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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/149 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 149. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Inhalt: Wahl des Abg. Berger zum Vertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 11079 A Wiederwahl des früheren Abg. Schmidt (Kempten) zum Mitglied des Verwaltungsrates der Lastenausgleichsbank . . . . 11079B Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/3572 in der 148. Sitzung 11079 B Erweiterung der Tagesordnung 11079 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 11149A Seiters CDU/CSU (zur GO) 11079 D Frau Dr. Timm SPD (zur GO) 11080A Suhr GRÜNE (zur GO) 11081A Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Wahl der Mitglieder der Rundfunkräte der Anstalten des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" und „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3545 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD Wahl der vom Deutschen Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" -- Drucksache 10/3554 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3555 — in Verbindung mit Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 10/3558 — Seiters CDU/CSU 11079 C Frau Dr. Timm SPD 11080A Wolfgramm (Göttingen) FDP 11084A Suhr GRÜNE 11085A Mischnick FDP 11086 D Abstimmung über das Berechnungsverfahren 11087A Wahlen — Ergebnis 11119A, 11119 D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Europapolitik — Drucksache 10/3152 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Steger, Roth, Catenhusen, II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Fischer (Homburg), Grunenberg, Nagel, Stahl (Kempen), Stockleben, Vahlberg, Vosen und der Fraktion der SPD Unterstützung des französischen EG-Memorandums „Eine neue Stufe Europas: ein gemeinsamer Raum für Industrie und Forschung" durch die Bundesregierung — Drucksachen 10/1305, 10/2364 — Beratung des Sechsten Berichts und der Empfehlung der Europa- Kommission zur Frage der Einsetzung einer Regierungskonferenz zur Fortentwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Europäischen Union durch den Europäischen Rat in Mailand am 29./30. Juni 1985 — Drucksache 10/3420 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Anwendung des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Portugiesischen Republik über die Durchführung einer spezifischen Finanzhilfe zur Verbesserung der Agrarstrukturen und der Fischereistrukturen in Portugal — Drucksachen 10/3116 Nr. 8, 10/3424 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Paßgesetzes — Drucksache 10/3303 — in Verbindung mit Beratung des Fünften Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der rechtzeitigen Einführung des Europa- Passes -- Drucksache 10/2400 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Sitzung des Europäischen Rates am 28./ 29. Juni 1985 in Mailand — Drucksache 10/3564 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Europapolitik — Drucksache 10/3569 — Dr. Vogel SPD 11088 B Dr. Kohl, Bundeskanzler 11093C Brück SPD 11100C Dr. Rumpf FDP 11102A Frau Kelly GRÜNE 11104 B Dr. Stercken CDU/CSU 11107 B Müller (Schweinfurt) SPD 11109 B Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 11110 D Antretter SPD 11112 D Kohn FDP 11115A Dr. Schwörer CDU/CSU 11116 D Dr. Wulff CDU/CSU 11117 B Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU . . 11118A Aktuelle Stunde betr. verstärkten militärischen Einsatz der Sowjetunion in Afghanistan Dr. Todenhöfer CDU/CSU 11138B Neumann (Bramsche) SPD 11138D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 11139C Horacek GRÜNE 11140 B Frau Geiger CDU/CSU 11140 D Schlaga SPD 11141D Möllemann, Staatsminister AA 11142 B Werner (Ulm) CDU/CSU 11143 D Bindig SPD 11144 D Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 11145B Gansel SPD 11146A Höffkes CDU/CSU 11147A Duve SPD 11147 D Schwarz CDU/CSU 11148 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Expertentreffen für Menschenrechte der KSZE in Ottawa Genscher, Bundesminister AA 11149 B Dr. Ehmke (Bonn) SPD 11154D Reddemann CDU/CSU 11158 A Horacek GRÜNE 11159 D Schäfer (Mainz) FDP 11162 A Klose SPD 11164B Graf Huyn CDU/CSU 11168A Windelen, Bundesminister BMB . . . 11169C Schlaga SPD 11171B Dr. Hupka CDU/CSU 11172 D Neumann (Bramsche) SPD 11174 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 III Jäger (Wangen) CDU/CSU 11176 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 11177 C Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Grunenberg, Dr. Klejdzinski, Antretter, Dr. Corterier, Ewen, Fischer (Homburg), Herterich, Dr. Holtz, Klose, Nagel, Purps, Rapp (Göppingen), Dr. Schwenk (Stade) und der Fraktion der SPD Tiefseebergbau — Drucksachen 10/2932, 10/3447 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Internationaler Seerechtsgerichtshof der Vereinten Nationen — Drucksache 10/2930 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen — Drucksache 10/2931 — Dr. Sprung, Parl. Staatssekretär BMWi . 11179B Grunenberg SPD 11180D Kittelmann CDU/CSU 11182 B Frau Eid GRÜNE 11184A Beckmann FDP 11184D Klose SPD 11186 B Dr. von Geldern CDU/CSU 11187 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes — Drucksache 10/3453 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung — Drucksache 10/3536 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3552 — Broll CDU/CSU 11188 D Becker (Nienberge) SPD 11189C Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 11190C Beckmann FDP 11191 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Jaunich, Frau Schmidt (Nürnberg), Kuhlwein, Gilges, Delorme, Fiebig, Hauck, Müller (Düsseldorf), Weisskirchen (Wiesloch), Frau Dr. Lepsius, Sielaff, Witek und der Fraktion der SPD Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung im März 1985 — Drucksache 10/3462 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung im März 1985 — Drucksache 10/3560 — Delorme SPD 11192C Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 11193 D Frau Wagner GRÜNE 11195A Neuhausen FDP 11196A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 11197 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Weltfrauenkonferenz 1985 in Nairobi (Kenia) zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP Weltfrauenkonferenz 1985 in Nairobi — Drucksachen 10/2810, 10/3021, 10/3490 — Frau Wagner GRÜNE 11199 D Frau Männle CDU/CSU 11200 D Frau Blunck SPD 11201 C Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 11202 C Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 11203 C Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1985 bis 1988 — Drucksache 10/3297 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 11204 D Immer (Altenkirchen) SPD 11205 C Hornung CDU/CSU 11206 C Werner (Dierstorf) GRÜNE 11207C Bredehorn FDP 11208 D IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 Fragestunde — Drucksache 10/3539 vom 21. Juni 1985 — Offenbarung einer Steuervermeidung durch Staatssekretär Boenisch bei seinem Amtsantritt als Regierungssprecher, insbesondere gegenüber dem Bundeskanzler MdlAnfr 1, 2 21.06.85 Drs 10/3539 Klein (Dieburg) SPD AntW StMin Vogel BK 11120 A ZusFr Klein (Dieburg) SPD 11120A ZusFr Dr. Sperling SPD 11120 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 11120C ZusFr Reuter SPD 11120D ZusFr Gansel SPD 11121C ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 11121 D ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . 11121 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 11122A ZusFr Duve SPD 11122 B ZusFr Hettling SPD 11122C Beteiligung deutscher Pioniere am Bau von Straflagern in Togo MdlAnfr 41, 42 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Diederich (Berlin) SPD Antw StMin Möllemann AA 11122 D ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 11123A ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 11123 D ZusFr Frau Blunck SPD 11123D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 11124C ZusFr Hettling SPD 11125A ZusFr Stockhausen CDU/CSU 11125 B Verbringung von Kindern von Afghanistan in die Sowjetunion MdlAnfr 46 21.06.85 Drs 10/3539 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Möllemann AA 11125 D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . . 11125D Aufgaben afghanischer, in die Sowjetunion verbrachter Kinder nach ihrer Rückkehr nach Afghanistan MdlAnfr 47 21.06.85 Drs 10/3539 Schlaga SPD Antw StMin Möllemann AA 11126 A ZusFr Schlaga SPD 11126 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . . 11126 B Aussage des Präsidenten der UNO-Vollversammlung über die Einsetzung einer Interimsregierung in Namibia durch Südafrika; Anerkennung einer SWAPO-Regierung durch die Bundesregierung MdlAnfr 63, 64 21.06.85 Drs 10/3539 Frau Eid GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 11126 D ZusFr Frau Eid GRÜNE 11127 A ZusFr Duve SPD 11127 B Widersprüchliche Aussagen des Koordinators für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Berndt von Staden, und des Bundeskanzlers zum Friedensvertragsvorbehalt MdlAnfr 61 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11127 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11127C ZusFr Duve SPD 11128A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11128 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 11128 D Aussage des polnischen Partei- und Regierungschefs Jaruzelski über das Ende der Ausreise und die Nichtexistenz einer deutschen Volksgruppe MdlAnfr 62 21.06.85 Drs 10/3539 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11129A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11129B ZusFr Gansel SPD 11129 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11129 D ZusFr Schlaga SPD 11130 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11130 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 11130C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 11130C Stellungnahme der Bundesregierung zum gemeinsamen Entwurf von SPD und SED für ein Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa MdlAnfr 65 21.06.85 Drs 10/3539 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 11131A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11131C ZusFr Frau Borgmann GRÜNE 11132A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11132A ZusFr Schlaga SPD 11132B ZusFr Duve SPD 11132C ZusFr Mann GRÜNE 11133A ZusFr Conradi SPD 11133A ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 11133 B ZusFr Bahr SPD 11133C Gefährdung der Existenz der Kutter- und Küstenfischerei durch den Einsatz von Fangfabrikschiffen beim Seelachsfang MdlAnfr 85 21.06.85 Drs 10/3539 Carstensen (Norstrand) CDU/CSU Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 V Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 11134 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11134C EG-Genehmigung für die Gründung einer Fangunion der deutschen Hochseefischerei; Modernisierung der Fischereiflotte zur Ausschöpfung der verfügbaren Fischressourcen MdlAnfr 86, 87 21.06.85 Drs 10/3539 Hettling SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 11134 D ZusFr Hettling SPD 11135A ZusFr Frau Blunck SPD 11135 D ZusFr Grunenberg SPD 11136A Unterschied zwischen dem Strukturkonzept für die deutsche Hochseefischerei des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem des Verbandes der Hochseefischerei MdlAnfr 88, 89 21.06.85 Drs 10/3539 Ewen SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 11136 B ZusFr Ewen SPD 11136 8 ZusFr Metz CDU/CSU 11136 C ZusFr Kühbacher SPD 11136D ZusFr Frau Blunck SPD 11137 A ZusFr Hettling SPD 11137 A ZusFr Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 11137 B ZusFr Grunenberg SPD 11137B ZusFr Eigen CDU/CSU 11137C Nächste Sitzung 11210A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11211* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jansen (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes 11211* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Juni 1985 11079 149. Sitzung Bonn, den 27. Juni 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 28. 6. Dr. Blank 28. 6. Brandt 28. 6. Breuer 28. 6. Catenhusen 28. 6. Franke (Hannover) 28. 6. Dr. Hauff 28. 6. Frau Hürland 28. 6. Ibrügger 28. 6. Jung (Düsseldorf) 27. 6. Keller 28. 6. Kroll-Schlüter 28. 6. Frau Dr. Martiny-Glotz 28. 6. Dr. Marx 28. 6. Dr. Müller * 28. 6. Nagel 28. 6. Polkehn 28. 6. Frau Schmidt (Nürnberg) 28. 6. Schmidt (Wattenscheid) 28. 6. Tillmann 28. 6. Voigt (Frankfurt) 28. 6. Frau Dr. Wex 28. 6. Dr. Wieczorek 28. 6. Dr. Zimmermann 27. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jansen (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes Ich habe gegen die vorgeschlagene Diätenerhöhung gestimmt, weil ich es in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und tiefgreifender sozialer Not in vielen Familien für politisch unverantwortlich halte, daß die Vertreter des ganzen Volkes ihre MonatsAnlagen zum Stenographischen Bericht einkommen in voller Höhe von 8 000,- DM um 2,8 Prozent oder 224,- DM erhöhen. Ich kann verstehen, daß Abgeordnete ihre Einkommensentwicklung mit der Höhe und den Zuwächsen bei Ministerialbeamten vergleichen. Aber genau hier liegt das Problem. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, durch die viele Menschen in große Not geraten, müssen die vielen politischen Sprüche und sozialen Beruhigungsformeln endlich zum solidarischen Handeln führen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Einkommen der Rentner werden gedrosselt, Arbeitslosenhilfe wird gekürzt und andererseits wird eine Steuerreform verabschiedet, die hohe Einkommen und damit auch wiederum unsere Diätenbezüge besonders begünstigt, statt für hohe Einkommen endlich einmal eine Ergänzungsabgabe als Solidarbeitrag einzuführen. Ich stimme auch deshalb gegen diese Diätenerhöhung, weil wir unbedingt in der Besoldungsgesetzgebung für Beamte eine Regelung einführen müssen, die lineare Erhöhungen nicht auf jede Einkommenshöhe anwendet. Ein 6 000 DM-, 8 000 DM- oder 15 000 DM-Verdiener kann nicht verlangen, daß er drei oder vier Prozent Steigerung auf sein gesamtes Einkommen erhält. Festbeträge für kleine Einkommen und prozentuale Erhöhungen bis zur Höhe der Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer müssen eingeführt werden. Für die Bezieher höherer Einkommen darf deren Gehalt dann auch nur in diesem Gehaltsteil gesteigert werden. Und ich behaupte, wenn das Parlament dieses beraten und so oder ähnlich beschließen will, dann müssen wir bei uns anfangen, Einkommensentwicklungen zu begrenzen. Der heutige Beschluß aber wird auch bei gutwilligen Betrachtern Enttäuschung auslösen. Wann endlich begreifen wir, daß wir nur dann Hoffnung und Vertrauen in die parlamentarische Demokratie erreichen können, wenn wir hier und jetzt beispielhaft die Prinzipien eines sozialen Rechtsstaates praktizieren. Selbstbeschränkung der Parlamentarier ist gefragt, um Zeichen zu setzen.
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    Rede von Dr. Philipp Jenninger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
    Meine Damen und Herren, bevor wir zur Abstimmung kommen, bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für einige Hinweise zum Verfahren. Die vorliegenden Anträge enthalten jeweils unter Nr. 1 Vorschläge für das Berechnungsverfahren der Stellenanteile der Fraktionen. Unter Nr. 2 der Anträge werden Wahlvorschläge gemacht. Ich lasse heute morgen zunächst über das Berechnungsverfahren, in den Anträgen jeweils unter Nr. 1, abstimmen. Die Wahlen selbst werden als gesonderter Zusatzpunkt nach der Beratung des Punktes 17 der Tagesordnung voraussichtlich gegen 12.30 Uhr durchgeführt.
    Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich rufe die Nr. 1 des Antrages der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 10/3545 auf. Wer diesem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Antrag ist angenommen.
    Meine Damen und Herren, kann ich nach diesem Ergebnis davon ausgehen, daß sich Abstimmungen über die Nr. 1 der Anträge der SPD und der Fraktion DIE GRÜNEN erübrigen? —

