Partei- und Regierungschefs Jaruzelski über das Ende der Ausreise und die Nichtexistenz einer deutschen Volksgruppe MdlAnfr 62 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11129A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11129B ZusFr Gansel SPD 11129 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11129 D ZusFr Schlaga SPD 11130 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11130 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 11130C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 11130C Stellungnahme der Bundesregierung zum gemeinsamen Entwurf von SPD und SED für ein Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa MdlAnfr 65 21.06.85 Drs 10/3539 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11131A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11131C ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 11132A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11132A ZusFr Schlaga SPD 11132B ZusFr Duve SPD 11132C ZusFr Mann GRÜNE 11133A ZusFr Conradi SPD 11133A ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 11133 B ZusFr Bahr SPD 11133C Gefährdung der Existenz der Kutter- und Küstenfischerei durch den Einsatz von Fangfabrikschiffen beim Seelachsfang MdlAnfr 85 21.06.85 Drs 10/3539 Carstensen (Norstrand) CDU/CSU Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 V Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 11134 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11134C EG-Genehmigung für die Gründung einer Fangunion der deutschen Hochseefischerei; Modernisierung der Fischereiflotte zur Ausschöpfung der verfügbaren Fischressourcen MdlAnfr 86, 87 21.06.85 Drs 10/3539 Hettling SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 11134 D ZusFr Hettling SPD 11135A ZusFr Frau Blunck SPD 11135 D ZusFr Grunenberg SPD 11136A Unterschied zwischen dem Strukturkonzept für die deutsche Hochseefischerei des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem des Verbandes der Hochseefischerei MdlAnfr 88, 89 21.06.85 Drs 10/3539 Ewen SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 11136 B ZusFr Ewen SPD 11136 8 ZusFr Metz CDU/CSU 11136 C ZusFr Kühbacher SPD 11136D ZusFr Frau Blunck SPD 11137 A ZusFr Hettling SPD 11137 A ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 11137 B ZusFr Grunenberg SPD 11137B ZusFr Eigen CDU/CSU 11137C Nächste Sitzung 11210A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11211* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jansen (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes 11211* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 11079 149. Sitzung Bonn, den 27. Juni 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 28. 6. Dr. Blank 28. 6. Brandt 28. 6. Breuer 28. 6. Catenhusen 28. 6. Franke (Hannover) 28. 6. Dr. Hauff 28. 6. Frau Hürland 28. 6. Ibrügger 28. 6. Jung (Düsseldorf) 27. 6. Keller 28. 6. Kroll-Schlüter 28. 6. Frau Dr. Martiny-Glotz 28. 6. Dr. Marx 28. 6. Dr. Müller * 28. 6. Nagel 28. 6. Polkehn 28. 6. Frau Schmidt (Nürnberg) 28. 6. Schmidt (Wattenscheid) 28. 6. Tillmann 28. 6. Voigt (Frankfurt) 28. 6. Frau Dr. Wex 28. 6. Dr. Wieczorek 28. 6. Dr. Zimmermann 27. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jansen (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes Ich habe gegen die vorgeschlagene Diätenerhöhung gestimmt, weil ich es in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und tiefgreifender sozialer Not in vielen Familien für politisch unverantwortlich halte, daß die Vertreter des ganzen Volkes ihre MonatsAnlagen zum Stenographischen Bericht einkommen in voller Höhe von 8 000,- DM um 2,8 Prozent oder 224,- DM erhöhen. Ich kann verstehen, daß Abgeordnete ihre Einkommensentwicklung mit der Höhe und den Zuwächsen bei Ministerialbeamten vergleichen. Aber genau hier liegt das Problem. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, durch die viele Menschen in große Not geraten, müssen die vielen politischen Sprüche und sozialen Beruhigungsformeln endlich zum solidarischen Handeln führen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Einkommen der Rentner werden gedrosselt, Arbeitslosenhilfe wird gekürzt und andererseits wird eine Steuerreform verabschiedet, die hohe Einkommen und damit auch wiederum unsere Diätenbezüge besonders begünstigt, statt für hohe Einkommen endlich einmal eine Ergänzungsabgabe als Solidarbeitrag einzuführen. Ich stimme auch deshalb gegen diese Diätenerhöhung, weil wir unbedingt in der Besoldungsgesetzgebung für Beamte eine Regelung einführen müssen, die lineare Erhöhungen nicht auf jede Einkommenshöhe anwendet. Ein 6 000 DM-, 8 000 DM- oder 15 000 DM-Verdiener kann nicht verlangen, daß er drei oder vier Prozent Steigerung auf sein gesamtes Einkommen erhält. Festbeträge für kleine Einkommen und prozentuale Erhöhungen bis zur Höhe der Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer müssen eingeführt werden. Für die Bezieher höherer Einkommen darf deren Gehalt dann auch nur in diesem Gehaltsteil gesteigert werden. Und ich behaupte, wenn das Parlament dieses beraten und so oder ähnlich beschließen will, dann müssen wir bei uns anfangen, Einkommensentwicklungen zu begrenzen. Der heutige Beschluß aber wird auch bei gutwilligen Betrachtern Enttäuschung auslösen. Wann endlich begreifen wir, daß wir nur dann Hoffnung und Vertrauen in die parlamentarische Demokratie erreichen können, wenn wir hier und jetzt beispielhaft die Prinzipien eines sozialen Rechtsstaates praktizieren. Selbstbeschränkung der Parlamentarier ist gefragt, um Zeichen zu setzen.
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    Gilt das eigentlich noch? Ich denke dabei vor allem an die Art und Weise Ihrer Europapolitik, an die Strategie, mit der Sie Ihre Ziele erreichen wollen.
    Was wir Sozialdemokraten wollen, zeigt der von uns vorgelegte Entschließungsantrag. Wir wollen, daß die Europäische Gemeinschaft wieder eine politische Perspektive bekommt und endlich den Blick in die Zukunft richtet.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen, daß der Europäische Rat in Mailand das Verfassungsprojekt des Europäischen Parlaments voranbringt und damit beginnt, die Vorschläge des Dooge-Komitees zu verwirklichen. Wir sind für die Herstellung eines umfassenden Binnenmarktes. Wir sind für Fortschritte auf dem Weg zu einer europäischen Währung. Wir wollen eine gemeinsame Agrarpolitik, die eine umweltverträgliche Landbewirtschaftung ermöglicht

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Da hättet ihr früher anfangen sollen!)

    und auch den Bauern, vor allem den Familienbetrieben, soziale Gerechtigkeit widerfahren läßt.

    (Beifall bei der SPD — Stockhausen [CDU/ CSU]: Das habt ihr lange Jahre versäumt!)

    Wir wollen gemeinsame Anstrengungen zur Überwindung der Arbeitslosigkeit. 13 Millionen Arbeitslose in der Europäischen Gemeinschaft — das ist nicht nur eine nationale Herausforderung, das ist auch eine europäische Herausforderung.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Vogel
    Zu diesem Zweck müssen wir in Europa auf neuen Feldern zusammenarbeiten, etwa auf dem Felde der Technologie.

    (Bueb [GRÜNE]: Großtechnologie!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Europa eine Zukunft haben soll, dann muß es endlich auch zum Europa der Arbeitnehmer und der sozialen Gerechtigkeit werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind ebenso für die Beschränkung des Vetos auf die in den Römischen Verträgen vorgesehenen Fälle. Wir wollen mehr Rechte für das Europäische Parlament. Die nationalen Zuständigkeiten, die wir als Parlament abgeben, dürfen nicht länger allein dem Ministerrat und der Kommission überantwortet bleiben. Sie dürfen nicht in einen parlamentsfreien Raum abwandern. Ein demokratisches Europa kann nicht auf die Dauer mit einem Parlament leben, dessen Befugnisse weit hinter denen der Volksvertretungen des 19. Jahrhunderts zurückbleiben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist eine anachronistische Entwicklung.
    Wir wollen auch, daß die Gemeinschaft in Fragen der Außenpolitik und Sicherheitspolitik künftig viel stärker als bisher mit einer Stimme spricht.

    (Berger [CDU/CSU]: Das schafft noch nicht einmal Ihre Partei!)

