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    Plenarprotokoll 10/129 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 129. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 9461 A Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Amling, Antretter, Dr. Apel, Bahr, Bindig, Büchler (Hof), Dr. von Bülow, Catenhusen, Daubertshäuser, Dr. Ehrenberg, Franke (Hannover), Frau Fuchs (Verl), Gansel, Gerstl (Passau), Glombig, Hauck, Heistermann, Heyenn, Hiller (Lübeck), Horn, Ibrügger, Jahn (Marburg), Jansen, Dr. Jens, Jungmann, Kirschner, Kißlinger, Dr. Klejdzinski, Kolbow, Kretkowski, Kuhlwein, Leonhart, Meininghaus, Müntefering, Nehm, Neumann (Bramsche), Frau Odendahl, Oostergetelo, Pauli, Pfuhl, Rappe (Hildesheim), Reschke, Reuter, Sander, Schäfer (Offenburg), Dr. Scheer, Schlatter, Frau Schmidt (Nürnberg), Schmitt (Wiesbaden), Schulte (Unna), Dr. Schwenk (Stade), Dr. Soell, Dr. Steger, Steiner, Frau Steinhauer, Dr. Struck, Frau Terborg, Frau Traupe, Dr. Vogel, Voigt (Frankfurt), Walther, Dr. Wernitz, Wiefel, Wischnewski, Würtz und der Fraktion der SPD Zur sozialen Lage der Soldaten in den Streitkräften — Drucksachen 10/1360, 10/2227 — Gerstl (Passau) SPD 9461 C Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 9463 C Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 9467 A Dr. Feldmann FDP 9469 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . 9471 D Steiner SPD 9476 C Frau Krone-Appuhn CDU/CSU 9479 B Heistermann SPD 9481 D Eidesleistung des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages 9484 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Ergebnisse des EG-Umweltrates in Brüssel vom 20. März 1985 Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 9484 C Schäfer (Offenburg) SPD 9487 C Dr. Laufs CDU/CSU 9491 D Hoss GRÜNE 9493 B Hoffie FDP 9495 B Dr. Spöri SPD 9497 B Schmidbauer CDU/CSU 9499 D Baum FDP 9501 B Fellner CDU/CSU 9503 B Dr. Lippold CDU/CSU 9504 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksache 10/2972 — 9524 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Wahlprüfungsausschusses zu den gegen die Gültigkeit der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland eingegangenen Wahleinsprüchen — Drucksache 10/3029 — Dr. Kübler SPD 9525 A Buschbom CDU/CSU 9525 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 129. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1062 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 10/3069 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1063 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 10/3069 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Hebamme und des Entbindungspflegers (Hebammengesetz) — Drucksache 10/1064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 10/3070 — Frau Augustin CDU/CSU 9526 D Delorme SPD 9528 B Eimer (Fürth) FDP 9529 D Frau Potthast GRÜNE 9530 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 9532 D Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Sauermilch und der Fraktion DIE GRÜNEN Zivilisationsbedingte Schäden an Gebäuden, Kulturdenkmälern und Ingenieurbauwerken — Drucksachen 10/1129, 10/2613 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Bauschäden — Drucksache 10/3011 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zu Gebäudeschäden — Drucksache 10/3085 — Sauermilch GRÜNE 9536 C Zierer CDU/CSU 9538 B Conradi SPD 9539 D Grünbeck FDP 9541 B Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMBau . 9543 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1982 zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zu den in der Entschließung des Deutschen Bundestages vom 1. Oktober 1981 gestellten grundsätzlichen Fragen zur Berufsausbildung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1983 zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berufsbildungsberichts 1983 zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Jannsen und der Fraktion DIE GRÜNEN Förderung von Ausbildungsplätzen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1984 zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berufsbildungsberichts 1984 zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zur Beratung des Berufsbildungsberichts 1984 — Drucksachen 9/1424, 9/1934, 10/334, 10/482, 10/892, 10/917, 10/1135, 10/1639, 10/1673, 10/2855 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1985 — Drucksache 10/2974 — Weisskirchen (Wiesloch) SPD 9546 C Nelle CDU/CSU 9549 C Dr. Schierholz GRÜNE 9551 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode 129. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 III Neuhausen FDP 9553 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 9556 A Frau Odendahl SPD 9559 A Rossmanith CDU/CSU 9560 C Kuhlwein SPD 9562 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 9564 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Lage der Rußlanddeutschen — Drucksachen 10/2100, 10/2760 — Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9567 A Schlaga SPD 9567 B Dr. Hupka CDU/CSU 9567 D Horacek GRÜNE 9569 C Dr. Mertes, Staatsminister AA 9571 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Sportausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Schmude, Frau Steinhauer, Amling, Büchner (Speyer), Klein (Dieburg), Lambinus, Becker (Nienberge), Berschkeit, Buckpesch, Buschfort, Dreßler, Esters, Fiebig, Frau Fuchs (Köln), Heistermann, Dr. Holtz, Frau Huber, Jaunich, Dr. Jens, Jung (Düsseldorf), Dr. Klejdzinski, Kretkowski, Liedtke, Lohmann (Witten), Frau Matthäus-Maier, Meininghaus, Menzel, Dr. Mertens (Bottrop), Dr. Müller-Emmert, Müntefering, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Poß, Purps, Reschke, Reuschenbach, Sander, Schanz, Schlatter, Schluckebier, Frau Schmedt (Lengerich), Schmidt (Wattenscheid), Schmitt (Wiesbaden), Schröer (Mülheim), Steiner, Toetemeyer, Urbaniak, Westphal, Wieczorek (Duisburg), Wiefel, von der Wiesche, Wischnewski, Zeitler, Dr. Ehmke (Bonn), Ibrügger, Bernrath und der Fraktion der SPD Olympische Sommerspiele 1992 im Ruhrgebiet — Drucksachen 10/2019, 10/2945 — Frau Steinhauer SPD 9572 D Frau Hürland CDU/CSU 9574 A Schwenninger GRÜNE 9575 D Beckmann FDP 9578A Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Schutz der Gesundheit in Innenräumen — Drucksache 10/2339 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Duve, Dr. Hauff, Frau Fuchs (Köln), Dr. Schmude, Bachmaier, Frau Blunck, Egert, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Immer (Altenkirchen), Jaunich, Kißlinger, Dr. Kübler, Lennartz, Frau Dr. Martiny-Glotz, Müntefering, Rappe (Hildesheim), Reimann, Schäfer (Offenburg), Frau Schmidt (Nürnberg), Stahl (Kempen), Stiegler, Frau Terborg, Urbaniak, Frau Weyel, Ibrügger, Meininghaus, Müller (Schweinfurt), Wolfram (Recklinghausen), Schmitt (Wiesbaden) und der Fraktion der SPD Gefährlichkeit von Formaldehyd — Drucksache 10/2791 — Frau Schoppe GRÜNE 9580 B Dolata CDU/CSU 9581 D Müller (Düsseldorf) SPD 9583 D Frau Dr. Segall FDP 9585 C Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 9586 D Beratung des Siebenten Tätigkeitsberichts des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes — Drucksache 10/2777 — Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 9588 C Dr. Wernitz SPD 9589 C Dr. Blank CDU/CSU 9590 B Frau Reetz GRÜNE 9591 B Dr. Hirsch FDP 9592 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/2951 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — 9593 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Dr. Hauff, Roth, Antretter, Daubertshäuser, Duve, Müntefering, Amling, Bachmaier, Bamberg, Frau Blunck, Catenhusen, Conradi, Haar, Hettling, Frau Dr. Hartenstein, Ibrügger, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Müller (Schweinfurt), Pauli, Reschke, Reuter, Sielaff, Schäfer (Offenburg), Dr. Schmude, Stahl (Kempen), Vosen, Waltemathe und der Fraktion der SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 129. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 Förderung der Infrastruktur für den Fahrradverkehr — Drucksache 10/2658 — 9593 B Beratung des Antrags des Abgeordneten Schwenninger und der Fraktion DIE GRÜNEN Rüstungsexportstatistiken — Drucksache 10/2959 — Schwenninger GRÜNE 9593 D Beratung der Sammelübersicht 70 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3026 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 71 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3027 — 9594 C Fragestunde — Drucksachen 10/3067, 10/3073, 10/3076 vom 22. März 1985 — Intervention des jetzigen Bundeskanzlers beim rheinland-pfälzischen Finanzministerium zugunsten einer Linzer Parteispenden-Tarnorganisation im Jahre 1969 MdlAnfr 5 22.03.85 Drs 10/3067 Dr. Schierholz GRÜNE Antw StMin Vogel BK 9506 A ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 9506 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9506 