    (Zustimmung bei der SPD — Zurufe von den GRÜNEN: Nein!)

    — Ich habe die Zustimmung der Fraktion der SPD. Ich habe nicht die Zustimmung der Fraktion DIE GRÜNEN.
    Deswegen stelle ich den Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN zur Abstimmung. Wer diesem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf der Drucksache 10/3558 unter Nr. 1 zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Antrag ist abgelehnt.
    Meine Damen und Herren, für die Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates des Deutschlandfunks sind technische Vorbereitungen, Druck der Wahlausweise und Stimmzettel, erforderlich. Ich möchte die Fraktionen bitten, soweit andere als die bereits vorliegenden Wahlvorschläge gemacht werden sollten, mir diese bis 10.30 Uhr mitzuteilen. Sind Sie mit diesem Verfahren einverstanden? — Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
    Ich rufe nunmehr die Punkte 17 a bis f sowie die Zusatzpunkte 4 und 5 der Tagesordnung auf:
    17. a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Europapolitik
    — Drucksache 10/3152 —
    Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: Auswärtiger Ausschuß (federführend)

    Finanzausschuß
    Ausschuß für Wirtschaft
    Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
    Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Verteidigungsausschuß
    Ausschuß für Forschung und Technologie Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Haushaltsausschuß
    b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie (18. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Steger, Roth, Catenhusen, Fischer (Homburg), Grunenberg, Nagel, Stahl (Kempen), Stockleben, Vahlberg, Vosen und der Fraktion der SPD
    Unterstützung des französischen EG-Memorandums „Eine neue Stufe Europas: ein gemeinsamer Raum für Industrie und Forschung" durch die Bundesregierung
    — Drucksachen 10/1305, 10/2364 —
    Berichterstatter:
    Abgeordnete Lenzer Vosen
    Dr.-Ing. Laermann Frau Dr. Bard
    c) Beratung des Sechsten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Einsetzung einer Regierungskonferenz zur Fortentwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Europäischen Union durch den Europäischen Rat in Mailand am 29./30. Juni 1985
    — Drucksache 10/3420 —
    Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuß
    d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
    Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Anwendung des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Portugiesischen Republik über die Durchführung einer spezifischen Finanzhilfe zur Verbesserung der Agrarstruktur- und der Fischereistrukturen in Portugal
    — Drucksachen 10/3116 Nr. 8, 10/3424 —
    Berichterstatter:
    Abgeordneter Werner (Dierstorf)




    Präsident Dr. Jenninger
    e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Paßgesetzes (PaßG)

    — Drucksache 10/3303 —
    Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: Innenausschuß (federführend)

    Rechtsausschuß
    Ausschuß für Verkehr
    Ausschuß für Innerdeutsche Beziehungen Haushaltsausschuß mitberatend und gemäß § 96 GO
    f) Beratung des fünften Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der rechtzeitigen Einführung des Europa-Passes
    — Drucksache 10/2400 —
    Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: Innenausschuß (federführend)

    Auswärtiger Ausschuß
    Zusatzpunkt 4:
    Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Sitzung des Europäischen Rates am 28./29. Juni 1985 in Mailand
    — Drucksache 10/3564 — Zusatzpunkt 5:
    Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Europapolitik
    — Drucksache 10/3569 —
    Meine Damen und Herren, nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind eine gemeinsame Beratung der Punkte 17 a bis f und der Zusatzpunkte 4 und 5 der Tagesordnung sowie eine Aussprache von drei Stunden Dauer vorgesehen. — Kein Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
    Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht?
    — Das ist nicht der Fall.