    Sie sagen, Herr Bundeskanzler — —

    (Bundeskanzler Dr. Kohl bespricht sich auf der Regierungsbank mit Mitgliedern der CDU/CSU-Fraktion — Zuruf von der CDU/ CSU: Herr Oberlehrer, reden Sie ruhig weiter! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Aber entschuldigen Sie, ich bewundere den Kanzler bei seiner Regierungstätigkeit; das muß mir doch erlaubt sein. —

    (Beifall bei der SPD — von Schmude [CDU/CSU]: Sie kriegen den Mund vor Staunen nicht mehr zu! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie, Herr Bundeskanzler, sagen bei anderen Gelegenheiten, daß Sie das alles auch wollen. Nun gut. Wenn das so ist, wenn Sie das alles auch wollen, dann besitzen wir in der Bundesrepublik Deutschland in Sachen Europa etwas, wovon andere Staaten und Völker der Gemeinschaft mehr oder weniger weit entfernt sind. Wir besitzen dann nämlich in Sachen Europa einen nationalen Konsens. Dieser nationale Konsens in Sachen Europa könnte der Bundesrepublik auf dem Weg zur Einigung Europas ein besonderes Gewicht geben.
    Ein nationaler Konsens in Sachen Europa, Herr Bundeskanzler, das ist ein Pfund, mit dem Sie wuchern könnten. Ja, wenn Sie es könnten! Aber Sie können es leider nicht. Im Gegenteil: Selten ist eine so große Chance schon im Vorwege so mutwillig gefährdet worden. Keiner Ihrer Vorgänger hat in so kurzer Zeit so viel europäisches Porzellan so gründlich zerschlagen wie Sie, und das nicht wegen sachlicher Gegensätze, sondern vor allem wegen einer Häufung strategischer und taktischer Fehler

    (Beifall bei der SPD)

    oder, klarer ausgedrückt, aus schlichtem Unvermögen.

    (Lenzer [CDU/CSU]: Ein Glück, daß wir Sie haben!)

    Das begann schon mit der Tragikomödie um die Abgaswerte. Herr Zimmermann, Ihr Innenminister, ist dabei mit unseren europäischen Partnern so umgegangen, wie er das mit Ihnen tut oder wie die CSU das in Bayern gewohnt ist: mit großspurigen Ankündigungen, mit Drohungen und halbwahren Behauptungen, auch mit dem Versuch, andere vor vollendete Tatsachen zu stellen. So kann — wie wir beobachtet haben — Ihr Innenminister zwar mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, ungestraft umspringen. Sie sind dann allenfalls erstaunt, wenn Ihnen Ihr eigener Minister öffentlich Führungsschwäche vorwirft. Mit der deutschen Automobilindustrie tut sich Herr Zimmermann da schon etwas schwerer. Die antwortet Herrn Zimmermann so, wie er es verdient. Mit unseren europäischen Partnern ist der Umgang, den Herr Zimmermann pflegt, vollends unmöglich. Die halten nämlich Herrn Strauß und die CSU nicht für den Nabel von Europa.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Partner wissen zu reagieren, wenn Herr Zimmermann ihnen Ultimaten stellt oder wenn er in rüdem Ton Konzessionen verlangt, selber aber eigensinnig jede Konzession in Sachen Tempobeschränkung ablehnt.
    Da braucht sich niemand zu wundern, daß Sie und Herr Zimmermann mit Ihren Plänen Schiffbruch erleiden, und zwar auch in den Punkten, in denen Sie in der Sache durchaus über gute, ja überzeugende Argumente verfügen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie früher anders gesehen!)

    Dieses Verhalten, Herr Bundeskanzler, hat sich in Ihrem unklaren Hin und Her in der Frage Eureka und/oder SDI fortgesetzt. Warum, Herr Bundeskanzler, unterstützen Sie eigentlich in dieser Frage nicht Ihren eigenen Außenminister? Herr Genscher hat doch seinem französischen Kollegen Dumas am 13. April 1985 in Saarbrücken bei der Eröffnung der Internationalen Saarmesse das Stichwort für einen überaus konstruktiven Vorschlag gegeben. Herr Genscher bemüht sich doch seitdem um eine breite europäische Zustimmung zu Eureka. Er macht doch auch seine vernünftige und berechtigte Distanz gegenüber SDI fast täglich deutlich. Warum lassen Sie ihn allein, statt ihm beizustehen, und so Europa einen großen und wichtigen Schritt nach vorne zu bringen? Sie tun das Gegenteil. Sie lassen Herrn Kollegen Dregger in Washington sagen, die Bundesrepublik müsse eine Vorreiterrolle für SDI spielen und sich notfalls allein an SDI beteiligen.
    Außerdem: Warum lassen Sie eigentlich zu, Herr Bundeskanzler, daß Ihr Außenminister in den letz-



    Dr. Vogel
    ten Tagen und Wochen zum Gegenstand immer schärferer und immer härterer Angriffe aus Ihren eigenen Reihen, aus den Reihen der Union wird? Es ist doch ein Alarmzeichen, wenn Herr Kollege Rühe öffentlich seine eigenen Freunde ermahnen muß, nicht über Überschriften zu diskutieren, sondern in der außenpolitischen Kontinuität zu bleiben. Warum, Herr Bundeskanzler, stoßen Sie den französischen Präsidenten durch wolkige und widersprüchliche Äußerungen vor den Kopf und beschädigen so Europa ein weiteres Mal? Selbst Wohlmeinende können bei diesem Durcheinander keine außenpolitische Linie der deutschen Bundesregierung und ihres Kanzlers mehr erkennen.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Sie lesen die falsche Zeitung!)

    Die Frage geht allerdings auch an Herrn Kollegen Genscher. Herr Kollege Genscher, wie lange wollen Sie sich eigentlich noch gefallen lassen, daß Sie immer mehr zum Gegenstand auch persönlicher Angriffe werden, und daß Sie an den Rand geschoben werden? Herr Dregger stellt Sie inzwischen j a schon öffentlich zur Rede. Bei der Anberaumung des sogenannten Koalitionsgipfels über die Außenpolitik wird auf Ihre Termine, Herr Kollege Genscher, überhaupt keine Rücksicht mehr genommen. Sie sind offenbar für außenpolitische Gipfelgespräche der Koalition inzwischen entbehrlich oder störend. Darf ich fragen: Haben Sie das alles bei der Wende eigentlich vorausgesehen, oder sind Sie jetzt, Herr Genscher, in dem Netz verfangen, das Sie selbst ausgeworfen haben?

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht nur die Opposition, sondern inzwischen auch weite Teile der Öffentlichkeit, j a, Ihre eigenen Anhänger fragen: Wer bestimmt eigentlich die deutsche Außenpolitik? Mit wem, meine Damen und Herren, müssen andere Führungen reden, um herauszufinden, welches die Absichten der deutschen Außenpolitik sind,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    mit Ihnen, Herr Genscher, mit Herrn Teltschik, mit Herrn Strauß, mit Herrn Dregger oder vielleicht neuerdings vorsorglich auch mit den Herren Czaja, Huyn und Hupka, um auf diese Weise herauszufinden, was Sie eigentlich wollen?

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Jobst [CDU/CSU]: Wer ist „Huhn"? — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Der Hühnervogel! — Heiterkeit bei der CDU/CSU — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Meine Damen und Herren, ich freue mich ja, daß Sie sich wenigstens darüber noch freuen können, denn sonst haben Sie im Moment gar nicht so viel zu lachen.

    (von Schmude [CDU/CSU]: Sie können ja nicht lachen! Ihnen ist doch das Lachen vergangen! — Zuruf von der CDU/CSU: Mehr ist bei Ihnen nicht drin! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sind Sie fertig, meine Damen und Herren? — Ich möchte Ihnen — wie immer — Gelegenheit zur vollen Entfaltung lassen.

    (Berger [CDU/CSU]: Schon wieder dieses Gönnerhafte!)

    Das ist immer so eindrucksvoll.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Dieses Durcheinandergeschrei ist auch symptomatisch für Ihre Außenpolitik; die spielt sich genauso ab.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    Der vorläufige Höhepunkt des europapolitischen Trauerspiels ist jedoch leider mit dem Getreidepreisveto erreicht worden. Es war schon schlimm genug, daß Sie, Herr Bundeskanzler, seit Monaten Ihren Finanzminister für Einsparungen und europäische Haushaltsdisziplin und Ihren Landwirtschaftsminister gleichzeitig für höhere Agrarausgaben kämpfen ließen.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Gar nicht für höhere, für gleiche!)

    Aber es ist schlechterdings unverständlich, daß Sie erstmals seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft selber ein deutsches Veto gegen eine Entscheidung des Ministerrats einlegen, während Sie gleichzeitig überall die Rückkehr zum Mehrheitsentscheid fordern. Damit ziehen Sie sich doch selbst den Teppich unter den Füßen weg.

    (Beifall bei der SPD — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sagen Sie den Bauern doch mal, daß Sie für Preissenkungen sind!)

    Das sind doch die Fakten: Am 7. Juni sagen Sie bei einem freundlicherweise gegebenen Mittagessen vor dem neuen Monnet-Komitee mit ernster Miene in Anwesenheit hervorragender europäischer Politiker und in Anwesenheit des Herrn Delors, des Präsidenten der EG-Kommission, wörtlich:
    Wir wollen institutionelle Reformen, insbesondere die Rückkehr zu den Mehrheitsregeln der Römischen Verträge.
    Fünf Tage später, am 12. Juni, legt Herr Kiechle in Ihrem Auftrag das erste deutsche Veto in der Geschichte der Europäischen Gemeinschaft ein.
    Und morgen wollen Sie diejenigen, gegen die Sie das Veto angewandt haben, dafür gewinnen, das Veto abzuschaffen. Das alles veranstalten Sie in dem Zeitraum, in dem die Süderweiterung wirksam wird, in dem Europa am Scheideweg steht, in dem das neue Monnet-Komitee ins Leben getreten ist und mit vielen verantwortungsbewußten Kräften in allen Ländern der Gemeinschaft darauf drängt, daß endlich konkrete Schritte von der Gemeinschaft zur Union getan werden. Herr Bundeskanzler, ich muß Ihnen vorhalten: Einen schlimmeren Schlag gegen die europäische Einigung als das, was da geschehen



    Dr. Vogel
    ist, hätte sich der entschiedenste Antieuropäer nicht ausdenken können.

