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    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Axel Wernitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In einer sehr umfassend angelegten öffentlichen Anhörung am 25. Februar dieses Jahres wurde der Mikrozensus-Gesetzentwurf auf den Prüfstand der Sachverständigen gestellt. Mit den Ergebnissen der Anhörung haben sich die Berichterstatter und der Innenausschuß sehr gründlich und konzentriert befaßt. So wurde die Mikrozensus-Thematik allein in drei Berichterstatterrunden und in sechs Ausschußsitzungen behandelt. Die parlamentarische Detailberatung hat hier also wirklich intensivst stattgefunden.
    Wie ist das Ergebnis zu bewerten? Nach dem Ergebnis der Anhörung und der Ausschußberatungen kann davon ausgegangen werden, daß der Mikrozensus-Entwurf in seiner jetzt vorliegenden Fassung den Vorgaben des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 15. Dezember 1983 entspricht und eine geeignete Grundlage für die Gewährleistung des Datenschutzes und der statistischen Ge-



    Dr. Wernitz
    heimhaltung darstellt. Entsprechend dem Stellenwert des Mikrozensus als einer nach wie vor notwendigen und zentralen Datenbasis im Rahmen des Gesamtgefüges der amtlichen Statistik und damit einer der wesentlichen Informationsquellen für Staat, Gesellschaft und Wissenschaft ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht angemessen, das Element der Freiwilligkeit über den im Gesetzentwurf jetzt vorgesehenen Rahmen hinaus zu realisieren. Wir haben dies alles sehr gründlich geprüft; der Kollege Broll hat das hier eben schon dargestellt.
    Wir haben uns auch durch verfassungsrechtliche Stellungnahmen sachkundig gemacht. Die Auswertung der Anhörung hat eindeutig ergeben, daß nach weit überwiegender Auffassung aus dem Urteil nicht die zwingende Einführung der Freiwilligkeit abzuleiten ist. Gleichwohl haben wir uns bemüht, die Freiwilligkeit der Erhebungen auszubauen und, was wichtig ist, mit Testerhebungen etwas Neues zu wagen. Schließlich wollen wir auch auf dem Weg in die Freiwilligkeit auf gesicherter Grundlage weitergehen; das sollte man hier sehr deutlich machen.
    Meine Damen und Herren, diese Zielsetzung kommt sehr klar auch in der Entschließung zum Tragen, die wir im Innenausschuß einmütig zur Annahme empfohlen haben und über die hier heute abgestimmt werden soll.
    Entsprechend den Vorgaben des Volkszählungsurteils hat sich — das ist ein Punkt, auf den ich sehr großen Wert lege — der Innenausschuß im Zuge der Beratungen auch die Entwürfe der Erhebungsunterlagen, die Fragebögen sowie den Entwurf der Verordnung zur Durchführung des Mikrozensusgesetzes vorlegen lassen. Darüber hinaus hat der Ausschuß beschlossen, diese Entwürfe dem Ausschußbericht als Anlagen beifügen zu lassen. Dies ist erfolgt.
    Zur zusätzlichen Verbesserung der Akzeptanz beim Bürger ist, einer entsprechenden Anregung aus der Anhörung folgend, in das Gesetz eine Regelung aufgenommen worden, die eine Datenzusammenführung mit dem Ziel untersagt, einzelne Personen, Personengruppen oder Haushalte zu re-identifizieren. Hier wird es von der inhaltlichen Gestaltung her durch einen Änderungsantrag noch eine Modifizierung geben, die dem verfassungsrechtlichen Gebot der Bestimmtheit aus der Sicht des Bundesrates besser Rechnung trägt.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Abschluß. Nachdem der Mikrozensus im Zusammenhang mit dem Volkszählungsurteil in den Jahren 1983 und 1984 ausgesetzt wurde, haben wir mit dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf unter Wahrung der Karlsruher Vorgaben für 1985 und die folgenden Jahre die Voraussetzungen geschaffen, daß dieses notwendige statistische Instrument als eine der wesentlichen Informationsquellen für Staat, Gesellschaft und Wissenschaft wieder zur Verfügung steht. Die SPD-Bundestagsfraktion stimmt dem Gesetz und der Entschließung zu.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nunmehr, Herr Abgeordneter Ströbele, haben Sie das Wort zu einem Debattenbeitrag.

(Bohl [CDU/CSU]: Das wird dadurch nicht besser! — Hornung [CDU/CSU]: Er hat doch schon alles gesagt!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Christian Ströbele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Hier wird jetzt wieder einmal so getan — bei einem ähnlichen Gesetz ist das schon einmal schiefgegangen —, als wenn alles „Friede, Freude, Eierkuchen" sein könnte. So einfach ist es mit diesem Gesetz nicht. Sie haben alle dieses Buch mit über 100 Fragen vor sich liegen, zum Teil noch einmal in ein Dutzend Einzelfragen untergliedert, die 600 000 Bürger in der Bundesrepublik beantworten sollen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Alles wichtige Fragen!)