    (Unruhe)

    Ich eröffne die allgemeine Aussprache. Das 'Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Vogel.

    (Anhaltende Unruhe)

    — Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, Platz zu nehmen. — Herr Abgeordneter Vogel, ich bitte um Geduld. Ich bin erst bereit, Ihnen das Wort zu erteilen, wenn die Kolleginnen und Kollegen entweder Platz genommen oder den Saal verlassen haben. — Das gilt auch für Abgeordnete der FDP-Fraktion. — Ich bitte, die Unterhaltungen einzustellen. — Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Vogel.


Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herzlichen Dank, Herr Präsident.

(Lachen bei der CDU/CSU)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn der Herr Bundeskanzler diese Europa-Debatte mit einer Regierungserklärung eingeleitet hätte. Wir hätten nach all dem europapolitischen Hin und Her der letzten Tage und Wochen gerne gehört, mit welchen Absichten Sie, Herr Bundeskanzler, nun eigentlich nach Mailand gehen. Wir wissen, daß es mit Ihrer Richtlinienkompetenz gegenüber Ihren Ministern nicht weit her ist. Aber wir hätten doch gerne erfahren, ob Sie wenigstens für sich selbst eine eigene Richtlinie für diese Verhandlungen haben.

(Beifall bei der SPD)

Herr Bundeskanzler, gilt eigentlich all das noch, was Sie früher in bezug auf Mailand gesagt haben? Das waren starke Worte. Sie würden, so sagten Sie z. B. auf Ihrem Parteitag in Essen im März 1985, „in Mailand die Weichen stellen" für den „tatkräftigen Beginn des Baus der Vereinigten Staaten von Europa." Wörtlich fügten Sie hinzu:
Ich
— Helmut Kohl —
bin fest entschlossen ..., einen wesentlichen und entscheidenden Schritt zur politischen Einigung Europas voranzugehen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Gilt das eigentlich noch? Ich denke dabei vor allem an die Art und Weise Ihrer Europapolitik, an die Strategie, mit der Sie Ihre Ziele erreichen wollen.
    Was wir Sozialdemokraten wollen, zeigt der von uns vorgelegte Entschließungsantrag. Wir wollen, daß die Europäische Gemeinschaft wieder eine politische Perspektive bekommt und endlich den Blick in die Zukunft richtet.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen, daß der Europäische Rat in Mailand das Verfassungsprojekt des Europäischen Parlaments voranbringt und damit beginnt, die Vorschläge des Dooge-Komitees zu verwirklichen. Wir sind für die Herstellung eines umfassenden Binnenmarktes. Wir sind für Fortschritte auf dem Weg zu einer europäischen Währung. Wir wollen eine gemeinsame Agrarpolitik, die eine umweltverträgliche Landbewirtschaftung ermöglicht

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Da hättet ihr früher anfangen sollen!)

    und auch den Bauern, vor allem den Familienbetrieben, soziale Gerechtigkeit widerfahren läßt.

    (Beifall bei der SPD — Stockhausen [CDU/ CSU]: Das habt ihr lange Jahre versäumt!)

    Wir wollen gemeinsame Anstrengungen zur Überwindung der Arbeitslosigkeit. 13 Millionen Arbeitslose in der Europäischen Gemeinschaft — das ist nicht nur eine nationale Herausforderung, das ist auch eine europäische Herausforderung.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Vogel
    Zu diesem Zweck müssen wir in Europa auf neuen Feldern zusammenarbeiten, etwa auf dem Felde der Technologie.

    (Bueb [GRÜNE]: Großtechnologie!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Europa eine Zukunft haben soll, dann muß es endlich auch zum Europa der Arbeitnehmer und der sozialen Gerechtigkeit werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind ebenso für die Beschränkung des Vetos auf die in den Römischen Verträgen vorgesehenen Fälle. Wir wollen mehr Rechte für das Europäische Parlament. Die nationalen Zuständigkeiten, die wir als Parlament abgeben, dürfen nicht länger allein dem Ministerrat und der Kommission überantwortet bleiben. Sie dürfen nicht in einen parlamentsfreien Raum abwandern. Ein demokratisches Europa kann nicht auf die Dauer mit einem Parlament leben, dessen Befugnisse weit hinter denen der Volksvertretungen des 19. Jahrhunderts zurückbleiben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist eine anachronistische Entwicklung.
    Wir wollen auch, daß die Gemeinschaft in Fragen der Außenpolitik und Sicherheitspolitik künftig viel stärker als bisher mit einer Stimme spricht.

    (Berger [CDU/CSU]: Das schafft noch nicht einmal Ihre Partei!)