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 9506 D ZusFr Lambinus SPD 9506 D Entlassungen bei den inländischen Grundig-Werken seit September 1980 MdlAnfr 37 22.03.85 Drs 10/3067 Gerstl (Passau) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9507 A ZusFr Gerstl (Passau) SPD 9507 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 9507 C ZusFr Haase (Fürth) SPD 9507 C ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 9507 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9508A Entlassungen bei der Grundig AG MdlAnfr 38 22.03.85 Drs 10/3067 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9508 B ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 9508 C ZusFr Reimann SPD 9508 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 9509A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 9509 B ZusFr Lambinus SPD 9509 C ZusFr Gerstl (Passau) SPD 9509 C ZusFr Sieler SPD 9509 D Bundesmittel für Forschung und Entwicklung neuer Produktlinien bei der Grundig AG MdlAnfr 39 22.03.85 Drs 10/3067 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9510A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 9510A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9510C ZusFr Vahlberg SPD 9510 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 9510D Bezeichnung der Entwicklung bei der Grundig AG als „Beschäftigungskatastrophe in Nordbayern" MdlAnfr 40 22.03.85 Drs 10/3067 Lambinus SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9511A ZusFr Lambinus SPD 9511A ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 9511 B ZusFr Schmidt (München) SPD 9511 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 9511 D ZusFr Jungmann SPD 9512 A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 9512 B ZusFr Sieler SPD 9512 C Beschäftigungsplan für den Grundig-Konzern MdlAnfr 42 22.03.85 Drs 10/3067 Schmidt (München) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9512 D ZusFr Schmidt (München) SPD 9512 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 9513A Entwicklung der Unterhaltungselektronikbranche; Bundesmittel für die Grundig AG und das Heinrich-Hertz-Institut zur Entwicklung eines „hochauflösenden" Bildschirms MdlAnfr 43, 44 22.03.85 Drs 10/3067 Vahlberg SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9513 C ZusFr Vahlberg SPD 9513 C Bayerische Ansiedlungspolitik im Hinblick auf Informations- und Kommunikationstechnologien MdlAnfr 47 22.03.85 Drs 10/3067 Amling SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9514 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 129. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 V Verkauf von gepanschtem Superbenzin durch Tankstellen sogenannter Billiganbieter MdlAnfr 56 22.03.85 Drs 10/3067 Dr. Jens SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9514C ZusFr Dr. Jens SPD 9514 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 9515 B Bundesmittel für die Grundig AG zur Entwicklung von Videogeräten auf der Basis der Digitaltechnik und von elektronischen Meß- und Diagnosesystemen MdlAnfr 45, 46 22.03.85 Drs 10/3067 Dr. Schöfberger SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 9515C Veränderung der Produktionsstandorte im europäischen Bereich des Automobilkonzerns Ford MdlAnfr 58, 59 22.03.85 Drs 10/3067 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 9515 D ZusFr Schemken CDU/CSU 9516A Hautschäden bei Schlachtrindern MdlAnfr 60 22.03.85 Drs 10/3067 Frau Dr. Bard GRÜNE Antw PStSekr Gallus BML 9516 B ZusFr Frau Dr. Bard GRÜNE 9516 C ZusFr Eigen CDU/CSU 9517A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 9517 A ZusFr Frau Reetz GRÜNE 9517 B Einnahmeausfälle der schleswig-holsteinischen und der übrigen deutschen Milchviehhalter durch die Milchkontingentierung MdlAnfr 61, 62 22.03.85 Drs 10/3067 Bredehorn FDP Antw PStSekr Gallus BML 9517 C ZusFr Bredehorn FDP 9517 D ZusFr Eigen CDU/CSU 9518 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9518 C Verlängerung der Antragsfrist für die „Milchrente" MdlAnfr 63 22.03.85 Drs 10/3067 Dr. Göhner CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 9518 D ZusFr Dr. Göhner CDU/CSU 9518 D Einfuhr von Bienenhonig zu Dumpingpreisen aus der DDR; Wettbewerbssituation deutscher Imker in der EG MdlAnfr 64, 65 22.03.85 Drs 10/3067 Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 9519A ZusFr Hinsken CDU/CSU 9519 C ZusFr Conradi SPD 9519 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 9519 D Einfluß des Dollarkurses auf die Wettbewerbslage am Weltmarkt; Getreideexporte der EG MdlAnfr 66 22.03.85 Drs 10/3067 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 9520A ZusFr Eigen CDU/CSU 9520 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9520 C Vorwort des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen zum Buch von Gerhard Sill „Überleben war alles ..." MdlAnfr 67 22.03.85 Drs 10/3067 Conradi SPD Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . 9521 A ZusFr Conradi SPD 9521 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 9521 C ZusFr Dr. Sperling SPD 9521 D ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . 9521 D Konsequenzen aus den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesarbeitsgerichts zum Kündigungsrecht MdlAnfr 72 22.03.85 Drs 10/3067 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Höpfinger BMA 9522 B ZusFr Frau Steinhauer SPD 9522 C Kürzungen bei AB-Maßnahmen MdlAnfr 73, 74 22.03.85 Drs 10/3076 Reschke SPD Antw PStSekr Höpfinger BMA 9522 D ZusFr Reschke SPD 9523 A ZusFr Frau Steinhauer SPD 9523 C Nächste Sitzung 9594 C Berichtigung 9594 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 9595* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 129. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. März 1985 9461 129. Sitzung Bonn, den 28. März 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 122. Sitzung, Seite 9046 D: Der Zwischenruf des Abg. Dr. Diederich (Berlin) (SPD) in der zweiten Klammer — nach dem Zwischenruf des Abg. Büchler (Hof) (SPD): „Stimmt doch nicht!" — ist wie folgt zu lesen: „Herr Lintner, wir bewegen uns, Sie bleiben auf Ihrem Hintern sitzen!". Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein** 29. 3. Dr. Ahrens* 29. 3. Frau Beck-Oberdorf 29. 3. Broll 29. 3. Büchner (Speyer) * 29. 3. Dr. Corterier** 29. 3. Dr. Diederich (Berlin) *** 29. 3. Duve 29. 3. Dr. Ehmke (Bonn) 29. 3. Ertl 29. 3. Eylmann 29. 3. Frau Fischer*** 29. 3. Franke (Hannover) 29. 3. Frau Fuchs (Köln) 28. 3. Frau Fuchs (Verl) *** 29. 3. Gattermann 28. 3. Frau Geiger*** 29. 3. Dr. Geißler 29. 3. Dr. Götz 29. 3. Haehser 29. 3. Handlos 29. 3. Dr. Hauff 29. 3. Dr. Holtz*** 29. 3. Dr. Hornhues 29. 3. Jung (Düsseldorf) 28. 3. Klein (München) 29. 3. Kleinert (Hannover) 29. 3. Dr. h. c. Lorenz 29. 3. Matthöfer 29. 3. Dr. Meyer zu Bentrup 29. 3. Dr. Müller*** 29. 3. Nagel 29. 3. Neumann (Bramsche) * 29. 3. Dr.-Ing. Oldenstädt 29. 3. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Pfuhl 29. 3. Polkehn 29. 3. Rohde (Hannover) 29. 3. Rühe 29. 3. Schäfer (Mainz) 29. 3. Schmidt (Hamburg) 29. 3. Schmidt (Wattenscheid) 29. 3. Schreiner 29. 3. Schröder (Hannover) 29. 3. Schröer (Mülheim) 29. 3. Schulte (Unna) 29. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim*** 29. 3. Dr. Stark (Nürtingen) 29. 3. Dr. Stercken*** 29. 3. Stobbe 29. 3. Stockhausen 29. 3. Stommel 29. 3. Tillmann 29. 3. Verheugen 29. 3. Voigt (Frankfurt) 29. 3. Waltemathe 29. 3. Dr. Warnke 29. 3. Dr. von Wartenberg 29. 3. Frau Dr. Wex 28. 3 Dr. Wieczorek 29. 3. Wissmann 29. 3. Dr. Wittmann 29. 3. Dr. Wörner 29. 3. Dr. Wulff* 29. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der 73. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gert Weisskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Debatte heute über die Berufsbildung umfaßt den Zeitraum von 1981 bis 1985. Das ist ein Zeitraum, in dem viele, viele Zehntausende junger Menschen und insgesamt Millionen Mütter, Väter, Kinder, Jugendliche von Sorgen umgetrieben waren. Noch ist nicht abzusehen, wann endlich die Zahl der Ausbildungsplätze wieder deutlich über der Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden liegen wird, damit jeder Jugendliche, der es will, einen Ausbildungsplatz bekommt und vielleicht sogar wieder eine kleine Wahlmöglichkeit hat.
    Die vielen hundert Seiten bedruckten Papiers, die heute aus den letzten Jahren mit zur Debatte stehen, können nicht die menschlichen Katastrophen erfassen, die junge Menschen erfahren mußten, wenn auch das 15., das 20. oder gar das 30. Bewerbungsschreiben nicht zu einem Erfolg geführt hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Wieviel Angst und Not waren damit in den letzten Jahren verbunden! Ein Licht ist am Ende dieses Tunnels nicht zu erkennen. Da helfen auch die Beschwörungsformeln der Bundesregierung im Berufsbildungsbericht 1985 überhaupt nichts.