    Es handelt sich hierbei um Fragen z. B. nach dem Heiratsdatum, nach dem Geburtsdatum der Kinder, nach der Arbeitssuche, nach Krankheiten und nach ähnlichen Geschichten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wollen Sie das nicht beantworten?)

    Schon einmal hat dieses Hohe Haus einmütig ein solches Gesetz beschlossen, ohne daß hier irgendwelche Skrupel aufkamen, und das Bundesverfassungsgericht mußte Sie belehren, daß Sie wichtige Grundsätze des Grundgesetzes außer acht gelassen haben.
    Uns geht es aber nicht nur darum, die vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Grundsätze eingehalten zu wissen; wir, die GRÜNEN, vertreten hier im Bundestag den Teil der Bevölkerung, der mißtrauisch gegenüber diesem Staat und vor allen Dingen gegenüber dieser Regierung ist, der mißtrauisch ist, ob die angegebenen Zwecke dieses Gesetzes die tatsächlichen Zwecke sind, und vor allen Dingen, ob die angekündigten Ergebnisse tatsächlich eintreffen werden. Wenn hier immer wieder so getan wird — das war in der Anhörung vor dem Ausschuß so, und das ist heute wieder so —, daß diese Erhebungen notwendig sind, um die Lage des einzelnen Bürgers in diesem Staat verbessern zu können, dann glauben wir nach 30 Jahren Erhebungen, Statistik und Regierung daran einfach nicht.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Hornung [CDU/CSU]: An was glauben Sie überhaupt!)

    Unser Mißtrauen geht aber auch nach den Erfahrungen deutscher Geschichte dahin, daß die Anonymisierung dieser Daten, die im Gesetz vorgesehen ist und deren Durchbrechung jetzt unter Strafe gestellt wird, tatsächlich in Zukunft auch hält, daß niemand eine Deanonymisierung vornimmt, weil es auf Grund der erhobenen Daten ohne weiteres möglich ist — Heiratsdatum, Geburtsdatum und all die übrigen Erhebungsmerkmale —, festzustellen, wer diese Auskünfte wann und wo gegeben hat. Das kann man nachträglich rekonstruieren. Weil wir diesem Staat nicht glauben, daß er solchen Mißbrauch auch in Zukunft nicht zulassen wird, sind



    Ströbele
    wir gegen diese Totalerhebung der Daten von 600 000 Bürgern in diesem Staate.
    Wir sind auch noch aus einem letzten Grunde gegen diese Erhebung: Die Erhebung einzelner Daten — wie beispielsweise Datum der Heirat, Datum der Geburt — steht in einer unseligen Tradition deutscher Statistik. Es ist die NS-Fruchtbarkeitsstatistik aus der jüngsten Geschichte.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Mit Feststellungen über den Geburtsstand der Kinder, über die Ehedauer sollte es möglich gemacht werden, über ein oder zwei Generationen hinweg die Regenerationsgeschichte der Bevölkerung statistisch erfaßbar zu machen. Dies ist auch eines der Ziele dieser Datenerhebung. Das Institut für Bevölkerungspolitik in Wiesbaden braucht diese Daten angeblich zur bevölkerungspolitischen Steuerung, zu wissenschaftlichen Zwecken hier in der Bundesrepublik.
    Hier wurde Ihnen von den beiden Kollegen, die zuvor gesprochen haben, ein einheitliches Bild aus dem Ausschuß dargestellt. So war es aber nicht. Sowohl der Vertreter der Freien Demokratischen Partei als auch der der SPD — jedenfalls einer dieser Vertreter — haben bis zuletzt ganz erhebliche Bedenken geäußert, ob es richtig sei, den Bürger auf Zwangsbasis, unfreiwillig zur Teilnahme an der Datenerhebung heranzuziehen. Diese Bedenken werden von den GRÜNEN artikuliert. Die Vertreter dieser Parteien haben sich nach der Diskussion zähneknirschend bereit erklärt, diesem Gesetzentwurf zuzustimmen — ein letztes Mal, so wurde es formuliert.
    Es kann also keine Rede davon sein, daß in dem Hearing und in der anschließenden sehr ausführlichen Diskussion alle Bedenken ausgeräumt worden wären. Vielmehr bleiben die Bedenken nach wie vor bestehen. Aber der Druck der Interessenverbände, vor allem der Industrie — und hier besonders der Touristikindustrie —, ist so groß, daß sich diese Parteien dem Anliegen offenbar nicht mehr verschließen wollen.