    Sie sagen, Herr Bundeskanzler — —

    (Bundeskanzler Dr. Kohl bespricht sich auf der Regierungsbank mit Mitgliedern der CDU/CSU-Fraktion — Zuruf von der CDU/ CSU: Herr Oberlehrer, reden Sie ruhig weiter! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Aber entschuldigen Sie, ich bewundere den Kanzler bei seiner Regierungstätigkeit; das muß mir doch erlaubt sein. —

    (Beifall bei der SPD — von Schmude [CDU/CSU]: Sie kriegen den Mund vor Staunen nicht mehr zu! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie, Herr Bundeskanzler, sagen bei anderen Gelegenheiten, daß Sie das alles auch wollen. Nun gut. Wenn das so ist, wenn Sie das alles auch wollen, dann besitzen wir in der Bundesrepublik Deutschland in Sachen Europa etwas, wovon andere Staaten und Völker der Gemeinschaft mehr oder weniger weit entfernt sind. Wir besitzen dann nämlich in Sachen Europa einen nationalen Konsens. Dieser nationale Konsens in Sachen Europa könnte der Bundesrepublik auf dem Weg zur Einigung Europas ein besonderes Gewicht geben.
    Ein nationaler Konsens in Sachen Europa, Herr Bundeskanzler, das ist ein Pfund, mit dem Sie wuchern könnten. Ja, wenn Sie es könnten! Aber Sie können es leider nicht. Im Gegenteil: Selten ist eine so große Chance schon im Vorwege so mutwillig gefährdet worden. Keiner Ihrer Vorgänger hat in so kurzer Zeit so viel europäisches Porzellan so gründlich zerschlagen wie Sie, und das nicht wegen sachlicher Gegensätze, sondern vor allem wegen einer Häufung strategischer und taktischer Fehler

    (Beifall bei der SPD)

    oder, klarer ausgedrückt, aus schlichtem Unvermögen.

    (Lenzer [CDU/CSU]: Ein Glück, daß wir Sie haben!)

    Das begann schon mit der Tragikomödie um die Abgaswerte. Herr Zimmermann, Ihr Innenminister, ist dabei mit unseren europäischen Partnern so umgegangen, wie er das mit Ihnen tut oder wie die CSU das in Bayern gewohnt ist: mit großspurigen Ankündigungen, mit Drohungen und halbwahren Behauptungen, auch mit dem Versuch, andere vor vollendete Tatsachen zu stellen. So kann — wie wir beobachtet haben — Ihr Innenminister zwar mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, ungestraft umspringen. Sie sind dann allenfalls erstaunt, wenn Ihnen Ihr eigener Minister öffentlich Führungsschwäche vorwirft. Mit der deutschen Automobilindustrie tut sich Herr Zimmermann da schon etwas schwerer. Die antwortet Herrn Zimmermann so, wie er es verdient. Mit unseren europäischen Partnern ist der Umgang, den Herr Zimmermann pflegt, vollends unmöglich. Die halten nämlich Herrn Strauß und die CSU nicht für den Nabel von Europa.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Partner wissen zu reagieren, wenn Herr Zimmermann ihnen Ultimaten stellt oder wenn er in rüdem Ton Konzessionen verlangt, selber aber eigensinnig jede Konzession in Sachen Tempobeschränkung ablehnt.
    Da braucht sich niemand zu wundern, daß Sie und Herr Zimmermann mit Ihren Plänen Schiffbruch erleiden, und zwar auch in den Punkten, in denen Sie in der Sache durchaus über gute, ja überzeugende Argumente verfügen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie früher anders gesehen!)

    Dieses Verhalten, Herr Bundeskanzler, hat sich in Ihrem unklaren Hin und Her in der Frage Eureka und/oder SDI fortgesetzt. Warum, Herr Bundeskanzler, unterstützen Sie eigentlich in dieser Frage nicht Ihren eigenen Außenminister? Herr Genscher hat doch seinem französischen Kollegen Dumas am 13. April 1985 in Saarbrücken bei der Eröffnung der Internationalen Saarmesse das Stichwort für einen überaus konstruktiven Vorschlag gegeben. Herr Genscher bemüht sich doch seitdem um eine breite europäische Zustimmung zu Eureka. Er macht doch auch seine vernünftige und berechtigte Distanz gegenüber SDI fast täglich deutlich. Warum lassen Sie ihn allein, statt ihm beizustehen, und so Europa einen großen und wichtigen Schritt nach vorne zu bringen? Sie tun das Gegenteil. Sie lassen Herrn Kollegen Dregger in Washington sagen, die Bundesrepublik müsse eine Vorreiterrolle für SDI spielen und sich notfalls allein an SDI beteiligen.
    Außerdem: Warum lassen Sie eigentlich zu, Herr Bundeskanzler, daß Ihr Außenminister in den letz-



    Dr. Vogel
    ten Tagen und Wochen zum Gegenstand immer schärferer und immer härterer Angriffe aus Ihren eigenen Reihen, aus den Reihen der Union wird? Es ist doch ein Alarmzeichen, wenn Herr Kollege Rühe öffentlich seine eigenen Freunde ermahnen muß, nicht über Überschriften zu diskutieren, sondern in der außenpolitischen Kontinuität zu bleiben. Warum, Herr Bundeskanzler, stoßen Sie den französischen Präsidenten durch wolkige und widersprüchliche Äußerungen vor den Kopf und beschädigen so Europa ein weiteres Mal? Selbst Wohlmeinende können bei diesem Durcheinander keine außenpolitische Linie der deutschen Bundesregierung und ihres Kanzlers mehr erkennen.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Sie lesen die falsche Zeitung!)

    Die Frage geht allerdings auch an Herrn Kollegen Genscher. Herr Kollege Genscher, wie lange wollen Sie sich eigentlich noch gefallen lassen, daß Sie immer mehr zum Gegenstand auch persönlicher Angriffe werden, und daß Sie an den Rand geschoben werden? Herr Dregger stellt Sie inzwischen j a schon öffentlich zur Rede. Bei der Anberaumung des sogenannten Koalitionsgipfels über die Außenpolitik wird auf Ihre Termine, Herr Kollege Genscher, überhaupt keine Rücksicht mehr genommen. Sie sind offenbar für außenpolitische Gipfelgespräche der Koalition inzwischen entbehrlich oder störend. Darf ich fragen: Haben Sie das alles bei der Wende eigentlich vorausgesehen, oder sind Sie jetzt, Herr Genscher, in dem Netz verfangen, das Sie selbst ausgeworfen haben?