    (Beifall bei der SPD)

    Junge Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit in der Berufsbildung erproben und weiterentwickeln wollen, mußten in diesen Jahren erfahren, daß sie nicht gebraucht werden. Besonders auf der rechten Seite dieses Hauses, Herr Rossmanith, das jetzt so leer ist, wird immer davon gesprochen, daß sich Leistung wieder lohnen müsse. Aber hier handelt es sich um Zehntausende junger Menschen, die etwas leisten wollen. Nun geben Sie ihnen doch endlich eine Chance, aus ihrer Fähigkeit etwas zu machen!

    (Beifall bei der SPD)

    Damit könnten Sie im übrigen auch beweisen, ob die Sprüche, die Sie machen, der Wirklichkeit standhalten.
    Seit Sie regieren

    (Rossmanith [CDU/CSU]: ... gibt es einen Ausbildungsplatzrekord nach dem anderen!)

    — Sie brauchen sich nur die Zahlen anzugucken —, wächst die Zahl der jungen Menschen, die etwas leisten wollen, aber daran gehindert werden, ihre Kraft und ihre Fähigkeiten auszudrücken. Die Zahlen sind klar, Herr Rossmanith. Noch im letzten Jahr unter Bundeskanzler Helmut Schmidt gab es
    — das braucht man nur nachzulesen — statistisch mehr Ausbildungsplätze im Angebot, als Jugendli-



    Weisskirchen (Wiesloch)

    che Ausbildungsplätze suchten. 1981 hatten wir noch einen Überschuß von rund 138 000 Plätzen.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Bei wieviel Be Werbern?)

    1982 gab es immer noch einen Überschuß von 70 000 Plätzen. Das haben Sie seither in ein Ausbildungsplatzdefizit verwandelt. Das ist die Leistung, die Sie vollbracht haben.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist ja lächerlich!)

    Im letzten Jahr, 1984, ist überhaupt das schlechteste Ergebnis vorgelegt worden, seit die Statistik geführt wird.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?!)

    Zum Stichtag am 30. September 1984 waren 58 400 Jugendliche unvermittelt, standen also auf der Straße, hatten überhaupt nichts;

    (Seesing [CDU/CSU]: Sagen Sie auch mal die Zahl der Vermittelten!)

    und 36 104 Jungendliche, die einen Ausbildungswunsch hatten und ihn aufrechterhielten, konnten lediglich in eine Ersatzmaßnahme, in die sogenannten Warteschleifen, vermittelt werden. Das ist die Lage. Fast 100 000 Mädchen und Jungen fanden also auch nach der offiziellen Statistik der Bundesanstalt vor dem Eintritt in das Berufsleben nichts anderes als einen Zettel: „Geschlossene Gesellschaft".
    Dabei haben wir es noch mit einer bereinigten Statistik zu tun, bei der, wie Sie selber wissen, die Prozeduren der Bereinigung sehr umstritten sind, weil beispielsweise der Ehrgeiz einiger Arbeitsamtsdirektoren, in dem Bezirk, für den sie verantwortlich sind, möglichst wenig Jugendliche ohne Ausbildungsplatz auszuweisen, keinen unerheblichen Einfluß darauf hat, wie die Zahl der Unvermittelten dort festgestellt wird. In der Tat, wir haben es mit einer hohen Dunkelziffer zu tun. Die Fachleute wissen das.
    Einen Hinweis darauf gibt die jährlich sorgfältig durchgeführte Befragung, mit der in allen Schularten — das ist das wichtigste Kriterium — ja wohl die Quote derjenigen festgestellt wird, die in die berufliche Bildung übergehen. Danach hatten wir es im letzten Jahr mit 868 000 Jugendlichen zu tun, die einen Ausbildungsplatz im dualen System anstrebten. Die Arbeitsamtsstatistik — das können wir in Ihrem Bericht nachlesen — weist aber lediglich eine Zahl von 764 000 Jugendlichen als Nachfrager aus. Das bedeutet also, daß etwa 100 000 Jugendliche aus der Statistik schlicht verschwinden. Wenn Sie noch die Zahl von 705 000 im letzten Jahr abgeschlossenen Ausbildungsverträgen dazurechnen, dann müssen wir annehmen, daß rund 160 000 Jugendliche, die einen Ausbildungswunsch hatten und angemeldet haben, diesen Wunsch nicht erfüllt bekamen.
    Über diese Zusammenhänge, die die wahre Dimension des Problems deutlich macht, täuscht der Berufsbildungsbericht, den Sie vorgelegt haben, aber auch schon die Berichte der Vorjahre, die Sie zu verantworten haben, einfach hinweg. Wenn Sie allerdings die Tatsache, daß fast 100 000 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz bekommen haben — so viele sind es nach der Statistik, die die Bundesanstalt vorgelegt hat, mindestens — noch als einen — wie es so schön heißt — großen Erfolg der Politik der Bundesregierung feiern, dann nimmt Ihnen das kein junger Mensch draußen ab.

    (Zustimmung bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Herr Ruf, auch in den Propagandabroschüren der CDU für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen wird immer noch von einem Lehrstellenrekord gesprochen. Tatsächlich hat diese Bundesregierung einen Rekord aufgestellt: Noch nie standen so viele Jugendliche ohne Ausbildung auf der Straße; noch nie war die Zahl der Jugendlichen, die nach der Ausbildung arbeitslos wurden, so hoch wie unter Ihrer Regierung. Wenn Sie die Statistik nachlesen, dann werden Sie feststellen, daß 1983 jeder zehnte Jugendliche nach erfolgreicher Ausbildung in die Arbeitslosigkeit entlassen wurde. Wenn Sie das nicht mehr aufregt, dann weiß ich nicht, wieso Sie sich um die Chancen der Jugendlichen in einem Ausschuß für Jugend noch kümmern, Herr Rossmanith.