    (Beifall bei der SPD)

    Warum tun Sie das eigentlich? Sie sagen, die Senkung der Getreidepreise um 0,9 % hätte gegen die vitalen Interessen der deutschen Nation und unseres Volkes verstoßen, 0,9 % gegen die vitalen Interessen unserer Nation!

    (Zuruf von der CDU/CSU: 1,8 %!)

    Herr Bundeskanzler, das ist doch ein Märchen! 0,9 % der Getreideeinnahmen — also etwa 50 Millionen DM — sind doch selbst für die deutsche Landwirtschaft eher eine Marginalie.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal den Bauern! — Zuruf von der CDU/CSU: Die Zahlen stimmen nicht!)

    Diese Summe hätte für die Familienbetriebe, die dadurch wirklich in Schwierigkeit geraten, im äußersten Fall auch national aufgebracht werden können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sie haben keine Ahnung!)

    Bei den 20 Milliarden DM, die für die Landwirtschaft für die Jahre bis 1991 zusätzlich bewilligt worden sind, wäre es doch darauf auch nicht mehr angekommen, wenn man damit das Veto hätte vermeiden können.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Keine Ahnung hat er! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Regen Sie sich doch nicht so auf! Dieses dauernde Geschrei ist doch ganz unbekömmlich. Ich bitte Sie.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Rechnen Sie doch einmal richtig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Außerdem, Ihr Veto, Herr Bundeskanzler, bewegt doch gar nichts. — Die Kommission hat doch inzwischen genau die Preisregelungen wirksam werden lassen, die Sie mit Ihrem Veto verhindern wollten. Schlimmer noch — das muß man den deutschen Bauern sagen —: Ohne Ihr Veto wäre nur eine Senkung um 0,9 % möglich gewesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)

    Jetzt beträgt die Senkung 1,8 %.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nein, sie beträgt 10 %!)

    Die angebotene Verkürzung der Zahlungszeit von 120 auf 60 Tage unterbleibt ebenso wie die Verlängerung der Übergangsvergütung und die Festlegung der Anfangsintervention. Herr Bundeskanzler, Sie haben nicht nur die Europapolitik, sondern zu allem Überfluß auch noch die Bauern geschädigt. Was soll den eigentlich das Ganze? Hat in Ihrem Kanzleramt eigentlich überhaupt noch jemand Überblick über die Zusammenhänge und Wirkungen?

    (Beifall bei der SPD)

    Sie reden — Sie werden das heute neuerlich begründen, nehme ich an — vom vitalen Interesse der Nation, des deutschen Volkes, also von Lebensinteressen des deutschen Volkes an diesem Veto. Herr Bundeskanzler, in Wahrheit geht es doch gar nicht um die Interessen des deutschen Volkes. Es geht einzig und allein um Ihre höchstpersönlichen Interessen, nämlich um Ihr Interesse am politischen Überleben. Deswegen wurde das Veto eingelegt.

    (Beifall bei der SPD)

    Es geht darum, daß Sie die Drohungen des Herrn Strauß fürchten, daß Sie Angst haben, bei den Bauern Wählerstimmen zu verlieren. Das sind die wahren Motive, die Sie mühsam zu bemänteln versuchen.
    Wenn Sie uns nicht glauben wollen, dann hören Sie doch wenigstens auf Ihre FDP-Minister, die sogleich geflissentlich unter die Leute gebracht haben, sie hätten Sie vor dem Veto gewarnt. Ich hoffe, die Herren stehen auch hier bei der Debatte zu dieser Warnung. Oder hören Sie auf den von Ihnen sehr geschätzten Grafen Lambsdorff, der zwar nicht vor dem Untersuchungsausschuß in Mainz, aber in einem Interview gesagt hat,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    das Veto sei eine traurige Veranstaltung, das die europäischen Sitten verderbe. Setzen Sie sich doch bitte mit diesen Herren auseinander!

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Primitiv! — So ein Niveau! — Marschewski [CDU/CSU]: Es wird Zeit, daß der Rau kommt!)

    Herr Bundeskanzler, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Union, die vitalen Interessen der Nation gebieten genau das Gegenteil von dem, was Sie getan haben. Unsere Interessen erfordern, die Bundesrepublik nicht in die europäische Isolation zu treiben. Unsere Interessen erfordern, daß Sie auch als Bundeskanzler die Kraft aufbringen, parteitaktische Überlegungen hintanzustellen, und daß Sie an der großen europäischen Linie festhalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit dem Veto haben Sie den europäischen, haben Sie den deutschen Interessen nicht gedient. Mit dem Veto haben Sie elementar gegen die deutschen und die europäischen Interessen verstoßen. Es muß Ihnen doch zu denken geben, daß Sie sich gerade durch diesen Schritt zur Zielscheibe einer für die ganze Bundesrepublik alarmierenden internationalen, insbesondere europäischen Kritik gemacht haben. Werden Ihnen denn keine ausländischen Zeitungen vorgelegt? Da schreibt z. B. die „Libération" am 13. Juni: Kohl, als Bundeskanzler weithin diskreditiert, fürchtet jetzt jede unpopuläre Entscheidung. Der „Figaro", auf den Sie sich auch öfters berufen, redet am gleichen Tag im Zusammenhang mit der von Ihnen geführten Bundesregierung von Balkanisierung der Politik. „Le Monde", schließlich ein ernstzunehmendes internationales Blatt, be-



    Dr. Vogel
    scheinigt Ihnen zum Agrarveto die Fadenscheinigkeit des angegebenen Grundes.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal, was sie über Sie schreiben!)

    Übrigens dieselbe „Le Monde", die nach Ihrem Treffen mit dem Staatspräsident Mitterrand am Bodensee am 28. Mai dieses Jahres von Amateurismus sprach, der sich in Bonn breitmache, und vielsagend die Frage stellte, ob Sie, Herr Bundeskanzler, drauf und dran seien, Ihren Ruf als Provinzpolitiker zu bestätigen; so „Le Monde", ich zitiere.
    Wollten wir, Herr Bundeskanzler, die Dinge genauso parteitaktisch sehen wie Sie, dann könnten wir uns als Opposition die Hände reiben und darüber freuen,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das tun Sie ja! Genau das tun Sie!)

    daß der Regierungschef nicht nur im Inland, sondern jetzt auch im Ausland rapide an Resonanz verliert. Wir könnten uns auch darüber die Hände reiben, daß Herr Strauß Sie gestern international desavouiert, indem er Ihnen brieflich die drohende Warnung zugehen läßt, Sie möchten endlich Ihre eigenen Minister bei den internationalen europäischen Verhandlungen unterstützen; ein Vorgang, der tatsächlich seinesgleichen sucht,

    (Beifall bei der SPD)

    aber Sie offenbar nur zum Erstaunen bringt.
    Aber, meine Damen und Herren, wir freuen uns gar nicht. Denn es ist nicht nur Ihr eigenes Ansehen, um das es geht. Es ist das Ansehen der Bundesrepublik, das Sie durch diese Machart von Politik verspielen. Es ist das deutsche Vertrauenskapital, das Ihre Vorgänger in Jahrzehnten in Europa angesammelt haben,

    (Beifall bei der SPD)

    ein Vertrauenskapital, das Sie immer rascher verwirtschaften.
    Noch haben Sie eine Chance, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Wie großzügig!)

    Noch können Sie die größten Fehler korrigieren. Wenn Mailand scheitert und wenn es an dieser Art Ihrer Politik in der Vorbereitungsphase scheitert, dann wird die Reparatur kaum mehr möglich sein. Deshalb schlagen wir vor:
    Erstens. Bringen Sie bitte das Verhältnis zu Frankreich in Ordnung!

    (von Schmude [CDU/CSU]: Das ist auch in Ordnung!)

    Der sorgenvolle Brief, den Ihr Amtsvorgänger deshalb an Sie gerichtet hat, ist ein Alarmzeichen ersten Ranges. Dieser Brief, dieses Alarmzeichen verdient größte Aufmerksamkeit. Warum setzen Sie sich eigentlich nicht mit Helmut Schmidt zusammen und nutzen seine Erfahrung auf dem Gebiet
    der deutsch-französischen Beziehungen? Hier geht es wirklich um nationale Interessen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Nachrüstung! — Stockhausen [CDU/ CSU]: Setzen Sie sich mal mit Schmidt zusammen, Herr Vogel!)