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht nur die Opposition, sondern inzwischen auch weite Teile der Öffentlichkeit, j a, Ihre eigenen Anhänger fragen: Wer bestimmt eigentlich die deutsche Außenpolitik? Mit wem, meine Damen und Herren, müssen andere Führungen reden, um herauszufinden, welches die Absichten der deutschen Außenpolitik sind,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    mit Ihnen, Herr Genscher, mit Herrn Teltschik, mit Herrn Strauß, mit Herrn Dregger oder vielleicht neuerdings vorsorglich auch mit den Herren Czaja, Huyn und Hupka, um auf diese Weise herauszufinden, was Sie eigentlich wollen?

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Jobst [CDU/CSU]: Wer ist „Huhn"? — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Der Hühnervogel! — Heiterkeit bei der CDU/CSU — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Meine Damen und Herren, ich freue mich ja, daß Sie sich wenigstens darüber noch freuen können, denn sonst haben Sie im Moment gar nicht so viel zu lachen.

    (von Schmude [CDU/CSU]: Sie können ja nicht lachen! Ihnen ist doch das Lachen vergangen! — Zuruf von der CDU/CSU: Mehr ist bei Ihnen nicht drin! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sind Sie fertig, meine Damen und Herren? — Ich möchte Ihnen — wie immer — Gelegenheit zur vollen Entfaltung lassen.

    (Berger [CDU/CSU]: Schon wieder dieses Gönnerhafte!)

    Das ist immer so eindrucksvoll.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Dieses Durcheinandergeschrei ist auch symptomatisch für Ihre Außenpolitik; die spielt sich genauso ab.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    Der vorläufige Höhepunkt des europapolitischen Trauerspiels ist jedoch leider mit dem Getreidepreisveto erreicht worden. Es war schon schlimm genug, daß Sie, Herr Bundeskanzler, seit Monaten Ihren Finanzminister für Einsparungen und europäische Haushaltsdisziplin und Ihren Landwirtschaftsminister gleichzeitig für höhere Agrarausgaben kämpfen ließen.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Gar nicht für höhere, für gleiche!)

    Aber es ist schlechterdings unverständlich, daß Sie erstmals seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft selber ein deutsches Veto gegen eine Entscheidung des Ministerrats einlegen, während Sie gleichzeitig überall die Rückkehr zum Mehrheitsentscheid fordern. Damit ziehen Sie sich doch selbst den Teppich unter den Füßen weg.

    (Beifall bei der SPD — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sagen Sie den Bauern doch mal, daß Sie für Preissenkungen sind!)

    Das sind doch die Fakten: Am 7. Juni sagen Sie bei einem freundlicherweise gegebenen Mittagessen vor dem neuen Monnet-Komitee mit ernster Miene in Anwesenheit hervorragender europäischer Politiker und in Anwesenheit des Herrn Delors, des Präsidenten der EG-Kommission, wörtlich:
    Wir wollen institutionelle Reformen, insbesondere die Rückkehr zu den Mehrheitsregeln der Römischen Verträge.
    Fünf Tage später, am 12. Juni, legt Herr Kiechle in Ihrem Auftrag das erste deutsche Veto in der Geschichte der Europäischen Gemeinschaft ein.
    Und morgen wollen Sie diejenigen, gegen die Sie das Veto angewandt haben, dafür gewinnen, das Veto abzuschaffen. Das alles veranstalten Sie in dem Zeitraum, in dem die Süderweiterung wirksam wird, in dem Europa am Scheideweg steht, in dem das neue Monnet-Komitee ins Leben getreten ist und mit vielen verantwortungsbewußten Kräften in allen Ländern der Gemeinschaft darauf drängt, daß endlich konkrete Schritte von der Gemeinschaft zur Union getan werden. Herr Bundeskanzler, ich muß Ihnen vorhalten: Einen schlimmeren Schlag gegen die europäische Einigung als das, was da geschehen



    Dr. Vogel
    ist, hätte sich der entschiedenste Antieuropäer nicht ausdenken können.

    (Beifall bei der SPD)

    Warum tun Sie das eigentlich? Sie sagen, die Senkung der Getreidepreise um 0,9 % hätte gegen die vitalen Interessen der deutschen Nation und unseres Volkes verstoßen, 0,9 % gegen die vitalen Interessen unserer Nation!

    (Zuruf von der CDU/CSU: 1,8 %!)

    Herr Bundeskanzler, das ist doch ein Märchen! 0,9 % der Getreideeinnahmen — also etwa 50 Millionen DM — sind doch selbst für die deutsche Landwirtschaft eher eine Marginalie.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal den Bauern! — Zuruf von der CDU/CSU: Die Zahlen stimmen nicht!)

    Diese Summe hätte für die Familienbetriebe, die dadurch wirklich in Schwierigkeit geraten, im äußersten Fall auch national aufgebracht werden können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sie haben keine Ahnung!)

    Bei den 20 Milliarden DM, die für die Landwirtschaft für die Jahre bis 1991 zusätzlich bewilligt worden sind, wäre es doch darauf auch nicht mehr angekommen, wenn man damit das Veto hätte vermeiden können.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Keine Ahnung hat er! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Regen Sie sich doch nicht so auf! Dieses dauernde Geschrei ist doch ganz unbekömmlich. Ich bitte Sie.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Rechnen Sie doch einmal richtig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Außerdem, Ihr Veto, Herr Bundeskanzler, bewegt doch gar nichts. — Die Kommission hat doch inzwischen genau die Preisregelungen wirksam werden lassen, die Sie mit Ihrem Veto verhindern wollten. Schlimmer noch — das muß man den deutschen Bauern sagen —: Ohne Ihr Veto wäre nur eine Senkung um 0,9 % möglich gewesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)

    Jetzt beträgt die Senkung 1,8 %.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nein, sie beträgt 10 %!)