    (Kuhlwein [SPD]: Der kümmert sich ja nicht!)

    Weil aber die absoluten Zahlen die offensichtliche Katastrophe beleuchten, versucht die Bundesregierung, die Öffentlichkeit mit statistischen Tricks hinters Licht zu führen. Sie finden nämlich im Berufsbildungsbericht keine absoluten Zahlen mehr; die Vermittlungsquoten werden vielmehr in Prozenten angegeben. Nach der Arbeitsamtsstatistik kommen Sie auf eine Vermittlungsquote von 92,4 % der Be- werber um einen Ausbildungsplatz. Hinter den fehlenden 7,6 % aber — das wissen wir doch — verbirgt sich das schlimme Schicksal von fast 60 000 Jugendlichen. Das will diese Regierung verschweigen, so daß man fast von einem betrügerischen Manöver sprechen müßte, wenn hier der Herr Dr. Geißler stünde.
    Aber das Manöver wurde ja fortgeführt, indem die Bildungsministerin Frau Dr. Wilms verkündete, zum 31. Dezember letzten Jahres sei die Quote der „versorgten" Jugendlichen auf 95,2 % gestiegen. In den Wahlkampfprospekten für den 12. Mai heißt es sogar, es seien 97 %. Dem ist jedoch entgegenzuhalten: Sie tun so, als sei der Stichtag der jährlichen Berufsbildungsbilanz, der 30. September, zufällig. Er ist es, wie Sie wissen, nicht. Der Stichtag ist deshalb gewählt worden, weil das Ausbildungsjahr bis zum 30. September läuft. Deshalb wird mit gutem Grund am 30. September bilanziert. Da Ihnen ein Jahr mit zwölf Monaten offensichtlich nicht paßt, erfinden Sie für die Statistik ein Jahr mit 15 Monaten und sprechen davon, daß 21 000 der insgesamt nahezu 60 000 unvermittelten Jugendlichen nachvermittelt werden, damit die Zahlen geschönt werden. Aber dieser Trick verfängt nicht. Selbst wenn Sie die Zahl der nachvermittelten Jugendlichen oder die Zahl derjenigen, über die keine Angaben



    Weisskirchen (Wiesloch)

    vorliegen, Ihrer Bilanz positiv zurechnen würden, dann müßten Sie doch mindestens 20 000 bis 25 000 Jugendliche dagegenrechnen. Das sind diejenigen, die ihre Ausbildung aus vielfältigen Gründen in den ersten drei Monaten — also bis Ende des letzten Jahres — abbrachen oder abbrechen mußten. Diese Abbrecher, Herr Ruf, sind doch wieder neue Bewerber, so daß sich an der Gesamtzahl von fast 60 000 Jugendlichen auch nach der offiziellen Statistik nichts geändert hat. Frau Minister, Sie können beschönigen und rechnen, wie Sie wollen: Es bleibt dabei, daß das Jahr 1984, für das Sie die Verantwortung tragen, das schlechteste Jahr gewesen ist, seitdem in der Bundesrepublik Deutschland eine Berufsbildungsstatistik gilt.

    (Beifall bei der SPD — Schemken [CDU/ CSU]: Herr Weisskirchen, Sie schimpfen ja richtig!)

    Wir alle — das wollen wir nicht niedriger hängen
    — sagen Dank dafür, daß es viele Ausbildungsbetriebe gegeben hat, die ihr Ausbildungsplatzangebot im letzten Jahr noch einmal erhöht haben. Dafür sagen wir Dank, fügen aber gleich hinzu, daß nur 50 % der Handwerker — und das wissen Sie doch selbst am besten, gerade Sie, die Sie die kleinen Gewerbetreibenden, so denke ich, vertreten — ausbilden, d. h.: die Hälfte nicht. Sie wissen doch auch, daß nur 25 % der Industriebetriebe ausbilden, d. h. 75 % der Industriebetriebe bilden nicht aus. Wir sagen denen, die zusätzlich ausbilden, zwar Dank, aber wir sagen auch: Dieses Problem muß gelöst werden, diese Regierung muß das Problem lösen. Denn Sie — der Herr Bundeskanzler — haben versprochen: Für jeden Jugendlichen ist eine Lehrstelle da. Das war Ihr Versprechen zu Beginn Ihrer Regierung. 100 000 Jugendliche klagen das, was Sie versprochen haben, jetzt ein.

    (Zuruf des Abg. Rossmanith [CDU/CSU])

    — Wahrscheinlich haben Sie vergessen, was Sie alles versprochen haben, Herr Rossmanith. Lesen Sie das nach!