    Für uns Sozialdemokraten ist die deutsch-französische Zusammenarbeit — ich meine, nicht nur für uns, sondern für uns alle — ein Kernstück unserer Europapolitik, nein, unserer Außenpolitik überhaupt,

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Sie sollten Herrn Schmidt öfter fragen!)

    und zwar ganz ohne Rücksicht auf die parteipolitische Zugehörigkeit der jeweiligen Führungspersonen. Eine Beschädigung des deutsch-französischen Verhältnisses wäre eine der schwersten Rückschläge für die Außenpolitik der Bundesrepublik seit 1949.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir raten und wir bitten Sie: Nehmen Sie in Mailand das Veto vom Tisch! Akzeptieren Sie den 0,9-%-Vorschlag der italienischen Präsidentschaft, vorausgesetzt, die anderen sind überhaupt noch bereit, auf den 0,9-%-Vorschlag zurückzukommen! Unterstützen Sie die Gemeinschaft bei der Reform der Agrarpolitik! Die Kommission tut doch auf diesem Gebiet nur das, was Sie selber in Stuttgart gefordert haben und damals als großen Erfolg bezeichnet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Stellen Sie sich doch nicht gegen eine Kommission, die endlich europäisch zu handeln beginnt! Wir versichern diese Kommission und insbesondere den Präsidenten Delors unserer vollen Unterstützung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Drittens. Kündigen Sie die Einführung einer Tempobeschränkung an, um auf diese Weise doch noch ein Einlenken — —

    (Dr. Jobst [CDU/CSU]: Halten Sie sich mal daran!)

    — Meine Damen und Herren, werden Sie sich erst einmal selber einig, was Sie wollen! Herr Kiechle spricht ja schon von der Notwendigkeit einer Tempobeschränkung. — Kündigen Sie bitte möglichst rasch, am besten heute noch, die Einführung einer Tempobeschränkung an, um auf diese Weise doch noch ein Einlenken der Partner in Richtung auf die amerikanischen Abgaswerte zumindest für Kraftfahrzeuge mit Hubräumen zwischen 1,41 und 2,01 zu erreichen. Herr Bundeskanzler, das ist schon deswegen notwendig, weil Sie am 1. Juli, nächste Woche, ein Steuergesetz in Kraft treten lassen wollen, das Milliarden an Kraftfahrzeughalter vergütet, ohne daß damit eine nennenswerte Senkung der Abgaswerte verbunden ist.

    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Vogel
    Sie steuern doch hier die Länder in ein finanzielles Abenteuer hinein.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch Blödsinn!)

    Viertens. Werden Sie in der Frage der europäischen Währung konkret!

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Wie soll der konkret werden? Das kann der doch gar nicht!)

    Die Abhängigkeit Europas vom Dollar ist nicht naturgegeben. Die Abhängigkeit vom Dollar ist selbstverschuldet; sie kann schrittweise gelockert werden. Folgen Sie den Empfehlungen, die Ihnen wiederum das neue Monnet-Komitee ganz konkret und einstimmig gegeben hat!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Spielen Sie nicht mit unserer Währung!)

    Fünftens. Drängen Sie auf institutionelle Fortschritte auf der Grundlage des Verfassungsentwurfs des Europäischen Parlaments und des DoogeBerichts! Drängen Sie auf ein klares Mandat für diejenigen, die die konkreten Einzelheiten aushandeln sollen! Wenn Sie Ihr eigenes Veto vom Tisch nehmen, können Sie einem solchen Mandat auch dann zustimmen, wenn sich zwei oder drei Mitglieder der Gemeinschaft dazu jetzt noch nicht imstande sehen.
    Ich bin mir der Tragweite dieser Aussage durchaus bewußt. In Kenntnis der Tragweite füge ich hinzu: Ich sichere Ihnen für eine solche Entscheidung ausdrücklich die Unterstützung der Opposition zu.

    (Horacek [GRÜNE]: Nur der SPD!)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, das Europa der Gemeinschaft umfaßt nach dem Beitritt Spaniens und Portugals 320 Millionen Menschen. Sein Wirtschaftspotential ist größer als das der USA oder der Sowjetunion. Europa hat unverändert eine weltumspannende Aufgabe. Europa kann, gestützt auf die Erfahrungen seiner 2000jährigen Geschichte, ausgleichend und mäßigend auf die weltpolitische Entwicklung einwirken. Europa kann helfen, Hunger und Elend zu überwinden. Europa kann Konfrontationen mildern und Zusammenarbeit voranbringen. Ein Europa, das mit diesen Zielen Ernst macht, das endlich den befreienden Schritt von der Gemeinschaft zur Union tut, ein solches Europa würde der ganzen Welt ein Stück Hoffnung und ein Stück Mut geben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein solches Europa würde auch — ich erinnere an die späten 40er und an die frühen 50er Jahre — unsere eigenen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufs neue faszinieren und mit Selbstvertrauen erfüllen. Es zu verwirklichen ist deshalb auch eine Aufgabe der geistigen Führung, von der Sie allerdings in letzter Zeit aus guten Gründen kaum mehr reden.
    Herr Bundeskanzler, Sie sind noch einmal gefordert. Vielleicht ist Mailand eine Ihrer letzten Chancen, auf dem Gebiet der Europapolitik den Anforderungen Ihres Amtes und den Interessen unserer Republik gerecht zu werden.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: War das schon alles? — Das war aber dürftig!)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Vogel, ich denke, Sie verstehen, daß ich Ihnen sage, daß der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union, wenn Sie in Ihrer Schlußbemerkung von den späten 40er und den beginnenden 50er Jahren in der Europapolitik sprechen, ganz gewiß keines Nachhilfeunterrichts von einem Sozialdemokraten bedarf.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie haben j a in jenen entscheidenden Jahren des Durchbruchs der Europa-Idee, in den Jahren, als von Winston Churchill, von Alcide de Gasperi, von Robert Schuman, von Paul Henri Spaak und von Konrad Adenauer

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Ja, das waren noch Leute!)

    die Grundfesten dieses Europa gelegt wurden, in diesem Hause nahezu gegen alles gestimmt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Es ist doch absurd, daß Sie uns heute belehren wollen, wie man Europapolitik macht.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Aber Sie sind kein Adenauer!)

    Es lohnt sich eigentlich nicht, weiter auf diese Ausführungen einzugehen, aber ein Zweites ist schon beachtlich: wie Sie unser Gedächtnis glauben strapazieren zu können. Sie reden von der deutschfranzösischen Freundschaft, Sie reden davon, ich solle mein Verhältnis zum französischen Präsidenten in Ordnung bringen. Verehrter Herr Kollege Vogel, zu keiner Zeit hat es ein französischer Präsident früher für nötig befunden, in den Deutschen Bundestag zu kommen und das deutsche Parlament zu ermahnen, geschlossen die Sicherheit der Gemeinschaft, die Sicherheit der NATO, die Sicherheit des Westens gegen sowjetische Hegemonie zu verteidigen. Das hat doch Herr Mitterrand hier von dieser Stelle aus wegen des totalen Umfalls der deutschen Sozialdemokraten in der Sicherheitspolitik getan.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Das ist lange her!)

    Ich sehe doch noch heute die erstarrten Gesichter der Kollegen Brandt und Vogel vor mir, als Präsident Mitterrand hier mit klarer Stimme und mit deutlichen Formulierungen ihnen ins Stammbuch geschrieben hat,

    (Dr. Vogel [SPD]: Ein Märchen!)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    daß sie in der entscheidenden Frage von Frieden und Sicherheit versagt haben. Das ist doch die Lage.

    (Widerspruch bei der SPD — Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Abgeordneter Vogel, was haben Sie denn in den 13 Jahren Ihrer Regierungszeit getan, um die Dinge in Europa voranzubringen?

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das aufgebaut, was Sie jetzt kaputtmachen! — Zuruf des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    — Sie haben nichts getan. Alles das, was heute unsere Probleme ausmacht, haben Sie uns doch in einem Scherbenberg Ihrer Politik hinterlassen. Das ist doch die Erfahrung, die wir gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Er hat nichts zu sagen! Alles nur heiße Luft!)

    Welchen Beitrag haben Sie denn dazu geleistet,

    (Dr. Vogel [SPD]: Was haben Sie denn getan? — Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    um eines der wichtigsten Probleme zwischen der Bundesrepublik und Frankreich, nämlich den Grenzausgleich, zu beseitigen? — Sie haben nichts getan.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Lauter! Lauter!)

    Außer allgemeinen Reden war Ihre Politik wirklich ein totaler Ausfall.

    (Dr. Vogel [SPD]: Was Sie erzählen, das ist unglaublich! — Weiterer Zuruf von der SPD: Wer war denn Außenminister?!)

    Meine Damen und Herren, weil Sie meinen Herrn Amtsvorgänger hier angesprochen haben: Alles das, was er jetzt in seinem Brief geschrieben hat, was er auch sonst an Ratschlägen zu Ökonomie und zur Weltpolitik gibt,

    (Matthöfer [SPD]: Wer war denn damals Außenminister? — Dr. Vogel [SPD]: Warum schreien Sie so?)

    hätte er doch in den Jahren von 1974 bis 1982 als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland selbst tun können.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Hat er doch! — Dr. Vogel [SPD]: Was haben Sie denn vorzuweisen?)