    Die angebotene Verkürzung der Zahlungszeit von 120 auf 60 Tage unterbleibt ebenso wie die Verlängerung der Übergangsvergütung und die Festlegung der Anfangsintervention. Herr Bundeskanzler, Sie haben nicht nur die Europapolitik, sondern zu allem Überfluß auch noch die Bauern geschädigt. Was soll den eigentlich das Ganze? Hat in Ihrem Kanzleramt eigentlich überhaupt noch jemand Überblick über die Zusammenhänge und Wirkungen?

    (Beifall bei der SPD)

    Sie reden — Sie werden das heute neuerlich begründen, nehme ich an — vom vitalen Interesse der Nation, des deutschen Volkes, also von Lebensinteressen des deutschen Volkes an diesem Veto. Herr Bundeskanzler, in Wahrheit geht es doch gar nicht um die Interessen des deutschen Volkes. Es geht einzig und allein um Ihre höchstpersönlichen Interessen, nämlich um Ihr Interesse am politischen Überleben. Deswegen wurde das Veto eingelegt.

    (Beifall bei der SPD)

    Es geht darum, daß Sie die Drohungen des Herrn Strauß fürchten, daß Sie Angst haben, bei den Bauern Wählerstimmen zu verlieren. Das sind die wahren Motive, die Sie mühsam zu bemänteln versuchen.
    Wenn Sie uns nicht glauben wollen, dann hören Sie doch wenigstens auf Ihre FDP-Minister, die sogleich geflissentlich unter die Leute gebracht haben, sie hätten Sie vor dem Veto gewarnt. Ich hoffe, die Herren stehen auch hier bei der Debatte zu dieser Warnung. Oder hören Sie auf den von Ihnen sehr geschätzten Grafen Lambsdorff, der zwar nicht vor dem Untersuchungsausschuß in Mainz, aber in einem Interview gesagt hat,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    das Veto sei eine traurige Veranstaltung, das die europäischen Sitten verderbe. Setzen Sie sich doch bitte mit diesen Herren auseinander!

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Primitiv! — So ein Niveau! — Marschewski [CDU/CSU]: Es wird Zeit, daß der Rau kommt!)

    Herr Bundeskanzler, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Union, die vitalen Interessen der Nation gebieten genau das Gegenteil von dem, was Sie getan haben. Unsere Interessen erfordern, die Bundesrepublik nicht in die europäische Isolation zu treiben. Unsere Interessen erfordern, daß Sie auch als Bundeskanzler die Kraft aufbringen, parteitaktische Überlegungen hintanzustellen, und daß Sie an der großen europäischen Linie festhalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit dem Veto haben Sie den europäischen, haben Sie den deutschen Interessen nicht gedient. Mit dem Veto haben Sie elementar gegen die deutschen und die europäischen Interessen verstoßen. Es muß Ihnen doch zu denken geben, daß Sie sich gerade durch diesen Schritt zur Zielscheibe einer für die ganze Bundesrepublik alarmierenden internationalen, insbesondere europäischen Kritik gemacht haben. Werden Ihnen denn keine ausländischen Zeitungen vorgelegt? Da schreibt z. B. die „Libération" am 13. Juni: Kohl, als Bundeskanzler weithin diskreditiert, fürchtet jetzt jede unpopuläre Entscheidung. Der „Figaro", auf den Sie sich auch öfters berufen, redet am gleichen Tag im Zusammenhang mit der von Ihnen geführten Bundesregierung von Balkanisierung der Politik. „Le Monde", schließlich ein ernstzunehmendes internationales Blatt, be-



    Dr. Vogel
    scheinigt Ihnen zum Agrarveto die Fadenscheinigkeit des angegebenen Grundes.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal, was sie über Sie schreiben!)

    Übrigens dieselbe „Le Monde", die nach Ihrem Treffen mit dem Staatspräsident Mitterrand am Bodensee am 28. Mai dieses Jahres von Amateurismus sprach, der sich in Bonn breitmache, und vielsagend die Frage stellte, ob Sie, Herr Bundeskanzler, drauf und dran seien, Ihren Ruf als Provinzpolitiker zu bestätigen; so „Le Monde", ich zitiere.
    Wollten wir, Herr Bundeskanzler, die Dinge genauso parteitaktisch sehen wie Sie, dann könnten wir uns als Opposition die Hände reiben und darüber freuen,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das tun Sie ja! Genau das tun Sie!)

    daß der Regierungschef nicht nur im Inland, sondern jetzt auch im Ausland rapide an Resonanz verliert. Wir könnten uns auch darüber die Hände reiben, daß Herr Strauß Sie gestern international desavouiert, indem er Ihnen brieflich die drohende Warnung zugehen läßt, Sie möchten endlich Ihre eigenen Minister bei den internationalen europäischen Verhandlungen unterstützen; ein Vorgang, der tatsächlich seinesgleichen sucht,

    (Beifall bei der SPD)

    aber Sie offenbar nur zum Erstaunen bringt.
    Aber, meine Damen und Herren, wir freuen uns gar nicht. Denn es ist nicht nur Ihr eigenes Ansehen, um das es geht. Es ist das Ansehen der Bundesrepublik, das Sie durch diese Machart von Politik verspielen. Es ist das deutsche Vertrauenskapital, das Ihre Vorgänger in Jahrzehnten in Europa angesammelt haben,

    (Beifall bei der SPD)

    ein Vertrauenskapital, das Sie immer rascher verwirtschaften.
    Noch haben Sie eine Chance, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Wie großzügig!)

    Noch können Sie die größten Fehler korrigieren. Wenn Mailand scheitert und wenn es an dieser Art Ihrer Politik in der Vorbereitungsphase scheitert, dann wird die Reparatur kaum mehr möglich sein. Deshalb schlagen wir vor:
    Erstens. Bringen Sie bitte das Verhältnis zu Frankreich in Ordnung!

    (von Schmude [CDU/CSU]: Das ist auch in Ordnung!)