    (Ruf [CDU/CSU]: Das ist Ihre Mathematik, die stimmt nicht!)

    Unsere Befürchtung ist, daß wir im September dieses Jahres 1985, damit rechnen müssen, daß die Zahlen ähnlich erschreckend sind wie im September 1984. Wenn Sie sich die laufende Berufsberatungsstatistik ansehen, dann werden Sie feststellen, daß zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch immer eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von 150 000 Plätzen klafft, die bis zum 30. September zusätzlich angeboten werden müßten.
    Wir danken denen ich sage es noch einmal —, die zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen haben, und fordern sie auf, nicht nachzulassen in dem Bemühen, auch in diesem Jahr zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Denn wer die Ausbildungsbereitschaft stärkt, sorgt sich nicht nur darum, wie die persönliche Zukunft unserer Kinder aussieht, sondern er investiert auch in das Können und in die Fähigkeiten unserer Bevölkerung. Es hat also nicht nur etwas mit der persönlichen Zukunft junger Menschen zu tun, sondern es hat auch volkswirtschaftliche Gründe — ich glaube, das sollten wir sehr viel deutlicher herausarbeiten als in der Vergangenheit —, warum wir in die Bildung mehr investieren müssen. Denn wir können — das wissen wir — im internationalen Konkurrenzkampf künftig nur bestehen, wenn wir den einzigen Rohstoff, über den wir wirklich verfügen, weiterentwickeln. Denn wir wissen doch: Unsere Zukunft wird künftig noch weit mehr als bisher auf Wissen, auf Elektronik beruhen.
    Wer aber die Probleme unserer Zeit lösen, wer Arbeitslosigkeit und Umweltgefährdung bekämpfen will, muß einen Umbau der Industriegesellschaft hin zu energie- und rohstoffschonenden, energie- und rohstoffsparenden Produkten und Verfahren einleiten. Und in der Berufsbildung und in der Bildungspolitik dürfen wir nicht den Teufel der sogenannten Überqualifikation an die Wand malen
    — das haben Sie jahrelang gemacht, weil es uns treffen sollte —, nein, wir brauchen die Erkenntnis, daß unzureichende Ausbildungsleistungen, unvollkommene Weiterbildungschancen zu einem ernsten Hindernis für die Entwicklung neuer Beschäftigungs- und qualitativer Wachstumsfelder zu werden drohen. Das, was wir also deswegen brauchen, sind die Mobilisierung aller Bildungschancen und
    — damit verbunden — eine Qualifizierungsoffensive.
    Und was haben Sie getan, seitdem Sie regieren? Haben Sie etwa eine solche Politik betrieben? Nein! Sie haben vielmehr die Ausbildungsförderung ausgeholzt und damit Tausende und Zehntausende junger Menschen zusätzlich auf den Ausbildungsmarkt gedrängt. Das ist das, was Sie getan haben. Weiter haben Sie den Schutz der Arbeitskraft von Jugendlichen demontiert. Im übrigen: Fragen Sie doch mal die Bäcker, was jetzt geschehen ist, nachdem der Jugendarbeitsschutz gelockert worden ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ja, fragen Sie doch mal!)

    Schauen Sie doch mal die Statistik Ihres Berufsbildungsberichts an! Seit dem letzten Jahr geht die Zahl der Bäckerlehrlinge nämlich zurück. Das ist der schlagende Beweis, daß Sie nur mit Ideologie und nicht mit den Fakten an die Berufsbildung herangegangen sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unter Ihrer Regierungsmehrheit würden keine Brötchen gebacken werden!)

    Wenn Sie weiterhin so verantwortungslos mit der brachliegenden Kreativität von Hunderttausenden junger Menschen umgehen, die darauf warten, daß
    — und das meine ich ernst — das Versprechen unseres Grundgesetzes auf die soziale Demokratie
    — und das heißt, einen Ausbildungsplatz zu finden
    — Realität wird, wenn Sie nicht endlich die Folgerungen, die auch das Bundesverfassungsgericht daraus für die berufliche Bildung gezogen hat, in die Tat umsetzen, wird Sie die volle Wucht der von Ihnen Enttäuschten treffen. Sie werden sich noch wundern.
    Das Ergebnis Ihrer Politik ist auch in anderer Hinsicht verheerend. Immer mehr Menschen — ich



    Weisskirchen (Wiesloch)

    bitte Sie, aufmerksam zu beobachten, was da vor sich geht — werden in Ausbildungsgänge gedrängt, die kaum noch Zukunftschancen haben. Beispielsweise hat die Zahl der Fleischerlehrlinge gegenüber 1976 um 54,6 % zugenommen, die Zahl der vorhin erwähnten Bäckerlehrlinge um 89,1 %. Die Folge ist aber die immer mehr wachsende Gefahr, daß diese jungen Leute nach der Ausbildung in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Das ist das Problem.