    Er hat es doch gar nicht getan.
    Meine Damen und Herren, es lohnt sich nicht, weiter darauf einzugehen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist richtig! — Zuruf von der SPD: Kaputtmacher!)

    Nur ein Letztes! Seien Sie versichert: Diese Koalition wird die Europapolitik, die sie für richtig hält,
    fortsetzen. Sie steht dabei in einer großen Tradition;
    denn es war eine Koalition von FDP, CSU und CDU,

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Dann bleibt wirklich nichts von Europa übrig! Das ist das entscheidende Problem!)

    die in den entscheidenden 50er Jahren und in den 60er Jahren diese Politik in Deutschland durchgesetzt hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Gegen die Sozis!)

    Meine Damen und Herren, ich kann dazu nur sagen: Es gibt weder zwischen dem Kollegen Bangemann noch dem Kollegen Strauß, noch dem Kollegen Genscher, noch natürlich auch meiner eigenen Überzeugung irgendeine Differenz in diesen Fragen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie haben heute wohl Ihre Märchenstunde!)

    Konstruieren Sie doch nicht Dinge, die abwegig sind.

    (Dr. Vogel [SPD]: Gibt es den Brief, oder gibt es ihn nicht?)

    Zusammengefaßt und sehr knapp in dieser Erwiderung zu dem, was sie sagten: Das, was ich in meiner ersten Regierungserklärung nach der Wahl zum Kanzler im Oktober 1982 zur Europapolitik gesagt habe, was ich nach der Wiederwahl nach der Bundestagswahl am 6. März 1983 wiederholt habe, gilt ganz selbstverständlich. Und, Herr Abgeordneter Vogel, es gilt selbstverständlich auch das, was ich in meiner Parteitagsrede gesagt habe.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Das ist ja, Herr Abgeordneter Ehmke, der Unterschied zwischen uns. Wenn wir in der CDU einen Parteitagsbeschluß fassen, dann fallen wir nicht um, um mit den GRÜNEN Geschäfte zu machen, wie das bei Ihnen selbstverständlich Tagespolitik geworden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: So etwas Lächerliches? Das sind ja Fabeln!)

    Meine Damen und Herren, morgen und übermorgen werden wir in Mailand zusammentreffen, um die Chance wahrzunehmen, Weichen für die Zukunft der Europäischen Gemeinschaft zu stellen. Bei aller Bedeutsamkeit der Detailfragen, die in Mailand anstehen, sind wir uns alle — so glaube ich — darüber im klaren, daß es in Mailand um mehr geht als um den üblichen EG-Gipfel. Es geht um die Herausforderung einer Weichenstellung, die sehr weit in die Zukunft weist.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist eine schöne Formulierung!)

    Wir haben in diesem Jahr zurückgeblickt. Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von belasteten und schwierigen Erinnerungsdaten aus der deutschen Geschichte.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Wollen Sie in Mailand über den 8. Mai reden, oder?)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Auf die Zeit vor 40 Jahren — — Herr Kollege Ehmke, ich weiß, daß es Sie schwer angeht, einem anderen zuzuhören. Aber das Wesen des Parlaments besteht eben darin.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Ja, wir würden von Ihnen gern etwas über Europa hören und nicht diesen Schmus! — Dr. Vogel [SPD]: Zur Sache!)

    Wir werden uns gerade auch aus der Erfahrung dieses Jahres — im Blick zurück auf das Jahr 1945 — in Mailand alle bewußt sein, daß die europäische Initiative, die die Gründerväter des neuen Europa nach dem Inferno des Zweiten Weltkrieges ergriffen haben,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wo bleiben die Tränen?)

    von uns, der nachfolgenden Generation, fortgesetzt werden muß.
    Wir sind uns dabei alle darüber im klaren — ich will das auch hier noch einmal wiederholen —, daß das, was jetzt in der Europäischen Gemeinschaft möglich ist, leider nur für einen Teil Europas möglich ist, daß nur der freie Teil Europas die Chance hat, sich zusammenzuschließen mit der Vision des Baus der Vereinigten Staaten von Europa.
    Wir sind uns aber auch darüber im klaren, daß wir bei all dem, was wir tun, mitdenken und mithandeln müssen für jene, die aus einer sehr unterschiedlichen Lage heraus jetzt nicht zur EG kommen können, etwa bei uns in Westeuropa unsere Nachbarländer Schweiz und Österreich. Das sind natürlich europäische Kernlandschaften. Das gilt für alle europäischen Länder jenseits des Eisernen Vorhangs. Das gilt für Warschau wie für Prag, das gilt für Bukarest wie für Budapest, und das gilt natürlich in einer ganz besonderen Weise für unsere Landsleute in der DDR.
    Aber wir wissen auch, daß wir, gerade weil wir die Chance haben, als Freie in Europa entscheiden zu können, jetzt diese Chance wahrnehmen müssen. Es gibt für mich überhaupt keinen Anlaß, daran zu zweifeln, daß die Länder der Gemeinschaft — dies gilt insbesondere auch für die erweiterte Gemeinschaft nach dem 1. Januar 1986, wenn Spanien und Portugal hinzutreten, diese Kraft in sich tragen.
    Aber um dieses Ziel erreichen zu können, müssen wir jetzt auch den Mut, auch die Bereitschaft zum offenen Gespräch und zur Wahrheitsfindung aufbringen, um die notwendigen Schritte einzuleiten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist sehr gut!)

    Ich lasse mich dabei von dem Gedanken leiten, daß es der Beitrag der deutschen Politik sein muß, ohne große taktische Rücksichtnahmen in diesem Moment vor allem deutlich zu machen, wohin wir gehen, wohin wir zu gehen beabsichtigen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das wollen wir erst einmal hören!)

    Wir werden in einer Reihe von Punkten Dinge vorschlagen, die — das ist meine persönliche Überzeugung — nicht von allen Teilnehmern akzeptiert werden können, zumindest zur jetzigen Stunde nicht. Aber mir scheint, es ist wichtig, daß jetzt die Diskussion wirklich in den Kernpunkten aufbricht und daß wir die Zeit in den vor uns liegenden Monaten nutzen, auch in der Amtszeit des jetzigen Europäischen Parlaments,

    (Ströbele [GRÜNE]: Allgemeinplätze!)

    Fehlentwicklungen abzustellen und neue Möglichkeiten zu schaffen.
    Das heißt, um es gleich vorweg zu sagen — Sie alle kennen den Dooge-Bericht —, daß wir bereit sind, einer Regierungskommission unsere Zustimmung zu geben, unter der Voraussetzung, daß das sozusagen für Mailand der letzte Beschlußpunkt ist und das Mandat, d. h. der Inhalt dessen, was die Regierungskommission behandeln, verhandeln und vorlegen soll, klar umrissen ist und auch eine Zeittafel mit beschlossen wird. Diese Regierungskommission darf nicht dazu führen, daß Probleme vertagt werden, sondern es müssen konkrete Aufträge mit einer klaren Zeitmaßgabe an diese Kommission gegeben werden.

    (Dr. Vogel [SPD]: Welche denn? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Herr Abgeordneter Vogel, was soll das denn? Ich bin jetzt gerade dabei, die Gedanken zu entwickeln, und Sie sitzen wirklich nach Art eines Pennälers da und rufen dauernd „Welche?". Wenn das Ihr Beitrag zur europäischen Integrationspolitik ist, dann sieht man doch, wie wenig Sie beizusteuern haben. Das ist doch eine absurde Vorstellung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

    Die nächste Frage, um die es uns gehen muß, betrifft die Entwicklung der Institutionen. Einer dieser Punkte beinhaltet die Frage nach der Rückkehr zu den Verträgen. Das ist für uns ganz eindeutig und klar. Ich möchte aber ein Stück weitergehen und sagen: Wir sind auch bereit — ich will das gleich im einzelnen darlegen —, über den jetzt bestehenden Vertrag hinaus Vertragsänderungen vorzunehmen.

    (Bueb [GRÜNE]: Welche denn?)

    Dazu gehört natürlich auch die Rückkehr zu den Mehrheitsregeln der Verträge und die Reform der Entscheidungsverfahren.
    Ich finde es schon sehr eigenartig, daß Sie aus der internationalen Presse ausgerechnet jene zitiert haben, die den Luxemburger Kompromiß in die europäische Landschaft eingeführt haben.