    Der sorgenvolle Brief, den Ihr Amtsvorgänger deshalb an Sie gerichtet hat, ist ein Alarmzeichen ersten Ranges. Dieser Brief, dieses Alarmzeichen verdient größte Aufmerksamkeit. Warum setzen Sie sich eigentlich nicht mit Helmut Schmidt zusammen und nutzen seine Erfahrung auf dem Gebiet
    der deutsch-französischen Beziehungen? Hier geht es wirklich um nationale Interessen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Nachrüstung! — Stockhausen [CDU/ CSU]: Setzen Sie sich mal mit Schmidt zusammen, Herr Vogel!)

    Für uns Sozialdemokraten ist die deutsch-französische Zusammenarbeit — ich meine, nicht nur für uns, sondern für uns alle — ein Kernstück unserer Europapolitik, nein, unserer Außenpolitik überhaupt,

    (Stockhausen [CDU/CSU]: Sie sollten Herrn Schmidt öfter fragen!)

    und zwar ganz ohne Rücksicht auf die parteipolitische Zugehörigkeit der jeweiligen Führungspersonen. Eine Beschädigung des deutsch-französischen Verhältnisses wäre eine der schwersten Rückschläge für die Außenpolitik der Bundesrepublik seit 1949.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir raten und wir bitten Sie: Nehmen Sie in Mailand das Veto vom Tisch! Akzeptieren Sie den 0,9-%-Vorschlag der italienischen Präsidentschaft, vorausgesetzt, die anderen sind überhaupt noch bereit, auf den 0,9-%-Vorschlag zurückzukommen! Unterstützen Sie die Gemeinschaft bei der Reform der Agrarpolitik! Die Kommission tut doch auf diesem Gebiet nur das, was Sie selber in Stuttgart gefordert haben und damals als großen Erfolg bezeichnet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Stellen Sie sich doch nicht gegen eine Kommission, die endlich europäisch zu handeln beginnt! Wir versichern diese Kommission und insbesondere den Präsidenten Delors unserer vollen Unterstützung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Drittens. Kündigen Sie die Einführung einer Tempobeschränkung an, um auf diese Weise doch noch ein Einlenken — —

    (Dr. Jobst [CDU/CSU]: Halten Sie sich mal daran!)

    — Meine Damen und Herren, werden Sie sich erst einmal selber einig, was Sie wollen! Herr Kiechle spricht ja schon von der Notwendigkeit einer Tempobeschränkung. — Kündigen Sie bitte möglichst rasch, am besten heute noch, die Einführung einer Tempobeschränkung an, um auf diese Weise doch noch ein Einlenken der Partner in Richtung auf die amerikanischen Abgaswerte zumindest für Kraftfahrzeuge mit Hubräumen zwischen 1,41 und 2,01 zu erreichen. Herr Bundeskanzler, das ist schon deswegen notwendig, weil Sie am 1. Juli, nächste Woche, ein Steuergesetz in Kraft treten lassen wollen, das Milliarden an Kraftfahrzeughalter vergütet, ohne daß damit eine nennenswerte Senkung der Abgaswerte verbunden ist.

    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Vogel
    Sie steuern doch hier die Länder in ein finanzielles Abenteuer hinein.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch Blödsinn!)

    Viertens. Werden Sie in der Frage der europäischen Währung konkret!

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Wie soll der konkret werden? Das kann der doch gar nicht!)

    Die Abhängigkeit Europas vom Dollar ist nicht naturgegeben. Die Abhängigkeit vom Dollar ist selbstverschuldet; sie kann schrittweise gelockert werden. Folgen Sie den Empfehlungen, die Ihnen wiederum das neue Monnet-Komitee ganz konkret und einstimmig gegeben hat!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Spielen Sie nicht mit unserer Währung!)

    Fünftens. Drängen Sie auf institutionelle Fortschritte auf der Grundlage des Verfassungsentwurfs des Europäischen Parlaments und des DoogeBerichts! Drängen Sie auf ein klares Mandat für diejenigen, die die konkreten Einzelheiten aushandeln sollen! Wenn Sie Ihr eigenes Veto vom Tisch nehmen, können Sie einem solchen Mandat auch dann zustimmen, wenn sich zwei oder drei Mitglieder der Gemeinschaft dazu jetzt noch nicht imstande sehen.
    Ich bin mir der Tragweite dieser Aussage durchaus bewußt. In Kenntnis der Tragweite füge ich hinzu: Ich sichere Ihnen für eine solche Entscheidung ausdrücklich die Unterstützung der Opposition zu.

    (Horacek [GRÜNE]: Nur der SPD!)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, das Europa der Gemeinschaft umfaßt nach dem Beitritt Spaniens und Portugals 320 Millionen Menschen. Sein Wirtschaftspotential ist größer als das der USA oder der Sowjetunion. Europa hat unverändert eine weltumspannende Aufgabe. Europa kann, gestützt auf die Erfahrungen seiner 2000jährigen Geschichte, ausgleichend und mäßigend auf die weltpolitische Entwicklung einwirken. Europa kann helfen, Hunger und Elend zu überwinden. Europa kann Konfrontationen mildern und Zusammenarbeit voranbringen. Ein Europa, das mit diesen Zielen Ernst macht, das endlich den befreienden Schritt von der Gemeinschaft zur Union tut, ein solches Europa würde der ganzen Welt ein Stück Hoffnung und ein Stück Mut geben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein solches Europa würde auch — ich erinnere an die späten 40er und an die frühen 50er Jahre — unsere eigenen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufs neue faszinieren und mit Selbstvertrauen erfüllen. Es zu verwirklichen ist deshalb auch eine Aufgabe der geistigen Führung, von der Sie allerdings in letzter Zeit aus guten Gründen kaum mehr reden.
    Herr Bundeskanzler, Sie sind noch einmal gefordert. Vielleicht ist Mailand eine Ihrer letzten Chancen, auf dem Gebiet der Europapolitik den Anforderungen Ihres Amtes und den Interessen unserer Republik gerecht zu werden.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: War das schon alles? — Das war aber dürftig!)