    (Werner [CDU/CSU]: Haben die nun zugenommen oder abgenommen?)

    — Die Lehrlinge haben zugenommen. Das Problem, das dabei auftaucht, ist, daß sie nicht übernommen werden und daß sie keine Arbeitsplatzchance bekommen. Das ist das Problem.

    (Zuruf der CDU/CSU: Das wollen Sie mit staatlichen Programmen verhindern?)

    Im übrigen wird das Problem noch sehr viel gefährlicher weil früher gelten konnte, daß diese jungen Menschen nach der Ausbildung wenigstens in die Chance der ungelernten und angelernten und später in die Facharbeiterschaft hinweinwachsen konnten. Das allerdings gilt gegenwärtig nicht mehr, nachdem der Arbeitsmarkt sehr viel enger geworden ist.
    Dahinter verbirgt sich ein anderes Problem, nämlich der Abstieg vom Facharbeiter im Handwerk oder vom Gesellen im Handwerk zum Hilfsarbeiter mit geringem Qualifikationsniveau und hohem Arbeitsplatzrisiko, gleichzeitig bei schlechter Bezahlung. Läßt dieser Prozeß der Dequalifikation Sie eigentlich kalt? Haben Sie denn überhaupt kein Empfinden mehr, was hinter diesem Abstiegsprozeß von ausgebildeten Fachleuten, die nachher in der Arbeitslosigkeit landen, steht, läßt dieser schreckliche Prozeß, der sich in der Person abspielt, weil man sich ausgestoßen fühlt, Sie eigentlich kalt? Das verstehe ich nicht.
    Jedenfalls dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, daß die Expansion der betrieblichen Ausbildung in Teilen des Handwerks mehr und mehr auch diese Schattenseite zeigt, nämlich daß die Ausweitung dort stattfindet, wenigstens in Teilbereichen, wo die Transferqualifikation, d. h. die Möglichkeit, Ausbildungsinhalte auf andere Berufe zu übertragen, besteht, daß Sie in solchen Bereichen die Ausbildung expandiert haben und daß es damit allerdings keine Chance gibt, später im eigenen Beruf etwas damit anfangen zu können.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch gar nicht!)

    Einen Schlußpunkt möchte ich setzen. Für mich ist das Schlimmste, daß das, was wir noch in den 60er Jahren haben lernen müssen, das Leitbild der Frau, die katholisch ist, oder des jungen Mädchens, das katholisch ist, die auf dem Land leben und aus dem Arbeiterhaushalt kommen, die Leitfigur für ein Vorenthalten des Bildungsrechts war. Heute ist es so, daß wiederum die Mädchen auch mit mittlerer und höherer Qualifikation in den Statistiken die sind, die am schlechtesten abschneiden. 65 % all derer, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, sind Mädchen. In den „Warteschleifen" sind 72 Wo Mädchen. Soll denn jetzt die Parole gelten, daß es, wenn schon die Jungen Probleme haben, und es ihnen schlecht geht, den Mädchen noch schlechter gehen soll? Das wäre das Ende der Bemühungen um Chancengleichheit. Das werden wir verhindern.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Nelle.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Engelbert Nelle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrter Herr Weisskirchen, ich habe mal eine Rede von Ihnen im Hohen Hause aus dem Januar 1984 nachgelesen. Im Grundsatz haben Sie damals ein solches Ritual, das Sie hier wiederum aufgeführt haben, selbst beklagt und die Frage gestellt: „Was hilft es eigentlich einem einzigen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, wenn wir hier nur alles verdammen und verteufeln, was es überhaupt nur zu verteufeln gibt?" Sie haben sich jetzt hier selbst widersprochen. Sie haben weiter gemacht, so, wie Sie das draußen tun und wie Sie das hier in Aktuellen Stunden getan haben. Sie haben weiterhin hier so getan, als gäbe es eine Lehrstellenkatastrophe.
    Wir alle sprechen heute hier über den Berufsbildungsbericht 1985; er ist aktuell. Ich halte dagegen, Herr Weisskirchen, wir können von einem Spitzenergebnis sprechen, auch wenn Sie dies ablehnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie kommen um diese Zahlen nicht herum; denn wir haben einfach eine solche Spitze erreicht: bereits in 1983 mit über 676 000 Ausbildungsverträgen, wir haben in 1984 nochmals draufgesattelt — wahrscheinlich hätte ich eine Wette verloren, daß wir das nicht erreichen würden — und haben zum Stichtag
    30. September über 705 000 erreicht. Daran läßt sich nichts deuteln, das sind Fakten, und Sie haben dem ja auch nicht widersprochen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)