    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    Es ist schon eine eigenartige Sache, daß diejenigen, die eine solche Rechtsposition ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen, andere kritisieren, die dann auch einmal in einer konkreten Notsituation das gleiche Recht für sich in Anspruch genommen haben.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Meine Damen und Herren, ohne alle Umschweife stehe ich selbstverständlich zu dem, was ich in einer Richtlinienentscheidung, Herr Kollege Vogel, am 11. Juni dem Kollegen Kiechle in der Frage der Getreidepreisverhandlungen mit auf den Weg gegeben habe. Die Art und Weise, wie Sie die Dinge dargestellt haben, zeigt, daß Sie wirklich auch nicht die Spur einer Ahnung von der Situation der deutschen Bauern haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Es ist doch schlicht und einfach eine Heuchelei, wenn man dem Landwirtschaftsminister und mir den Vorwurf macht,

    (Anhaltende Zurufe von der SPD) wir seien nicht bereit,


    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    die nötige Güterabwägung vorzunehmen. Meine Damen und Herren, ich kenne keine Gruppe in der deutschen Gesellschaft, der in den letzten zwei Jahren derartige Einkommenseinbußen zugemutet wurden wie den deutschen Bauern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich füge ein weiteres hinzu. Hier geht es doch nicht nur um die sozialpolitische Seite, um die Einkommensseite, was nun ganz gewiß sehr bedeutsam ist, hier geht es doch auch darum, ob sich ein Bürger in der Bundesrepublik Deutschland — in diesem Fall ganz konkret ein Bauer in seinem Familienbetrieb — auf das Wort seines Staates verlassen kann. Wir dürfen doch nicht die deutschen Bauern dafür verantwortlich machen, daß sie zwei Jahrzehnte lang im Agrarbereich in eine Überproduktion getrieben wurden

    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    aus einem Fehlverständnis europäischer Agrarpolitik. Wir wollen das ändern, wir haben das in Stuttgart auf meinen Vorschlag hin beschlossen. Wir werden die notwendigen Vorschläge im nationalen Bereich in den nächsten zwölf Monaten dem Deutschen Bundestag vorlegen. Aber kann es doch nicht so sein, daß die deutschen Bauern innerhalb eines Vierteljahres von der einen Richtung in die andere gejagt werden und allein die Lastesel bei der Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft sind; darum geht es doch in Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Herr Abgeordneter Vogel, Sie haben sich offenkundig nie mit dem Thema beschäftigt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    Ich habe auf dem Gipfel in Fontainebleau in einem wichtigen anderen agrarischen Bereich, am Beispiel des Weinbaus in der Bundesrepublik, die Probleme dargelegt. Wir haben uns damals zu einer Übergangslösung — etwa bei Tafelwein — bereit erklärt, und wir haben sie auch bis zum Jahre 1990 bekommen, damit sich unsere Winzerbetriebe in dieser Zeit umstellen können. Das ist doch unter strukturpolitischen Gesichtspunkten eine völlig
    normale, eine politisch ganz ausgewogene Entscheidung.

    (Zurufe von der SPD)

    Genau das wollen wir natürlich auch im Blick auf die jetzige Getreidepreissituation. Im übrigen mutet mich Ihr Einwand auch deswegen seltsam an, weil ich doch im Blick auf das umweltfreundliche Auto aus Ihrem Lager dauernd gehört habe, wir müßten hier mit äußerster Härte gegen die Kommission vorgehen. Das ist doch schlicht und einfach in sich widersprüchlich. Wir müßten übrigens — auch das ist ein weites Feld — über diese Frage heute gar nicht mehr diskutieren, hätten Sie 1972 und 1974 die Entwicklungen in Japan und den USA nicht schlicht verschlafen. Wären Sie nicht zu feige gewesen, den deutschen Wählern und Autofahrern das zuzumuten, was wir ihnen heute zumuten müssen, dann wären wir in dieser Frage doch sehr viel weitergekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Wo waren denn damals Herr Genscher und Herr Baum? — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, für uns ist folgendes klar, und ich unterstreiche das, was in dem Entschließungsantrag der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion niedergeschrieben ist. Wir sind erstens zur Rückkehr zum Vertrag bereit. Das ist für uns kein allgemeines Bekenntnis, sondern, Herr Abgeordneter Ehmke, wir sind auch bereit, die geltenden Vertragsregeln, was Mehrheitsabstimmung und Einstimmigkeit betrifft, zu ändern. Wir werden in Mailand entsprechende Vorschläge vorlegen. Ich hoffe nur, daß diese Vorschläge von anderen hinreichend unterstützt und auch bei der Abstimmung akzeptiert werden.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Zweitens, meine Damen und Herren, sind wir bereit, darüber hinaus im Sinne dessen, was unsere Europapolitik von Stuttgart über Fontainebleau ausgemacht hat, die notwendigen Entscheidungen auch in allen anderen Bereichen zu treffen.
    Wir haben, meine Damen und Herren, in Stuttgart ein Paket geschnürt, das eine wesentliche Vorwärtsentwicklung der Gemeinschaft ermöglicht hat. Wir konnten dann das, was in Stuttgart begonnen wurde, in Fontainebleau unter dem Vorsitz von Staatspräsident Mitterand erfolgreich abschließen.

    (Bueb [GRÜNE]: Zur Sache!)

    Wir haben damals beschlossen, in der gemeinsamen Agrarpolitik Ernst zu machen und das Prinzip unbegrenzter Preis- und Abnahmegarantien einzuschränken. Dieser Schritt zur Kostendämpfung war doch unerläßlich, weil jeder von uns weiß, daß eine Fortsetzung der bisherigen Agrarpolitik nicht mehr finanzierbar war. Wir haben in diesem Zusammenhang auch auf die Interessen unserer Bauern zu achten, genau wie François Mitterand auf die Interessen französischer Bauern achtet. Das ist kein Gegensatz zur europäischen Idee.
    Der zweite wichtige Schritt, den wir in Stuttgart begonnen haben und in Fontainebleau weiter vor-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    antrieben, war die Konsolidierung der Finanzverfassung der Gemeinschaft. Mit den Leitlinien zur Haushaltsdisziplin hat der Rat jetzt die Möglichkeit, mit den vorhandenen Mitteln wesentlich besser auszukommen. Herr Abgeordneter Vogel, wir waren es, die Deutschen und nicht zuletzt ich, die einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben, einen Zankapfel vom Tisch zu bringen, der die Gemeinschaft jahrelang belastet hat, nämlich die Frage der Haushaltsentlastung für Großbritannien.
    Wir haben ein weiteres getan. Es war die Bundesrepublik Deutschland, und es war diese Bundesregierung, die durch ihr entschiedenes Eintreten den Beitritt von Spanien und Portugal vorangetrieben und durch Verknüpfung mit der Erhöhung des Mehrwertsteueranteils ab 1. Januar 1986 von 1 auf 1,4 % die Beitrittsmöglichkeiten wesentlich verbessert hat.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Wer die Brüsseler Diskussion aufmerksam verfolgt hat, der weiß, daß ohne unser entschiedenes und manchmal auch nur schwer durchsetzbares Einstehen für das Zusammenkoppeln von Erhöhung des Mehrwertsteueranteils und Beitritt — das behaupte ich hier vor dem Forum der deutschen Öffentlichkeit — der Beitritt von Spanien und Portugal zum 1. Januar 1986 nicht möglich gewesen wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich habe immer die Meinung vertreten, daß das Wort, das Demokraten — übrigens auch alle demokratischen deutschen Parteien — Spanien und Portugal gegeben haben, nämlich daß Sie nach der Abkehr von Diktatur und autoritärem Regime der Gemeinschaft beitreten können, ein wichtiges Versprechen war. Ich bin dankbar dafür, daß es nach vielerlei schwierigen Debatten möglich war, dieses Versprechen einzulösen.
    Auf dem Stuttgarter Gipfel 1983, Herr Abgeordneter Vogel, haben wir die feierliche Deklaration zur Europäischen Union verabschiedet, Das war eine deutsch-italienische Initiative, verknüpft mit den Namen von Hans-Dietrich Genscher und seinem damaligen italienischen Kollegen Colombo. Das war der erste wesentliche Schritt nach vorn. Er zeigte, daß sich die Deutschen, die italienischen Kollegen und auch viele andere, vor allem aus den Gründerstaaten der EG, mit dem jetzigen Zustand nicht abfinden — einem Zustand, in dem einige, um es deutlich auszusprechen, die EG als eine Art gehobene Freihandelszone betrachten. Wir wollen aber weitergehen, wir wollen zur politischen Einigung in Europa kommen. Wir bleiben bei dieser Vision der politischen Einigung Europas. In der Folge dessen, was wir in Suttgart beschlossen haben, war es dann auf Grund einer gemeinsamen Initiative von Präsident Mitterand und mir möglich, 1984 in Fontainebleau einen Ad-hoc-Ausschuß für institutionelle Fragen mit persönlichen Vertretern der Staats- und Regierungschefs einzusetzen. Diese sogenannte Dooge-Kommission hat dann im März ihren Bericht mit sehr weitreichenden Beschlußvorschlägen vorgelegt.
    Herr Abgeordneter Vogel, es war mein Antrag, daß Mailand diesen Kommissionsbericht zum Hauptpunkt der Tagesordnung macht, und wir werden dort sehr intensiv darüber zu beraten haben.
    Und ich füge hinzu: Es ist wichtig, daß wir über das bisher Gesagte hinaus auch im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik Schritte unternehmen, um weiterzukommen, um eine politische Einigung Europas auf den Weg zu bringen.
    Wir haben in diesem Sinn in intensiven bilateralen Gesprächen mit den Benelux-Ländern, mit Großbritannien, vor allem mit dem Ratsvorsitzenden Italien und mit unseren französischen Freunden an einem Vertrag gearbeitet. Dieser Vertrag über eine Europäische Union wird in Mailand vorgelegt: nach dem Sachstand dieser Stunde entweder vom Ratsvorsitz oder — das wird sich im Lauf des heutigen Tages entscheiden — als ein deutschfranzösischer Vorschlag, woraus Sie wiederum erkennen können, Herr Abgeordneter Vogel, wie abwegig Ihre Vorstellungen über den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen sind. Ich kann übrigens nachtragen: Wenn Sie wenigstens die Tageszeitung gelesen hätten, hätten Sie erkannt, daß gestern die Außenminister Frankreichs und der Bundesrepublik und die beiden Verteidigungsminister sich zu einer Reihe von sicherheitspolitischen und anderen Fragen geäußert haben, wobei wiederum eine völlige Übereinstimmung deutlich wurde.

    (Zuruf des Abg. Suhr [GRÜNE])

    Dieser vorzulegende Vertrag über eine Europäische Union ist - das weiß ich — ein ehrgeiziger Ansatz. Ich kann zur Stunde wirklich nicht sagen, ob diejenigen, die bereit sind, mitzugehen, bereits die Mehrheit sind. Ich muß hier einfach aus Gründen der Fairneß mitteilen, daß diese Diskussion sehr schwierig wird. Ich füge hinzu: Wenn ein solcher Vertrag dann etwa an die Regierungskommission überwiesen wird und sich am Ende herausstellt, daß es keine Möglichkeit gibt, in diesem Punkt ein wesentliches Stück voranzukommen — und zwar in einer sehr absehbaren Zeit, von mir aus vor Ablauf der nächsten zwölf Monate —, stellt sich für uns in der Tat die Frage, ob wir mit Blick auf die politische Integration innerhalb der Gemeinschaft mit jenen noch direktere Gespräche aufnehmen müssen, die bereit sind, einen Schritt weiter zu gehen, als es jetzt in der EG insgesamt möglich erscheint. Ich habe das, wie Sie bemerkt haben, sehr vorsichtig umschrieben. Ich will damit aber eines deutlich machen: Wir können beim jetzigen Ansatz nicht stehen bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein weiteres wichtiges Ziel der Bundesregierung ist in Mailand das, was ich die außen- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit im Bereich der EPZ genannt habe. Es ist für uns ganz einfach eine Kernfrage — ich unterstreiche das noch einmal —, inwieweit Europa und damit die Bundesrepublik Deutschland als ein Kernbereich Europas in der Lage ist, mit einer einzigen Stimme zu den wichtigen Fragen unserer Zeit zu sprechen. Ich bin voller



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Zweifel, ob wir dies jetzt schon erreichen können. Aber ich füge hinzu: Es ist überfällig,

    (Suhr [GRÜNE]: Auch Sie sind überfällig!)

    daß der Versuch unternommen wird. Ich bin der Auffassung, daß es sehr nützlich sein wird, dann, wenn die Mailänder Diskussion vorbei ist, bei nächster Gelegenheit nach der Sommerpause über diese Frage noch einmal eine breite Diskussion hier im Hohen Hause zu führen.
    Wir haben die Absicht, in Mailand ganz entschieden für eine Stärkung der Befugnisse des Europäischen Parlaments einzutreten. Ich glaube, es gibt zu diesem Punkt hier kaum Kontroversen. Ich halte es für ganz undenkbar, daß wir beim nächsten Wahlgang zum Europäischen Parlament, bei dem wir die Bürger Europas auffordern, in freier, geheimer und direkter Wahl zur Wahlurne zu gehen, das Parlament, was seine Kompetenzen betrifft, in dem gleichen Zustand sehen, wie wir ihn heute feststellen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Ich halte das für gänzlich ausgeschlossen.
    Ich muß auch hier aus Gründen der Ehrlichkeit sagen, daß die Möglichkeiten, in Mailand einen wesentlichen Schritt voranzukommen, eher skeptisch beurteilt werden müssen. Wir — die Bundesregierung für die Bundesrepublik Deutschland — sind bereit, hier ganz wesentliche Schritte zu tun, zumal da wir bei näherem Betrachten j a alle entdecken, daß es heute im Feld der EG-Politik eine ganze Reihe von Entwicklungen gibt, die inzwischen außerhalb jeglicher parlametarischer Kontrolle stattfinden. Wir haben hier die an sich unerträgliche Situation, daß etwa bei bestimmten Assoziierungsverträgen, die tief in die nationalen Kompetenzen und die nationale Situation eingreifen, die nationalen Parlamente nicht mehr zuständig sind und das Europäische Parlament noch nicht zuständig ist. Das ist beispielsweise ein klassisches Feld, wo wir eine Kompetenzerweiterung vornehmen können.
    Wir sind darüber hinaus der Auffassung, daß es möglich sein muß — übrigens auch aus den Erfahrungen der Bundesrepublik Deutschland mit dem Kräftespiel um Gleichgewicht zwischen Bundestag und Bundesrat und dem Institut eines Vermittlungsausschusses —, Wege zwischen Parlament und Rat zu beschreiten, die auf alle Fälle dem Parlament die Möglichkeit zu wesentlich mehr Befugnissen geben. Ich bin mir darüber im klaren, daß wir nicht dogmatisch vorgehen können, sondern daß wir, wenn Sie so wollen, auf dem Wege des Pragmatischen Schritt für Schritt Raum für ein aktives Mitwirken des Europäischen Parlaments gewinnen müssen. Ich hoffe sehr, daß unsere Ansichten eine breite Mehrheit finden werden.
    Es ließe sich — um abschließend noch einen Satz dazu zu sagen — bei gutem Willen auf allen Seiten sehr wohl eine Möglichkeit finden, ein Mitbestimmungsrecht für das Parlament in entscheidenden Fragen so zu finden, daß am Ende eine Balance entsteht, indem Rat und Parlament gemeinsam entscheiden können — wobei ich mir darüber im klaren bin, daß auf absehbare Zeit sozusagen der Stichentscheid, der letzte Entscheid, beim Rat liegen muß.
    Ein weiteres wichtiges Ziel ist der Ausbau und die Vollendung des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes. Wirtschaftliches Wachstum in der Europäischen Gemeinschaft — und damit auch die Sicherung von Arbeitsplätzen und der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit — bleibt ohne freien Handel innerhalb der Gemeinschaft begrenzt. Bei einem Anteil von nahezu 50 %, den der Handel zwischen den Mitgliedstaaten an deren gesamtem Außenhandel ausmacht, bleibt der Ausbau des EG-Binnenmarktes ein vorrangiges Ziel.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir brauchen nicht zuletzt deshalb den gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum, um mit den großen Wirtschaftsmächten, den Vereinigten Staaten und Japan, auf Dauer konkurrieren zu können. Nur dann werden wir Entwicklungschancen für die europäische Industrie, auch und vor allem bei Spitzentechnologien, voll nutzen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die EG-Kommission, meine Damen und Herren, hat uns ein Weißbuch vorgelegt. Es ist ein sehr umfangreiches Werk, das erst vor 14 Tagen vorgelegt wurde. Es ist zur Stunde noch nicht möglich, zu allen Details dieses Weißbuches abschließend Position zu beziehen. Aus meiner heutigen Sicht möchte ich sagen, daß es zum ersten richtig ist, daß wir jetzt das Tor zum Binnenmarkt weit aufstoßen. Zum zweiten ist es wichtig, daß wir — wenn es zu einem solchen Regierungsmandat an die Kommission kommt; vielleicht bis Ende dieses Jahres, wie ich es eingangs beschrieben habe —, auch eine Zeittafel aufstellen, wann einzelne Vorschläge für den Binnenmarkt tatsächlich realisiert werden. Ich denke, daß es sich bei einer ersten Prüfung als richtig erweisen wird, daß das Enddatum 1992, wie es die Kommission vorgeschlagen hat, bei gutem Willen auf allen Seiten realisierbar ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Mit einem Wort: Wir stimmen dem Ansatz und den Zielvorstellungen in weiten Bereichen zu. Aber ich füge hinzu: Es geht um ungewöhnlich komplizierte Sachverhalte. Und über die Einzelheiten des Maßnahmenpakets muß gesprochen werden, erst recht in der Bundesrepublik Deutschland mit ihrem föderalen Staatsaufbau. Die hier beispielsweise vorgeschlagenen Ausbildungsmaßnahmen liegen nicht in der Kompetenz des Bundes. Wir werden über eine Menge Dinge zu reden haben. Ich will auch deutlich darauf hinweisen, daß nach meiner ersten Übersicht der eine oder andere Punkt ohne eine Verfassungsänderung gar nicht zu verwirklichen sein wird.
    Wir sind — ich sage es noch einmal — bereit, das Notwendige zu tun. Ich nenne als Beispiel die Vorschläge zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Sehen Sie, Herr Abgeordneter Vogel, auch hier ha-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    ben wir keinen Nachholbedarf. Im Europäischen Währungssystem sind wir eines der wenigen Länder, das ohne Wenn und Aber die Regelungen akzeptiert. Die Frage des freien Kapitalverkehrs ist eine entscheidende Voraussetzung europäischer Zukunft. Eine ganze Reihe unserer Nachbarn — nach einzelnen Ländern gerechnet sogar die Mehrheit der EG-Staaten — beanspruchen für sich in irgendeiner Form Sonderrechte. Es ist doch — ich sage das auch im Blick auf den vorhin erwähnten Brief meines Amtsvorgängers — kein Mangel an europäischer Gesinnung, wenn ich sage: Bevor wir weiter vorangehen, müssen wir alle uns jetzt erst einmal auf der gleichen Startlinie aufstellen und bereit sein, zunächst einmal das zu realisieren, was seit langem ausgemacht ist.
    Wir wollen die Märkte öffnen. Ich nenne als Beispiel — das ist zwar überall sehr schwer realisierbar, aber es ist zwingend — die öffentlichen Beschaffungsmärkte. Wir müssen die große Zahl der Beschränkungen im Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr spürbar verringern. Damit verbessern wir, so glaube ich, die Rahmenbedingungen entscheidend. Das ist ein weiterer, ganz zentraler Punkt.
    Bei all dem, was wir im Bereich der europäischen Wirtschafts-, Sozial-, Gesellschafts- und nicht zuletzt Währungspolitik tun können: Wir werden keinen Schritt vorankommen, wenn wir nicht zu einer echten Konvergenz der Wirtschafts-, der Haushalts- und der Währungspolitiken kommen. Nur dann kann es uns gelingen, wirklich voranzukommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Abgeordneter Vogel, Sie haben den Bereich der Hochtechnologie angesprochen. Ich kann mir Ihre Vorwürfe nur dadurch erklären, daß Sie sich mit diesem Thema nie beschäftigt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Unsinn!)

    Denn das, was Sie hier gesagt haben, war äußerst abwegig. Ein einfaches Gespräch mit dem Kollegen Riesenhuber hätte Ihnen unschwer die Einsicht vermitteln können, daß Sie hinter der tatsächlichen Entwicklung um Jahre zurück sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Wahrheit, meine Damen und Herren, ist doch — die gestrige Erklärung der beiden Außen- und Verteidigungsminister hat es einmal mehr deutlich gemacht —, daß wir auf gutem Wege sind, in Europa im Blick auf Spitzentechnologie wesentliche Fortschritte zu machen. Aber, meine Damen und Herren, das ist keine Frage der Emotion, sondern das ist eine Frage dessen, was sich nüchtern rechnet.
    Wir gehen dabei von der Überzeugung aus, daß wir im Bereich nationaler Forschung das fortsetzen, was wir in nationaler Forschung am besten tun können, und daß wir in europäischer Kooperation — ich bin hier in völliger Übereinstimmung mit Präsident Mitterrand — das tun, was wir am besten in europäischer Kooperation verwirklichen können.
    Hier besteht ein unübersehbarer Dissens zur Kommission. Wir sind der Auffassung, daß für einen erheblichen Teil dieser Forschungsprojekte in der EG die Hinzuziehung anderer europäischer Staaten ermöglicht werden soll, soweit Sie dies wünschen und sich beteiligen können. Ich denke an die Schweiz, ich denke an Österreich, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit einem Wort: Wir haben guten Grund — Sie haben hier das Stichwort Eureka gebracht —, davon auszugehen, daß wir in Mailand ein Startsignal in die richtige Richtung geben können.
    Herr Abgeordneter Vogel, Ihr Hinweis auf SDI ist noch abwegiger. Denn gerade der französische Präsident hat doch gesagt, daß Eureka und SDI kompatibel sind, daß sie sich also nicht ausschließen. Sie wollen sich — aus ganz anderen politischen Motiven — von SDI ausschließen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Bitte, beanspruchen Sie nicht das Staatsoberhaupt unseres befreundeten Nachbarlandes für Ihre Ansichten! Denn Präsident Mitterrand teilt Ihre Ansichten bekanntlich nicht.
    Ein weiterer Punkt, den ich hier abschließend noch ansprechen möchte, ist das Thema: Europa der Bürger. Ich glaube, das ist in der langfristigen Entwicklung eines der wichtigsten Themen, weil wir aus allen Umfragen und Untersuchungen der Gallup-Institute in Europa wissen, daß das Interesse an der europäischen Integration spürbar nachgelassen hat. Das, was Europa ausmacht, darf sich für den Bürger nicht auf das Stichwort „Butterberg" und auf andere Stichworte verkürzen. Vielmehr müssen wir uns alle bemühen, Europa dem Bürger in der Praxis, im Alltag näherzubringen, auch im emotionalen Bereich.
    Wir haben hier ganz wesentliche Fortschritte gemacht. Herr Abgeordneter Vogel, Sie alle hätten das in Ihrer Amtszeit längst tun können. So hätten Sie beispielsweise das Abkommen über die Öffnung der Grenze mit Frankreich schließen können.

    (Beifall des Abg. Dr. Wulff [CDU/CSU])

    Wenn man — dessen rühmte man sich uns gegenüber damals ja — tatsächlich jede Woche in engem Kontakt mit dem Präsidenten der französischen Republik stand, dann hätte es ja möglich sein müssen, die Grenzöffnung bei diesen vielen Gesprächen weiter voranzutreiben. Es ist uns in den letzten Wochen, wie Sie wissen, gelungen, eine gleiche Regelung mit den Benelux-Ländern zu finden. Wir haben mit Österreich ein solches Abkommen geschlossen, und ich bin eigentlich ganz hoffnungsvoll, daß es im Laufe des Jahres gelingt, auch mit unserem Nachbarn Schweiz ein wesentliches Stück weiterzukommen. Wenn dies so sein sollte, Herr Abgeordneter Vogel, dann können wir am Ende des Jahres 1985 sagen, daß wir binnen 16 Monaten — nachdem 13 Jahre lang nichts geschehen ist — an der Westgrenze der Bundesrepublik genau jene Öffnung der Grenzen erreicht haben, die unsere Bürger immer verlangt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Meine Damen und Herren! Es gibt im Blick auf das Europa der Bürger noch viele wichtige Detailfragen, die für den einzelnen ärgerlich sind. Ich will nur ein Beispiel unter den vielen herausgreifen: der ganz unsinnige bürokratische Aufwand, der beispielsweise in Europa noch bei der Anerkennung der Führerscheine aus dem jeweils anderen Nachbarland herrscht.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Wenn man vom Europa der Bürger spricht, wenn wir eine so starke Durchlässigkeit der Grenzen haben, wie das heute glücklicherweise der Fall ist, wenn Millionen von Menschen — nicht zuletzt viele hunderttausende junger Leute — die Grenzen passieren, dann ist es doch wirklich das Selbstverständlichste der Welt, daß wir gegenseitig unsere Führerscheine anerkennen und daß wir hier unter den europäischen Ländern wenigstens bereit sind, Maßstäbe anzulegen, wie sie bei der Anerkennung des USA-Führerscheins in den meisten europäischen Ländern längst angelegt werden.
    Ich könnte diese Liste beliebig erweitern. Die Frage eines europäischen Jugendwerks und vieles andere gehört in diesen Bereich.
    Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen. Wir haben uns auf diesen Mailänder Gipfel sehr sorgfältig vorbereitet. Wir haben in vielen bilateralen Gesprächen mit unseren Partnern und Freunden ausgelotet, welche Chancen bestehen. Ich selbst habe die Weisung gegeben — und das ist auch mein eigener Maßstab für Mailand —, daß wir neben einer realistischen Betrachtung dessen, was jetzt möglich ist, in Mailand darüber hinaus auch deutlich machen, wohin wir gehen wollen, auch dort, wo es sich jetzt noch um ein Stück Vision handelt, das innerhalb der Gemeinschaft noch nicht mehrheitsfähig ist.
    Wir stehen in der Tradition — ich sage das einmal als Vorsitzender der Christlich Demokratischen Union — der Europa-Politik Konrad Adenauers. Es war die große Vision der Staatsmänner, die Europa nach dem Kriege begründet haben, aus der Geschichte zu lernen, daß Krieg und Gewalt nie wieder ein Mittel europäischer Politik sein dürfen und daß aus Erbfeinden Freunde werden. Wir haben in diesen Jahrzehnten — auch das muß man fairerweise sagen — gewaltige Fortschritte gemacht. Aber wir haben uns vielleicht zu sehr angewöhnt, die Rückschläge in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen und das, was wirklich geschehen ist, zuwenig zu würdigen. Ich bin mit Ihnen, Herr Abgeordneter Vogel, der Meinung — das ist einer der wenigen Punkte, in denen wir völlig übereinstimmen —, das Mailand noch einmal eine große Chance ist. Wir alle wollen sie nutzen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)